Frust abbauen...

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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Werbe »

Hallo RC
Royal Coachman hat geschrieben:Hallo Werner!

Du hast die finanzielle Seite bis jetzt völlig außer Acht gelassen, eine schöne Salmoniden-Strecke mit einigen Kilometern ist doch nicht für Lull und Lall zu haben. Das braucht dann die entsprechend hohe Mitgliederzahl, die alle ihre Fische fangen wollen und die, das ist der springende Punkt, nicht 1000 Euro Mitgliedsbeitrag zahlen wollen.
richtig- und das ist dann die Stelle, an der der schwierigste Teil des Eiertanzes beginnt, sodass man am Ende ( in unserem Fall) eine Lösung finden muss, die die Mitglieder so gerade eben noch bei der Stange hält.
Gut ist es, wenn man in diesem Zusammenhang die Mitglieder wissen lässt, was sie zu verlieren und zu gewinnen haben und wenn es (im besten Fall) gelingt, einen Kompromiss zu finden, hinter dem eine ausreichende Zahl an Mitgliedern steht. Dass dieser Kompromiss nicht die absolut "naturnahe" besatzfreie Bewirtschaftung sein kann, ergibt sich aus der Problemstellung. Wenn man das Gewässer halten will, geht es ( in diesem speziellen Fall) nicht anders.
Was die Folgen sind, wenn man es nicht halten kann, habe ich in diesem Faden schon mehr als ausreichend beschrieben.

Selbstverständlich hat man jetzt immer noch eine Wahl.
1. Man kann der "reinen Lehre" folgen und den Verein den Bach runtergehen lassen.
2. Man kann den Eiertanz weiter tanzen.

Ich habe nichts dagegen, wenn Du und Deine Freunde in diesem Faden an Euren Gewässern 1. vorziehen würdet.
Ich habe aber ganz gewaltig etwas dagegen, wenn man mir und allen eiertanzenden Vereinen auf dem Wege einer sozusagen moralischen Verpflichtung zum "rechten Weg" , der natürlich von Euch definiert würde, vorschreiben will, wie man sich zu entscheiden hat.

Und genau diesen Eindruck konnte ich bisher aus diesem Faden- wie auch in allen gleichgelagerten Diskussionen in früherer Zeit mitnehmen.
Selbstverständlich darfst Du mit Deinem Wasser machen, was Du für richtig hälst. Aber ich - und die meisten Vereine auch, denke ich- möchten sich nicht vor einem Tribunal aus selbsternannten Richtern dafür rechtfertigen müssen, was sie in ihrer speziellen Situation mit ihrem Wasser anstellen.
Um es klar zu sagen: Um das Fliegengewässer zu halten, müssen die Fischer Abstriche machen, die FIsche aber auch. Und ob das jemand nicht richtig findet, geht mir vollkommen am Gluteus Maximus vorbei. Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn Euch die Bedürfnisse der Fischer am gleichen Gesäßmuskel vorbei gehen.

Lieber RC- es ist diese "Veggieday- Mentalität", die mich auf die Palme bringt. Freiwillig halte ich den ein, aber nicht, wenn jemand versucht, ihn anzuordnen.

Übrigens: Durch Überzeugungsarbeit und Kompromissfähigkeit, die jenseits des üblichen Schwarz- und Weiß neben den Fischen auch die Fischer mitnimmt, wäre m.E. von "Eurer" Seite wesentlich mehr zu erreichen als durch die üblichen Vereinfachungen und Schuldzuweisungen.

Gruß
Werner
Royal Coachman
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Werner!

Also mir reicht es jetzt, es ist einfach ungeheuerlich, was Du in jedes Posting hineininterpretierst.

Ich habe nur die Realität dargestellt und keinerlei Wertung vorgenommen.

Deine Postings strotzen nur so von unterschwelligen Beschimpfungen und Bösartigkeiten gegen alle, die nicht Deiner Meinung sind.

Wenn das der neue Stil im Forum sein sollte, dann werde ich mich in Zukunft anderweitig orientieren.

RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Werbe »

Hallo,
Royal Coachman hat geschrieben:Hallo Werner!

Also mir reicht es jetzt, es ist einfach ungeheuerlich, was Du in jedes Posting hineininterpretierst.
Das war gar nicht meine Absicht, im Gegenteil mit dem letzten Satz versuchte ich so etwas wie eine Brücke zu bauen. Ich werde allerdings Schwarz-Weiß Argumentation, Bevormundung und dergl. , wenn ich sie als solche empfinde, auch weiterhin so nennen. Damit muss man in einer harten, diskursiven Auseinandersetzung auch zurechtkommen können, vor allem dann, wenn man selbst gern austeilt. Ich sehe nirgendwo eine Beleidigung und könnte bezüglich des Hineininterpretierens das Gleiche wie Du behaupten.
Ich stelle lediglich (sachlich) dar, dass ich von Bevormundung bezüglich Gewässerbewirtschaftung nichts halte - und das und nichts anderes versuchen Deine Diskussionspartner vom Anfang des Fadens an. Vielleicht solltest Du dich da lesend einmal sachkundig machen.

Insofern bin ich mir sicher, in meinem letzten Posting ebenfalls nur die Realität dargestellt zu haben.

Werner
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde!

Zum Abschluß noch ein Zitat das nur als Lachnummer verstanden werden kann!

Zitat Werner: .......die Fische müssen Abstriche machen !

RC

PS: ich werde es den Fischen ausrichten :roll:
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MuddlerMinow
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von MuddlerMinow »

Maggov hat geschrieben:Hallo Gabriel und Werner,

Ich denke es kommt darauf an wie man Naturschutz definiert. Wenn man von Arterhalt und Wildbeständen ausgeht ist jede Besatzmassnahme abseits von Abstreifen und Vorbrüten von gewässereigenen Fischen schon "schwierig" wegen bereits genannter Risiken. Selbst wenn ich davon abweiche und eine Kompromisslösung wähle (wobei mir dass eher wie die Illusion von Naturschutz scheint weil ich eben die natürlichen Verhältnisse gemäss meine Wunschvorstellungen verbiege) gefährde ich das Eigenaufkommen zusätzlich und erhöhe die Erwartungshaltung der Mitfischer auf ein Mass dass das Wasser ohne Besatz eben gar nicht leisten kann.

Das hat zunächst noch nicht mal was mit Befischungsdruck zu Tun. Dies kommt m.M. Nach erschwerend dazu und spätestens dann halte ich eine Kompromislösung als kaum noch haltbar... Das fiktive Beispiel von Werner ist ideal: 200 Fischer auf 15km Wasser... Wenn wir mal 5 Fischtage pro Jahr und Fischer nehmen dann sind das bereits 1000 Fischtage im Jahr. Will jeder Fischer auch eine Fisch mitnehmen muss ich schon 1000 Fische jenseits des Laichfähigen Alters (= über Schonmass) on top über das Wasser hervorbringen. Diese Überschüsse musst Du erst mal erreichen oder besetzen...

Wenn ich besetze dann wird bekanntlich nicht alles gefangen / überlebt / bleibt in der Strecke. Wenn ich davon ausgehe dass irgendwas zwischen 20 und 50% gefangen und entnommen wird dann müsste ich bereits zwischen 2000 und 5000 fangfähigen Fischen setzen um rein quantitativ die Entnahme zu kompensieren. Tue ich das ende ich wieder bei der Frage was die 2000-5000 als Nahrung zu sich nehmen (nur Insekten oder auch Brut, wenn ja welche fische sind das?) und welche Standplätze diese Fische einnehmen....

Deshalb finde ich für mich keine Lösung für den Dreisatz Naturschutz - Besatz - Bedienung der Angelnachfrage... Und bin um jeden Vorschlag dankbar.

LG

Markus
Lieber Markus,

das ist in der Tat eine interessante Frage, wie man Naturschutz definiert. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie ernsthafter darüber nachgedacht.

Nun, wie der Wortlaut sagt: Natur schützen. Und was ist Natur? Doch wohl Flora und Fauna, die Tierwelt wie sie leibt und lebt. Ich denke nicht, dass Regenbogenforellen, nur weil sie erst seit hundert Jahren und nicht seit 100.000 auf diesem kleinen Teil der Erde zu Hause sind, nicht unter Natur fallen. Wenn wir das auf die Spitze trieben, müssten wir so gedacht letztlich alles, was irgendwann mal aus einem anderen Winkel der Erde mitgebracht würde, ausschließen (und die Liste wird lang!)

Um ehrlich zu sein, mir liegt es fern. Es ist derselbe Planet und die Natur verändert sich. Ich denke, Naturschutz heißt vor allem, unsere Natur von Belastungen frei zu halten (chemieabfälle und dergl.), zu schauen das die Arten ein vernünftiges Habitat haben und Last but Not least, natürlich nutzt der Mensch die Natur. Zum Spass ebenso, wie für "ernste" Angelegenheiten, ob Rohstoffabbau oder Nahrungsanbau.

Ich glaube, was oft in unseren Köpfen rumspukt ist die Verwechselung von Artenschutz und Naturschutz. Dann kommt der Vogelfreund und schützt seine Art, der Äschen Freund seine, und wiederum ein dritter findet Saiblinge toll und besetzt intensiv damit "sein" Gewässer.

Doch wiederum, es ist ja alles Natur, selbst gezüchtete Fische sind, ja ob wir wollen oder nicht, Natur und Lebewesen. Man muss dann eben den vielbeschworenen Kompromiss finden, damit nicht aufgrund von einer Lobbyübermacht die Population des einen Artenfreaks die des anderen vernichtet.

Und das Werten von Lebewesen nach deren Herkunft und Aussehen, das muss jetzt mal möglich sein zu sagen, ist im mindesten sehr unchristlich, wenn nicht mehr. Es sind alles Lebewesen und sie sind, ist jetzt pathetisch, alle gleich. Warum soll das, wofür unsere Vorfahren mal gekämpft haben, nicht auch in diesem Zusammenhang einmal gesagt werden?

Ich könnte jetzt polemisch werden und das ganze auf unsere Gesellschaft und den Umgang mit Kranken, Alten, Behinderten oder auch einfach nur Andersdenkenden beziehen. Wir sind in Deutschland, mit Ausnahmen, doch sehr ausschließend in meinen Augen. Aber ich glaube, dass wird hier dann großen Rumor machen. Insofern lassen wir das mal, ist ja auch weg vom Thema.

Ok, und noch mal zurück zum Artenschutz oder erhalt des Status quo:
Ich denke, dass das Schiksal des Menschen, grundlegend immer zu forschen und sich und sein Umfeld weiter zu entwickeln, krass diametral zum Erhalt des Status quo steht. Es ist meiner Ansicht nach eine Sentimentalität des abzivilisierten Menschen, Dinge für immer gleich erhalten zu wollen.
Wenn wir immer so wie heute aus allem Museen gemacht hätten, ja Leute, dann wären wir nicht nur geistig immer noch im Mittelalter. Was die Menschen in der Romantik an Kultur und Architektur der Vergangenheit übermalt, angebaut, oder auch einfach brutal rausgerissen und durch neues ersetzt haben, machen wir uns gar nicht mehr klar. Man schaue sich nur mal eine alte, durchschnittliche Kirche in Deutschland an: die besteht oftmals aus stilistisch und architektonisch vier Epochen.

Komisch, dass das aufstrebende China sich so verhält, und komisch dass wir darüber derart entsetzt sind.

Wenn ich mir die Zuchtforellen in oben gennantem Gewässer ansehe, dann weiß ich, dass auch hier ein enormer Fortschritt vollzogen wurde.

Und das Genmaterial stammt aus einem wilden Stamm, so dass man auch nicht mal den Genverfälscherpunkt bringen kann. Und auch dazu: natürlich muss man wissen, was man kreuzt, doch haben wir nicht seit Jahrtausenden genau das zu unserem Vorteil betrieben? Habt ihr mal wildes Obst gegessen? Ich meine nicht Beeren, sondern ungepflegte Apfelbäume oder Birnen? Da lob ich mir meine zugegebenermaßen alten (auf Geschmack, nicht auf Ertrag getrimmten) Sorten.

So ist auch bei der Fischzucht, nicht diese an sich ist zu verteufeln (und sie wird ja ebenfalls schon ewig betrieben), sondern eher das Motiv. Alles, was aus Geld- (oder anderer, etwa Fisch-) Gier betrieben wird, ist verwerflich. Diese Verallgemeinerung gönne ich uns jetzt mal.
Doch glaube ich kaum, dass das in Vereinen flächendeckend, ob in Bayern oder sonstwo, praktiziert wird.

Die zwei Vereine, deren Gewässer ich befischen darf, machen das mit Brutboxen in Nebenbächen bzw. Zukauf aus hochwertiger Fischzucht mit ursprünglich einem regionalen Stamm. Das halte ich für legitim und als "Tuning" für mehr "Leistung" im Bach, mit der dem Angeldruck standgehalten werden kann, durchaus vertretbar.

Ok, ich glaub jetzt sollte ich aufhören. Wie seht ihr das? (Nicht das mit dem aufhören..)
(Sorry für den Monolog)
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von MuddlerMinow »

Das Wichtigste hätte ich fast vergessen Markus!
..wahrscheinlich gibt es nur eine einzige Lösung: catch and Release, und zwar 100%. So wird's ja ich glaube in weiten Teilen der USA gemacht.

Ich koche halt auch sehr gern :cry: aber mit no kill kann man wohl am ehesten die Bestände in ursprünglicher Form erhalten.

Ist halt von staatlicher Seite bei uns verboten, ich glaube deutschlandweit?!
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gespliesste
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von gespliesste »

Hallo,
Royal Coachman hat geschrieben: Zitat Werner: .......die Fische müssen Abstriche machen !
@Gebhard: den fand ich auch gut - ganz großes Kino!!

@Werner: In Europa gilt seit 2000 das Verschlechterungsverbot der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und ein Verbesserungsgebot in Bezug auf die Herstellung des "guten ökologischen Zustandes", dieses beinhaltet auch die Fischfauna. Also auch als Pächter kann man nicht eigenmächtig tuen und lassen was einem gerade so in den Kram passt.
Das sind doch keine Erfindungen von angeblichen schwarz&weiss Malern hier aus dem Forum. Die dargestellten Thesen beruhen auf der Wasserahmenrichtlinie und dem damit verbundenen "guten ökologischen Zustand", dazu der aktuellen Rechtssprechung.
Vielleicht solltest du hier ggf. noch mal nachlesen: Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen

Da wird auch noch mal der Begriff Kompensationsbesatz eingehend erläutert.

@Thomas: Da ist auch die Ammer und die Maßnahmen zur nachhaltigen Weiderherstellung der Äschenpopulation erwähnt.

LG,

Olaf
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Werbe »

Hallo
MuddlerMinow hat geschrieben:Wie seht ihr das?
ähnlich sehe ich das und würde den Gedanken gern dahin fortführen, dass zum Status quo den Zustand der Natur betreffend der Mensch einschließlich des Guten und des Schlechten, was er bewirkt hat und bewirkt, dazu gehört. Daraus folgt, dass der "natürliche" Zustand kein Zustand sein kann, der den Menschen und seine Naturnutzung ausklammert- In den Konzepten Biotope/Gewässer welcher Art auch immer so herzurichten, wie sie waren, als es noch keine nutzenden Menschen gab, liegt eine Lüge und ein Widerspruch zugleich: Entweder ist der Mensch Teil der Natur- dann aber auch mit allen Folgen oder er ist es nicht, dann aber hat er nicht einzugreifen, denn die angestrebte "Natürlichkeit" würde künstlich hergestellt durch ein Wesen, welches sich außerhalb der Natur befindet.
Das heißt, Menschen schaffen sich aus einer romantisierenden Naturvorstellung heraus eine Art Gewässerzoo oder Nationalparkzoo.

Bezieht man aber den Menschen ein, ist der vorgeblich natürliche Zustand bei sogenannten renaturierten Gewässern in Wirklichkeit ein künstlicher Zustand, denn vom ersten Augenblick der auch nur vorübergehenden Sesshaftigkeit an hat der Mensch begonnen, die Gewässer zu verändern/beeinträchtigen.

Wie jetzt genau ein natürlicher Zustand zu definieren ist, der auch den Menschen als Naturwesen einbezieht, weiß ich nicht.
Was ich aber weiß, ist, dass die romantisierenden Vorstellungen von absolut intakten Gewässern im Sinne einer völligen Abwesenheit des Menschen, die Vorstellungen von nicht bejagten und frei lebenden Wildtieren in einer Kulturlandschaft, die Vorstellungen von vegetarisch lebenden Menschen, obwohl die Evolution einen "Allesfresser" gemeint hat, in die Wirklichkeit umgesetzt einem gigantischen Selbstbetrug gleichkommt, der eine wie Natur aussehende Künstlichkeit erzeugt.

PS: Wenn man nun versucht, in Nationalparks (Nutzungsmöglichkeit durch Wanderer und Holzwirtschaft) oder an Gewässern (Fischerei, Wasserentnahme, Wasserableitung) menschliche Bedürfnisse mit einzubeziehen, muss man jeweils neu entscheiden, wie viel "Mensch" wie viel "Natur ohne Mensch" zu ihrem jeweiligen Recht kommen soll. Das ist sicher nicht einfach. Die Diskussionen zu Nationalparks, "Wolfseinbürgerung",Gewässerbewirtschaftung zeigen das.
Am Ende wird eine Art Mehrheitsentscheidung stehen, die sich in Verordnungen und Gesetzen niederschlägt. Das dabei jede Position im Spannungsfeld zwischen rücksichtsloser menschlicher Nutzung einerseits und romantisierender "Natur"verherrlichung andererseits ihren "Claim" zu sichern versucht, ist normal.
Was ich persönlich dabei als störend empfinde, ist, das eine Seite es sich angewöhnt hat, sich selbst als die Guten zu sehen, deren natürliches Recht es ist, den Schlechten vorzuschreiben, wo man sich im oben genannten Spannungsfeld verorten muss. Ich meine damit nicht einmal speziell die Guten in diesem Forum, sondern durchaus auch die, die staatlicherseits entscheiden, dass die Regenbogenforelle pfui ist, dass andererseits der Waschbär, der Wolf und der Kormoran in Überzahl willkommen sein soll, dass man die Natur sich selbst überlässt, aber im nächsten Frühjahr die Birkenschösslinge in der Heide ausrupft, damit die Heide Heide bleibt.

Gruß
Werner
Zuletzt geändert von Werbe am 13.12.2013, 13:56, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Werbe »

@ gespliesste
gespliesste hat geschrieben: Also auch als Pächter kann man nicht eigenmächtig tuen und lassen was einem gerade so in den Kram passt.
das wusste ich schon, denn ich bin schon länger Fliegenfischer. Es ist alles gesagt, steht bereits in verschiedendsten Varianten im Thread und jetzt äußere ich mich nicht mehr dazu.
Werner
AlexWo

Re: Frust abbauen...

Beitrag von AlexWo »

Hallo Gabriel,

ich seh es so, dass man die letzten wilden Bachforellenbestände in D nicht durch Besatz mit Zuchtforellen gefährden sollte. Ganz egal, was wir Fischer für Anliegen oder Erwartungen haben! Die letzten verbliebenen nicht durchmischten Bestände sind ein so rares und kostbares Erbe, dass man es hüten sollte wie seinen Augapfel!

Deswegen sehe ich für BF-Besatz nur eine Möglichkeit: Stämme genetisch katalogisieren lassen, Besatz nur aus den heimischen Stämmen und nur aus Wildfischen. Zuchtfische sind seit ewigen Zeiten domestiziert u. verändert, egal welchem Ursprungs sie mal waren!

Wo es irgendwie mit Brutboxen geht, ist das sicher die beste Methode. Wo das nicht möglich, künstlich erbrüten und Dottersack-Brut in geeignete Nebenbäche ausbringen, diese vorher komplett E-Abfischen inkl. Kleinfische, den Ausfang dann ins Hauptgewässer umsetzen, dann das Kleingewässer mit der Dottersackbrut besetzen, in zwei Jahren wiederholen... Ideal wäre man hätte mehrere solcher kleinen Bäche zur Verfügung. Und, lieber Regenbogenforellen, als Zuchtbachforellen! Grund: selbst für nicht so gut informierte Fischer wären diese als Besatzfische erkennbar und könnten dann entnommen werden, was den Druck auf die wilden Bfs senken würde u. die Gefahr der Durchmischung bannen würde! Sollten im Gewässersystem keine Wildfische mehr vorhanden sein, in benachbarten Systemen suchen!

Gewässer die ihren Salmonidenbestand auf Grund veränderter Bedingungen verloren haben sollten nicht zur Freude der Angler mit Besatzfischen "bepasst" werden! Müssen die Leute halt Aitel fischen! Fischer können nur Erträge abschöpfen, wo keine Erträge vorhanden sind, kann man nichts abschöpfen, darüber sollte man vielleicht mal nachdenken! Besatz mit Massfischen bringt keinen Ertrag, da ein Teil gleich nach dem Einsetzen verreckt, ein anderer Teil verschwindet mit dem nächsten Hochwasser, auch magern die an Fütterung gewöhnten Fischen anfangs eher ab.. Sind dann bei der Entnahme, die ja meist recht schnell erfolgt, magerer als beim Einsetzen. Wo ist da der Ertrag, ist das im Sinne eines Vereins?

Im Wallis werden viele Gewässer garnicht besetzt, entnommen wird trotzdem, die Reproduktion ist in diesem Fall ausreichend um einen Teil abschöpfen zu können, dort wo das nicht so ist, werden sog. Vorsömmerlinge besetzt. In der durch Schwellbetrieb und Korrektur geschundenen Rhone wird zusätzlich mit Massfischen bespasst..... Letzteres macht natürlich, wie überall, keinen Sinn!

Letzlich steht die Verbesserung der Lebensräume natürlich an erster Stelle!

Da ich glaube, dass einige Leute, auch in den Vorständen, dazu neigen es sich einfach zu machen, wird vielerorts sehr leichtfertig besetzt, bzw. die einzigste "Hegemassnahme" die überhaupt stattfindet ist das Besetzen! Damit sowas nicht passiert: Bewirtschaftung und Überwachung Hand in Hand mit den Fachdiensten!

Das wäre in meinen Augen die "Schwarz-Weiss"- Ideallösung, geht vielleicht nicht überall, aber der Besatz mit fangfähigen Zuchtfischen ist nirgends die Lösung!

So, bitte entschuldigt die Wiederholung

Alex
Zuletzt geändert von AlexWo am 13.12.2013, 06:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von gespliesste »

Hallo Werner,
Werbe hat geschrieben:@ gespliesste
gespliesste hat geschrieben: Also auch als Pächter kann man nicht eigenmächtig tuen und lassen was einem gerade so in den Kram passt.
das wusste ich schon, denn ich bin schon länger Fliegenfischer. Es ist alles gesagt, steht bereits in verschiedendsten Varianten im Thread und jetzt äußere ich mich nicht mehr dazu.
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Vor drei Stunden hast du noch folgendes geschrieben?
Werbe hat geschrieben: Selbstverständlich darfst Du mit Deinem Wasser machen, was Du für richtig hälst. Aber ich - und die meisten Vereine auch, denke ich- möchten sich nicht vor einem Tribunal aus selbsternannten Richtern dafür rechtfertigen müssen, was sie in ihrer speziellen Situation mit ihrem Wasser anstellen.
Um es klar zu sagen: Um das Fliegengewässer zu halten, müssen die Fischer Abstriche machen, die FIsche aber auch. Und ob das jemand nicht richtig findet, geht mir vollkommen am Gluteus Maximus vorbei.
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LG,

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Re: Frust abbauen...

Beitrag von gespliesste »

Hallo,
AlexWo hat geschrieben: ich seh es so, dass man die letzten wilden Bachforellenbestände in D nicht durch Besatz mit Zuchtforellen gefährden sollte. Ganz egal, was wir Fischer für Anliegen oder Erwartungen haben! Die letzten verbliebenen nicht durchmischten Bestände sind ein so rares und kostbares Erbe, dass man es hüten sollte wie seinen Augapfel!

Deswegen sehe ich für BF-Besatz nur eine Möglichkeit: Stämme genetisch katalogisieren lassen, Besatz nur aus den heimischen Stämmen und nur aus Wildfischen. Zuchtfische sind seit ewigen Zeiten domestiziert u. verändert, egal welchem Ursprungs sie mal waren!

Wo es irgendwie mit Brutboxen geht, ist das sicher die beste Methode. Wo das nicht möglich, künstlich erbrüten und Dottersack-Brut in geeignete Nebenbäche ausbringen, diese vorher komplett E-Abfischen inkl. Kleinfische, den Ausfang dann ins Hauptgewässer umsetzen, dann das KleingewässerIn mit der Dottersackbrut besetzen in zwei Jahren wiederholen... Ideal wäre man hätte mehrere solcher kleinen Bäche zur Verfügung. Und, lieber Regenbogenforellen, als Zuchtbachforellen! Grund: selbst für nicht so gut informierte Fischer wären diese als Besatzfische erkennbar und könnten dann entnommen werden, was den Druck auf die wilden Bfs senken würde, die Gefahr der Durchmischung bannen würde! Sollten im Gewässersystem keine Wildfische mehr vorhanden sein, in benachbarten Systemen suchen!
wow! Das würde ich "sehr gute fachliche Praxis" nennen, auch wenn ich es nicht so gut hätte auf den Punkt bringen können.

Insbesondere das Argument, wenn schon fangfähiger Besatz, dann lieber Regenbogenforellen statt Bachforellen ist auch seit langem meine Meinung, obwohl es in weiten Teilen Deutschlands stand heute nicht erlaubt ist (zumindest nicht in Fliessgewässern). Da sollten die Verbände mal drüber nachdenken.

Wenn man in der Praxis den selbstherrlichen Maßnahmen einiger Lokalvorstände nicht Herr wird (und das ist nach meinem Empfinden nicht unbedingt die Ausnahme), dann sollten lieber Regenbogenforellen als Bachforellen besetzt werden.
Hauptargument wäre auch, den Genpool der autochthonen Bachforellenstämme nicht durch Besatzbachforellen zu "verwässern", das sind für immer und alle Zeit unwiederbringliche Schäden. Um es mal krass auszudrücken, da vergreifen wir uns unmittelbar am Naturerbe.

In Slowenien wird das ja schon seit Jahren so praktiziert, wobei die Regenbogenforellen sterilisiert sind um keine neozoe Population zu etablieren. Aber die Gefahr sehe ich in Mitteleuropa so oder so nicht mehr. Es gibt wol kaum einen Fluss in unseren Breiten, in den nicht schon mal einen Regebogenforelle ausgesetzt wurde und trotzdem gibt es meines Wissens nur einzelne nachaltig selbstreproduzierende Bestände. Und diese können nach dem was ich so erlebt habe bei Bedarf recht einfach dezimiert werden. Selbst im Bodensee wurden über Jahre legal Regenbogenforellen besetzt.

LG,

Olaf
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AlexWo

Re: Frust abbauen...

Beitrag von AlexWo »

gespliesste hat geschrieben:Hallo Werner,
Werbe hat geschrieben:@ gespliesste
gespliesste hat geschrieben: Also auch als Pächter kann man nicht eigenmächtig tuen und lassen was einem gerade so in den Kram passt.
das wusste ich schon, denn ich bin schon länger Fliegenfischer. Es ist alles gesagt, steht bereits in verschiedendsten Varianten im Thread und jetzt äußere ich mich nicht mehr dazu.
Werner
Vor drei Stunden hast du noch folgendes geschrieben?
Werbe hat geschrieben: Selbstverständlich darfst Du mit Deinem Wasser machen, was Du für richtig hälst. Aber ich - und die meisten Vereine auch, denke ich- möchten sich nicht vor einem Tribunal aus selbsternannten Richtern dafür rechtfertigen müssen, was sie in ihrer speziellen Situation mit ihrem Wasser anstellen.
Um es klar zu sagen: Um das Fliegengewässer zu halten, müssen die Fischer Abstriche machen, die FIsche aber auch. Und ob das jemand nicht richtig findet, geht mir vollkommen am Gluteus Maximus vorbei.
Soll jeder selber entscheiden, was er davon hält ...

LG,

Olaf
Hallo Olaf!

Was soll man denn da denken? Ich denke, es zeigt sich in Werners Äusserungen ganz deutlich, dass solche Leute halt besser nicht mit der Betreuung eines Gewässers allein gelassen werden sollten!

Ist halt so, wie ich es oft genug erlebt habe, schön versuchen den Fischbestand an die Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder anzupassen, damit man auch ja nicht seinen Posten im Vorstand verliert! " Alles für den Dackel, Alles für den Club! "

Man darf halt nicht an seinem Fischwasser machen was man will, den auch Nichtfischer haben ein Recht darauf, dass nicht noch mehr kaputt gemacht wird, als es schon ist! Letztlich ist es ja leider so, dass gerade die Fischerei selbst am Aussterben der heimischen Stämme schuld ist!!!!

Erst entnehmen was geht, dann schimpfen das nur kleine Fische da sind, "ist ein schlechter Stamm!" , "da gehört frisches Blut rein!", das ist doch genau der Mist, der uns das alles eingebrockt hat!

Mich stimmt das sehr traurig!

Alex
Zuletzt geändert von AlexWo am 13.12.2013, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von Gammarus roeseli »

"Abschöpfen" könnte man einen Überschuss, aber so etwas existiert nicht wirklich in der Natur! Wir könnten daher aus der Natur nur soviel entnehmen wie sich (in kurzer Zeit) von selbst wieder regenerieren kann, ansonsten betreiben wir Raubbau an den Beständen.... Gäbe es etwas abzuschöpfen, müssten wir
nicht bewirtschaften .... In meinen Vereinen muss bewirtschaftet werden, weil die Ökosysteme im und am Wasser nicht mehr ausreichend intakt sind....

Der Eine (Privatpächrer oder Verein) bewirtschaftet besser ein Anderer schlechter, alle reden davon aber wer von uns kennt sich wirklich aus mit den Ökosystemen und den Kreisläufen in der Natur?

LG Ch.
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Re: Frust abbauen...

Beitrag von MuddlerMinow »

AlexWo hat geschrieben:Das wäre in meinen Augen die "Schwarz-Weiss"- Ideallösung, geht vielleicht nicht überall, aber der Besatz mit fangfähigen Zuchtfischen ist nirgends die Lösung!

So, bitte entschuldigt die Wiederholung

Alex
=D> =D> =D>

Damit hast Du, ich glaub nicht ganz bewusst, alle Deine vorigen posts zusammengefasst.

Wie dem auch sei, ich stimme Dir bei paar Gedanken zu.

Die Wildbestände müssen geschützt werden, 100% korrekt.

Bestände katalogisieren und ausschließlich aus diesen züchten, gute Idee das, keine Frage.

Dass nun aber alle Zuchtfische wieder verdorben sein sollen..komm schon, ich meine das jetzt nicht böse, aber denk doch bitte alle Gedanken durch bevor Du sie hier postest.

Wenn irgendwo abgestreift wird und daraus gezüchtet wird, ist es Zucht und die ist nicht verdorben. Also diese Deine Aussage ist einfach unwahr. Es gibt sowohl das eine, wie das andere. Was überwiegt, dazu müsste man Daten von allen Zuchten erheben.

Deine Antwort redet auch großteils an meinem Post komplett vorbei, ist in dem Sinne, auch wenn Du mich adressierst, keine Antwort, sondern ein Wiederholen Deines Standpunkts, wie Du ja auch am Ende selbst zugibst.

Ich führe doch bei meinem Beispielen an, dass Brutboxen benutzt werden, dass regionale Stämme zur Zucht benutzt werden.. :roll:

Eine Frage an alle: ist die Regenbogenforelle nicht ein großer Brutfresser, gleich welcher Art? Ist der Vorteil, dass der Fischer sie als Zuchtfisch erkennt wirklich so groß, dass er all die meines Wissens (vielleicht nicht auf dem neusten Stand, bin kein Biologe) negativen Eigenschaften im Wettbewerb mit wilden Bachforellen kompensiert?

Würde mich interessieren.
Bitte können nicht mal die Fachleute unter uns etwas schreiben? Dieses Amateurgeschreibe macht ja auch Spass, wäre aber auch ganz schön was zu lernen, wenn ich es mal so sagen darf..
VG & Tl Gabriel
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