Unterwegs in Sachen Fisch
Ein British Columbia - Reisebericht von Sebastian Blum

Lange sind sie her, die Wochenendausflüge "zum Fischen", kurz nach der deutsch - deutschen Wiedervereinigung an die Schwarza, an die Felda oder Saale, dann die ersten kläglichen Meerforellen- Angriffe. Lange, sehr lange Tage, in denen wir das "Wathosen-Wett- Schwitzen" zur Perfektion
getrieben haben, ein ganzes Wochenende von Aldi Graubrot und Pülsen Bräu gelebt haben, zwei Stunden Schlaf reichen mussten, denn die Ostsee - Steelheads warteten ja schon wieder im Spülsaum des schon angebrochenen Tages. Soll heissen: Lange fischen wir schon zusammen, haben gemeinsam im Fliegenfischen das Laufen gelernt, die ersten Fliegen zusammen gebunden, dann die ersten Fische mit der Fliege gefangen viel und auch verdammt viel Lehrgeld bezahlt ...
"Wir" das sind drei Jungs aus Nordhessen, Sebastian „Moose-Boy“, Stefan „The Runner“ & Sven „Dump Boy“, die die Bäche und Flüsse um den Edersee genau kennen und eben gerne gemeinsam fischen, was sonst!
Und so haben wir auf unseren Touren über viel geredet, aber der Tellerrand ging bis zum Fliegenfischen, fischen, fischen und Fische, und keinen Millimeter weiter ... es gab (gibt) wenn wir zusammen unterwegs sind kein anderes Gesprächsthema. Ein ganz besonderes Thema kam aber periodisch immer wieder auf ...:
Einmal zusammen nach Nordamerika, nach Canada BC, um in den Flüssen, die man aus den Hochglanzprospekten kennt, gemeinsam fischen zu können. Im Frühjahr 2003 kam dann alles recht überraschend. Alle drei waren an einem Punkt angelangt, privat, beruflich wie auch finanziell, an dem die Reise keine Utopie mehr zu sein schien. Angeregt durch den dreimonatigen BC - Aufenthalt eines unseres  "Dreigestirns"  buchten Stefan und ich relativ spontan zwei Flüge von Frankfurt nach Vancouver! Ab diesem Zeitpunkt war unser Jahresziel definiert, und (ich möchte meinen) alle Homepages, die bei GOOGLE
etwas zu "BC, fishing, salmon, rivers, waterflow, lodges, Jeep rentals etc." zu bieten hatten, uns bekannt. Durch einen früheren BC Aufenthalt von Sven hatten wir das grosse (!!!) Glück, auf Randy zu treffen, einen kanadischen Guide (dazu aber später mehr). Am 29. Juli, Sven hatte schon die ersten Fangberichte der vergangenen Woche gemailt (er war eine Woche früher geflogen und jetzt schon am fischen), fanden wir uns auf dem Frankfurter Flughafen wieder.
So, wie es aussieht, wenn Fischer Reisen ... rod tubes all over (!) ... Nach 11 Stunden Flug, zwei grossen "CANADIAN" und einer unruhigen Nacht in Vancouver ging es am folgenden Tag mit einem Charter weiter nach "Terrace", und als der Flieger beim Landeanflug eine Schleife über den "Skeena" flog, da war eine Gänsehaut zu spüren ... oh ja!
Der Jeep, den wir für vier Wochen gemietet hatten, von Sven abgeholt, stand bereit, vier Dosen CANADIAN (diese Bier Sorte kreuzte unseren Weg noch einige Male, man könnte auch sagen täglich) ebenso, und los ging es.
Einchecken bei Randy und Pat, im "Lanfear-Guesthouse" in Terrace Downtown. Die beiden gebürtigen Kanadier betreiben seit nunmehr drei Jahren "Bed and Breakfast" zu sehr fairen Preisen, Randy guidet auf dem Skeena, und seine Frau Pat macht das beste Frühstück was wir uns nur hätten wünschen können. 
Noch am gleichen späten Nachmittag wurden die Geräte montiert ... find some fish! Am Skeena war der erste Hauptrun der "Pinks" (Buckellachse) in vollem Gange, für den, der Lachs will, und noch nie einen hatte, ein grosses Erlebnis ... noch ... 
Zudem sind im Juli die richtig grossen Brocken im Fluss, Kings (Königslachse) bis 60 lbs. und auch noch deutlich darüber hinaus aber mit der Fliege ein sehr heikles Thema. Im Juli kommen dann auch die ersten Summer Run Steelheads also unbegrenzte Möglichkeiten! Kurz vor Sonnenuntergang kochte der Skeena, buckelnde Lachse überüberüberall ... aber leider keiner (!) an unseren Ruten. Als dann auch noch "Freund Petz" um die Ecke kam (ein Schwarzbär), um nach den Lachsen zu schauen, war die Stimmung tief, der jetlag brachial ... CANADIAN hat geholfen ... wie so oft.
Nur eine kurze Anmerkung zu dem Begriff Hauptrun. Als Europäer macht man sich keinerlei Vorstellung von der schieren Menge an Lachsen, die Jahr für Jahr den Skeena zu ihren Laichgründen durchwandern. Wir hatten in 2003 ein schwaches Sockeye-Jahr mit „nur“ ca. 1.5 Millionen Rotlachsen, die Zahl der Pinks geht in die zweistelligen Millionen und auch Kings kommen zu mehreren hunderttausend in den Fluss. Man muss diese Wanderung mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben.
Sichtlich "frustriert" sassen wir dann bei Randy zum Bier zusammen, der uns für den nächsten Tag einen kleinen Creek in Richtung Kitimat empfahl, "to get some practise with big fish" ... !!! Eine weitere unruhige Nacht folgte (der erste Lachs musste noch gefangen werden). Eine ca. 45 min. Fahrt am nächsten Tag und schon waren wir dort. Ein kleiner, glasklarer Bach, ca. 6-10 Meter breit, in einer wunderbaren Landschaft, Blick auf die schneebedeckten Berge, blauer Himmel, Bärenspuren am Ufer ... . Da standen wir, noch ohne Wathosen, auf einem alten Baumstamm und schauten mit unsern Polbrillen in den ersten Pool.
Ich kann mich nicht mehr erinnern wer es war, aber irgendeiner sagte "... diese ganzen dunklen Steine, das "... die bewegen sich ja". Folge stehenden Fusses, und genauso schnell wie die Antwort kam, "sprangen" wir in die unserer Wathosen. Es dauerte genau 10 Minuten bis das erste "hoooook, fish on" durch das Tal schallte,  das Nächste folgte sofort, und das Nächste, das Nächste ... Pinks überall, alle um 7 lbs, frische, kampfstarke, silberblanke Brocken, die uns nun endgültig zeigten das wir auf kanadischem Boden waren.
Zum Teil konnten wir die Fische "auf Sicht" anwerfen und haken, obwohl das "auf Sicht" keine Meisterleistung war...
Nun, so konnten wir uns einen Tag komplett "ausfischen", das Handling mit diesen "grossen" Fischen üben und einfach Spass haben, dafür waren wir nämlich gemeinsam unterwegs! Wir besuchten diesen "Bach" noch zweimal, konnten einige grosse Hundslachse zwischen 10 und 15 lbs fangen, eine kleine Steelhead etc. Dann war es aber auch gut, denn ständig die Fische zu "nageln" war uns allen zu viel des Guten, zum Glück sind wir uns in dieser Hinsicht immer sehr einig, gut zu wissen!
Es kam hinzu, dass die "Pinks" mittlerweile nicht mehr frisch im Fluss waren, und sich dementsprechend verwandelt hatten ... Die nächste challenge war der Skeena. Den Skeena kann man mit zwei Worten beschreiben: Sau gross! Er ist breit und tief (mit Randys Echolot fanden wir Stellen, die tiefer als 15 m sind), hat ein stark wechselndes Abflussregime, ist an einigen Stellen extrem trübungsanfällig (Holzeinschlag an den Hanglagen) und strömt an den meisten Stellen stark. Kurzum als unerfahrenes Greenhorn hat man ohne entsprechende Tipps der Locals eigtl. kaum eine reelle Chance, die guten Ecken zum Fliegenfischen zu finden ... Danke Randy!! Dementsprechend musste auch unsere Skeena Ausrüstung aussehen, min. 9# Ruten und schwere, schwere Schussköpfe. Nur wer tief fischt hat eine reale Chance auf Fisch. Wir fischten zeitweise mit Teeny Schussköpfen mit 300 grain, hatten keinen einzigen Biss. 10 Meter weiter oberhalb, mit 10er Rute und 425 Cortland Schusskopf kam Biss auf Biss. Aber der Reihe nach.
Randy, unser B&B Gastgeber fischt selbst, oder besser, er lebt, um zu fischen und kennt den Skeena wie kaum ein anderer. Schnell hatten wir vier unsere stark identische Philosophie des Fliegenfischens erkannt, und er bot an uns "privat" zum Fischen mitzunehmen, mit seinem Boot mit 80 PS Jet Motor. Allein die Fahrt auf dem Skeena zu verschiedenen Stellen ist wohl schon einen geguideten Tag wert, den Spass den wir dabei hatten definitiv auch. Die Momente in denen wir bei untergehender Sonne zu viert über den Skeena rasten, Schwarzbär am Ufer, Seals im Fluss und riesige Kings beim tailen werden wir wohl niemals vergessen.
Wer dabei noch unsere Philosophie des Fischens teilt, d. h. den Tag geniessen und nicht nur Fleisch machen, wie wir es leider des öfteren auch erleben mussten, hat mit Randy den optimalen Begleiter. Die Einheimischen, die wir trafen fischen alle mit sehr schwerem Gerät, die meisten mit 2händern und selbst geschnittenen Schussköpfen aus Bleischnur (die Verluste an Fliegen und Schussköpfen möchte ich nicht erwähnen, im Preis der Reise einplanen!) Somit mussten wir uns an das Fischen (bzw. arbeiten) mit solch` schwerem Gerät gewöhnen.
Zu unserem grossen Glück begann nach drei Tagen der Rotlachs (Sockeye) Run, den wir komplett ausfischen konnten, und dies auch taten. Hier mussten wir einige Zeit suchen, um Stellen zu finden an denen ein "walk in" möglich war, und das Fischen mit der Fliege ... nicht so einfach. Wir wurden aber fündig, und fingen alle unsere Rotlachse. Die Fische waren zwischen 7 und 11 lbs, wunderbare, silberblanke, mit Meerläusen gespickte Torpedos. Keine Riesen, natürlich, mit einer einhändigen Rute, bei dieser Strömung aber noch gut zu handeln.
Alles darüber hinaus wurde kritisch und wir verloren viele, viele größere Fische. Rotlachs-BBQ in Alufolie mit einem eisgekühlten Canadian (was sonst), life could be worse. Der Steelhead Run begann zur gleichen Zeit, war etwas träge, jedoch konnten wir drei grosse, wunderbare SH fangen ... die sich im Drill sehr schnell als solche zu erkennen gaben (das reicht, denke ich ... !).
Wenn ein gehakter Fisch bei dieser Strömung beginnt, stromauf zu maschieren kann man sicher sein, dass es kein Pink ist! In diesem Stil verbrachten wir fast zwei Wochen. Morgens walk in zu "unserem" Sockeye Spot, Feuer machen, fischen, ein, zwei Pinks fangen, einen entnehmen, in Alufolie wickeln, Salz und Pfeffer drüber, zweites Frühstück ... ein Canadian ... ein paar Rotlachse fangen, Holz für`s Feuer sammeln ... ein Nickerchen machen, die Umgebung erkunden, Adler Federn sammeln ... fishers heaven eben.
Terrace liegt von der Skeena Mündung nur ca. 120 km entfernt. Somit konnten wir im Tagesablauf deutlich merken, wenn "frische" Fische den Fluss erreichten. Leider mussten wir einige Tage auch vergeblich auf Fisch warten, weil "die commercials" am Fischen waren, mit Netzen, vor der Mündung ... ein unschönes Thema. An diesen Tagen scheint der Fluss wie leer, nur sehr vereinzelt schaffen es die Lachse und Steelheads dann, den Kiemennetzen zu entgehen. Dementspreched häufig fängt man dann auch Fische mit den typischen Netmarks.
Das wir einen Tag auch noch auf "die richtig" Grossen fischen mussten, mit Randy, war Ehrensache, fanden wir, und so legten wir all`unseren "fly only Purismus“ ab. Mit Multirollen und 60er Schnur ging es auf Kings ... sagen wir es so: Es fühlt sich an, als ob man einen Twingo hakt, und versucht, ihn zu drillen ... 52 lbs, 35 lbs, 37 lbs ... noch Fragen? Mit der Fliege war in diesem Teil des Skeenas auf Kings KEINE SPUR einer Chance! Selbst mit dem erwähnten Mörderequipment verloren wir die meisten Kings und oftmals half nur rein ins Boot und „follow the fish“.
Wir haben noch nie 200 m 60 er Schnur gesehen, die sich so schnell von der Multirolle verabschiedeten:
Fische gefangen hatten wir dann irgendwann genug, und so machten wir noch eine Woche sightseeing tour durch BC. Gletscher (Mt. Robson & Berg Lake Trail), eine 120 km Kanutour (Bowron Lake Trail) in 2 1/2 Tagen, ohne Spass!, wandern ... und dann wollten wir auch schon wieder zu den Fischen, dieses Gefühl stellte sich recht schnell wieder ein.
Nach 3000 Kilometern im Auto waren wir zurück am Skeena und fischten die letzten Tage an diesem grossartigen Fluss. Wir fingen noch ein paar Sockeyes, die wir zum zum Kalträuchern brachten und mit nach Hause nahmen ... ein Gedicht. Ausserdem erwischten wir noch einige der frühen Cohos, die ab Mitte August im Fluss sind. 

Dementsprechend hatten wir alle den Grand Slam erreicht: King, Coho, Chum, Sockeye, Pink und Steelhead, ein Traum ging für uns alle in Erfüllung.

Wir tranken, klönten, und nahmen langsam Abschied von BC.

Fazit: BC ist ein Traum, in jeglicher Hinsicht, Fliegenfischer und Naturfreunde kommen auf alle Kosten die man sich nur ausmalen kann. Wir würden immer wieder "auf eigene Faust" nach Canada fahren, Lodges kämen für uns nicht in Frage (das "alleine fischen" ist uns dreien zu wichtig). Des öfteren konnten wir die Lodge-Gäste zu zehnt auf einer Sandbank fischen sehen ... nicht unsere Vorstellung von Fliegenfischen in dieser unglaublichen Landschaft.
Allerdings sollte man gerade am Skeena zumindest für ein zwei Tage die Hilfe eines Guides in Anspruch nehmen, da die Gefahr an der falschen Stelle zur falschen Zeit zu Fischen immens ist.
Man "muss" in den Run der Rotlachse (ab Mitte/Ende Juli) oder später der Silberlachse (Cohos) kommen. "Nur" Pinks zu fangen ist zwar in Ordnung, aber nach einiger Zeit sind so viele im Fluss, dass ... ihr wisst schon ... Die Chance auf Steelheads ist immer gegeben, sicher aber ab Mitte September in den weltberühmten Nebenflüssen des Skeena noch deutlich grösser.
Wenn man Pech mit dem Wetter hat, sieht es am Skeena und seinen Nebenflüssen rund um Terrace böse aus ... dann ist "Caffe ou lait" angesagt. Nur, wer "gut" und weit werfen kann, kann am Skeena relaxt fischen, alles andere artet in Arbeit aus (gilt natürlich auch für die Wahl der Ausrüstung). Ich würde extrem zu 2händern raten! Die Fliegenwahl ... nun, es sind pazifische Lachse .., rot/weiss und tief runter damit, das ist alles.
Kosten: Flug Fra. - Van. Ca. 830 Euro
Flug Van. - Terrace (ACHTUNG!) 375 Euro
(bei Frühbuchung wird es fast um die Hälfte billiger, sagte uns aber leider keiner).
Lizenz:  85 $ Can für eine annual licence
Guides: ...  wenn gewünscht um die 250 $ Can/ Tag und Person
Jeep: ...  XXX / Tag (Kontakt auf Anfrage)
Benzin ca.  75 Cent/Liter
Unterkunft: Campgrounds ca. 17 Dollar/ Nacht und Zelt
Bed an breakfast um die 35 $ Can/Tag (Halbpension)

... und dann noch etwas ... relaxt bleiben, man fängt die Fische, irgendwann ...

Bei Fragen, wie immer, mailen... (über die Flifi- Forum- Redaktion...).
Tight lines, SebasTian

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