Im September 2011 im Möll - Revier des Sportfischervereins Bachforelle Mölltal, Stall
Ein Reisebericht von Michael Müller | Fotos: Michael Müller / Jens Golm

Oben: Berge soweit man schauen kann. Blick ins obere Mölltal  |  Unten: Das Murmeltier ist das Wahrzeichen des Nationalparkes Hohe Tauern. Dieses Exemplar hier wird wohl nicht mehr weglaufen...

Noch vor nicht allzu vielen Jahrzehnten war die Kärntner Möll in der deutschen Fliegenfischerszene eher weniger bekannt, ja sie wurde fast als Geheimtipp gehandelt. Unsere südlichen europäischen Nachbarn hatten diese "Wissenslücke" nicht, sie reisen schon lange zum Fliegenfischen an die Möll. Später erschien auch in unseren Fliegenfischen- Fachblättern der eine oder andere Reisebericht aus dieser Region, auch unser Fliegenfischer-Forum berichtete (siehe die beiden Artikel von Hans-Werner Schneider aus den Jahren 2002 und 2003). So kam das Thema Möll wieder "auf den Tisch" und es sprachen sich rasch die hohen Qualitäten dieses ganz besonders für Trockenfliegenfischer feinen Bergfluss-Reviers herum - und das Vorkommen eines ausgezeichneten Äschen- und Forellenbestandes!

Aber auch heftig kritisierte "hausgemachte" Katastrophen gelangten in die Presse, wie z.B. die Spülung des Margarizen-Speichers in der Quellregion der Möll und die damit verbundene weitgehende Vernichtung eines intakten Fluss-Lebens auf Jahre. Danach wurde es schließlich wieder recht ruhig um die Möll. Bis auf die Berichte einiger Genießer im persönlichem Gespräch, welche um die inzwischen wieder hervorragende Fischerei wissen und alljährlich den Fluss besuchen, hört und liest man hierzulande wenig darüber. Höchste Zeit also für einen Besuch unsererseits...

Urig: Im oberen Drittel des Gastrevieres Bachforelle Mölltal bei Stall

Unser erster Versuch Ende Mai 2011 stand leider unter keinem guten Stern: Tagelange Gewitterstimmung und heftiger Starkregen hatten den Fluss trübe, hoch und damit unbefischbar gemacht! Ein zweiter Anlauf startete Anfang September 2011. Ziel war der Gasthof Dorfschenke in Stall - im Herzen des Mölltales gelegen und mit dessen Inhaber Gerhard Liebhart mit einem Vollblut-Fliegenfischer versehen, der neben der Hausstrecke des Sportfischervereins Bachforelle Mölltal auch die anderen, verschiedenen Möll- und Drau-Reviere bestens kennt.

Traumwetter: Kurz vor der unteren Streckengrenze des Gastrevieres Bachforelle Mölltal

Die Möll entspringt am Großglockner, Österreichs höchstem Berg (3798 Meter), in einer Quellhöhe von 2500 Metern, sie entsteht aus dem Schmelzwasser des Pasterzengletschers. Der Gletscherschliff wird vom Margarizen-Speicher gleich unterhalb des Gletschers zurückgehalten – und so plätschert die junge Möll als ganzjährig klarer Bach dem Ort Heiligenblut zu, welcher den Anspruch pflegt, Österreichs schönstes Bergdorf zu sein. Dort vereinigt sie sich mit dem Gössnitzbach, welcher als Hauptwasserzubringer aus den Bergen rechterhand kommt. Nur während der wärmsten Sommermonate bringt die Gössnitz etwas milchiges Gletscherwasser mit, welches sich im gesamten oberen und mittleren Mölltal durch eine zumeist nur leichte Gewässereintrübung bemerkbar macht. Diese ist dem Fischen nicht abträglich, im Gegenteil: denn so kommt man im Gegensatz zum sonst sehr klarem Möll-Wasser näher an die scheuen Fische heran, bevor diese Reißaus nehmen.

Oben und unten: Im unteren Drittel des Gastrevieres Bachforelle Mölltal


Die Möll gehört zu den wenigen Alpenflüssen, die von Gletscherabflüssen des Hochgebirges gespeist werden und dennoch über die gesamte Saison mit der Fliege befischbar sind. Hinzu kommt die überschaubare Breite und Begehbarkeit des Flusses, welche der Fliegenfischerei zuträglich sind, sowie meist eine gute Steigfreudigkeit der Flussbewohner: Bach- und Regenbogenforellen sowie Äschen. 
Die Möll ist ab Heiligenblut bis zu ihrer Mündung in die Drau bei Möllbrücke auf rund 84 Kilometern in zahlreichen Einzelrevieren befischbar. Im Ober- und Mittellauf überwiegen Strecken mit starkem Gefälle und schnellem Wasser, im unteren Teil sind auch langgestreckte, gemäßigte Abschnitte und ruhige Züge vorhanden. Mehrere Stauseen mit Kraftwerken unterbrechen den Flusslauf.

Hochspannung pur: An der oberen Streckengrenze beim Sägewerk Triebelnig

Krumme Rute: Der Autor im Drill mit einer starken Äsche...

Wir befinden uns im Möll - Revier des Sportfischervereins Bachforelle Mölltal bei der Ortschaft Stall, etwa am Ende des oberen Fluss-Drittels gelegen. Die Gäste-Fliegenstrecke beginnt bei der Tresdorfer Brücke / Sägewerk Triebelnig und endet nach ca. 4,3 Kilometern bei der Eggelebrücke, Nähe Sportplatz Stall. Die abwechslungsreiche Strecke mit einer Flussbreite zwischen 10 und 15 Metern ist weitgehend naturbelassen und unverbaut, steinig-kiesig, mit reichlich Gefälle und zumeist schnellem Wasser, jedoch auch mit schönen Pools, Gumpen, Strömungsrinnen und Kurven. Drei Brücken queren das Revier, über verschiedene Zufahrtswege und eine schmale Straße auf der Waldseite ist jeder Abschnitt rasch erreichbar. Schöne „fischige“ Abschnitte gibt es in jedem Bereich, egal wo man einsteigt. Ein Durchwaten des Flusses zum „Seitenwechsel“ ist bei normalem Wasserstand nicht überall, jedoch an manchen Stellen (mit der im Bergfluss gebotenen Vorsicht) möglich. Die Saison geht von 1.Mai bis 31.Oktober.

Schätze des Flusses: Farbenprächtige Äsche

Der Fischbestand des attraktiven Reviers setzt sich aus Bachforellen, Regenbogenforellen und Äschen zusammen. Gefischt wird Catch&Release und Widerhakenlos, die Angelzeit geht täglich von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr, das Waten im Bereich von Kies- und Schotterbänken ist erst ab dem 15.06. des Jahres erlaubt (Schonung der Laichplätze). Der Verein ist alljährlich bestrebt, die Laichbedingungen zu verbessern (z.B. durch Auflockern der verhärteten Kiesbetten), der Erfolg kann sich sehen lassen: alle drei Fischarten reproduzieren sich Großteils selbst und sind in allen Jahrgängen und sehr guter Anzahl im Fluss vorhanden, die Alterspyramide stimmt. Die Entnahmen (der Vereinsmitglieder) halten sich im geringen Rahmen. Die Ausgabe von Gästekarten ist auf 100 Stück pro Jahr bzw. 4 Stück am Tag limitiert. Der jährliche Besatz darf sich deshalb auf ein Minimum beschränken. Sehr interessant ist auch das Eigenaufkommen der Regenbogenforellen: was im Fluss an die Fliege geht, sind keine „Besatz-Ferkel“, sondern Wildfische! Und das sieht man diesen Fischen auch an...

Konzentration: Im Mittelteil des Reviers

Farbenfeuerwerk: Die Bachforellen der Möll sind allesamt farbenprächtige Schönheiten

Wilde Kämpfer: Auch die im übrigen sehr kämpferischen Regenbogner machen eine sehr gute Figur...

Eine interessante Taktik ist in diesem Revier auch die so genannte „Taschenfischerei“: das systematische Abklopfen selbst kleinster Pools hinter Steinen, Strömungsschatten oder kleinen ruhigen Plätzen in Ufernähe mit der Trockenen oder Nymphe... Vor Überraschungen ist man hier nie sicher: es kann eine handlange Bachforelle zugreifen oder auch eine wilde 50er Regenbogen... Wo wir gerade über Fischgrößen reden: die Möll ist nahrungsreich und verfügt über eine sehr gute Fischbestandsdichte und Altersstruktur, aber auch hier springen einem die besonders guten Fische nicht „von allein in den Kescher“, sondern der Fliegenfischer wird zumeist Fische zwischen 15 und 35 cm fangen. Die Großen sind da – aber die kennen schon „Fischer & Fliegen“ zur Genüge und wollen überlistet werden! An mancher unergründlich tiefen Stelle, an der so gar nichts gehen will, lohnt sich ein Verweilen und Beobachten, denn hier könnte z.B. eine Bachforelle von 50+ zu Hause sein. Oder sogar eine noch größere, wie z.B. Fänge einer Rekordforelle vom Juli 2007 mit den Daten 106cm und 16,5 Kilogramm, einer kapitalen Seeforelle aus dem etwas unterhalb gelegenen Gössnitzstausee (99cm und 18 Kilogramm), sowie einer Bachforelle vom November 2007 mit 85cm und 7,7 Kilogramm aus dem Vereinsrevier Stall belegen.

Rute hoch: Wieder hat ein Fisch zugegriffen...


Schöne Strecke mit vielen Fischplätzen: Im unteren Gaststreckenbereich

Qual der Wahl: Jens sucht nach der passenden Fliege, im oberen Gaststreckenbereich

Abwechslungsreich: "Taschenfischerei" im unteren Gaststreckenbereich...

... und das attraktive Fangresultat daraus...

Eine besondere Attraktivität der Stall’er Strecke sind die schönen und farbenprächtigen Äschen. Auch hier sind alle Jahrgänge vertreten, oft in Größen bis um die 40 cm, mitunter jedoch auch Ausnahmefische um die magische 50cm-Grenze. Wer die Äschen und ihre Launen kennt, weiß, das es Tage gibt an denen man die Fliegenrute getrost in die Ecke stellen kann, während die Äschen an anderen Tagen beißen wie närrisch. Zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes wurde es tagsüber fast 30°C warm und die Äschen waren kaum in Beißlaune. Dennoch konnten wir den einen oder anderen Fisch zwischen 35 und 40cm überlisten, meistens sehr tief „ernympht“. Ein Tiroler Gast durfte sich sogar über eine starke Ausnahme-Äsche um 47cm Länge freuen.

Überlistet: Wohlgenährte Vierzigerin

Ein Traumfisch mit 47 cm, gefangen von Manuel Drach aus Tirol |  (Foto: Johann Drach)

"Fliegender" Wechsel...

Für Gäste besteht außerdem die Möglichkeit, mit Tageskarten, welche vom Gasthof Dorfschenke besorgt werden, weitere Möll-Reviere zu befischen: z.B. das Revier Heller bei Winklern, das Revier Fürstauer bei Lainach, das Gemeinderevier Stall, bis zum Gössnitz-Stausee, der Gössnitz-Stausee selbst und das Möll Revier der KELAG.
Noch ein paar Worte zu Fliegen und Gerät: Für die Möll benötigen Sie keine besonderen oder gar aufwändigen Fliegenmuster. Mit Trockenfliegen und Nymphen wie z.B. diesen hier: (KLICK) sind Sie bestens ausgerüstet. Dazu vielleicht noch ein paar gut sichtbare Parachute- bzw. Klinkhamer-Fliegen für schnelles Wasser. Eine Fliegenrute der Klasse 4 oder 5 in 7 bis 9 Fuß Länge und eine Schwimmschnur reichen völlig aus, dazu Vorfächer mit Spitzen von 0,14 bis 0,18 mm. Und wenn einmal etwas fehlt, auch kein Problem: im „Lager“ des Gasthof Dorfschenke können Sie Ihre Vorräte auffüllen.
Überrascht: "Gepiercte" Schönheit

Ab in die Hocke: Manchmal hilft es, wenn die eigene Silhouette verkleinert wird...

Viel Platz für dicke Fische: Im mittleren Revier-Bereich


Als optimale Unterkunft für Fischergäste, deren Familien wie auch für Wandergäste und Durchreisende empfiehlt sich der Landgasthof & Familienbetrieb Dorfschenke in Stall. Chef des Hauses Gerhard Liebhart ist selbst passionierter Fliegenfischer, Möll-Kenner und Mitglied im Sportfischerverein Bachforelle Mölltal. 

Das Haus liegt in der Ortsmitte von Stall, am Berghang mit einem tollen Blick übers Mölltal. Fünf gepflegte und komplett ausgestattete Appartements stehen zur Verfügung. Nach dem Fischen winkt ein kühles Stiegl Bier und die hervorragende Küche serviert landestypische Spezialitäten im Restaurant. Nicht zu vergessen: Renates Dorfcafe - der Treffpunkt im Mölltal - täglich frische Torten, Kuchen und Eisspezialitäten!

Für andere Aktivitäten und die nicht fischende Begleitung stehen eine Fülle von Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung (Prospektmaterial oder Webadressen unten sichten!), auch wenn kein eigenes Auto zur Verfügung steht. Die Region hat enorm was zu bieten: Wandern, Bergsteigen, Jagen, Naturführungen, Wildtiersafaris, Radfahren, Reiten, Baden, Wildwasser-Rafting, Bergbahnfahren, Kultur u.v.m.

Unten: Gasthaus Dorfschenke, verschiedene Ansichten
Weiter unten: Blick auf das Mölltal bei Stall




Leser-Service und Links:

Unterkunft und Fischerei: Gasthof Dorfschenke, Inhaber Gerhard Liebhart, A-9832 Stall 20, Tel: +43/4823/8102, Website: www.dorfschenke.com, bzw. www.dorfschenke.com/de/fischen, Nationalpark Hohe Tauern - Partnerbetrieb und Spezialist für Fliegenfischen in der Möll. Verschiedene spezielle Fischerpauschalen und Angebote stehen ebenfalls zur Verfügung.
Anfahrt mit dem PKW: Am kürzesten (und am schönsten) über die Großglockner-Hochalpenstraße (Öffnungszeiten(!): Mai bis 15.Juni: 06:00-20:00 Uhr, 16.Juni bis 15.September: 05:00-21:30 Uhr, 16.September bis Anfang November: 06:00-19:30 Uhr, Tageskarte PKW (2011): 29,--€). Mautfrei ab 2 Tage Aufenthalt im Gasthof Dorfschenke. Ansonsten durch den Felbertauern-Tunnel, über die Autoverladung Böckstein - Mallnitz oder vom Osten her über die Tauernautobahn A10 und dann die B106.
Preise für Fischereilizenzen: Die Preise der Tageskarten an der Möll liegen zwischen 30,-€ im Revier Gemeinde Stall und 60,-€ im Revier "A" Bachforelle Mölltal. Zusätzlich ist entweder eine Jahresfischerkarte von Kärnten oder eine Fischergastkarte erforderlich. Eine Woche 5,- € oder 1 Monat 12,- €. Beim Gasthof Dorfschenke erhalten Sie Karten für die Reviere der Gemeinde Stall und des Fischervereins Bachforelle Mölltal. 


Für Gäste des Hauses werden auch die Karten für die Reviere Heller in Winklern, Füstauer in Lainach und für das Revier KELAG organisiert. Weitere Möll-Reviere befinden sich u.a. in Heiligenblut, Grosskirchheim, Flattach, Obervellach, Reisseck, Mühldorf und Lurnfeld. Fliegenfischer-Infos gibt es auch unter www.tauernalpin.at/fischen.

Weitere nützliche Links:

Sportfischerverein Bachforelle Mölltal: www.bachforelle.info

Tourismusinfos Nationalpark Hohe Tauern und Großglockner: www.grossglockner.at, www.nationalpark-hohetauern.at; www.tauernalpin.at; www.hohetauern.at; www.np-kaerntencard.at

Möll-Reiseberichte im Fliegenfischer-Forum:
- "An der Möll" (Gemeindestrecke Stall), 2002 (Klick)
- "David und Goliath. Erstaunliches von der Kärntner Möll", 2003 (Klick), beide von Hans-Werner Schneider

Mölltal bei Wikipedia: (Klick)
Gemeinde Stall: (Klick)


Und nun folgen noch einige schöne Bilder, wenn Sie mögen: 

Versuch macht kluch: Mal wieder muss ein neues Fliegenmuster ans Vorfach

Special-Wurf: Man könnte es "Tuck Cast" nennen oder auch nicht... ;-)


Kunst: Jede Bachforelle - ein Gedicht!


Im unteren Drittel des Gastrevieres Bachforelle Mölltal

Schöner Zug und schicke Holzbrücke: Im Revier Fürstauer bei Lainach

Im Revier Fürstauer bei Lainach

Wildnis: Im unteren Drittel des Gastrevieres Bachforelle Stall

Fest am Teich: Die Bachforelle-Mölltal-Vereinsmitglieder und Fliegenfischerfreunde treffen sich in Gedenken an ein verstorbenes Vereinsmitglied jedes Jahr im September zu einem Räucherforellenessen auf dem Fischteichgelände der Familie... Vielen Dank, dass mein Fliegenfischerkollege Jens und ich an diesem Tag Eure Gäste sein dürften! Es war sehr interessant und die Räucherforellen extrem lecker!


Dorfschenke-Wirt Gerhard Liebhart beim Fliegenfischen im Gössnitzbach

Stimmung (1): Die Sonne verkriecht sich hintern´m Berg und es wird Abend im Mölltal

Stimmung (2): Alpenglühen über der Möll




Ein Reisebericht von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - September 2011. 
Fotos ©: 1-8, 10-13, 15-19, 22, 25, 26, 32, 33 und 39-48: Michael Müller | 9, 14, 21, 23, 24, 27-31 und 34-38: Jens Golm
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