Reisebericht

Dänemark, Sjolund, Groenninghoved Strand vom 30.09.00 bis 7.10.00
von Michael Uetzfeld-Brandt

Anfahrt

Die Anfahrt haben wir dieses Jahr in 2 Teilen erledigt. Ich habe in Verden noch einen ehemaligen Kommilitonen und (Angel-)Freund besucht. So schön es war, so nervig war auch das hinkommen nach DK. Schon am Freitagnachmittag war die A7 ziemlich dicht. Hinter Hannover dann Stau. Also bei nächster Gelegenheit ab auf die Landstrasse.
Am nächsten Tag dann die Weiterreise nach DK, zwischen Schleswig und Tarp dann über 14km Stau. Nerv ....
Tip: NDR2 (nicht RSH) hören, und zwischen Schleswig und Tarp auf die Bundesstrasse ausweichen.
Auf Grund dieser Verhältnisse war dann auch am Samstag kein fischen mehr drin.

Sonntag 1.10.00

Sonniges Wetter mit Temperaruren bis 20oC.
Fischen von 15:30h bis etwa 19:30
Ort: südlicher Teil der Hejlsminde-Bucht, Gravenshoved.
Schon letztes Jahr war ich an dieser wunderschönen Stelle. Auf einem Streifen von ca. 50-100m Breite parallel zum Strand befindet sich hier ein grosses Blasentangfeld, gefolgt von einer Rinne mit einer anschliessenden Sandbank und dann einem ausgedehnten Seegrasfeld. Tagsüber befischt man hier das Seegrasfeld, hierzu muss man ca 150m hinauswaten. Einheimische Fischer beginnen meist am nordwestlichen Ende der Sandbank und fischen dann langsam das Seegrasfeld auf länge der Sandbank in südöstlicher Richtung ab. Ich bevorzuge eher das stationäre Fischen, es sei denn, es treten besondere Umstände ein. Ich habe an diesem Nachmittag/Abend leider keinen Erfolg, aber ein superschönes Erlebnis. Während des Fischens höre ich ein komisches Schnauf-/Blasgeräusch. Ich stelle sofort das Fischen ein und beobachte die Wasseroberfläche in meiner Umgebung. Dann tauchen auf einmal, in einiger Entfernung von mir, 2 schwarze Rücken auf, wieder dieser Blasgeräusch und schwupp weg sind sie. Erst denke ich an den weissen Hai und bekomme etwas weiche Knie, dann erinnere ich mich an Flipper und das was ich hier beobachte sind offensichtlich Zwergwale. Also keine Gefahr in Verzug. Wieder kommen die Tier nach oben, holen Luft um dann wieder abzutauchen. Etwas weiter entfernt entdecke ich noch 2 Exemplare, und dann sehe ich einige Fische (offensichtlich Meerforellen) in die Luft springen, dahinter 2 der Wale. Wahnsinn. Erst nach einigen Minuten der Besinnung und des Beobachtens beginne ich wieder zu fischen. Doch leider passiert nichts mehr. Ich habe aber eine gute Ausrede für zu Hause: „Es ist für mich keine Meerforelle mehr übrig geblieben, nachdem die Wale ihren Hunger gestillt hatten."
 

Montag, 2.10.00

Regenwetter = Familientag, wir fahren in das Schwimmbad nach Kolding, die Kinder haben ihren Spass und Mama und Papa geniessen die Sauna.
 

Dienstag,3.10.00

Das Wetter ist durchwachsen, mit Temperaturen bis 15oC.
Vormittags fische ich am südlichen Grönninghoved Strand, in der Nähe unseres Ferienhauses. Nichts geht, Fische sind auch nirgends auszumachen. Der Hunger und Schwiegermutters Kochkünste treiben mich Mittags nach Hause.
Nachmittags fahre ich dann wieder nach Gravenshoved. Ich habe 2 Nachläufer und 2 Bisse aber keinen echten Kontakt. Gegen Abend beobachte ich eine gesteigerte Aktivität insbesondere am Rand des Blasentangfeldes, trotz Schwimmschnur gelingt es mir jedoch nicht die Fliege sauber und ohne Hänger zu präsentieren.
 

Mittwoch, 4.10.00

Heute will ich die Fischerei schon vor dem Aufstehen ausprobieren. Ich fahre zum nördlichen Ende der Hejlsminde-Bucht (Trappendal), hier war ich im Frühjahr schon Erfolgreich. Aber heute ist tote Hose. Selbst der Sonnenaufgang ist Sch..., weil es sehr bewölkt ist.
Leider muss ich für den Rest des Tages und auch am Donnerstag eine Zwangspause wegen Rückenschmerzen einlegen. Aber der prima Bollerofen und die Sauna in unserem Haus machen es möglich das ich am Freitag meine letzte Chance für dieses mal doch noch wahrnehmen kann.
 

Freitag, 6.10.00

Es ist ein sonniger und auch windiger (Südwest) Tag.
Ich fahre wieder nach Gravenshoved. Seit Dienstag fische ich übrigens mit der Ein-Fliegen-Methode (Gruppenmuster Shrimp-Fly, nach Klaus Schröder, Der Fliegenfischer 137-139, Artikel: Kunstfutter). Die vielen erfolglosen, aber dennoch schönen Stunden lassen mich so langsam an der Wahl der Methode zweifeln. 1000nde von Quadratmetern Wasser, einige Meerforellen, warum sollte ausgerechnet eine davon an meiner Fliege vorbeischwimmen und diese dann auch noch als potentielles Futter akzeptieren. Da, schon wieder ein Hänger, Hänger ? Ich fische doch seit einigen Würfen mit der Schwimmschnur und bei der Wassertiefe .... Moment da zappelt doch was. Ich kann es kaum glauben, Freude steigt auf, doch halt warte, immer langsam. Ich glaube ich setzte noch einen zarten Anschlag durch anheben der Rute. Dann nehme ich die freieSchnur mit der Rolle auf, und habe immer noch Kontakt. Zunächst lässt sich mein Opfer wie ein nasser Sack herankurbeln, dann erfolgt eine erste kleine Flucht, der eine weitere folgt. Dann plötzlich spüre ich keinen Widerstand mehr, der Fisch ist mit einigem Tempo auf dem Weg in meine Richtung, ich kurbele was das Zeug hält und bekomme wieder Kontakt. Ich fummele irgendwie meinen Kescher hervor, führe den Fisch darüber und muss feststellen, das sich das Netz irgendwie verhackt hat. Wenn jetzt bloss der Haken hält. Der Fisch platscht wieder in das Wasser. Netz entkutzeln, nächster Versuch, es klappt. Aufatmen. Ein Aufschrei der Freude. Ich kann es kaum fassen und was für ein schöner Fisch (54cm. 1,5kg).

Nachdem ich den Fisch versorgt hatte, beginne ich wieder zu fischen. Aber ich bin noch so aufgedreht, das mir kaum ein sauberer Wurf gelingt. Ich bemerke einen weiteren Fliegenfischer, der sich fischenderweise langsam in meine Richtung vorarbeitet. Als er bei mir angelangt ist, verwickle ich Ihn in ein Gespräch. Er ist übrigens Däne, mit gutem Deutsch und erzählt mir einiges über die Fischerei hier am Gravenshoved . "Ja", höre ich, "dies ist die beste Stelle weit und breit. Südwestwind bringt die Fische. Die beste Tageszeit kommt erst noch. Kleine Fliegen sind O.K. Führungsgeschwindigkeit, da kommt es nicht so drauf an. Das Fliegenmuster ist nicht so wichtig, Meerforellen sind Opportunisten. Er fischt mit einer Intermediat. Fliegengrösse im Herbst eher kleiner. Und heute Abend geht bestimmt noch mehr. Die Zwergwale (ich glaube Marschswinne hat er sie genannt), sind uebrigens oefter hier anzutreffen. Es kann schon mal passieren, das sich eine Bugwelle dem Fischer naehert (Schluck...)."
Wir tauschen noch einige Urlaubserfahrungen aus, und dann zieht er weiter auf der Sandbank.

Ich beschliesse noch etwas zu bleiben - eigentlich hatte ich meinen Lieben versprochen zum Abendessen wieder da zu sein.

So langsam wird es voller hier am Gravenshoved. Das muss wohl am Südwestwind liegen. Wir sind nun 2 Spinnfischer und 3 Fliegenfischer. Ich bleibe noch einige Zeit und bin der erste der dann geht, soweit ich sehen kann, ist von den anderen leider keiner mehr erfolgreich.

Es bewahrheitet sich mal wieder der alte Spruch: „Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort".