Fliegenfischen auf Forellen in der Türkei
Teil 2: Wieder am Dragon River | Ein Bericht von Jan Meyer
Wie im letzten Jahr bin ich auch in diesen Sommerferien wieder an die Mittelmeerküste gefahren, um dort im Taurus Gebirge den Forellen nachzustellen.
Mich zog es wieder an den Dragon River, der in der Nähe von Anamur ins Meer mündet (näheres finden sie im Bericht vom letzten  Jahr: Hier Klicken). Der Dragon River ist sicherlich einer der schönsten, kleineren Flüsse in dieser  Region der Türkei. Zur Lage des Flusses gibt es eigentlich nicht viel zu ergänzen. In diesem Jahr war im Vergleich zum letzten Jahr sehr viel Wasser im Fluss, obwohl es in der ganzen Türkei einen Wassermangel gab und viele Flüsse gar kein oder nur wenig Wasser führten.
Oben: an einer guten Stelle des Dragon River... | Rechts: Anamur-Meeresblick...

Der hohe Wasserdruck machte sich vor allem beim Waten bemerkbar. Wo man den Fluss letztes Jahr noch fast problemlos bewaten oder sogar ganz durchwarten konnte, war das dieses Jahr viel zu gefährlich.

Da ich eigentlich in Istanbul wohne oder gewohnt habe (musste leider wieder nach Deutschland zurück), wo man nicht viel angeln oder gar Fliegenfischen kann, war ich natürlich voller Vorfreude und Erwartungen und habe den ganzen Winter immer wieder neue Fliegen gebunden, um mich zu entspannen. (Ich war auch im Abi-Stress und da war das mit dem Zeitaufwand beim Binden gar nicht so gut - habe aber trotzdem bestanden :-).

Um an "meinen" Fluss zu kommen, musste ich erst nach Ankara fahren (5 Stunden), dann herunter an die Mittelmeerküste nach Anamur (9 Stunden) und schließlich von Anamur aus noch etwa 1 Stunde Fahrt - bis zu den guten Forellenstellen am Fluss.
Da ich nur 5 Tage in Anamur war, konnte ich leider nur 2 mal zum Dragon River fahren - aber aufgrund der besseren Bedingungen war eine gute Fischerei zu erhoffen, was auch in Erfüllung ging.
Dann war ich endlich am Ziel einer meiner vielen Träume.... am Dragon River...

Links: Fängige und schöne Partie am Dragon River... Unten: Beginn des Dragon Tal's

Die Atmosphäre in diesem steilen Tal ist wunderbar. Man kommt aus einer flachen Landschaft mit Bergen im Hintergrund und voller Gewächshäuser, die von weißen Plastikplanen überdeckt sind, voll mit leckeren Bananen, Tomaten, Gurken und weiterem Obst & Gemüse - in eine ganz andere Landschaft, die man so nah am Meer nicht erwartet hätte. Steile Berge, mit Pinien übersäht und mit schroffen Felsen, und genau in einem dieser Täler fließt der Dragon River. Links und rechts an den Ufern sind Bäume und Gestrüpp - wo man auf die Ameisen achten muss!! - und steile Erdrutsche oder Felswände. Hier duftet es süß nach dem Harz der Pinien und die Zikaden sind ohrenbetäubend, eine wunderbare Erfahrung und ein Naturerlebnis pur, nachdem man den Winter und das Frühjahr in einer 20 Millionen Stadt verbracht hat....

Dann endlich in die Wathose, Watstiefel an, Gamaschen gegen die kleinen Steine, die in die Schuhe kommen könnten und dann die Neoprenfüßlinge kaputt machen, dann noch die Weste an und die Rute fertig machen, Vorfach anknüpfen und als Fliege eine kleine Trockene anbinden...einfach herrlich.... 

Endlich ging es ans Ufer, einige gute Stellen anwerfen, aber nur die ganz Kleinen stiegen. Das machte zwar Spaß, aber war natürlich nicht so das Erhoffte. Stellenwechsel und endlich etwas "Größeres" - kleine Regenbogner um die 20 cm, die vermutlich aus der Forellenzucht etwas weiter oben in Fluss entflohen waren. Eine nette entspannte Angelei für den ersten Tag, aber noch nicht viel los. Wo waren die Guten... ?

Oben: Blick von der Straße in die oft steile und tiefe Schlucht des Dragon River... | Links: Die Ameisen Greifen an! Eine Wathose hält nicht nur trocken, sondern schützt auch vor Ameisen! Nur nicht die Arme...

Etwa 2 Tage später - nach reichlich Baden und Tauchen (Freitauchen) im Meer - mit den Meeresschildkröten, die echt groß waren, eine tolle Erfahrung!! - ging es wieder an den Fluss. Der Wasserspiegel war etwas gefallen und die Fische bissen an diesem Tag wirklich gut. Zwar wieder nur die Mittleren, aber das war schon nicht schlecht für diese warme, sommerliche Jahreszeit.
Ich entdeckte eine schöne Rinne auf der anderen Seite des Flusses, wo die Strömung nicht so stark war und ging dort langsam, aber voller Spannung hin. Auf der anderen Seite des Flusses sah die Rinne dann so aus: der Fluss war an meinem Standortes etwa 10 Meter breit und von meinem Ufer aus war etwa 2 Meter voraus im Fluss ein großer Stein, der hier die Rinne einleitete. Etwas unterhalb dieses Stein's befanden sich etwas versetzt zwei weitere Brocken, hinter denen sich eine kleine Sandbank anschloss. Die Rinne hatte schnell fließendes Wasser, aber auch einige Kehrwasser. Vor allem vor dem zweiten Stein befand sich ein richtiger Hotspot!!! Hier boten sich alle guten Bedingungen für große Forellen: relativ ruhige Strömung, eine Wassertiefe von etwa 50-80 cm, ein guter Zugang zum Hauptfluss und Versteckmöglichkeiten zwischen den Felsbrocken.

Zwar bissen nicht die ganz großen Forellen an dieser Stelle, wie ich es erhofft hatte. Ich hatte jedoch eine tolle Zeit mit einem großen Attractor, da ich beim letzten Mal die Forellen ausgenommen und nachgeschaut hatte, was diese gefressen hatten. Damals entdeckte ich einige große Libellen, ziemlich erstaunlich bei den nicht besonders großen Forellen... 
Die aus der Zucht entflohenen Regenbogner in dieser speziellen Rinne zu überlisten, war ein super Spaß. Nicht nur, weil es das erste Mal war, das ich mich zu einer derartigen Dryfly only Taktik entschied und allein schon das super viel spaß machte, sondern auch weil die Fische größer waren und weil mir die Rinne mit ihren unterschiedlichen Strömungsverhältnissen ständig neue Wurf- und Anbietetaktiken abverlangte. Leider hatte ich genau vor diesem Trip meine Pol.-Brille geschrottet und nun war es doch etwas
schwierig, die Fliege im tobenden Wasser zu beobachten und die Fische zu lokalisieren. Das lies mich einige takes verpassen... 
Alles in allem waren diese beiden Fischer-Tage mal wieder eine Super Zeit!! Die Türkei bietet super Flusse zum Angeln und zum Fliegenfischen. Nur muss man leider sagen, das es hier noch nicht so die Mentalität gibt, die Natur, vor allem solche Perlen wie den Dragon River und sein Tal nachhaltig zu schützen oder müllfrei in seinem unverbauten Zustand zu lassen...
Tight lines für's Fliegenfischer Forum - Jan Meyer… 
Die kleine Staumauer bei der Forellenzucht bietet die Wahl zwischen schnellen und tiefen Wasser So sieht es aus, wenn man sich in der Schlucht umschaut
Wilder Sprung an der Fliege... Regenbognerin auf Attractor
Ein Bericht von Jan Meyer für www.fliegenfischer-forum.de
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