Benötigte Wurfweite beim Zweihandfischen

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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hechtmichel
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Benötigte Wurfweite beim Zweihandfischen

Beitrag von hechtmichel »

Hallo,
ich hab mal ne Frage an die Lachs, Steelhead und was es sonst noch für Zweihandfischer gibt.
Wenn ich mir so Bilder von nem größeren Lachsfluss anschaue dann sind die schon richtig breit ( soweit ich das mal abschätzen kann, schon mal bis zu 50-100m) oder täusche ich?
Denn dann hätte ich gerne gewusst, wie weit ihr denn Underhand werft und damit auch Fische fängt.
Ich habe mal in nem Magazin gelesen, so in der Art: "Wenn du am Lachsfluss bist, werfe zum anderen Ufer und dann eben der Drift (hoffe das es so heißt).
Werft ihr Underhand 50-100m? oder werft ihr nicht bis zum anderen Ufer?
Angenommen ich steh am Lachsfluss mit meiner 7er ( 11,6ft) Rute und werfe Underhand um die 25m, ist das in Ordnung oder sollte ich vor dem Lachstrip lieber noch viel mehr üben, dass ich dann 35m werfen kann?
(Das mit der Rute ist nur ein Beispiel, habe momentan nur diese, zum Lachsfischen würde ich mir schon noch ne 9er oder etwas in der Richtung zulegen, also nicht "abdrehen".)

LG und danke mal
Michael
kepzky606

Beitrag von kepzky606 »

Servus Michel,

meinst du echt das 50-100 Meter "Underhand" zu erreichen sind?
Ich hab da meine Zweifel. Hatte allerdings auch noch keine 9er Rute mit nem "gemeinen" Schusskopf in der Hand.
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Nymph-Tom
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Beitrag von Nymph-Tom »

Hallo Michael,

ich habe die von dir Beschriebene Erfahrung früher, bevor ich mit dem Zweihandfischen angefangen habe, auch ab und zu gemacht.
Ich hatte eine 8er einhand und konnte schätzungsweise so 25m werfen. Wenn du dann an einem Fluss bist, der an manchen Stellen über hundert meter breit ist und du auch noch nicht weit hineinwaten kannst, dann ist das ziemlich ärgerlich nur ca. 1/4 des Flusses erreichen zu können.....kam mir zumindest so vor.

Seit ich Zweihandfische ist es etwas besser. Ich bin zwar noch weit von den Wurfweiten die du genannt hast entfernt aber ab und zu gelingen ganz gute Würfe.
Ich habe allerdings dieses Jahr beim Lachsfischen einmal gesehen, dass es möglich ist 50m running line zu schiessen. Das sind dann insgesamt zumindest über 60m. War echt beeindruckend wie schnell die Menge an Runnin gline durch die Ringe pfeift wenn mans drauf hat :shock:

Gruss,
Tom
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RalfE
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Beitrag von RalfE »

Hallo,

und es ist noch deprimierender, wenn man selbst versucht auch nur 25-30 Meter weit zu kommen ... so geht es zumindest mir ;-)

Gruß
Ralf
Gruß aus dem Taunus

Ralf
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hechtmichel
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Beitrag von hechtmichel »

@ Erik:
Nene natürlich net, aber ich meinte nur.
Ich meinte nur, sorry war dumm formuliert :)

@Tom:
Denkst du echt?! 50m Runningline schiessen lassen, was hatte der für Zeugs? :D :D , meist du auch Underhand und net Spey, denn ich denke, dass beim Speywerfen größere Distanzen möglich sind, vielleicht sogar 50-60m, allerdings auch mit mehr Aufwand.

LG Michi
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NBerlin
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Beitrag von NBerlin »

Hallo
Mal abgesehen davon das ich keine Runninline von 50m länge kenne, halte ich es für unmöglich mit Fisch bzw.Fangbaren Leinen solche Längen mit Unterhand oder Speywürfen zu erziehlen.Mit 25m sauber abgelegter Schnur kannst du überall Lachse fangen auch an einem breitem Fluß.Suche die Strömungskanten und die sind manchmal dichter am Ufer als man denkt.
Die meisten Lachsangler mit denen ich Fische werfen 25-35m Ausnahmen -40m.Außerdem soviel 100m breite Lachsflüsse gibt es ja auch nicht und wenn werden sie meist vom Boot aus befischt.
Gruß Norbert
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Nymph-Tom
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Beitrag von Nymph-Tom »

Hallo Michael,

Ja ich spreche von scandinavian style, Underhand. Es ist echt eine Frage der richtigen Technik. Ich habe dieses Jahr sehr viel geübt, da ich an einem sehr grossen Fluss wohne aber wenn ich meine Wurfkünste anschaue ist es auch unverständlich.

Ich denke wenn man so eine perfekte technik drauf hat, dann kommt man mit fast jeder Ausrüstung relativ weit. Falls es dich beruhigt, er hatte eine Loomis GLX aber das lustige war, dass der Typ dies auch fast auf anhieb mit meiner Rute geschafft hat.

Die Situation war so beindruckend für mich, weil ich dort gefischt habe und schon an der grenze meiner Wurfweite war. Als er dann meine Rute probiert hat, hat er erst mal 20m oder so mehr running line rausgezogen :shock:

Es war schockierend aber sehr schön anzuschauen :D

Gruss,
Tom
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hallo Michael,

Oha! 50 m Running Line schießen lassen, so was habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen! Hattest Du die Länge vorher abgemessen?

Aber mal im Ernst! Norbert hat es ja schon angedeutet: eine astronomische Wurfweite, wie immer die bei allen Angelheiligen auch erzielt werden kann, seien es nun 50 oder 100 mm, ist in aller Regel nicht entscheidend für den Fangerfolg beim Lachsfischen, auch nicht an 100 m breiten Flüssen.

Die Lachse sind in den Flüssen nicht gleichmäßig über die gesamte Flussbreite verteilt, sondern halten sich an bestimmten, oft wasserstandabhängigen, Standplätzen auf. Diese „Lies“ sind häufig (insbesondere bei hohem Wasser) sehr nahe am Ufer. Andere wieder können gut watend befischt werden. Schlüssel für den Erfolg ist daher das richtige „Lesen“ des Gewässers und Aufspüren der Standplätze. Weite Würfe zum Erreichen dieser Lies sind meistens nicht nötig.

Es ist natürlich nicht so, dass jeder schlechte Werfer automatisch ein guter Lachsfischer ist! Als Lachsfischer muss man ein guter Werfer sein. Gut heißt allerdings für mich in diesem Zusammenhang nicht die Fähigkeit „bis an den Horizont“ zu werfen, sondern Wurfweiten zwischen ca. 15 und 25 Metern sicher in allen Gewässersituationen und bei allem Wetter (Wind) zu beherrschen damit die Fliege sacht und sanft in der richtigen Position zum vermuteten Standplatz des Lachses abgelegt wird.

Weiterhin entscheidend für den Erfolg beim Lachsfischen ist m.E. die richtige Führung der Fliege und die Tiefe in der diese fischt. Der Angler, welcher in der Lage ist, die Fliege(n) kontrolliert über die Standplätze der Lachse abtreiben bzw. Im Halbkreis herum schwingen zu lasen, wird immer die Nase deutlich vor dem „Weitwerfer“ haben. Und das ist halt nur in mittleren Entfernungen möglich!

In meiner langen „Karriere“ als Lachsfischer sind mir (unter anderem) am Wasser immer zwei Haupttypen von Fliegenfischern begegnet: die „Werfer“ und die „Fänger“. Während erstere, oft vor einer Schar staunender Mitangler, ihre Künste im Weitwurf zelebrieren, meiden die anderen diese Art von Show, verdrücken sich an ruhigere Gewässerabschnitte, stopfen sich ein Pfeifchen (oder was auch sonst!) und beobachten den Fluss erst einmal still. Danach entscheiden sie über die weitere Vorgehensweise, waten leise und vorsichtig in die richtige Position und beginnen mit kurzer Leine und kontrollierter Drift zu fischen. Sehr oft später dann wandern diese Fischer mit Lachs beladen an dem „Weitwurfzirkus“ vorbei und werden wie ein Weltwunder bestaunt. Soviel zu den Unterschieden.

Mir ist klar, dass in einer Welt, die sich fast nur noch durch Effekthascherei und spektakuläre inszenierte Ereignisse beeindrucken lässt, der Rat zu „unspektakulärem“ Lachsfischen, will heißen unauffälligem Bewegen am und im Wasser, richtiges Lesen der „Lies“, gekonntes Werfen und Ablegen der Schnur sowie kontrollierte Drift der Fliege, nicht besonders gern gehört wird. Beim „Apré Fishing“ in der Fisherhütte oder an der Bar des Anglerhotels machen sich halt Schilderungen wie: „..und dann habe ich, mit einem Traumwurf sage ich Euch, von mindestens 40 (50, 60 etc.) Metern die Fliege bis fast aufs andere Ufer geworfen, und plötzlich kam der explosive Biss! Mein Pech wollte es aber: nach kurzem aber heftigen Drill ist „er“ dann leider aber wieder ausgestiegen“ (solche Gespräche am abendlichen „Whisky-Herd“ habe ich zu Dutzenden mitbekommen) sehr gut und schinden kurzfristig Eindruck. Aber, jeder erfolgreiche Lachsfischer wird mir darin Recht geben: es gibt nichts spektakuläreres für das Lachsanglervolk als wenn man am Ende eines Angeltages mit einem oder zwei Lachsen über der Schulter am Ufer heimwärts wandert. Eindruck (und ein bisserl Neid) bei den Mitanglern ist dann mit Sicherheit garantiert und keiner, absolut keiner wird fragen: wie weit hattest Du denn geworfen als Du den/die gefangen hast?

Beste Grüße
Klaus
Zuletzt geändert von greypanther am 17.09.2008, 09:34, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Klaus


"Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen"
Platon (panta rhei)
kepzky606

Beitrag von kepzky606 »

@greypanther!

Ein toller Beitrag!
Ich denke dem ist nichts hinzuzufügen.

lg Erik
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hechtmichel
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Beitrag von hechtmichel »

Hallo,
ok danke mal Klaus.
Das beruhigt mich mal :) .

LG Michi
kepzky606

Beitrag von kepzky606 »

Es bleibt nur zu hoffen das man tatsächlich auch einer dieser "Fänger" ist.
Nicht das man nachher da steht, zu kurz wirft und nichts fängt

:twisted:
Hans.
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Beitrag von Hans. »

Hallo Michael,

Klaus hat alles gesagt, was zu sagen ist.

Ein Beispiel noch von mir: Als ich vor einigen Jahren mal zum Karpfenangler wurde, rüstete ich mich mit Weitwurtruten, Raketenposen und Superanfütterschleudern aus, -man laß nichts Anderes, um dann alle Karpfen zehn, höchstens fünfzehn Meter vom Ufer entfernt zu fangen!!!
Dem ging ein Beobachten des Wassers voraus, ein ruhiges Fortbewegen, ein stilles Einrichten am ausgewählten Fanglatz.

Du siehst, die Erfahrungen decken sich.

Ich wünsche Dir ein erfolgreiches Lachsfischen!!

Grüße
Hans
Man muss nicht alles mitmachen...
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piscator
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Beitrag von piscator »

Moin,
da gibt es sicher noch einiges dazu zu sagen. Eins kann ich unterstreichen, wer fängt hat recht. Aber das sind in der Regel die, die beides gut können -- werfen und fischen.

Aber nehmen wir mal ein Beispiel -- der Lachs steht auf seinem Standplatz ca 20m vom Ufer entfernt (kein Waten) . Nun könnte man den ja mit kurzer Wurfweite befischen (so quer zum Strom), dann ist die Fliege extrem schnell (vorbei), oder von weiter stromauf um einen spitzen Winkel zu fischen. Und dann merkt man schnell, das solche Standplätze effektiv nur mit deutlich längeren Würfen zu befischen sind; besonders in der frühen Saison.
Also lasst euch nicht einreden, dass man nicht gut/weit werfen können muß.
Ich jedenfalls habe schon viele große Flüsse befischt, in denen das den Unterschied zwischen (nix) fangen und gut fangen macht (Driva, Gaula, Orkla, Namsen, Spey ....... und diverse andere).
TL, Jürgen
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hallo Jürgen,

Dein Einwand ist natürlich auch richtig und ich habe auch nicht behauptet, dass man niemals weit werfen muss, um an den Lachs heran zu kommen, oder dass Weitwerfer nichts fangen.
Was mir persönlich lediglich ein wenig gegen den Strich geht, ist die Tatsache, dass heutzutage die Meinung (auch in den einschlägigen Medien) verbreitet wird: um ein guter und erfolgreicher Lachsfischer zu sein/zu werden, müsst Ihr erst einmal ultra weit werfen lernen und wer das nicht kann sollte besser vom Lachsgewässer fern bleiben. Die Verunsicherung durch diesen Weitwurf-Hype bei weniger erfahrenen Lachsfischern führte ja dann wohl auch zur Eröffnung des vorliegenden Threads.

Ich kann zwar nichts zur skandinavischen Fischerei, so doch ziemlich viel zur Lachs-Angelei im angelsächsischen Raum sagen (und dort gibt es ja bekanntlich auch Lachsgewässer erklecklicher Größe). An diesen Gewässern wird, jedenfalls nach meiner Erfahrung, nicht mit Ultraweiten gefischt. Und, an den tiefen, vielerorts nicht bewatbaren Flüssen, wie z.B. dem Tay, wird sitzend vom Boot aus gefischt.

Ganz abgesehen davon sollten wir auch einmal einen Blick zurück wagen in der Geschichte. Unsere Vorväter haben mit Gerät gefischt, mit dem Wurfweiten von 30 m oder mehr jenseits jeglicher Möglichkeiten und Träume lagen. Trotzdem haben sie, auch in großen Gewässern, doch wohl ganz erfolgreich Lachs gefangen.

Unser modernes Gerät, aufgebaut aus HiTec-Materialien von der Rute bis zum Vorfach, macht es möglich, nie gekannte Wurfweiten (mit der richtigen Montage und Technik) zu erreichen. Das ist toll und bringt zusätzliches Potential für die Fischerei. Aber, man sollte sich imho jedoch davor hüten, dies zum Maß aller Dinge zu erheben bzw. den Weitwurf, und da speziell Würfe von 40, 50 oder mehr Metern, als unabdingbare Voraussetzung fürs erfolgreiche Lachsfischen hoch zu stilisieren. Das degradiert die Lachsfischerei mit der Fliege zu einer Disziplin des "Leistungssports" und die Freude am Fischen selbst und dem Bewegen in und am Wasser, dem Beobachten und Anpirschen leidet imho darunter doch merklich.

Das ist meine persönliche Meinung und deckt sich mit meiner Einstellung zur Fischerei und meinen vielfältigen Erfahrungen. Das muss natürlich nicht bedeuten, dass jeder meiner Meinung sein muss.

Gruß
Klaus
Gruß
Klaus


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Platon (panta rhei)
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Beitrag von Fly-Only »

Äh, tschuldigung, dass ich frage, Hans, aber was sind denn bitte
Raketenposen
?

Gruß, Frank
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