An der oberen Saale Von der Bleichlochtalsperre bis nach Rudolstadt Ein XXL Gewässerreport von Michael Müller - mit 195 Fotos, Kartenausschnitten, Videofilm und großem Datenblock ... |
Hübsche
Saalekaskade-Bachforelle
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Vorwort:
Seit fast vier Jahrzehnten bin ich aktiv mit dem Fliegenfischen in der
Saale „verknüpft“ und die meisten meiner früheren Sommer habe
ich damit verbracht, bis zu dreimal in der Woche an diesem prächtigen
und vielfältigen Fluss zwischen den langen, hin- und her wedelnden
Wasserhahnenfuß-Bänken bis tief in die Nacht die Fliegenrute
zu schwingen. Es war eine wunderbare Zeit der legendären, abendlichen
Köcherfliegen Massenschlüpfe mit schmatzenden, wohlgenährten
Forellen und mit dicken Äschen, die derart mit Köcherfliegen
vollgefressen waren, dass man selbst eine 35er kaum mit der Hand umfassen
konnte. Meist im Großraum Saalfeld (also von Rudolstadt bis Kaulsdorf)
unterwegs, wurden auch viele Ausflüge an Saalestrecken innerhalb der
Saalekaskade (so nennt man das Gebiet der Saale- Talsperren von Bleiloch
bis Hohenwarte/Eichicht) unternommen, mit all ihren Wechselwirkungen der
oft deftigen Wasserstandsschwankungen. Seltener führten unsere Touren
bis hinauf ins Saale-Quellgebiet ins Fichtelgebirge.
Im ersten Teil dieser Reihe führte ich Sie an die obere bzw. oberste "Sächsische Saale" - von der Saalequelle in Oberfranken bis nach Blankenstein im Bayerisch-Thüringischen Grenzgebiet (hier Klicken). Heute im zweiten Teil schauen wir uns die stromabwärts und allesamt in Thüringen liegenden Saale-Reviere von der Bleichlochtalsperre stromabwärts bis nach Rudolstadt an. |
Herrliche
Aussicht vom Heinrichstein auf den südlichen Zipfel der Beilochtalsperre
(bei stark abgesenkten Pegelstand)
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Übersichtskarte
Saalekaskade (Quelle: https://group.vattenfall.com/de/energie/wasserkraft/saalekaskade)
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Diesen
Fischarten kann man in der gesamten Saalekaskade begegnen
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Beliebte
Ausflugsschifffahrt auf der Bleichloch- und Hohenwartetalsperre
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Die rund 80 Kilometer
lange Saalekaskade setzt sich aus 5 Talsperren zusammen (siehe Karte oben),
die mit ihren über 2000 ha Wasserfläche und einem Stauvolumen
von rund 410 Millionen Kubikmeter Wasser zusammen das größte
Stausee-Süßwasser-Reservoire und den zweitgrößten
Verbund von Wasserkraftwerken in Deutschland bilden. Sie wurden in den
1930er und 1940er Jahren gebaut, um die Schifffahrt auf der Elbe durch
Zuschusswasser auch bei geringem Wasserstand zu ermöglichen. Heute
dienen sie hauptsächlich der Energiegewinnung, aber auch dem Hochwasserschutz
und der Naherholung. Die Saalekaskade weist einen Höhenunterschied
von 170 Metern auf.
Die großen Stauseen folgen dem alten Flusslauf und bilden daher oft ausgeprägte Mäander. Zudem wurden die Täler der einmündenden Bäche und Flüsschen überstaut, auf diese Weise hat sich eine Vielzahl von verwinkelten Buchten und Seitenarmen gebildet. Die Saale-Talsperren sind touristisch und anglerisch bekannt und bestens erschlossen und sind daher als eines der wichtigsten zusammenhängenden Urlaubs- und Angelgebiete in Thüringen weit über dessen Landesgrenzen hinweg beliebt und entsprechend stark frequentiert. Als typisches Revier für Ufer- und Bootsangler kommen hier auch "anpassungsfähige" wie auch ortskundige Fliegenfischer auf ihre Kosten. Es gibt einige Hecht-, Barsch- und Zanderspezialisten mit alljährlich prächtigen Fängen an der Fliegenrute. Außerdem gibt es in fast allen Seen u.a. einen Bestand von - teils ernsthaft kapitalen - Forellen. Die drei kleineren Stauseen Burgkhammer, Walsburg und Eichicht sind ausgewiesene Salmonidengewässer, während die beiden großen Talsperren Bleichloch und Hohenwarte Mischgewässer sind. Die Stauseen sollen jedoch nicht das Thema dieses Gewässerreports werden, sondern die Fließstrecken der Saale innerhalb und unterhalb der Saalekaskade. |
Blick
von Aussichtsturm Burgk auf den Stausee Burgkhammer mit Schloss Burgk,
absolut idyllisch!
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Talsperre
Burgkhammer mit Blick auf Schloss Burgk und den erwähnten Aussichtsturm
(rechts oben), von der Staumauer aus
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Staumauer
Burgkhammer mit Saale von unterhalb
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Normalerweise wäre
ein 30 bis über 50m breiter Fluss in dieser geografischen Lage ein
durch die Jahreszeiten vorgegebenes "wechselwarmes Mischfischgewässer"
und kein reines Salmonidenrevier. Durch die großen Saale-Stauseen
und deren kalten Grundablass wurden hier jedoch gänzlich andere Bedingungen
geschaffen, welche die Saale auf vielen Kilometern zu einem erstklassigen
und in vielen Aspekten einzigartigen Salmonidengewässer machen. Das
stets kühle, sauerstoffreiche und klare Wasser in Verbindung mit ausgeprägten
Kiesschotterbänken führt zu einem reichen Wasserpflanzenwuchs
(vorherrschend flutender Wasserhahnenfuß), einem immensen Insektenreichtum
und dementsprechend großer Fischpopulation (die umso großer
wäre, wenn sie nicht den ständigen Kormoran-Angriffen ausgesetzt
wäre). Ich weiß wovon ich spreche, denn ich kenne den Fluss
aus den achtziger und neunziger Jahren und ich weiß, was damals für
(aus heutiger Sicht geradezu unfassbare) Forellen- und Äschenbestände
vorhanden waren. Dass auch heute noch eine verhältnismäßig
gute Bachforellenfischerei möglich ist, verdanken wir ausschließlich
dem unermüdlichen Einwirken der Pachtgemeinschaften, Vereine und Verbände
mit aufwändigen Erbrütungs- und Besatzmaßnahmen! Die Äsche
jedoch, die sich zeit- und abschnittsweise nach Einbürgerung in den
neunziger Jahren ausgesprochen gut etabliert hatte, scheint aus dem hier
beschriebenen Saalesystem inzwischen wieder weitgehend verschwunden zu
sein, und das ausschließlich durch den Fraßdruck fischfressender
Vögel! Ab 2021 beschäftigt man sich im Saalfelder Raum erfreulicher
Weise auch mit der Wiederansiedlung der Äsche.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich den großen Bekanntheitsgrad dieser Saale-Strecken, weit über Deutschlands Grenzen hinaus, und die Mitgliederstarken Anliegervereine und Pachtgemeinschaften. Dies, verbunden mit einer hohen Anzahl von Tages- bis Jahreskartenfischern führt zu einem hohen Befischungsdruck an der Saale, der sich natürlich besonders an den Wochenenden sowie zu Saisonstart im Mai und Saisonende im September bemerkbar macht. Ein weiteres Problem an diesen Saalestrecken ist das Wasserablassreglement der Talsperren. Besonders hohe Ablassmengen mit damit verbundener hoher Wasserführung macht die Saale oft für Wochen (oder gar Monate, wie 2020 wieder einmal erlebt) unbefischbar. Während man viele Pegel im Internet abrufen und seinen Angeltrip an die Saale entsprechend planen (oder verschieben) kann, gibt es für manche Abschnitte willkürlichen Schwellbetrieb ohne jegliche Vorab- Informationsmöglichkeit. Man kommt vor Ort, schaut ins Wasser und Sch...., das war dann heute wohl leider nix. Oder man steht schon im Wasser und plötzlich hört man es von oberhalb verdächtig rauschen: dann nix wie raus aus dem Wasser! Auch das ist Saale! Einen großen Vorteil gegenüber der kleinen, obersten Saale haben alle hier vorgestellten Saalestrecken jedoch: man hat viel Platz und kann daher wunderbar Werfen! |
Saale
unterhalb des Stausees Burgkhammer im Sommer...
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und im Frühherbst
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Saale Burgk - Stausee Walsburg
Unterhalb vom Stausee Burgkhammer in Burgk, der als Salmonidengewässer in der Saalekaskade-Angelerlaubnis des LAVT enthalten ist, beginnt die erste Fließstrecke der Saale, welche über 5,2 Kilometer bis zur Staumauer Walsburg reicht. Die Länge der Fließstrecke variiert übers Jahr, je nach Stauhöhe im Stausee Walsburg. Mit etwa 2 Kilometer kann man aber rechnen, bevor der Staubereich beginnt. Die Flußbreite reicht von 30 bis rd. 100 Meter. Landschaftlich ist die gewundene Strecke sehr reizvoll und völlig verkehrsberuhigt gelegen und über allem thront das hübsche Schloss Burgk. Die Strecke bietet Abwechslung und ist über Wanderwege gut beidseitig zu Fuß zu erlaufen. |
Saalestrecke
Burgk-TS Walsburg | auch folgende Bilder (9)...
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Einlaufbereich
in den Stausee Walsburg, der als Salmonidengewässer ebenfalls in der
Saalekaskade-Angelerlaubnis enthalten ist
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Der gute Fischbestand
besteht überwiegend aus Bachforellen zwischen 20 und 40 cm, durch
die Verbindung mit der unterhalb gelegenen Talsperre kommen aber auch -
und gerade in dieser Strecke - immer wieder mal kapitale Überraschungen
vor. Als weitere Fischarten werden genannt: Barsch, Plötze, Regenbogenforelle.
Wie an allen hier vorgestellten Saalestrecken üblich, kann man das Glück haben, einen der üppigen Eintags- oder Köcherfliegenschlüpfe zu erleben und damit in den Genuss eines wunderbaren Trockenfliegentages bzw. einiger Stunden zu kommen, oder es ist nichts los, dann versucht man sein Glück mit Nymphe und Streamer. Wasserpflanzen findet man hier noch nicht viele, diese werden erst weiter unterhalb ab Walsburg mehr. Übrigens sind auch beide der kleineren Stauseen, also Burgkhammer und Walsburg jederzeit gut für einen Versuch auf Forellen. Bewirtschafter der Strecke ist der LAVT Thüringen, die Angelkarte gilt neben dieser Strecke auch für die Saalestauseen (Saalekaskade-Angelerlaubnis). Es gibt 1/3/7-Tages- und Jahreskarten. Die Saison beginnt hier am 01.04. und geht bis zum 30.09., erlaubt sind ausschließlich Spinn- oder Flugangel (nur mit Kunstköder). Ausgabestellen und mehr Details dazu: siehe Datenblock unten. |
Saalestrecke
Burgk-TS Walsburg | auch folgende Bilder...
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Saale Walsburg-Ziegenrück
Die nächste Saalestrecke beginnt unterhalb des Stauwerkes Walsburg und verläuft anschließend rund zehn Kilometer durch ein naturbelassenes und ebenfalls verkehrsberuhigtes Tal bis zum großen Wehr inmitten der idyllischen Ortschaft Ziegenrück. Landschaftlich reizvoll gelegen, ist der Fluss hier zwischen 20 und 30 m breit, verfügt besonders im mittleren Abschnitt über einen dichten (bis abschnittsweise sehr dichten) Wasserpflanzenbewuchs (flutender Wasserhahnenfuß), (den es hier früher in dieser Ausprägung nicht gab), und über einen guten Fischbestand, der überwiegend aus Bachforellen zwischen 20 und 40 cm besteht. Größere Fische sind sicher auch vorhanden und eher in den drei Wehrstaubereichen zu finden. Als weitere vorkommende Fischarten werden genannt: Barsch, Hasel, Hecht, Regenbogenforelle. Der Flussgrund ist kiesig bis felsig und - abhängig von der Wasserführung - meist gut bewatbar. Das Wasser ist kühl und klar und trübt auch in längeren Regenzeiten kaum ein. Drei Wehre sind über die Strecke verteilt, der größte Teil des Reviers ist als Flugangelstrecke ausgeschildert. |
Stauwerk
Walsburg ...
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...
und Beginn der Saalestrecke Walsburg-Ziegenrück | Folgende: das Revier
bei verschiedenen Jahreszeiten und Wasserständen
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Kleiner
Rastplatz an der Wiesenta-Mündung
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Neben dem schönen Wasserpflanzenteppich sind es zwei weitere Merkmale, welche diese Strecke besonders Kennzeichnen: Zuerst und als negativer Faktor zu nennen ist die über den Tag willkürlich schwankende Wasserführung zu nennen (Schwellbetrieb), verursacht durch das Kraftwerk Walsburg. Da es im Gegensatz zu den weiter unterhalb liegenden Saalestrecken, die über im Internet und per Telefonansage jederzeit abrufbare Pegelstände verfügen, hier diese Möglichkeit nicht gibt, gleicht ein Trip an diese Strecke immer etwas einer "Fahrt ins Blaue". Man kann jedoch auch bei guten Verhältnissen ankommen, eine Weile fischen und wird dann von einem Wasserschwall überrascht, der einen eilends aus dem Flussbett treibt. |
Punkt zwei ist der
Insektenreichtum dieser Strecke, vorwiegend aus kleineren Eintagfliegenarten
und Köcherfliegen bestehend. Auch Bachflohkrebse sind vorhanden, diese
waren jedoch früher sehr viel häufiger. Wenn die Wasser- und
Wetterverhältnisse passen, kann man den ganzen Tag mit der Trockenfliege
fischen, da geht eigentlich immer etwas, steigende Fische sind oft zu finden.
Das reicht von einzelnen, verhaltenen Steigen bis zum Massenschlupf, bei
dem sich alles was Flossen hat, zum Fressen an der Oberfläche versammelt:
ja das gibt es tatsächlich auch in der heutigen Zeit noch, wenngleich
auch nicht oft! Die Strecke ist lang und so findet man immer ein ungestörtes
Plätzchen zum Fischen. Zwischen den bis zu 8 Meter langen Fahnen des
flutenden Wasserhahnenfußes in den schmalen Rinnen die Forellen mit
der Trockenen herauszukitzeln, macht Spaß. Aber bitte nicht zu fein
fischen, denn die gehakten Fische gehen sofort in die Pflanzen und reißen
dort bei zu dünnem Vorfach-Garn natürlich ab.
Bewirtschaftet wird diese Saalestrecke vom Kreisfischereiverein Saale-Wiesenta e.V. Schleiz, es sind in begrenztem Umfang Tageskarten erhältlich, die Angelsaison geht vom 01.04. bis 30.09.. Erlaubt ist ausschließlich Spinn- und Fliegenfischen mit künstlichen Ködern und widerhakenlosen Haken. Über einen für den allgemeinen Verkehr gesperrten Wirtschaftsweg ist die gesamte Strecke gut zugänglich. Die Anfahrt kann entweder über Ziegenrück oder Eßbach-Walsburg erfolgen. Alle weiteren Informationen: siehe Datenblock unten. |
Vor vielen Jahren
haben wir hier mal eine Story erlebt, die ich für Anglerlatein halten
würde, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre... Die Strecke
sah damals noch anders aus, Wasserpflanzen gab es kaum und es herrschte
an diesem Tag ausgesprochenes Niedrigwasser, welches langsam strömend
und sehr klar war. Es gab Unmengen von Köcherfliegenlarven, welche
ihre Gehäuse aus schwarzem Schiefersand bauten und es gab im Gegensatz
zu heute auch noch Unmengen von Bachflohkrebsen.
Wir hatten einen Tagesausflug in dieses Saale Revier unternommen und waren gerade am Fischen, als plötzlich alle Fische im Fluss zu Steigen anfingen: ein großes Fressen war im Gange. Komischer Weise war an Insekten nichts zu sehen. Wir probierten über Stunden alle möglichen Fliegenmuster aus, die sonst erfolgreich waren, bekamen aber kaum einen der Fische an den Haken. Schließlich etwas verzweifelt, schauten wir uns das Wasser nochmals sehr genau an... und fanden des Pudels Kern: anscheinend hatten sich Bachflohkrebse in größeren Mengen gehäutet - und diese dünnen, durchsichtigen Häutchen trieben im Oberflächenfilm ab und wurden von den Forellen gefressen. Kein Wunder, dass keine der angebotenen Fliegen in der Lage war, dies auch nur annährend zu imitieren. |
Saale Ziegenrück - Hohenwarte
TS
Unterhalb des Stadtwehrs in Ziegenrück beginnt ein weiterer Saaleabschnitt, der bis zum Einlauf in die Hohenwartetalsperre reicht und der zur Angelerlaubnis der Saalekaskade zählt. Je nach Stauhöhe der Talsperre variiert die Länge des fließenden Abschnittes zwischen wenigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern. Vom Stadtwehr flussabwärts bis ca. 80 m unterhalb der Saalebrücke Ziegenrück ist das Revier als Flugangelstrecke ausgewiesen. Hier wird vornehmlich auf Bachforellen gefischt, unter ähnlichen Bedingungen wie in der weiter oberhalb liegenden Strecke, auch die wechselnde Wasserführung betreffend. Die Flussbreite beträgt hier um 50 Meter, der Grund ist kiesig, mit reichhaltigem Wasserhahnenfuß-Bewuchs. Weiter unterhalb wird der Fluss tiefer und breiter, hier kommen neben Forellen auch alle weiteren Fischarten der Hohenwartetalsperre in Betracht, also Hecht, Zander, Karpfen, Aal, Barsch, Plötze, Blei, Schleie, Wels u.a.. Im oberen Bereich ist die Zufahrt durch die Lage im Stadtgebiet problemlos möglich, weiter unten ist das Gewässer über Wirtschafts- und Wanderwege gut zu erreichen. Bewirtschafter der Strecke ist der LAVT Thüringen, die Angelkarte gilt neben dieser Strecke auch für die Saalestauseen (Saalekaskade-Angelerlaubnis). Es gibt 1/3/7-Tages- und Jahreskarten. Ganzjährige Saison unter Berücksichtigung der gesetzlichen Schonzeiten (Forellensaison 01.04.-30.09.) Ausgabestellen und mehr Details dazu: siehe Datenblock unten. |
Wehrstau
in Ziegenrück, auch folgende (2)
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Saale
Ziegenrück - auch hier wächst reichlich flutender Hahnenfuß
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Flugangelstrecke
mit Fliegenfischer
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Noch einige Infos
über die sich direkt an die obige Gewässerstrecke anschließende
Hohenwartetalsperre
(Quelle LAVT):
"Immer interessanter und erfolgversprechender wird die Pirsch auf kapitale Forellen, welche beginnend in der Saale bei Ziegenrück, im Mündungsbereich der Bäche und zunehmend auch im Freiwasser der Hohenwarte sowohl an der Oberfläche, wie auch in größeren Tiefen gefangen werden. Mit 730 Hektar Wasserfläche bei Vollstau ist die Hohenwarte ein riesiges Gewässer. Stolze 27 Kilometer ist die bereits 1942 in Betrieb genommene Talsperre lang. Eingebettet in einer waldigen, hügeligen Landschaft bietet sie Erholungssuchenden reichlich Raum. 182 Millionen Kubikmeter Wasser warten darauf, entdeckt zu werden. Anfang der 90 er Jahre jagte eine Rekordmeldung die nächste: reichlich Zander über 20 Pfund und starke Hechte über 30 Pfund konnten da überlistet werden. Die Wasserqualität war damals nicht die Beste. Vor allem der fehlende Sauerstoff unterhalb der 8-Meter-Grenze sorgte dafür, dass sich Räuber wie Friedfische auf engem Raum tummelten. Dabei ist die Talsperre über 50 Meter tief (an der Staumauer 65 Meter). Das Wasser ist in den vergangenen Jahren deutlich klarer geworden, Sichttiefen über acht Meter sind keine Ausnahme. Nunmehr verteilen sich die Fische über alle Wassertiefen – selbst in 30 Metern werden kapitale Hechte und Zander gefangen. Die Hohenwarte ist für Angler ein sehr anspruchsvolles, aber auch sehr interessantes Gewässer..." (mehr dazu, siehe in dieser PDF des Verbandes). |
Ausgleichbecken
Eichicht, von der Staumauer aus fotografiert
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Saale Ausgleichbecken Eichicht
Direkt unterhab schließt sich das als Salmonidengewässer ausgezeichnete Ausgleichbecken Eichicht mit einer Größe von 71 ha, 4.300 m Länge und einer durchschnittlichen Breite von 165 m an. Angeln ist hier in der Zeit vom 01.04. bis 30.09. erlaubt und dies ausschließlich mit Spinn- oder Flugangel (nur mit Kunstköder). Das interessante und im Gegensatz zu den größeren Talsperren überschaubare Gewässer hat viel Potential und ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Allerdings sind bei der Angelplatzwahl besondere Einschränkungen zu beachten (wegen Betriebsgelände der Pumpspeicherwerke und der Kraftwerke Hohenwarte, siehe LAVT Website, s. unten). Das Ausgleichbecken ist über die durch die Ortslage Eichicht vorbeiführende Straße leicht zu erreichen. Hauptfischarten sind Bachforelle, Barsch, Plötze. |
Staumauer
Eichicht
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Saale Eichicht - Kaulsdorf -
Fischersdorf - Weischwitz
Kommen wir nun zu einem Saale-Revier, welches überregional wohl am bekanntesten ist und jedes Jahr fliegenfischende Angelgäste nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem europäischen Raum anzieht: die Saale im Bereich Kaulsdorf (Eichicht - Kaulsdorf - Fischersdorf - Weischwitz). Bewirtschafter der rund 8 Kilometer langen Strecke ist der Angelverein Hohenwarte-Kaulsdorf, der 1994 durch die Vereinigung der bis dahin bestehenden Angelvereine Kaulsdorf/Eichicht und Hohenwarte neu gründet wurde. Das Revier ist recht abwechslungsreich und ein sehr positiver Aspekt für die Planung der Angeltour ist die ständig verfügbare Abrufmöglichkeit des Wasserstand-Pegels im Internet (siehe Datenblock unten). Das gilt natürlich auch für alle noch folgenden Saalestrecken weiter unterhalb. |
Saale
stromabwärts von der Staumauer Eichicht bei erhöhtem Herbstwasserstand
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Loquitzmündung
in Kaulsdorf...
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...
und unterhalb
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Während der obere Teil von der Staumauer bis zum Loqwitz-Einmündung ziemlich "Hochwassersicher" ist und auch bei längeren Regenfällen nie eintrübt, sieht es ab besagter Einmündung schon anders aus, denn von hier aus kann bei Schlechtwetter trübes Hochwasser in die Saale fließen und diese auf vielen Kilometern eintrüben. Die Saale ist hier 20-30 Meter breit, der Flussgrund ist kiesig bis steinig/felsig, meist gut bewatbar. Vorsicht ist jedoch beim Betreten von glitschigen Schieferfelsen bzw. beim Waten generell geboten, denn es gibt an manchen Stellen auch große Steine im Wasser, die man besser nicht übersehen sollte. Da die Hohenwarte- bzw. Eichicht-Talsperren Tiefenwasser abgeben, ist die Wassertemperatur der Saale in diesem Bereich auch im Sommer konstant niedrig, was ideale Voraussetzungen für einen Salmonidenfluss schafft. |
Saale
in Kaulsdorf (bei erhöhtem Herbstwasserstand, auch folgende Bilder)
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Saale
in Kaulsdorf-Tauschwitz, hier ist der Fluss im Sommer von ausgedehnten
Wasserhahnenfuß-Bänken geprägt
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Der obere Abschnitt der Strecke zeigt sich noch etwas arm an Wasserpflanzen (flutender Hahnenfuß), diese prägen aber ab Kaulsdorf-Tauschwitz stromabwärts ausgesprochen üppig das Revier (schon von der Straße aus wunderbar zu sehen) und bilden im Sommer einen weißblühenden Teppich. Diese Saalestrecke bietet dem Fliegenfischer ein abwechslungsreiches Revier, die Optik stimmt, flach strömende Bereiche wechseln sich mit Strömungsrinnen und tieferen Abschnitten ab, es gibt jede Menge interessante Angelplätze, auch der Fischbestand und das Insektenaufkommen können sich sehen lassen. Es lassen sich viele Wasserinsekten, Bachflohkrebse, sowie Köcher-, Stein- und Eintagsfliegen beobachten, auch der Kleinfischbestand ist gut. Die Fische haben dadurch ausreichend Nahrung und wachsen hervorragend, auch ein ausgeprägtes Steigverhalten ist oft anzutreffen. Die Bachforelle ist der Hauptfisch, vereinzelt werden Regenbogenforelle, Äschen und Bachsaiblinge gefangen. Über Bundes-, Ortsstraßen und Wirtschaftswege ist die gesamte Strecke sehr gut zu erreichen. |
die
Strecke im Sommer
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Hübsche
Bachforellen gibt es auch ...
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Es gibt Tageskarten und 10-Tageskarten bei diversen Ausgabestellen, verbandsorganisierte Angler (DAFV/VDSF) zahlen weniger. Die Angelsaison geht vom 1.Mai bis zum 30.September. Ein weiteres Plus: Der vom Angelverein Hohenwarte-Kaulsdorf bewirtschaftete Teil der Saale-Nebenflüsschen Loquitz und der Sormitz ist in der Saaleangelkarte mit enthalten. Achtung: Der Gewässerabschnitt Staumauer bis Messsteg (ca. 250 m) ist den Vereinsmitgliedern des Angelvereins Hohenwarte-Kaulsdorf vorbehalten. Ausgabestellen und mehr Details dazu: siehe Datenblock unten. |
Saale
in Fischersdorf (bei erhöhtem Herbstwasserstand, auch folgende Bilder)
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Das
Fischersdorfer Wehr wurde in den letzten Jahren vollständig rückgebaut,
top!
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Untere
Streckengrenze in Weischwitz
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Saale Reschwitz - Obernitz -
Saalfeld
Der Sportfischereiverein Reschwitzer Saale e.V. ist Pächter des anschließenden Saaleabschnitts, der rund 3 Kilometer lang ist und von Weischwitz bis zum Ortseingang von Saalfeld reicht. Gewässertechnisch und vom Fischbestand her gilt im Grunde das Gleiche wie in der oberhalb gelegenen Strecke - mit dem Unterschied, dass zwei Stauwehre mit Kraftwerken, Staubereichen und Ausleitungsstrecken die Strecke prägen: das Wehr Reschwitz und das Obernitzer Wehr, dessen Mühlkanal zur ehemaligen Neumühle, jetzt Schokoladenfabrik, abzweigt. (Weitere Informationen zu dieser Saalestrecke über evtl. Gastangelkarten, Website des Vereins etc. lagen uns zum Redaktionsschluss leider nicht vor.) |
Saale
von Weischwitz stromabwärts
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Obernitzer
Wehrstau
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Saale
Reschwitz/Obernitz
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Saale Saalfeld - Remschütz
- Schwarza/Rudolstadt
In meiner über Jahrzehnte intensiv befischten Saale "Hausstrecke" hat sich in jüngster Zeit einiges getan, sprich zum Positiven verändert. Die 7,5 km lange Strecke enthielt im Raum Saalfeld drei große Stauwehre, die 2020 allesamt - wie der Volksmund so schön sagt - "geschliffen" wurden, also nicht nur durchgängig gestaltet, sondern komplett zurück gebaut (siehe auch die Fotos weiter unten und die Infos dazu im Datenblock). DAS nenne ich doch mal ein gutes Beispiel, welches großräumig Schule machen sollte! |
Das Saale-Revier der
Pacht- und Hegegemeinschaft Saalfeld, die seit 1996 besteht und die einen
vertraglichen Zusammenschluss der Saalfelder Angelvereine zum Zwecke der
gemeinsamen Bewirtschaftung der Saale als Salmonidengewässer bildet,
ist wahrscheinlich das abwechslungsreichste der hier vorgestellten Reviere.
Der um 30 Meter breite und durchweg gut zugängliche Fluss hat hier
alles zu Bieten, was sich Fliegenfischer wünscht.
Durch die Stadt Saalfeld hindurch finden sich "städtische" Abschnitte mit flachen bis tiefen Bereichen, gesäumt von Straßen, Radwegen, Brücken und kleinen Parks. Weiter unten um Remschütz herum besteht dörflicher Charakter und die Natur nimmt wieder mehr Raum ein. Es gibt Strömungsrinnen sowie breite flachere bis tiefere Bereiche, wo man zwischen dem flutenden Hahnenfuß schöne Fische mit der Trockenfliege herauspicken und wo einem neben den üblichen Bachforellen zwischen 20 und 40 cm auch einmal ein richtig dicker Fisch begegnen kann. Auf den letzten Kilometern Richtung Schwarza finden wir schließlich gar keine Besiedlung mehr, nur noch landwirtschaftlich geprägte Natur. |
Saale
Saalfeld (teilw. Ausleitungsstrecke) auf Höhe Schokoladenfabrik (bei
erhöhtem Herbstwasserstand, auch folgende Bilder)
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Saale
Saalfeld am "Roten Felsen". Eine berühmte Stelle, wo es in den neunziger
Jahren u.a. noch Unmengen von Äschen gab!
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Verlockende
Sünde: ich komme einfach nicht an der Saalfelder Saale vorbei, ohne
auch regelmäßig in diesem Werksverkauf zu landen... ;-)
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Die
oberen Saalfelder Saale-Abschnitte
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Auch
hier gibt's hübsche Bachforellen
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Insektenaufkommen und Kleinfischbestand sind gut und bilden eine ausgezeichnete Nahrungsgrundlage. Besonders der Köcherfliegenreichtum ist hier zu erwähnen, der früher zu legendären Massenschlüpfen und zu einem entsprechenden Dämmerungssteigen (gefühlt) ALLER Fische führte. Heute hat die Intensität merklich nachgelassen, schieben wir es mal hauptsächlich auf die heute wesentlich verbesserte Wasserqualität, die natürlich auch Veränderungen der Artenzusammensetzung und Häufigkeit der Wasserinsekten mit sich bringt. Eine gute Fliegenwahl ist die trockene Sedge jedoch immer noch. |
So sah
das obere Saalfelder Wehr (Teilewehr) noch 2019 aus: eine Art "Raue Rampe"
mit einem mittig gefassten Strömungskanal
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und das ist das Teilewehr nach dem 2020 erfolgten Umbau
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Saalfeld
Stadtmitte
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Auch
das Zeiss-Wehr in der Stadtmitte wurde aktuell vollständig umgebaut
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Noch etwas anderes war in diesem Saale Revier früher bis um die Jahrtausendwende legendär: der nach heutigen Begriffen geradezu unfassbar hohe Äschenbestand und der enorm hohe Konditionsfaktor dieser Fische. Der Äschenbestand wurde Anfang der 2000er in wenigen Jahren vom "schwarzen Vogel" wieder komplett ausgelöscht, den die großen Talsperren und die Saale natürlich besonders magisch anziehen. Ab 2021 beschäftigt man sich im Saalfelder Raum erfreulicher Weise auch mit der Wiederansiedlung der Äsche. Aber das Grundproblem ist dadurch leider nicht gelöst, weshalb es je nach Härte des Winters ein Lottospiel bleiben wird, ob und wie sich die Bestände entwickeln können. |
Staubereich
Wehr Göritzmühle (unterstes der drei Saalfelder Wehre) ... welches
ebenfalls vollständig umgebaut wurde:
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So sah
es hier früher aus
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...
und so zeigt sich das Göritzmühlenwehr heute
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Sitzecken
laden an vielen Stellen entlang der Saale zum Verweilen ein
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Saale
Remschütz im Herbst (bei erhöhtem Herbstwasserstand) ....
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...
und im Sommer
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An weiteren, neben
der Bachforelle als Hauptfisch vorkommenden Fischarten werden genannt:
Barbe, Bachsaibling und Aal. Die Angelsaison geht vom 01.05. bis zum 30.9..
Es sind Tages-, Wochen- und Jahresangelkarten verfügbar. Das 7,5 km
lange Revier beginnt am Rödelsgraben und geht bis zur Gemarkungs-
grenze Schwarza/Rudolstadt. Der Großteil des Reviers ist als Salmonidengewässer
ausgeschildert, auch eine 2,3 km lange Flugangelstrecke ist vorhanden.
Alle weiteren Infos: siehe Datenblock unten.
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Auch
solch hübsche Saiblinge gab es hier gelegentlich in den Neunzigern
Unten: kleiner "Remschützer Bilderreigen" aus den letzten Jahrzehnten: |
Saale-Anekdoten: In den Neunziger Jahren fuhr ich meistens zum Abendsprung an die Saale. Heute hatte ich früher Zeit und war schon Mittags am Wasser. Unter den überhängenden Weidenbüschen in der Remschützer Koppelstrecke stiegen manchmal den ganzen Nachmittag über Forellen, die Eintagsfliegen und allerlei ins Wasser gefallenes Insektengetier einsammelten. So war es auch heute. Nach kurzer Inspektion entdeckte ich einen lebhaft steigenden Fisch im Schatten unter einem Weidebusch auf der gegenüberliegenden Uferseite, der nur kleine Ringe machte. Diese Herausforderung nahm ich natürlich liebend gerne an. Es dauerte eine Weile, bis ich mich unter den recht schwierigen Bedingungen eingeworfen hatte und das kleine Eintagsfliegenmuster so unterm Busch landete, dass es zumindest eine kurze Zeit unverdächtig auf den steigenden Fisch zutrieb. Und dieser kam hoch... und nahm die Fliege, jaaaaaaa!!! Der Anhieb brachte einen ganz kurz spürbaren Kontakt, der Haken fasste aber nicht. Für die nächste halbe Stunde hatte sich der Fisch "verkrümelt", dann begann er wieder zu steigen. Also das Gleiche nochmal, einige Fehlwürfe, dann kam ein guter Wurf und die Fliege wurde wieder genommen. Auch diesmal gab es einen kurzen Kontakt, aber der Haken fasste nicht. Wieder war die Forelle eine halbe Stunde vergrämt, dann stieg sie munter weiter. Dritter Versuch! Die Fliege kam gut und der Fisch stieg. Ich wartete diesmal einen Augenblick länger mit dem Anschlag (was extrem schwerfällt...) und setzte diesen dann wohldosiert. Und diesmal hing der Fisch. Und was für einer!!! Zuerst dachte ich, ich hatte ein U-Boot oder zumindest einen dicken Karpfen gehakt. Nach einem Drill mit langem Hin- und Her konnte ich den mächtigen Fisch schließlich über die Hand führen: es war eine dicke Traum-Regenbogenforelle mit glatt 60cm! Ein anderes Mal hatte ich nicht so viel Glück. Im Fluss stehend fischte ich mit einem Köcherfliegenmuster die gegenüberliegende Uferseite unter den Weidenbüschen ab. Neuer Wurf, neues Glück: ich setzte einen sauberen 15m Wurf zur anderen Seite ab. Die Fliege landete auch perfekt... mitten im Weidenbusch und saß bombenfest. Schei.... Ich setzte zwei, drei kräftige Anschläge mit der Rute, in der Hoffnung, die Fliege so lösen zu können. Auf einmal machte es "knack"... und meine schöne neue Orvis Power Matrix war in der Mitte durchgebrochen! :-( Ein anderer Saale-Fischtag, weiter unten in Richtung Schwarza. In diesem Sommer herrschte oft erhöhter Wasserstand, die großen Talsperren ließen ordentlich Wasser ab. Der Fluss hatte sich entsprechend angepasst und so hatte sich der Hahnenfuß auf der linken und rechten Uferseite zu jeweils über 1/3 der Flussbreite dicht und stark ausgebreitet, während sich in der Mitte des Flusses eine tiefe Rinne mit kräftiger Strömung gebildet hatte. Wir arbeiteten uns meistens durch die Wasserpflanzen in Richtung Flussmitte, um dort an der Strömungskante zu fischen, wo oft gute Forellen stiegen. Mein Angelkumpel fischte etwa 100m stromauf von meiner Postition und wir hatten uns (eigentlich) gut im Blick. Irgendwann stöberte ich in meiner Fliegendose nach nach einem neuen Muster, welches in anknüpfen wollte, und war deshalb ein paar Minuten abgelenkt, als plötzlich ein heftig gestikulierender Mensch in der Strömungsrinne direkt vor mir auf- und ab hüpfend vorbeitrieb. Da guckst Du erstmal blöd! Was war passiert? Mein Kumpel hatte im Eifer wohl einen Schritt zu viel gemacht, war in die Strömungsrinne geraten und hatte, sofort von der starken Strömung erfasst, den Bodenhalt unter den Füßen verloren. Alle paar Meter stieß er sich vom Grund ab und trieb so an mir vorbei. Damals fischten wir noch in dicken Neoprenwathosen, die Situation war also bei diesem Wasserstand alles andere als harmlos. Aber zum Glück ist nichts weiter passiert, einige Meter weiter unterhalb konnte er sich ins Kraut retten und gemeinsam halfen wir uns ans Ufer. Der in den neuziger
Jahren angesiedelte Äschenbestand kam mit den Bedingungen in der Saale
ausgezeichnet zurecht und explodierte geradezu, die Bestandsdichte und
den Konditionkaktor der Fische betreffend. Die Äschen mästeten
sich, indem sie die voller Insektenlarven steckenden Hahnenfußpflanzen
abweideten. Zwischendurch gab es Eintagsfliegen- und Bachflohkrebs- Snacks
und "vor dem Schlafengehen" stopften sie sich den Bauch nochmal richtig
mit Köcherfliegen voll. Die Äschen waren dadurch so fett und
rund, dass sie bei gleicher Länge mindestens ein Drittel mehr Gewicht
auf die Schuppen brachten als Äschen in jedem anderen Gewässer.
Eines Tages Ende September
erlebte ich einen Ausnahme-Fischtag, der sich fest in meiner Erinnerung
eingebrannt hat. Ich kam gegen Mittag am Wasser an, machte mich Fischerfertig,
suchte mir eine Stelle zum Einwaten und und begann zu Fischen. Das Wasser
war klar und recht niedrig, es schlüpften vereinzelt kleine Eintagsfliegen
und die Fische begannen zaghaft in den Rinnen zwischen dem flutenden Hahnenfuß
zu steigen. Was zunächst als nettes Trockenfliegenfischen mit ein
paar hübschen Bachforellen- Drills begann, änderte sich bald,
denn das Eintagsfliegenaufkommen verdoppelte sich halbstündlich, bis
es am späten Nachmittag bei einem ausgewachsenen Massenschlupf angekommen
war, das Wasser war voll von Fliegen und ganze Insektenwolken tanzten in
der Luft. So etwas muss man mal erlebt haben, es ist einfach unglaublich.
Fliegenfischerhimmel. Die Forellen stiegen zunächst an ihren Standplätzen
und das große Fressen wurde immer heftiger. Am späteren Nachmittag
verließen die Fische ihre Standplätze und rotteten sich zu einem
großen fressenden Schwarm zusammen, der in der Flussmitte umherzog
und die Eintagsfliegen von der Wasseroberfläche einsammelte. Dabei
schauten ständig Mäuler, Flossen und ganze Rücken der Fische
aus dem Wasser, einfach unfassbar! Der Fressrausch springt direkt auf den
Angler über: dieser bekommt einen Fangrausch, sofern man das passende
Fliegenmuster hat. Dem konnte ich mich natürlich auch nicht entziehen.
Ich zähle meine Drills nicht, aber ich glaube, ich habe noch niemals
zuvor so viele Bachforellen an einem einzigen Nachmittag gefangen...
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Saale
zwischen Remschütz und Schwarza/Rudolstadt
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Saale Schwarza - Rudolstadt -
Kirchhasel
Die an die obige anschließende Saalestrecke Schwarza - Rudolstadt - Kirchhasel beginnt am Fischstein Schwarza/Remschütz, reicht über ca. 13,3 Kilometer stromabwärts bis zum Fischstein unterhalb der Brücke in Kirchhasel und wird von der Pachtgemeinschaft "Saalebogen" e.V. bewirtschaftet. Gewässerart- und Breite, sowie Wasserstände, Grundbeschaffenheit, Fischbestände und Wasserpflanzenbewuchs decken sich grundsätzlich mit denen der weiter oben liegenden Saalestrecken, mit einigen Ergänzungen. An Fischarten werden aktuell gemeldet: häufig Bachforelle, ferner Aal, Äsche, Bachsaibling, Bachschmerle, Barsch, Döbel, Groppe, Hecht, Karpfen, Regenbogenforelle, Rotauge, Schleie, Hasel. Die Gewässertiefe des 20-30 m breiten Flusses liegt hier zwischen 0,3 und 3,0 m, im Durchschnitt bei ca. 0,9 m. Es gibt zwei ausgewiesene Fliegenstrecken, die ganzjährig beangelbar sind mit Ausnahme auf Salmoniden (Schonzeiten). Ab 2020 gibt es ein Watverbot für den Monat April! Angeln ist mit Ausnahme der anliegenden Industriegebiete fast überall möglich. |
Saale
in Schwarza
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Schwarzamündung
(von links) - hier gab es früher die dicksten Äschen ...
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Ein
Stück weiter stromabwärts, im Industriegebiet Schwarza-Volkstedt
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Die Strecke beinhaltet auch mehrere Stauwehre mit Wasserkraftwerken und Ausleitungsstrecken. Während eines der Wehre (die Volkstedter Rampe) hier wie auch schon in Saalfeld vorbildlicherweise im Jahr 2020 zurück gebaut wurde, gibt es an anderen Stellen noch Handlungsbedarf. |
Wehrstau
des Saalekraftwerks "Alte Mühle" Unterpreilipp
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Kraftwerkskanal
des Saalekraftwerks "Alte Mühle" Unterpreilipp
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Saale
Ausleitungsstrecke in Unterpreilipp
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2020
"entschärftes" Saalewehr "Volkstedter Rampe" in Rudolstadt/Volkstedt
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Herbstliche
Saale in Rudolstadt (auch folgende Bilder)
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Epilog:
Auch wenn man die im Bericht vorgestellten Saalestrecken zumindest in Sachen
Fischbestände und Insektenreichtum nicht mehr mit den paradiesischen
Zuständen vor 20 oder 30 Jahren vergleichen kann und wenn man sich
den Widrigkeiten wie schwankenden Wasserständen und hohem Befischungsdruck
stellen muss - ist die Saale auch heute noch ein Natur- und Fliegenfischerparadies,
welches einen Besuch immer lohnt. Und sollte es mit dem Fliegenfischen
mal nicht so klappen, bietet das schöne Saaletal mit seinen hübschen
Städtchen und weitgehend intakter Natur eine Vielzahl an touristischen,
kulturellen bis sportlichen Freizeitmöglichkeiten, die sich zu entdecken
lohnen!
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Tackle-Tipps & Fliegen für die Saale |
Die Saale ist ein
ideales Revier für die Trockenfliege! An erster Stelle ist hier die
Köcherfliege zu nennen, weshalb Rehhaar-Sedges und andere bräunliche
Köcherfliegenmuster auf Hakengrößen #14 oder #12 immer
eine sehr gute Wahl sind. Ganz besonders natürlich an lauen Sommerabenden.
Auch verschiedene Eintagsfliegen, hier meist kleinere Muster auf Hakengrößen #14 bis #16 sind der Bringer, wenn einer der häufigen Schlüpfe im Gange ist. Einheimische Experten sind hier auch mit einer Nassfliege im "Wet-Swing-Verfahren" oft erfolgreich. Manchmal stehen Steinfliegen auf der Speisekarte, im Juni Yellow Sallys und im Herbst kleine schwarze Needle Flies. Im Sommer kann man auch mit geflügelten Ameisen-Imitationen erfolgreich sein, schwarz und #14. Maifliegen sind an der Saale nicht das Thema, nehmen aber in den letzten Jahren in manchen Abschnitten zu. Wer es mit der Nymphe versuchen möchte, sollte neben den gängigen Eintags- und Steinfliegennymphen auf jeden Fall auch Köcherfliegenpuppen probieren. Und nicht zu vergessen: Bachflohkrebse. Da die Saale reich an Kleinfischen wie Elritzen, Koppen und Stichlingen, sowie mancherorts auch an Weißfischbrut ist, können Streamerfischer mit den entsprechenden Imitationen erfolgreich sein. In der Vergangenheit waren zu manchen Zeiten und an manchen Plätzen schwarze Wooly Bugger als Blutegel-Imitationen ausgesprochen erfolgreich, dies hat sich aber geändert, seitdem sich die Wasserqualität in den letzten Jahren sehr deutlich verbessert hat. Als Fliegenruten wählen wir Modelle der Schnurklassen #4, 5 oder 6, in Längen von 8'6" oder 9'0" Fuß und als Fliegenschnüre reichen schwimmende Versionen völlig aus. Mit Vorfachspitzen von 0,16mm ist man beim Trockenfliegen-, Nass- und Nymphenfischen meistens gut aufgestellt, bei starken Pflanzenwuchs ist ein 0,18er dringend angeraten. Beim Streamerfischen verwenden wir 0,22mm Spitzen. |
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Quelle:
Regionalverbund Thüringer Wald e.V.
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Ein Beitrag und Fotos von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - 2021. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Beitrag ist verboten. |
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