Denglisch nervt

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Darth Wader
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Denglisch nervt

Beitrag von Darth Wader »

Finde ich hier Leidensgenossen und Mitstreiter für eine Sache, die mich mittlerweile regelrecht ereifert?
Es geht um das unsägliche Denglisch, das mittlerweile (nicht nur in Fliegenfischerkreisen) überall gesprochen wird.
Wenn ich nur mal so durch wenige Beiträge hier im Forum blättere, tut mir ganz schnell der Magen weh: da werden Rainbows angecastet und released, man spricht von Running Lines, Biss-Indicators etc.pp. ... Ihr kennt das.
Ich bin weit davon entfernt, ein deutschtümelnder Hinterwäldler zu sein (auch wenn ich aus der Perspektive des restlichen Deutschlands hinter dem Schwarzwald wohne), aber ich halte es für ein Zeichen von Hilflosigkeit, wenn man zwei Sprachen ohne Grund vermischt, und in meinen Augen macht man sich sehr schnell lächerlich, wenn man profanen Sachverhalten eine zusätzliche Bedeutung zumessen möchte, indem man sie auf Englisch ausdrückt (ich komme aus dem Marketing, dort ist das zur Kunst geworden). Gerade in unseren Landen hat man ja geradezu eine bedingungslose Affenliebe zum Englischen entwickelt, die einfach allgegenwärtig geworden ist (und nebenbei hoffentlich nicht nur meinen Intellekt beleidigt...).

Also, gebt mir Saures oder stimmt in meinen Klagegesang mit ein...! Bin auf Eure Beiträge gespannt.
Rast

Beitrag von Rast »

Hi

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(ich komme aus dem Marketing...
Was heisst das auf deutsch ? :smt003
Spass wech - ist was dran an der Sache.
Gruss
Ralf
Spessart Räuber
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Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,

ich habe mich beruflich einige Jahre im Bereich Sprachtechnologie bewegt (TTS und ASR). Die Tendenz, in der deutschen Sprache immer mehr Anglizismen zu verwenden, liegt meiner Meinung nach an der Tatsache, das viel zu viele Menschen hier ihre eigene Muttersprache nicht oder nur rudimentär beherrschen. Der Einsatz von Anglizismen ist einfach, klingt toll, man ist - cool, hip, in - und so weiter. Heute geht keiner mehr in die Disco zum Tanzen, heute wird ge-grooved, ge-raved, ge-hiphopt. ge-chilled usw.

Mir als Freund sprachlich möglichst korrekter Ausdrucksweise dreht es da ab und an den Magen um. Auf der anderen Seite sollte sich jeder zu allererst an die eigene Nase fassen: Ich spreche im Berufsleben etwa genausoviel Englisch wie Deutsch. Da wird der Anglizismus zum Standard ehe man sich versieht. Manchmal drücke ich bestimmte Dinge auch auf Englisch aus, da diese Sprache sehr gute Worte und Ausdrücke für bestimmte Bereiche hat (siehe meine Signatur).

In diesem Sinne

Cheers

Klemens
It is ironical that the "holier than thou" attitude adopted by some fly-fishermen, which has its origins in the trout fishing dry-fly cult of Edwardian days, is based on a curios fallacy.
Darth Wader
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Beitrag von Darth Wader »

Ja und Nein.
Ich spreche auch sehr viel Englisch im Berufsleben und ertappe mich auch dabei, dass mir manchmal der englische Begriff schneller auf der Zunge liegt.
Marketing ist halt auch so ein Begriff. Vermarktung wäre der richtige deutsche Ausdruck, aber ist einfach nicht üblich.

Was mich fasziniert hat: Horrocks schrieb ca. 1880 eines der ersten Bücher über Fliegenfischen in Deutschland. Horrocks ist selbst Engländer, hat aber keinerlei englische Fachbegriffe benutzt. Das ist doch bemerkenswert und zeigt deutlich auf, wie sich dieser Umgang mit der Sprache gewandelt hat.

Es bleibt dabei: Denglisch braucht man nicht.
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Naja, English ist einfach ganz hilfreich für Worte die es im Deutschen nicht gibt oder die einfach zu lang sind. Ne Running line mit Schuss-Schnur zu übersetzen finde ich auch irgendwie ungenügend.
Mal 'n doofes Beispiel: Gibt ein deusches Wort für Chillen? Nee, weil das eben viel universeller ist als rumhängen oder sich enspannen.

Fallschirmfliege klingt z.B. auch irgendwie doof. Viele Begriffe kommen eben auch aus dem Englischen und das nachträglich einzudeuschen macht IMHO (!) keinen Sinn.

Was natürlich stimmt ist, das im Marketing soetwas total auf die Spitze getrieben wird. Da wird ja nur noch von "B to B", "B to C", "consumer relations", "point of sale" etc. geredet. Meines erachtens ist das einfach nur die totale Hirnwixerei. Wenn einem soetwas mal zu sehr auf den Sack geht, empfehle ich im nächsten Meeting eine Runde Bullshit-Bingo...

T
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Liebe Freunde,

einige bizarre Blüten des Denglish nerven auch mich manchmal bis hin zur Weißglut. Da gibt es die Inflation des Genitiv-Apostrophs - das manch einer offenbar schon für einen verpflichtenden Begleiter des Schluß-s hält, selbst beim Plural.
An Automaten werden einem "Ticket's" angeboten; wenn man möchte, kann man "Video's" ausleihen oder "Auto's" kaufen. In einem Fachkatalog unserer Zunft finden sich "Kescher's".

Beinahe noch schlimmer ist das ebenfalls aus dem Englischen übernommene Weglassen des Bindestrichs bei Komposita, das neuerdings um sich greift.
In unserem Supermarkt steht auf einem Paket "Wasch Pulver". Das ist eindeutig ein Imperativ, oder? - Aber ich denke überhaupt nicht daran, irgendein Pulver zu waschen! Warum sollte ich?
Auch die Aufforderung "Kau Gummi" (gibt es in der Kassenzone) finde ich unverschämt; "Spül Mittel" ist allerdings fast noch blöder ...

Auf der Documenta XII stehen Buden, an denen wird "Bratwurst and More" angeboten; in der Kasseler Innenstadt warb ein Schild für "Take away unsere leckeren Brötchen - immer fresh belegt". Die dämlichste Sprachvermischung fand ich freilich kürzlich in einem Café: Dort gibt es "Morgen Latte" (wäre mit Bindestrich allerdings auch nicht besser ...).

Ich gestehe gerne - mich ärgern solche Dinge.

Auch hier im Forum stören mich manche Dinge, aber - ehrlich gesagt - nicht so sehr. Daß die Fachsprache des Fliegenfischens schon sehr lange intensiv vom Englischen beeinflußt wird, hat sich natürlich vielerorts bemerkbar gemacht; bei aller Liebe zum Deutschen möchte ich den "Streamer" weiterhin so nennen, auch den "Wooly Bugger" und die "Upside Down"-Bindeweise möchte ich so belassen wissen. Die gelegentlich zu beobachtende Angewohnheit, die Sprache durch den Gebrauch möglichst vieler Anglizismen beinahe verzweifelt aufzubretzeln, geht mir hingegen auch oft auf den letzten Nerv.

Aber im Alltag bin ich so viel Kummer gewohnt, daß mir das hier mitunter kaum noch auffällt. Viel schlimmer finde ich es, wenn jemand ein anderes Forumsmitglied gruß- und anredelos anranzt, beschimpft oder verunglimpft. Aber das war auch schon mal schlimmer, und zum Glück gibt es hier viele User :roll:, die in den entsprechenden Threads :roll::roll: dagegen anposten :roll::roll::roll: - sogar ein paar Opinion Leader :roll::roll::roll::roll:.

Herzlich,

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
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Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,
Mal 'n doofes Beispiel: Gibt ein deusches Wort für Chillen?
Ein herrliches Beispiel für vollständige sprachliche Ignoranz :lol: :lol:

Auch im Englischen gibt es das Wort "Chillen" nicht. Es gibt to chill = kühlen oder to chill out = sich selbst herunterfahren/abkühlen. Hier wird, in bester deutscher Manier, ein Begriff gestaltet der einfach vollkommen nichtssagend ist, jedoch "echt cool" rüberkommt.

In diesem Sinne

Cheers

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webwood
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Beitrag von webwood »

Hallo,

Zitat:
Mal 'n doofes Beispiel: Gibt ein deusches Wort für Chillen?

Ja klar - "relaxen" ! :D :D :D :D

TL

Thomas
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Darth Wader
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Beitrag von Darth Wader »

soviel zum Thema: Englisch ist kürzer, knackiger und praktischer!
Eine Running-Line ist mitnichten ein Schusskopf, sondern die Laufschnur (wenn man das jetzt mal so eindeutscht). Lauf-schnur = 2 Silben, Run-ning Line = 3 Silben.
Selbstverständlich gibt es sinnvolle Übernahmen von englischen Begriffen, aber weshalb "Fallschirmfliege" (4 Silben) umständlicher klingen soll als "Parachute Fly" (4 Silben), das verstehe ich nicht so ganz.
Bei echten Fachbegriffen (ich würde auch nicht "Wimpel" oder "Flatterband" statt "Streamer" sagen) und Namen z.B. von Fliegen ist das ja auch völlig in Ordnung.
Interessant ist aber beispielsweise ein anderes Phänomen: an anderer Stelle im Forum wird über den "Blut-Knoten" diskutiert. In dem Beitrag habe ich darauf hingewiesen, dass der ja eigentlich "Blood-Knoten" (nach dem Erfinder) heißen müsse. Also irgendwie ist doch irgendwo der Wurm drin. Einerseits wird versucht, soviel englische Super-Fachbegriffe wie möglich zu benutzen, andererseits übersetzt man genau dort, wo es schlicht nicht richtig ist, Namen auf Deutsch und erhebt das dann als "allgemeinen Sprachgebrauch".
Ganz schön kompliziert, das alles....
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

olli-schommer hat geschrieben: In dem Beitrag habe ich darauf hingewiesen, dass der ja eigentlich "Blood-Knoten" (nach dem Erfinder) heißen müsse.
Wofür ich Dir übrigens sehr dankbar bin, lieber Olli! Ich wußte das nicht und habe meinen Sprachgebrauch umgehend revidiert.

Herzlich, Frank
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Heinz
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Beitrag von Heinz »

Hallo,
ich glaube man sollte alles mit Mass und Ziel betreiben , das gilt auch für die "Sprachreinhaltung"- und auch tolerant sein. Ärgert euch doch nicht über Anglizismen (warum eigentlich nur über Anglizismen und nicht über andere Lehn- und Fremdwörter ?). Speziell dann nicht, wenn andere diese verwenden. Gebt doch selbst ein leuchtendes Beispiel und verwendet diese nur dann, wenn es eben nicht anders geht. Und auch die Fehler anderer sollten euch kalt lassen, soweit es nicht eure eigene Familie betrifft. Wer keine Fehler macht, der möge den ersten Stein werfen. Ich höre z.B. lieber ein Fremdwort, als etwa dieses unselige Nachstellen von Vorwörtern (man beachte, ich habe nicht Präposition geschrieben) wie: da halte ich nichts von.... Aber obwohl mir dies nun überhaupt nicht gefällt, ja geradezu missfällt ich bessere es niemandem aus. Passend noch ein Schlusswort: Nobody is perfect - oder um im Deutschen zu bleiben- niemand ist perfekt (schon wieder was aus dem Lateinischen!)

Grüsse
von Heinz, der sich seine Regeln selbst macht-siehe Signatur
Dominus meus Deus est !
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Hallo,

Zitat:
Mal 'n doofes Beispiel: Gibt ein deusches Wort für Chillen?


Ein herrliches Beispiel für vollständige sprachliche Ignoranz

Auch im Englischen gibt es das Wort "Chillen" nicht. Es gibt to chill = kühlen oder to chill out = sich selbst herunterfahren/abkühlen. Hier wird, in bester deutscher Manier, ein Begriff gestaltet der einfach vollkommen nichtssagend ist, jedoch "echt cool" rüberkommt.

In diesem Sinne

Cheers

Klemens
Nur weil Du "chillen" nicht im Wörterbuch gefunden hast, heißt es noch lange nicht dass es das im englischen Sprachgebrauch nicht gibt. Kaum ein Interlektueller hat auch ein Problem damit Wörter aus dem Lateinischen in den deutschen Sprachgebrauch zu integrieren (!). Von daher hat der Deutsche chillen nicht erfunden, weil es so cool ist, sondern übernommen, weil es m.E. kein passendes Äquivalent dafür gibt. Nur mal so nebenbei, wenn ich Äquivalent benutze, gelte ich als gebildet und kein Mensch würde dafür plädieren (!) statt dessen nun unbedingt das Wort "Gegenstück" zu verwenden. Von daher finde ich diese Angst davor die arme deutsche Sprache zu verlieren etwas unbegründet. Man kann das ja auch als Bereicherung sehen...

T
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Achso, viel nerviger finde ich es, wenn jemand die deutsche Sprache zwar benutz, sie aber nicht einsetzen kann. Nur zu oft lese von Leuten dass sie "wie" statt "als" verwenden und von Genitiv so weit entfernt sind, wie der DAtiv von einem STAtiv...

T
Darth Wader
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Beitrag von Darth Wader »

In einem Deutsch-Aufsatz (wenn ich dann noch die Schulbank drücken würde) oder in einem seriösen Text würde ich auch nicht schreiben "...halte ich nichts von...".
"Davon" ist übrigens gar keine Präposition...
Auch meine Toleranz hat ihre Grenzen! Ich wehre mich ganz gerne und auch schonmal leidenschaftlich gegen die Verballhornung unserer schönen Sprache. Aber niemand ist perfekt, das ist richtig. Aber gewisse Dinge darf man doch auch mal dogmatisch sehen (siehe Deine Signatur, Heinz)


Gruß und schönes Wochenende
Olli Germanicus
Spessart Räuber
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Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,
Nur weil Du "chillen" nicht im Wörterbuch gefunden hast, heißt es noch lange nicht dass es das im englischen Sprachgebrauch nicht gibt.
Um zu wissen, das dieses Wort in England nicht verwendet wird, brauche ich kein Wörterbuch. Ich habe mehr Zeit in England, Wales, Schottland und Irland verbracht als ich ernsthaft zusammenrechnen will. Mein Arbeitsalltag besteht seit nahezu 25 Jahren aus etwa 50% englischsprachiger Konversation und das im Löwenanteil mit Leuten von den britischen Inseln.

Lassen wir das ganze, ich weiß aus eigener Erfahrung das die jungen Leute da ganz "cool" drüber stehen.

Cheers

Klemens
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