Vegetarier/Angler?

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Frank.
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Vegetarier/Angler?

Beitrag von Frank. »

Liebe Leute,

die folgende Frage stammt nicht von mir - sie ist von einem Freund an mich herangetragen worden. Also:

In einem Kommentar zum Bayerischen Fischereirecht heißt es zum Beispiel: "Außerhalb der Schonzeit gefangene, maßige Fische müssen sinnvoll verwertet, in aller Regel also verzehrt werden. Nur dies entspricht dem Tierschutzgesetz." Wie sieht es denn nun aus, wenn alle Mitglieder der Anglerfamilie auf Fisch generell verzichtende Vegetarier sind? Streng genommen dürfte die Angelei dann doch überhaupt nicht ausgeübt werden, oder?

Ich denke mal, dass diese Vermutung stimmen dürfte. Wie sehen andere das?

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Hardy

Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Hardy »

moin moin,

es ist ja nicht exemplarisch geregelt, dass nur der Fänger den Fang verzehren muss.

IMHO kann der Angler seinen Fang gerne dem Nachbarn schenken, der als bekennender Karnivore den Fisch gerne auf den Grill legen wird.

Just my two pence.


Groetjes
Hardy
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webwood
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von webwood »

Eine sinvolle Verwertung ware sogar gegeben, wenn ein Köderfisch getötet wird, um in als eben diesen zu verwenden.
Das würde bedeuten, das ein Fliegenfischer, der z.b ein so kleines Rotauge fängt, das dies zum Verzehr devinitiv zu klein ist, dieses nicht zurücksetzen darf (Keine Schonzeit, kein Schonmaß) sondern eben sinnvoll zu verwerten hat.
Der Fliegenfischer muss um gesetzteskonform zu sein, nun etweder mit diesem Köderfisch selbst angeln, oder einen Angler finden, der diesen Fisch sinnvoll verwenden will. Zu beachten ist dabei, das das Verbringen von Köderfischen von einem zum anderen Gewässer wg. etwaiger Seuchenverschleppung auch nicht erlaubt ist.

Ansonsten stimmt was Hardy schrieb. Verschenken von Fisch ist erlaubt, der Verkauf indess untersagt.

Wenn man unter Wasser einen Fisch abködert, der zu entnehmen sei, kann man jederzeit behaupten, es sei eine geschützte Art gewesen. Ein Fischereiaufseher wäre so in arger Beweisnot, obwohl ich keinen Fischereiaufseher kenne, der das Entnahmegebot so eng sehen würde.

Tight Lines
Angler sterben nie, die riechen nur so.
Werbe

Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Werbe »

Hallo,
Frank. hat geschrieben:Liebe Leute,

die folgende Frage stammt nicht von mir - sie ist von einem Freund an mich herangetragen worden. Also:

In einem Kommentar zum Bayerischen Fischereirecht heißt es zum Beispiel: "Außerhalb der Schonzeit gefangene, maßige Fische müssen sinnvoll verwertet, in aller Regel also verzehrt werden. Nur dies entspricht dem Tierschutzgesetz." Wie sieht es denn nun aus, wenn alle Mitglieder der Anglerfamilie auf Fisch generell verzichtende Vegetarier sind?

Euer Frank


Fischende Vegetarier, die in eine vegetarischen Familie und diese wiederum in ein vegetarisches Dorf "eingebettet" sind, kommen recht häufig vor. Insofern handelt es sich tatsächlich um ein uns alle betreffendes Problem. :-" Ich würde mich aber auch gern mit der drängende Frage auseinandersetzen, ob ein bei der Landung von einem Meteoriten getroffener untermaßiger Fisch, der im Augenblick geschont ist, entnommen werden muss oder ob man ihn, wenn er nicht zu schwer verletzt ist, zurücksetzen muss.
Weiß jemand, ob es zu diesem Präzedenzfall bereits juristische Kommentare gibt. :wink:

Gruß
Werner
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webwood
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von webwood »

Weiß jemand, ob es zu diesem Präzedenzfall bereits juristische Kommentare gibt.
Ja gibt es.
In diesem Falle wäre der Fisch zwar nicht verangelt, aber dennoch nicht mehr lebensfähig und muss entnommen werden.
Verwerten darfst du den Fisch in der Regel nicht (das ist bei den meisten Vereinen intern so geregelt) sondern hast in abzugeben.
Sollte bis zur Abgabe des Fisches eine Kontrolle erfolgen (unverzüglich musst du den verangelten resp. vermeteoritierten Fisch nicht abgeben) empfiehlt es sich, den Meteroiten bei einer etwaigen Kontrolle vorweisen zu können, oder etwas weniger an den Haaren herbeigezogen, als dein Beispiel. Bei einer Kiemenblutung eines verangelten Fisches, ist der Fisch waidgerecht zu töten und der Haken zur Beweissicherung an Ort und Stelle belassen.

Wäre jeder Angler ein so vorbildlicher Angler wie du, wären Gesetze, Bestimmungen, Verordnungen etc. natürlich überflüssig

Gruß

Thomas
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Werbe »

webwood hat geschrieben: Wäre jeder Angler ein so vorbildlicher Angler wie du, wären Gesetze, Bestimmungen, Verordnungen etc. natürlich überflüssig

Gruß

Thomas
Ich weiß. Ich gehe ja sogar in den Keller, damit mich beim Lachen niemand hört oder sieht.

Gruß
Werner
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webwood
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von webwood »

Ich weiß. Ich gehe ja sogar in den Keller, damit mich beim Lachen niemand hört oder sieht.
Das ist weniger das Problem, lieber Werner,

stell dir vor du bist am Wasser und lachst ohne Vorwarnung laut los.
Gerade junge Bachforellen sind schreckhaft, und leiden in Folge möglicherweise unter Schlafmangel und hartem Stuhl.
Und Ja, ich sollte mal die Smilies verwenden. :D

Gruß

Thomas
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CPE

Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von CPE »

Frank. hat geschrieben:Ich denke mal, dass diese Vermutung stimmen dürfte. Wie sehen andere das?
Hallo Frank,

Vegetarismus ist ja genausowenig notariell zu beglaubigen wie der avisierte Zielfisch.

Wenn der stadtbekannte Vegetarier Willi Meier tatsächlich dabei erwischt wird, wie er eine wunderschöne Bachforelle ins Wasser gleiten läßt, kann er sich immer darauf zurückziehen, dass er erstens seine Ansicht vor wenigen Sekunden auf "Fisch ist doch bei Lichte garkein Fleisch" angepaßt hat und er zweitens keine Bachforelle sondern eine Äsche essen wollte. Daß Willis innere moralische Zweifel ihn kurze Zeit später wieder reuig in die Arme der Vegggies gebracht hat, ist eine andere Sache und nicht judikabel.

So oder so ähnlich hatte in Fisch & Fang im letzten Jahr deshalb ein fischenden Anwalt argumentiert...

Beste Grüße eines klassischen Omnivoren, Norbert
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von HansAnona »

"Außerhalb der Schonzeit gefangene, maßige Fische müssen sinnvoll verwertet, in aller Regel also verzehrt werden. Nur dies entspricht dem Tierschutzgesetz."

Manchmal empfinde ich es als sinnvoll, den Fisch als Milch oder Roggenspender für die nächste Brutsaison ins Wasser zurück zu setzen. Ich gehe davon aus, das dies der werte Gesetzgeber so vorgesehen hat und deshalb diese klare Formulierung gewählt.

Liebe Grüße, Alf
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webwood
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von webwood »

und er zweitens keine Bachforelle sondern eine Äsche essen wollte.
In Bayern würde dieses Argument keine Rolle spielen. Wenn man anstelle einer Trutte ein Aitel (Döbel) fängt, so hat man selbigen mit Genuss zu verpeisen.
Basta und Mahlzeit.
Entstanden ist diese Verordnung, so weit mir bekannt ist durch den früher stark verbreiteten Einsatz von Setzkeschern. Darin wurden Fische wärend des gesamten Angeltags teil elendiglich gehältert um dann am Ende des Angeltages die Besten (insb. bei Fang-limitierten Fischen) mitzunehmen.
So ganz unverständlich finde ich diese Verordnung nicht, obwohl wir Fliegenfischer mit einem Setztkescher ja wohl nichts am Hut haben.

Tight Lines

Thomas
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CPE

Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von CPE »

Hallo Thomas,

EIn Kommentar zum Bayerischen Fischereigesetz (Ausgangslage) ist keine Verordnung. Welche bayerische Verordnung zwingt mich also genau dazu jeden verwertbaren Fisch zu verspeisen?

TL, N
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Frank. »

Liebe Freunde,

nur mal als Zwischenbemerkung: Ich habe hier ja eher den Postboten gegeben - werde mich also in der Diskussion entsprechend zurückhalten.
Allerdings finde ich's sehr interessant!

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von webwood »

Hi N,

ob das eine Verordnung , eine Bestimmung, ein Gesetz, ein Edikt , oder ein Brauch ist, ist mir sowas von egal.
Ich bin Fischer und kein Jurist. Ich kann dir nur sagen, das ich das so, wie ich schrieb in meiner bayerischen Fischerprüfung gelernt habe.
Ob du jeden gefangen Fisch nun verspeist, ist mir übrigends auch herzlich egal.

TL.T.
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Achim Stahl
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Achim Stahl »

Moin,

ich finde es immer wieder erschreckend, zu lesen, wie wir Angler uns damit abfinden, dass unser Tun von Außenstehenden per se zur Tierquälerei erklärt wird und wir uns mit der Ausflucht "Wir tun das ja nur zur Nahrungsbeschaffung" rechtfertigen sollen und das auch noch tun.

Fast alles, was wir "ohne vernünftigen Grund" tun, hat Auswirkungen auf unsere Umwelt, und unter sehr vielem haben Tiere zu leiden. Für fast alle Hobbies gibt es keinen "vernünftigen Grund". Zum Beispiel Wintersport: Dafür werden ganze Alpenregionen planiert, Bergwälder gerodet, Trinkwasser vergeudet, massenhaft Tier- und Pflanzenarten dezimiert und verdrängt und und und... Fragt jemand nach einem "vernünftigen Grund"?

Fernreisen, Motorsport, Mode, der Wunsch nach einem Eigenheim, billige Fleischwaren ... Alles Dinge, für die Natur zerstört wird, Tiere leiden und qualvoll sterben. - Fragt jemand nach einem "vernünftigen Grund"?

Und überhaupt, was ist der "vernünftige Grund" fürs Fußballspielen, Skifahren, Motorradfahren, Golf, den Mallorcaurlaub, die billigen Grillwürstchen von Aldi, die Baumwollbluse von KIK, das neue SUV ... ??? Ganz einfach, der Grund ist, dass wir es wollen und uns damit so gut fühlen, dass wir die negativen Konsequenzen in Kauf nehmen. Punkt. Hart wie es ist.

Das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht bemühen sollen, die negativen Konsequenzen so gering wie möglich zu halten.

Warum also lassen wir Angler uns vorführen? - In der Regel von Leuten, die mit ihren Hobbies und Lebensgewohnheiten nicht weniger Tiere quälen und Umwelt zerstören, als wir selbst? Das ist mir echt ein Rätsel.

Amerikanische oder skandinavische Angler würden sich so eine heuchlerische Gängelei nicht im Ansatz bieten lassen. :evil:


Viele Grüße!


Achim
Früher war mehr Lametta!
Florian1974
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Re: Vegetarier/Angler?

Beitrag von Florian1974 »

Hallo!

Achim das hast Du sehr gut geschrieben.
Genau exakt den Gedankengang hatte ich auch mit exakt den gleichen Beispielen sogar :-)

Glaube über diese ganzen Dinge ist sich fast keiner bewusst. Aber über andere schimpfen die viel schlimmeres tun, macht das eigene Vergehen scheinbar unbedeutender. Gewissen schönreden, sich selbst betrügen.

So viele Beispiele, wie wir alle unsere eigene Welt zugrunde richten. Und das in so schneller Zeit. 5 Milliarden Jahre alles super, bis auf 1-2 Kometeneinschläge ... und dann 100 Jahre Mensch im Industriezeitalter und im Bruchteil Welt kaputt .... super gemacht Mensch!!!!
Und jeder von uns nimmt jeden Tag fleißig daran teil.

Aber eins rechtfertigt ja das andere nicht und ganz unrecht haben sie ja nicht. Das müssen wir schon akzeptieren, sonst sind wir ja auch nicht anders.

Gruß
Florian
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