Reiselogbuch: Bosnien - an der Pliva im Mai 2010
Ein Reisebericht von Thomas Maritsch
Tag 1 - Hinfahrt
7.35 Abfahrt Schwarzenfeld. Das Auto von Rainer ist vollgeladen bis unters Dach. Autobahnabfahrt nach Passau verschwatzt. Umgedreht. Graz - 12.00 Spielfeld, Maribor, Zagreb, 2x Pinkeln + Kaffee. 18.00 Ankunft in Mrkonic Grad.... Bei Oli (eigentlich Ostoja Andelic, aber das ist zu kompliziert für uns....). Es hat noch 26°C und die Sonne brennt vom blauen Himmel. Erst mal einen Slivovitz. Dann das Ferienhaus in Sipovo (??????) besichtigt. (Zielkoordinaten Google Earth: etwa: 44°16’33“N / 17°4’4“E). Die Vermieter, Polizist Sascha und Frau Verica, bringen erst mal noch einen Slivovitz und einen Kaffee und einen Eischneekuchen, der ist superzuckersüß. Zum Abendessen gab es gebackene Forellen in der Fischzucht. Dort steht ein super Klohäuschen, mit direkter Flussspülung. Die Dunkelheit treibt uns zurück ins Ferienhaus, der Wirt mag jetzt auch Feierabend machen. Wir sind jetzt recht erschöpft und gehen gleich zu Bett. Gute Nacht. Um 23.00 Uhr höre ich leises Getrampel auf der Treppe, Markus wird zur Hochzeitsfeier abgeholt. Gegen 2 Uhr Nachts bringt ihn das Taxi zurück.

Aleksander, der Brueckenfischer...

Tag 2.
Angekommen im Land der Riesensedges (<=)
Thomas und Rainer sind fit, Markus nach der Hochzeitsfeier noch mit Kopfschmerzen und flauem Magen, er braucht heute kein Frühstück. Wir fahren um 10 Uhr an die Pliva. Dort treffen wir den Brückenfischer und „Chef“ der Fly-Fishing-Base: Aleksander. Die 3-Tages-Karten für 75€ (letztes Jahr noch 50€) bekommen wir um 11.30 Uhr vom Aufseher Stanko. Aleksander spricht auch von guiden für 50 €/Tag. Er empfiehlt 3 Tage Pliva und 2 Tage an anderen Strecken in Vrbas und Reka zu fischen. Wir sagen, er soll uns heute guiden, aber irgendwie wird das nix. Er gibt uns den Rat, mit der Nymphe aufwärts zu laufen. 4m 0,10mm Vorfächer und seine mini Tungsten Nymphen. Ich habe nach 15 Minuten die erste Forelle, so knapp pfundig. Dann steigt eine, die ich zwar zweimal zum Beißen bringe, aber nicht fange. Rainer und Markus haben noch nix, als wir zum Mittagessen auf der Brückenterrasse sitzen. Es gibt Naturkalbschnitzel mit Kartoffeln und Salat. Super. Um 3 geht es weiter, Bachabwärts. Ich fange mit der Rehhaarsedge noch ein Forelle, ganz am Ufer. Aber der Wind, fast stürmisch, macht es schwer. Wieder zurück zur Terrasse. Oli kommt mit seinem Paten Kume und Freunden. Will mir unbedingt Schnaps aufschwatzen.

Brummer...

Ich schleiche mich zum Fischen, bekomme auf Nymphe und Trockenfliege noch Bisse, aber keinen Fisch. Dann steigt eine schöne Bachforelle bei der Terrasse, die braune Trockenfliege Größe 16 bringt’s. Bis es dunkel wird läuft nix mehr, dann wieder Terrasse und dann ins Restaurant „Fischergeplauder“ in Sopovo. Massen von Fischsuppe, Bratforelle und Grillplatte (und Slivovitz). Markus und Rainer Schneider, ich drei. Doch ein ganz guter Anfang....
 

die erste Äsche - und was für 'ne hübsche...
Unten: an der rechten Pliva-Quelle

Tag 3
Zum Frühstück um 8 war alles o.k. Keine Kopfschmerzen. Um kurz nach neun beginnen wir zu fischen. Die Sonne brennt wieder mal vom blauen Himmel. Rainer hat die erste Forelle, ich hänge die erste Trockenfliege ins Gebüsch, weil die Forelle nur 30 cm vom Ufer steigt. Dann hat Markus eine Äsche, weil der Entymologe halt die besseren Köder hat. Er verliert noch zwei Äschen im Drill. Ich fange eine kleine Forelle. Etwas weiter sehe ich wieder eine steigen, lasse aber die Nymphe dran und fange die erste Regenbogenforelle. Rainer kriegt noch eine kleine. Dann wird das Wasser plötzlich trüb. Es ist aber inzwischen Mittag, so gehen wir zum Terrassenwirt und essen Cevapcici im Sturmwind. 
Der Wind überdeckt das brennen der Sonne. Rainer verbrennt sich ordentlich die Nasenspitze. Sieht ein bisschen so aus, als hätte er eins draufgekriegt. Weil es so windig bleibt, dass es die Gläser vom Tisch zu wehen droht, und sogar das Glas aus der Eingangstür der Wirtschaft fliegt, bleiben wir noch sitzen. Dann kommen Holger B. "Hotte" und Holger B. "Stäbchen" aus Hannover und wir setzen uns zu ihnen. Sie essen Sac (sprich:„sadsch“), Kalbfleisch und Kartoffeln in der schmiedeeisernen Schüssel mit ebensolchem Deckel über und unter der Glut gegart. Wir bekommen auch von dem Essen aufgezwungen, essen also noch ein bisschen was und gehen dann zusammen zur rechten Plivaquelle. Toll.
Auf dem Rückweg an einer alten Mühle gibt uns der Müller einen Slivovitz aus und wir kaufen etwas Mehl. Dann gehen wir noch zu Hottes Ferienhaus, es liegt direkt an der Pliva. Es gibt die ortsüblichen Getränke ;-) und nach einiger Zeit bekommt Markus Hunger, wir wollen schon gehen, da mutiert Stäbchen zum Sternekoch (Tütensuppe und Nudeln mit Maggi). Es gibt für jeden einen Teller Suppe, mit wenig Einlage. Weil danach immer noch hungrige Mäuler zu stopfen sind, kocht Hotte, nachdem er kräftig abgelästert hat, noch Nudeln mit Tomatensoße. Rainer, der normalerweise in der Biertrinker-Championsleague spielt, stürzt im Messen mit Stäbchen etwas ab, weil er zum Slivovitz nicht nein sagen kann.......

links und unten rechts: beim Müller...

Tag 4
Jetzt aber. Nach reichlich Frühstück geht es wieder an die untere Strecke. Einige Fische steigen, so fange ich gleich mit der Trockenfliege an. Die Äschen steigen auf meine Parachute und Markus´ Entenbürzel. Nur bei Rainer bleibt nichts hängen. Zur Mittagszeit bringen Oli und Sascha in paar Dosen Bier. Oli muß uns ja noch überreden, zu unserer Einladung heute Abend schon um 18:00 Uhr und nicht erst um 20:00 Uhr zu erscheinen. Danach rutsche ich (bierbedingt?) beim Landen einer Bachforelle fast in die Pliva. Am anderen Ufer haben es ein paar Bauarbeiter im LKW gesehen, ich konnte sie bis herüber lachen hören.... 

Oben links: bei Hotte
Rechts: Frühstückchen

Wir beschließen, doch noch 3 Tage hier zu bleiben. Ohne Guiding. Also holen wir uns gleich noch die nächste 3-Tages-Karte. Abends sind wir beim Kume, Olis Paten, eingeladen. Oli verdrückt sich allerdings sofort wieder, er muß zu einer anderen Feier. Der Tisch biegt sich vor Essen: Suppe, Frikadellen, Cevapcici, Käsestrudelteilchen (ganz lecker), gebratene Würstchen, Hühnchen mit Kartoffeln aus dem Bratrohr und Salat. Ich glaube ich habe noch einiges vergessen. Der Slivovitz geht zum Glück meistens an mir vorbei. Heimwärts bestimmt mich Rainer zum Fahrer, und Markus kann es nicht verstehen. 

Päuschen am Wasser...

Tag 5
Regen, Wind und weniger Forellen, aber jeder hat was. Ein Gewitter mit Sturmböen zieht herauf. Auf der Terrasse fliegen die Stühle und Sonnenschirme um (siehe rechts), keinen kümmert es. So ist die Einstellung hier: Warum soll man das Zeug aufräumen, wenn es der Wind eh gleich wieder umhauen würde. Am Kiosk gegenüber kehren wir ein, weil unter Dach. Zeljko probiert mal meine Rute. Die Schnur fliegt bis zum Backing raus. Dann zeigt er mir den Switchcast, aber meine Fliege landet doch hinter mir im Baum. Rainer hatte ein Loch in der Wathose, darum heute die Watstiefel an. Er geht aber ins Wasser, und denkt nicht mehr daran, bis er die richtige Tiefe erreicht hat. Dann wird es plötzlich kalt. Mit nassem, kaltem rechten Bein wartet er frierend auf Markus. Der nutzt den Abendsprung bis zur Dunkelheit und fängt noch schöne Forellen. Als wir gerade ins Haus zurückkommen, kommt noch um 10:00 Uhr Besuch daher. Das ist Bosnien... 
Zeljko... 
Abendsprung-Ergebnis...
Tag 6
Heute schon um 6.30 aufgewacht. Frühes Frühstück, dann schnell ans Wasser. Es ist sonnig, aber immer noch weht der Wind recht stark und böig. Fange an der Stelle, wo ich das erste mal an der Pliva gefischt habe, oben hinter der Weide, drei Äschen mit Nymphe (schwarzer Rammler und Aleksanders „Spezial“), aber die Eine, die ich 3 Meter von mir entfernt im Loch stehen sehe, beisst nicht. Sie steigt ab und zu, aber der Wind macht es fast unmöglich, die Trockenfliege zu platzieren. Markus fängt auch Äschen, Rainer nur ein paar Bier. Zu Mittag sitzen wir wieder auf der Terrasse bei Cevapcici, Kalbschnitzel und Forelle. Der Profi-Fischer Mladen gibt uns eine Demonstration seiner Wurfkönnens mit Markus´ Rute.

der Profifischer....

Die Fliege hängt sogleich im Sonnenschirm. Dann fängt er mit Brot und Käse noch ein zwei Forellen. Er ist halt schon ein toller Kerl. Den „Naturköder“ lässt er sinnigerweise auch gleich an Markus Angel hängen. Und der fängt damit auch gleich die Bedienung.....
Bei Zeljko gibt's schöne Fliegen, und Unterstand beim Abendgewitter. 
Dann fahren wir noch schnell zum Treffen mit Oli in Jezero am Plivasee zum Abendessen. Am Auslauf stehen schöne Mühlen, die allerdings nur noch touristische Dekoration sind. Es gibt Pizza und gefüllte Tintenfischtuben. „Nektar“ oder „Jelen“ gibt es nicht, nur Becks. Aber immerhin ist das Bier kalt, fast schon zu kalt.

am Auslauf vom Plivasee...
Unten: spontanes Grillfest...

Tag 7
Das Frühstück war heute klein, wir sind früh am Wasser. Der blau-weisse Himmel liegt windstill über uns. Die Fische machen uns die Freude und steigen. Die meisten ganz nah am Ufer. Und sie beißen. Auf kleine CDC und Rehhaarsedge. 
Die Forellen und Äschen steigen. Aus der Unsichtbarkeit ihres Verstecks in den Krautfahnen kommen Sie an die Oberfläche, für ein kleines Insekt. Im kristallklaren Wasser leuchten die roten Punkte der Forellen. Es ist der beste Tag des Ausfluges. Und doch, zu Mittag müssen wir das Fischen beenden, weil wir zum Grillen in die Berge fahren.
Zeljkos Mutter hat uns einen überraschenden Imbiss bereitet, mit Suppe, Spanferkel und Bratwürstchen, mit frittierten Hefeklößen (unbeschreiblich gut) und Brot.
Wir langen ordentlich zu. Zeljko hat auch, auf Bestellung, sehr gute Fliegen für Rainer gebunden. Für das Essen will er nichts.... Ein feiner Kerl.

Wir fahren zur Berghütte, wo schon das Feuer brennt. Das Lamm steckt am Spieß. Der Motor wird aus der Autobatterie gespeist. Schon dreht sich das Lamm. Solange es grillt, essen wir noch etwas. Spanferkel, Cevapcici, Maisbrot und Kuchen stehen auf dem Tisch. Die Getränke stehen im Quellwasserkühlschrank. Lamm ist fertig, Olis Brot aus dem Sac auch. Essen, Essen, Trinken, Trinken bis die Nacht hereinbricht. Wir Fahren heim, die Anderen bleiben noch in der Hütte, sie haben die Glut vom Grill in den Kamin gebracht, damit es etwas wärmer wird.

Lecker Lamm / Unten: "Kühlschrank"

Tag 8 - Heimfahrt.
Nachdem wir morgens noch die Miete bezahlt, getankt und uns von Oli verabschiedet haben, fahren wir los. Leichter Nieselregen fällt aus dem grauen Himmel. Gegen Mittag beschließen wir nicht zum Kaffee, sondern zur Brotzeit bei meinen Eltern einzukehren. Markus hat allerdings so großen Hunger, dass er vorher noch schnell etwas an der Autobahnraststätte holt. Die Hamburger dauern ziemlich lange, aber dafür ist die Semmel groß. Das Navi schickt uns über Ungarn, weil es denkt, über die Autobahn geht es schneller als über die kroatische Landstraße. Wäre vielleicht auch richtig gewesen, wenn nicht die Grenzer sich so viel Zeit gelassen hätten. Ein fehlender Straßenkilometer lässt uns noch kurz Zweifeln, bald danach sind wir in der Steiermark bei meinen Eltern. Es gibt mal wieder was zu Essen. Nach einer Stunde geht es auf die letzte Etappe. Wir brauchen von 8:00 Uhr bis 20:30 Uhr für die 950 km von Sipovo bis Schwarzenfeld. 

Leserservice & Web-Tipps zum obigen Artikel:
www.plivaflyfishing.eu/
http://de.wikipedia.org/wiki/Vrbas_(Fluss)



Ein Report von Thomas Maritsch für www.fliegenfischer-forum.de - November 2010.
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