Maggov hat geschrieben:Hallo zusammen,
darf ich eine ketzerische Frage stellen:
Und das auch noch in der Karwoche...
Was bringt Weite ohne Präzision?
Es mag am Meer sinnvoll sein die Schnur bis ins Backing zu werfen, aber was bringt mir das wenn die Fliege vollkommen woanders landet als ich sie brauche. Todde, Du beschreibst sehr interessant wie Du fischt - was würde es Dir bringen wenn Du zwar bis zur anderen Seite der Sandbank kommst, die Fliege aber nicht vor den Fisch präsentierst sondern immer dahinter, z.B. wei Wind oder Wurftechnik die Genauigkeit nicht zulassen.
Moin Markus!
Interessante Frage
Allein, deine Bmerkung ist ein offenes Buch für jeden Küstenfischer: deine Erfahrungen an der Küste sind wohl gleich Null. Nimm es mir bitte nicht krumm, dafür kann ich wohl nicht jeden Bach "lesen". Aber komm doch mal vorbei, dann ziehen wir zusammen los. Ist ernst gemeint
Die meisten Meerforellen verhalten sich anders als die Bachforellen deines Gewässers. Selten kann man beobachten, dass Meerforellen "steigen" oder "buckeln". Hat man dieses Glück, ist der Fisch so gut wie gefangen, auch wenn der Wurf missglückt und zehn Meter vor oder neben dem Fisch landet. Überwerfen ist in diesem Fall natürlich ungünstig; das macht jeden Fisch misstrauisch, ob Stichling, Karausche oder Forelle.
Die Meerforellen suchen an der Küste sehr aktiv ihre Nahrung und Stellen mit konzentrierter Ansammlung von Nahrung, wo sie quasi stationär sind, bilden die Ausnahme. Wer diese Stellen kennt, darf sich als Sonntagskind bezeichnen. Häufig sind dies Plätze, die bei bestimmten Windrichtungen Nahrung antreiben. Tiefere Löcher entlang der Küste können dafür sorgen, dass sich dort mehr Detritus ansammelt und somit eine organische Vorbereitung für Fressbeute besteht, die die Meerforellen bemerken und dort herummarodieren. Deshalb sind Übergänge zu tieferem Wasser interessant, die im Staubereich der Hauptströmung liegen. In den meisten Fällen gibt es an der Küste eine uferparallele Strömung, die von der Hauptwindrichting bestimmt wird. Selbst Sandbänke und Rinnen mit Tangwäldern sind im nächsten Jahr nicht mehr so wie gewohnt, wenn der Sturm einmal zugeschlagen hat. Dennoch gibt es Stellen, die relativ stabil sind und dann als Hotspots bezeichnet werden können. Lies einmal die Seekarten in
Emissionshaus-Purplefinder, wie ich sie im Fred
Gugge mal angezeigt habe und nutze dazu das geniale Programm
Google Earth. Wenn du dann noch die Hauptwindrichtungen und Strömungen, aktuell nachzulesen beim
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie oder bei meinen nördlichen Nachbarn in Dänequark
DMI hinzuziehst, erkenst du Stellen, die wohl auch schon lange bekannt sind und kannst dieses Muster mit neuen Bereichen vergleichen, die noch entdeckt werden wollen (oder auch nicht, wenn die Locals dich am liebsten wegprügeln wollen).
In den allermeisten Fällen kannst du das Habitat einer Meerforelle an der Küste nur erahnen, aus der Erfahrung heraus. Fehlt dir diese Erfahrung, fährst du an die Küste zu jedem beliebigen Strand und versuchst dein Glück an Stellen, wo kein Schwanz zu holen ist.
Ich habe in "Presenting the Fly" von Lefty Krey gelesen, dass dieser in seinen Expertenkursen eine Mausefalle auf der Wiese aufstellt (zugegeben das Bild zeigt eine sehr grosse M-Falle) und jeder 10 Versuche mit einer beschwerten Fliege bekommt. Er schreibt, dass selbst hervorragende Werfer seltenst mehr als 2 Treffer landen.
Hübscher Versuch und eine gute Trainingsaufgabe, aber was hat das mit deiner Eingangsfrage zu tun? Äschenfischen wäre sinnvoller, dann kann man sich die "Mausefalle" sparen und hat gleich Fisch.
Ich habe mit einem Forumsmitglied mal auf Hula-Hup-Ringe in 15 Meter Entfernung einen ähnlichen Kontest gemacht. Mit ner 5-er bei Seitenwind war das durchaus anspruchsvoll!
Stimmt! Davon kann ich ein Lied singen, wenn ich im Sommer an der Glomma oder am Ljusnan bin.
Deshalb gratuliere ich weiterhin gerne jedem Weitwurfjäger zu den unglaublichen Distanzwürfen - aber für mich ist es immer noch entscheidend, dass die Genauigkeit nicht drunter leidet.
Danke!
Ein weiterer Punkt:
Ich habe mich in diesem Winter mal mit Hechtstreamern geübt. Bei einer (wahrscheinlich doch etwas zu schweren) Sinktip-Leine gingen Würfe bis (fast) zur ganzen Länge der Schnur ziehmlich gut. Mit der Schwimmschnur war der Widerstand der Streamer jedoch klar bemerkbar. Deshalb frage ich mich was es bringt wenn ich 30m ohne Fliege werfen kann wenn ich im Anschluss nur 15-20 Meter Fischen kann da sonst de Fliege alles verschlimmbessert.
Najanu! 15-20 Meter auf Hecht sind doch ausreichend, oder erkennst du sie weiter draußen am Steigen? Wenn ich hier an Schwentine und Eider auf Hecht gehe, beides Flüsschen mit einer Breite von maximal 10 Metern, befische ich doch den Uferbereich. Selbst an den Seen, wie Dieksee und Dobersdorfer See im Plöner Bereich sind die Hechte mit dem Ruderboot an den Schilfkanten gut anzufahren und zu fangen.
Mach' dir mal keinen Kopp mit den Weitwürfen. Wenn du sie nicht brauchst, muss es nicht sein. Ansonsten: Üben!
gruß
todde
Kole Feut un Nordenwind, givt een krusen Büddel un een lütten Pint.