Fischarten im Mittelmeerraum durch Wasserkraftboom gefährdet ++ Neue Studie belegt: Wasserkraftwerke haben verheerenden Einfluss auf Fischbestände in Flüssen rund um das Mittelmeer ++ Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht++ |
Wien, Radolfzell, 9. Juli
2020. Wasserkraftwerke sind eine wesentliche
Ursache für den Rückgang zahlreicher Fischarten im Mittelmeerraum.
Das zeigt eine neue Studie, die von den Naturschutzorganisationen EuroNatur
und Riverwatch, sowie Wetlands International Europe, GEOTA und WWF Adria
in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt wurden 251 gefährdete Süßwasser-Fischarten
und deren Bestandssituation in Flüssen rund um das Mittelmeer erfasst
sowie der Einfluss von bestehenden und geplanten Wasserkraftwerken auf
ihren Bestand bewertet. Das ist die bislang umfassendste derartige Erhebung
in Europa.
Der Mittelmeerraum ist ein Biodiversitäts-Hotspot, aber Flüsse und Feuchtgebiete leiden insbesondere unter dem aktuellen Wasserkraftboom. Mehr als 6.300 neue Wasserkraftanlagen sind in Planung, 5.269 sind schon in Betrieb, 202 aktuell im Bau. Sollten alle geplanten Anlagen gebaut werden, würden 179 Fischarten weiter Richtung Aussterben gedrückt werden, für weitere sieben Arten gäbe es sicher keine Rettung mehr, sie dürften global aussterben. Die größte Bedrohung geht dabei von Kleinwasserkraftwerken aus. Allein 163 Fischarten sind durch bestehende und geplante Wasserkraftwerke unter 10 MW Leistung vom Aussterben bedroht. |
Wasserkraftwerke,
v.a. Kleinwasserkraftwerke sind eine der wesentlichen Ursachen für
die immer länger werdenden Roten Listen bei den Fischen. Wird der
Ausbau nicht gestoppt, würden in den Flüssen des Mittelmeerraumes
186 Fischarten weiter Richtung Aussterben gedrückt werden. ©
Amel Emric
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Dr. Jörg Freyhof, Autor der Studie
und renommierter Fischexperte, betont: „Wasserkraftwerke sind eine der
wesentlichen Ursachen für die immer länger werdenden Roten Listen
bei den Fischen. Aus Artenschutzsicht ist dringend erforderlich, den weiteren
Ausbau der Wasserkraft, v.a. der Kleinwasserkraft zu stoppen. Stattdessen
sollten frei fließende Flüsse geschützt und verbaute renaturiert
werden. Das gilt nicht nur für den Mittelmeerraum, sondern für
Fließgewässer in ganz Europa."
„Wird der Ausbau der Wasserkraft nicht gestoppt, kann die EU ihre Artenschutzziele im Green Deal vergessen. Es macht keinen Sinn, dass die Biodiversitätsstrategie die Renaturierung von 25.000 Flusskilometern vorsieht, wenn gleichzeitig durch den Ausbau der Wasserkraft zigtausende Kilometer verstaut und abgeleitet werden sollen“, sagt Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch. „Unsere zentralen Forderungen liegen auf der Hand: keine weitere finanzielle Förderung der Wasserkraft, vor allem ein Stopp der Subventionen für Kleinwasserkraftwerke. Diese Studie ist ein weiterer Beleg für das zerstörerische Potenzial von Wasserkraft, diese zu Unrecht mit einem grünen Stempel versehene Form der Energieerzeugung“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Stiftung EuroNatur. Hintergrundinformationen
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Der Balkan
Streber (Zingel balcanicus) dürfte aussterben, wenn die geplanten
Wasserkraftwerke in seinem Lebensraum gebaut werden. Er kommt nur noch
an wenigen Stellen in Nordmazedonien vor. Er braucht frei fließende,
schotterreiche Bäche zum Überleben. © Vasil Kostov
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