meine erste Saison am neuen Bach neigt sich so langsam dem Ende entgegen.
Normalerweise braucht man ja so einige Zeit um sich an das neue Gewässer zu gewöhnen, aber mir kam es entgegen diese Art von Forellenbächen seit langem zu befischen.
Dennoch ist es wichtig zu erfahren, wie und von was sich die großen Bachforellen ernähren. Oftmals sind große Bachforellen wahre Opportunisten, die sich auf eine bestimmte Nahrungsquelle spezialisiert haben.
Wichtig hierfür sind 2 Komponenten.
Eine mit möglichst wenig Aufwand erreichbare und immer reichlich verfügbare Nahrungsquelle.
In den Bächen die ich früher befischt habe, waren das Schmerlen/Gründlinge und Bachflohkrebse und einige Stellen waren prädestiniert um eine Maus oder Frosch als "Trockene" anzubieten.
Nun stand ich am neuen Bach und blieb mit meinen angebotenen Streamern und schweren Nymphen erst einmal erfolglos.
Beim 3. Besuch sollte sich alles verändern!
An einer seichten Stelle sah ich einen recht großen Krebspanzer liegen. Ein frisch gehäuteter Signalkrebs ist ein recht großer, proteinreicher Nahrungsbrocken. Genau richtig für eine große Bachforelle!
Irgendwann hatte sich wohl mal eine Shrimpfliege in meine Streamerbox verirrt, denn die hatte ich eigentlich für Meerforellen gebunden.
Sie war mit 7-8cm Länge schon riesig, aber immer noch kleiner als der Krebspanzer, der dort im flachen Wasser lag.
Nun kam sie mir sehr gelegen!
Also ran ans Vorfach und mal sehen was damit passiert.
Schon nach kurzer Zeit hatte ich erste, kurze Anfasser die ich aber nicht verwerten konnte. Vielleicht war der Shrimp doch zu groß, oder es waren kleinere Forellen. Dann gab es aber diesen harten Einschlag, den ich erhofft hatte!
Eine richtig gute Bachforelle von knapp 50cm hatte sich den Shrimp einverleibt. Den großen Rogner, der für die Jahreszeit schon ausgesprochen gut genährt war, entnahm ich nicht. Große Rogner release ich grundsätzlich! Vielleicht eine halbe Stunde später stand ich an einer ausgespühlten Kurve. Anwerfen war nicht möglich, da die Äste des überhängenden Baums bis ins Wasser ragten. Also ließ ich den Shrimp in den tiefsten Bereich des Kolks treiben und wollte ihn durch leichte krebsähnliche Bewegungen zurückführen.
Dazu kam es aber nicht! Nachdem sich die Schnur durch die Strömung straffte und ich Fühlung zum Shrimp aufnehmen wollte, sah ich eine große goldene Flanke und die Rute bog sich im Halbkreis.
Die Forelle war um einiges größer, ja schon Kapital! Nach einigen Minuten war sie eigentlich ausgedrillt und der große Rogner ließ sich ohne Widerstand heranführen. Mein großer Kescher hatte sich allerdings irgendwie im Baum verfangen. Beim Versuch diesen zu lösen, passierte es!
Keine ausreichende Spannung auf der Schnur und ein letzter beherzter Dreher der Bachforelle an der Oberfläche und sie war frei!

Großartig! Ganz großes Kino!

OK, den großen Rogner hätte ich eh nicht entnommen! Aber mit geschätzten knapp 70 cm wär sie eine meiner größten Bachforellen gewesen.
Vielleicht bekomme ich ja noch einmal die Chance?
Noch etwas Adrenalintrunken kam ich keine 50m weiter an eine Stelle, die auch vielversprechend aussah. Der erste Wurf unter die überhängenden Äste kam perfekt und wieder kam kurz nach der Absinkphase und ersten Kontaktaufnahme sofort der Einschlag. Einige wilde Fluchten konnten pariert werden und kurze Zeit später lag ein 60-er Milchner im Kescher.
Welch ein Tag! Ich kann mich nicht erinnern jemals 3 so große Bachforellen an einem Tag gefangen zu haben. Jedenfalls nicht an einem Bach mit natürlichem Bestand!
Als ich den Milchner releasen wollte, fühlte sich die Bauchpartie recht hart an. Nun war ich neugierig!
Was hatte er wohl gefressen? Ich entnahm also den großen Milchner und staunte nicht schlecht.
5 oder 6 Signalkrebse hatte er verspeist. Alles keine Riesen, aber eben Krebse!
Da hier Krebse das ganze Jahr als Nahrung reichlich vorhanden sind, werden sich die großen Exemplare darauf spezialisiert haben.
Lediglich eine große Bachforelle konnte ich zur Maifliegenzeit auf Maifliege fangen. Alle anderen und das waren in diesem Jahr ausgesprochen viele, gingen dem Shrimp auf den Leim.
Mittlerweile weiß ich, da ich den Bestand gut einschätzen kann, dass die Entnahme von 1-2 großen Bachforellen im Jahr den Gesamtbestand an diesem Bach nicht groß beeinflussen wird.
Die Bachforelle hat im übrigen hervorragend geschmeckt! Das Fleisch war durch die hauptsächliche Krebsnahrung nicht orange sondern ging schon fast ins rot über.
Shrimps in allen Variationen begleiten mich nun immer mit an den Bach und nur wirklich selten ging ich leer aus.
TL, Frank