Fliegenrollen im Test: Peux Fulgor halbautomatische Fliegenrolle Eine Gerätebesprechung von Eric Arbogast |
Die
kleine Schweizer Firma Peux ist mittlerweile auch im deutschsprachigen
Raum bekannt und geht wie seit jeher mit ihren Produkten etwas unkonventionelle
Wege: diese sind sehr durchdacht, beinhalten ein besonderes, leicht eigenwilliges
Design und sind noch MADE IN SWITZERLAND, was für allerhöchste
Qualität steht. Neben diversen Fliegenrollen-Modellen bietet die Firma
auch Accessoires wie ausgeklügelte Vorfachdispenser, Snip-Multitools
und Custom-Fliegendosen an. Ein Augenmerk gilt besonders auch dem Revival
Kit für halbautomatische Vivarelli-Fliegenrollen.
Ja, die allseits bekannte Vivarelli, welche unter einigen Anglern manchmal ein wenig Hassliebe hervorruft: „Fahrradklingel“… „Plastikrolle“… „Ratterteil“ sind nur einige Prädikate, die man zu hören bekam und teilweise auch noch bekommt. Dazu stehen aber im Gegensatz weitaus mehr Angler, welche die Qualitäten ihrer Vivarellis sehr wohl zu schätzen wissen!! In aller Fairness: wie toll ist deren Idee, per „Zeigefinger am Abzug“ schnell und komfortabel 20 Meter und mehr Fliegenschur sauber aufzunehmen, um dann am Wasser weiter zu ziehen? Diese Idee hat Peux schon seit einiger Zeit wieder aufgegriffen, sie aber Peux-technisch weiterentwickelt, und dabei auf das Input vieler Angler gehört. Dabei herausgekommen ist das Modell Fulgor, hier vorgestellt in Größe 02 für Schnurklassen bis #5 und etwa 50 Meter 20-lbs Dacron-Backing. |
Überhaupt: was
sind eigentlich die Vorteile einer Halbautomatikrolle? Nun, diese Systeme
erlauben es dem Angler, per Fingerhebel über eine Mechanik, welche
die Spule in kontrollierte Rotation versetzt, um in kürzester Zeit
die gesamte lose Fliegenschnur mehr oder weniger sauber auf die Spule aufzurollen.
Welches sind nun die Merkmale, die eine Fulgor von anderen, vergleichbaren Halbautomatik-Systemen unterscheiden? Nun, zum ersten ist da die Qualität des Aufbaus. Wie alle Peux-Rollen sind die Fulgor aus dem Vollen gefräst und besitzen einen geschlossenen Käfig mit minimalen Toleranzen und einem ausgeklügelten mechanischen Innenleben welches durchaus an eine Schweizer Uhr erinnert, solide und langlebig ausgeführt. Alle Anbauteile sind entweder aus Alu oder Delrin und fallen in Punkto Präzision nicht aus der Reihe. Dann verfügt die Rolle über ein fein dosierbares, wunderbar sanft arbeitendes und teilweise kräftiges Bremssystem, welches trocken wie nass gleichermaßen präzise funktioniert und auch „mit Fisch am Band“ noch nachjustiert werden kann. Der Rollenfuß ist leicht angewinkelt und kann um 180 Grad umgedreht werden, welches den Anstellwinkel zwischen Rollenhebel und Rutenblank bei Bedarf verändert. Die Spulen sind auf 3 Clips gelagert und obschon fest mit der Rollenmechanik verbunden, einfach abzuziehen. Keine Schraube muss gelockert oder gelöst werden und nichts kann somit abhanden kommen. Das eigentlich Tolle bei der Rolle aber ist eine denkbar einfache Sache: es gibt für die Fulgor eine aus dem Vollen gefräste Spule, die über eine Handkurbel verfügt (!), welche den Drill von auch kapitalen Fischen wesentlich vereinfacht. Ein dezenter Klicker informiert jederzeit, wie intensiv ein Fisch Schnur nimmt. Einziger Nachteil: durch die Bauart der Rolle kann diese Spule nur mit der linken Hand benutzt werden. Ein besonderes Plus ist auch die Halterung für Vorfachspitzen am Rollenfuß, die verhindert, dass das Vorfach sich inmitten der Schnurwicklungen verabschiedet. |
Verfügbare Größen
Modell - Schnurfassung - Gewicht - Dimensionen Spule, Ø/Tiefe/ Breite Fulgor 00 - WF3+30 Meter Dacron 20lb - 132 Gramm - 62/35/28 mm Fulgor 01 - WF4+40 Meter Dacron 20lb - 139 Gramm - 67/35/28 mm Fulgor 02 - WF5+60 Meter Dacron 20lb - 154 Gramm - 74/40/28 mm Fulgor 03 - WF6+50 Meter Dacron 20lb - 158 Gramm - 74/35/28 mm Technische Daten Modell
Fulgor 02 (eigene Messungen):
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Praxistest: Getestet wurde die Rolle in Alaska und Oregon an einer Rute der Schnurklasse 5. Eigentlich waren Regenbogenforellen und Äschen die ausgesuchten Gegner, aber unvorhergesehene Wetterbedingen zwangen zum umdisponieren: wegen der Hitze und dem niedrigen Wasserstand waren die Regenbogenforellen kaum aktiv, einige ordentliche arktische Äschen stiegen aber auf die Eiimitationen ein. Bonus waren auch einige Jacks, noch nicht laichreife Königslachse bis etwa drei Pfund, die trotz kräftigen Fluchten die Rolle kaum vor Probleme stellten. Ein paar Hundslachse der Mittelklasse um 8 Pfund waren da um einiges interessanter sowie die unglaublich kräftigen Redband-Rainbows in Oregon, welche ab einer Größe von etwa 40 cm im schnellen Wassers des Deschutes immer Backing von der Rolle forderten. Die Bremse hat immer absolut zuverlässig gearbeitet und der Schnureinholmechanismus hat sich zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Patzer geleistet. Optisch und funktionell passt die Rolle in dieser Größe zu sämtlichen Ruten der Schnurklassen 5 und 6 sowie auf längere Nymph-Ruten der niedrigeren Klassen. |
Fazit:
Die Fulgor von Peux ist wie alle Produkte der Firma über alle Zweifel
erhaben; mit bester Verarbeitung und höchster Funktionalität
setzt diese Rolle ein bereits vorhandenes Konzept neu um und weiß
auch ehemalige Skeptiker zu begeistern.
Infos
& Bezug:
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Testbericht und Fotos ©: Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - März 2020. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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