Wunderbare Wupper
Ein Beitrag und Fotos von Hans Peherstorfer
Ich habe im Jahr 2017 geheiratet und zwar eine Deutsche, aus Wuppertal – warum gerade ich an eine „Deitsche“ gekommen bin, kann ich nicht sagen, aber in wen man sich verliebt, kann man sich halt nur bedingt aussuchen. Nur zur Klarstellung: Ich bereue nichts! Daher lerne ich nun neben Südafrika oder der Nordsee natürlich auch NRW ein bisserl näher kennen. Und wenn man als „Ösi“ erstmalig in Wuppertal ist, dann wird man natürlich sanft dazu gedrängt, mit der Schwebebahn zu fahren, um sich die Stadt anzusehen. Als Fliegenfischer habe ich dabei aber weniger die Stadt gesehen, als den netten Bach, über dem die Schwebebahn errichtet wurde – eben die Wupper. Nach dieser ersten Fahrt in der Schwebebahn war das Interesse nun geweckt. Denn unter dieser Schwebebahn fließt ein kleines und in vielen Bereichen toll strukturiertes, in vielen Bereichen auch renaturiertes Bächlein durch Wuppertal und der Plan, hier einmal zu fischen, falls das was Dauerhaftes wird, mit der „Deitschen“, war gefasst. Was soll ich dazu sagen: jetzt sind wir verheiratet und dann kam noch der Zufall dazu, dass der Cousin meiner Frau, mit dem Fliegenfischen begonnen hatte und mich die ersten Male an die Wupper mitgenommen hat.
Test oder Itchen? Nein, Wupper!
Mittlerweile bin ich schon ein paar Mal an diesem romantischen Flüsschen gestanden, dessen Charme man sich als Österreicher, der völlig anderes gewöhnt ist, erst ein bisschen erarbeiten muss. Und ich gestehe gleich zu, dass ich noch weit weg davon bin, dieses Wasser auch nur im Ansatz gemeistert zu haben. Dazu kenne ich es auch einfach zu wenig, weil ich ja nur ein bis zwei Mal im Jahr dort bin.


Ich konnte für diesen Bericht daher keine Kiloforellen in eine Kamera halten und auch keine Fünfzigeräsche. Aber ich möchte über die Wupper schreiben und Euch dieses Gewässer empfehlen, weil die Wupper mich auch zu meinen Gedanken über Nutzen und Nachteil von Besatzmaßnahmen inspiriert hat, die ich im Forum schon oft mit Euch geteilt und diskutiert habe. Es funktioniert offenbar, ein Gewässer interessant für uns Fliegenfischer zu machen, ohne dass man jedem Gastfischer, der das erste Mal an diesem Gewässer fischt, zwingend einen Fisch jenseits der Fünfzigermarke bieten muss. Auf der anderen Seite bin ich mir aber sicher, dass solche Fänge an diesem Wasser auf jeden Fall möglich sein sollten. Ob ich das auch einmal erreichen werde, steht in den Sternen, aber der Bach hat tolle Standplätze und bietet sicher ausreichende Nahrungsgrundlage für starke Fische. Aber man muss ihn eben auch lernen.


Ich habe ein paar Mal die Strecke des Bergischen Fischereivereins im Raum Wuppertal befischt, die ich sehr interessant finde. Es ist ein wirklich abwechslungsreiches Revier, das beim Staudamm der Wuppertalsperre beginnt und bis zum Beyenburger Stausee führt. 

Aufgrund des Tiefenwassers aus der Wuppertalsperre ist die Wassertemperatur dieses Abschnitts ein paar Grad kühler als in anderen Abschnitten und bietet den Salmoniden perfekte Bedingungen. 

Neben der Bachforelle, die den Hauptbestand ausmacht, sind natürlich auch diverse Weißfischarten vorhanden und in den Fließtrecken auch die eine oder andere Äsche. 

Das Revier ist ungefähr 13km lang und hat mich durch seinen abwechslungsreichen Charakter begeistert. Es gibt Staubereiche, die auch dem Spinnfischer zugänglich sind, wunderschöne Rieselstrecken und verkrautete, fast kreideflussartige Abschnitte. Hinter Supermärkten findet man tolle Pools und kann einen Eisvogel bei der Jagd beobachten, obwohl zur gleichen Zeit am Parkplatz die Autos mit Einkäufen beladen werden. Ein paar Autominuten weiter kommt man wieder in ein Tal, in dessen Abgeschiedenheit man keinen Laut hört und glaubt „in the middle of nowhere“ unterwegs zu sein.



Wie ich vorher bereits eingeräumt habe, kann ich nicht behaupten, dass ich dieses Gewässer besonders erfolgreich befischt hätte - mein absolutes Highlight war eine Forelle so an die 40cm. Daher möchte ich hier jetzt auch auf Belehrungen zu Technik, Taktik oder Fliegen verzichten, sondern nur kurz sagen, dass die Größe des Flüsschens für eine Rute zwischen 7ft und 8ft ideal ist. Weitwurfakrobatik ist sicher nicht gefragt und eine Schwimmschnur wird wohl reichen. Wie man einen solchen Bach befischt, wisst Ihr ohnehin aus vielen Artikeln und Diskussionen im FF-Forum, die von berufeneren Spezialisten verfasst wurden.


Am Ende kann ich einfach nur noch einmal betonen, dass ich mich in dieses Bächlein ein bisschen verliebt habe. Es hat einen besonderen Charme zwischen Industrie- und Naturlandschaft, der mich sehr beeindruckt hat. Auch wenn sicher ein bisschen besetzt wird, habe ich fast nur makellose Wildfische gefangen, die eben auch hauptsächlich um 25cm lang waren. Ich habe einen Maifliegenschlupf erlebt, total freundliche und offene Fischerkollegen kennen gelernt, die gerne bereit waren, Ratschläge zu geben. Ich kann einfach sagen, dass ich jeden Tag an der Wupper in vollen Zügen und mit allen Sinnen genossen habe. Bei der nächsten Möglichkeit werde ich sicher wieder einen Tag an diesem schönen Wasser verbringen.



Projekt Wanderfische:
Bewundernswert ist natürlich auch das Lachs- und Meerforellenprojekt, das mit viel Engagement zu einer Wiederansiedlung dieser wunderbaren anadromen Fischarten geführt hat. Als „Zuagroaster“ (Zugereister) kann ich natürlich nur bedingt etwas besonders Erhellendes dazu sagen, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Vereine mit großem personellen Engagement hinter diesem Projekt stehen und auch die einzelnen Fischer stolz darauf sind, dass man die Projekte unterstützt. Wie mir berichtet wurde, sind ja die ersten zarten Erfolge bereits zu erkennen.
Facts

Saison: 16.04. bis 19.01.

Preise:
Erwachsene € 20,00 + € 5,00 Pfand 
Jugendliche € 10,00 + € 5,00 Pfand
Pfand wird bei Rückgabe ersetzt. 

Kartenausgabe:
Die Ausgabe aller Tageskarten erfolgt nur im Anglerheim, oberhalb des Beyenburger Stausees, Öde Schlenke 1, 42477 Radevormwald: Email: angelkarte@bfv1889ev.de, Telefon: +49 202 / 61500, Internet: www.meineangelkarte.de.
Ein Jahresfischereischein ist natürlich obligat. In NRW werden die Scheine der anderen Bundesländer anerkannt.

Ganzjährig geschont:
Äsche, Edelkrebs, Elritze, Hasel, Koppe, Lachs, Meerforelle, Moderlieschen, Rutte und Schmerle. 

Abweichende Mindestmaße (Salmoniden):
Saibling 30 cm, Bachforelle 30 cm, Regenbogenforelle 30 cm
In der Fließstrecke gilt fly only und widerhakenloses Fischen

Entnahme:
Pro Tag: 2 Salmoniden

Sonstiges:
Am Anfang der Saison ist das Waten untersagt. Bitte hier die Bestimmungen genau lesen.
Bei der Ausübung der Fischerei ist grundsätzlich ein Unterfangkescher mitzuführen.

Vereinsheim


Ein Beitrag und Fotos von Hans Peherstorfer für www.fliegenfischer-forum.de - August 2020. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten.

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