Patagonien,
das Elysium in den Bergen
Ein Beitrag von Heiko Schneider aus Argentinien |
Ich
liebe es, das divergente. Eine Qual der Wahl ist es sicher nicht wählen
zu können, ob es heute zu Fuß am See entlang laufend, eine lange
Leine werfend sein soll, oder vom Driftboot aus die Trockene den steigenden
Forellen anzubieten.
Oder aber zu dem Bach, der seinen Weg gefunden hat, sich mäandrierend mit dem Fluss dort unten zu vereinen. Ein wahres Kleinod, mit seinen bunt gefärbte Bachsaiblingen. Das ist es, was mich jedes
Jahr aufs Neue mit freudiger Erwartung die Fischerei auf Golden Dorado
hier vor unserer Haustüre vergessen lässt. Die schweren Rutenklassen
und Mücken in der Größe der Fliegendose beiseitelegen zu
können und das etwas feinere Gerät samt mikroskopischer Imitate
auszumotten. Und mich erinnernd, wie sich eine federgewichtige 5er Gerte
und Bantamschnur samt schwereloser Nymphe casten lässt …
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Wieder auf
Achse...
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Camp am
See ...
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Am Saiblingsbach
...
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Carlitos
hat mir wieder einmal seine „Chacra“, das einfache Haus gelegen nahe am
Fluss, angeboten. Nächstes Mal, mein Guter! Ich verproviantiere mich
mit dem essenziellen: Frisches Brot, deftiges für den Grillrost, Eier
und Gemüse.
Beilagen sozusagen, zu den mitgebrachten anderen Dingen, den haltbaren. Das mit dem Brot kann kompliziert sein. Die wohlbedacht eingetütete, (gaaanz wichtig!) Menge, die eigentlich für viele Tage ausreichend erschien, war schon auf so einigen Touren dem kühleren Wetter und entsprechenden Appetit früher als geplant zum Opfer gefallen … Zu viel macht auch keinen Sinn, daher besser noch ein Tüte „Torta Fritas“ einpacken! Das gestaltet sich schleppend, es sind keine zu finden im Moment. Diego, sich noch immer die Zeit nehmend, die ihm als Bürgermeister dieser kleinen Gemeinde zur Verfügung steht, nimmt meinen suchenden Blick wahr und greift zum Handy, kommen gleich, bemerkt er. Und schon wenige Minuten
später bringt die Bäckerin persönlich diese fehlende Köstlichkeit.
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Ein perfekter
Ausgangspunkt
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Eintagsfliege
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Aber
lasst uns das Ereignis zurückspulen, etwa eineinhalb Tage:
Es war ein langer Weg, wieder einmal: um halb vier Uhr Morgens den Motor zum Leben erwachen und auf gings. Eine „Autobahn“, die gibt es hier nicht, dafür etwa einige 100 km Schnellstraßen. Buenos Aires lasse ich generell links liegen bevor es ins „Landesinnere“ geht, auf Landstraßen und immer durch die Peripherie der kleinen Ortschaften die sich alle ausschließlich der Landwirtschaft und Viehzucht widmen. Der Verkehr auf dieser Route ist immer beträchtlich und durchweg mit Schwerlastverkehr, der sich, je weiter man sich den wenigen Ballungszentren, Buenos Aires und die paar großen Städte an der Atlantikküste mit eingenommen, entfernt. Danach wird es “patagonisch“: Nur noch wenige Fahrzeuge, dafür der Wind, Guanacos und Ñandus oder auch „Ave Strus“ genannt, der große Straußähnliche Laufvogel. Allesamt machen diese Events
eines solchen Roadtrips etwas kurzweiliger. Gegen ein Uhr morgens verkrieche
ich mich dann generell irgendwo abseits der Straße, draußen
in den Schlafsack, das waren dann in der Regel so um die 1.500 km, ich
gehe es entspannt an und cruise. Früh im Morgengrauen desselben Tages
geht es dann weiter, ohne Verkehr, geil! Ein Sandwich und Coca-Cola zum
Frühstück.
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Morgenimpressionen
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Auf
zum Lagerplatz
Ich nähere mich der Wegbiegung, wo herum? Zu einer Seite heißt womöglich noch keinen Zugang zu einem schönen Lagerplatz zu finden oder zumindest zusätzlich zum unabdingbaren Allrad, den Weg zu präparieren. Die andere Richtung verspräche mit dem naheliegenden Fließgewässer noch mehr Abwechslung. Egal, no risk no fun, denke ich mir und gerate bald, trotz patagonischer Spätwintertemperatur, mächtig ins Schwitzen: Die Bäume müssen halt aus dem Weg! Die alten Nothofagus, viele derer mehrere hundert Jahre alt, gefallen während des strammen Windes, woanders auf der Welt Sturm genannt, versperren den Zugang zum Lagerplatz. Und nein, das Driftboot habe ich wohl wissend zurückgelassen. Ja, die Möglichkeit, auch hier das ein und andere entlegene Gebiet mit dem 4x4 erreichen zu können, besteht. Es sind die verwachsenen Viehpfade, ausgeholzt und einigermaßen benutzbar gemacht vom Landbesitzer, dessen „Permiso“ ich habe, diese auch zu befahren. |
Willkommen im Paradies!
Über mir rauschen wogend die Spitzen uralter Südbuchen im Wind.
Dichtes „Calafate“ Buschwerk gibt mir zusätzlich Schutz vom kalten,
über das Wasser und generell in meine Richtung blasendes Windes.
Kettensäge? Nein, Fuchsschwanz! Die Zeit nehme ich mir, immer, um jederzeit genügend Feuerholz zur Hand zu haben. Denn der Gaskocher bleibt so lange außer Betrieb, wie es das Klima zulässt: Kein Regen heißt dann generell auf dem offenen Feuer zu kochen. Dieses archaische Artefakt ist mein ständiger Begleiter an den verschiedensten Lagerplätzen, ein anspruchsvoller! Ohne Glut gibt es nun einmal keinen morgendlichen Kaffee und ohne Flamme keine warmen Füße nach einem langen Tag im kalten Wasser. Wer wenig Erfahrung mit Wind
gemacht hat, mag die geschilderten Vorkehrungen für übertrieben
halten. Es ist eine Sache, ein paar Stunden oder einen Fischtag unter widrig
windigen Wetter zu verbringen und sich dann im Wagen auf den Nachhauseweg
zu machen, oder Wochen draußen mit Wind zu verbringen, der oftmals
ununterbrochen am Blasen ist. Ausschließlich, das sind die Nachtstunden,
in der Regel … Unabdinglich ist es dann, sich vor diesem an seinem Lagerplatz
schützen zu können.
Gefallene Bäume blockieren den Weg |
Mit dem
Fuchsschwanz zum Feuerholz
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Frohe Weinhnachten
;-)
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Wo
waren wir stehen geblieben? Ausschlafen! Geht natürlich nicht, weil
sie noch immer kribbelt, die Passion, eine, wenn notwendig, lange Leine
werfen, nach Ringen Ausschau halten und dann den take zu spüren.
Aber zuerst einen Kaffee und dann runter, von meinem erhöht liegendem Camp, ans Wasser. Ich stehe dazu, meiner Leidenschaft der Stillwasserfischerei, es hat für mich noch immer etwas Mythisches in dieser Region. Und die Geschichten von diesen gewaltigen Fischen, die in diesem speziellen See am Patrouillieren waren, glaubhafte. Und wenn die Sonne im richtigen Winkel über dem See steht, entlockt sie dem selbigen seine Geheimnisse, die normalerweise unter der gewaltigen Dünung und sich brechenden Wellen verborgen liegt: Untiefen vor dem Ufer und in Wurfweite, Abbrüche, die sich in der dunkelblauen Tiefe verlieren und einem die Fantasie durchgehen lässt, yeah Baby! Die Nahrungsgrundlage der Fische Die Nahrungsgrundlage dieser
patagonischen Lakedweller unterscheidet sich in nichts von denen, die in
Fließgewässern beheimatet sind. Insekten in allen Stadien der
Evolution, auch Käfer. Selbstverständlich auch andere Fische
und Krustentiere.
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2 x Ephemera
...
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Um
eine mögliche Idee zu bekommen, was auf der Nahrungsliste steht, ist
ein wenig Detektivarbeit angesagt. Ich liebe es generell, mit Zeit, die
ich mir dafür nehme, die Ufer abzulaufen. Die Vegetation am See, nicht
notwendigerweise die bis dicht an das Wasser reichende, nein, auch höher
gelegenes Grün und die darin sich aufhaltenden Insekten werden oftmals
vom Wind weggetragen, zu Salmonidenhappen.
Natürlich ist das unmittelbar am Wasser befindliche Terrain generell die nächstliegende Quelle von Nährtieren: vornehmlich Insekten: Köcherfliege Trichopteras, Steinfliege Plecopteras, Eintagsfliege/Maifliege Ephemeropteras und Käfer, Coleoptera. Zu einem anderen wertvollen
Proteinhappen kommen wir später. Eine etwas genauere Revision der
Felsen benötigt das Finden der Krebspanzer, finden wir ihn, ist es
das Indiz für den Pancora, Aegla abtao. Diese hier endemische Art
wird bis zu 6 cm groß. Eine wahre Proteinbombe für die Salmoniden.
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Direkt
vor die Kante muss die Fliege!
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Blutegel
= Forellenhappen!
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Fliegenbinden
im Outdoor-Lab
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Gruppenmuster:
die hier funktioniert hier oft!
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Was
du nicht weißt, macht dich nicht heiß … ein anderer oft verbreiteter
Irrglaube ist, dass die Gattung Gammarus sich ausschließlich in den
üppigen Krautbänken aufhält.
In Patagoniens Seen existieren Anfipoden, die vornehmlich im Freiwasser zu finden sind. Der Gamarus oder Bachflohkrebs kommt hier in 2 verschiedenen Arten vor: Hyalella fossa mancini -Hyalella smith und hält sich –wenn nicht aktiv- vornehmlich unter Steinen auf, auch in kleinsten Tümpeln, die noch eine Verbindung zum See haben und kontinuierlich mit kaltem! Wasser gespeist werden. Eine andere wichtige Proteinquelle
stellen endemische Fischarten dar, die sich vornehmlich in Flachwasserbereichen
und steinigen, grob kiesigen Untergrund aufhalten.
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Auch die
Chernobyl-Ant versagt hier nicht ...
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In
der Vergangenheit (dieses Substantiv muss wohl am Alter liegen ...) zog
ich generell mit 2 Fliegengerten los, die eine geriggt mit Sinker, die
andere mit einer Schwimmschnur. Wenn wir ehrlich sind, gestehen wir uns
doch ein, mit welchem Set-up eine Leine zu werfen, die angenehmere ist...
Daher ist lediglich eine Rute mit Schwimmschnur mein Begleiter für den Tag geworden, gepaart mit variablen Vorfachlängen für die jeweilige Fliege, (nicht Köder, nein bitte nicht!). Es mag sich kontraproduktiv anhören in einem See, dessen durchschnittliche Tiefe (Wurfweiten erreichbar) um die 8 Meter beträgt, aber die hier aktiven Regenbogen halten sich auch Tagsüber in Bereichen auf, die es einem locker ermöglicht diese Fische mit einer Schwimmschnur und Nassfliege zum Biss zu verleiten. Natürlich keinen Bachsaiblingschromer! Und wenn die Sonne die seichteren strukturierten Uferzonen mit Bewuchs ausreichend erwärmt hat, nutze ich mein Floating-Set-up mit einer 5er-Gerte. So bin ich oftmals den gesamten Tag viele Seeuferkilometer am Abwandern und fischend auf die halbstarken, allerdings soliden Fontinalis. Und ja, ein kalt gebeiztes
Saiblingfilet ist mit das köstlichste, was ich mir während meines
guidingfreien Patagonienaufenthalts gönne ...
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Fortinales
Graved kalt geräuchert
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Drill in
der Uferregion
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"Chromer"
aus dem See
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Auch
trage ich sie noch immer, diese zwei Hüte. Die Passion, als Guide
die Zeit gemeinsam mit meinen Gästen auch in einer dieser Regionen
Patagoniens zu verbringen, ist noch immer vorhanden. Daher guide
ich den passionierten Fliegenfischer noch immer persönlich. Lediglich
wenn ein personalisiertes Gästearrangement aufgrund der Teilnehmerzahl
nicht mehr zu realisieren ist, steht uns mein argentinischer Freund und
Guide zur Seite.
Dann sind es die etwas anderen
Gewässer, dort, wo der Einsatz auch unseres Driftbootes eine unvergleichliche
Form der Fischerei verspricht. Wir erreichen mit dem Boot so die abgelegensten
Bereiche, in denen das Watfischen auf stattlichen Bachforellen und Bachsaiblinge
und Regenbogenforellen dem Sichtfischen in den Tropen ähnelt, nur
wesentlich spannender …
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Traumtag
& Traumfisch
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Ein schöner
Regenbogner, vor dem Schilf überlistet
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„Der“ See
Noch liegt dichter Nebel wattegleich über dem See. Es ist mein Morgenritual, den Becher Kaffee genießend, sitze ich auf dem großen Stein in Ufernähe und genieße die Stille des anbrechenden Tages. Begleitet vom Knirschen der Kieselsteine, gleitet das Boot ins Wasser. Zwei aufgeriggte Ruten, eine
Thermoskanne heißen Tee und eine Tüte Kekse, so gewappnet rudere
ich mit langsamen Schlägen am felsigen Ufer entlang. Noch schläft
der Wind und ich beschließe, den Motor erst in einer guten Weile
zur Hilfe zu nehmen.
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Ein dreftiges
Frühstück gibt Kraft für den Angeltag
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Ein ruhiger,
windstiller Tag steht bevor
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Der Nebel
hebt sich ...
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In
stillem Rhythmus tauchen die Ruderblätter ins dunkle Wasser und schieben
das Boot um jenes markante Felsenriff und die aufsteigende Felswand an
meiner rechten Seite. Es ist noch zu früh, erinnere ich mich, die
großen Bachforellen sind hier noch nicht am Patrouillieren. Bis dicht
ans Seeufer reicht hier der Buchenwald. Und mit dem Ruf des immer unsichtbaren
“Chucao“ aus dem niedrigen, Urwaldgleichen Grün, fühlt man sich
zurückversetzt in eine andere Zeit.
Das reicht jetzt aber, genug Morgensport, ich starte den Motor und überquere den See in Richtung einer der Schilfkanten und des Steinverblockten Ufers. In ausreichender Entfernung
zum Ufer stoppe ich und wechsele auf Muskelkraft, um mich so in stealth
mode den Hotspots zu nähern. Ich halte Ausschau nach diesen ganz speziellen
Stellen: noch tiefes Wasser zwischen dem steinigen Ufer selbst und der
Schilfkante und den Wasserpflanzen. Diese Bereiche sind in den frühen
Morgen und Abendstunden die Futterwege der kapitalen Bachforellen. Nein,
kein Schlupf, keinerlei Oberflächenaktivität verrät diese
Fische. Aber sie sind aktiv, wachsam und auf Nahrungssuche.
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The Perfect
Cast
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Was guggsd
du ... Verdiente Rause
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Was für
ein toller Fang :-)
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Diese Schöne
nahm´einen Aufsteiger
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Mit tief
geführter Fliege überlistet
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Noch
kräuselt kein Windhauch die Wasseroberfläche. Anspruchsvoll denke
ich bei mir, der Boden im Boot im Bereich des Ankers ist wohl mit schallschluckendem
Teppich ausgekleidet, aber immer wieder klingen diese beinahe unvermeidbaren
zu Anker gehenden Geräuche wie Donnergetöse in meinen Ohren.
Wenigstens gleitet die Leine lautlos durch meine Hände.
So das Boot in Position gebracht
wird die Qual des fehlenden Windes offensichtlich: die langsamem, unvorhersehbaren
Richtungswechsel des jetzt „verankerten“ Driftboots bieten einem
keine Konstante Wurfposition, und das casten über die Bordwand, anstelle
von der erhöhten Topposition im Bug des Bootes ist dann eher die Regel
als eine Ausnahme.
Als sich die Rutenspitze
allerdings bedenklich verneigend in Richtung unter das Boot bewegt, komme
ich nicht umhin, den Griff um den Spulenrand zu lockern. Nein, schießt
es mir durch den Kopf, nicht in die Ankerleine, als sich Salmo truta wieder
aus dem Wasser hebt.
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Genussfischen
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Eine
gewisse Akrobatik ist vonnöten, hier alleine das Landungsprocedere
erfolgreich zu gestalten, mit einem Stolperer, allerdings souverän
gemeistert, aktiviere ich die Actioncam mit einem Druck auf den Auslöser
und widme mich nun dem Keschern und anschließendem release dieser
wunderschönen Bachforelle.
Nach einer verdienten Genußpause mit Keksen und heißen „Mate cocido“, beginnt sich die Wasseroberfläche zu kräuseln und der Bug, wir erinnern uns, mit der Topp-Casting Position, legt sich langsam auf die Lee-Seite. Na also, es geht doch, grinse ich in mich hinein. Der Nebel hat sich gehoben und unter dem difusen Licht der jetzt höher stehenden Sonne im Rücken und begleitet von einem Schwarm Kaiken, den Wildgänse, nähere ich mich einer anderen Welt. Eine gewaltige Fläche überfluteten Grasland. Dichte Schilfgürtel wechseln sich inmitten dieses patagonischen Pantanos mit Kanallabyrinthen und Zonen üppiger Wasserpflanzen ab. Tiefe dunkle Gumpen und kristallklare Flachwasserbereiche ermöglichen einem das Sichtfischen auf Regenbogenforellen, die hier auch bei Sonnenschein im nur Wadentiefen Wasser cruisen und auch mit der Trockenen angeworfen, zum Biss verleitet werden. |
Im Elysum
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Das Lächeln
sagt wohl alles
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Meine
absolute Passion allerdings ist das Suchen des wahren Herrschers dieses
Seebereichs, immer wieder umdekoriert von Wind, Wasserstand und Wellen.
Es ist die Pirsch nach dem Einzelgänger unter den Salmoniden:
der kapitalen Trucha Marron, der Bachforelle.
Ungleich seiner auch soliden Artgenossen im See selbst, die sich auch steigend bei windstillen Augenblicken zu erkennen gibt, habe ich Salmo praghmites ?? nie Nahrungsaufnehmend zu Gesicht bekommen. Ähnlich dem immer unsichtbaren Chucao und lediglich präsent durch seinen Ruf, nimmt man nur das Geräusch, den Klang dieses raubenden Fisches wahr. Ein entferntes schallendes Schlagen, der Schwall des Wassers, verschluckt durch das unzugängliche Schilf. Die Taktik, man darf es gerne
so nennen, weil sie entscheidend ist, möchte man einen dieser dunklen
Barren in seinen Händen halten, kann unterschiedlich sein. Ungleich
meines langjährigen geschätzten Freundes Reinhard, Begleiter
auf vieler meiner Patagonien Reisen, der ein wahrer Meister im Casten einer
langen Leine ist, bin ich eher als ein Schmied zu bezeichnen.
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Drill an
der Schilfkante
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Die Fliege
war perfekt serviert
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Ich
kann nicht abstreiten, mich auch situationsbedingt an einer kurzkeuligen
Schnur zu erfreuen, die willig der ein und anderen schnellen Richtungsänderung
meiner so schnell geladenen Rute folgt. Mitunter effektiv, aber auch in
jeder Situation bereit!
Und da wären wir beim Thema angelangt: Die Schnurwahl unter Beachtung der örtlichen Begebenheiten. Ich könnte ein Buch schreiben, wirklich, möchte mich aber lediglich auf die hier gegebenen Verhältnisse beschränken: der vom Wind gegebenen Castingposition unter Rücksichtnahme der Wattiefe und dem Bewuchs außerhalb des Wassers. Ich schweife ab, aber auch hier gilt, Salmo praghmites zeigt sich nicht! Allerdings, die tiefen Gumpen mit üppigem Bewuchs und die Ränder der mitunter seichten grasbewachsenen inselgleichen Zonen sind hier seine „Holdingpools“. Es empfiehlt sich eine stramme Gerte, nicht zu langes Vorfach und eine Fliege, die sicher nicht in die Rubrik unprätentiös fällt! Volumen soll es sein! Gerne auch, ich mag sie, weil sie fängt, mit Gummibeinen! Und ein Vorfach, das einem soliden Fisch während des Drills im verkrauteten Wasser standhält. Apropos: erst einige Tage zuvor näherte ich mich einem dieser Fischträchtigen Stellen, platzierte, nicht unbeobachtet von Señora Bisamratte einige Meter entfernt, die selbst gebundene vor eine verkrautete holdingspot. Der Take kam stante pede und auf diesen unmittelbaren Widerstand auch die Schnur mir entgegen, ohne Fliege! Und ewig grüßt
das Murmeltier, manche Muster wiederholen sich ...
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Zurück
in die Gegenwart.
Und so werden konzentriert die Kanten der „Inseln“ abgeklopft, wir erinnern uns, ein Leerwurf und die Fliege direkt einen Zentimeter „vor“ das Gras oder dezent „in“ das Gras präsentiert und die Fliege mit kurzen nicht zu schnellen Strips eingeholt. Es bieten sich die verschiedensten Techniken an: Spey, Überkopfwurf, Underhand, oder ein Rollcast. Nun kann es zum Konflikt kommen, nämlich dann, wenn der Liebhaber einer langen Leine, aka “DT“ oder einem ähnlichen Schnuraufbau, zum klassischen „Mehrfach“ Überkopf - Leerwurf ausgeholt, sich dem Präsentieren widmen möchte. Jedoch ist oftmals der Wind keine ausreichende Hilfe, diesen nicht freudigen Wortschwall des Meisters zu übertönen. Was ist passiert? Die dem Wurfstil geschuldete überlange Schnurlänge fiel dem Wind zu Opfer und hat die Fliege im Schilf verkantet. Eine Kurzkeule präsentiere
ich mit lediglich einem Leerwurf bei konstant gehaltener Distanz zum Hotspot,
immer! Und da kann es mir egal sein, wie der Wind weht. Bei entsprechender
(Wind) Stärke ist ein großzügiger Schnurbogen und lediglich
ein leichter homogener Schwung der Rutenhand notwendig, um präzise
mit einem Rollwurf zu präsentieren. Und mit dem Turbo, der Zugunterstützung
der Schnurhand kann man mit dieser Technik auf erstaunliche Weiten präzise
servieren.
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Bei
einer nicht kurzkeuligen Schnur, mit kleinen Trockenen, bei Wind, gebrauche
auch ich sehr gerne die Spey oder Unterhand Technik, besser mit entsprechend
angepasster Vorfachlänge.
Ich nähere mich dem kleinen Kanal, keinen halben Meter breit, tief und mit beidseitig dichtem Bewuchs. Nach mehreren Versuchen landet die Fliege schon wieder präzise dort, wo sie nicht hingehört: im robusten Gras! Nein, nicht jetzt! Ein lösen ist diesmal unmöglich und ich bin pingelig wenn es um selbstgebundenes geht... Zähneknirschend wate ich durch das Trophy Revier und löse die Fliege aus den fängen das Grases, das hat der Meister nicht gesehen ... Ungleich der “Kantenfischerei“ bei der die Fliege nach etwa einem halben Meter ausgefischt ist, nutze ich hier meine gegebene Wurfposition und fische das Ufer parallel ab. Nach einigen Stripes, ich setze schon zum Rückwurf an, bemerke ich sie. Oder besser etwas Wasser
verdrängend auf die Fliege zukommend. Es bedarf ein wenig Selbstvertrauen,
jetzt nicht das Einholtempo der “long legged“ Schönheit zu verändern.
Der Take ist immer spektakulär: Die Fliege wird generell mit einer
Gelassenheit genommen, dass man sich selbst bremsen muss: lediglich die
Rute anheben, wenn der Fisch wieder am Abtauchen ist, resultiert hier in
einem freudigen Lächeln.
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Und
dann beginnt das Nervenspiel, hätte ich das Vorfach tauschen sollen,
den Knoten erneuern? Keine Bange, hier kann man Vorfachstärken (die
in der Regel halten) wählen, die anderswo nur Kopfschütteln verursachen
würde.
Und so lande ich nach kurzen, Lokomotive gleichen Fluchten, eine dieser wunderschönen Bachforellen. Es ist ein Elysium, ich laufe zurück zum Boot und rudere langsam durch das seichte, nicht einmal Wadentiefe Wasser. Am nahen Horizont glänzen die schneebedeckten Berge, ein Schwarm Flamingos zieht im Tiefflug an mir vorbei, Herz, was willst du mehr? Ich spielte schon mehrfach
mit dem Gedanken, mir ein „Push Pole“ zu konstruieren, es würde Sinn
machen, hier so erhöht vom Bug aus sich geräuschlos durch dieses
Gebiet zu schieben. Die Konstruktion wäre ein leichtes, das Verstauen
im Driftboot selbst nur hinderlich und ein weiterer Schnurfänger!
Also dann weiterhin klassisch pullend durch Patagonien.
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Kalträuchern
mit Buchenblättern
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Ich
erreiche eine „offene“ enorme Wasserfläche, sie ist, das ist mir bekannt
durch frühere Watexkursionen hier, in der Mitte max. hüfttief.
Und sie ist ein wahres Schlaraffenland: Es wuselt hier nur so von Bachflohkrebsen, und regelmäßig beim Besteigen meiner Nussschale, streife ich mir Blutegel und Ephemeropteras von den Watstiefeln. Ein bisschen „tricky“ abzufischen, ist die nicht unerheblich großflächige, verkrautete Wasseroberfläche in diesem Gefilde. Aber was war das? Sah ich da möglicherweise einen Schatten unter dem Boot hervorschnellen? Das Momentum schiebt mich weiter, und da sehe ich es: einen dunklen Bodensatzwirbel, noch in Bewegung. Das passiert, beinahe unter den Kiel gekommen, Träumer du. Das ist geil! Ich stehe nun so erhöht wie eben machbar im Bug des Bootes und decke mit meinen Würfen satte 200 Winkelgrade ab. Da käme der Meister ins Schwärmen! Aber er ist auf eigene Faust
unterwegs, daher sind wir das optimale Team, jeder versteht sich darauf,
sich den Tag auch mal selbst einzuteilen.
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Eine
hübsche Bachforelle kann ich in diesem Biotop noch landen, eine weitere
kommt ab.
Das macht glücklich
und Appetit und ich begebe mich auf die Heimfahrt, in slow Motion die Dünung
des Sees im Rücken und den heimatlichen Strand bald in Sichtweite.
Mit einer Lammkeule auf dem Rost und unter ihm die knisternde Glut, den
Roten auf Temperatur bringend nahe am Feuer, so lassen wir die Tage hier
gerne ausklingen.
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Salmo praghmites,
er exestiert wahrhaft!
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Die obligatorische
Lammkeule
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Das abendliche
Lagerfeuer gehört einfach dazu!
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Campleben:
So lässt es sich Leben.... rechts: frisch gebackenes Brot
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Ein
anderer Tag
Den kommenden Morgen beginnen wir gemeinschaftlich: mit noch müden Augen, blinzelt aus dem Zelt den Himmel begutachtend, gut so! Peluza bleibt noch liegen, während ich mich dem gemeinsamen Frühstück widme. Eine gewaltige Portion Rührei mit Schinken und Kaffee für Reinhard und mich, um sich zu stärken, für eine Runde rudern. Denn, kein Windhauch kräuselt die Seeoberfläche. Und auf gehts, mit Muskelkraft über die Wasserpflanzenfelder in Richtung Schilfkante. Vereinzelt sind Ringe zu sehen, weiter draußen, steigt ihr nur! Uns interessiert etwas anderes,
wir möchten die hier im „Hauptsee“ im Schilf versteckten Bachforellen
herauslocken. Die „Marrones“ sind vereinzelt dicht am Ufer bei der Nahrungsaufnahme,
sehr wahrscheinlich nehmen diese die im Moment flugfähigen Ameisen,
die sich auf die Wasseroberfläche verirrt haben. Durchaus erreichbar
für uns, aber wir enthalten uns wohl bewusst, dass es unmöglich
sein wird, diese Fische durch das dichte Schilf zum Kecher führen
zu können, ohne ihn samt Fliege im Maul zu verlieren, nicht gut!!
Am Saiblingssee,
warten auf den nächsten Einsatz: Näheres zu diesem Thema siehe
weiter unten ...
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Campleben
bei jedem Wetter
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Frische
Pilze mit Spiegeleiern
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Im Schilflabyrinth
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Sicher
gehakt und gelandet
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Spätabendliches
Vergnügen
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Nach
einer gefühlten nautischen Meile rudernd, liebäugele ich mit
einer, so denke ich, perfekten Position um unser Schiff vor Anker zu legen:
eine adäquate Wurfposition wäre somit gewährleistet.
Der Meister allerdings ist nicht zufrieden! Seine Schnur, generell unsichtbare Linien pittoresker Schönheit in den wolkenlosen patagonischen Himmel zaubernd, würde bei dieser Position weit über das vermeintliche Ziel hinausschießen! Ay, Ay Käptn, dann also das Boot verholen, Raum schaffen für einen Caster, von dem ich mir gerne etwas abschaue. So mit einem gemeinsamen Konsens, entere ich den Bugbereich, einfach herrlich entspannt, die Werferei von hier, während ich das Meckern von hinten höre. Biß! Des Meisters Gerte neigt sich, die Rolle surrt, während dem ich meine eigene Fliege aus dem Wasser kurbele, um Hilfestellung zu geben. Da geht was! Immer wieder die Hand vom Rollenrand lösend, zieht der Fisch nach dem obligatorischen Sprung in die Tiefe, eine stattliche Bachforelle hat die tief geführte Fliege genommen und tobt sich im Freiwasser aus. Nach knackigem Drill liegt
eine ansehnliche Rotgetupfte vor uns im Kescher, ein schneller Fotoshoot
und ab ins Wasser mit ihr, catch&release only hier!
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Gruppenfoto
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Watfischen
auf Regenbogner im Schilf
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Nachdem
ich kein Glück mit meiner aus dem „Schilf locken Taktik“ mit Siliconbeinen
und Sinker hatte, wechsele ich auf eine „Emerger“ aus Rehhaar mit dezentem
Body-Flash in sichtbarer Hakengröße!
Das ist ein nicht unbedingt eventreiches Präsentieren, Mücke raus und in Entspannung üben kann aber auch mal nett sein. Weil es belohnt, wenn man beobachten kann, wie sich Zeitlupen gleich der Kopf einer stattlichen Bachforelle aus dem Wasser bewegt, sich das Maul öffnet und die Fliege im selbigen verschwindet. Herrlich, wieder einmal dieser
Tag!
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Take in
Zeitlupe
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Top Muster
| Unten rechts: Reinhard mit Trophy-Saibling
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Am Saiblingssee
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Fontinals
found!
In eine der abgelegensten
Gegenden Patagoniens führt uns der kommende Teil der Fischtour. Dort,
wo die Andenkette unterbrochen wird von engen Tälern mit Lagunen und
durchzogen von glasklaren Bächen: eines der letzten Rückzugsgebiete
von Salvelinus fontinalis, dem Bachsaibling. Viele der Gewässer hier
sind untereinander verbunden, ja haben sogar Verbindung mit dem fernen
Ozean. Noch dazu bieten die über das gesamte Jahr kleinen Wasserzuläufe
in den verschiedensten Lagunen einen perfekten Schutz der Juvenilen, und
sich selbstverständlich wild reproduzierende Bachsaiblinge.
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Kinderstube
der Bachsaiblinge
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Versteckte
Saiblingsbäche
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Es
ist eine waldreiche Region, mit sich über die Baumgrenze erhebenden
Berghängen und reicher Flora und Fauna. Der große Pseudalopex
culpeus, Zorro colorado, die größte hier vorkommende Fuchsart
sieht man genauso wie seinen kleinen Bruder den Graufuchs vornehmlich in
den frühen und späten Abendstunden.
Oftmals habe ich schon Rehe
durch das ufernahe Wasser laufen sehen und verschwindend im undurchdringlichen
Grün des Buchenwaldes. Der Magallanspecht ist hier ebenso Zuhause
wie der immer gesprächige Cyanoliseus patagonus, eine kleine Papageienart,
die einem oftmals als geschwätzige Schar aus dem Schlafsack treibt.
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„Morgenstunde
halt Gold im Mund“, ist eine gerne benutzte Redewendung; die für meinen
Teil fehlende Strophe erwähne ich gerne: und „Blei im Allerwertesten“!
Aber an diesem ganz speziellen Gewässer ist mein Wille stärker als das Schwermetall, weil am frühen Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen noch nicht golden über die Berge reichen, kommen die Saiblinge in Ufernähe. Nicht dass es etwas Besonderes wäre, aber der Umstand, dass man hier bequem ein watend eine lange Leine werfen kann, lasse ich mir nicht entgehen. Und sie steigen! Der Bachsaibling
nimmt hier winzigste Ephemeroptera Aufsteiger und verschmäht auch
nicht die hier zahlreichen Bachflohkrebse.
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Mein Ehrgeiz, mich am Binden dieser (Aufsteiger) Imitate, womöglich auf Hakengröße jenseits der 20er, zu versuchen, gestehe ich mir, existiert nicht. Und aus Erfahrung weiß ich, dass (mir) mit Kleinstimitaten nicht geholfen ist. Ich greife in diesem Fall zu einer weiteren Eigenkreation, entstanden im Field – Lab. Das kommt ja beinahe Pro - Team mäßig herüber, ist aber tatsächlich das ehrliche Ergebnis langer Stunden am Bindestock unter widrigen Umständen: im beheizten Küchenzelt mit Torta Frita und Marmelade aus der Region, entstand ein Gruppenmuster, unbeschwert und Sichtbar, um es auch mit dem Vorfach verbinden zu können! |
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Volumen
mit Silikonbeinen
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Die Bisse sind, wie oftmals (hier) Saibling typisch, delikat. Und Aussteiger mehr die Regel als eine Ausnahme. Aber was für Schönheiten es sind: verteilt auf die geringe Körpergröße und beachtliche Form, gleichen diese Fontinalis einem intensiven Farbfeuerwerk. |
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Es
ist einer dieser Seen, den ich auch gerne rudernd ohne Zuhilfenahme des
Motors befische. Von einem Ende, an dem sich ein immer wasserführender
Bacheinlauf mit anschließendem wahrem Unterwassergarten befindet,
bis zur gegenüberliegenden facettenreichen Uferregion mit Felsen und
kiesigen Terrain. Bachsaiblinge in stattlichen Größen ziehen
hier abhängig des Nahrungsangebotes ihre Runden.
Und wenn es passt, dann kann man in den Genuss einer ganz besonderen Fischerei kommen: mit großen Terestrials die aktiv steigenden Bachsaiblinge anwerfen und auch landen. Ich
freue mich schon wiederzukommen!
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Schöner
Happen für Salmoniden
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Campleben
& leckere Pilze | Unten: schöner Lagerplatz
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Anmerkung der Redaktion: Heiko Schneider (Foto rechts) lebt als Fliegenfischer Guide in Argentinien und schreibt auch seit über 10 Jahren Beiträge und Reiseberichte für's Fliegenfischer-Forum, die Sie allesamt hier finden: www.fliegenfischer-forum.de/argentin.html. Er ist ebenfalls aktiver Member im FF-Board (www.fliegenfischer-forum.de/flyfishing/), Sie erreichen ihn dort unter dem Namen "Magellan". Außerdem
erreichen Sie den Autor über seine Homepage: http://www.latitudsuranglers.com/.
"Darf ich
vorstellen, Pelusa, die Wildkatze." =>
Noch ein interessanter Hinweis & Link des Autors (auch weil im obigen Beitrag kurz erwähnt): "...anbei der Link zu dem Audio-Video des “Chucao” - ein Vogel, erwähnt im Bericht, um die Stimmung ein wenig greifbarer zu gestalten..." (Hier klicken) |
Ein Bericht von Heiko Schneider für www.fliegenfischer-forum.de - August 2024. Fotos/Copyright: Heiko Schneider. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zu Argentinien, Chile, Brasilien | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |