EIN KERMODEBÄR, VIEL REGEN UND SILBERLACHSE
EIN FLIEGENFISCHERREISEBERICHT VON UWE MÜLLER UND FRANK MÜLLER
BILDER VON JAKOB MÜLLER (JM), FRANK MÜLLER (FM), UWE MÜLLER (UM)
Silberträume können in Erfüllung gehen (UM)
Bereits seit frühester Kindheit nahm unser Vater meinen Bruder und mich zum Fischen mit. Daran hat sich seither eigentlich nicht viel verändert. Noch immer versuchen wir, so oft es geht zusammen ans Wasser zu kommen. Leider klappte es im Jahr 2015 nicht, dass mein Bruder mit uns nach Island kam. Seither planten und diskutierten wir, wann und wohin uns unsere nächste Angelreise führen würde. Im Frühjahr 2016 fiel die Entscheidung schließlich auf Kanada, um Lachsen und Steelheads nachzustellen. Bis zum September blieb noch genügend Zeit, um die nötigen Vorbereitungen für die Reise zu treffen. 
Am xx. September ist es endlich soweit: raus aus dem Alltag und rein in den Flieger. Nur 7.830 Kilometer trennen uns noch von Terrace in der kanadischen Provinz British Columbia. Der Skeena River ist unser Ziel, um Steelheads und Silberlachse zu fangen. Die Vorfreude hierauf lässt auch die Zeit über den Wolken in Windes Eile vorüberziehen. Nachdem auch mein Bruder Frank (mit einstündiger Verspätung aus München kommend) in Terrace zu uns gestoßen ist, können wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Nach einem kurzen Abstecher zum Supermarkt, um uns für die kommenden Tage einzudecken, erreichen wir gegen 22:30 Uhr das kleine Örtchen Usk, in dem sich unsere Unterkunft für die kommenden Tage befindet.
Ankunft in Terrace an einem trüben Herbsttag (UM)
Der Copper River in malerischer Landschaft (UM)
Früher als geplant starte ich an unserem ersten Morgen in Kanada bereits um 05:00 Uhr in den Tag. Da mein Vater und Bruder noch schlafen, nutze ich die Gelegenheit das Frühstück vorzubereiten und die Angelausrüstung auszupacken. Um 06:30 Uhr ist es Zeit, um den ersten Tag beim gemeinsamen Frühstück zu planen. Zunächst fahren wir zurück nach Terrace, um unsere Angellizenzen abzuholen. Der örtliche Angelladen versorgt uns mit den aktuellen Informationen und Wasserständen. Den restlichen Tag verbringen wir am Copper River.
Mein Vater und Bruder am Befischen des durch Regen erhöhten Copper Rivers (UM)
Auch wenn den Meisten die strengen Regelungen zur Fischerei in British Columbia bekannt sein dürften, möchte ich hier ein paar Informationen zur Fischerei geben. Nachfolgende Regelungen beziehen sich auf das Jahr 2016. Es können sich jederzeit Regelungen ändern, weshalb ein Blick in die aktuelle Synopsis (Anker mit Verlinkung zu Informationen) wichtig ist. Ein Verstoß gegen Vorschriften wird  mit empfindlich hohen Geldstrafen geahndet.
Ein kleiner Zufluss am Wegrand (UM)
Um in Kanada fischen zu können benötigt man eine Basislizenz, sowie eine Zielfischmarke. In unserem Fall benötigen wir die Steelhead- und Lachs-Marke. Um den Befischungsdruck auf besonders erhaltenswürdige Fischbestände zu reduzieren wurden bereits vor einiger Zeit verschiedene Gewässerkategorien eingeführt. Die Gewässer sind dabei in drei Klassen eingeteilt. Klassifizierte Gewässer der Stufe I und II kosten dann pro Tag entweder 20 CAD oder 40 CAD[2]. Nicht verständlich ist der Befischungsausschluss von Nicht-Kanadiern für verschiedene Gewässer, wie beispielsweise dem Lakelse River[1].
Verdutzt schaut uns jemand entgegen (UM)
Mit diesen ausgestattete, versuchen wir am Copper River bis in die Abendstunden unser Glück. Leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite. Bereits vor unserer Ankunft führte Dauerregen zu höherem Wasserstand der Gewässer. Im Vergleich zu anderen Flüssen der Gegend fließt der Copper River jedoch relativ schnell ab. Kurz vor dem Abend merke ich einen kleinen Schlag an der Angel. Nach kurzem Drill kann ich einen kleinen Silberlachs landen.
Glücksfang am Abend (FM)
Nach einem langen Tag freuen wir uns auf unser gemeinsames Abendessen mit der ein oder anderen Angel-Anekdote. Auch der Besitzer unserer Unterkunft gesellt sich zu uns, um in den nächsten Tagen ein paar Mal mit uns fischen zu gehen.
Am nächsten Morgen steuern wir den Kalum River an und der Besitzer unserer Hütte zeigt uns ein paar Stellen. Aufgrund der hohen Wasserstände stellt sich mit der Zweihandrute einfach kein Erfolg ein. Daher versuche ich mit der 6er einige kleinere Fischarten, wie Forellen, Saiblinge oder Renken an Flussmündungen zu fangen. Dieser Plan geht auf und der Erfolg stellt sich schnell ein.
Land unter in der Skeena Region, auch der Kalum River mit hohem Wasserstand (UM)
Der erste Laichräuber, ein Mountain Whitefish (UM)
Meine erste Kehlschnittforelle aus Kanada (UM)
Weiterer Fang eines Laichräubers (UM)
Der Wasserstand des Kitimat Rivers sieht für den dritten Tag vielversprechend aus und wir versuchen übergangsweise unser Glück auf Silberlachs. Nachdem wir einige Am dritten Tag verspricht der Wasserstand des Kitimat Rivers ein erfolgreiches Angelerlebnis und wir versuchen unser Glück auf Silberlachs. Nachdem wir einige Fliegenmuster ausprobiert haben, stelle ich mich mit meinem Bruder ans Ufer, um unserem Vater beim Fischen zu zusehen. „Euch Hasen zeig ich’s schon“ feixt unser Vater. Und tatsächlich krümmt sich die Zweihandrute binnen Sekunden. Ein gekonnter Drill landet den Fisch und unser Vater ist sichtlich glücklich. „Zumindest das Abendessen ist damit gesichert“, scherzt er. Da wir an diesem Tag keine weiteren Erfolge verbuchen können, machen wir uns Gedanken über die folgenden Tage. Da der Wasserstand am Skeena River weiter hoch ist, befischen wir aus Mangel an Alternativen am nächsten Tag wieder den Kitimat- leider erfolglos.
Mein Vater im Drill mit einem Silberlachs (UM)
Ein schöner Silberlachs aus dem Kitimat River (UM)
Die Wege machen einen geländegängigen fahrbaren Untersatz unerlässlich (UM)
Gibt es etwas schöneres, als mit seinem Bruder eine Leidenschaft zu teilen? (FM)
Endlich können wir am vierten Tag zum ersten Mal den Skeena River befischen. Als Erstes fahren wir einen Einlauf an, der klares Wasser führt. Mein Vater und mein Bruder entscheiden sich dazu, auf Steelhead zu fischen, während ich zunächst einige Zeit Forellen ärgere. Forellen und andere kleinere Salmoniden treten hier besonders als Laichräuber in Erscheinung, weshalb Lachseierimitate fängig sind. Bereits nach einigen Minuten rührt sich etwas an der Angel, als eine Bull Trout meine Fliege nimmt. Neben Bull Trout fange ich noch Renken und Kehlschnittforellen. Da mein Bruder witzelt, dass ich nichts Größeres fangen werde, werfe ich mit der Fliege in die Mitte des sich bildenden Mischwassers und der Bissanzeiger geht sofort unter. Nach dem Anhieb merke ich sofort, dass am anderen Ende etwas Größeres hängt. Als der Fisch sich dem Ufer nähert, stellt sich heraus, dass es sich um einen Steelhead handelt- und das mit einer „leichten“ Rute. Sichtlich erstaunt klopft mir mein Bruder auf die Schulter. Leider schlitzt der Steelhead kurz vor der Landung aus.
Eisern steht mein Vater in der Strömung und macht Wurf um Wurf (UM)
Die erste Bull Trout für mich am Skeena River (UM)

 
Es hätte klappen können, leider schlitzt der Haken aus (UM)
Danach wechselten uns mein Bruder und ich mit der 6er immer wieder ab, so dass jeder ein paar Forellen und Saiblinge fangen konnte. Währenddessen steht unser Vater wie ein Fels mit der Zweihandrute in der Strömung des Wassers. In der Zwischenzeit stößt unser Gastgeber wieder zu uns und hatte etwas Verrücktes zu erzählen. Während er eine Stelle weiter flussabwärts befischte hörte er hinter sich etwas rascheln. Keine 10 Meter von ihm entfernt stand ein weißer Schwarzbär, auch Kermodebär genannt. Obwohl sie in dieser Region häufiger anzutreffen sind, handelt es sich hierbei um eine wahre Seltenheit. Erschrocken vom Angler drehte der Bär sofort wieder um, um in den Wald zu flüchten. Wir wechseln gegen Mittag die Stelle und uns kommen Waldarbeiter entgegen, die uns fragen, ob wir den Bären auch gesehen haben.
Der Kermodebär am Flughafen in Terrace (UM)
Obwohl uns ein Steelhead weiter verwehrt bleibt, freuen wir uns über die gemeinsame Zeit, die wir zusammen am Wasser verbringen können. Um das Ruder etwas herumzureißen wollen wir eine Flussmündung in den Skeena River weiter stromab in Richtung Pazifischer Ozean befischen, in dem um diese Zeit gute Silberlachswanderungen stattfinden.
Ein toller Fang meines Bruders (UM)
Am Exchamsiks River angekommen sind bereits einige Angler vor Ort und wir unterhalten uns ein wenig mit ihnen. Zwei ältere Männer packen gerade zusammen und geben uns noch ein paar Tipps auf dem Weg. Nach Alter aufgereiht, steht an oberster Front unser Vater, dann mein Bruder und am Ende stehe ich. So fischen wir eine Weile, ehe unser Gastgeber mit der Spinnrute einen schönen Silberlachs fängt. Gegen Nachmittag rührt sich etwas an meiner Rute und ein heißer Tanz beginnt, denn um in der Fischrinne fischen zu können, bin ich bis zum Bauchnabel im Wasser, was meine Bewegungsfreiheit leicht einschränkt. Ich versuche so schnell wie möglich ans Ufer zu gelangen. Der Fisch schlägt in einer Tour an der Angel und habe ich ihn mal in meine Nähe gebracht, nimmt er wieder viele Meter von der Rolle. Nach gut fünf Minuten kann ich ihn dann ans Ufer bringen, wo mein Bruder bereits aufgeregt wartet, um den Fisch für mich zu fassen.   Am Abend bringen wir unsere Fische zu einem kleinen Familienbetrieb, der Lachse räuchert.
Guter Wasserstand am Zufluss des Skeena Rivers (UM)
Die Mühen wurden belohnt, nach vielen Stunden am Wasser ein toller Silberlachs (FM)
Aufgrund des stabilen Wetters der letzten Tage befischen wir in den nächsten beiden Tagen den Copper River. Am Abend des zweiten Tages am Copper beginnt es wieder zu regnen und so sind die nächsten Tage gezeichnet von abermals sehr viel Wasser. Der Wasserstand am Skeena River konnte nicht wirklich sinken und mehr und mehr Wasser wird von den Zuflüssen in den Fluss gebracht, so dass ganze Bäume an uns vorbei schwimmen. An erfolgreiche Steelhead-/Lachsfischerei ist dabei nicht zu denken.
Schöne Bull Trout von Frank (UM)
Unwegsame Wege gehören bei der Lachsfischerei einfach dazu (UM)
Malerische Kulisse am Copper River (UM)
Nachdem unser Gastgeber in der Zwischenzeit die Unterkunft renoviert machen sich mein Bruder, Vater und ich auf, um in den nächsten Tagen weiter ins Landesinnere zu fahren um am Tseax River oder Ross Lake zu fischen.
Abstrakte Vulkan-Landschaft am Tseax River (UM)
Mein Vater, mein Bruder und ich auf dem Rückweg (UM)
Mystische Stimmung am Ross Lake (UM)
Das Wetter hat auch bei uns Spuren hinterlassen, so erkälte erst ich mich und dann mein Bruder, der deswegen sogar früher abreisen muss. Mein Vater und ich verbringen die letzten Tage nochmal am Exchamsiks River um wenigstens noch ein bisschen was zu fangen. Der noch moderat gestiegene Exchamsiks bringt uns noch ein paar, die wir dann am Abend bei einem Bier genießen. Eins ist jedenfalls jetzt schon sicher, dies war nicht der erste und letzte Trip an Kanadas Westküste.

WEITERE IMPRESSIONEN DER REISE:

Der Wasserstand macht die Befischung unmöglich (UM)
Der Skeena River gleicht eher einem Kakao, es schwammen einige Bäume an uns vorbei (UM)
Der Kitimat River oberhalb von Kitimat Township (UM)
Eine kleine Regenbogenforelle aus dem Skeena Wasserspiegel (UM)
Seehunde am Jagen der Lachse (UM)
Copper River an einem herrlichen Tag (UM)
Auf dem Weg zurück nach Terrace (UM)
Nach kurzen Überlegen blieben wir doch bei unseren Fliegenruten, auch wenn die Auswahl an Spinnruten groß ist ;) (UM)
Schöne Regenbogenforelle aus dem Skeena Einzugsgebiet (UM)
Ein Schwarzbär am Wegrand (JM)
Blick in die untere Schlucht am Copper River (UM)
Mein Bruder beim Fliegenfischen (UM)
Auch der Autor fischt mit der Einhand auf Forellen, Saiblinge und Co. (FM)
NÜTZLICHE INFORMATIONEN ZU KANADA:

- Grundsätzliches / Wissenswertes über Kanada (Wiki)
- Grundsätzliches / Wissenswertes über Britisch Kolumbien (Wiki)
- Troutfisherman.de / Informationen zum Skeena River
- Anreise: mit Flugzeug
- Offizielle Tourist-Informationsseite Britisch Kolumbien
- Offizielle Fischereiseite British Kolumbien
- Informationen zur Unterkunft
- Gerne steht der Autor für nähere Informationen zum Gewässer und Unterkunft zur Verfügung (Kontaktformular).
 
 
 
 
 
 

Bull Trout aus dem Skeena River (FM) 

IM FLIEGENFISCHER-FORUM BISHER ERSCHIENENE REISEBERICHTE ÜBER DIE SKEENA REGION:
- Lachs und Steelhead in BC Kanada | Teil 1 | Teil 2 | Bilderberichte von Erwin Behrens (07-09/2015)
- Traum oder Wirklichkeit? Fünfeinhalb Wochen am Kitimat River | Ein Reisebericht und Fotos von Rolf Modes (12/2011)
- Steelheadfischen im Winter – Nix für Mädchen… Ein Beitrag und Fotos von Wolfgang Möller (04/2008)
- Britisch Columbien: Steelhead am Kispiox. Von Stefan Plüquett (11/2007)
- Erlaubtes Suchtmittel - am Kitimat River in B.C. - ein Bericht von Rolf Modes (09/2006)
- Fliegenfischen in Kanada mit RST (Sommer 2005) von Michael Rosenkränzer (06/2006)
- Kitimat Urlaub 2004 in Britisch Columbien. Von Rolf Modes (11/2004)
- Unterwegs in Sachen Fisch. Ein British Columbia-Reisebericht von Sebastian Blum (03/2004)
- Fliegenfischen auf Lachse in B.C. 2003. Ein Bericht von Rolf Modes (08/2003)
- Sieben auf einen Streich. Eine Reise nach British Columbien. Von Dr. Wolfgang Stoltenberg (03/2003)
- BC: "Eine für Alles". Ein Reisebericht aus British Columbien von T. Pseiner (12/2000)
- BC: Ein kurzer aber sehr schöner Steelhead-Bericht von M. Jordan (12/2000)
Luftaufnahme des Lakelse River (UM)
In der Diskussionsrunde (UM)
Die Eierimitation ist bei den Laichräubern beliebt (UM)
Forellen und Saiblinge sind eine schöne Ablenkung bei ansonsten schlechten Bedingungen (UM)
INFORMATIONEN ZUR UNTERKUNFT: 
Blick auf die Unterkunft (UM)
Seit mehr als 15 Jahren vermietet unser Gastgeber seine Unterkunft im Herzen British Columbias. In Usk, rund 24 km von Terrace entfernt liegen die beiden Häuser, die er Anglern oder anderen Reisenden zur Verfügung stellt. Aktuell renoviert er ein kürzlich gekauftes Haus direkt neben der bisherigen Unterkunft. In der Unterkunft befindet sich alles, was der abenteuerlustige Angler benötigt. Neben Fliegenruten und Spinnruten stellt Hans-Günther den Mietern auch Pontoon-Boote zur Verfügung.
Kurze Übersicht der Umgebung (UM)
Für Fragen zur Unterkunft wenden Sie sich bitte an den Autor, der vermittelt Ihnen gerne den Kontakt zum Vermieter (Kontakt zum Autor).
Totem Pfahl am Kitselas (UM)
Titel: Wir kommen wieder (UM)
LITERATURVERZEICHNIS:
[1] Freshwater Fishing Regulations Synopsis – Region 6 – Skeena, http://www.env.gov.bc.ca/fw/fish/regulations/docs/1517/fishing_synopsis_2015-17_region6.pdf, abgerufen 18.02.2017
[2] Freshwater Fishing Regulations Synopsis, http://www.env.gov.bc.ca/fw/fish/regulations/, abgerufen 18.02.2017
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Ein Bericht und Fotos von Uwe Müller für www.fliegenfischer-forum.de - Juni 2018.
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