Florida - Ostküste | Teil 3 | New Friends
Ein Reisebericht und Fotos von Eric Arbogast

Fliegenfischen ist schon eine sehr spezielle Freizeitbeschäftigung: es macht ungemein Spaß, man kann die Natur ungefiltert (zu Hause genau so wie weltweit) erleben und man lernt viele neue Leute kennen, die in meinem Fall fast alle zu Freunden, wenigstens aber zu guten Bekannten wurden. Ein Bild von einem schönen Fisch, gefangen an einem paradiesischen Ort hat schon etwas, aber gefundene Freunde sind und bleiben „unbezahlbar“!!
Über einen befreundeten Südafrikaner, Johan Terblanché, der in Luxemburg lebt und arbeitet, aber aus beruflichen Gründen auf die britischen Jungferninseln (British Virgin Islands – BVI) auswandern „musste“, um danach wieder ins Ländchen zurückzukehren, bekam ich Kontakt zu einem Angler, einem Landsmann von ihm, dem er in BVI begnet war.
-„Der ist genauso fischverrückt wie du, nein, noch etwas heftiger infiziert, den musst du kennenlernen, wenn du dich wieder in Florida herumtreibst. Glaub mir, Ihre beiden Angel-Hirnis werdet hervorragend miteinander auskommen“ meinte Johan.
-„Naja“, dachte ich, „dann musst du mir mal seine Kontaktadresse reinschicken, damit wir uns beim nächsten Urlaub mal reffen können!
Um es kurz zu machen, es dauerte keine drei Tage und die erste E-mail flatterte aus Südflorida in unsere Mailbox mit den bei Anglern üblichen Inhaltsthemen wie z.B. die Fischerei dort und woanders, sich wann und wo treffen, Südflorida und gemeinsame Bekannte.
Quintin Hall war schon seit längerer Zeit in die USA ausgewandert und jetzt mit einer Amerikanerin verheiratet aber seinen südafrikanischen „Charme“ sowie die dort übliche Gastfreundlichkeit hatte er nicht vergessen, denn er meinte, dass wir uns unbedingt treffen müssten und uns schon vorab einmal verabreden sollten.
-„Komm doch zu BassPro nach Dania Beach“ meinte ich, „dort können wir im Restaurant etwas zu uns nehmen und in Ruhe schnacken!
Anmerkung: die Filiale von BassPro, einem der beiden Verkaufsriesen von Outdoor-Material in den USA, oder wie die Ladengeschäfte richtig heissen, in diesem Fall: „Outdoor World“, in Dania Beach bei Fort Lauderdale, sind eine Institution, die man als Angler (und Anhang) gesehen haben muss und wo wir IMMER Halt machen, wenn wir in Südflorida sind.
www.basspro.com/webapp/wcs/stores/servlet/CFPageC?storeId=10151&catalogId=10001&langId=-1&appID=94&storeID=16
Zudem befindet sich in unmittelbarer Nähe das Hauptquartier der „International Game Fishing Association“ (www.igfa.org) der weltweit aktive, private Sportfischerverband. Die IGFA verfügt über ein tolles Museum, welches für Angler wie auch für die nichtfischende Begleitung sehr sehenswert ist. 
Kaum waren wir wieder in Miami am Flughafen angekommen, klingelte auch schon das Telefon und Quintin versicherte sich, dass wir uns ja auch in der „Fish Company“ treffen würden.
So sollte es dann auch sein! Bei einer leckeren Fischmahlzeit (in Florida ist der Fisch noch richtig frisch!!) machten wir Pläne, um demnächt einmal zum fischen zu fahren, denn:  -„ich habe ein Boot, eine Kapitänslizenz und kenne mich gut in der Gegend aus, denn ich lebe schon über 15 Jahre hier. Nur das Wetter muss mitspielen, denn diese Woche wird es windig werden. Wie sieht es aus, hast du Lust zum fischen???
Klar hatte ich die, aber wir waren ja auch noch bei Scott Hamilton eingebucht (siehe Florida Bericht I und II, + Link) sowie bei Captain Dave Saddler (www.turtlegrasscharters.com) mit dem wir die „Strassenbrücken“ Miamis bei Nacht erkunden wollten.
Leider wurde dann aber nichts aus einem weiteren Angeltrip für diese Ferienwoche, sieben Tage sind eben sieben Tage und es war halt kein Platz mehr für eine weitere Angelausfahrt mit Quintin.
Deswegen war er etwas enttäuscht (und ich erst!!) aber er hatte vollstes Verständnis:
- „Ihr kommt ja bald wieder, dann planen wir eben etwas bei eurem nächsten Urlaub
Nun, der nächste Urlaub war im darauffolgenden Sommer geplant, dauerte aber auch nur wieder 8 Tage und wir fanden wiederum keine Zeit zum Fischen mit Quintin. Entweder hatte die Familie Vorrang oder aber das Wetter spielte nicht mit! Nicht, dass das Wetter im August schlecht gewesen wäre, aber zwei Hurricanes verpassten die Küste Florida zu dem Zeitpunkt knapp und deren Ausläufer brachten sehr starken Wind, der das Meer aufbrauste und vielen Guides mit kleineren Booten die Ausfahrten versagten. Es blieb also bei einem weiteren Treffen mit Familie im Restaurant und beim Fachsimpeln, das Beach-Wetter war aber phantastisch...!!!
-„Das nächste Mal wird es hinhauen, denn aller guten Dinge sind Drei, wirst schon sehen“ meinte Quintin.
Das nächste Mal sollte dann im Winter sein, wir wollten dem Grau-in-Grau der westeuropäischen Weihnachtszeit entfliehen, um unsere Batterien wieder aufzutanken. Klar, dass wieder nach Florida fliegen mussten!!
Dieses Mal meinte Petrus es gut mit uns, denn das Wetter war während zwei Wochen lang ein absoluter Traum: Sonne, Sonne und noch einmal Sonne mit sehr freundlichen Temperaturen, zwischen 20 und 28 Grad, und nur wenig Ostwind. Nach unserer Ankunft meldete sich Quintin telefonisch und meinte, dass wir diese Woche von der guten Wettervorhersage profitieren sollten, und so oft wie möglich zum Fischen fahren „müssten“. 
-„Morgen??“ fragte er „ der Wind soll auf Süd bis Südwest drehen, dann haben wir es fein!!"
Ein kurzer Blick zu meiner Frau, ein Schulterzucken und der Trip war gebongt. Life is good!!!
Diese erste Aufahrt war dann doch eher besch...eiden, denn der Wind blies weiter aus Südost, das Meer zeigte noch Schäfchen, sämtliche Inlet-Durchfahrten waren sehr „wild“ und an eine Ausfahrt aufs offene Meer in Quintins Boot ohne Dauerduschen war nicht zu denken.
-„Man müsste doch so eine 15-Meter Sportfisher-Yacht haben, dann wären solche Wellen Peanuts“ meinte ich.
-„Klar“ antwortete Quintin „und eine Tankstelle dazu, die Dinger haben alle über 1000 PS und deren Durst ist für Normalsterbliche unbezahlbar. Wieso glaubst du, dass die Charter für Boote dieser Grössenordnung niemals unter 900 bis 1000 Dollar am Tag zu haben ist. Das sind dann auch nur die kleineren „Nussschalen“... teure Peanuts also! Bleiben wir also im Inlet und vesuchen unser Glück auf Kleinzeug...
Nun, wir fingen ein paar kleinere Jacks von 2 bis 6 Pfund, die an leichtem Gerät trotzdem höllisch Spass machen, weil sie einfach nicht so schnell mattzudrillen sind und sie an den Docks im ICW (Intracoastal Waterway) allgegenwärtig sind, ein paar Snooks, die üblichen Ladyfische sowie einen Lookdown und die allgegenwärtige Blue Runner. Baby-Tarpon fanden wir an dem Tag leider keine. 
Ein bescheidener Tag auf dem Wasser ist immer noch besser als ein guter Tag im Büro, dachte ich und war trotz der verpassten Möglichkeiten, sprich Ausfahrt aufs offene Meer, sehr zufrieden. Außerdem hatten wir noch genügend Zeit zum Fischen und eine bessere Chance würde sich schon noch bieten.
Laut Scott Hamilton, bei dem ich leider keine Charter in der Weihnachtszeit mehr bekommen hatte, hatte mir am Telefon erzählt, dass die ersten Spinner Sharks angekommen waren. So werden diese sehr zahlreichen Haie genannt, die, nachdem sie die Fliege genommen haben, wie U-boote Schnur (viel Schnur!!!) abziehen, um danach aus dem Wasser zu schießen und sich um ihre eigene Achse drehen.
Bisher war mir die Fliegenfischerei auf Haie einfach zu... naja, speziell... es fehlte irgendetwas. Grosse Zitronen- und Schwarzspitzenhaie sind zwar sehr ernstzunehmende Gegener an der Fliegenrute: sie sind stark wie Bullen und schnell wie Torpedos, aber trotzdem...!
Kamen also die Spinner-Haie!! Scott hat sich auf diese Fischerei im Winter spezialisiert und viele Angler vor Ort folgen seinem Beispiel, Quintin ist da keine Ausnahme.
Angelockt werden die Haie per Fischköder, die angeschnitten zu Wasser gelassen werden. Sind Haie anwesend, dauert es selten länger als 5 Minuten, bis sie am Köder sind. Dann wird eine Haifliege, ein auffälliger, knallig bunter aber unförmiger Riesenpopper oder Riesenstreamer, Marke „Halbes-Hähnchen“ in Richtung Köder ausgeworfen (mit dementsprechendem Gerät) und auf den Anbiss gewartet.
Meistens schießt der Hai wie ein Jet heran und inhaliert den Popper. Tut er es nicht direkt, wird die Fliege ein- oder zweimal animiert um die Aufmerksamkeit des Fisches zu erlangen. Dann geht es oft sehr schnell: Fisch nimmt Fliege, wird gehakt und die Bremse singt ihr Lied, manchmal sehr, sehr lange!!! Da die Fische in der Regel 40 bis 100 Kilo wiegen ist eine 14er Rute mit dementsprechender Rolle vonnöten, um eine Chance zu haben, den Fisch auch zu drillen!!
Schön und gut, bisher war es mir nicht vergönnt, das Spiel ganz durchzuspielen. Der Abbruch kam immer in dem Moment, wo der Fisch an der Fliege war...
Die nächste Ausfahrt mit Quintin stand unter einem hervorragenden Stern, schon früh am Morgen war es warm auf dem Wasser, kaum Wind und wir fanden sehr schnell Köderfische für den Fischtank. Bevor wir aufs offene Meer hinusfuhren, versuchte sich Quintin noch an ein paar guten Stellen im Lake Worth, die aber am dem Morgen keine nennswerten Resultate brachten.
Durch den extrem schmalen Boynton Inlet fuhren wir also hinaus aufs Meer, mussten aber der Enge der Passage und der Tidenströmung Tribut zahlen: eine heftige Welle hatte unser Bootsdeck durchgewaschen; gut, dass unser Zeug entweder in wasserdichten Säcken verpackt war oder sich unter Deck in den Luken befand.
Schnell fanden wir in der Nähe des Strandes von Balm Beach einige Unterwasseriffe in 5 bis 10 Metern Tiefe, die voll mit Fischen waren: Spanish Mackerel!! In zahlreichen Schulen finden sich im Winter (so nennen die Floridianer diese Zeit wirklich!) und Frühling diese Fische vor der Küste ein und dezimieren die Futterfischschwärme. Quintin wollte für einen Freund ein paar Makrelen als Köder fangen, denn dieser war mit seinen Kunden auf Sailfishfang aus. Kaum war der Motor der „King´s Fisher“ aus, flogen auch schon unsere ersten Köderfische hinaus und die Makrelen feierten Frühstück. Es folgten unsere Fliegen und fast jeder Wurf brachte Fischkontakt.

-„Das heißt nicht Fischen, sondern Fangen“ meinte Quintin und wir hatten unseren Spaß. Schöne Fische waren dabei, etwa 4 bis 8 Pfund, die an leichtem Gerät wiederum ein gewisses Amüsement brachten. 
-„Eine 6-er Rute wäre hierfür absolut perfekt“ dachte ich, denn die großen Exemplare sind blitzschnell und nehmen sogar etwas Schnur, ja manchmal sogar ein paar Meter Backing. 
Ein Versuch mit einem Popper an der leichten Spinnrute brachte auch eine Schule mittelgrosser Bluefische an die Oberfläche, die sich ebenfalls and unseren Streamer gütlich versuchten.


Dieser Bluefisch wurde auf eine Eatme-Fliege aus der Werkstatt von Darren Selznick gefangen, der in Boca Raton einen sehr netten kleinen Fliegenfischerladen betreibt. Hier findet man alles, was man sich als Fliegenfischer in Südflorida nur wünschen kann. Außerdem kann man hier gut abhängen und mit den Kunden fachsimpeln: www.oleflorida.com
Anekdote zur Fliege: Darrens Eatme-Bindeweise unterscheidet sich etwas von der originalen Version vom Meister Scott Hamilton (Fliegenbilder im Artikel 2), weswegen es anscheinend schon öfters (nicht sehr ernst gemeinte!!) Wortgefechte zwischen Darren und Scott im Laden gegeben hat.
Es gelang uns auch sogar, einen Drückerfisch zu fangen, der mit seinem Schwarm um das Boot kreiste; die Fliege hatte er voll genommen, trotz seinem kleinen Maul. 
-„Auch diese komische Fischart kann ausgezeichnet kämpfen.“ dachte ich.
Nachdem wir unser Sailfishköder-Soll erreicht hatten, startete Quintin den Motor und begab sich auf die Suche nach seinem Freund, der uns um die Köder gebeten hatte. Per Handy war dieser schnell ausfindig gemacht worden und wir fuhren hin. Die Angler bei ihm an Bord waren ebenfalls mit Fliegen- und Spinnrute am Werk, um ihren Ködervorrat zusammenzufangen, doch sie hatten weit weniger Erfolg als wir. Wir gaben ihnen ein paar fängige Fliegen (Nylon-Hair Clouser Minnows) und Quintin lotste sie an die fangträchtigen Stellen, wo wir vorher so tollen Erfolg gehabt hatten. 
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, fragte Quintin mich, ob ich Lust hätte, einen Amberjack an der Fliegenrute zu drillen. 
-„Jacks machen immer Lust“ antwortete ich und wir fuhren los in tieferes Wasser. Per Fischfinder und GPS war die Stelle auch schnell gefunden und Quintin packte seine Jig-Rute aus. 
-„Mit dem Ding soll ich fischen?“ fragte ich ihn, doch er winkte ab.
-„Nee, damit wird nur geteast! Ich werde versuchen, einen Fisch zu haken und hochzupumpen, damit du eine Chance hast, die Nachfolger an die Fliege zu bekommen. Amberjacks rauben meistens in Gruppen auf den Riffs und wenn ich einen am Haken habe, sind seine Gebrüder selten weit weg, du wirst schon sehen
Immer wieder überzeugte mich Quintin mit seiner Ruhe und seiner Sicherheit, mir die Fische wie auf einem Silbertablett zu präsentieren. Wenn er etwas ankündigte, gab es nicht nur einen „Versuch“, sondern es passierte wirklich immer etwas, was doch sehr überzeugend ist.
...“Ein kleiner, chartreuse-orangefarbener Bleikopfjig verschwand in den Fluten des Atlantiks“ so oder so ähnlich könnte ein Hemingway- oder Zane-Grey-Roman beginnen...
In unserem Fall war der Jig dank geflochtener Schnur auf der Spinnrolle in kürzester Zeit am Grund und ebenso schnell im Maul eines Fisches. Die kurze, steife Rute bog sich heftig und Quintin musste richtig arbeiten, um den Fisch vom Grund wegzubekommen. Es dauerte ganze 10 Minuten, bis wir Farbe sahen, es war aber kein Amberjack sondern ein dicker Blue Runner, bestimmt über 10 Pfund schwer! Richtig kapital, sozusagen. Weil wir aber auf Amberjacks aus waren, setzten wir den Fisch schnell zurück und vergassen prompt, ihn zu fotografieren, leider!!
Die Drift hatte unser Boot vom Riff abgetrieben und wir mussten zum Ausgangspunkt zurückfahren, was per Elektro-Trollingmotor schnell und fast lautlos bewerkstelligt wurde.
Wie ein Stein versank der Jig wieder im Ozean und es dauerte wiederum keine zwei Minuten, bis die Rute wieder Kurve zeigte. Diesmal hatten wir Kontakt mit Mr Amberjack und Begleitung und prompt riss ich nach dem Anbiss ab. 
Beim dritten Mal aber klappte es und wir konnten beide unsere Fische ausdrillen, keine Monster (da unten gibt es auch so richtig dicke Exemplare, weit über 40 Pfund!!) aber mit 10 bis 15 Pfund waren sie mehr als eine Handvoll am 9-er Gerät. 5 bis 10 Minuten dauerte so ein Drill, was aber, teilweise auf der Achterplattform des Bootes sitzend, richtig Spaß machte.
Danach begab ich mich sogar hinab in Jiganglerwelt um es auch einmal damit zu versuchen, und fing prompt einen 15-Pfünder, den wir aber wiederum nicht fotografierten, weil genau in dem Moment Johan, unser gemeinsamer Freund, auf meine SMS antwortete. So schloss sich der Kreis...
Nach unserem Amberjack-Erfolg wollte Quintin es auf Haie versuchen, doch ich hatte wenig Lust dazu.
-„Wo die Haie sind, sind oft auch die Makrelen, weisst du? Wir können ja unser Glück auf die Spinner Sharks versuchen UND auf Makrelen fischen!!
Damit war ich überzeugt und es ging wieder in Richtung Strand. Dort angekommen, verankerte Quintin das Boot und liess mich eine Makrele fangen (Haiköder), was angesichts des Massenvorkommens an Spanish Mackerel ein Kinderspiel war. Wieder hing bei jedem Wurf ein Fisch, entweder eine Makrele, von denen wir dann einige als Köder behielten, oder aber ein mittelmassiger Blue Runner (etwa 300 Gramm bis ein Pfund schwer). 
Was Blue Runnern an Körperumfang fehlt, machen sie durch ihre beindruckende Kampfkraft wieder wett, es sind halt Fische aus der Familie der Stackelmakrelen und damit eben richtige Kämpfer!

Der Makrelenfang ging heftig auf unsere Vorfächer (mit 40 pfund Shock-Tippet) und unseren Fliegenvorrat, so dass ich es satt hatte, nach jedem dritten Fisch entweder die Fliege auszuwechseln (weil total zerschreddert), oder eine Neue anzuknoten. Ich griff also zum Stahlvorfach und schlaufte ein solches an. 
Da die Fische das Stahlvorfach wesenlich besser sahen, fingen ich ab dem Moment bedeutend schlechter, was mir aber egal war, zuviel Fangen macht ab einem gewissen Zeitpunkt auch keinen Spaß mehr. Just in dem Augenblick konnte Quintin dann auch die ersten Haie ausmachen und genau in dem Augenblick hakte ich einen Blue Runner, dessen kurzen Kopfstöße in einen festen Ruck übergingen und die Rolle zu singen anfing.
-„Ein Hai hat deinen Fisch gemopst, pass auf“ schrie Quintin.
Das Stahlvorfach schien zu halten, denn der Hai schoss davon wie ein Motorboot. Im Nu hatte er mir an die 100 Meter Schnur von der Rolle gerissen um dann wie eine Rakete aus dem Wasser zu schießen und sich um seine eigen Achse zu drehen!

-„Der AB-SO-LU-TE Wahnsinn!“, dachte ich. So etwas hatte ich noch nie live gesehen, allerhöchstens mal im Film. Ein Foto zu schießen war nicht drin, aber Scott Hamilton´s Webseite zeigt ein solches, sehr außergewöhnliches Bild:
www.flyfishingextremes.com.
In dem Augenblick, als der Fisch aus dem Wasser schoss, straffte sich die Schnur schlagartig und das Vorfach riss. Rasch kurbelte ich das Backing mit der Fliegenschnur ein und kontrollierte die Bruchstelle. Der Verbindungsknoten vom Fluorocarbonmaterial zum Stahlvorfach war aufgekringelt, nicht einmal gerissen!! Es wäre ein langer Kampf geworden, bis die rauhe Haihaut das Fluorocarbon vollends zerrieben hätte...
Nun war ich von der Fischerei auf Spinner Sharks überzeugt und versuchte mein Glück mit der schweren Rute... fangen tat ich aber überhaupt nichts!!!
Wir sahen noch ein paar Haie, die unsere Köderstücke schluckten, aber eine gewisse Scheu vor unseren Fliegen zeigten!!
-„Unglaublich, wie nah die Haie am Strand entlangschwimmen, nicht wahr“ meinte er. 
-„Und wie verdammt viele es sind!“ fügte ich hinzu.
Würden die Sonnenanbeter an Stränden in diesem Teil Floridas wissen, wie viele dieser Fische sich in unmittelbarer Nähe herumtreiben, die Strände wären alle leer!!! 
-„Da siehst du, die ganzen Haigeschichten, von wegen Monster aus der Tiefe und ähnliches, sind doch ein Riesenmumpitz! Es gibt zwar gefährliche Konstellationen von Menschen und Haien, wie etwa in Südafrika und Australien mit Weissen Haien, oder hier bei uns mit Bullen-, Tiger- und Hammerhaien, doch es handelt sich immer um Ausnahmefälle, bei denen nur der Mensch  die Fehler begeht, denn die Tiere leben und ernähren sich eben nur in ihrer natürlichen Umgebung.
Obwohl den Haien in Florida von Anglern nachgestellt wird, werden diese, wenigsten von den Anglern, die ich dort kenne, mit Respekt behandelt. Jeder Fisch wird zurückgesetzt, nachdem der Haken gelöst oder abgeknipst wird.
Als der Nachmittag ausklang, und nachdem wir noch ein paar Makrelen fingen, machten wir uns auf den Heimweg. Eine gute Stunde Bootsfahrt stand uns noch bevor, gefolgt von einer halben Stunde Autofahrt auf dem Highway 95 zurück nach Hause.
Am darauffolgenden Tag konnte ich leider nicht mit Quintin fischen, sehr zu seinem Leidwesen, aber sein Vater sprang für mich ein und die beiden fingen prompt 3 grosse Haie, davon 2 auf Fliege sowie einen grossen Amberjack-Klopfer von an die 40 Pfund... naja, man kann nicht alles im Leben haben.
Der letzte Dezembertag zeigte sich wettermässig von seiner allerbesten Seite und Quintin hatte vor, mit mir in die Biscayne-Bucht zu fahren, um unser Glück auf Baby Tarpon, Bonefish oder Permit zu versuchen. Es wurde ein toller Tag aber mit sehr mäßigem Fangglück. Wir konnten ein paar Bonefische ausmachen, darunter zwei riesige Exemplare, die die Theorien diverser Bonefish-Guides auf Andros Island/Bahamas zu bestätigen schienen: „20-Pound Bonefish! Yes, don’t look at me like dat, I´m not kidding, mon!!!
Ja, die Dinger werden riesig in Florida, sind aber bei dieser Grösse auch nicht dumm und bei dem Super-Wetter, wie wir es an dem Tag hatten, schlicht und einfach unfangbar!
Wir liessen den Tag in einem kleinen Mangrovendickicht ausklingen, wo sich eine Schule Baby-Tarpon versteckt hielt. Es war fast unmöglich hier zu werfen aber beim x-ten Schlenzer, endlich ohne im Gestrüpp hängen zu bleiben, sank die kleine Shrimp-Imitation genau vor das Maul eines etwa 10-pfündigen Fisches. Prompt wurde die Fliege inhaliert, gefolgt von einer Kapriole, die den Schuppenpanzer zum Rasseln brachte. Danach war das Vorfach auch schon durchgescheuert, weil wir das letzte dicke, abriebfeste Shock-Tippet in einem Mangrovenbaum verloren hatten und es versäumten, für den letzten Wurf des Tages neu aufztackeln..!

... to be continued...

P.S: Auf Anraten vieler Freunde und Bekannter hat Quintin Hall seine Firma „The King´s Fisher Charters“ nunmehr offiziell angemeldet und bietet ab 2009 professionelles Guiding an. Weitere Infos sind erhältlich unter: www.tkfcharters.com

Weitere Infos unter: . Wir freuen uns über jede Anfrage!


Ein Bericht von Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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