Stefan Kaupert, Castell
(die vollständige Adresse liegt der Redaktion vor)

Einschreiben/Rückschein

An den Vorsitzenden des
Landesbund für Vogelschutz e.V.
Herrn
Ludwig Sothmann
Eisvogelweg 1
91161 Hilpoltstein

Castell, den 29.12.2009

Offener Brief / Kündigung meiner Mitgliedschaft

Sehr geehrter Herr Sothmann,

mit sehr großem Entsetzen und Verärgerung habe ich Ihre Entscheidung, den „schwarzen Vogel“ zum Vogel des Jahres 2010 auszuzeichnen, zur Kenntnis genommen.

Damit haben nun wirklich Sie „den Vogel“ oder besser gesagt „den Vogel des Jahres 2010 abgeschossen“.

Hierzu ein paar offene und unmissverständliche Worte: Dies empfinde ich als Provokation und lege Ihnen den Rücktritt nahe. Ihren eigenen Interessen haben Sie damit einen „Bärendienst erwiesen“. Ihre Vorgehensweise spaltet unsere Gesellschaft. Deutlich gesprochen, sollte jemand, der eine derart unüberlegte und eindimensionale Entscheidung verantwortet, einem so großen Verband, der den Anspruch hat, aktiven und flächenübergreifenden Naturschutz zu betreiben,  nicht mehr vorsitzen.

Warum Sie mit aller Macht aus einem „Küstenvogel“ einen „Binnenvogel“ auf Kosten unserer heimischen Fließgewässer machen wollen, ist für mich und sehr viele Menschen nicht nachvollziehbar. Zu behaupten, der Kormoran sei eine seltene Art, ist eine Unverfrorenheit.

Woher nehmen Sie den Anspruch, komplette Ökosysteme verändern zu wollen.
Ihre Aussage, der Kormoran vernichte keine natürlichen Fischbestände und gefährde auch langfristig keine Fischarten ist falsch. Dabei „schauen Sie nicht unter die Wasseroberfläche“ und nehmen Fakten und Tatsachen nur selektiv wahr. Legen Sie doch die ideologisch geprägten und finanzierten Gutachten beiseite und unterhalten Sie sich mit alteingesessenen Bewohnern, Bürgermeistern, Gemeinderäten, Fischern und Naturschützern, an unseren Fließgewässern, die den „Einfall“ jedes Jahr miterleben.

Der Kormoran gehört nicht in viele Regionen, die dortigen Ökosysteme sind darauf nicht eingestellt. In der Äschen und Forellenregion war der Kormoran nie heimisch, die natürlichen Fischbestände verkraften ihn dort nicht.
Nehmen Sie doch bitte die Vernichtung unserer einheimischen Äsche in vielen Flüssen wahr!

Die immensen Schäden für die Fischwirtschaft und Teichwirte möchte ich in meinem Schreiben gar nicht ansprechen.

Nach reiflichen Überlegungen kündige ich meine Mitgliedschaft mit Wirkung zum 31.12.2009 und widerrufe gleichzeitig die Einzugsermächtigung von dem Ihnen vorliegenden Konto bei der Deutschen Bank. Einem Verband der so einseitig, rücksichtslos nur die Interessen eines Vogels, der nachweislich schon lange nicht mehr gefährdet ist, vertritt, möchte ich nicht mehr angehören.

Nur dass wir uns richtig verstehen: Ich freue mich weiterhin, wenn ich einen Eisvogel mit einer kleinen Bachforelle im Schnabel sehe und gönne auch einem Graureiher seinen Fisch und erfreue mich an seiner majestätischen Gestalt. Auch ohne Mitglied in Ihrem Verband zu sein, werde ich weiterhin mit meinen drei  Kindern Nistkästen für Singvögel aufhängen.

Als engagierter Naturschützer und Fliegenfischer werde ich alles in meiner Macht stehende tun, die Ausbreitung des „schwarzen Vogels“ und damit die Vernichtung unserer tatsächlich einheimischen Äsche zu stoppen. Er hat in den Ökosystemen in unseren Fließgewässern in der Äschen- und Forellenregion nichts verloren und war dort auch niemals heimisch.

Hochachtungsvoll
Stefan Kaupert

P.S.: Anbei einmal ein anderes Photo, nach einem einzigen massiven Kormoraneinfall von etwa 70 Tieren am Fluss Wiesent in der Fränkischen Schweiz. Das sind hauptsächlich Äschen, welche Ihre „niedlichen Vögel“ - oder der durchaus von Ihnen gewählte  passende Name „Meeresrabe“ (Rabe und Meer, genau ans Meer gehört er hin) - wegen der Größe nicht bewältigen konnten, von diesen „angepickt“ wurden, „aufgetrieben“ und qualvoll verendet sind. Wahrscheinlich sind mindesten noch einmal so viele Fische gar nicht „hochgetrieben“ oder später verendet. Wenn nicht meine deutlichen Worte, bringen Sie vielleicht solche Photos zum Nachdenken.
Gerne stelle ich Ihnen das Photo zur Veröffentlichung  im nächsten „LBV- Magazin“ zur Verfügung.


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