San River - Polen Ein Reisebericht von Hansjörg Sahli |
Letztes
Jahr im Juni haben wir zum ersten Mal den San River in Polen befischt.
Wir verbrachten eine erfolgreiche Woche mit vielen spannenden Erlebnissen
an diesem speziellen Fluss.
Der San River ist im deutschsprachigen Raum bisher wenig bekannt. Im Jahr 1985 fanden hier erstmals die Weltmeister- schaften im Fliegenfischen statt, damit wurde der San besser bekannt. „Dank“ dem eisernen Vorhang blieben aber Angler aus dem Westen weitgehend aus. Nach der Öffnung und dem Ende des Kommunismus entwickelte sich Polen vorerst nur langsam, auch die Fischerei am San entwickelte sich nur wenig. Ein wichtiger Fortschritt war der Beitritt Polens im Jahr 2004 zur EU. Gemächlich schlängelt sich der San durch die spärlich bewohnte Landschaft |
Seither
geht es sichtbar vorwärts, auch in Bezug auf die Infrastruktur (Verkehrswege,
Kläranlagen, etc). Die Europameisterschaft der Fliegenfischer im Jahr
2005 hat nun dem San zu grösserem Bekanntheitsgrad verholfen. Übrigens
wird im Jahr 2010, im Juni wiederum am San eine Weltmeisterschaft abgehalten.
Der San kann mit den „Tailwater Fisheries“ im Westen der USA verglichen werden. Das Wasser fliesst aus einem Staudamm und hat so im Winter wie im Sommer eine recht stabile Wassertemperatur. Die bei Staukraftwerken üblichen starken Schwankungen des Wasserpegels werden durch einen zweiten Damm, unmittelbar unterhalt des ersten weitgehend stabilisiert. Zusätzlich wirken die Seen als „Vorklärbecken“ bei trübem Hochwasser. Das Wasser des San ist hoch an Nährstoffen, was das Gedeihen der Wasserinsekten und damit der Fische stark begünstigt. Von
Zürich via Warschau trafen wir in Rzeszow ein, wo uns ein Mitarbeiter
unseres polnischen Partners erwartete.
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Unser polnischer
Fahrer berichtete, dass es in der vorangehenden Woche viel geregnet hatte
und die Fischerei an einigen Tagen wegen trübem Wasser schlicht unmöglich
war. Jetzt sei der San aber sauber, versicherte er uns. In Sanok, der letzten
grossen Ortschaft vor unserer Unterkunft, schwanden unsere Zweifel, als
wir von der Strassenbrücke ins klare Wasser des San River blickten.
Zudem versprach der Wetterbericht für die kommenden Tage Sonnenschein
und warme Temperaturen.
Am San gibt es genügend Platz zum Werfen. |
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel und voller Erwartungen machten wir Bekanntschaft mit diesem einzigartigen Fluss. Da der San aus zwei unmittelbar hintereinander liegenden Stauseen gespeist wird, ist die Wassertemperatur sehr ausgeglichen kühl. Wohl kann es aufgrund der Stromproduktion zu Abflussschwankungen kommen, diese halten sich jedoch in Grenzen. Manchmal ist der Wasserspiegel für mehrere Tage unverändert, dann steigt oder sinkt er um ca. 25 cm. Während unserer Woche haben wir solche Wasserstandsschwankungen erlebt, konnten aber keinen negativen Einfluss auf das Beissverhalten der Fische und den Schlupf der Insekten feststellen. |
Der
San ist stellenweise 50 bis 60 Meter breit, aber eigenartigerweise auf
der gesamten Breite praktisch gleich tief. Somit sind die Fische oft auf
den ganzen Fluss verteilt und das Waten ist, wenn überhaupt notwendig,
unproblematisch. Der Fischbestand setzt sich aus Bachforellen und Äschen
zusammen. Je nach Gewässerstruktur überwiegt die eine oder andere
Fischart. Im Laufe des Tages können mehrere Insektenschlüpfe
auftreten, oftmals schlüpfen mehrere Insektenarten gemeinsam und es
ist eine Herausforderung für den Fliegenfischer herauszufinden, nach
was die Fische steigen.
Starke Bachforelle vom San River |
Der San weist einen hervorragenden Bestand an Äschen auf |
Interessanterweise
steigen auch grosse Bachforellen nach Insekten, mehrmals fing unsere Gruppe
Bachforellen von über 50 cm Länge mit der Trockenfliege! Im San
erfolgt kein Besatz von Fischen, ausnahmsweise wurde vor wenigen Jahren
nach einem Jahrzentehochwasser die verlorene Äschenbrut durch Sömmerlinge
ersetzt.
War einmal kein Schlupf im Gang, so haben wir trotzdem Forellen und Äschen mit Nymphen gefangen, oder sie mit Trockenfliegen an die Oberfläche gelockt. Eigentliche „tote“ Zeiten, in denen die Fische komplett inaktiv waren, wie man dies von anderen Flüssen kennt, haben wir kaum erlebt. Selten wurde auch mit Streamern gefischt, eine spezielle „Session“ mit grossen Streamern auf die seltenen Huchen des San brachte keinen Erfolg, das heisst „nur“ grosse Bachforellen. Das Fazit dieser Woche: Wir haben eine interessante Fliegenfischerei erlebt, in einem einzigartigen Fluss mit hervorragendem Fischbestand. Die Umgebung ist ländlich mit häufigen Streusiedlungen. Abgeschiedenheit und Wildnis sucht man am San vergebens. Einzelne Stellen sind stark befischt (z.B. „No Kill“ Abschnitt), aber die gesamte Strecke von über 30 Kilometern bietet genügend Ausweichmöglichkeiten. Ist man bereit, ein paar Schritte mehr zu gehen als die anderen, findet man seine Stelle, wo man ungestört fischen kann. Wer die feine, klassische Fliegenfischerei ohne Trophäenjagd sucht, ist am San River richtig. |
Infos:
Der San River befindet sich im äussersten Südosten von Polen, nahe an der Grenze zur Ukraine. Die Anreise mit dem eigenen Auto ist lang und zeitraubend. Von Frankfurt gibt es Direktflüge nach Rzeszov, von dort sind es bloss noch 90 km im Mietwagen. Die Saison am San dauert von Mitte Mai bis Mitte Juli und von Ende August bis in den Spätherbst. Die Äschenfischerei im Herbst ist sehr reizvoll und ansprechend. Kurz vor
dem Kescher
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Im Hochsommer
beschränkt sich die Fischerei hauptsächlich auf die Morgen- und
Abendstunden, zudem muss vermehrt mit starken Sommergewittern mit Wassertrübung
gerechnet werden.
Fischereiausrüstung:
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Bissanzeiger
sind im San verboten. Es darf mit max. 2 Fliegen am Vorfach gefischt werden.
Es herrscht absolutes Widerhakenverbot im San und den angrenzenden Gewässern!
Fliegen:
Allgemein:
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