es ist schön zu sehen, das sich schon Kinder in Deinem Alter so ernsthafte Gedanken über ihre Umwelt machen. Mit Deinem Brief an die „Thüringer Allgemeine“ hast Du Fragen aufgeworfen, auf die selbst viele Erwachsene keine vernünftige Antwort geben können oder sich sogar streiten.
Da Du in Taubach wohnst, kennst Du sicherlich die Ilm sehr gut. Seit dem Du geboren wurdest, hat sie sich zu einem sauberen Flüsschen entwickelt, dass für sehr vielen Tierarten zur natürlichen Heimat geworden ist. Bestimmt hast Du schon Wasseramseln und Eisvögel beobachtet, wenn Sie am Wasser auf Nahrungssuche sind oder Fische gesehen, die an warmen Sommerabenden an der Wasseroberfläche nach Insekten schnappen.
Doch dass war nicht immer so: Vor etwas mehr als 15 Jahren war das Wasser der Ilm noch ziemlich schmutzig und nur wenige Tiere konnten darin leben. Nachdem aber durch die neuen Kläranlagen das Wasser deutlich sauberer wurde, haben vor allem die Angler begonnen, in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden auch noch den ganzen Unrat und Müll wegzuräumen. Dadurch haben sie die Möglichkeit geschaffen, viele ehemals in der Ilm heimische Fischarten wieder anzusiedeln. So setzten sie zum Beispiel die für unseren Flussabschnitt typischen Bachforellen und Äschen als Jungfische aus. Diese haben sich in den letzten Jahren so gut entwickelt, dass sie mittlerweile selbst für Ihre Nachkommenschaft sorgen können.
In dem gleichen Zeitraum haben sich die im Norden Deutschlands brütenden Kormorane enorm vermehrt. Ursprünglich gab es dort nur eine begrenzte Anzahl von Nestern, was auch immer streng kontrolliert wurde. Falsch verstandener Tierschutz hat aber in den letzten Jahren dazu geführt, dass es mittlerweile so viele Vögel geworden sind, dass sie in strengen Wintern in ihren eigentlichen Gewässern nicht mehr genug zum Fressen finden. Aus diesem Grund ziehen sie dann in großen Schwärmen in Richtung Süden. Dort fallen sie in die noch nicht zugefrorenen Flüsse und Bäche ein und fressen alles, was ihnen vor den Schnabel kommt. Du musst wissen, dass die Kormorane äußerst intelligente und geschickte Jäger sind, die auch den kleinsten Fisch aus seinem Versteck jagen. Da die Fische den hier nicht heimischen Vogel nicht kennen, haben sie auch nicht gelernt, sich vor ihm zu schützen. So kommt es, dass die Kormorane ganze Flussabschnitte regelrecht leer fressen.
Das haben auch die Regierungen vieler Bundesländer, so auch in Thüringen, erkannt und Gesetze erlassen, mit denen die heimischen Fischarten geschützt werden sollen. Diese sehen als letzte Maßnahme auch den Abschuss von Vögeln vor. Dazu ist es in den letzten Wochen leider auch an der Ilm gekommen. Als Schwärme von mehreren hundert Vögeln einfielen, haben sich die Angelvereine (nicht nur die Ilmtal-Fliegenfischer aus Bad Berka, sondern auch die anderen Vereine, wie z.B. Weimar, Mellingen, Hetschburg, Kranichfeld u.s.w.) mit der Bitte an die Jäger gewandt, dass Schlimmste vom Fischbestand abzuwenden. Das taten diese dann auch, wofür Ihnen die Angler sehr dankbar sind.
Es tut mir leid, dass Du tote Kormorane sehen musstest. Wir können auch nicht erklären, warum sie dort gelegen haben. Es ist aber zu bezweifeln, dass sie von den sonst sehr verantwortungsvoll handelnden Jägern einfach zurück gelassen wurden. Wahrscheinlich lässt sich jetzt auch nicht mehr klären, ob sie tatsächlich geschossen wurden, oder dem Hunger und der Kälte zum Opfer gefallen sind.
Wie groß der Schaden durch die Kormorane tatsächlich ist, werden wir erst im Frühjahr sehen. Wir müssen aber davon ausgehen, dass in den meisten Teilen der Ilm die Arbeit von vielen Jahren innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht wurde. Dann kommen für viele andere Tierarten schwere Zeiten. So zum Beispiel auch für den Eisvogel. Obwohl er sich ausschließlich von Fisch ernährt, wird er doch sehr gern von den Anglern gesehen, weil er ein wichtiges Zeichen für ein intaktes Gewässersystem ist.
Es ist oft schwer zu verstehen, dass unsere Umwelt manchmal schwerwiegende Eingriffe zu ihrem eigenen Schutz benötigt. Aber vielleicht konnten wir Dir ein paar Zusammenhänge so erklären, dass Du Sie in Zukunft besser verstehen kannst.
Michael
Müller, Vorsitzender Ilmtal-Fliegenfischerverein Bad Berka
***
Der Brief
erschien - natürlich leicht gekürzt - am nächsten Tage in
dieser Zeitung...
***
Natürlich
gingen auch weitere Reaktionen ein:
***
Hallo Sarah
!
Werte Leser
der TA!
Ich versuche
mal zu erklären worum es in dieser, nicht sehr sachlich gestalteten
Diskussion über Tiere die keinen Schutz brauchen und andere Tiere
die die Menschen nicht sehen und damit ihr Schutz nur auf dem Papier geregelt
ist, geht. Da ich mal vermute, daß jemand, der sich mit solchen Dingen
auseiandersetzt keinen Wert auf altersgerechte Formulierungsweise legt
und ich mich mit Formulierungen der Erwachsenen altersgerecht ausdrücke.
Historisch
gesehen wurden die Fressfeinde der Menschen früher wegen der
Nahrungskonkurenz verfolgt. Heute kommt Fisch und Fleisch aus dem Laden.
Und der Mensch ist bemüht die Arten aller Tiere und Pflanzen zu erhalten.
Da hier solch unterschiedliche Meinungen von Menschen vertreten werden,
geht das nicht ohne Regelwerk. Wenn sich aber in einigen Ländern Meinungen
solch einem Regelwerk entgegenstellen, wie im Fall der Palacrocorax carbo
sinensis,der Kormoran,
ist der Zusammenbruch
ganzer Ökosysteme in unserer sehr sensiblen Kulturlandschaft vorprogrammiert.
Die Schutzmaßnahmen für diese Vögel wurden bereits am 29.7
. 1979 aufgehoben. Er wurde von der Vogelschutzrichtlinie 409/79 EWG vom
Anhang eins gestrichen, daß heißt , er ist nicht in seinem
Bestand gefährdet. Leider verschweigen das die Politiker, und es ist
heute noch von Bestandsgefährdung und Ähnlichem die Rede. Die
Bestandszählungen von Intercafe sprechen da eine andere Sprache. Es
gibt ca. 500.000 Brutpaare in Europa. Die Jungtiere bis 3 Jahre nicht mitgezählt.
Jeder Kormoran
braucht ca. 0.5 kg Fisch pro Tag . Die Statistik sagt, die Binnenfischer
und Angelfischer entnehmen ca. 65000t Fisch pro Jahr aber der derzeitige
Kormoranbestand vertilgt mindestens das Doppelte im Jahr.Der Schaden durch
Verletzungsausfälle ist da auch nicht berücksichtigt, wird aber
auf ca. nochmal 30% geschätzt Ein Zustand der durch das Wanderverhalten
der Kormorane sich nicht auf den Maritimen Bereich, als eigentliches Vorkommen,
sondern durch dortigen Nahrungsmangel (also Fische) immer mehr ins Landesinnere
verlagert. Diese Dauerschädigung der Fischpopulationen ist die Ausradierung
der Fische binnen nicht sehr langer Zeit.
Da die sowieso
schon durch Gewässerverbau, Wasserkraftnutzung und Gewässerüberdüngung
gebeutelten Fische, die durch diese Faktoren mit fast allen Vertretern
ihrer Art auf der Roten Artenschutzliste stehen, jetzt den Rest kriegen
belegen Studien zur Bestandssituation der Äsche. Die wurde vom TMLNU
beim Sachverständigen für Fischereiwesen, Herrn Jens Görlach,
in Auftrag gegeben und sie ist vom Nov. 2005 , also brandaktuell
und trotzdem durch die eingetretenen Umstände schon überholt.
Es wird von einem Restbestand von unter 10 % des Zeitpunktes Nov. 2005
gesprochen. Genaueres werden wir durch die ebenfalls durch Herrn Görlach
durchzuführende Gesamtbestandsaufnahme der Ilm erfahren. Damit sind
jahrelange Hegearbeit, die die Angler bezahlen und nur in Freizeitarbeit
verrichtet haben, zu Futter verkommen, für einen Vogel, den es hier
nicht gibt, der durch falschverstanden Naturschutz zum Problem, das kein
Politiker ernst nimmt, mutiert! . Hinzu kommt, daß diesen Politikern
nichts anderes einfällt, als den!!!
Schwarzen
Peter den Jägern zuzuschieben, nämlich in der Form der Kormoranverordnung.
Die Jäger sind per Jagdgesetz verpflichtet, auch wenn der Schaden
nicht bezifferbar ist, den Bestand zu regulieren, eigentlich müßten
da die Jäger laut heulen, wenn diese KormoranVO das einzige bleibt,
was an Bestandmanagement den Politikern und ihren schlauen Beratern einfällt.
Dann ist noch Jagdkollege Bello, kein Jäger opfert seien besten
Freund für eine undankbare, nicht ganz parasitenfreie und damit gefährliche
Arbeit. Das mit den Parasiten kann ich belegen. Erschwerend kommt hinzu
das die KormoranVO ein eigenständiges Regelwerk ist und keinerlei
Verweise auf das Jagdrecht den Hund vorschreiben. Nächster Labsus
ist die zu verwendende Munition u.s.w. Dies läßt wie immer Interpretationen
zu, wie üblich.
Meines Wissens
wurden bis zum 7.2.06 Kormorane geschossen, und durch die Jäger schadlos
beseitigt. Ich weiß, daß danach Vögel an Schwäche
und dem Parasitenbefall verendet sind. Da jetzt Jagdruhe für
Enten ist wird es wohl Stellen geben, wo kein Jäger mehr hin geht.
Zumal die auch noch andere Probleme mit Tieren, wie z.B. dem Fuchs, der
Hühner und Enten klaut weil Mäuse knapp sind, oder der Überpopulation
an Wildschweinen haben, und das als Hobby.
Ich sehe den
Kormoran zudem noch als potentielle Gefahr für die Allgemeinheit.
Dies wird durch einen Bericht eines Parasitologen und anderen Dokumenten,
die bereits auf der Internetseite des Fliegenfischerforum( www. fliegenfischer-forum.de)
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, erhärtet.
Zuallerletzt
noch ein paar Worte die man mir mal gelehrt hat. Naturschutz ist nur Naturschutz,
wenn alle Arten gleichwertig betrachtet werden!! Der bedingungslose Schutz
von in Mode geratenen Tieren und Pflanzen ist ein Eingriff der Menschen
in die Natur. Die Fortdauer eines solchen Aktionismus verträgt keine
Art auf Dauer. Keine Population wird diese falsche Politik schadlos überstehen,
auch der Kormoran nicht. Wobei ich finde eine gesunde Population jeder
Art ist erhaltenswert, auch der Kormoran. Nur darf eine Art den anderen
Arten nicht die Lebensgrundlage vernichten. Nirgends werden heimische
Vögel wie Wasseramsel und Eisvogel, die viel schutzbedürftiger,
weil wirklich bedroht, bei dieser Polemik auch nur erwähnt. Die sind
wahrscheinlich auch nicht sichtbar genug, wie die Fische.
Ähnlich
geht es den „Randgruppen“ Angler und Jäger. Sie sind verpflichtet
Biotopschutz nachhaltig und naturkonform, ehrenamtlich und aus eigenen
finanz. Mitteln zu bestreiten, auch wenn das bestritten wird. Die
Tierschutz -und Naturschutzorganisationen bedienen sich an Spenden von
Leuten und kriegen Refugien für „ Ihre Tätigkeit“ vom Staat geschenkt,
die von Anglern und Jägern gepachtet werden müßten. Wobei
keiner erwähnt das die Organisationen der Angler und Jäger nach
§59 Bundesnaturschutzgesetz ebenfalls Naturschutzverbände sind.
Und sich diese auch daran halten. Also weit über ihren vielzitierten
Kochtopf hinaus denken und handeln. Und wer glaubt, daß wir in einer
Kulturlandschaft, die wir nun einmal haben, keine Regulation brauchen,
sollte in eine Höhle ziehen damit mehr Platz für die geliebten
Tiere wird. Damit unsere Umwelt sich frei entfalten kann.(Aber bitte vorher
alles in den U! rzustand versetzen) Das wäre echter Naturschutz, den
uns die Leute wie ein Herr Harald von Fehr vormachen sollten.
Falls da wirklich
verendete Kormorne noch herumliegen, sind sie vielleicht noch als Nahrung
für Bussarde und andere Greifen oder Füchse, die ebenfalls Hungern,
als Nahrung nützlich. Den die sind wahrscheinlich zu schwach gewesen
um mit dem großen Schwarm mit zu fliegen. Denn es sind immer noch
vereinzelt Tiere da, obwohl es kaum noch Fisch gibt. Die Tiere hatten auch
alle, je nach Parasitenbefall unterschiedliche Gewichte.
Und wenn es
keine Jäger mehr gibt, wer räumt dann Tierkadaver in seiner Freizeit
weg. Die totgefahren oder nur verhungert sind. Oder hegt die Natur aus
eigenen Mitteln und Kräften. Ich hoffe man Verpflichtet dann Tierschützer,
und bitte per Gesetz wie bei uns.
Jedenfalls
werft mit Steinen nur solange Ihr nicht im Glashaus sitzt. Und bedenkt,
die Erde ist auch das zu Hause von naturliebenden Anglern und Jägern,
die historisch gesehen wir alle mal waren. Das will man heute nur nicht
mehr hören, doch Vorsicht! Was ist der Mensch ohne seine Wurzeln.
Ich lade hiermit herzlich ein, an gelebten Naturschutz teilzuhaben. Dazu
gehört auch Aufklärungsarbeit auf allen Seiten. Und ich bin mir
sicher, auch einen Anteil zu leisten. Auch wenn man mich als Tierhasser
beschimpft.
Es wäre
angezeigter die wirklichen Verstöße gegen die Tiere anzuprangern
wie tausende überfahrene Tiere.Um nur ein Beispiel zu erwähnen.
Wenn man hier ein Tier über die Straße läßt wird
man von ach so tierlieben Mitmenschen beschimpft.
Falls etwas
unverständlich ist , kannst Du Dich auch bei der TA melden, die haben
meine Adresse
Mit freundlichen
Grüßen. Ein Naturfreund. Frank Felsberg
***
31.03.2006:
Pilotprojekt
umfangreiche Bestandsaufnahme / Kontrollbefischung "Kormoran-Fraßschäden"
für das gesamte Ilmtal läuft an.
Worum geht
es? Eine Zusammenfassung: Aus dem Protokoll eíner ersten Beratung
der Ilmanlieger-Vereine: "Hallo Freunde, wie bereits in der letzen Mitgliederversammlung
angekündigt, fand am 31.03.2006 in Mellingen die Beratung zur geplanten
Kontrollbefischung der Ilm statt. Als Vertreter unseres Vereins (IFFV Bad
Berka) habe ich daran teilgenommen. Nachfolgend möchte ich Euch in
aller Kürze die wichtigsten Punkte dieser Veranstaltung mitteilen.
Eingeladen hatten Herr Dr. Falko Wagner (Institut für Gewässerökologie
Jena) und Herr Jens Görlach (Fischereisachverständiger Thüringen
und Mitarbeiter Staatliches Umweltamt Suhl) in Abstimmung mit den Dachverbänden
(VANT / VDSF). Beide haben sich für den Fischartenschutz stark gemacht
und sind auch Verfasser des kürzlich erschienenen Forschungsberichtes
„Die Bestandssituation der Äsche in Thüringen“. Zu der Beratung
waren alle Fischereirechtspächter und –inhaber der gesamten Ilm eingeladen
und bis auf wenige Ausnahmen auch erschienen. Ziel der Kontrollbefischung
ist es, auf der Grundlage einer einheitlichen Systematik und wissenschaftlichen
Auswertung den Einfluss (Schaden) des Kormoranbefalls Anfang diesen Jahres
auf den Fischbestand der Ilm zu ermitteln. Dabei soll die Ilm von der Quelle
bis zur Mündung in die Saale in repräsentativen Abschnitten abgefischt
werden. Dies ist für Deutschland ein Novum, denn bisher wurde kein
kompletter Fluss auf diese Art und Weise untersucht. Anhand der wahrscheinlich
sehr negativen Ergebnisse soll u.a. den Vogelschützern eindeutig und
wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden, dass die Schwarzen Vögel
doch keine Vegetarier sind. Da 2005, also vor dem Kormoranwinter, bereits
eine Bestandserhebung stattgefunden hat (siehe o.g. Bericht), liegen dann
echte Vergleichzahlen vor, die auch von den Kritikern anerkannt werden
müssen. Finanziert wird die Untersuchung zum Einen aus Fördermitteln
des TMLNU (Fischereiabgabe) und zum Anderen durch die erheblichen Eigenleistungen
der Vereine. Es wurde vereinbart, dass zu den Abfischterminen auch Vertreter
der Natur- und Vogelschutzvereine einzuladen sind - auch um evtl. nachfolgende
Unstimmigkeiten / Anzweifelungen bei den Abfischergebnissen auszuschließen.
Gegenstand der Untersuchung sind nicht nur die Äschenbestände,
sondern auch der Einfluss des Kormorans auf alle anderen Fischarten. Nach
Auswertung aller Ergebnisse erfolgt Ende Mai eine geimeinsame Veröffentlichung
aller verarbeiteten Daten durch die IGF, bzw. die Dachverbände.
S. Beier"
Anmerkung der Redaktion: Alle vormals hier stehenden Beiträge von Leopold Mayer wurden auf dessen Verlangen am 09.08.2007 entfernt.