Berner hat geschrieben:
dann heisst es schonmasse nach oben setzen, besser ein fangfenster setzen welches auch alle 3-4 jahre wechselt, nicht c&r, denn dann darf man auch mal einen fisch etnehmen, auch wens halt nur einer pro tag/monat/jahr ist.....
Hallo,
die neue Tierschutzverordnung heiße ich prinzipiell für gut, Widerhakenverbot usw. über andere Passagen lässt sich natürlich streiten...
Als problematisch sehe ich jedoch die in meinen Augen hohen Entnahmemengen und die teilweise zu geringen Mindestmaße von seitens der Fischereigesetzgebung.
Ich denke nicht das C&R einiger weniger sich bestandsunterstützend ausgewirkt hätte, wenn Grundvoraussetzungen wie vernünftige Entnahmemengen und auf das jeweilige Gewässer angepasste Mindestmaße bestehen würden.
Leider habe ich in den von öffentlicher Hand bewirtschafteten Gewässern im Oberhasli oft feststellen müssen, dass ein Grossteil der Angler erpicht ist das Maximum an Fisch zu entnehmen (Vollpackung).
Dieses Jahr habe ich mich nicht nur fischereilich sehr ausführlich mit der Restwasserstrecke der jungen Aare und dessen Einzugsgebiet beschäftigt. Dazu muss man sagen, dass sich das Abflussregime, Wassertemperatur usw. seit ca. 60 Jahren durch die Wasserkraftnutzung stark verändert hat, was sich aber nicht unbedingt an der jungen Aare negativ auf die Fischbestände ausgewirkt hat (vom Gletscher geprägtem Abflussregime zu einem Abflussregime das ausschließlich durch Quellwasser gespeist wird).
Die Artenzusammensetzung des Makrozoobenthos hat sich teilweise stark verändert. In der jungen Aare hat die Biomasse zugenommen, was normalerweise auch ein besseres Größenwachstum der Salmonidenbestände bewirkt.
So konnten z.B. mehrere Bachforellen in montanen Höhenlagen in einem Zufluss der jungen Aare (privatbewirtschaftete Restwasserstrecke) nachgewiesen werden, die einiges über dem vorgeschriebenen Mindestmaß noch im Jugendkleid waren. Das Mindestmaß für die junge Aare liegt bei 22 cm. Glücklicherweise liegt das Mindestmass in den von privater Hand bewirtschafteten Gewässern über dem öffentlichen Schonmaß.
Bei der schwarzen Lütchine hingegen (natürliches Abflussregime, Gletscherbeeinflusst) liegt das Schonmaß bei 24 cm, bei einer erheblich geringen Biomasse an Fischnährtieren.
Das Problem in meinen Augen ist jedoch, dass teilweise durch den hohen Befischungsdruck in den öffentlichen Fliessgewässern des Oberhaslis streckenweise nur sehr wenige Bachforellen über dem Schonmaß vorkommen (Entnahmen von bis zu 6 Salmoniden).
Dies kann sich bei einem zu gering bemessenem Schonmaß fatal auswirken.
Vergleicht man die Fischbestände zwischen den privatbewirtschafteten (Beschränkung der Lizenzen) und den öffentlichen (keine Beschränkung der Lizenzen) Gewässern, so können erhebliche Unterschiede in den Alterspyramiden festgestellt werden.
So konnte ich dieses Jahr in privatbewirtschafteten Gewässern Bachforellen bis knapp an die 50 cm überlisten.
Durch die gesteigerte Mobilität der Menschen in den letzten 5 Jahrzehnten hat der Befischungsdruck wahrscheinlich auch zugenommen. Die Menschen nehmen immer größere Anreisen in Kauf (wozu ich mich natürlich auch zähle).
Bei nicht limitierten Lizenzen kann nicht abgeschätzt werden wie hoch die Entnahmen ausfallen! Die Gesteigerte Nachfrage an Lizenzen kann sich negativ auf die Populationen auswirken (bei gleichbleibender Entnahmemenge), insofern sich hier in den Vorschriften nichts ändert.
In den von privater Hand bewirtschafteten Gewässern sind die Menge an Lizenzen auf das jeweilige Gewässer abgestimmt, d.h. die Entnahmemengen erfolgen absehbar und können sich nicht wirklich negativ auf die Population auswirken.
Die momentane Bewirtschaftung der jungen Aare sehe ich sehr skeptisch, von Nachhaltigkeit kann man meines Erachtens nicht sprechen.
Meiner Meinung nach müssten in öffentlichen Gewässern (zumindest des Oberhaslis) Anpassungen von Seitens des Fischereiinspektorrats vorgenommen werden (Verringerung der Entnahmemenge oder erhebliche Einschränkung der Ausgabe von Lizenzen), sodass die neue Tierschutzverordnung auch im Einklang mit den Mindestmaßen und den Entnahmemengen steht.
Gruß Matthias