Fliegenfischen an der Kupa - Juni  2006
Bericht und Fotos von Hans-Werner Schneider
In grünen, gelb-braunen und türkisfarbenen Tönen strömt das Wasser der Kupa über Kiesbänke, tiefe Rinnen und Gumpen.  Ab und zu steigt und springt silberglänzend ein Fisch, hier und da entsteht und zerfließt wallend ein Ring, Beide Ufer stehen im saftigen Grün der Frühsommervegetation. Bewaldete Hügel und Bergkämme erheben sich darüber. Über alles wölbt sich ein makellos blauer Himmel.  Fasziniert bewundere ich an diesem strahlenden Junitag die traumhaft sich darbietende Schönheit dieser Landschaft, sauge sie förmlich in mich auf. 
Vorfreude auf die bevorstehenden Fischertage erfasst mich, Lust, sofort die Rute zu entpacken, die Fliege anzuwinden. Doch es gelingt mir leicht, meine Gier zu  bezähmen, bin ich doch nun bereits zum vierten Male hier und weiss aus guter Erfahrung, dass der kroatisch-slowenische Grenzfluss mich auch dieses Mal nicht enttäuschen wird. So wende ich mich zunächst meiner Unterkunft zu, um im nahe gelegenen Belo die Ankunft meines Gastgebers Mislav und das Ausstellen der Angellizenzen zu erwarten. Auf den Gebrauch von Tageskarten möchte ich erstmals verzichten, um stattdessen die volle Mitgliedschaft im Fischereiverein SRU „Goran“ Brod na Kupi 1926 zu erwerben. Das Dörfchen in unmittelbarer Flussnähe besteht aus einer knappen Handvoll kleiner, bewohnter und unbewohnter Häuser, umgeben von lichten Obstgärten, Rosen und bunte Blumen in den Vorgärten, Weinlaub am Geländer. Inmitten dieser Idylle steht das bereits von Deutschland aus gebuchte Gästehäuschen, geschmackvoll und großzügig eingerichtet, so dass in den kommenden Tagen und Nächten Komfort in keinster Weise zu entbehren sein würde. 
Schon in den ersten Stunden meines Aufenthalts fühle ich mich hier wohl und zuhause, aufgehoben und bestens versorgt mit allem, was Leib und Seele brauchen. An dieser überaus gastfreundlichen Atmosphäre haben zwei Personen ihren wesentlichen Anteil: zum einen der Eigentümer selbst in seiner behutsam freundlichen Art, sowie durch seine fundierte Sach- und Ortskenntnis auf fischereilichem Gebiet, und zum anderen Zlatica, genannt „Beba“, Mislav's Schwiegermutter, die unermüdlich nahezu rund um die Uhr um das Wohlbefinden ihrer Gäste bemüht ist. Ihrer vortrefflichen Koch- und Backkunst wäre ein eigenes Kapitel zu widmen. 
Doch zurück zum Fischen! – Schon vor meiner Abreise hatte ich den Entschluss gefasst, auf die landschaftlich ebenfalls sehr reizvollen und dazu äußerst erfolgversprechenden Stellen an Kupica und Curak zu verzichten, um mich voll und ganz auf die abwechslungsreichen Strecken der geliebten Kupa zu konzentrieren. Auch so stehen mir noch mehr als 20 Flusskilometer zur Auswahl. Wo werde ich beginnen?! - Soll ich erneut jene Flusspartie unterhalb der Bergkapelle befischen, die für ihre besonders dichte Äschenpopulation bekannt ist?! - Soll ich unweit von Belo die Breite des Flusses durchwaten und am anderen Ufer wie im vergangenen Jahr neben zahllosen Äschen wieder stattliche Bachforellen fangen?! - Soll jenes von Felsenrinnen stark gegliederte Flussstück mein Ziel sein, das so vielen Fischen aller Art Unterstand und Lebensraum bietet?! - In Gedanken spiele ich diese und andere Möglichkeiten durch, und doch ist meine Wahl längst getroffen, zieht es mich längst wie magisch zu einem Platz hin, den ich im Geheimen bereits von Anfang an zu meiner Lieblingsstelle erkoren habe. Sie ist nur wenige Autominuten vom Quartier entfernt, leicht der Zugang zum Wasser, dasselbe bequem zu bewaten, was meinem fortschreitenden Alter zupass kommt. Flache, glasklare Uferpartien wechseln zu tiefen flaschengrünen Rinnen, hin zu unergründlich dunklen, großräumig ausgespülten Kolken. Das gegenüberliegende Ufer wird von herab hängenden Zweigen beschattet und bietet unter Wurzelwerk und  hinter Steinen Unterschlupf für die etwas größeren Exemplare vor allem der Gattung trutta fario. Größere Äschen sind eher in den ruhigen Zügen zu Hause. Alles in allem ist hier eine leichte bis hin zu einer etwas mehr anspruchsvolleren Trockenfliegenfischerei zu erwarten. Die richtige Mischung zwischen Anspannung und Erholung!
Die Klarheit und Reinheit des Wassers ist überwältigend und lässt auf reiches Insekten- und Kleintierleben schließen. Das aufmerksame Auge entdeckt auch bald die oft unscheinbar wirkenden Spuren des Unterwasserlebens, die aber als deutliche Indikatoren guter Wasserqualität gelten: Köcherfliegenlarven, Steinklammerer, Unkenlaichbänder, Elritzenschwärme, Mühlkoppen. 
Nun aber ist es längst Zeit geworden, die bewährte 18er CDC-Fliege auszuwerfen. Ihre ersten Drifts im Flachwasserbereich werden auch gleich mit zaghaften Anbissen quittiert.
Ab und zu bleibt eine kleine, silbrig glänzende Jungäsche an ihr hängen. Darauf habe ich es aber nicht abgesehen und verlagere die Würfe mehr zur Mitte hin in die tieferen, grün schimmernden Bereiche der Strömung. Wurf – Biss – Fehlbiss! Wurf – Biss – Anhieb – Drill, aber schlecht gehakt und abgekommen. So geht es noch ein - zweimal. Aber dann ist es soweit: nach besser gesetztem Anhieb wehrt sich ein kräftiger Fisch an der Leine, um aber schließlich dann doch über den Kescher gezogen zu werden.
In bunter Reihenfolge fange ich nun Äschen und Bachforellen, ab und zu auch eine Regenbognerin. Einmal ist auch ein mittlerer Döbel dabei. Bis auf eine recht ordentliche Bachforelle, der man ihre Herkunft aus der Zucht ansieht und die für den Abendbrottisch bestimmt ist, setze ich alle gefangenen Fische wieder zurück. Die Entnahme der nach Thymian Duftenden ist wie im vergangenen Jahr auch 2006 sowieso noch nicht erlaubt.
Zur Besatzpolitik des Fischereivereins SRU „Goran“ unter der Leitung seines ebenso engagierten wie fachkompetenten Vorsitzenden Dr. Boris Hrasovec gehört eine naturnahe Bewirtschaftung der Wildfischpopulationen. Das Hauptanliegen der Fischbewirtschaftung ist daher der Besatz und die Wiederansiedlung heimischer Fischstämme mit dem Ziel, die bereits jetzt schon außerordentlich guten Fischbestände zu stärken und zu stabilisieren. Nicht heimische Salmoniden, wie die Regenbogenforelle, sind nie willentlich in das Flusssystem eingesetzt worden. Einzelne Exemplare dieser Art, die – wie gesehen -  gelegentlich gefangen werden, stammen aus den Fischzuchten an den Flüssen Cabranka und Kupica,  denen sie entkommen konnten. Von daher hätte ich eigentlich die gefangenen Regenbogen nicht wieder zurücksetzen sollen, aber in meinem Gedächtnis haftet immer noch der aufreibende Drill einer solchen fast schwarz-rot gefärbten dieser Spezies, die ich bei meinem ersten Fischen an der Kupica an den Haken bekam. Ihr hervorragender Kampf, ihre beharrlichen Fluchten und fast 1 m hohen Sprünge sind mir unvergesslich. Und so hoffe ich eben, dass vielleicht eine der Zurückgesetzten mir oder einem anderen Fischerkollegen eines Tages ein ebensolches Angelabenteuer liefern wird.
Zusätzliche Besatzmaßnahmen mit kommerziell erhältlichen Bachforellen  sind wegen des gestiegenen Befischungsdruckes vorgenommen worden und haben die Aufgabe, den Druck von den einheimischen Fischen  zu nehmen. Ihrer Entnahme steht deshalb nichts im Wege. Natürlich ist von daher jeder gefangene wildstämmige und  wild aufgewachsene Fisch besonders zu schätzen und eher schützenswert.
Im Grunde genommen schon aus- und abgefischt komme ich gerade von einem tiefen Gumpen zurück, in dem ich zweimal eine wohl gute Äsche verloren habe, als ich am gegenüberliegenden Ufer im Schatten eines aus dem Wasser herausragenden Felsbrockens eine leichte Bewegung an der Oberfläche wahrnehme. Dort könnte eine Größere stehen! Die ersten Würfe geraten zu kurz, was aber nicht weiter schlimm ist, weil ich stromaufwärts werfe und die Strömung Fliege und Vorfach wegnimmt, bevor sie den  Standort der vermeintlichen Großen beunruhigen können. Der vierte Wurf sitzt! Kaum hat die Fliege auf- und sich ein Stückchen weit in Bewegung gesetzt, als sie auch schon genommen wird. Der Anhieb bringt harten, energischen Widerstand. Es gelingt mir, die Überraschte aus ihrem Versteck in die Strömung zu ziehen. Dort setzt sie zu einer langen Flucht stromab an, macht dann unvermittelt kehrt und flüchtet wieder stromauf. Etwa auf meiner Höhe verhält sie plötzlich hinter einem Unterwasserfelsen, und ich fühle, wie das  5-X-Vorfach an der Steinkante scheuert. Um einen Bruch zu verhindern, muss ich die Rute kurz senken und Schnur nachgeben, um sie aber sofort wieder zu heben und den Kontakt zum Fisch neu herzustellen. Ein riskantes Manöver, das aber zum Glück gutgeht. Darauf zieht sie wieder flußaufwärts, in dem sie sich mit vehementer Kraft Meter um Meter gegen die Strömung vorwärts bohrt. Nun aber hat sie verloren, denn dem Druck des Wassers verbunden mit dem Zug der Rute, hat sie nichts mehr entgegenzusetzen. Bald darauf windet sie sich zappelnd im Netz. Was für ein schöner Fisch! Ich beschließe, sie zu behalten, um sie in Ruhe bewundern, fotografieren und messen zu können, und nicht zuletzt auch meine Gastgeber an meiner Abendmahlzeit teilhaben zu lassen. Das Maßband zeigt exakte 41 cm an, und ich beende völlig zufrieden diesen ersten Angeltag.
Morgen und in den kommenden Tagen werden wir weitersehen.
Hinweis:
Alle Informationen über Anreise, Unterkunft, Gewässer, Kartenausgabe, Preise, Fischereibestimmungen und vieles mehr zum Thema Fliegenfischen sind der umfangreichen Homepage von Mislav Jukic www.kupa-flyfishing.com auch in deutscher Sprache zu entnehmen. 
Der Verein SRU „Goran“ verfügt ebenfalls über eine eigene Webseite: www.sru-goran.hr
die allerdings in kroatischer Sprache gehalten ist.. Wer – wie  ich – dessen nicht mächtig ist, kann sich immerhin an den dort eingestellten Bildern erfreuen. Die Seite enthält zudem ein Forum mit einer eigenen extra für die englisch sprachigen Kupa-Freunde eingerichteten Rubrik.
Anm. d. Red.:

Weitere bereits im Fliegenfischer-Forum erschienene Berichte aus der Region:
Im Juni 2004 an Kupa, Kupica und Curak. Von Hans Wallner
An kroatischen Traumrevieren: Update Kupa, Kupica und Curak - Juli 2005. Von Michael Müller

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