(K)eine Reise der Gegensätze - von gefrorenen Ruten und qualmenden Rollen - Bericht einer besonderen Fischerreise über das Ende der Welt bis zum Äquator
Teil 1: In der World’s End Lodge am magischen Rio Irigoyen in Argentinien
Ein Reisebericht von Roberto Schmidl, Rob Birker und Carsten Dogs
Dieser Bericht soll ein Rückblick auf eine sehr besondere Reise sein, wie sie die meisten von uns - wenn überhaupt - nur einmal im Leben machen. Im März 2024 machte sich eine kleine Reisegruppe auf den Weg nach Feuerland in Argentinien, um dort am Río Irigoyen in der World’s End Lodge große Meerforellen zu fangen. Nach dieser Reise sollte es über Panama weiter nach Venezuela gehen, um auf Los Roques die Vielfalt der Karibik zu genießen.
Autoren dieses Berichts sind zwei Teilnehmer der Reise, sowie ich, Inhaber von pukka destinations. Wir drei schildern die Reise aus unseren unterschiedlichen Blickwinkeln.

Die Idee

<Carsten> 
Februar 2023, wir sitzen in der Bella Sofia Lodge am Rio Gallegos in Argentinien nach einem typischen, üppigen Asado. Wir reden über zukünftige Reisen, tolle Destinationen kommen auf den Tisch. Unter anderem eine meiner Favoriten, die World’s End Lodge am magischen Rio Irigoyen in Argentinien.
 

In der Bella Sofia Lodge am Río Gallegos reift im März 2023 die Idee zur Reise.
Roberto erzählt, dass er kommendes Jahr einen runden Geburtstag feiert, er hätte großes Interesse, sich einmal Feuerland zu gönnen. Eigentlich würde er aber gerne mal wieder ins tropische Salzwasser gehen.
Ohne wirklich nachzudenken sage ich, dass man ja auch beides machen könne - Feuerland und Karibik. Drei von sechs am Tisch finden das eine super Idee! Zwei weitere wollen noch nicht ins Salz, und ich bin sowieso offen für die Idee und biete an, nach der Rückkehr nach Deutschland einfach mal die notwendigen Gabelflüge zu prüfen. Damit hätte ich nicht gerechnet, ich bin aber euphorisch über diese Idee - dieser Trip wäre etwas sehr außergewöhnliches.
Ich ahnte damals noch nicht, welche Steine uns in den Weg gelegt würden. Dazu aber später mehr.

<Roberto>
Wein beflügelt bekanntlich die Geister, besonders, wenn man ein gutes Glas Rotwein in einem sagen umwobenen Land bei Kaminfeuer mit Freunden genießt. Vielleicht ist der argentinische Malbec, den wir am Rio Gallegos in Patagonien in der Lodge verkosten, schuld an dem, was kommen sollte. Oder einfach nur die ungezügelte Lust auf Abenteuer in fernen Ländern, mit der Fliegenrute in der Hand, um das Leben in unberührter Natur zu spüren. Wie immer an solchen Abenden sprechen wir über vergangene Fliegenfischer Abenteuer, so auch an diesem. So kam es, dass ich bei einem Gespräch zwischen Carsten und Rob am Abend, über den Rio Irigoyen dann auch neugierig werde und frage, was das wohl für ein Fluss sein sollte, der da so sagenumwoben klingt. Als ich die Bilder und die Lokation in Feuerland sehe, ist für mich klar, da musst du hin, zum Fliegenfischen ans Ende der Welt. Dabei fällt mir jedoch ein, dass ich unbedingt mal wieder zum Fliegenfischen ins Salz will, da das eigentlich meine große Liebe ist. Aus beruflichen Gründen ist meine Zeit leider immer noch etwas begrenzt, also was tun, ans Ende der Welt oder in tropischen Gefilden bei Sonne, Palmen und Meer zum Fischen? Ich hatte meinen innerlichen Zwiespalt noch gar nicht verarbeitet, da hat Carsten die zündende Idee und meint, warum nicht kombinieren. Wenn wir schon auf dem südamerikanischen Kontinent sind, bietet sich doch Los Roques an, eine Salzwasser-Destination, die wieder im Angebot war und die ich bereits kenne. Ich kann Carsten gerade noch meine Begeisterung für diese Idee signalisieren, da schweifen meine Gedanken beim Blick in den Kamin schon ab, in diese sagenhafte Reise, um auf einem Kontinent den äußersten Süden und den äußersten Norden zu befischen. Von einem Extrem ins andere.
 

Die World’s End Lodge - Rob und Carsten kennen sie bereits gut aus vorigen Reisen.

<Rob>
Tropisches Salzwasserfischen? Sollte ich das nicht auch mal endlich ausprobieren? Aber ich möchte doch auch nicht auf meine Reisen zu den silbernen Meerforellen verzichten. Offenbar muss es ja gar kein Entweder/Oder sein, daher war ich auch gleich Feuer und Flamme für die Idee einer kombinierten Reise. Ohne mir darüber im klaren zu sein, dass es vielleicht ein etwas komplexes Unterfangen werden können, allein, was das die doppelte Ausrüstung betrifft…
         
Los Roques in all seiner Pracht - die Flats sind atemberaubend schön.

Die Planung und Realisierung

<Carsten>
Nach Rückkehr aus Argentinien in 2023 ging ich direkt in die Planungsphase der Reise. Gabelflüge waren machbar, ich wollte versuchen so viele Flugsegmente wie möglich auf ein Ticket zu bekommen. Die unterschiedlichen Abflughäfen machten das nicht einfacher, aber Star Alliance Optionen waren buchbar.
Die Woche in der Worlds End Lodge sollte eine Woche Mitte März werden, Los Roques wollten wir nach einer Übernachtung in Buenos Aires anfliegen. Kurioserweise waren kurz danach keine Flüge nach / bis Venezuela buchbar, und zwar bei allen Airlines, die in Frage gekommen wären. Wird Venezuela nun auch nicht mehr von den spanischen, portugiesischen und türkischen Gesellschaften angeflogen? Wir rufen bei Iberia an, die Dame weiss nichts und kann uns keine Auskunft geben. Wir mussten also warten. Irgendwann im Mai musste ich die Woche in Argentinien bestätigen, und konnte mit den Partnern in Venezuela aushandeln, dass die Woche dort geblockt bleibt, bis wir mehr zu den Flügen wissen. Das war dann im Sommer der Fall, sie waren doch wieder verfügbar. Nur leider nicht mit der Star Alliance. Wir würden aus Hamburg, Berlin, Frankfurt und München nach Bunenos Aires reisen, von dort weiter nach Ushuaia, und nach der Woche in der World’s End Lodge zurück. Dann eine Nacht in BA verbringen, Rotwein und Steak genießen, und am nächsten Vormittag über Panama nach Caracas reisen. Dort noch eine Nacht im Mariott-Hotel (fernab der Stadt und sicher!), und dann am nächsten Morgen nach Los Roques fliegen. Die anderen Venezuela - Gäste würden entweder schon von Ort sein, oder am 23. März zu uns stoßen, wenn wir in Caracas ankommen. Mein Planungsordner wuchs, einige Gäste verloren den Überblick und gaben mir volles Vertrauen in die Hand. Argentina & Venezuela - here we come! :-)

<Roberto>
Nach dem Angelausflug ist vor dem Angelausflug, ja ich weiß, der Spruch ist gestohlen, aber passt. Kaum waren wir aus Patagonien zurück, ging die Planung schon wieder von vorn los. Dabei hat Carsten ja die meiste Arbeit. Für mich heißt er nur bangen, klappt das, was wir uns da vorgenommen haben oder nicht. Dabei habe ich schon mal Flüge von München nach Buenos Aires und von Caracas nach München geprüft. Nach langen Diskussionen mit der Lufthansa Hotline war alles gebongt. Meine Interkontinentalflüge mit der LH nach Buenos Aires und der TAP von Caracas zurück nach München sind gebucht, nachdem Carsten uns grünes Licht gegeben hatte. Südamerika, here we come. Einige meiner Freunde, denen ich das erzähle, meinen, ich wäre wohl übergeschnappt. Aber man lebt nur einmal und so ein Abenteuer möchte ich mir nicht entgehen lassen. Apropos Abenteuer, mir steht der Angstschweiß auf der Stirn, als ich darüber nachdenke, was ich wohl alles packen will und wie viel das Gepäck dann am Ende wiegen würde! Wir müssen doch für zwei völlig verschiedene Klimazonen und Angeltechniken packen, und dazu kommt dann wie immer meine Fotoausrüstung. Dazu später mehr...

<Rob>
Als wir begeistert an dem Abend am Rio Gallegos diese Idee zu dem Trip hatten, hatte wahrscheinlich keiner daran gedacht, wie herausfordernd die Planung werden würde. Ich glaube nicht mal Carsten war es bewußt, welche Hindernisse da auf uns zukommen können, aber wir haben uns darauf verlassen, dass er das hinbekommt. Und wie immer hat er das auch!
 

Vor der Reise

<Carsten>
Vier Wochen vor Abreise schreibt Sabine aus dem Reisebüro: unser Flug von Buenos Aires nach Panama ist storniert. Copa Airlines hat uns auf einen anderen Flug umgebucht, der überhaupt nicht mehr zum Flug von Panama nach Caracas passt. Ich suche alternative Verbindungen - es gibt eine nachts um 01:00, aber Copa kann diese nicht betätigen. Es vergehen ein paar Tage bis kurz vor der Widerspruchs-Deadline zu den von Copa alternativ gebuchten Flügen - seit Corona machen mich die Airlines wahnsinnig… Nur mit viel Mühe und persönlichem Engagement können wir Gottseidank doch auf die 1 Uhr Maschine gebucht werden. Für unseren Plan bedeutet dies, dass wir gegen 16 Uhr in Buenos Aires von Ushuaia in Buenos Aires ankommen, um 19:00 Uhr bei Don Julio essen, und um 22 Uhr zum internationalen Flughafen Ezeiza fahren werden. Etwas straffer als geplant, aber trotzdem machbar. Zitat Dirk:“ …mit nem Steak und ner Pulle Rotem im Bauch fliegt es sich super!“ Wir haben also einen neuen Plan - alle Gäste sind zufrieden, ich atme erst einmal durch - Komplikationen abgewendet.

<Roberto>
Da Carsten das Thema mit den Flügen im Griff hatte, brauchte ich mich Gott sei Dank nicht um das Debakel mit den stornierten Flügen in Südamerika zu kümmern und kann mich vollends auf ihn verlassen. Er bekam sozusagen Card Blanche! Leider ist es bei uns ja Winter und so kommt es dann auch, dass ich neben mehreren Geschäftsreisen nach Asien noch zweimal krank werde und mich zumindest körperlich und wurftechnisch nicht optimal vorbereiten kann. Ein Umstand, der mir später eine ziemlich blöde Schleimbeutelentzündung in meiner Wurfschulter kosten wird. Aber first things first, trotz Krankheit und sonstigen Widrigkeiten muss ich mich vorbereiten. Das Packen ist neben der physischen Vorbereitung meine größte Sorge und so verbringe ich die Wochen damit, immer wieder alles neu zu sortieren, zu wiegen und zu packen, um wenigstens einigermaßen im Rahmen zu bleiben. Carsten gab mir schon sein Gewicht durch, 23 kg ("so ein Streber" dachte ich mir). Wie um Himmelswillen soll ich das jemals hinbekommen? Welche Ruten und Rollen nehme ich mit, welche Schnüre usw. Nach mehreren Beratungen mit Carsten habe ich am Ende dann doch fünf Ruten eingepackt, zwei der Klasse 7 und 8 für Patagonien und eine Klasse 7, 8 und 9 fürs Salzwasser. Dazu kommen dann noch 5 Rollen und einiges an Schnüren, um auf alles vorbereitet zu sein. Komplettiert habe ich dann das Ganze mit den restlichen Utensilien, 2 Paar Schuhe, Wathose, Jacken, Shirts und Fliegen und so weiter. Alles jeweils für die entsprechende Fischerei und Klimazone. Dazu kommt dann noch meine Kameraausrüstung samt Drohne. Für die wir auch noch eine Genehmigung in Venezuela benötigten. Was für ein Aufwand, dachte ich mir, und wer bitteschön soll das alles schleppen?

 <Rob>
Wie oben gesagt konnten uns voll auf Carsten verlassen. Er hat uns mit den nötigsten Infos während der gesamten Reiseorganisation auf dem Laufenden gehalten (die haarsträubenden Details erzählte er uns später während der Reise), am Ende konnte er dann ja auch fast alle Hindernisse überwinden. Wenn da Murphy kurz vor dem Beginn unseres Trips nicht doch noch einmal mit einer Herausforderung auf uns gewartet hätte - es schwappten beinahe täglich neue Streikwellen durch Deutschland.
 

Kurz vor der Reise

<Carsten>
Vor allem in den letzten Wochen vor Abreise schwelen Tarifkonflikte in Deutschland und legen teilweise Bahn und Luftverkehr komplett lahm.
Am 14. März wollen wir losfliegen, fünf Airports werden an diesem Tag komplett bestreikt, unter anderem Hamburg und Berlin…Was nun? Ich hänge am 13. März in der Iberia-Hotlinne und frage nach alternativen Verbindungen. Die Dame sagt, ich sollte mit meinem Reisebüro sprechen!? Beim dritten Versuch bekomme ich wirkliche Hilfe, um 11 Uhr bin ich spontan für heute umgebucht, ich fliege in vier Stunden über Madrid nach Buenos Aires. Schnell denn ganzen Tag umgeplant, Verpflichtungen delegiert, und schon sitze ich im Taxi zum Airport. Beim Baggage-Drop dann die Ernüchterung: die Maschine nach Madrid ist überbucht, ich bin Stand-By…so eine Sch*****. Ich habe in dem ganzen Stress komplett vergessen mich einzuchecken. Ich stehe am Gate, telefoniere mit einem Freund und kann es nicht fassen. All die Mühe, der Aufwand der letzten Monate, hängt jetzt am seidenen Stand-By-Faden. Als die Maschine schon fast voll ist, kommt eine resolute Spanierin von Iberia und sagt, ich muss mitfliegen, unbedingt, es geht nicht anders (die Kompensationszahlungen der Airline wären sonst vermutlich recht hoch gewesen...). Sie macht einen Ausruf, es fehlen noch zwei Personen. 30 bange Sekunden vergehen, niemand kommt. Habe ich eine Chance? Noch ein Ausruf. Niemand kommt. Der Drucker läuft und spuckt einen Boarding-Pass aus. Die Dame reicht ihn mir, lächelt mich an, und kann in die Maschine. Alles wird gut!
Schon vorher war ich mit den anderen Gästen in Kontakt. Die beiden aus Hamburg und Berlin können mit der Bahn am 14. nach Frankfurt reisen, die aus Frankfurt bzw. München haben keine Probleme.

<Roberto>
Die letzten Tage vor der Abreise verliefen dann wie immer blitzschnell und absolut chaotisch. Es waren abermals Streiks und damit Zug- und Flugausfälle angesagt. Jetzt geht das Umdisponieren los. Alle sitzen wie auf Kohlen, weil wir nicht genau wissen, bei wem die Streikausfälle nun wirklich zuschlagen würden. Hatte ich mich doch schon im Jahr davor bei meiner Patagonien Reise vor dem Streik gerettet, hoffe ich dieses Mal abermals auf mein Glück. Während die anderen umdisponieren müssen, habe ich buchstäblich richtig Dussel und mein Zubringerflug aus München nach Frankfurt fliegt planmäßig. Mein Urlaubsfeeling setzt indessen langsam ein. In Frankfurt (Main) angekommen, treffe ich dann auch Dirk und Rob im Flughafen.  Bei einem Glas Wein bereiten wir uns mental auf den 13-Stunden-Flug nach Buenos Aires vor, der planmäßig zur Passage übers Mittelmeer, Westafrika, den Kanaren und Azoren über den Atlantik nach Argentinien abhebt.

<Rob>
Die Tage vor der Abreise waren ein Auf und Ab, mit viel Zeit in der Warteschleife der Hotline der Airline, es war zermürbend („Sie sind auf Warteplatz 132“), aber am Ende ging alles gut. Ich musste für die Anreise nach Frankfurt auf die Deutsche Bahn umsteigen. Ich komme mit genügend Puffer am frühen Donnerstagabend am Frankfurter Airport an und freue mich auf den gemeinsamen Flug mit Roberto und Dirk nach Buenos Aires. 
 

Ankunft in Argentinien

<Carsten>
Meine Flüge nach Madrid und Buenos Aires verlaufen ohne weitere Probleme, morgens am 14. März lande ich in Buenos Aires. Ich habe den ganzen Tag für mich und checke bei John ein, einem Briten, der in Buenos Aires lebt und ein Guesthouse betreibt. John ist vor über zehn Jahren zum Tangotanzen nach BA gekommen. Er hat sich so in die Stadt verliebt, dass er kurzerhand ein Haus gekauft und umgebaut hat, und zwischen der Stadt und dem Tigre-Delta pendelt (mitten im Dschungel hat er ein weiteres Haus, mit Golden Dorados vor der Tür...). Ich gehe abends essen, und dann früh schlafen, am nächsten Morgen um 5 Uhr geht es los, um die anderen am internationalen Airport von Ezeiza abzuholen.

Nacheinander trudeln sie aus Amsterdam und Frankfurt ein, wir umarmen uns, wir haben es trotz der Streiks alle geschafft! Erst einmal fahren wir alle zum Frühstücken in ein Café. Welch Erleichterung nach der Ungewissheit, ob alle ankommen werden. Zum Mittagessen geht’s in das Vereinsheim des lokalen Angelvereines, direkt gegenüber vom Inlandsflughafen. Empanadas mit Fisch und ein Bier sättigen uns, und kurze Zeit später sind wir auf dem Weg nach Feuerland. Unser Transfer steht schon bereit, und vier einhalb Stunden später sind wir endlich am Ende der Welt angekommen, am Río Irigoyen in der World’s End Lodge.

<Roberto>
Das Schönste am Fliegen ist, keine Anrufe, keine SMS oder WhatsApp Nachrichten, keine E-Mails, einfach nur sein, den Augenblick genießen und vielleicht auch neue Menschen kennenzulernen, zumindest für mich. Die Anspannung und Antizipation, darauf, was einen beim Öffnen der Tür des Flugzeuges erwartet, in dem Wissen, dass du auf einem anderen Kontinent aussteigen wirst. Gerade das ist es, was diese Fliegenfischerreisen so faszinierend für mich macht. Hier sind wir nun in Buenos Aires, über 11.000 Kilometer von zu Hause entfernt, aber bislang nicht mal am Ziel unserer Reise angekommen. Das Wiedersehen der Freunde in Buenos Aires ist dafür umso schöner, und nachdem wir die Zoll- und Passkontrolle passiert und unser Gepäck eingesammelt haben, sollte es einfach noch weitergehen. Die argentinische Sonne küsste uns, als wir den Flughafen verlassen, um zum Inlandsflughafen zu wechseln. Die Wärme tut einfach gut. Das Treiben der Menschen im und um den Flughafen herum, das Gewusel und die vielen Eindrücke geben mir das Gefühl von Leben. Nach einer kleinen Stippvisite beim lokalen Angelverein und einer Stärkung mit Bier und Empanadas geht es zum nächsten Flughafen für unseren vierstündigen Flug nach Ushuaia. 
 

Blick aus dem Hotel in Buenos Aires - trotz aller Widrigkeiten angekommen.
Abermals 4 Stunden fliegen, denke ich, OMG. In Ushuaia, der weltweit südlichsten Stadt angekommen, legt sich gemächlich der dunkle Schleier der Dämmerung schon über die Landschaft, aber wir können doch noch einige grandiose Eindrücke über diese Berglandschaft wie den Cerro Cinco Hermanos mitnehmen, bevor der Tag endgültig der Nacht wich. Als wir dann im Bus auf unserem letzten Stück der langen Reise, der vierstündigen Autofahrt zur Lodge, sitzen, lege ich mir die Karte Südpatagoniens abermals in meinem fotografischen Gedächtnis zurecht. Da ich einiges über die Entdecker der Magellanstraße, der Beagelpassage, der Francis Passage und Feuerlands und der Stadt Ushuaia gelesen hatte, keimt auch in mir ein Hauch von Entdeckern und Abenteurern auf. Meine Blicke und Gedanken schweifen über die fast schon nachtschwarze Landschaft, um wenigstens etwas davon zu erahnen, wie es zu den Zeiten der Entdecker wohl war, als mich dann doch die Müdigkeit trotz schaukelnder Fahrt übermannte. Wir unterbrechen unsere Fahrt kurz im Nirgendwo, um noch einmal eine Stärkung zu uns zu nehmen. Mein Schlaf wird vom Schaukeln des Trucks, auf den wir gewechselt haben und den vereinzelt im Scheinwerferlicht vorbei huschenden Tieren unterbrochen. Nach einer gefühlt endlosen Fahrt werden wir von den in der schwarzen Einsamkeit strahlenden Lichtern der Lodge und dem im Schweinwerferlicht schimmern Schild empfangen, auf dem Rio Irigoyen Lodge steht. Wir sind da! Jetzt schnell die Zimmer beziehen, die hervorragend und geschmackvoll ausgestattet sind und dann ab ins Bett.
         
Das Heim des Angelvereines Buenos Aires mit angeschlossenem Restaurant. Natürlich muss man als Fischer vom Steg schauen (zu sehen war im trüben Wasser nichts…).
<Rob>
Der Anflug nach Ushuaia ist spektakulär, im Sinkflug kommt man den kargen, zum Teil schon schneebedeckten Gipfeln der Anden immer näher, und plötzlich ist man über dem blauen windgepeitschten Wasser des Beagle Kanals, in der Ferne erahnt man die Ausläufer der riesigen Gletscher in Chile, die sich bis in die Meeresenge erstrecken.

Genauso beeindruckend ist die Fahrt an den Rio Irigoyen, zuerst geht es wieder über die Ausläufer der Anden in Richtung Norden, um dann auf einer Schotterpiste entlang der Küste endlich am späten Abend in der Lodge anzukommen.
 

Die World’s End Lodge – Woche

<Carsten>
Unsere Vorgruppe hatte super Fischerei, eine der besten Wochen der Saison. Ein Gast von mir hatte 15 Fische bis 95cm, fast alle sind wir wahnsinnig heiss. Auch die Guides sind sehr zuversichtlich, dass wir eine gute Woche haben werden.
Morgen schauen wir auf den Fluss, der Wasserstand ist perfekt, leider gab es einen Kälteeinbruch über Nacht. Ich bin skeptisch, ich kenne das schon von anderen Meerforellenfischereien. Der Fluss ist definitiv voller Fisch, doch wie sieht es mit der Aktivität der Fische aus?
                       

Morgendlicher Blick von den Gästezimmern auf den Aufenthaltsraum und der World’s End Lodge und den Río Irigoyen.
Ein Fisch der Vorwoche.

Am ersten Tag fangen alle ein paar kleinere Fische, am nächsten Tag landen wir die ersten „richtigen“ MeFos, für die Feuerland so berühmt ist. Volkmar landet einen Fisch mit 87cm, der der Fisch der Woche sein sollte.
Ich erinnere mich an das Befischen eines Pools, beim stromauf-Schauen sehe ich einen Fisch an einer Stelle rollen, die wir sonst nie befischen. Am nächsten Tag sage ich Exe, dem Guide, dass ich dorthin möchte, einfach aus einem Bauchgefühl heraus. Exakt an der Stelle des Rollers nimmt ein großer Fisch meine Fliege, leider verliere ich ihn nach kurzem Drill. Besonders ärgerlich, wenn die Chancen auf wenige am Tag beschränkt sind.

In den kommenden Tagen bleibt die Fischerei herausfordernd, wir probieren viel - unterschiedlichste Muster, verschiedene Zeiten (keine Mittagspause, länger am Abend fischen, Nebenfluss Malenguena, Oberlauf Irigoyen), wir fangen Fische, aber nicht so wie die Gruppe in der Vorwoche. Am Ende haben drei von den 4 Gästen einen Fisch über 80cm gelandet. Ich drücke dem letzten der vier bis zum Schluß die Daumen, er fischt super, und hätte eine großen Fisch mehr als verdient. Er bekommt Chancen, doch leider bleibt am Ende kein großer Fisch für ihn hängen.

Am Freitag morgen um 06 Uhr gratulieren wir Martín, unserem Koch der Woche, noch mit einem "Viel Glück und viel Segen"-Kanon, bevor ein langer Reisetag beginnt. Wir sind pünktlich in Ushuaia, und haben sogar noch Zeit für den Flug nach Panama einzuchecken (die Lehre der Hinreise habe ich gelernt!). In Buenos Aires wartet unser Fahrer bereits auf uns bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad. Nächster Halt ist die Innenstadt, Dirk wird dort übernachten und am nächsten Tag nach Hause fliegen. Um 19 Uhr haben wir wie eingangs erwähnt einen Tisch bei Don Julio, einer der besten Parillas (Grillrestaurants) der Welt. Es gibt kein Steak unter 500 Gramm auf der Karte, und einen Weinkeller mit mehr als 70.000 Flaschen. Das Essen ist sensationell, um 22 Uhr ist Fahrer Jorge am Hotel und es geht weiter an den internationalen Flughafen von Ezeiza.
 

Typischer Anblick am Irigoyen - viel Totholz gibt den Meerforellen perfekten Schutz.
Im Mittel- und Oberlauf fliesst der Fluss durch einen Lenga-Wald und wirkt noch mystischer.
Carsten mit einem schönen Fisch aus dem Mittellauf.
Blick aus der Lodge zu Mittag - eine Guanaco-Herde schaut vorbei.

<Roberto>
Habe ich erwähnt, dass Carsten noch bei der Einweisung um 1 Uhr in der Früh meint, wir wollen schon in der Früh raus zum Fischen? Das habe ich dankend abgelehnt und signalisiert, dass ich dann am Nachmittag mitgehe und erst mal ausschlafen möchte und alles in Ruhe herrichten. Später stellt sich heraus, dass das wohl die richtige Entscheidung war.
Das Morgenlicht küsst mein Zimmer, als ich nach einem erholsamen Schlaf aufwache. Ich sehe mir das Zimmer noch einmal in Ruhe an. Es ist klassisch, aber trotzdem geschmackvoll für eine Lodge, alles aus Holz, mit integrierten Regalen und viel Platz für meine Ausrüstung. Das Bad ist geräumig und kuschelig warm. Also zunächst eine Dusche nehmen und dann sehen wir weiter. Im Vorraum der Lodge brennt der Holzofen und so kann ich meine Ausrüstung in Ruhe bei einem gemütlichen Feuer und einer Tasse südamerikanischem Kaffee herrichten. Der Blick nach draußen durch die großen Fenster beeindruckt durch eine grandiose Landschaft, die vom gelben Morgenlicht der aufgehenden Sonne geflutet wird. Also nichts wie raus und in den Aufenthaltsraum der Lodge mit der angeschlossenen Küche, um das hervorragende Frühstück mit Ausblick auf ein Land aus vergangener Zeit zu genießen.

Meine Entscheidung, den Vormittag vorerst auszuruhen, war goldrichtig. Ich nutze die Zeit, um meine Ausrüstung akribisch herzurichten und die Umgebung der Lodge mit meinem Fotoapparat zu erkunden. Und so spaziere ich in der argentinischen Sonne die Mündung des Irigoyen bis zum Meer hinunter. Auf meinem Weg treffe ich auf einen Caracara, einige Wildpferde und Guanakos und natürlich jede Menge anderer Vögel. Am Meer angekommen genieße ich den grandiosen Blick auf die Küste des Atlantiks bis hinunter zur Spitze des südamerikanischen Kontinents, die nur noch ca. 60 Kilometer entfernt war. Beim Anblick der Wellen des Atlantiks, die den Strand umarmen, fließen meine Gedanken in die Vorstellung, was wohl all die Seefahrer gedacht haben, die diesen Kontinent das erste Mal nach einer langen Überreise sahen.

Ich genieße gerade die Mittagssonne, als die anderen von ihrem ersten Angelabenteuer zurückkehren. Leider war der erste Morgen nicht von Erfolg gekrönt, was meine Entscheidung bestätigte, alles etwas ruhiger angehen zu lassen. Wir nehmen über Mittag eine Stärkung in der Lodge zu uns und dann geht es los, mein erstes Angelabenteuer am Rio Irigoyen.

Am Samstagnachmittag ist es dann so weit. Ich stehe mitten im Fluss am Two Colours Pool und mache meine ersten Würfe im Dunklen, aber klaren Wasser. Umsäumt von Kiesbetten, Baumstümpfen, Gräsern und Büschen und alten Bäumen schlängelt sich der Fluss durch diese wundervolle Landschaft. Welch sagenhaften Fischreichtum er wohl vor mir verbirgt? Am heutigen Tage wird er mir sein Geheimnis nicht mehr preisgeben und so bleibt mir nur der traumhafte Anblick der Wildpferde, die im Mondlicht am Ufer grasen, während wir bis in die Dunkelheit unsere Ruten schwingen und immer wieder das laute Klatschen eines rollenden Fisches vernehmen. In der Lodge angekommen gibt es ein wunderbares Abendessen mit einem ebenso im Geschmack schmeichelnden Malbec und zum Nachtisch eine Birne Helene oder so etwas Ähnliches, von dem ich nicht wusste, ob ich es lieber nur ansehen soll oder auch essen, so schön war das Arrangement des Desserts.

Sonntag, der siebzehnte März, es geht weiter! Ich fische meine Nam Original #8 mit Loop Opti Speed Runner und der Vision Vibe 85 19g/285 mit verschiedenen Poly Leadern von SA! Ein wunderbares Outfit zum Werfen und Fischen! Ich fische verschiedene Fliegen, von Woolly Buggers bis zu Nymphen in allen Farben und Größen, bleibe aber trotzdem Schneider für den Tag. Volkmar fängt den Fisch der Woche, eine. riesige Meerforelle mit fast 90cm. Ich werde immer wieder mit den unvergesslichen Eindrücken dieser traumhaften Landschaft belohnt.
 

Die erste große Meerforelle der Woche.
Einer der Top-Holdingpools - oftmals machen die wilden Pferde halt, die hier frei leben.
Robertos große Meerforelle.
Frost über Nacht - nicht das, was man sich als Meerforellenfischer wünscht.
Flyshop in der Lodge - die gängigen Muster bekommt man hier.
Die argentinischen Meerforellen haben einen unglaublichen Konditionsfaktor. 
Es ist Montag, der achtzehnte März! Wir rüsten auf! Nach der Erfahrung von gestern benötige ich unbedingt die geheimen Fliegen aus der Lodge. Also hole ich mir ein paar Streamer aus dem kleinen Flyshop der zur Lodge gehört. Und siehe da, am Vormittag ist es dann so weit, ich fange meine erste schöne Meerforelle! Kein Klopper, aber der Bann ist gebrochen. Das Ganze wieder am Two Colours Pool! Ich freue mich, als ich den wunderschön gezeichneten Fisch wieder in seine Freiheit entlassen darf und genieße den Moment im warmen Licht der Sonne Patagoniens.

Dienstag, der 19. März! Es ist kalt, die Ruten sind mit Raureif bedeckt. Aber die aufgehende Sonne macht der Kälte schnell den Garaus. Wir fahren wieder raus zum Wasser. Der Irigoyen fließt ruhig und gelassen wie immer. Ich mache mich ans Werk. Der grüne Wooly Bugger fliegt mehrmals schräg stromab zum anderen Ufer und tritt dann die Reise zum Swing an. Mehrmals durchschneidet die Schnur das Licht der Morgensonne! Ich freue mich über meine gelungenen Würfe und deren nahe Platzierung am Ufer, dann ein Stopp, ein Klopfen. Da ist er, der Einschlag des Monsters! Mein Puls steigt rasant- und die Spannung ins Unermessliche! Endlich, endlich habe ich einen dicken Fisch an der Angel! Und groß ist der! Zunächst lässt er sich gar nicht blicken und ich muss ewig kämpfen, bevor ich ihn das erste Mal sehe. Unser Guide ist nervös, er wusste wohl, dass das ein besonderer Fisch ist. So geht der Kampf gefühlte 10, oder 20 oder vielleicht 30 Minuten, bis er ans Ufer kommt zum beachen. Dachten wir, aber eine erneute Flucht verlängert meine brutale Anspannung nochmals. Beim zweiten Anlanden ist es so weit, unser Guide ergreift das Beast in erfahrener Manier und wir haben ihn gelandet. In mir löst sich der Urschrei, den wohl noch die Einwohner der 300 km entfernt gelegenen Falkland Inseln gehört haben müssen. Ganze 85 cm lang und mega fett ist diese gigantische Meerforelle. Da liegt er, der Fisch meines Lebens! Was für ein wunderschönes Tier. Nach ein paar Aufnahmen und Vermessen darf der Fisch wieder in seine Freiheit des dunklen Wassers des Irigoyen entschwinden.

Die nächsten zwei Tage fischen wir teils in der Mündung auf den sagenhaften Robalo. Ich habe mehrere Bisse und fange kleinere Exemplare der Marke Bachforelle, kämpfe mit dem Wind, aber eine große Dame mag wohl nicht mehr ans Band gehen. Egal, ich bin immer noch geflasht von dem Monster, das ich gefangen habe.
Am letzten Abend feiern wir im wunderschönen Aufenthaltsraum der Lodge den Geburtstag eines Lodge-Mitarbeiters bei einem tollen Essen, Musik, Tanz und argentinischem Wein. Eine Flasche besser als die andere.

Am frühen Morgen des 22. März war es dann so weit, die Abfahrt nach Venezuela stand an. Mit dem Atlantik zu unserer Rechten fuhren wir Richtung Norden nach Ushuaia. Mein Blick durfte noch einmal über die weiten Küsten Südamerikas schweifen, die von den Wellen des Atlantiks gestreichelt wurden.
 

<Rob>
Vor über 10 Jahren bin ich auf einen Artikel über den Rio Irigoyen in einem Fliegenfischer Magazin gestoßen und ich war sofort fasziniert von den Meerforellen, dem mystischen Ort und den Herausforderungen, die es an dem Fluss zu meistern gilt. Ich habe damals Carsten davon erzählt,  dass ich irgendwann nach Feuerland möchte, aber es hat ein paar Jahre gedauert - bis es 2020 endlich soweit war - und ich an den Irigoyen reisen konnte. Der Irigoyen hat mich seitdem in seinen Bann gezogen. Und ich freue mich darauf in diesem Jahr mit 4 Freunden den Meerforellen wieder nachstellen zu können und die immer wieder neuen Herausforderungen anzunehmen. Der Kälteeinbruch machte dieses Jahr herausfordernd, die Bedingungen am Irigoyen spielen eine große Rolle. Trotzdem kann ich neben kleineren auch einen Fisch über 80cm landen.
 

Auch im März steigen noch frische Fische in den Irigoyen auf.
Robs Fisch der Reise - ebenfalls noch recht frisch, und kugelrund. Für diese Fische reist man ans Ende der Welt.
Die Sonnenuntergänge in Feuerland sind magisch.

Die Weiterreise über Panama nach Venezuela

<Carsten>
Zwei äußerst freundliche und entspannte Damen am Copa-Schalter nehmen unsere Taschen entgegen, die Security ist herrlich leer. Wir sind mehr als rechtzeitig am Gate, und fliegen um 01:00 in 7,5 Stunden nach Panama. In der Kabine des Fliegers ist es brütend heiß, die Klimaanlage ist viel zu hoch eingestellt. Die Melatonin-Weingummis und der Rotwein tun ihren Dienst, wir schlafen alle ein wenig und genießen dann im Morgengrauen in Panama einen fantastischen Kaffee. Zweieinhalb Stunden müssen wir auf unseren Flug nach Caracas warten, in der Zwischenzeit kontaktiert mich Manuel, der wegen Verspätung zwar aus Zürich abgeflogen ist, aber seinen Anschluss von Madrid nach Caracas nicht mehr erreicht hat. Er kommt einen Tag später, ich versuche ihn umzubuchen in der Hoffnung, dass es noch einen Inlandsflug nach Los Roques gibt. Wir kommen kurz vor der Osterwoche, der Semana Santa in Venezuela an, die Flieger auf das Archipel sind dementsprechend voll. Auf dem Flug nach Caracas sehen wir die Ausläufer der Anden über den Wolken. Wir haben es fast geschafft.

Die Immigration verläuft bürokratisch, aber unproblematisch. Ein mulmiges Gefühl macht da schon eher, dass meine Tasche nicht da ist. Das Apple-Airtag in der Tasche beruhigt mich aber schnell (ein Must have für Reisende!), der Flughafenmitarbeiter bestätigt dass es Übergepäck ist und daher per Hand in den Flughafen gebracht wird. Nach Ausfüllen der immigration cards müssen wir das baggage tag abgeben (warum auch immer, das erklärt niemand), und wir gehen dann Richtung Ausgang. Das Gepäck wird noch einmal gescannt, selbst unsere Drohen machen keine Probleme (wären aber eh angemeldet). Unser Kontakt in Caracas am Boden steht bereit, alles funktioniert wie geplant. Unterwegs fahren wir vorbei an kleinen Straßenläden, die Menschen sind auf den Straßen, Salsa und Reggaeton tönen von jeder Ecke. Eine völlig andere Südamerikaerfahrung, ganz anders als das europäisch anmutende Argentinien. Wir fahren binnen sieben Minuten ins Mariott Hotel. Etwas morbider Charm, aber trotzdem sauber und komfortabel. Kurz nach Ankunft genießen wir Kaffee und Bier auf der Terasse des Hotels mit herrlichem Blick auf die Karibik. Geier kreisen über uns, Papageien sitzen in den Bäumen, es fühlt sich so gut an wieder hier zu sein!

<Roberto>
Und so geht es weiter auf dieser sagenhaften Reise. Wir machen uns auf den Weg zurück nach Ushuaia. Es ist noch früh! Die Sonne zaubert ein wunderschönes Licht über die Landschaft. Die Fahrt ist mühsam, über Feld und Schotterwege, bis wir endlich eine Teerstraße erreichen. Vorbei an den Bergen und Seen kommen wir wieder am Flughafen in Ushuaia an, checken ein und dann geht es schon los Richtung Buenos Aires. In Buenos Aires angekommen, verbringen wir unseren sechsstündigen Aufenthalt in einem der besten Steakrestaurants, dem Don Julio! Vorbei am großen Grill und der Fleischtheke machen Carsten und ich uns auf in Richtung Weinkeller. Nach einer kurzen Besichtigung mit dem Küchenchef haben wir unsere Weinauswahl getroffen und lassen uns zum Essen draußen auf der Straßenterrasse nieder. Das Leben buzzert hier richtig und die Wärme, der Flair und der Wein erwecken in mir die Sehnsucht nach mehr Südamerika, nach Sonne, Wärme, Palmen und Strände, Los Roques eben. Ich bin momentan ein Warmblüter.
 

Restaurant Don Julio in Buenos Aires.
Vorbereitungen...
…auf fantastische Steaks.
Der Weinkeller von Don Julio. | Unten: Ankunft in Venezuela.
Gestärkt mit Essen und Wein geht es nun weiter, von Buenos Aires nach Panama City über Nacht. Ich glaube, ich bin jetzt schon körperlich am Ende, aber dann doch wieder vollkommen angespannt. Ich genieße es, einfach zu reisen, rastlos, um alle Eindrücke einzusaugen, die mir die verschiedenen Länder und Kulturen bieten. In Panama City angekommen, warten wir auf unseren Weiterflug nach Caracas. Ich versuche in einer Lounge zu duschen, ohne Glück. Na dann muss eben mein Sitznachbar meinen „männlichen" Duft aushalten, dachte ich mir. Mit etwas Stärkung und einem guten Espresso Macchiato am Flughafen in Panama geht es weiter nach Venezuela.
Endlich landen wir dann nach schätzungsweise 30 Stunden Reise in Caracas und machen uns zum Hotel auf, um am nächsten Tag weiter nach Los Roques zu fliegen. In diesem Moment haben wir den kompletten südamerikanischen Kontinent vom Süden bis zum Norden durchquert. Erschöpft lassen wir uns auf ein Bier und etwas zu essen nieder, um uns auf den nächsten Morgen vorzubereiten.

<Rob>
Der Kontrast zu Argentinien war größer als ich erwartet habe, hier in Venezuela scheint man erst im richtigen Südamerika angekommen zu sein. Es tut gut nach dem langen Trip auf der Terrasse des Hotels mit einem kühlen Bier in der Hand anzukommen, den Rest unserer Gruppe kennenzulernen und sich wahrscheinlich schon mal einen Sonnenbrand abzuholen. Silberne Fische soll es ja hier auch geben, nur stärker sollen sie sein und alles viel wärmer als im herbstlichen Feuerland. Ich bin sehr gepannt auf die kommenden Tage...
 
 
Und nun freut euch schon jetzt auf Teil 2 dieses außergewöhnlichen Reiseberichtes: "Die Los Roques Woche(n)", der im Februar 2025 im Fliegenfischer-Forum erscheinen wird!



Ein Bericht von Carsten Dogs sowie Roberto Schmidl und Rob Birker für www.fliegenfischer-forum.de - Januar 2025. Fotos/Copyright: Carsten Dogs. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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