AV Ilmtal-Fliegenfischer e.V. Bad Berka, Februar 2023, Presse/Jahresbericht: 
Ilmtal-Fliegenfischer: Rückblick auf das Jahr 2022
Milder Januar an der Ilm: noch ist reichlich Wasser drin ... hier am "Münchner Wehr", zwischen Radweg und B 87
Februar: Von unserem Aufzuchtsbach Schwarza ist durch Weidenbruch über hunderte von Metern kaum noch etwas zu sehen ... 
BAD BERKA (MM): Die leidige Corona Pandemie hatte Land & Leute zumindest am Anfang des Jahres 2022 noch im Griff, deshalb mussten auch in diesem Jahr wieder traditionelle Vereinsveranstaltungen ausfallen und die Vereinskultur- und Geselligkeit wurde beeinträchtigt. So gab es weder eine Jahreshauptversammlung, noch den offenen Fliegenbindetag und auch die große Kinder- und Jugendveranstaltung des Dachverbandes LAVT quer durch alle Angelarten im Atrium der Erfurter Stadtwerke musste leider wieder entfallen.
Dennoch konnten zumindest die große Frühjahrs-Müllsammelaktion gemeinsam mit Stadt Bad Berka und unser traditionelles "1.Mai-Essen im Grünen" stattfinden. 
Am und im Gewässer waren zudem genug Arbeiten zu erledigen. Die 16 Mitglieder des Vereins leisteten 2022 an den beiden Pachtgewässern des Vereins Ilm und Schwarza wieder eine ordentliche Stundenzahl an ehrenamtlicher und gemeinnütziger Arbeit. Zu tun gab es auch 2022 wieder jede Menge, z.B. Fischbesatzmaßnahmen sowie Gewässer-, Uferpflege- und Aufräumarbeiten - und leider immer und immer wieder: den Müll und Abfall von anderen Mitmenschen einsammeln!
Wildes Schwarzatal
In anderen Bereichen im Schwarzatal haben Biber neue kleine Stauseen geschaffen. Zum Ärger der ansässigen Landwirte, deren Wiesen nun regelmäßig überschwemmt werden ... tun können sie dagegen legal: nix!
Auch an den Ufergehölzen der Ilm haben Biber wieder mächtig Schaden angerichtet ... Interessiert aber niemanden mehr: Biber geht vor!
Das Orkantief "Zeynep" sorgte im Februar zudem für reichlich Unordnung und Bruchholz im Auenwäldchen 
Februar: der Fluss ist immer noch gut gefüllt, nahe Oberkante ... 
Fliegenfischen ist viel mehr, als nur Fische fangen. Bereits bei seiner Gründung vor nun 29 Jahren hat sich der Verein den Aufbau und die Erhaltung eines für die Ilm arttypischen, heimischen Fischbestandes zur Hauptaufgabe gemacht. Hierzu gehören neben dem regelmäßigen Besatz von Ilm und Schwarza mit Bachforelleneiern und -Brut sowie mit Jung-Äschen und Kleinfischen anderer Arten auch diverse Pflege- und Aufräumarbeiten am Ufer und im Gewässer. Der Hegeauftrag kann heutzutage nur noch ansatzweise erfüllt werden, da Verschmutzung und Bauarbeiten im Gewässer, immer länger anhaltende Trockenperioden im Sommer, raubende Kormorantrupps im Winter und andere ungünstig wirkende Faktoren (die ständig zunehmen!) die Arbeit wieder zunichte machen.
Die Wildkamera am Fluss bestätigte unsere Befürchtungen: diese "possierlichen" Fischfresser haben wir nun auch im Revier! Und nicht nur einen, wie man sieht.
Wir springen zum 01.Mai: endlich wieder ein gemeinsames "Essen im Grünen", Angrillen direkt am Ilmufer, bei herrlichem Wetter

Ab Mitte Mai erschienen pünktlich die Maifliegen...
... diese Zeit bot bei noch guten Wasserständen ...
... eine schöne Trockenfliegen-Fischerei, die auch immer mal wieder solche Kaliber zum Steigen brachte
In den Wintertagen der ersten Monate des Jahres 2022 wurde das Ilmtal wie in dieser Jahreszeit üblich von durchziehenden, hungrigen Kormoranen heimgesucht und die Fischbestände weiter geschädigt. Wenige dieser effizienten Fischjäger über einige Winterwochen auf täglicher Fischjagd im kleinen Fluss (wo sie normaler Weise nicht vorkommen sollten) reichen bereits aus, um den Fischbestand so schwerwiegend zu schädigen, dass eine natürliche Reproduktion kaum noch stattfinden kann. Gerade die inzwischen europaweit allein durch Kormorane von Aussterben bedrohte Äsche kann sich als Freiwasserfisch vor den permanenten Angriffen nicht verstecken und wird so eine leichte Beute. Wir können nur jedes Jahr erneut den Finger in die Wunde legen und dringend anmahnen, dass für dieses Problem endlich eine europaweit geregelte Lösung gefunden wird, ansonsten sehen wir im wahrsten Sinne des Wortes Schwarz für die Fischbestände. Nicht vergessen werden sollte an dieser Stelle, dass es ohne das stetige Bemühen von Vereinen wie unseren, welches viel Zeit und Geld kostet, heute wohl keine nennenswerten Fischbestände mehr in unseren Flüssen und Seen gäbe, auch nicht die "bedrohten bzw. gefährdeten Arten"!
Wildnis pur an der Ilm
Hier liegen die Bäume noch im Fluss wie sie fallen oder angeschwemmt wurden (oder vorher vom Biber gefällt wurden). Richtige Probleme gibts erst, wenn das nächste Hochwasser die Stämme an der nächsten Brücke oder am nächsten Wehr verkeilt
Hübscher Fang aus der Maifliegenzeit

Inzwischen hat sich noch ein weiterer effektiver Fischjäger "hinzugesellt": unsere Wildkamera-Auswertungen belegen das Vorkommen von Fischottern am Fluss. Auch diese Tiere waren jahrhundertelang aus thüringischen Gewässern verschwunden und tauchen plötzlich (ebenso wie die Biber) überall an unseren Flüssen auf. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Ob uns das gefällt oder nicht: beide Arten sind streng geschützt und wir müssen uns mit der neuen Situation abfinden und die Hegemaßnahmen bzw. unser generelles zukünftiges Bewirtschaftungskonzept entsprechend anpassen. Das bedeutet auch einen weiteren erheblichen Fischbestandsrückgang durch Otter, denn die geschickten Jäger bekommen jeden Fisch den sie wollen und wir werden die Tiere nicht mit zusätzlichen Besatzmaßnahmen am Platz halten! Und ob den Tierfreunden das gefällt oder nicht: beide Arten sind Schädlinge an unseren Gewässern: jeder gefällte Uferbaum ist ein Verlust und jeder gefressene Fisch (auch solche die auf der "Roten Liste" stehen) wie auch jede leer gefressene Gewässerstrecke ist ein Rückschlag im Artenschutz und für Gewässerbewirtschafter wie uns, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich um den Aufbau und Erhalt eines stabilen Fischbestandes bemühen! Im Übrigen haben unsere Untersuchungen an den Tümpeln und Seitenarmen im Umfeld der Ilmufer (im Frühling 2022) ergeben, dass dort keinerlei Frösche und Kröten sowie deren Laichprodukte und Nachwuchs mehr vorhanden sind. Noch 2021 herrschte dort im Frühling Hochbetrieb - siehe Foto unten! Bekanntlich fressen Otter auch sehr gerne Amphibien!
Ende Mai passt der Wasserstand (noch einigermaßen) und die Nahrung und Schutz bietenden Wasserhahnenfußbänke haben sich prächtig entwickelt
Juni: Die Yellow Sallys (gelbe Steinfliegen) schwärmen schon und verführen die Forellen zu akrobatischen Aktionen ... 

In den vergangenen Jahren hatte die sommerliche Wasserknappheit für die Ilm und ihre Bewohner oftmals negative Auswirkungen für die Fische wie auch Wassersekten und Kleintiere als deren Nahrungsgrundlage. Nach 2 Jahren "Erholung" traf es das Ilmtal 2022 umso härter und die Trockenzeit war mit 4 Monaten so lang und intensiv, wie kaum jemals erlebt. Ganze Gewässerkilometer fielen monatelang vollständig trocken und in den Bereichen wo es noch Wasser gab, litten die Tiere und Pflanzen sehr. Ähnliche Probleme gab es natürlich nicht nur an der Ilm oder in Thüringen, sondern bundesweit.
August: Während die sommerliche Hitze und Dürre anhält, liegt die Ilm (nicht nur) im karstigen Kranichfelder Grunde wieder einmal vollständig trocken, und das schon seit Wochen :-(
In der Ortslage Bad Berka fließt es noch ein wenig
August/September '22 in weiten Strecken des mittleren Ilmtals (Buchfart, Öttern, Ri. Weimar etc.): hier floss "früher" ein kühler Forellen- und Äschenfluss - ein Trauerspiel ohnesgleichen!
Wer mit offenen Augen an der Ilm spazieren geht, vielleicht auch einmal abseits der Wege, dem sind die frischen und sehr häufig zu entdeckenden Baumfäll-Spuren der Biber sicher nicht entgangen. Wie auch immer sich diese Tiere so rasch an so vielen Flussbereichen ausbreiten konnten, sei einmal dahin gestellt: wir haben grundsätzlich nichts gegen sie, sind sie doch eine Bereicherung der Natur intakter Flusstäler. Warnend und wiederholt (da bisher völlig ohne jegliche Reaktion) müssen wir jedoch an die zuständigen Behörden appellieren: wenn Biber weiterhin und inzwischen fast flächendeckend am Gewässer eine größere Anzahl an Bäumen fällen, die 20, 30 oder mehr Jahre zum Nachwachsen benötigen, ist (nicht nur) der Ufer- und Hochwasserschutz ernsthaft in Gefahr. Das kann so nicht gewünscht sein, oder? Augen zu und durch ist hier keine Lösung. Sehr gerne nehmen wir Vertreter der zuständigen Behörden mit ans Gewässer und zeigen ihnen die dokumentierten Biberschäden. Auch s.g. Baumschützer dürfen sich sehr gerne bei uns melden, denn nicht nur in Städten gibt es schutzbedürftige Bäume!
Leider bekommen die alten Uferbäume an der Ilm auch noch weitere Probleme: durch die zunehmenden sommerlichen, ausgedehnten Trockenperioden leiden sie sowieso schon erheblich unter der Hitze. Dazu kommt die fehlende Wasserversorgung und austrockende Uferkanten & Wurzeln. Also verlieren die Bäume, zusätzlich geschädigt von Pilzbefall ihren Halt, sie sterben ab und stürzen in den Fluss.
Herbst an der Ilm: Es hat gut geregnet in den letzten Wochen, der Wasserstand hat sich normalisiert und ich kann nach monatelanger Zwangspause endlich wieder einmal Fliegenfischen am Fluß und nachsehen, ob noch Fische da sind ... 
Einige Äschen sind noch da ... 
... auch die eine oder andere große Laich-Forelle hat die große Dürre überlebt :-)
Markanter Räuber-Schädel !
Catch of the Day :-(  "Gebissen" auf eine #16er GK-Nymphe ... 
Die "(Pandemie-)Zeichen der Zeit" sind noch überall. Aber warum müssen sie im Fluss landen?
Mitglieder des Vereins nehmen interessierte Bürger auch gerne einmal mit ans Wasser und zeigen, worauf es beim Fliegenfischen ankommt. Wer Kontakt mit dem Verein aufnehmen möchte, erreicht ihn unter 036458-31003 (Herr Müller). Einen Auszug aus der Vereinschronik und eine riesige Sammlung an aktuellen Themen und Informationen über das Fliegenfischen finden Sie im Internet unter: fliegenfischer-forum.de
Allzeit Petri Heil wünscht Euch
Michael Müller, 1.Vorsitzender des IFFV
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Da isser, der "kleine Beißer" - für großen Schaden ...
Immer auf der Pirsch
Nach 2 Jahren Zwangspause wieder ein traditionelles Vereins-Weihnachtsessen im Stamm-Lokal, soviel Verein sollte sein !
Tipp: Ein empfehlenswerter Ilm-Fotoreport aus 2022:

Heimat Deutschland: 
An Ilm und Saale in Thüringen - Das Angeljahr im Ilmtal
Ein Fotoreport mit 137 stimmungsvollen bis nachdenklichen Bildern von Michael Müller



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