Kormoran - never ending story

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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stillwater
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Kormoran - never ending story

Beitrag von stillwater »

Guten Morgen zusammen,

interessanter Artikel über die Kormoran-Problematik:

https://fishingdoctor.de/index.php/2024 ... hiAdt_VemU

beste Grüße (ich gehe jetzt fischen und setzte meine orange Kappe vom LJV auf!)

Uli
FlyandHunt
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von FlyandHunt »

Die Leute können mir erzählen was Sie wollen.
Der Kormoran ist DAS Hauptproblem an unseren Gewässern.

Den Bach den ich privat habe, hat einen unfassbar guten Fischbestand.
3km weiter unten wird der Bach so groß, dass man dort den Kormoran antrifft.
Dort gibt es quasi keinen Fisch.

Grüße
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
Blackghost
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Blackghost »

Hallo zusammen,

leider ist der Artikel hinter der Playwall.
https://www.sueddeutsche.de/projekte/ar ... e-e666542/

Wie ich finde wir das Thema hier mal ausgewogen betrachtet.

Grüße Moritz
Beppo
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Beppo »

Endlich mal was "Neues"!
stillwater
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von stillwater »

Neue bzw. aktuelle Entwicklungen in Sachen Kormoran:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wue ... t-100.html

beste Grüße

Uli
Hydra
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Hydra »

Hallo in die Runde,

ich neige dazu die Dinge pragmatisch zu betrachten. Klar ist, dass der Kormoran auf dem Festland Deutschlands früher sehr selten war und heute ein viel zu hoher Bestand große Schäden an den Fischbeständen verursacht. Auch ich bin der Meinung, dass geschossen werden muss und jede andere Methode die Bestände zu reduzieren ergriffen werden sollte, bis die Zahlen wieder erträglich werden. Bei uns an der Mümling können wir den Einfluss des Kormorans sehen und auch zählen, wir haben aber eine Situation, in der diese Schäden nicht verheerend wirken. Zählen können wir den Einfluss, weil unsere Äschenbestände direkt in der Ortslage Michelstadt und Erbach deutlich stärker sind als ausserhalb und das obwohl die Gewässerstruturen ausserhalb viel besser für die Äschen sind. Kormorane fliegen nicht in die Innenstadt. Unsere Äschenbestande ausserhalb sind auch stabil bzw. wachsen aber langsamer und auf niedrigerem Niveau, hier kann man den Kormoran beim jagen oft beobachten, es sind aber nur relativ wenige Exemplare. Das widerum liegt daran, dass unsere Gewässer ausserhalb sehr reich strukturiert sind. Flache Rieselstrecken kann der Vogel nicht befischen und Wurzelwerk, Totholz und andere Versteckmöglichkeiten sind reichlich vorhanden und ermöglichen den Fischen oft die Flucht. Die agilere Forelle leidet daher bei uns auch weniger als die Äsche unter dem Fraßdruck. Um ein vernünftiges Kormoranmanagement zu machen, das die Bestände auch nachhaltig reduziert, ist die Jagd nach heutigen Bedingungen nicht geeignet, wir schaffen das ja nichtmal bei Wildschweinen oder Rehen, die gut schmecken. Was sind aber die Ursachen dafür, dass der Kormoran solche Schäden anrichten kann? Hier muss genauso angesetzt werden, wie bei der direkten Bestandsregulierung. Der eigentliche bevorzugte Lebensraum des Kormorans in Deutschland war die Küste und dort kam er auch schon immer vor. Dort haben wir Menschen ihm die Lebensgrundlage entzogen, indem wir die großen Fischschwärme von Markrelen, Heringen und Stinten vernichtet haben. Der Kormoran als reiner Fischfresser und als anpassungsfähiger Vogel weicht seither auf andere Gewässer aus, die ihm eine einfache und schnelle Mahlzeit bieten. Geradegezogene und eingetiefte Fließgewässer ohne Strukturen und die Vernichtung von Wasserflächen die für den Kormoran schlecht zu bejagen sind, wie z.B. Auwälder tun ein übriges. Wenn wir, aus welchen Gründen auch immer, politischen, idiologischen, die Bejagung nicht so hinbekommen, wie das nötig ist um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir unbedingt die anderen zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen und die Bedingungen an unseren Gewässern für die Fische verbessern und den Kormoran verschlechtern. Unser mangelhaftes Kormoranmanagement auf die EU zu schieben ist falsch, denn die EU fordert sogar ein effizientes Kormoranmanagement, manche Nationalstaaten setzen aber nichts davon um, siehe WRRL. Vergraulungsabschüsse haben keine Wirkung und sie zu beantragen ist verschwendete Zeit. Selbst wenn sich ein Jäger bereit erklären sollte, sie zu machen. Es müssen Brutbäume (oft Pappeln) gefällt, Gelege zerstört, Tiere geschossen werden. Aber genauso muss die intensive Fischerei an den Küsten verringert, Uferverbauungen beseitigt, Auwälder und die natürliche Dynamik der Fließgewässer wieder hergestellt werden. Eine in Schleifen gelegte, befestigte Rinne ist nicht besser als eine Schnurgerade. Im Gegenteil, in der Schnurgeraden ist die Fließgeschwindigkeit höher. Wir sollten jede Stellschraube nutzen, die die Bedingungen zugunsten der Fische verschiebt und zu ungunsten der Kormorane, nicht stur auf eine einzige Maßnahme bestehen, die sich nicht umsetzen lässt. Dafür müssen wir uns in den Anglerverbänden organisieren um politisch Einfluss zu nehmen, uns einbringen und Verantwortung übernehmen.

Grüße,

Arne
Fliifi-Sepp
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Fliifi-Sepp »

Ich bin da voll bei Arne. Die EU ist tatsächlich nicht das Problem, die Länder entscheiden selbst, wie sie mit den Problemen einer zu hohen Fisch-Prädatorendichte umgehen. Und das betrifft nicht nur Kormorane, sondern auch Reiher, Gänsesäger und Otter.

Und wie Arne auch richtig schreibt, sind ist die wirkungsvollsten Schutzmaßnahmen für unsere Fischbestände möglichst gut strukturierte Gewässer mit ausreichend Unterständen und Fluchtmöglichkeiten.

Wir als Fischer sollten uns aber auch selber an der Nase nehmen: "Dumme Besatzfische" sind für alle Prädatoren leichte Beute und signalisieren zusammen mit den zahlreichen Fischteichen den Prädatoren ein praktisch unendliches Nahrungsangebot. Entsprechend vermehren sie sich. Wir füttern oft die Fischfresser selber!
Auf Gewässer mit reinen Wildfischvorkommen haben die Fischfresser übrigens meist wesentlich weniger negative Einflüsse auf den Fischbestand, als auf Gewässer mit überwiegend Besatzfischen. Wo wir bei einem anderen gerade aktuellen Faden hier im Forum wären.

Und wir sollten mit allen Naturschutzverbänden zusammen arbeiten, um unsere Gewässer in einen besseren Zustand zu bringen. Wenn im Herbst und Winter Gewässer fast Fischleer sind (Besatz herausgefangen, aufgefressen oder weggespült), dann fressen Fisch-Prädatoren nämlich gerne auch Amphibien, deren Bestände auch permanent zurück gehen. Auch Kormorane fressen Amphibien (nicht so oft, aber doch auch), bei Graureihern und Otter stehen Amphibien aber neben Fischen auf dem ganz normalen Speiseplan.
Ein zusätzliches Argument, für eine konstruktive Zusammenarbeit von Fischern mit Naturschutz-Verbänden und Umweltbehörden.

Stellen wir uns den Tatsachen: Eine massive Reduktion der Prädatoren mit allen nur denkbaren Maßnahmen läßt sich heute nicht mehr durchsetzen, dafür ist die Lobby der Fischer alleine einfach zu schwach.
Die Zukunft des Fliegenfischens kann doch nicht sein, daß wir unsere Leine irgendwann nur noch in durch Zäune und mit Netzen überspannten abgesperrten Arealen auswerfen.
Wir müssen andere wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, wenn wir in Zukunft noch Fische fangen wollen!

LG Sepp
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MahiMahi
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von MahiMahi »

Hallo,

eigentlich will ich gar nicht viel dazu sagen. Kormoran ist und bleibt ein Problem, dass wir nie in den Griff bekommen weden.
Solange es Leute gibt die nicht erkennen (wollen), dass Äschenbestände drastisch zurückgehen und die die bedrohte Art sind.
Eine Reduzierung des schwarzen Vogels wird Wirkung zeigen, wenn die Gelege solange das noch Eier sind unschädlich gemacht werden.
Da aber sehe ich die nächste Hürde nämlich, dass das nie genehmigt wird.
Was sind schon Fische die man eh nicht sieht und die gar nicht kuschelig sind im Vergleich zu unserem nimmersatten schwarzen Freund.

Grüße
Harry
stillwater
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von stillwater »

Hallo Arne & Sepp und danke Harry,

vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten zur Kormoran-Problematik aber zu eins (von Arne) muss ich leider vehement widersprechen:

„Kormorane fliegen nicht in die Innenstadt“

Das stimmt nicht, ich sehe unzählige Kormorane in unseren Stadt & Parkgewässern (Düsseldorf), auch sogar direkt unter der Schwebebahn in Wuppertal – sie gewöhnen sich an alles!

beste Grüße

Uli
Hydra
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Hydra »

stillwater hat geschrieben: 27.02.2025, 13:08 Hallo Arne & Sepp und danke Harry,

vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten zur Kormoran-Problematik aber zu eins (von Arne) muss ich leider vehement widersprechen:

„Kormorane fliegen nicht in die Innenstadt“

Das stimmt nicht, ich sehe unzählige Kormorane in unseren Stadt & Parkgewässern (Düsseldorf), auch sogar direkt unter der Schwebebahn in Wuppertal – sie gewöhnen sich an alles!

beste Grüße

Uli
Hallo Uli,

das glaube ich Dir sofort, die Viecher sind schlau und anpassungsfähig. Ich war hier unpräzise, ich meinte, dass sie nicht (oder kaum) in die Innenstadtbereiche von Erbach und Michelstadt fliegen. Sie finden dort keine Plätze an denen sie beobachten oder sich trocknen lassen können. Vielleicht ist das ein weiterer Ansatzpunkt bei der Verschiebung der Vorteile vom Kormoran auf die Fische, den man nutzen kann.

Grüße,

Arne
Hydra
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Hydra »

Fliifi-Sepp hat geschrieben: 27.02.2025, 10:52 Wir als Fischer sollten uns aber auch selber an der Nase nehmen: "Dumme Besatzfische" sind für alle Prädatoren leichte Beute und signalisieren zusammen mit den zahlreichen Fischteichen den Prädatoren ein praktisch unendliches Nahrungsangebot. Entsprechend vermehren sie sich. Wir füttern oft die Fischfresser selber!
/quote]

Hallo,
ich konnte schon beobachten, wie eine Reihe Kormorane in Formation dem Transportfahrzeug des Fischlieferanten, der unseren Besatz (Angelteich) gebracht hat, folgten. Ob sie von dessen Anlage bis zu unserer gefolgt sind, oder sie das Fahrzeug kannten, kann ich nicht sagen. Ein Zufall war das aber sicher nicht, die Vögel wussten genau was im Fahrzeug war. Sie sind ein paar Runden geflogen und haben sich in den nahegelegenen Bäumen niedergelassen und gewartet bis das Buffet bestückt war. Klar haben wir sie verjagt, was sie zu ein oder zwei weiteren Runden genötigt hat.
Kein Märchen - selbst erlebt!
Grüße
Arne
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Harald aus LEV
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Re: Kormoran - never ending story

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo,
ich sehe es ähnlich wie Harry,
eine merkliche Reduktion ist durch Entnahme der Eier in den Nestern möglich. Das ist - wenn es überhaupt genehmigt wird - sehr anstrengend und zeitaufwendig.
Eine Bejagung sehe ich eher als nicht sehr effektiv an. Wenn dann müssten schon mehrere Jäger gleichzeitig unterwegs sein. Wenn der 1. Schuss gefallen Schuss gefallen ist, fliegen alle Kormorane auf. Wenn nur 1 Jäger vor Ort ist ist, muss er schon sehr schnell sein um noch einen 2. zu schießen.
Deshalb habe ich schon von Jägern gehört, dass die Kormoranjagd nicht sehr interessant ist. Man hat eine lange Anfahrt, opfert Zeit und Geld (Benzin, Munition) nur um einen Vogel zu schießen.
Hier sollten die Gewässerpächter versuchen, mit der Jägerschaft zu kooperieren. Man könnte sich für einen Tag absprechen, sodass dann mehrere Jäger vor Ort sind. Der Verein zahlt das Spritgeld und die Munition. Anschließend kann es noch ein Zusammensein geben, was die Beziehungen zueinander festigt. Das kann man mehrmals im Jahr machen. Aber selbst dann wird der Erfolg eher ernüchternd ausfallen.
Es könnte nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen sein.

Eine weitere Möglichkeit die Gewässer zu schützen ist, für reichlich niedrigen Bewuchs am Gewässer zu sorgen, sodass der Vogel keine gute Einflugschneise hat. Das geht aber nur bei relativ schmalen Flüssen. Außerdem ist das für manchen Fliegenfischer hinderlich, da es schwieriger mit dem Werfen werden kann. Eine hohe Präsenz am Wasser durch Fischer könnte sie ebenfalls vergrämen. Allerdings kann nicht ständig jemand während der hellen Stunden am Wasser sein.
Es bleibt schwierig, solange es keine natürlichen Feinde gibt.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
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