Reise | Russland | Taimyr Halbinsel
Angeln auf die Roten Riesen
Ein Reisebericht von Volker Friedrich
Trotz Corona und Ukrainekrieg, man muss nur ein verrückter Fischer sein, um auch in solchen Zeiten in Russland fischen zu gehen. Diesmal war es die Halbinsel Taimyr, der nördlichste kontinentale Punkt in Russland.
Ohne Umschweife muss man sagen, dass die An- und Abreise schon beschwerlich ist, da es keine Direktflüge mehr aus der EU nach Russland gibt.
Also ging es für mich vom Flughafen BER nach Istanbul und von dort mit einem 5,5 Stundenflug nach Moskau. Dort erwartete mich mein Freund, Veranstalter und Dolmetscher Wladimir Ebert. Er hat es überhaupt erst möglich gemacht, dass ich als Deutscher an einen solchen Ort reisen durfte.
Von Moskau ging es dann nach Krasnojarsk, wo wir eine Nacht verbrachten, um dann am nächsten Tag mit einer YAK nach Chatanga zu fliegen, dem Ausgangspunkt unserer „Expedition“.
In Chatanga haben wir noch etwas gegessen, einige Eindrücke von der Stadt, oder vielleicht treffen es die Worte „vom Ende der Welt“ gesammelt. Weiterhin wurden ein paar Einkäufe getätigt (Bier musste mit), bevor wir zurück zum Flughafen sind, um von dort mit der MI 8 zum Camp zu fliegen.
Nachdem aller Proviant, das Gepäck und wir selbst im Hubschrauber verstaut waren, ging es 2,5 Stunden über die Tundra zum Camp.
Wir landeten mit dem Hubschrauber bei ca. 20°C und blauem Himmel sicher im Camp.

Die Unterkunft war sehr spartanisch, aber für jemanden der bereits solche Touren nach Russland unternommen hat, sicher keine Überraschung.

Unser Aufenthaltsraum mit der Küche im Hintergrund war nur am Abreisetag so leer...

Jeden Morgen und jeden Abend war die „Hütte voll“ und das hatte einen Grund: es war unsere Küchenfee Larissa, die uns täglich mit gutem und abwechslungsreichem Essen verwöhnte.
 
 
 

Aber nun zum wichtigsten der Reise, die Fischerei auf die Saiblinge. Wir flogen täglich mit der MI8 an verschiedene Flüsse zu unterschiedlichen Angelplätzen.

Schon der Flug über dieses unberührte Stück Erde war jeden Tag ein Erlebnis.


Am ersten Tag ging es zum Fluss „Schrenk“ und ich war wirklich überwältigt von dieser Einsamkeit und dem, was die Natur hier geschaffen hat...



Gelandet wird immer direkt am Fluss und wie man auf diesen Foto gut sieht, steht man sich in dieser Abgeschiedenheit auch nicht gegenseitig auf den Füßen. Wem das immer noch zu eng ist, der kann einfach den Fluss bewandern. Man sollte nur zum Abflug wieder pünktlich am Heli sein ;-)
Man kann hier allerdings sehr schnell die Zeit vergessen, wenn einen bei diesem Fischreichtum das Angelfieber gepackt hat...

Ich hatte ja schon mit großen Saiblingen gerechnet - aber was da aus dem Fluss kam, überstieg alle meine Erwartungen!
Nach vielen Drills durfte eine Stärkung und ein Wodka in einzigartiger Landschaft nicht fehlen.
Danach wurde bis in den Abend weiter gefischt, da es zu dieser Zeit nicht dunkel wird.


Am Tag 2 ging es zum Fluss Ugolnaja. Für mich persönlich landschaftlich nicht so interessant wie der Schrenk - aber dafür wurden wir mit wunderschönen Fischen belohnt.
Rinat mit Traumfisch, nach einem langen, ausgiebigen Drill an der Fliegenrute ..
Alexandr mit einem der vielen Saiblinge von über 90cm.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Hier kam auch das Gerät an seine Grenzen und man musste feststellen, dass eine #9er Rute für diese kampfstarken Fische einfach nicht ausreicht.

Unten: Martin aus Deutschland beim Drill eines Saiblings, bevor beim nächsten Fisch die #9er Rute zu Bruch ging...


Das bin ich, der Volker und Autor des Berichtes von dieser eigentlich unbeschreiblichen Reise.
Am 3. Tag ging es zum Fluss Zhdanova, sehr weit nördlich auf der Halbinsel Taimyr. Auch dieses Mal war schon der Flug ein Erlebnis, welches seines Gleichen sucht.
Vorbei an glasklaren Seen, welche noch im August stellenweise Eis hatten ...
... und über Herden von Moschus-Ochsen, welche 1974 auf Taimyr wieder erfolgreich angesiedelt wurden und auf Grund eines einzigartigen Schutzes einen ansehnlichen Bestand aufweisen.

Die Fotos zu diesen wunderschönen Fischen möchte ich gar nicht weiter kommentieren, lasst diese Bilder einfach wirken...






Da bei mir auf jeder Reise nicht nur das Fischen, sondern auch die Natur und die Tiere im Vordergrund stehen, möchte ich euch diese Fotos nicht vorenthalten. Hier habe ich die Rute beiseitegelegt und bin mit einem unseren Tourguides und Naturfotografen Vitali losgezogen.
Ich muss gestehen, das mich große Ehrfurcht beim Anblick dieser unberührten Natur ergriffen hat.





Am Tag 4 ging es nochmals zum Fluss Schrenk und am Tag 5 zum Ugolnaja, wo wir auch wieder richtig gute Fänge landen konnten.

Beim Anblick dieser Saiblinge kann man nachvollziehen, warum ich diesen Bericht „Angeln auf die roten Riesen“ genannt habe.
Unten mein Freund und Guide Wladimir ...
Ein besonderes Erlebnis war es auch immer, die einfache aber gute russische „Fluss-Küche“ zu genießen.
 
 
 
 

Rechts: Die Hubschrauber-Crew beim Kochen ...

Unten links:
Frischer geht Fisch wohl nicht.

Unten rechts: 
Sashimi vom Saibling und der Äsche 

An dieser Stelle sei erwähnt, dass trotz der derzeit schwierigen Zeiten die Gastfreundschaft und Herzlichkeit unserer russischen Mitstreiter völlig ungebrochen ist. Man ist hier Willkommen und immer ein Freund!
Ich für meinem Teil kann zu dieser Reise sagen:
Es ist nicht günstig, eine solche Reise mit einem Hubschrauber für eine Woche zu unternehmen.
Es ist Nichts für Leute, die Komfort und Luxus erwarten.
Es ist Nichts für Sicherheitsfanatiker und Weicheier.
Aber es ist für Leute:
Die sich der Natur verbunden fühlen.
Die den Saibling ihres Lebens fangen wollen.
Die das russische Land und die Leute erleben wollen.
 

Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei, und meist von der unerwarteten Seite; man empfängt mehr oder weniger, als man hofft. Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar: sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.” (Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 

Zum Schluss kommen noch einige Bilder ...
 
















Anhang: nützliche Reise-Informationen
Veranstalter: Russija-Fisching (baikal-reise.de), ebert@baikal-reise.de
Reisezeitraum: Ende Juli - August
Örtlichkeit: Halbinsel Taimyr - Chatanga - Taimyrsee. Die Halbinsel Taimyr ist ca. 900.000 m2 groß und mit nur ca. 55.000 Einwohnern extrem dünn besiedelt. Die Halbinsel befindet sich nördlich von Norilsk oberhalb des Polarkreises. Die hier vorkommenden Fische, insbesondere die Wandersaiblinge beeindrucken durch ihre Größe und gehören zu den WELTGRÖSSTEN ihrer Art. Außer auf Saiblinge wird auch auf Äsche, Sik und weitere gefischt. Die Stadt Chatanga ist ein für Ausländer ein geschlossener Ort, d.h. ohne die nötigen Verbindungen ist eine Einreise unmöglich. Der Veranstalter besitzt diese Verbindungen und erhält die nötigen Einreisepapiere.
Anreise: Von Europa aus geht es per Flugzeug in durchschnittlich 3,5 Stunden zunächst nach Moskau (zu normalen, also "außerhalb von Krieg&Krisenzeiten", ansonsten erfolgte die Anreise nach Moskau wie oben erwähnt über Istambul), dann weiter mit 4,5 Stunden Flugzeit nach Krasnojarsk, der drittgrößten sibirischen Stadt mit knapp 1 Mio Einwohnern, rd. 3360 km östlich von Moskau gelegen. Am nächsten Tag Weiterflug nach Chatanga, dem Ausgangspunkt der Expedition. Von Chatanga dann mit dem MI8 Hubschrauber zum Basis-Camp. Von dort aus tägliche Mi8-Flüge ins Angelgebiet.
Empfohlene Ausrüstung: Bei Buchung erhält man mit den Reiseunterlagen auch eine genaue, nützliche Auflistung der vor Ort nötigen und empfehlenswerten Bekleidung, sowie der Angelausrüstung. Eine 2,90 m lange Fliegenrute für Schnurklassen #8 bis #10 und alternativ eine 4,50 m lange Zweihandrute der Schnurklasse #10 plus passende Rollen und Schwimm- und Sinkschnüre sollten mitkommen. Wer mag, nimmt noch ein #5/6er 9-Fuß-Rütchen für die Äschenfischerei mit. Für Spinnangler eine 3,35 m Rute für 20-60 gr. Wurfgewicht. Es kommen alle üblichen Fliegenmuster für Arctic Char und Pazifiklachse in Betracht, eine starke Hakenqualität ist sehr wichtig. Genaue Angaben dazu kommen außerdem vom Veranstalter. Die Fische sind nicht vorfachscheu, es sind kampfstarke Wildfische, außerdem sollen sie in der Regel rasch ausgedrillt und zurück gesetzt werden, deshalb stärkeres Material verwenden. Nichts ist ägerlicher, als Großsaiblinge dadurch zu Tode zu Drillen oder zu Verlieren, weil mal unnötiger Weise mit zu schwacher Schnur/Vorfach fischte! Der Sommer im hohen Norden Russlands ist üblicherweise kühl und nass, mit rasch wechselnden Wetterverhaltnissen, auch warme Perioden sind normal. Deshalb unbedingt auch warme Kleider, Wat- mit Unterbekleidung sowie eine regen- und winddichte Jacke mitnehmen. Kopfbedeckung, Insektennetz, Mückenschutzmittel, Pol.-Sonnenbrille und Sonnencreme nicht vergessen.
Reisebudget: bitte beim Veranstalter erfragen
Kontakt zum Autor: vermittelt die Redaktion Fliegenfischer-Forum gerne auf Anfrage
Taimyr-HI bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Taimyrhalbinsel



Ein Bericht von Volker Friedrich für www.fliegenfischer-forum.de - November 2022. Fotos/Copyright: Russija Fishing, Taimyr Reisegruppenteilnehmer und Autor. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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