Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten Jahr

Ihr sucht ein Plätzchen, wo es sich gut Fliegenfischen läßt? Oder habt Ihr im Urlaub besonders gute oder schlechte Erfahrungen gemacht und möchtet diese weitergeben? Inklusive Salzwasser- (Süden-) Fliegenfischen.

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naturalist
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Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten Jahr

Beitrag von naturalist »

Hallo liebe Forengemeinde,
Ich habe in der letzten Zeit hin und wieder einmal zwischendrin gelesen und irgendwo aufgeschnappt, dass die Gewässerunterhaltung der Fischereivereine dort einen großen Wandel erlebt hat - in dem allseits bekannte Film - Die Soca der smaragdene Fluss, der nun auch bald 10 Jahre alt ist, wird vieles gesagt, die Nachzucht der Adriaäschen und der Marmorara und die wissenschaftliche Begleitung und die größe dieses Projektes sind ja auch bekannt. Aber wie steht es um die Soca und ihre Zuflüsse bzgl. der Fischpopultion? Gibt es die Trophy Strecken mit sterilisierten Riesensatzregenbognern noch? Es gibt ja den ZZRS, der die Soca oberhalb Bovec (+Zuläufer) bewirtschaftet, irgendwo , so hab ich gehört einen Trophy Part bei Kamp Klin(?) und des Fischereivereins Tolmin, sowie einige kleinere. Gibt es noch Äschen oder hat der Kormoran in den Jahren den Bestand merklich dezimiert? Wird dort nun auf nachhaltige Bewirtschaftung Wert gelegt oder ist der einzige Stolz Sloveniens vollkommen verkommen durch den Massentourismus.
Wie stehts um die Soca und ihre Zuflüsse heute? Was hat sich getan?
Ich würd mich freuen, wenn irgendwer etwas dazu zu berichten hat.
Gern auch per PN..

alles liebe
Pascal
FF Freak
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Re: Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten

Beitrag von FF Freak »

Hey Pascal,
Ich war leider auch noch nie in der Ecke und kann dir nicht weiterhelfen. Ich werde jedoch demnächst in der Gegend (Triglav Nationalpark und Soca) sein und bi Gelegenheit auch ein paar Tage dort fischen.
Findet sich hier wirklich niemand, der Helfen kann? Oder so mal ein paar Worte über das Fischen dort aktuell verlieren möchte?
Gerne auch via persönlicher Nachricht.

Bis dahin
TL
volki
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Re: Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten

Beitrag von volki »

FF Freak hat geschrieben:Findet sich hier wirklich niemand, der Helfen kann? Oder so mal ein paar Worte über das Fischen dort aktuell verlieren möchte? TL
Nun aktuell, das ist das Problem. Wenns heute regnet, kann es morgen schon ganz anders sein.
und wer so voreingenommen Fragen stellt......................................

Die Soca ist einer der schönsten, aber auch "schwersten" Flüsse, die ich kenne, und daher nicht geeignet für "Anfänger", oder solche die für die teure Karte auch entsprechend "viele" Fischen fangen wollen. Es geht von SUPER bis Schneider.

Die sog. Trophy-Parts, ob von Zavod oder FF Tolmin, sind dort wo es am einfachste ist, ans Wasser zu kommen :mrgreen:

Zudem nach den gemeldeten Hochwassern wird der Fluss sich wie üblich einen neuen Verlauf gesucht haben, sodass fast alles was früher war, nicht mehr gilt
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Lutz/H
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Re: Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten

Beitrag von Lutz/H »

volki hat geschrieben:
FF Freak hat geschrieben:Findet sich hier wirklich niemand, der Helfen kann? Oder so mal ein paar Worte über das Fischen dort aktuell verlieren möchte? TL
Die Soca ist einer der schönsten, aber auch "schwersten" Flüsse, die ich kenne, und daher nicht geeignet für "Anfänger", oder solche die für die teure Karte auch entsprechend "viele" Fischen fangen wollen. Es geht von SUPER bis Schneider.
Das kann ich ich so bestätigen, ich war in meinen frühen Flifi Jahren mal dort (um 1990) und bin
damals grandios gescheitert, damals waren viele großen Refos zu sehen, die
dort eingesetzt waren,zum teil gepierct mit Goldköpfen.
Äschen und Bafo waren auch zu sehen,überhaupt waren extrem
viel Fische auch für den Anfänger zu sehen,aber so gut wie nicht zu fangen,
einmal hatte ich während eines Regenschauers eine große Refo gefangen
Gib jedem Tag die Chance, die schönste deines Lebens zu sen ; Mark Twain
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gespliesste
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Re: Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten

Beitrag von gespliesste »

Hallo Pascal,

du kannst in Slowenien nach wie vor alles finden, von reiner Regenbogenbesatzstrecke bis hin zu absolut naturbelassenen Gewässern und auch alles dazwischen.

Die Soca und deren Zuflüsse sind von der Bewirtschaftung für Fliegenfischer recht speziell. Im Soca System, sowie allen Gewässersystemen in der Region die letzendlich in die Adria entwässern ist die Marmorata-Forelle autochthon. Da sie sich bekanntermaßen mit Bachforellen kreuzen kann, werden in diesen Gewässern meines Wissens seit vielen Jahren keine Bachforellen mehr besetzt. Für Bachforellen und so genannte Hybriden (Kreuzung zwischen Bach- und Marmorata-Forelle) besteht entnahmepflicht.

Ohne jeglichen Besatz gibt es im Soca-System quasi nur Marmorata und Äschen. Marmorata sind nachtaktiv und tagsüber weitgehend in Unterständen. Die meisten Fischer bekommen sie eher selten zu Gesicht. Bis ca. 60cm kann man sie im Abendsprung oder ganz früh morgens mitunter auf Trockenfliege fangen. Wenn sie größer bzw. maßig werden, stellen sie in der Regel auf andere Fische als Nahrung um. Da sind dann Sinkschnüre und/oder heftig beschwerte Streamer angesagt.

Die Äschen an der Soca nehmen es bei der Futterwahl sehr genau. Da musst du absolut sauber präsentieren und dazu muss die Imititation am Ende deines sehr feinen Vorfachs ihren Namen verdienen. Mit dem Inhalt vieler "moderner" Fliegendosen und der standard Taktik auf Besatzfische, hat man da sehr schlechte Karten.

Der Umsschwung für eine naturnahe Bewirtschaftung und die Wiederherstellung der natürlichen Marmorata Bestände hat dazu geführt, dass die meisten Fliegenfischer von diesem wunderschönen Fluss reihenweise als "Schneider" nach Hause gefahren sind. Daraufhin sind die Kartenverkäufe dramatisch eingebrochen. Das ist der Grund, warum sterilisierte Regenbogenforellen besetzt werden.

Slowenien ist ein kleines Land und steht wirtschaftlich nicht gut da. Nach meiner Erfahrung gehen die mit ihren natürlichen Ressourcen trotzdem sehr verantwortungsbewusst und nachhaltig um. Wenn du mal ausserhalb der Saison im Soca Tal unterwegs warst, merkst du wie sehr die Region vom Tourismus abhängig ist. Das gilt nicht nur für Fliegenfischer. Der Oberlauf der Soca war einige Jahre für Kajaker komplett gesperrt. Wurde aber auf Druck vieler vom Tourismus abhängiger gegen Auflagen wieder freigegeben. Meines wissens müssen Kajaker, genauso wie Fliegenfischer mittlerweile Tageskarten kaufen. Dazu ist die Soca selber auf Grund der Wasserstände nur wenige Wochen im Jahr wirklich gut befischbar.

Trotzdem ist die Soca nach meiner Meinung - mehr den je - einer der beeindruckendsten Flüsse der Welt und in ihrer Ursprünglichkeit in Europa unvergleichlich.
Die jetzige Besatzpolitik mag kontrovers dikustiert werden, aber sie ist für die natürlichen Bestände nicht wirklich destruktiv.
Der Fluss wurde in all den Jahren nicht verbaut, nicht verschmutzt und die kommerzielle Nutzung ist naturnah und wie ich meine durchaus nachhaltig. Die Äschenbestände sind sehr gut und werden nach meinem Empfinden von Jahr zu Jahr besser.
Soca Oberlauf
Soca Oberlauf
20110929-066.jpg
20110927-040.jpg

Es steht ja jedem offen, ob er den ganzen Tag auf die zahlreichen Regenbogenforellen fischt, oder versucht eine Äsche oder eine Marmorata zu fangen. Es gäb noch viel zu schreiben, aber ich will es mal dabei belassen ...
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Karambesi
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Re: Slovenien - Soca und Zuflüsse - Imagewandel der letzten

Beitrag von Karambesi »

Hallo Pascal,
ja, die Soca ist nach wie vor ein National Symbol für das slowenische Volk.

Ich befische diese Region seit den frühen 70er Jahren, und es hat sich da natürlich, "no na net "vieles geändert.

In diesen frühen 70ern unter dem Tito Regime ( Jugoslawien ) rafte sich die bevölkerung in der nordlichsten Provinz des Balkanstaates zusammen gegen das zentrale Komitee in Belgrad, welches oberhalb von Kobarid die Wasserkraft nutzen wollte.
KW Most na Soci sollte jedoch das letzte in der Region bleiben.
Leute wie Bozo Voljc, Marjan Fratnik, der damals noch junge und spätere Direktor des ZZR Joze Ocwirk und eine nicht zu unterschätzende Anzahl slowenischer Intellektueller starteten eine gegenbewegung und der schulterschluß mit der slowenischen Bevölkerung brachte den Plan der Kraftwerksbetreiber im jugoslawischen Vielvölkerstaat zum scheitern.

Die ausnahmslose Fliegenfischerei in diesen Flußsystemen wurde mitte der 70Jahre dann auch umgesetzt.
Das Fischen mit Blinkern und Wasserkugeln etc. verboten.
In allen Revieren des ZZR wie Sava Bohinjka, Radovna ( vormals Titos privatrevier im Sommer ) Krka, Unec, wurde die Fischerei auf Salmoniden mit der Fliegenrute verpflichtend eingeführt.
RD Bled, RD Radovlica, RD Tolmin, RD Novo Mesto haben sich in den unmittelbaren Folgejahren da mit angeschlossen.

Die fischereilichen Zustände waren nahezu paradisisch, da in den ersten Jahren der einführung absolut kein befischungsdruck vorherrschte.

Die reine Marmorate war damals wirklich stark ins hintertreffen geraten.
Krizankas ( Kreutzlinge ) wurden immer wieder sehr große gefangen.
Speziell in den letzten Septembertagen, sowie so wie heute bei ansteigendem Wasserstand.
Aber auch bei extremsten niedrigstwasserstand im Hochsommer waren immer wieder stattliche Exemplare plötzlich da vor dem Angler.
Und sie wurden nahezu immer auch entnommen.
Der Äschenbestand ist bis heute gut geblieben, wobei der Stamm der Donauäsche bei weitem überwiegt.
War es doch u.a. auch ein Ziel, den Stamm der Soca Äsche wieder hoch zu ziehen.

In dem schmalen Tal ist der Tourismus natürlich zu einem lebensnotwendigen Wirtschaftsfaktor geworden.
Bergsteiger u. Wanderer, Kanuten und Rafter und eben auch Fliegenfischer nutzen das Freizeitangbot in einer wunderbaren Naturkulisse inmitten der julischen Alpen.
Der befischungsdruck ist so wie vielerorts extrem.
Ein ruhiges Platzerl sehr schwer zu finden.
Doch trotz allem kann es noch immer eine Herausforderung sein, in diesem Flußsystem mit der Fliegenrute sein Glück zu versuchen. Es werden auch immer wieder starke Kreuzlinge und Marmoratas gefangen.

Bachforellen werden seit den frühen 80ern in der oberen Soca keine mehr besetzt.
Doch gibts es im Stausee sowie in der Idrica und den Nebenflüßen.
So lässt sich eine dauerhafter Ausschluß der Kreuzungsmöglichkeiten nicht auschließen.

Für mich persönlich ist die Landschaft immer noch ein Juwel, die Fischerei dort unten freut mich natürlich längst nicht mehr so. Gute freundschaften nach unten pfelge ich jedoch nach wie vor.
lg. Peter
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