Fliegenbinden Grundlagen - Die neue Serie!
Teil (3): Grundlegende Bindeschritte und Verarbeitungstechniken anhand gängiger Fliegenmuster
(1) Trockenfliegen
Ein Gemeinschaftsprojekt von Matthias Lünzmann, Hans-Jörg Klein & Michael Müller


Vorwort: Das Fliegenbinden ist ebenso wie das Fliegenfischen selbst kein "Zauberwerk", sondern mit etwas Fingerspitzengefühl und unter Beachtung der grundlegenden Regeln relativ rasch erlernbar. Auch hier geht das sicher am schnellsten unter fachkundiger Anleitung eines erfahrenen Kollegen, sowie durch die Lektüre einschlägiger Bindeliteratur oder durch das Absolvieren eines Fliegenbindekurses. 
Mit unserer neuen Beitragsserie "Fliegenbinden Grundlagen" möchten wir allen Interessierten einen kompletten und hoffentlich hilfreichen Einsteigerkurs bieten, in strukturiert durch die Materie führenden Beitragsfolgen. Im ersten Teil haben wir mit der Vorstellung der wichtigsten Bindewerkzeuge und Basismaterialien begonnen und im zweiten Teil könnt Ihr alles grundsätzlich Wissenswerte über eine Vielzahl von natürlichen und synthetischen Bindematerialien sowie Hilfsmittel und deren Einsatz lesen.
Ab Folge 3, also hier und jetzt, und in den weiteren Fortsetzungen zeigen wir Euch grundlegende Bindeschritte und Verarbeitungstechniken anhand gängiger Fliegenmuster. Wir beginnen mit dem Aufbau einer einfachen Trockenfliege.

Liebe Fliegenbinder von Heute und von Morgen. Wir stellen Euch nachfolgend ein erfolgreiches Trockenfliegenmuster von Gestern vor. Gestern deshalb, weil sie gut, alt und klassisch in ihrer Bindeweise inklusive der verwendeten Materialien daherkommt. Ihr werdet sicher zustimmen, dass auch in alten Gesangsbüchern immer noch fantastische, gute Lieder stehen, die nur darauf warten, wieder ans Tageslicht, in unserem Fall an die Wasseroberfläche, geholt zu werden.

Wie hier ersichtlich ist, braucht es zu diesem Muster wirklich nicht viele Materialien:

- Bindefaden in beliebiger Farbe, Stärke 8/0 bis 10/0, 
- Trockenfliegenhaken der Gr. 10 bis 16, 
- Hasenohrdubbing in Olive, Grautöne o.a., 
- eine schwarze Hechelfeder vom Hahnenbalg (indische Qualität reicht aus), 
- feiner Kupferdraht für die Rippung,
- (optional) Silbertinsel (statt Bindefaden) für den "Tag", 
- klarer Bindelack


Auch die benötigten Werkzeuge halten sich in überschaubaren Grenzen:

Neben dem obligatorischen
- Bindestock und einem Bobbin für den Bindefaden benötigen wir 
- eine Schere, 
- eine Hechelklemme, 
- einen Knotenbinder und 
- eine Nadel.
Sobald alles parat ist, let's go!

Haken fest einspannen, mit der (1) Grundwicklung beginnen.... 

Tipp: den Widerhaken, sofern vorhanden, entfernen wir am besten schon vor dem Binden, bzw. drücken ihn mit einer kleinen Zange an.


***
 

Wichtig: die letzten 2 Millimeter bis zum Hakenöhr bleiben frei!! Zwingt Euch hierzu, wir brauchen den Platz später noch!

Die Grundwicklung sauber und eng anliegend nach hinten führen, die Wicklungen am Beginn des Hakenbogens enden dort!
(2) Schwänzchen einbinden

Vom unteren, langen Fibern-Ende der Hechelfeder ein dünnes Segment Fibern entnehmen...

... und auf etwa gleiche Länge an den Spitzen bringen.
Dieses kleine Bündel an Fibern mit den Spitzen nach hinten als Schwänzchen anlegen...
... etwa doppelt so lang wie die  Schenkellänge des Hakens auf- und danach festlegen, wie hier dargestellt.
Das Fibermaterial wird sorgfältig in Richtung ...
... Hakenöhr niedergewunden, sodass ein gleichmäßiges Bett ...
... für den Dubbingkörper entsteht.
Wer will, kann hier schon ein Tröpfchen Lack verteilen.

(3) Rippung einbinden

Optional wird jetzt im nächsten Schritt der feine Kupferdraht für die spätere Rippung eingebunden und nach hinten wegstehen gelassen. Dabei fängt man in der Höhe wie auf dem nebenstehenden Foto an und windet den Faden über den Draht einmal komplett nach unten und wieder komplett nach oben bis zum Anfang. Die Rippung dient der Stabilisierung des späteren Dubbingkörpers und der Segmentierung desselben, kann aber auch weggelassen werden.

(4) Tag formen

Dieses Bild zeigt den Körperaufbau mit der kleinen Verdickung am Schwanzansatz ("Tag"), wobei hier diese Verdickung statt aus dem Bindefaden optional auch aus Silbertinsel oder andersfarbigen Floss angefertigt werden kann.


(5) Dubbingkörper anfertigen

Eine kleine Menge Dubbing kommt als Körper direkt im Anschluß an die vorherigen Bemühungen genau in die Mitte des Hakenschenkels unter Freilassung (genügend!!) des vorderen knappen Drittels.
 

Tipp: Die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie man Dubbing verabeiten und auf den Haken bringen kann, sieht Ihr z.B. auf der Bindeseite von Fliegentom wunderbar detailliert dargestellt: (Klick).

Dieses Bild zeigt den Körperabschluß nach vorn, der bei den weiteren Bindeschritten eine wertvolle Stütze für den Hechelkranz darstellt. Der Rippungsdraht wurde hier bereits in ca. 7 Windungen nach vorne geführt, festgelegt und der Überstand kurz abgeschnitten.
(6) Hechel einbinden

Direkt am voderen Körperabschluß wird, nach hinten zeigend, die schwarze Hahnenfeder eingebunden und der Bindefaden anschließend bis unmittelbar an das Hakenöhr geführt.

Die verbleibende Distanz zwischen Dubbingkörper und Öhr wird nun mit einigen festen Windungen der Feder zu einem steifen Hechelkranz gewunden ...
 

Tipp: Als Werkzeug hierfür ist die Hechelklemme eine große Hilfe. Achtung, hier sind Fingerspitzengefühl und ein wenig Übung nötig, denn die Hechelspitze kann bei zu starkem Zug abreißen oder aus der Klemme rutschen... und man darf wieder von vorne anfangen :-(

(7) Kopfknoten / Abschluss

... und mit dem (Abschluß-) Knotenbinder wird die Fliege fertiggestellt. Zwei bis drei Knoten sollten reichen. Ein Tröpfchen Lack auf dem Endknoten (dabei aber aufpassen, dass das Öhr nicht verklebt) krönt nun unsere bisherigen Bemühungen zu einer universell einsetzbaren Trockenfliege.

Scheut Euch bitte nicht, diese Fliege auch in unterschiedlichen Farben zu binden, es soll Euer Schaden nicht sein...

Viel Spaß damit beim Binden und am Wasser!




So, liebe angehende Fliegenbinder: das war es schon wieder für den dritten Teil unserer Reihe und dem Binden einer einfachen, aber fängigen Hechel-Trockenfliege, die als hoch schwimmfähiges Muster in verschiedenen Farben, Formen, Ausstattungen und Bindeweisen unter vielen Namen zu finden und an vielen Gewässern fängig ist, z.B. (Blue, Brown, Black, Olivem, Yellow ...) Dun, Mosquito, Dark Olive, Adam's, Pale Morning Dun, Midge, Eintagsfliege, Maifliege u.v.m. Wir hoffen, dass wieder einige hilfreiche Anregungen dabei waren, die Ihr direkt am Bindestock umsetzen könnt!

Im nächsten Teil geht es weiter mit dem praktischen Fliegenbinden. In diesem Sinne: immer neugierig bleiben!


Link-Tipps zum Thema
- Teil 1 unserer Serie "Fliegenbinden Grundlagen" (Bindewerkzeuge und Basis-Materialien)
- Teil 2 unserer Serie "Fliegenbinden Grundlagen" (Natürliche & künstliche Bindematerialien)
- zahlreiche Fliegenbindeanleitungen findest du u.a. hier: Die Fliegenbinden-Special-Seite
- unzählige aktuelle Fliegenbindethemen werden hier diskutiert: zum Board: Fliegenbinden & Insektenkunde



Ein Beitrag von Matthias Lünzmann, Hans-Jörg Klein und Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - © März 2017. Alle Fotos ©: Michael Müller. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.
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