Neuseeland: Im Land der Maoris
Die Geschichte und Erlebnisse eines Reisenden zwischen dem Uni-Leben und dem Fliegenfischen an den schönsten Flüssen im Land der Maoris, Kiwis und Hobbits - in 3 Teilen.
Teil 3 - Vom geografischen Mittelpunkt Neuseelands bis zu den Alpen
Ein Reisebericht von Uwe Müller | Bilder: Tobias Brunk (TB), Casey Cravens (CC), Mike Kirkpatrick (MP), Uwe Müller (UM)

11  Die Reise zum Mittelpunkt Neuseelands
Während der Woche bin ich bis spät abends in der Bibliothek. Ja, nicht ganz ohne Hintergedanken, da ich den Lehrstoff eigentlich bereits gut verinnerlicht habe, arbeite ich mir durch die Spätschichten mein Wochenende frei.
Abbildung 122 - Der Campus der University of Otago (UM)
Abbildung 123 - Die Bibliothek der Universität (UM)
Ich verabrede mich mit meinen persönlichen Kiwi Hero Guide in Nelson zum Fischen. Bereits am Donnerstag fliege ich nach Nelson, um am Freitag und Samstag mit Mike Kirkpatrick fischen zu gehen. Ja, der Mike Kirkpatrick, der auch in den Backcountry Filmen eine große Rolle spielt. Gerade für die YouTube-Generation unter uns Fliegenfischern ist Mike mit seinen Latitude Guiding Videos kein unbeschriebenes Blatt. Diese Erfahrung, die ich beim Fischen mit ihm erlebe, und den Wissensschatz, den er weitergibt, beeindruckt mich wirklich nachhaltig. Vorab kann ich nur empfehlen, einmal mit ihm Fischen zu gehen. Mike ist ein Mensch der offenen Worte, was ich wirklich sehr schätze.
Abbildung 124 - Blick auf Nelson (UM)
Früh am Morgen, ja, wirklich früh am Morgen holt mich Mike ab und wir fliegen mit dem Helikopter in den Kahurangi National Park. Unser Ziel ist ein mittelgroßer Fluss des Karamea Systems. Der Kahurangi National Park ist dicht bewaldet und so sind nur vereinzelt Flussabschnitte sichtbar und als Landeplatz geeignet. Am Schlafplatz für den Abend laden wir unsere Ausrüstung aus, ehe der Pilot uns weiter flussabwärts absetzt. Nach kurzer Zeit am Wasser hören wir wieder Rotoren-Geräusche und sehen einen Helikopter über uns herfliegen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um einen anderen Guide, der sich letztendlich einfach vor uns setzte und den Gewässerabschnitt, den wir befischen wollen, abfischt. Sichtlich sauer, lässt Mike seinen Frust Luft. Nachdem wir keine andere Möglichkeit haben, machen wir das Beste aus der Situation. Nachweislich sind weniger Fische aktiv, aber uns gelingt es trotzdem, einige schöne Tiere zu überlisten und zu fangen.
Abbildung 125 - Der Fluss ist ein absoluter Traum (UM)
Abbildung 126 - Hübsche Bachforelle (MP)
Abbildung 127 - Unser Camp für die Nacht (UM)
Abbildung 128 - Lagerfeuerromantik in der Wildnis (UM)
Abbildung 129 - Mike ist nicht nur ein hervorragender Guide, sondern auch ein begnadeter Koch (UM)
Mit Mikes professionellen Tipps gelingt es mir, meine Fischerei weiter zu verbessern. Am Abend des Tages bauen wir unser Zeltlager auf und bekommen Besuch von einem Wekaralle, der unsere Mitbringsel nach Fressbaren durchwühlt. Am nächsten Morgen bemerkt Mike das Fehlen seines Watschuhs. Der Weka hat diesen verschleppt und einige Meter entfernt unter einem Busch abgelegt. Zur Fischerei selbst muss ich eigentlich nicht viel erzählen. Die Bilder zum Gewässer sprechen für sich selbst.
Abbildung 130 - Traumhafter Anblick :) (UM)
Abbildung 131 - Glasklar und unfassbar schön (UM)
Abbildung 132 - Die größte Bachforelle des Trips (MP)
Abbildung 133 - Mike Kirkpatrick hat Adleraugen par excellence (UM)
Der Ausflug geht allerdings viel zu schnell vorbei und die angeregten Unterhaltungen über das Leben, die Liebe und die Fischerei verkürzen die Zeit noch mehr. Inzwischen bin ich auch schon wieder zurück in Dunedin, und was soll ich sagen - die Mid Terms Exams haben begonnen…

12  Nordinsel

Etwas Gutes haben die Zwischenprüfungen allerdings, denn direkt im Anschluss sind die Zwischensemesterferien. Für mich als deutschen Studenten etwas ungewohnt, aber durchaus willkommen, nehme ich die zwei freien Wochen an. Ich bekomme Besuch aus Deutschland. Der Weg führt uns auf die Nordinsel, um dort die Landschaft, sowie die weiteren Sehenswürdigkeiten zu bereisen. Mit einem Camper geht es von Auckland in Richtung Hot Water Beach, nach Matamata und über Rotorua nach Taupo. Gerade für Fans von Herr der Ringe, zu denen ich mich insgeheim zähle, ist der Trip nach Matamata interessant, da man hier die Kulisse des kleinen Dörfchens „Hobbiton“ im Auenland besuchen kann. Professionell aufgezogen, wird man an einem Sammelpunkt abgeholt und durch die liebevoll gepflegte Ortschaft geführt. 

Abbildung 134 - Bilbo Beutlins' Haus (UM)
Abbildung 135 - Hobbiton im „Auenland“ ist ein beliebter Ausflugsort und vorheriges Reservieren ist angeraten (UM)
Aber nicht nur geführt kann man Filmdrehorte aus Peter Jackson’s Epos besuchen. Wenn man über Suchmaschinen im Internet nach Drehorten recherchiert, werden einem viele Koordinaten aufgelistet, die man auch kostenlos aufsuchen kann.
Abbildung 136 - Zu Besuch bei einer Vorführung der neuseeländischen Ureinwohner (UM)
Abbildung 137 - Die Region um Rotorua ist bekannt für geothermale Aktivitäten (UM)
Abbildung 138 - Der Huka Wasserfall liegt zwischen Rotorua und Taupo (UM)
Abbildung 139 - Die Region um Taupo ist wirklich fischverrückt, hier zu sehen ist ein Teil eines Mülleimers (UM)
Abbildung 140 - Blick auf den Lake Taupo (UM)
Ein besonderes Highlight des Kurztrips auf die Nordinsel ist für mich zweifelsohne die Region Taupo. Neben dem weltberühmten Tongariro River gibt es auch für Nicht-Angler hervorragende Ausflugsziele, wie den Tongariro National Park, oder das Tongariro National Trout Center… Ja ich weiß, der Witz war nicht sehr gut, aber das Trout Center ist auch für Nicht-Angler einen Besuch wert, da dort viele heimische Fischarten ausgestellt und Informationen über Flora und Fauna bereitgestellt werden.
Abbildung 141 - Das Tongariro National Trout Centre (UM)
Abbildung 142 - Endlich sehe ich auch mal Regenbogenforellen in Neuseeland von nah ;) (UM)
Abbildung 143 - Kein Titel notwendig (UM)
Vor über zehn Jahren war mein Bruder bereits in dieser Region, daher kann ich mir es kaum nehmen lassen, und einen halben Tag am bekannten Tongariro River zu fischen. Dabei befische ich hauptsächlich den Duchess Pool.
Abbildung 144 - Blick von der Hängebrücke auf den Duchess Pool (UM)
Von Taupo treibt uns der Weg wieder nordwärts, da der Rückflug nach Dunedin in wenigen Tagen bevorsteht. Die Fischerei auf der Nordinsel ist für mich wissentlich und geplant sehr kurz gekommen, daher muss ich wohl oder übel mindestens noch einmal hierher kommen, wenn auch nicht während meines Auslandssemesters. Wie so oft während meiner Zeit hier in Neuseeland geht auch diese Zeit auf der Nordinsel und ein paar weitere Tage auf der Südinsel viel zu schnell vorbei und mein Besuch aus der Heimat tritt schon wieder die Heimreise an.
Abbildung 145 - An dieser Stelle wurde Herr der Ringe gedreht - Tawhai Wasserfälle (UM)
Abbildung 146 - Starke Regenfälle haben den Wanderweg zum Cathedral Cove unterspült (UM)
Abbildung 147 - Cathedral Cove (UM)
Abbildung 148 - Der Smiling Sphinx Rock (UM)
Abbildung 149 - Der Karioitahi Beach (UM)
13  Auf den Spuren der Altforteren

Im Endeffekt bleibt mir in dieser durch Abschied geprägten emotionalen Situation nichts anderes übrig, als mich ins Auto zu setzen und an meinem nächsten freien Wochenende zum Fischen zu kommen ;).

Abbildung 150 - Auf dem Weg nach Invercargill mache ich am Mataura River halt (UM)
Abbildung 151 - Eine der kleineren Bachforellen am Mataura River, aber nicht minder schön (UM)
Abbildung 152 - Der Oreti Beach (UM)
Spürbar kälter stellt sich langsam der Spätherbst ein und ich vermeide es, beim Fischen im Auto zu schlafen und steuere günstige Hostels in den nächstgelegenen Ortschaften an. Mich zieht es diesmal nach Invercargill, der südlichsten Stadt Neuseelands. Aufgrund der Schonzeit sind die meisten Oberläufe inzwischen geschlossen und ich fische einen unteren Abschnitt des Oreti Rivers. Dort kann ich einige Forellen mit Streamer überlisten und beobachte im Wasser ein Exemplar einer Süßwasserflunder. Die „Black Flounder“ ist die einzige Spezies seiner Gattung, die ausschließlich im Süßwasser vorkommt und bis zu 45cm lang wird. Bisher ist wenig über diese Gattung und ihren Lebenszyklus bekannt, aber sie ernährt sich hauptsächlich karnivor. Zu ihrem Nahrungsangebot zählen neben im Boden lebenden Insekten auch Galaxis-Arten.
Abbildung 153 - Der Oreti River ist im Unterlauf ziemlich breit (UM)
Abbildung 154 - Oreti Bachforelle (UM)
Abbildung 155 - Streamer-Muster sind zu dieser Jahreszeit die effektivste Wahl (UM)
Abbildung 156 Regenbogen über dem Oreti River (UM)
Abbildung 157 - Brücke über den Oreti River (UM)
Abbildung 158 - Blick vom Bluff Hill Lookout (UM)
Abbildung 159 - Bluff, die südlichste Ortschaft der Südinsel Neuseelands (UM)
Am nächsten Tag verlasse ich Invercargill wieder und begebe mich etwas nördlicher in Richtung Te Anau. In dieser Region fließt der mächtige Waiau River, der unter anderem in den Herr der Ringe Filmen als der Anduin zu sehen ist. Auch Viggo Mortensen, der Darsteller des Aragorns in Herr der Ringe hat während der Drehpausen zu Herr der Ringe hier gefischt.
Abbildung 160 - Der mächtige Waiau River (UM)
Abbildung 161 - Hängebrücke über dem Waiau River; hier ist der Ausgangspunkt des Kepler Tracks, einer der bekanntesten Wanderrouten Neuseelands (UM)
In dieser Region sind im Regenwald auch die Kiwi-Vögel beheimatet, allerdings bleibt mir ein Blick auf diese Tierart verwehrt. Der Waiau ist ein wirklich mächtiger Fluss, und ohne Wissen über geeignete Stellen vom Ufer aus schwer befischbar. Eine kleine Anekdote zum Waiau sei mir noch erlaubt. Ich stehe gerade im Fluss und fische ein paar steigende Forellen an. Die Wolken verdunkeln sich und in der Luft liegt eine gewisse Spannung, wodurch der Moment schon sehr seltsam wirkt. Passend zu diesem Moment denke ich mir, dass es jetzt nur noch fehlt, dass sich einer der großen Neuseeland-Aale zu mir gesellt. Just in diesem Moment spüre ich einen Stoß an meinem Bein und einer dieser Aale schwimmt durch meine Beine. Ich bin noch nie so sehr erschrocken, wie in diesem Moment. Vom Schock erholt fische ich noch eine Weile weiter und kann ein paar kleinere Forellen bis drei Pfund landen. 

Die nächsten Wochen fliegen nur so dahin, und nachdem der Winter mit großen Schritten näher kommt, wird die Fischerei immer unattraktiver und so treffe ich mich in der folgenden Zeit noch einige Mal mit Casey, ehe ich ihn zum Flughafen bringe. Abends treffe ich mich mit Kommilitonen oder verabrede mich mit Tobias zum Kochen.
 

14  Bento Box
- Neuseeland: Reise- und Sicherheits- hinweise des Auswärtigen Amts: (Klick)
- NewZealand.Com – Informationen zu Neuseeland: (Klick)
- New Zealand Immigration - Visum: (Klick)
- NZFishing.com – Informationsseite zu Gewässern: (Klick)
- Fish&Game New Zealand – Offizielle Seite der Fischerei und Jagdbehörde: (Klick)
- Troutfisherman: Neuseeland – Informationsseite zu Neuseeland: (Klick)
Nützliche Informationen
Bevölkerung: 4,79 Millionen Menschen (Stand 2017)
Fläche: 269.652 qkm
Hauptstadt: Wellington, Nordinsel
Landessprache: Englisch, Maori
Währung: Neuseeland-Dollar (NZD)
Wechselkurs: 0,60EUR/NZD
Zeitzone: UTC +12 NZST
Entfernung: 18.353km
Flugdauer: ca. 25-29h (je nach Zielflughafen)
Flugkosten: ca. 900-1000 EUR
Inlandsflugkosten: ca. 100 EUR
Lebenshaltungskosten: +11,7% im Vergleich zu Deutschland (Klick)

Abbildung 162 - Neuseeländische Flagge über der Burg Lanarch, Otago Peninsula (UM)

15  My City in Ruins
Auch in einer Erzählung muss nicht immer alles chronologisch erzählt werden, darum komme ich nun auf einen früheren Ausflug zurück. Wie eingangs erwähnt, war ich gleich zu Anfang meiner Zeit in Neuseeland zu einem kurzen Besuch in der größten Stadt der Südinsel, in Christchurch. Mit rund 340.000 Einwohnern ist Christchurch Verwaltungssitz der Region Canterbury und nach Auckland, die zweitgrößte Stadt des Landes. Interessant ist, dass von rund 4,8 Mio. Einwohnern rund 1,4 Mio. Menschen im Verwaltungsgebiet Auckland leben.

Abbildung 163 - Meine Unterkunft für die Nacht, das ehemalige Gefängnis dient nunmehr als Unterkunft (UM)
Gegen frühen Mittag erreiche ich mit einer Maschine Christchurch und begebe mich sogleich in meine Unterkunft für die Nacht. Wer sich noch erinnert, hier beziehe ich für eine Nacht ein Gefängnis. In der Jailhouse Accommodation finde ich noch eine Zelle, äh ein Zimmer mit 10 Betten. 1874 wurde das Gefängnis errichtet und beherbergte mit seinen 60cm dicken Betonwänden bis zur Jahrtausendwende 1999 Straftäter, ehe die Insassen in andere Gefängnisse außerhalb des Stadtgebietes verlegt wurden (6). Von dort aus machte ich einen Abstecher in die Innenstadt, genauer zum botanischen Garten von Christchurch. Ich durchstreife den Garten mit Kamera ausgerüstet und lasse mich von den Klängen der Vögel auf meinem Weg leiten. Nichts ist von der großen Stadt zu hören. Nicht zu Unrecht trägt Christchurch auch den Beinamen „The Garden City“. Um einen größeren Blick auf die Stadt zu ergattern, entschließe ich mich dazu, eine Busrundfahrt zu machen, ehe ich mich in Richtung Stadion begebe.
Abbildung 164 - ChristChurch Cathedral (UM)
Die Stadt wurde immer wieder von Erdbeben erschüttert, zuletzt im Jahr 2016. Das letzte schwere Erdbeben ereignete sich in den Mittagsstunden des 22. Februar 2011, mit einer Stärke von 6,3 auf der Momenten-Magnituden Skala. Das Epizentrum lag dabei nur zehn Kilometer südwestlich des Stadtzentrums und das Beben kostete 185 Menschen das Leben. Etliche Gebäude stürzten ein, so auch das Canterbury Television Building, dessen Kollaps allein 115 Menschen das Leben kostete (7). Bedenkt man, dass die Gebäude eigentlich als Erdbebensicher gegolten haben, macht dies die Schicksale der Menschen noch tragischer. Noch heute, viele Jahre nach dem Beben, sind die Auswirkungen immer noch sichtbar. Teilweise wurden ganze Stadtgebiete aufgegeben. Innerhalb einer Woche nach diesem schweren Beben verließen rund 70.000 Menschen die Stadt. Insgesamt wurden bis 2016 rund 12.000 Häuser abgerissen, deren Bausubstanz so stark beschädigt wurde, dass sie nicht mehr bewohnbar waren. Ein weiterer Grund für die katastrophalen Auswirkungen des Bebens liegt im bebauten Gebiet selbst. Das Gebiet liegt teilweise auf trockengelegtem, sumpfigem Gebiet. Der sandige Grund wurde durch das Beben aufgeweicht, sodass der Grund nicht mehr stabil genug war. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die neugotische anglikanische ChristChurch Cathedral. Während des schweren Erdbebens von 2011 wurde diese aber so stark beschädigt, dass lange nicht klar war, ob und wie man diese wieder aufbauen kann. Erst nach einem Beschluss aus dem Jahr 2017, wurde der Wiederaufbau beschlossen.
Abbildung 165 - Denkmal der beim Erdbeben verstorbenen Einwohner Christchurchs (UM)
Die Bustour ist kurzweilig, aber die dargebotenen Auswirkungen der Naturgewalten sind erschreckend. Bei hochsommerlichen Temperaturen steige ich gegen 13.00 Uhr aus dem Bus und laufe in Richtung Stadion. Dort reihe ich mich in eine lange Schlange ein, um am Abend den Boss zu hören. Das Warten wurde durch die stechende Sonne nicht besonders erleichtert und so bin ich froh, noch eine Flasche Wasser dabei zu haben. Wieso stehe ich so früh an, fragt ihr euch? Ich hatte das Glück an extrem günstige Karten in Bühnennähe zu kommen. Der Abend nähert sich und das Stadion wird immer voller. Gegen 19.00 Uhr heizt der neuseeländische Musiker Marlon Williams und die australische Band Jet den Zuschauern ein, ehe der Boss mit der E-Street Band die Bühne betritt. In bester Manier liefert Bruce Springsteen eine Show, die seines Gleichen sucht. Für die Bewohner und auch für mich wirkt der Konflikt, den er in seinen Liedern, wie Out in the Street, Hungry Heart, The River, Born To Run, Badlands besingt, wie eine psychische Reinigung. Diese Katharsis findet seinen Höhepunkt im Lied ‚My City in Ruins‘, welches er über 10 Minuten spielt, um den Opfern des Erdbebens zu gedenken und den HelferInnen zu danken.
Abbildung 166 - Bruce Springsteen und Nils Lofgren als Teil der E-Street Band (UM)
Abbildung 167 - Bruce Springsteen and the E-Street Band heizen Christchurch ganz schön ein (UM)
Nach rund drei Stunden findet der emotionale Abend mit Thunder Road seinen Abschluss und die rund 30.000 Zuschauer verlassen das Stadion. Gegen 24.00 Uhr komme ich in meiner Unterkunft an, wohlwissend, dass mein Flug nach Dunedin in weniger als sechs Stunden geht. Schließlich möchte ich nicht zu spät für die Einführung an der University of Otago sein.

16  Wheather with you

Gerade erzähle ich noch vom Anfang meiner Zeit in Neuseeland, nun befinde ich mich gerade in den letzten Zügen und bereite mich auf die Prüfungen vor. Die Zeit ist gekennzeichnet von vielen Abenden in der Bibliothek bis spät in die Nacht und Tagträumen, in denen ich mich zurück an die wunderschönen Flüsse dieses Landes sehne. Auch das Wetter wird langsam immer kälter und der neuseeländische Winter hält Einzug. Ich versuche noch möglichst viel in der Stadt und im Umland anzusehen und die Zeit mit meinen Freunden und Bekannten zu nutzen. Als nun endlich die Tage der Prüfung gekommen sind, bin ich doch etwas aufgeregt und sitze nervös im Lehrsaal, ehe die Aufsichten die Fragebögen austeilen…

Abbildung 168 - Das Wahrzeichen der Universität in Dunedin ist der Clock Tower, leider war er während der gesamten Zeit unter Renovierung (UM)
Abbildung 169 - Der Campus am Abend (UM)
Abbildung 170 - Der Leitspruch der University of Otago - Sapere Aude (UM)
17  Pinguine, Magnetströme, Würmer und Gold

Einen letzten Ausflug unternehme ich noch, ehe der Abreisetag kommt. Mit Tobias plane ich einen größeren Ausflug und wir fahren direkt nach den Prüfungen los. Unser Weg führt uns an den Fiordland Nationalpark, genauer an den Lake Manapouri. Am Tag Eins geht es auf den Doubtful Sound. Doch was ist ein Sound? Ein Sound ist ein durch einen Fluss geschaffenes Tal, während ein Fjord einem Gletschertal gleicht. Der Sound ist sehr abgeschieden und nur über einen Bootstransfer erreichbar, ehe man mit einem Bus über eine abgeschiedene Straße den Wilmot Pass überquert. Touristisch bekannter ist mit Sicherheit der Milford Sound. Während der Bootsfahrt sehen wir grandiose Landschaft, Wasserfälle, sowie die einzigartige Fauna Neuseelands. Neben Seehunden können wir einige Zwergpinguine im Sound beobachten. Am Abend führt uns unser Weg nach Te Anau.

Abbildung 171 - Der Lake Manapouri ist unser Ausgangspunkt für den Ausflug zum Doubtful Sound (UM)
Abbildung 172 - Der Fiordland Navigator ist ein motorbetriebenes Segelschiff (UM)
Abbildung 173 - Einer der zahlreichen Wasserfälle am Doubtful Sound (UM)
Abbildung 174 - Der Doubtful Sound (UM)
Abbildung 175 - Im Segelmodus über den Sound, die absolute Ruhe lässt mich innehalten (UM)
Abbildung 176 - Neben Zwergpinguinen kommen am Doubtful Sound auch Delfine vor, diese bleiben uns aber verborgen (UM)
Tag Zwei und wir besuchen die Glow Worm Caves am Te Anau. Natürlich könnte ich jetzt ausführlich über die fluoreszierenden Würmchen erzählen, und die chemische Wechselwirkung erläutern, die es dem Würmchen ermöglicht durch eine beeindruckende Lumineszenz in Erscheinung zu treten, aber ich möchte lieber die Bilder sprechen lassen. Der nächste Stopp unseres Trips war Queenstown, allerdings führt uns der Weg erst noch über einige Wasserfälle und den Milford Sound, schließlich muss man wenigstens mal dort gewesen sein. Auf dem Weg unternehmen wir noch eine Wanderung zu den Humboldt Fällen, sowie den Wasserfällen unterhalb des Lake Marians‘.
Abbildung 177 - Lake Te Anau (UM)
Abbildung 178 - Die Neuseeländischen Alpen im Hintergrund und ein fischreicher Lake Te Anau im Vordergrund (UM)
Abbildung 179 - Die Glow Worm Caves von Te Anau sind nur mit dem Boot zu erreichen (UM)
Abbildung 180 - Fotografieren ist hier im Normalfall untersagt (UM)
Abbildung 181 - Die kleinen Würmchen sind sehr lichtsensibel (UM)
Abbildung 182 - Die Marian Falls in Richtung Milford Sound (UM)
Abbildung 183 - Die Humboldt Fälle haben eine Höhe von 275 m (UM)
Abbildung 184 - Ein Kea am Wegesrand (UM)
Abbildung 185 - Ein weiterer Wasserfall: The Chasm (UM)
Abbildung 186 - Milford Sound mit Blick auf den Mitre Peak, 1692m Höhe (UM)
Tag Drei bedeutet ein letztes Mal fischen im Backcountry und wir umfahren in den frühen Morgenstunden den Lake Wakatipu, um an den Greenstone River zu gelangen. Für den Greenstone River muss eine zusätzliche Lizenz gelöst werden. Dies kann ganz einfach online erfolgen. Ich kann einige große Bachforellen beobachten. Als ich bemerke, dass diese bereits ihren Balztanz begonnen haben, stelle ich die Fischerei ein und versuche im Lake Wakatipu noch kurz mein Glück auf Regenbogenforellen, ehe der Hunger Tobias und mich wieder zurück in die Stadt treibt.
Abbildung 187 - Ich scheine auf dem richtigen Weg zu sein (UM)
Abbildung 188 - Am Greenstone River (TB)
Abbildung 189 - Die Qual der Wahl (TB)
Abbildung 190 - Beim Anblick dieser wunderschönen Flüsse werde ich bescheiden (TB)
Abbildung 191 - Nach diesem Anblick stellte ich die Fischerei ein, einige Forellen waren schon mitten im Laichprozess (UM)
Abbildung 192 - Fischen am Lake Wakatipu (UM)
Abbildung 193 - Schöne Spiegelung im Wasser (UM)
Abbildung 194 - Am Diamond Lake (UM)
Mit der Kamera bewaffnet zieht es uns auf die touristisch beliebte Seepromenade, ehe uns am späten Abend ein Licht erscheint. Am Horizont bemerken wir, wie sich der Himmel grünlich schimmernd färbt und wir können den Tanz der Göttin ‚Aurora‘ beobachten. Für die Ureinwohner Neuseelands galt das Südlicht als Feuer, dass die Ahnen auf ihrem Weg in Richtung Antarktis entzündet haben, um sich an die Sommertage in Neuseeland zu erinnern. 
Abbildung 195 - Die Aurora Australis über dem Lake Wakatipu (UM)
Wir beobachten dieses Phänomen eine ganze Weile, ehe uns unsere knurrenden Mägen zum weltweit bekannten Ferg Burger locken. Dieser Laden gehört zu den fünf besten Burger-Läden außerhalb der Vereinigten Staaten und dass nicht zu unrecht.
Abbildung 196 - Ferg Burger in Queenstown ist auf jedenfall ein Besuch Wert (UM)
Abbildung 197 - Normalerweise gibt es hier eine Warteschlange mit Wartezeiten von über 30-40 min (UM)
Tag Vier und unser Endziel ist Wanaka, aber erst einmal geht es für uns in die Goldschürfer „Metropole“ Arrowtown. Dort kann man auch noch heute ohne Lizenz sein Glück am Arrow River probieren und Gold schürfen, der Erfolg sei dahingestellt. Für jeden Kinobegeisterten kann ich nur empfehlen sich in Wanaka das Paradiso anzusehen.
Abbildung 198 - Der Arrow River ist ein beliebtes Ausflugsziel für Adrenalin Junkies (UM)
Abbildung 199 - Blick auf das Umland (TB)
Abbildung 200 - Ausgerüstet mit Schürfequipment begebe ich mich im eiskalten Wasser auf die Suche (UM)
Abbildung 201 - Tatsächlich gelingt es mir, einige Gold Flakes zu finden (UM)
Abbildung 202 - Willkommen im Wilden Westen (UM)
Tag 5 und unser letzter Tag. Von Wanaka fahren wir Richtung Westen über die Glendhu Bay zum Mount Aspiring. Bei winterlichen Temperaturen unternehmen Tobias und ich noch eine Wanderung, um die fantastische Natur noch einmal zu erleben. Wir überqueren den Matukituki River und wandern auf einem gut befestigten Weg durch einen dichten Regenwald. Ehe wir nach einer Weile die Waldgrenze erreichen, hier eröffnet sich vor uns das Rob Roy Tal. Da stehe ich nun also vor dem Rob Roy Glacier und blicke auf emotionale und aufregende Monate zurück.
Abbildung 203 - Früh am Morgen am Lake Wanaka mit sichtbaren Niedrigwasser, der Baum (Wanaka Tree) steht normalerweise im Wasser (UM)
Abbildung 204 - Der Matukituki River mit Blick auf die Hängebrücke zum Rob Roy Trail (UM)
Abbildung 205 - Auf geht’s zu neuen Ufern (UM)
Abbildung 206 - Kurze Rast, um den Blick ins Tal einzufangen (UM)
Abbildung 207 - Sattes Türkis, aber leider keine Forellen sichtbar (UM)
Abbildung 208 - Teilweise wirklich gut ausgebaute Wanderwege (UM)
Abbildung 209 - Die Anstrengung hat sich gelohnt, zu sehen der Rob Roy Gletscher (UM)
bbildung 210 - Das Ende des Ziels (UM)
Abbildung 211 - Nichts für schwache Nerven, teilweise ist der Track wegen instabilen Grund immer wieder gesperrt (UM)
Voller Dankbarkeit sauge ich diesen Moment in mich auf und bin unheimlich froh, dieses Land und seine Menschen kennen gelernt zu haben. An diesem Tag steht für mich bereits fest, dass diese Reise nach Neuseeland nicht meine Letzte sein wird. Der Rückweg ist wehmütig und leicht melancholisch und hinterlässt einen seltsamen Beigeschmack. Auch die nächsten Tage sind von vielen Abschieden gekennzeichnet.
Abbildung 212 - Bevor es nach Hause geht, muss ich noch mal ans Octagon, Dunedin (UM)
Der Abreisetag ist angebrochen. Bei inzwischen frischen Temperaturen um den Gefrierpunkt werde ich vom Shuttle Bus abgeholt und die Fahrt führt mich nach Mosgiel zum internationalen Flughafen. Von dort aus führt mich der Weg über Christchurch, Sydney, Dubai wieder zurück nach München. Am Ende bleiben viele unvergessliche Momente, unbeschreibliche Emotionen und tiefgreifende Freundschaften.

18  Fotografischer Rückblick

An dieser Stelle sei es mir noch gestattet, ein paar Bilder zu zeigen, die es sonst nicht in den Bericht geschafft hätten, die aber nicht minder schön sind. Die Bilder erzählen in gewisser Weise noch weitere Teile meiner Eindrücke und Erlebnisse am anderen Ende der Welt.

Abbildung 213 - Traumhaftes Wasser bei herrlichstem Sonnenschein (UM)
Abbildung 214 - Bachforelle am Mataura River (UM)
Abbildung 215 - Ein absolutes Highlight für mich, war dieser "kleine" Bach (UM)
Abbildung 216 - Er hatte nicht viele Bachforellen, diese waren in ihrer Größe allerdings beeindruckend (UM)
Abbildung 217 - Die Fischerei mit Casey war wirklich sehr schön, ich freue mich bereits, ihn wieder zu sehen (UM)
Abbildung 218 - Mein Traumfisch aus einer anderen Perspektive (UM)
Abbildung 219 - Wunderschön und fischreich (UM)
Abbildung 220 - Eine wirklich fette Bachforelle (UM)
Abbildung 221 - Eine Wanderung durch ein enges Tal, dass ich so schnell nicht vergessen werde, leider blieb ich hier fischlos und war nach 17km Wanderung mit Watbekleidung erschöpft (UM)
Abbildung 222 - Man könnte meinen die Forelle wäre gezeichnet (UM)
Abbildung 223 - Im Backcountry an der Westküste Neuseelands (UM)
Abbildung 224 - Der Greenstone River ist einen Versuch wert, schon allein bei der Gewässerfarbe (TB)
Abbildung 225 - Greenstone River (UM)
Abbildung 226 - Beeindruckende Landschaft Richtung Milford Sound, meine Empfehlung: Haltet Ausschau nach "Lookouts", ein kurzer Stopp ist oft lohnenswert (UM)
Abbildung 227 - Am Lake Wakatipu (UM)
Abbildung 228 - Wasserfälle habe ich sehr gern fotografiert (UM)
Abbildung 229 - Auch das ist Neuseeland, wunderschöner Strand in Dunedin am St. Clair Beach (UM)
Abbildung 230 - Aber auch bei Nacht macht der St. Clair Beach was her, Dunedin (UM)
Abbildung 231 - Octagon, Dunedin bei Nacht (UM)
Abbildung 232 - Das Imperial Building, Dunedin (UM)
Abbildung 233 - So große Nuggets habe ich leider nicht gefunden (UM)
Abbildung 234 - Street Art in Dunedin - Teil I (UM)
Abbildung 235 - Street Art in Dunedin - Teil II (UM)
Abbildung 236 - Street Art in Dunedin - Teil III (UM)
Abbildung 237 - Street Art in Dunedin - Teil IV (UM)
Abbildung 238 - Lanarch Castle, Otago Peninsula (UM)
Abbildung 239 - Lanarch Castle ist die einzige Burg in Neuseeland (UM)
Abbildung 240 - Baldwin Street, Dunedin (Die steilste bewohnte Straße der Welt) (UM)
Abbildung 241 - Blick auf den Tunnel Beach, Dunedin (UM)
Abbildung 242 - Ja, es wird Zeit... (UM)
Abbildung 243 - Auch das kann einen auf Neuseelands Straßen erwarten, wenn man die Schränke beim Umzug nicht ausräumen will, nimmt man das ganze Haus mit (UM)
Abbildung 244 Blick auf den Lake Wanaka (UM)
Abbildung 245 - Mit diesem Bild möchte ich die Erzählungen gerne beenden, zu sehen ist ein Teil der Waipori Falls in der Nähe von Dunedin (UM)

19  Literaturempfehlung

Mark Draper: Freshwater New Zealand: Access to Over 1000 Spots, SpotX Publications Ltd, October 2007
John Kent: North Island Trout Fishing Guide, Raupo Publishing (NZ) Ltd, September 2009, 4. Edition
John Kent: South Island Trout Fishing Guide, Raupo Publishing (NZ) Ltd, September 2009, 5. Edition
Josephine Quintero, Peter Dragicevich: Loney Planet Reiseführer Neuseeland, lonely planet Deutschland, Dezember 2018, 7. Auflage


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(6) https://www.jail.co.nz/art-history-christchurch.html
(7) http://www.police.govt.nz/major-events/previous-major-events/christchurch-earthquake/list-deceased?nondesktop
(8) https://www.radionz.co.nz/news/canterbury-earthquake/69762/mayor-puts-number-who-have-fled-christchurch-at-70,000



Ein Bericht von Uwe Müller für www.fliegenfischer-forum.de - August 2020. Fotos/Copyright: Uwe Müller und weitere, siehe oben und ("). Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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