Das Fliegenfischer-Forum hält es für seine Pflicht, in dieser Rubrik auch über unschöne Erlebnisse an Gast- und Urlaubsgewässern zu berichten. Hier ist diesbezüglich der vierte Beitrag. Weitere Wortmeldungen sind willkommen, auch von den Verantwortlichen.

"Es stinkt an der Berchtesgardener Ache..." - Üble "Fischerei-Begleiterscheinungen" - Eine Beschwerde
von Rainer Jegg - und Reaktionen darauf - zur Diskussion gestellt 


Ich würde darum bitten, den nachfolgend genannten Mißstand hier mal im Flififorum zur Diskussion zu stellen, da es sich, wie ich aus den Reaktionen sehen kann, sicher nicht nur um einen einmaligen Ausrutscher handelt, vielmehr glaube ich, daß es regelmäßig zu derartigen Einleitungen kommt. Ich glaube kaum, daß sich dann noch ernsthafte Interessenten finden, die hier noch die ach so viel gepriesenen saubersten Gewässer Deutschlands (!!!) Berchtesgadener, Ramsauer und Königseer Ache befischen wollen.

Beschwerde !!! An die Vostandschaft des Fischereivereins Berchtesgaden !!

Hallo, mein Name ist Rainer Jegg, die Personalien liegen anhand der abgegebenen Fischereikarten im Haus des Gastes vor. Mein bekannter, Toni Holzmüller und ich haben gestern den 08. Sept.um 8 Uhr vormittags eine Karte für die Fliegenstrecke Berchtesgadene Ache im Haus des Gastes in Schönau gekauft. Ich hatte den Wasserstand schon seit einigen Tagen beobachtet , bei 63 cm Normalstand lt. Pegelvergleich, entschlossen wir uns kurzfristig an die obengenannte Strecke zu fahren und die so vielgepriesene Berchtesgadener Ache zu versuchen.

Das Wasser war klar und sauber, nach kurzer Zeit hatten wir auch schon die ersten Fische gehakt. Schlagartig, nach ca 2 Std. hörten die Bisse auf. Wir waren ein Stück unterhalb des Wehres am Salzbergwerk, als das Wasser eine seltame Trübung bekam. Wir rätselten noch, was das sein könnte, bis die ersten Toilettenpapierfetzen vobeitrieben. Das Wasser wurde immer trüber, bis es schließlich michig weiß war und übersäht von Toilettenpapierresten. Dann stieg uns auch schon dieser merkwürdige Geruch, Seife und Klärgrube (Abwasser) in die Nase. Das Ganze dauerte von etwa halb elf vormittags bis ca 4 Uhr nachmittags. 

Falls dies öfter der Fall ist, im Haus des Gastes war man nicht sonderlich überrascht, finde ich es als eine absolute Ungeheuerlichkeit und Unverschämtheit noch mit den unten kopierten Seiten zu werben, um hier auch noch Karten zu verkaufen. Uns war jedenfalls die Lust am Fischen gründlich vergangen. In einer Kloake wollten wir sicherlich nicht fischen. So etwas ist mir während meiner gesamten Fischereizeit (über 50 jahre)  noch nie untergekommen. Ich fahre doch keine 150 km, bei meinem Bekannten sind es über 200 km, um eine solche Drecksbrühe zu befischen. 

Man lockt hier Fischer mit absolut haltlosen Versprechungen aus nah und fern an die so hochgelobten sauberen Berchtesgadener Forellengewässer. Mir wurde jedenfalls der Tag gründlichst versaut. Mir dreht es den Magen um, wenn ich daran denke, solche Fische dem menschlichen Genuss zuzuführen. 

Eine Kopie dieses Schreibens geht selbstverständlich auch an den Bürgermeister, das Fremdenverkehrsamt und das Wasserwirtschaftsamt. Ich bitte daher um eine baldigste Stellungnahme aller seiten, bevor ich die ganze, absolut anrüchige, ekelerregende Angelegenheit ins Internet stelle!
Rainer Jegg.

Anlage: Werbe-Auszug:
"Das Berchtesgadener Land ist ein echter Geheimtip für alle Fliegenfischer. Die Gewässer aus dem Nationalpark Berchtesgaden gehören zu den saubersten Deutschlands. Hier finden sich prächtige Bach- und Regenbogenforellen, Bachsaiblinge und Äschen. Die Strecken sind herrlich gelegen, vielseitig und voller (!!!!!!!!!!) Überaschungen (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!)
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Reaktionen:
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23.09.2004: 
Sehr geehrter Herr Jegg, anbei übersende ich das Schreiben von Herrn Holzmüller und unsere Antwort zu ihrer Kenntnisnahme.
Sehr geehrter Herr Holzmüller, anbei übersende ich das Schreiben von Herrn Jegg und unsere Antwort zu ihrer Kenntnisnahme.
Unsere Nachfrage beim Berchtesgadener Klärwerk hat ergeben, dass durch eine Verstopfung eines Kreuzungsbauwerkes, des Abwasserkanals sich
Überdruckklappen in Richtung Ache automatisch geöffnet haben. Solche Klappen kommen in jedem Kanalverbund zum Einsatz. Gott sei Dank kommen solche Verstopfungen nicht öfters vor. Herr Holzmüller schrieb: "Wir Fischer werden angehalten auf die Sauberkeit unserer Gewässer zu achten, würde das von allen Seiten her so gewissenhaft betrieben wie bei uns, dann wäre ein solcher Missstand nicht zu beanstanden!"
Auch wir sehen das so! Für Ihre Schreiben an die Behörden sind wir sehr dankbar, so kann in solchen Fragen sicherlich mehr Sensibilität bei den zuständigen Gemeindebediensteten erreicht werden.
Bitte senden sie uns evtl. Antwortschreiben von Seiten der Behörden. Wir bedauern den Vorfall und hoffen sie geben uns die Möglichkeit ihnen
wenigstens die Fischkarten zu ersetzen. 
Mit freundlichen Grüßen und Petri Heil     Günter Paar
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Sehr geehrter Herr Jegg, vielen Dank für ihr Email. Eine Einleitung von Abwässern in diesem Bereich und solchen Ausmaß ist uns nicht bekannt.
Eine solche Verschmutzung ist sicherlich nicht hinnehmbar und wir möchten uns für dieses unangenehme Erlebnis entschuldigen. Für ihre Beobachtung und die Meldung an uns und die verantwortlichen Behörden sind wir ihnen dankbar. Wir werden uns nach Klärung des Sachverhaltes bei ihnen melden.  Günter Paar     1.Kassier
P.S. Für einen Ersatz der beiden Fischkarten oder einen evtl. Fischen zu einem späteren Termin bitten wir um Rücksprache.
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23.09.2004:
Sehr geehrter Herr Jegg, im Auftrag des Herrn Landrat teile ich Ihnen mit,daß nun die Ursache für die Verschmutzung gefunden ist: eine Rohrleitung des Kanalnetzes war verstopft, das Abwasser gelangte dann über ein Überlaufrohr in den Vorfluter. Der Kanal wurde inzwischen gereinigt, weitere Verschmutzungen wurden seither nicht bekannt.
Mit freundlichen Grüßen
Oberregierungsrat Herr Abreß
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