Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.
Hallo,
mit den alten Meistern meine ich natürlich nicht die klassischen Kunstmaler, sondern eher unsere alten Wurfkünstler (z.B. Krieger, Wulf, Gebetsroither) auf die sich viele Bücher und Videos immer wieder beziehen. Deren Wurfstile und -künste werden immer als Wegweisend für die Fliegenfischerei der heutigen Zeit dargestellt, was durchaus auch richtig ist.
Als unsere alten Meister damals das Fliegenfischen erlernten und später perfektioniert haben waren allerdings die Werkzeuge nicht mit denen der heutigen Zeit vergleichbar. Man hatte Ruten aus Bambus und später Glasfaser und Schnüre aus Seide oder anderen Naturprodukten bis endlich erste Kunststoffschnüre heraus kamen, welche natürlich kein Vergleich zu den Heutigen darstellten. Mit anderen Worten, waren doch die Grundvoraussetzungen deutlich schlechter als zur jetzigen Zeit. Unsere Geräte werden immer perfekter und spezieller. Kaum ein Angler besitzt nur ein oder zwei Ruten. Ich habe mittlerweile acht und liege damit bestimmt gerade mal im Mittelfeld. Von Schnüren mal ganz zu schweigen.
Die Wurftechniken haben sich doch mittlerweile genauso weiterentwickelt wie unsere Geräte. Da stellt sich mir die Frage: Sind die alten Lehrbücher in der heutigen Zeit noch aktuell? Au, jetzt bin ich bestimmt in viele Fettnäpfchen getreten. War nicht meine Absicht aber die Frage stellt sich nun einmal. Lässt sich das überhaupt miteinander vergleichen oder hat sich eigentlich doch nicht so viel verändert? Dies mal als Frage an unsere Wurflehrer. Was bringen uns die modernsten und teuersten Geräte und die tollsten Woodocast Würfe? Sind wir nun bessere Werfer? Doch eigentlich nicht, denn wir beziehen uns immer noch auf die alten Meister als unsere Vorbilder. Die konnten super werfen und fingen schöne Fische. Oder war das früher nur einfacher, weil es mehr Fische gab und diese noch nicht so schlau waren?
Wieder so eine Frage .
Schönen Gruß, Mario
Der liebe Gott schenkt dir die Nüsse, aber er knackt sie nicht.
Goethe
nicht alles was glänzt ist gold - oder alles was auf englisch kommt neu. nicht alle - aber einige würfe die man heute tuck cast, voodo cast und bla bla cast nennt, gabs schon früher. teils erkennbar in alten filmen und büchern. hiessen halt weniger "nobel". sooo neu ist die fliegenfischerei meiner meinung nach auch nicht, oft versucht nur das marketing es alle jahre neu zu erfinden. nicht immer, aber meiner meinung nach immer öfter , denn der markt ist (wie andere märkte auch) eigentlich was echte neuheiten betrifft ausgereizt. mir ist es unterdessen egal ob eine rute eine x ode xy faser drin hat, sie muss für mich gehen und mir passen, obs noch einem hype entspricht ist mir egal.
"Sind die alten Lehrbücher in der heutigen Zeit noch aktuell?"
Zum Teil ja, was die grundsätzlichen Bewegungsabläufe (z.B. Änderung von Arbeitsweg und Arbeitswinkel in Abhängigkeit zur geworfenen Leinenlänge, gerader Weg der Rutenspitze, Timing, Stops etc.). angeht. Da haben zum Beispiel Joan Wulff und auch Mel Krieger, um nur zwei der Bekanntesten zu nennen, absolut Grundlegendes und Wichtiges geleistet. Natürlich auch der Gebetsroither Hans, dessen Wurfstil ganze Generationen von Fliegenfischern geprägt hat und der heute in etwas modifizierter Form noch von einigen sehr guten Fliegenfischern geworfen und gelehrt wird.
Was spezielle Wurftechniken angeht (z.B. modernere Rollwurfvarianten wie Switch-Cast, Snap-T, Circle-Cast etc). meine ich persönlich "nein", weil einige der genannten Würfe erst später entwickelt wurden und diese sich mit längeren, moderneren Einhand- oder Zweihandruten aus Kohlefaser leichter ausführen lassen als z.B. mit einer kürzeren, sieben Fuß "langen" Bambus- oder Glasfaserrute (meine Meinung!).
Zweite Frage:
Lässt sich das überhaupt miteinander vergleichen oder hat sich eigentlich doch nicht so viel verändert?
Nein, das läßt sich m.E. nicht unbedingt vergleichen. Die physikalischen Grundlagen eines guten Fliegenwurfs haben sich nicht geändert, aber mit modernem Gerät kann man meiner Meinung nach besser und leichter werfen, vor allem es einfacher lernen, wenn es korrekt abgestimmt ist (hier wird es etwas komplizierter!). Und, wie oben erwähnt, moderne Wurftechniken sind mit den neueren, längeren Kohlefaserruten (im Vergleich zu den meisten Bambus- und natürlich Glasfaserruten) einfacher auszuführen. Das soll nicht heißen, dass man nicht auch mit einer kurzen Bambusrute, wenn man ein guter Werfer ist, die meisten Trick- und Wasserkontaktwürfe ausführen kann.
Dritte und vierte Frage:
....Was bringen uns die modernsten und teuersten Geräte und die tollsten Voodocast Würfe? Sind wir nun bessere Werfer?
Modernes und tolles Gerät? Was ist das? Zuallererst wohl eine erstklassige Fliegenschnur und ein gutes Vorfach. Dann eine brauchbare Rute (muss nicht die teuerste sein!) und drittens eine zur beabsichtigten Fischerei (Forelle oder Lachs? Hecht?) und zum Rutengewicht passende Fliegenrolle.
Die tollsten Voodoowürfe bringen gar nichts (meine Meinung). In den meisten Fällen tut es ein einfacher, schnörkelloser Wurf, der aber sauber und vor allem ohne unnötige Leerwürfe und mit dem nötigen "Vorhalt" zum Fisch ausgeführt werden muss. Wenn's etwas schwieriger wird, sollte man ein paar Trickwürfe beherrschen (z.B. Bogenwurf, abgestoppter Wurf, Reachcast, Parachutewurf). Das reicht für 90% der Fälle am Fischwasser - Bäche und Flüsse - aus. Je nachdem, wo Du fischt, solltest Du auch einen Distanzwurf können, z.B. am Meer oder an Seen. Du musst auch kein "Master-Caster" sein, um gute Fische zu fangen, aber eine ordentliche, solide Grundtechnik solltest Du schon haben.
Sind wir nun bessere Werfer?
Nein, aber wir haben die Chance, schneller gutes Fliegenwerfen zu lernen und müssen uns nicht so sehr mit schweren Ruten und z.B. schlechter schwimmenden und "schießenden" Schnüren herumplagen. Wir können mit heutigem Gerät länger ermüdungsfrei fischen. Außerdem verfügen wir heute über erstklassige Vorfächer (Nylon und Flourocarbon) mit Tragkräften, von denen unsere Väter bei vergleichbaren Durchmessern nur träumen konnten. Nicht zuletzt ist modernes Fliegengerät im Prinzip heute weit "billiger" als früher (=Wie lange mußte man früher für ein gute Bambusrute arbeiten und wie lange arbeitest Du heute für eine gute Kohlefaserrute?) und ist für mehr Leute erschwinglich als früher.
Fünfte Frage:
Oder war das früher nur einfacher, weil es mehr Fische gab und diese noch nicht so schlau waren?
Klar, auch das, es war schon wegen des geringeren Befischungsdrucks und an den meisten Gewässern besseren Fischvorkommens einfacher. Aber: Auch früher gab es schon einige "schwierige" Fische, vor allem die Kapitalen, die auch nicht so einfach zu fangen waren.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen geben.
Viele Grüße
Emil Dittmer
Zuletzt geändert von troutteaser am 08.01.2011, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo alle,
ich kann mich meinen Vorpostern und insbesondere Emil nur anschließen, es ist v.a. alles viel einfacher geworden, das kann ich mit dem wirklich harten (rutenmäßig allerdings gräßlich schwabbeligen) Einstieg vor 40 Jahren nur zigmal unterschreiben.
Aber auch Berner hat Recht, da wird auch viel alter Wein in neuen Schläuchen verkauft, die Physik hat sich in diesem Lebensbereich seit Newton nicht wirklich verändert. Einerseits um mehr zu scheinen (Experte) als zu sein (Fischer) und natürlich um auch immer wieder neues zu verkaufen - ich finde z.B. Fluorcarbon schlicht überflüssig (sorry superfluid) und die Wandstärken mancher superleichten Wunderrute machen sie empfindlicher für mechanische Schäden als jedes Stück Bambus.
Ach ja und schließlich brauchen wir alle ja auch ein Gruppenbewußtsein um uns von den gewöhnlichen Anglern abzusetzen und dazu gehört neben der Fachsprache und dem Nimbus, dass das doch schwierig zu lernen ist, eben auch spezielles Gerät (sorry Getackle). Einfach kann schließlich jeder, sogar in BW.
Ansonsten gilt immer noch: nicht Ruten, Rollen oder Schnüre und (ergänzt) auch keine Werfer sondern Fischer fangen Fische.
Glück auf
Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
werfen wir den Blick doch mal ganz weit zurück und stellen uns folgendes Szenario vor:
Fred Feuerstein, der soeben das Fliegenfischen erfunden hat, marschiert mit seiner Schachtelhalm-Rute (Vorläufer der Gespließten), einer Schnur aus fein geschnittenem Brontosaurier-Leder und einem Vorfach aus Archäopteryx-Dünndarm ans Urstromtal, um auf Ichthyosaurier-Brut zu fischen. Das Werfen seiner prähistorischen Megasteinfliege hat er auf den offenen Wiesen des Jurassic Park ausführlich geübt, so dass es jetzt auch in der Praxis losgehen kann.
Hmm, da steht er nun am Wasser, unser Fred. Alles voll mit gigantischen Farnen, Bäumen, meterhohen Wolfsmilchstängeln. Kein Platz für den Rückschwung, nirgends.
Nun hat Feuerstein zwei Möglichkeiten:
Er hält das Fliegenfischen für 'ne doofe Idee, geht nach Hause, schreit "Wilma! Bring den Schnaps!" und gießt sich mit Barny Geröllheimer einen auf die Glocke: "Hab' 'ne echt grelle Idee gehabt. Hat aber nicht funktioniert - Prost, Barny!"
Oder er erfindet den ersten Trickwurf und kehrt kurz darauf mit ein paar hübschen, kleinen Ichthyosauriern nach Hause zurück: "Wilma! Schmeiß den Räucherofen an! Und sag bei Geröllheimers Bescheid, dass sie zum Essen rüberkommen sollen."
Kurz und gut: Trickwürfe gibt es schon so lange wie das Fliegenfischen; wer glaubt, dass Graf-Dracula-Cast & Co. noch nicht länger als youtube.com oder Ruten mit Nanotechnolgie existieren, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
Natürlich erlauben neue Materialien andere Wurfweiten. So what? Was man bei den "Alt-Meistern" Krieger, Gebetsroither, Ritz usw. lernen kann, hat deshalb doch immer noch Bestand. Und das, was wir von unseren gegenwärtigen "Neu-Meistern" lernen können, wird auch in zwanzig Jahren noch Gültigkeit haben - ohne Krieger, Gebetsroither, Ritz deshalb überflüssig zu machen. Und bei ein paar Freunden habe ich schon tolle Würfe gesehen, denen nur eines fehlt: ein knackiger Name. Ich denke da an den "Flachen Raketen-Peitscher" (Markus), den "Unterhandgelenks-Schlenzer" (Mirjana) oder den "Hohen rückwärtigen Wuchtbrummer" (meine Erfindung - sieht nicht gut aus, wirklich nicht).
Und natürlich haben alle Vorschreiber Recht. Besonders Siegfried. Würfe fangen keine Fische.
Ich sehe unseren Wurfmeistern mit Begeisterung zu und kann mich an der Ästhetik der Bewegungsabläufe schlichtweg besaufen. Ich nenne jetzt mal keine Namen, aber ein paar der Mitlesenden wissen, vor wem ich meinen Hut ziehe. Aber ich kenne auch ein paar Leute, die mit der Eleganz eines Sumo-Ringers auf Rollschuhen werfen - und trotzdem einen Fisch nach dem anderen fangen.
Wer hat's erfunden? - - - Der Feuerstein.
Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
interessante Gedanken von Dir.
Ich hoffe, das durch meine Ausführungen nicht der Eindruck entstanden ist, das Würfe Fische fangen.
Was Fische fängt, sind wenig (Leer)-Würfe und gutes Präsentieren. Was selten gut fängt, sind vor allem möglichst weite Würfe.
Gutes Werfen muß erfolgreiches Fischen nicht zwingend verhindern (alter Instruktoren-Witz), insoweit einverstanden?
Viele Grüße,
Emil
Zuletzt geändert von troutteaser am 09.01.2011, 16:04, insgesamt 2-mal geändert.
Hallo Frank
Ein frohes neues Jahr erst mal.
Toller Beitrag. Mehr davon.
Hast Du schon ein Buch rausgebracht in dem die gesammelten Werke dieser Art enthalten sind?
Wenn ja wo gibt's das zu kaufen.
Gruß Thilo
Ich denke man muss unterscheiden
1.:"Ich bin Fischer und verdiene meine Brötchen woanders"
Toll,man ist frei für den Markt kann sich die Neuerungen anschauen,abwägen und eventuell kaufen
2.:"Ich muss mit dem Fliegenfischen mein Geld verdienen"
Hmmm,hört sich ja erstmal recht nett an ,ABER:Wer in den Medien sein möchte muss irgendetwas neues bringen;sprich Onkel Otto Cast,der Weihnachtsmann Switch und wie sie alle heißen.
Mit anderen Worten,ich glaube das vieles ein Produkt der Umstände ist und jeder für sich selber abwägen sollte was er für seine persönliche Fischerei braucht und was nicht.
Die "alten Meister" sind sicherlich mehr als die halbe Miete und wohl die beste Grundlage um ein guter Werfer (ein guter Fischer wird man nicht vom Werfen;)) zu werden.
Schauen wir uns doch mal die "Jungen selbsternannten Meister" an;da werd ich mich bestimmt nicht dran orientieren,Ruten lässig über die Schulter geworfen um voll vermummt den Fisch möglichst spektakulär in die Kamera zu halten etc...
Modernes "polish-Czech-Nymphing" wo man ohne auch nur 10 m geradeaus werfen zu können die Bäche leer machen kann...
und so weiter und so weiter...
Jede Zeit hat gute und schlechte Entwicklungen und man sollte immer die Augen offen halten aber auch nicht vergessen :
Tradition heißt nicht die Asche zu bewahren sondern das Feuer
weiterzugeben!
Ich fische und baue auch weiterhin Gespliesste,aus Vollmaterial halten die auch prima,ganz ohne "Spaceage-Nano-Niemals-Brich-Komponenten"
Just my two cents
Cheers
Kevin
<< streamstalkin´24/7 >>
...a dead fish will never strike a Fly
Hallo Alle,
schließe mich erst mal dem Dank an Frank an, für die schöne Geschichte und hab da die Hoffnung, dass sich da was fortsetzt in so´ner kleinen Taschenreihe.
Im Sinne von Emil könnte man die Geschichte noch um einen Aspekt ergänzen. Fred muss erst mal wissen, was und wohin er werfen muss, um einen Ichthyo zu fangen. Erst dann hat er ein Problem mit Büschen, Steinen, Krautbänken, doofen Strömungen etc. So lange es ihm reicht einen Fallschirmwurf, äh parachute cast, oder auch einen überstoppten Wurf, äh Kräcker? tuck? cast, hauchzart oder knallhart auf oder in leeres Wasser zu semmeln, ist ja noch alles klar. Wenn ich dagegen eine Fisch fangen will, sollte ich wissen wo und wie.
Wie Frank bewundere ich auch ganz aufrichtig die großen Wurfkünstler, da kann man nur den Hut ziehen, pardon chapeau, was da alles auf das Wasser gezaubert wird. Aber ist das alles l´art pour l´art, wie der Franzose so schön sagt? Der Weg, der Wurf, das Ziel?
Nein, am Anfang war das Wort, oder modern die Denkblase mit der brennenden Frage "wie komme ich an die verdammte Stelle, wo ich einen Fisch weiß oder vermute". Meine und die von ihm beschriebenen "Trick"würfe sind schlichte Notgeburten aus diesem Dilemma hie Fisch dort grüne Hölle. Daraus entstehen manchmal Geniestreiche aber bestimmt genau so oft auch slapstick Nummern (he, obwohl von Sir Charles in ganz anderem Zusammenhang erfunden, passt das Wort vom Schlappstock hier je ja geradezu wie die Faust auf´s Auge).
Wie ich, wissen die meisten wahrscheinlich aber gar nicht so richtig, wie sie das jetzt genau geschafft haben so viel lockere Leine auf die Zwischenströmung zu platzieren, das steile Ufer mit den grabschenden Weidenruten hinter sich zu überlisten oder den Rollwurf so halb vor dem Bauch hinzuwurschteln, ohne sich Nase oder Ohr zu piercen, weil die Konzentration dem Obejkt der Begierde galt, dem Stromnacken, der Tasche, der Strömungskante, dem Ast usw. usw., den man treffen oder verfehlen wollte.
Leider sind wir aber auch so fischfixiert, dass wir das, was funktioniert hat oder auch mißlungen ist, nicht etwa abstrahieren und verinnerlichen (sonst hätten wir vielleicht auch einen Namen dafür) sondern einfach weiter machen, um beim nächsten Mal ganau so blöd wieder da zu stehen und nicht abrufen zu können: so jetzt wende ich den eingehoppelten hare roll mit drop kick an und schon fluppt es. Statt dessen geht das wieder los mit der Frage von oben.
Da bewundere ich dann wieder unsere Wurfprofis, die unser Gewürge analysieren, zerlegen, wurfmechanisch und physkalisch erklären und dann auch noch nicht nur in einen wiederholbaren Wurfvorgang verwandeln, sondern im günstigsten Falle auch noch anderen beibringen können. Ich kann das nicht. Im Gegenteil, ich verweise da nur auf den unglaublich umfangreichen und bis auf´s Messer kontrovers geführten Zwirn zur aus(oder auf-)gedrehten Rolle. Ich hab den zwar mit großem Vergnügen und Interesse gelesen. Nur teilweise war der für mich so sinnfrei als ob mir jemand Tenkara auf japanisch erklärt hätte. Die streiten sich da über Dinge, von denen ich bis dahin nicht mal wußte, dass ich solche Sauereien überhaupt kann!
Das erinnert mich doch sehr an die 1970er Jahre (hättet ihr nicht gedacht, dass ich doch noch die Kurve bekomme) als Tonnen von Papier mit der heißen Diskussion der Experten bedruckt wurden, wie man ein Vorfach wirklich gestreckt auf´s Wasser bekommt und wieiviel tausend Eleven sich als Versager gefühlt haben, weil sie es nicht hingebracht haben. Nur wer will das heute noch? Und würden uns die gleichen Protagonisten heute nicht mit gleicher Unerbittlichkeit das kunstvoll geschlängelte Vorfach um die Ohren hauen?
Wie sagt B. D. noch .. times they are a´changing ...
S.D. ... Menschen eher nicht
Glück auf
Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
Hallo,
tja, ich hab mir schon gedacht, dass sich natürlich nicht alles neu erfinden lässt. Die Grundlagen bleiben nun mal bestehen. Das eigentlich Große, was damals geleistet wurde, waren natürlich erstmal diese Grundlagen zu schaffen. Wie kommt man denn darauf einen Unterhandwurf (Speycast etc.) zu entwickeln? Große Denksportaufgabe! So wie Frank das schon auf seine humorvolle Art mit dem Neandertaler dargestellt hatte. Was später bzw. jetzt kommt ist doch eigentlich nur das abkupfern der schon seid langem bestehenden Grundlagen. Neuerfindungen gibt es doch nicht wirklich. Alles nur PR. Deshalb behalte ich noch meine alten Bücher. Ich gehe dann lieber mal einen Schritt zurück um mal wieder was neues zu probieren.
TL, Mario
Der liebe Gott schenkt dir die Nüsse, aber er knackt sie nicht.
Goethe
nun ja, "Neuerfindungen" im falschen Sinne (alte Würfe mit neuen Namen) gibt es viele, gar keine Frage. Richtig, Mario!
Aber bei den Rollwurfvarianten, z.B. dem Snake Roll, der heute an vielen Lachsflüssen angewendet wird, haben jüngere, inzwischen sehr renomierte Fliegenwerfer und gute Fischer wie Simon Gawesworth Entscheidendes zur Weiterentwicklung der Wurftechnik beigetragen. Ebenso hat Simon sehr gute Videos und Bücher zu dem Thema veröffentlicht. Das er einer der besten Speycaster der Welt ist - auch mit der Einhandrute - möchte ich nicht unerwähnt lassen.
Natürlich hat auch Mario recht: Die alten Meister sind weiterhin brandaktuell und auf jeden Fall unentbehrlich. Nur sollten wir "älteren" Fliegenfischer nicht alles, was von den Jüngeren dazu kommt, ablehnen oder madig machen. Goran Anderson, einer der besten Zweihandwerfer und -fischer der Welt (mehr als 5.000 Lachse gehen auf sein Konto!) wurde in jungen Jahren, als er den Unterhandwurf erfand, nur milde belächelt. Heute ist dieser Wurf als Standard anerkannt und wird auch von vielen erfahrenen Fischern am Lachsfluss benutzt.
Also, jede Generation hat etwas für unseren Sport geleistet, nicht nur die Alten, meint ihr nicht auch?
Viele Grüße
Emil
Zuletzt geändert von troutteaser am 09.01.2011, 23:48, insgesamt 1-mal geändert.