Von Amerika nach Europa per Doppelzug…
Am Thingvellir in Island. Ein Reisebericht von Eric Arbogast.

Über Umwege hat man sich kennen gelernt: dieser Urs Wehrli ist doch schon eine Nummer!!! Den Forum-Lesern bestens durch seine sehr informativen (und teilweise durch Freund Mazzo Herrmann extremst unterhaltsamen) Float-Trip-Alaska-Berichte bekannt, war es eine Mail von mir, in der ich ihn fragte, ob ihm mein Argentinien-Bericht wirklich so sehr gefallen hat, dass er ihn auf seiner Webseite verlinkt hatte? Dumme Frage, klare Antwort… und wohin es mich dann demnächst verschlagen würde?
Du, es geht eine Woche im Mai nach Island, ich habe da ein nettes Angebot zum Forellenfischen…“ - Mit ein paar tollen (Werbe-)Bildern meinerseits schmackhaft gemacht (die Riesenforellen vom Thingvellir-See, nie gesehene, fürchterliche Klopper…), kam seine Antwort äußerst direkt zurück: „Drecksack!“ - Ja, mit so einem Kumpan komme ich klar, konzises Vokabular, gepflegte Wortwahl, totale Ehrlichkeit, Verständigungsprobleme gibt es da keine und kein Auge bleibt trocken, den nehmen wir mit!

Er komme aber nur mit nach Island, wenn sein Kumpel aus Österreich auch mitkommt… und der ist kein anderer als obengenannter Matthias Herrmann, der „Rodbreaker“ aus Schärding, Antiesen-erfahren, Hundslachs-gestählt, mit spitzer Zunge und scharfer Feder, toll, welch Klasse-Leuten man im Fliegenfischer-Forum begegnen kann!

Das Island-Team für Mai 2016 war damit komplett und bestand aus dem Original-Luxembugger Michel (Miguelito) vom Argentinien-Trip (insert Hyperlink); Claude, welcher leider nicht nach Argentinien mitkommen konnte, damals im Geiste aber bei uns war; Jeannot, neu im Team; dem Schweizer Urs, dem Österreicher Mathias-Mazzo und meiner Wenigkeit.

Es durfte gelacht werden
Die Vorbereitungen für den Trip wurden selbstverständlich genossen, hunderte Fliegen gedreht, tausende Mails untereinander verschickt, sogar Ruten gebaut, Material vorbereitet, Angelzeug per Desinfektions-Party mit Grilleinlage zur reibungslosen Einfuhr nach Island klar gemacht, es konnte also kaum etwas schief gehen, da die Vulkane der Insel auch brav zu bleiben schienen und die Flüge über den Nordatlantik nicht per Aschewolke beeinträchtigten.
 

Nix Aschewolken!
 

Die Anreise über Kopenhagen nach Keflavik war problemlos, Urs und Matias kamen ihrerseits jeweils von Basel und München, Treff war am Immigrations-Tax-Free, wo man sich für die Woche mit frischen „Vitaminen“, gegoren, gebraut und/oder gebrannt, eingedeckt hat.

Merke: „Vitamine“ sind im Tax-Free in Keflavik viel günstiger als sonstwo in Island und waren auch für das Willkommensritual nötig, um die beiden Alpenländer gebührend einzu-„Buggern“, was selbstverständlich während dem ersten Abend in Island auf Anhieb mit großer Partystimmung gelang…
 
 

Flasche leer - wir aber noch lange "nischt fertisch"...!!!
 
 

Zum Fischen also: Ziel war in erster Linie der unter Anglern mittlerweile bekannte Thingvellir-See, welcher eine knappe Dreiviertelstunde Fahrzeit von Reykjavik entfernt inmitten einer tollen, etwas fremdartigen Landschaft liegt. 

Einquartiert waren wir in zwei sehr komfortablen Ferienhütten in traumhafter Lage auf einer Anhöhe am Westufer des Sees mit perfektem Ausblick auf das beeindruckende Gewässer.

Der Thingvellir-See mit Ausblick auf den gleichnamigen Nationalpark
Hier lässt es sich aushalten
Sofort nach Ankunft am frühen Abend zeigte uns Kristjan, unser „Outfitter“ vor Ort unsere vier „Beats“, die Angelstellen zu denen wir exklusiven Privatzugang hatten. Diese waren vom Westufer bis hinunter zum Südufer verstreut und bis zu 25 km von unseren Ferienhütten entfernt. Unsere betagten Subaru-Mietwagen sollten sich noch als sehr nützlich erweisen…

Unser Off-roader Claudy, frisch geheilt, bei der Wagenbewertung

Als 6 Angler konnten wir die 4 Beats am großen See in Rotation nach einem vorher festgelegten Plan befischen, zudem hatte ich noch Zugang zu 2 Privatstrecken an zwei Forellenflüssen gebucht, ebenso wie zu einem kleineren „Bergsee“ in der Nähe des Thingvellir-Sees, um die Monotonie der Seenfischerei etwas zu brechen, falls die Fischerei schwierig werden sollte.

Sofort nach Ankunft am frühen Abend drängte Kristjan uns in unser Watzeug, die Bedingungen seien perfekt, Urs und Mazzo setzten wir am Black-Cliffs-Beat (Beat 2) am Westufer ab und fuhren südlich um den See zu den Beats 3 und 4. Beat 3 ist der Villingavatn, ein „Ranchsee“ (eine bessere Bezeichnung fällt mir jetzt nicht ein) welcher durch ein flaches Rinnsal am großen See angeschlossen ist. Die Forellen wandern bei Hochwasser durch diesen „Kanal“ in den viel kleineren, flachen, nährstoffreichen See und wachsen dort ebenfalls prächtig ab. Beat 4 ist eine flache Bucht am Südende des Thingvallavatn mit einem Strand aus Vulkansand und einem einmündendem Bach, welcher temperiertes Wasser führt, und deswegen die Forellen des eisig kalten Sees anlockt. Der Vulkansand sowie auch die extrem schlechten Wege abseits befestigten Straßen machen ein allradgetriebenes Fahrzeug in Island zur absoluten Pflicht; die Subarus, obwohl schon mit etwas Patina (sprich Dellen und Beulen) versehen, machten ihre Sache extrem gut, Respekt: im Nu hatte ich den Forester in den tiefen Ufersand  der Playa reingeritten, der Klasse-Allradantrieb mit der Untersetzung hat mich aber ebenso schnell wieder rausgerissen, welch ein Spaß für große Jungs!!!

Es blieben uns nur noch etwa 2 Stunden Fischerei an diesem ersten Abend und dennoch: ich hatte zwei verpatzte Bisse am Lavastrand an der Bachmündung, Miguelito in der kurzen Zeit vier (!) verlorene Fische am Ranchsee, davon 2 richtig große Viecher, die ihn im Handumdrehen vorgeführt hatten, Mazzo einen Vorfachbruch sowie einen geöffneten Haken am Beat 2, die Fische waren also da und taten ihrem Ruf alle Ehre. Demnach war die Stimmung in den Hütten nach der Ruckkehr von der Fischerei ausgezeichnet, „Thule“ und „Svein“ mussten ordentlich dran glauben und vier von den sechs „Buggern“ trollten sich dann gegen 3 Uhr morgens (es wurde schon wieder hell…) in die Betten. Urs und ich ließen es aber darauf ankommen und wir fuhren leicht angeheitert hinunter zum See zum markanten Beat 1 in der geologisch aktiven Grabenbruchzone der Gegend, die in einem besonderen Licht lag, es musste hier doch etwas zu holen sein. Am Beat 1 am Nordwestufer des Sees steht man auf der amerikanischen Kontinentalplatte und wirft über die Rift, welche sich hier durch tiefe Risse am Ufer und im Seebett zeigt, sprichwörtlich bis nach Europa. Bis 6 Uhr warfen wir und fischten wir alle erfolgversprechenden Stellen ab aber einen Biss konnten wir nicht verzeichnen, „kontinentalübergreifende Verbindungen“ blieben an dem Morgen leider aus…

Grau am frühen Morgen
Am Grabenbruch
Gegen halb sieben hieß es dann auch für uns „ab in die Falle“, denn wir wollten ja später nach einer Mütze Schlaf noch die Varmá befischen, ein Meerforellenfluss an Islands Südküste mit recht ordentlichem Renommee.
Der „Tag“ darauf (ab diesem Zeitpunkt geriet die Empfindung für die Zeit schon ins Schwanken, die „Nacht“ dauert Mitte Mai bei ungefähr 64° nördlicher Breite nur knapp 2 bis 3 Stunden, wo es nur kurz dunkel wird, und dann auch nur, wenn der Himmel bewölkt ist) hat uns dann mit eitel Sonnenschein und wolkenlosem Himmel empfangen, ein toller Sonntagmorgen aber definitiv kein gutes Meerforellenwetter, aber was sollte es, der Fluss war gebucht, alle 6 Buben einigermassen ausgeschlafen, gefüttert und gut gelaunt.
Sonnenaufgang um 3 Uhr in der Früh
Effektiv waren die Bedingungen echt schwierig, denn die Varmá-Strecke, wo Kristjan uns angewiesen hatte, mit der Fischerei zu beginnen, ist an der Stelle ein glasklarer, teils tiefer Niederungsfluss. Fische hatte es durchaus darin, die waren aber unglaublich scheu (und groß!). Ein Guide wäre an diesem Tag eine gute Investition gewesen. Es blieb dann bei einem etwas besseren Saibling, welcher einem großen, schweren artikulierten Streamer zum Opfer fiel. Komischerweise sprachen die Fische im Fluss bei mir nur auf dieses Unding an. Weitere Bisse blieben aber aus, kein Wunder beim Rumgewusel von sechs halbmüden Anglern, dem klaren Wasser und dem perfekt blauen Himmel. Wirklich nennenswert war eigentlich nur die braune Riesenforelle, ein Unding, welche am Auslaufrohr einer Fischzucht (in Island??) unmittelbar am Abbruchufer der Varmá ihren Posten bezogen hatte. Von hinten und auf allen Vieren hatte ich mich an den Fisch herangepirscht, um ihm vom erhöhten Ufer eine schwere Tungsten-Nymphe vors Maul treiben zu lassen. Diese erweckte aber kein Interesse seitens des Fisches und nach einigen misslungenen Versuchen steckte ich den Kopf etwas zu weit vor, um mir den Fisch im Detail anzusehen, da verschwand der Brocken in einer Höhle im unterspülten Uferbereich. 30 Pfund wird der Fisch todsicher gehabt haben, eventuell sogar noch einige Pfund mehr, bei den unglaublichen Proportionen, wirklich beeindruckend!
Meergehender Varmá- Saibling
Danach hakten wir das Kapitel Varmá ab, deren (strukturtechnisch interessanterer) Oberlauf durch die Ortschaft Hveragerði fließt, war laut Kristjan zu dieser Zeit des Jahres anscheinend fischleer und die Jungs wollten schnell wieder zurück zum Thingvellir-See.

Die nächsten Tage gestaltete sich die Fischerei sehr nett, war aber nicht unbedingt von großem Erfolg gekrönt. Auch der Tagesausflug zum Geldingatjörn-See mit seiner tollen Hochlandlage und Bergblick entpuppte sich als Niete, nur Jeannot fing hier eine knapp maßige Bachforelle. Zu kalt, zu hell, falscher Luftdruck, die vorherrschende Mondphase, keine Ahnung, wieso die Fische nicht aktiv waren und eine Antwort darauf hatte Kristjan auch nicht. Vielleicht waren wir auch schon etwas spät dran in der Saison, um die Riesenforellen des Thingvallavatn in Aktion erleben zu können. Nun, man spricht ja vom Fischen und nicht unbedingt vom Fangen und dennoch hieß es, am Ball zu bleiben.

... und raus damit in den See
Abendstimmung am Beat 3

... und so sehen sie aus, die Forellen des Thingvallavatn
Am Mittwoch dann wendete sich dann das Blatt. Wir trafen auf eine Gruppe polnischer Kollegen, auch Kunden von Kristjan, die mit uns den Beat teilten, wiederum die Black Cliffs (Beat 2) , wo man an manchen Stellen knapp 100 Meter in den See hineinwaten kann, um zur Abbruchkante zu gelangen, wo die Forellen patrouillieren. Ab etwa 22 Uhr sah man die Fische dann auch an der Oberfläche und Pole Mat (mittlerweile hatte man sich angefreundet und wärmende Getränke ausgetauscht – Wassertemperatur 2 Grad Celsius) fing den ersten Fisch, eine tolle Bachforelle von um die 70 cm und locker über 10 Pfund schwer. Danach ging es Schlag auf Schlag, ein erster Fisch für mich, knappe 60 cm lang wurde schnellstens ausgedrillt und wieder in sein Element entlassen. Dann klingelte das Handy (welches sehr oft bei uns allen während der Woche im Einsatz war - scheint in Island eine Art Nationalsport zu sein) - und Urs wollte wissen, was lief, hatte er doch einen tollen Fisch gefangen. Unsere polnischen Mitangler wurden dann auch seitens ihrer Mitfischer, welche einen anderen der Beats befischten, benachrichtigt: überall am See waren die Forellen nun am Fressen und es wurde telefoniert, gehakt und gefangen. Während meines Telefonats mit Urs bekam ich natürlich prompt einen Biss, den ich sauber versemmelt habe. Beim nächsten Anruf liess ich das Sauding aber klingeln denn nun hatte ich etwas Besseres am Band. Diesen Fisch drillte ich knallhart an Miguelito vorbei, um diesem dann auch noch seinen Kescher vom Rücken zu stibitzen.
Schluss jetzt mit dem Blödsinn, dieser Fisch musste aufs Foto! Sind die Thingvellir-Forellen wegen ihrer langen, bulligen Fluchten berüchtigt, so musste diese entweder überrascht worden sein oder sie hatte einfach keine Lust auf langes Tauziehen. Um halb Mitternacht lag sie im Netz, 81 cm lang und 42 cm Bauchumfang, mit klammen Fingern gemessen: 12 bis 14 Pfund, je nach Formel, ein toller Fisch an einem tollen Tag, den wir dann noch bis in Morgenstunden lange ausklingen ließen, denn Urs und Mazzo waren ebenfalls mit schönen Fischen erfolgreich: einer davon musste wohl irgendwie Bonefish-Gene gehabt haben, denn es war einer jener Thingvellir-„Längläufer“, welche die Antwort auf die Backing-Frage sind: unter 150 Meter sind hier am See Blödsinn, bei leichterem Gerät auch gerne 300 Meter … Der Ranchsee Villingavatn war Urs (… ich bin kein Werfer, ich bin ein Fänger!...) dann weiterhin hold: auch hier ging ihm ein wirklich toller Ü-80er Milchner ans Band…!
 
 
 
 
Erster Fisch des Abends 
Knappe 60er - sorgt hier am See kaum für Aufsehen!
Füße kalt, Herz erwärmt...
Jawohl, geht doch!

Urs mit Silberbarren aus dem See
Kleinere Fische fängt man auch manchmal
Einer der "Abgeher", Bonefish lässt grüssen!
Mathias mit tollem Fang
Da grinst der Schweizer...
... und mit Recht!

Obwohl es am Beat sowohl bei unseren neuen polnischen Freunden wie auch bei mir an der Fliege krachte, blieb der Erfolg bei Miguelito irgendwie aus, was seine Stimmung nachvollziehbar etwas trübte. Am Morgen darauf war dann Claude’s Sternstunde: während wir noch ein wenig ausschliefen, fing er gleich 2 tolle Fische, wiederum am Black Cliffs Beat, diesmal aber in der flachen Bucht links vor der Abbruchkante.
"Famos à la Playa"
... und Numero Dos
Am Nachmittag lief dann nix bei mir, aber bei Ankunft am Beat 1 fand ich einen sichtlich befreiten Miguelito vor. Eine tolle Forelle hatte sich seinen Marabou-Black-Ghost-Streamer sofort nach Eintauchen geschnappt, die er behutsam aber kontrolliert drillen und landen konnte. Die hatte er sich echt verdient, die Bilder sprechen natürlich Bände!
Ay caramba, Miguelito!
Eine Wahnsinnsforelle!
Was wäre gewesen, wenn ich den nicht gefangen hätte…?“ – „Misch, du hast ihn aber gefangen, nur das zählt, den wirst du nie, nie wieder vergessen!!
Danach wurde es dann auch wieder ruhig am See, weitere Fänge blieben leider aus. Da wir noch eine weitere Flussstrecke gebucht hatten, diese aber im südlichen Hochland Islands liegt und am Anfang der Woche aber absolut unbefischbar war (heftige Winde quer, über 100km/h, Schneetreiben), ließen wir es darauf ankommen und warteten ab. Donnerstag Abend gab Kristjan uns dann grünes Licht, ein Wetterumschwung bedeutete bessere Bedingungen für die zweistündige Fahrt in die isländischen Highlands. Von unseren Jungs wollte aber dann keiner mitkommen, das Varmá-Debakel steckte allen noch im Hinterkopf. Ich musste aber hin, allein schon der Gegend wegen: Fliegenfischen wie auf dem Mond!
Grün ist anders...
Am Vormittag brachte Kristjan mir dann die Gewässerkarten und den Anfahrtsweg zum Fluss, begleiten konnte er mich nicht, hatte er doch prominenten Besuch dabei: er wollte mit Matt Harris, dem bekannten Fliegenfischer-Fotografen aus Grossbritannien, eines seiner Gewässer im Norden der Insel erkunden. Nach schnellem Händeschütteln schnappte ich mir einen der Subarus (wir hatten 2 Mietwagen gebucht) und fuhr los. Je weiter ich mich von der Küste entfernte, desto karger wurde die Landschaft, kein grün mehr auf dem Hochplateau des Tungnaá-Flusses (oder eher, noch kein Grün so früh in der Saison), nur Lava, Geröll und im Hintergrund die schneebedeckte Hekla, Islands bekannter Vulkan.
Die Hekla
Verschiedene Abschnitte des Flusses sind Teil eines Wasserkraftwerk-Systems, der Fluss ist teilweise zu größeren Seen aufgestaut, die an dem Tag gletscherblau in der Sonne leuchteten. Kristjan’s Forellenstrecke der Tungnaá führt aber glasklares Wasser welches sich durch die Geröllwüste schlängelt und die Seen verbindet. Der obere Teil bildet einen kleinen Canyon im Lavagestein, von dem Kristjan mir abgeraten hatte, ich sollte direkt unterhalb des Canyons mit der Fischerei beginnen, was ich dann auch tat. Bedingung war auch, unbedingt die gefangenen Fische zu vermessen und zu notieren, denn die Einträge ins Fangbuch sind für ihn extrem wichtig.
Glasklar...
... und gletscherblau!
Es sollte sich als Fehler herausstellen, dass die Jungs an dem Tag unten am großen See geblieben waren: die Privatstrecke der Tungnaá war proppevoll mit wohlgenährten und bullenstarken Bachforellen und etwas schlankeren Saiblingen, die per Nymphe oder auch mit Streamer relativ einfach zu fangen waren, darunter auch etliche Exemplare jenseits der 50-cm-Marke. Bester Fisch waren jeweils eine (leider etwas magere) 67er und beeindruckende 57er Bachforelle sowie ein 50er Saibling. Leider sind die Bilder nur von mittelmäßiger Qualität, da schnell mit dem Handy aufgenommen.
Gute Durchschnittsforelle aus der Tungnaá
Besagte 57er, extrem kampfstark!
Große Tungnaáforelle, der Konditionsfaktor ist leider nicht beeindruckend
Saibling aus dem Bach, schlank aber kampfstark!

Da wir am Abend gegen 8:00 Uhr ein Barbecue geplant hatten, wollte ich gegen 6:00 Uhr nachmittags wieder zurück zu den Jungs, somit konnte ich nur einen kleinen Bruchteil der kilometerlangen Privatstrecke befischen, da zeitlich beschränkt. Fische fangen konnte ich aber überall, was vom phantastischen Potenzial des Gewässers zeugt. Gerne möchte ich hierhin und an die benachbarte Kaldakvisl wiederkommen… sehr bald!!!

Dies war dann ein gelungener Abschluss der Fischerei. Der letzte Tag in Island war dem reinen Tourismus gewidmet: Geysir und Gullfoss liegen eine kurze Autofahrt vom Thingvellir-See entfernt und bilden mit diesem den „Golden Circle“, unumgänglich für Island-Touristen: wenn man schon da ist, muss man es auch besichtigen! Besonders die Fallstufen des Gullfoss-Wasserfalls sind landschaftlich beeindruckend und machen die Anfahrt absolut wert!









In Thingvellir im gleichnamigen Nationalpark wurde bereits um 930 durch zugewanderte norwegische Nordmänner einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Es handelte sich um eines der ältesten Parlamente der Welt, und die Orte gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. An dieser Stelle und im weiteren Umfeld wird auch das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar, die auch unter Wasser im See weiterführen. Die tektonischen Verschiebungen lösen immer wieder kleinere Erdbeben aus. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beiderseits der Schlucht um über 60 Meter auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt.



Vor dem Heimflug erwarteten uns Urs und Mathias (sie hatten schon während der Woche den Golden Circle besichtigt) in einer Bar/ Restaurant in Reykjavik, wo wir alle sechs zusammen in bester Stimmung den Aufenthalt in Island ausklingen ließen.

Fazit der Reise: Schwierige Bedingungen meistert man an besten im Team. Die Stimmung war immer gut bis ausgelassen, die Tage lang und Nächte kurz. Viele Fische wird man am Thingvallavatn kaum fangen (mit Hinblick auf unsere Reise an den Strobel-See in Argentinien), dafür aber bestimmt die größten Bachforellen weltweit! Einem Bekannten, der in Reykjavik lebt und sich die besten Tage am See aussuchen kann, gelang am Tag nach unserer Abreise der Fang einer Forelle von 103 cm Gesamtlänge und unser polnischer Freund Mat kann einen Fisch von über 14 kg (!) vorweisen, gefangen an Fliegengerät im Frühling 2015!!! Auf die Aktivität der Fische (oder das Fehlen hiervon) angesprochen, erzählte uns Mat, dass 2016 ein „komisches“ Jahr war, hier ein wenig, da en wenig, da sei die Fischerei im Vorjahr wesentlich besser gewesen, mit mehr gefangenen Fischen und auch im Durchschnitt etwas größer. In den Fangbüchern an Kristjan’s Thingvellir-Beats vom April und Mai 2016 fanden sich aber dennoch etliche Fische in Größen von notierten Mittsechzigern bis zu mehreren tollen Mittneunzigern, aber wiederum nicht an durchgehenden Fangtagen, sei es, weil weniger gefischt wurde, oder wie Mat es behauptete, die Aktivität der Fische sporadischer war.

Für mich steht aber fest, dass ich ungedingt zurück nach Island muss, so schnell es geht und diesmal besser vorbereitet und auch noch etwas früher in der Saison, die um den 20. April dort am See beginnt.

Man trifft wilde Typen in Island...
... aber gute Stimmung ist garantiert!


Und für alle, die noch nicht genug bekommen haben, folgen hier drei kurze Videos von diesem Trip...

Nützliche Informationen zu Island:
- Grundsätzliches / Wissenswertes über Island: (KLICK)
- Anreise: mit Flugzeug oder Fähre
- Offizielle Tourist-Informationsseite Island: (KLICK)
- Fishpartner: (KLICK)
- Thingvellir Nationlapark: (KLICK) und (KLICK)
- FishPal.com / Informationen zu Islands Flüssen: (KLICK)
- NASF / North Atlantic Salmon Fund: (KLICK)
- S.V.F.R. (THE ANGLING CLUB OF REYKJAVIK): (www.svfr.is)
- LAX-A, Reykjavik: (www.lax-a.net)
- Lachsangelgerät-Desinfektionspflicht in Island beachten: (KLICK)
- Gerne steht der Autor für nähere Informationen zum Gewässer und Unterkunft zur Verfügung (über die FF Redaktion).

- Im Fliegenfischer-Forum bisher erschienene Island-Reiseberichte:
- Lachsmythos im Land der Feen & Trolle, Stóra-Laxá | Uwe Müller (2016)
- Ein Roadtrip im magischen Land | Nicola Sperlich (2016)
- Island-Story: Lachs am Bambus | Christian Thalheimer (2014)
- Island 2012 - The Story Of Joy… | Andreas Eckl (2012)
- Meerforellen - Springerfischen am Húseyjarkvísl | Carsten Dogs (2012)
- Auf Lachs in Island im Sommer 2011 | Andreas Eckl (2011/2012)
- Island 2007 - Im Auge des Stiers | Marcus Ruoff (2007/2009)
- Breidalsa, Minnivallalaekur, Grenlakuer | Christoph Meyer (2005)




© Ein Beitrag von Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - Juni 2017. Fotos: Eric Arbogast und Urs Wehrli.
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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