Der aktuelle Foto-Report:
Eine Bilderreise durch den patagonischen Süden
69 stimmungsvolle Bilder von Heiko Schneider
Nach einem stundenlangen Fussmarsch mit meinem schwergepackten Rucksack erreichte ich endlich einen windgeschützten Lagerplatz. Direkt am Ufer des gemächlich fließenden Flußes schlug ich mein kleines Zelt auf. Nach diesem beinahe alltäglichen Ritual ging ich runter zum Fluß und ließ die ersten Meter Flugschnur durch die Ringe gleiten. Wie zuvor hatte sich pünktlich zum Abendsprung der Wind gelegt und die Geräusche der Natur machten jenen des zuvor unaufhörlich tobenden Windes Platz. 
Das Aufsetzen der Trockenfliege wurde mit einem beinahe unscheinbaren Schwall belohnt. Wie aus dem Nichts stiegen beachtliche Bachforellen auf meine Fliegen und diese verschwanden in ihren großen, weiß schimmernden Rachen. Die Vollendung eines perfekten Tages, ging es mir durch den Kopf. 

Nach einer kurzen Nacht kroch ich aus meinem wärmenden Daunenschlafsack. Der Benzinkocher erwachte fauchend zum Leben und schon kurze Zeit später verbreitete sich der appetitliche Duft von gebratenem Speck vor meinem Zelt. Eine warme Tasse Kaffee in meinen Händen haltend, genoss ich die Stimmung des frühen, noch windstillen Morgens, ich war der glücklichste Mensch auf Erden.
An diesem Morgen wurde Patagonien zu meiner großen Liebe.

Weit mehr als 20 Jahre sind nun vergangen und dennoch zieht es mich jedes Jahr wieder in den patagonischen Süden. Ich verbringe einen Teil meiner Zeit auf jenen alten Spuren, dessen unendlicher Himmel und karge rauhe Schönheit mich damals gefangen nahm und verbringe auch viele Wochen mit meinen Gästen in dieser umwerfenden Natur, abgerundet durch ausfüllende und erinnerungswürdige Angeltage.

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Eine Bilderreise durch den patagonischen Süden

Der Rio Gallegos

Der  Fluss Rio Gallegos in der Santa Cruz Provinz, wer wird da nicht hellhörig? Nicht nur die Gilde der Historiker, denen wohlbekannt ist, dass der Namensgeber dieses Flußes, Blasco Gallegos einst ein Mitglied der bekannten Expedition des Ferdinand Magellan war. Von seiner Quelle bis zur Tidenregion, sich 300 Kilometer mäanderierend durch rauhes patagonisches Land windend, ist der „Gallegos“ das wohl außergewöhnlichste Salmonidenengewässer Patagoniens. 

Wenn auch eher bekannt durch den Meerforellenaufstieg, ist vielen Fliegenfischern nicht bewust: der Gallegos bietet mit seinen Quellen und zahlreichen kleinen Zuflüssen eine phantastische Forellenfischerei, die seinesgleichen sucht! Die nunmehr schon seit 100 Jahren sich selbstreproduzierenden Bachforellen haben sich zu einem aussergewöhnlich gesunden Bestand entwickelt, der ungleich anderer argentinischer Gewässer ohne jegliche Besatzmaßnahmen auskommt. Die übersichtliche Flussgröße und das einfach zu bewatende Gewässer bieten eine traumhafte Fischerei auf diese kapitalen und wunderschönen Fische. Noch dazu kommen die im patagonischen Frühjahr eher moderaten Windverhältnisse, verbunden mit guten Insektenschlüpfen in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Mit Trockenfliegen, Aufsteigern und Nymphen, an entsprechend angepassten Vorfächern angeboten, ist das die ausichtsreichste Jahreszeit, diese wunderschönen Bachforellen (und auch Meerforellen) zu überlisten.







































Rio Gallegos Chico

Das Wiehern der Guanakohengste, gepaart mit dem rauschen des Windes, der durch den schmalen Canyon haucht, ist ein ständiger Begleiter auf diesem engen Pfad. Und wichtig, nicht anhalten, immer in gebührenden Abstand zum Wasser weitergehen! Verflucht noch mal, selbst ich kann nicht widerstehen.
Entgegen aller guter Vorsätze und klugen Ratschlägen, dass es besser sei, sich zügig zu dem Ende der Schlucht zu begeben mache ich es: den Kopf wenden, mit dem Blick auf die in der sanften Strömung stehenden Bachforellen... 
Ein Arroyo, oder spring-creek, ach, lassen wir doch die Anglizismen und nennen ihn beim Namen: ein Wiesenbach, wenn nicht sogar der Wiesenbach schlechthin, in einer Umgebung, die einen unweigerlich in eine andere, längt vergangene Zeit versetzt.
Dieser kleine Bach wird von unterirdischen Quellen gespeist, keinerelei Zuflüsse, keine Eintrübung, eine über das gesamte Jahr hin konstante Wasserführung.
Der Bachlauf des mäanderierenden Chico wird unterbrochen von teils immensen Bassins, durchzogen von großen Krautfeldern - Lebensraum für Köcherfliegen und Eintagsfliegen. An den gerölligen Ufern wimmeln Bachflohkrebse. Und nicht zu vergessen, die Sommerdiät dieser Fische besteht auch aus Heuschrecken. 
Kein Wunder, dass die Forellen bei diesem Nahrungsangebot zu stattlichen Größen heranwachsen.
Wer hier seine große Trockene, gerne auch Chernobyl’s, weniger klassisch gebunden, oder Nassfliegen nicht an einem etwas stärkeren Vorfach  präsentiert, verliert diese Fische unweigerlich im dicht verkrauteten Wasser, das eine natürliche Barriere zum Ufer bildet.
Die Fischerei hier ist nicht unähnlich des neuseeländischen Sichtfischens: vorsichtiges Erspähen und dann bachaufwärts die Präsentation, ein Traumrevier...

































Zum Abschluss dieses Fotoreports möchten wir Euch noch diesen 3:11min kurzen Film "Spring Creek" ans Herz legen.... Viel Spaß!




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© Ein Beitrag und Fotos von Heiko Scjhneider für www.fliegenfischer-forum.de - April 2017.
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