Gerätebesprechung - Fliegenruten:
Der ganz besondere "Testbericht": In dieser 14-teiligen Beitragsserie wird der Bau einer Gespließten Fliegenrute von Kurt Zumbrunn vom Anfang bis zur fertigen Rute gezeigt...
Mit diesem Report betreten wir exklusives Neuland: So gründlich und detailliert gab es bisher noch nichts Geschriebenes über den Bau einer - zumal ganz besonderen - gespließten Fliegenrute. Lassen Sie sich überraschen und verfolgen Sie mit uns die Entstehung dieser Fliegenrute bis hin zum abschließenden Test auf "Herz und Nieren".
Die einzelnen Teile dieses Beitrages erscheinen zu festen Terminen, jeweils am:

30.04.2004: 1. Teil: Auswahl des Bambus
03.05.2004: 2. Teil: Flämmen des Bambus
05.05.2004: 3. Teil: Spalten des Bambus
08.05.2004: 4. Teil: Vorhobeln und schleifen der Spleisse
10.05.2004: 5. Teil: Endhobeln der Spleisse
13.05.2004: 6. Teil: Verleimen der Spleisse
16.05.2004: 7. Teil: Schleifen des verleimten Blanks
19.05.2004: 8. Teil: Herstellung von Hülsen und Rollenhaltern
21.05.2004: 9. Teil: Ablängen und Verhülsen des Blanks
24.05.2004: 10. Teil: Ringmontage
26.05.2004: 11. Teil: Griffmontage
28.05.2004: 12. Teil: Lackieren
31.05.2004: 13. Teil: Angaben zur Rute und Schlusswort

04.08.2004: 14. Teil: Abschließender Praxistest

Sie können sie mit obenstehenden Links direkt zur gewünschten Folge durchklicken oder sich aber auch einfach nachfolgend durch das Komplette Dokument arbeiten. Bereits an dieser Stelle herzlichen Dank an Kurt Zumbrunn, der die Umsetzung dieses Reports möglich machte.


Bau einer Gesplissten Fliegenrute - am Beispiel der neuen "Evolution"
von Kurt Zumbrunn

Vorwort
Mit dieser Serie, gewähre ich Ihnen Einblick in die Entstehung einer Gesplissten Fliegenrute. Diese Rute ist gegenwärtig am Entstehen und wird nach Fertigstellung im Fliegenfischerforum fachkundig getestet werden. Ich kann Ihnen nur einen groben Ueberblick über die einzelnen Arbeitsschritte geben. Dem tiefgehender Interessierten empfehle ich das Buch von Stefan Grau, in deutscher Sprache, welches auf seiner Web-Site http://www.bamboorods.ch/grau/ bestellt werden kann.

Ich lade Sie nun ein, bei der Entstehung dieser Rute dabei zu sein.

1. Auswahl des Bambus

Der Auswahl des richtigen Rohmaterials kommt sehr grosse Bedeutung zu. Das Ausgangsmaterial für eine Gesplisste ist Bambus; genauer gesagt Tonkin, oder lat. Arundinaria Amabilis. Es gibt aber auch noch weitere Bambussorten, welche für den Gesplisstenbau verwendet werden, eine davon ist Calcutta-Bambus.

1.1. Ursprungsqualität des Rohmaterials
Die ursprünglichen Eigenschaften des Bambus (Biegeverhalten und Bruchverhalten), sind vom Naturprodukt her gegeben und können nur noch durch ungünstige Lagerbedingungen verschlechtert werden. Guter Rutenbauerbambus ist mindestens 10 Jahre alt und weist eine hohe Dichte an Kraftfibern auf:

An diesem Rohrquerschnitt sehen wir die dunklen Kraftfibern, welche nur auf der Aussenseite des Rohres liegen. Diese sind für den Rutenbau von Interesse. Je dichter die Kraftfibern stehen, umso bessere Ruten lassen sich daraus bauen. Die Kraftfibern in dünnwandigen Rohren stehen häufig dichter beieinander, da sie nicht so dicke Stränge bilden wie in dickeren Rohren. Die Anzahl Kraftfibern im Rutenblank entscheidet schlussendlich über die Qualität der Rute.
1.2. Lagerqualität des Rohmaterials
Für meine Ruten verwende ich nur bestes Ausgangsmaterial. Dieses ist nicht einfach zu beschaffen. Ich hatte jedoch das Glück, von einer alten Rutenbaufirma den Lagerbestand aufkaufen zu können, welcher rund 50 Jahre alt ist. Ausserdem konnte ich aus einer anderen Quelle Rutenbauertonkin in bester Lagerqualität besorgen, welcher noch vor dem 2. Weltkrieg eingekauft worden ist! Für die Testrute im Fliegenfischerforum kommt selbstverständlich nur das Beste in Frage und so entscheide ich mich für den 70 jährigen Tonkin.
70 Jahre Alt sind diese Rohre und von allerfeinster Lagerqualität.
Ueber die Jahre können bei Bambus Lagerschäden eintreten. Vor allem Feuchtigkeit, Fäulnis (Pilze, muffiges riechen) und Insektenfrass sind die grössten Probleme. Diese Probleme kennt der obige Bambus nicht, er ist innen schneeweiss und besteht auch den Geruchstest einwandfrei. Somit können wir nun zu den weiteren Qualitätstests schreiten, die aus einem Biegetest und einem Bruchtest bestehen:
Beim Biegetest schauen wir einerseits, wie weit sich der Bambus biegen lässt, ohne hässliche Geräusche von sich zu geben und andererseits auch, ob er wieder in die Ursprungsgerade zurück springt. Gut gelagerter, alter Bambus, springt immer in die Ursprungsposition zurück, währenddem zu junger, oder ungünstig gelagerter Bambus die Biegung beibehält.

Beim Bruchtest wollen wir unser Augenmerk vor allem auf die Länge der geborstenen Fasern richten:

Hier sehen wir, wie ein idealer Bruch aussehen sollte; während des Brechens sollte jede einzelne Faser einzeln zerbersten. Der Bruchtest ist eine gute Kontrolle für die Qualität des Ursprungsmaterials. Achten Sie bei der Kontrolle eines Rohres vor allem aber auf den Bereich der Knoten. Falls das Rohr nämlich mal Wasser erwischt hat, sind davon meistens die Knoten am stärksten betroffen, da sich hier das Wasser am längsten angesammelt hat. Auch der Bruchtest auf einem Knoten sollte also gemacht werden. Schlechter Bambus bricht meist kurz vor dem Knoten, und zwar sehr kurzfasrig.

Nachdem wir nun den Bambus auf Herz und Nieren geprüft haben, können wir zum nächsten Punkt übergehen:


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