Fliegenfischen in Neuseeland - 
Ein Traum auf der anderen Seite der Welt
ein Bericht und Fotos von Michael Bruns
Während meines Aufenthalts in Australien und Neuseeland hatte ich das Vergnügen, in Neuseeland ein paar Tage mit der Fliege angeln zu können. Es war - wie sich jetzt herausgestellt hat - das Schönste, was ich bisher in meinem Angelleben erleben durfte. Da ich in Neuseeland von Norden nach Süden gereist bin, war mein erster Anlauf in Rotorua. Gleich bei der Ankunft ging ich wie immer in eines der zahlreichen Angelgeschäfte.
In diesem Laden habe ich dann auch einen Belgier kennengelernt, mit dem ich hier dreimal zum Angeln gefahren bin! Die Neuseeländer sind einfach nette Leute - das Angebot, was mir der dortige Verkäufer machte war wirklich gut und somit hatte ich nach einer Stunde eine komplette Fliegenfischer-Ausrüstung zusammen. Eine Wathose habe ich mir geliehen und ein paar Fliegen sind mir dann auch noch empfohlen worden. Es stellte sich am Ende heraus, daß es die richtigen Muster waren!

Foto: Mündung in den Rotorua

Hier in Neuseeland wird in Seen und Flüssen auf große Bach- und Regenbogenforellen gefischt. Die Einheimischen gehen lieber in die Seen, da hier die Forellen noch größer und zahlreicher sind. Zur Methode kann ich nur eines sagen: Ich habe selten oder eigentlich gar keine Angler mit etwas Anderem als Fliegenruten angeln gesehen.
Der Belgier und ich sind den gleichen Abend dann noch losgegangen. Im Sommer fischt man hier in Rotorua ausschließlich nachts mit schwarzen und auch fluoreszierenden Streamern an der Oberfläche. Mit unseren Wathosen sind wir fast 300m in den See gewandert.
Foto: Lake Taupo in Taupo
Die Stelle haben wir aufgrund einer Flußmündung ausgesucht. Das eiskalte Wasser des Flusses (5m breit) fließt in den See und bildete einen regelrechten "Temperatur-Kegel" im See. Genau in diesem Kegel fischten wir und es war super! Man steht dort inmitten eines Sees unter den Sternen, hat einen megatollen Sonnenuntergang hinter sich (ohne Sichthindernisse) und fischt nachts mit der Fliegenrute, die man sich am Tag zuvor gekauft hat...und plötzlich kommt leben in die Sache!!! Ich fing gleich nach Sonnenuntergang zwei schöne Regenbogen um die 40cm. Danach wurde es so dunkel, daß man die Strömung im Kegel erahnen mußte und somit habe ich einen Trick angewandt: Mit einer Hand im Wasser bin ich parallel zum Ufer (im Abstand von 150m) gewatet und dort wo die Grenze vom kalten Flußwasser zum warmen Seewasser war, fischte ich weiter. Nach etwa zwei Stunden hatte ich weitere zwei Regenbogen und eine Seeforelle von 40,48 und 53 cm gefangen! Um 0.00 Uhr sind wir dann zurückgewandert. 
Gegessen habe ich zum Frühstück dann die 48cm-Trout! 
Vorgesternabend waren wir dann noch mal los an einer anderen Flussmündung. Im Gegensatz zum Vorabend standen hier auch andere Angler im Wasser und nachdem wir uns einen Platz ergattert hatten, fing ich den Abend über drei Regenbogenforellen (alle über 45cm) und habe noch eine größere verloren. Eine von denen wurde hier gestern im Hostel für alle gebacken und sie hat ihnen allen geschmeckt. Der Belgier hat dann kurz vor 1:00 Uhr nachts den Vogel abgeschossen mit einer Brown-Trout von über 75cm. Es war schon ein imposanter Anblick, solch einen Fisch zu betrachten, der hier in Deutschland als Bachforelle die Herzen schon ab 30cm höher schlagen lässt.
Was ich außer Angeln noch gemacht habe??? Einen Abend war ich in einem Maori-Village und habe mir ein Konzert angeschaut (Hacka-Tanz) und ausgiebig "Hangi" (=Erdofenkost) gegessen!!!  Eine Schaffarm habe ich auch besucht und beim Schafscheren zugeschaut und eine Kuh gemolken!
Nach vier Abenden beschloss ich wieder weiterzuziehen und bestellte mir für den darauffolgenden Tag ein Busticket nach Taupo. Dort angekommen wollte ich dieses für seine großen Forellen bekannte Taupo auch von der Fliegenfischerseite betrachten und verbrachte den ersten Nachmittag damit, die hiesigen Angelläden zu durchforsten. 
Foto: Lake Taupo in Turangi
In einem dieser Läden, der von einem ziemlich urigen alten Mann geleitet wurde, der auch sehr gut in den Film "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" gepasst hätte, lernte ich dann etwas von den Forellen im Lake Taupo. Man hatte das Gefühl, hier in einer anderen Welt fischen zu dürfen, wo die Forellen größer und erheblich schlauer waren als irgendwo anders auf dieser Welt.
Nun muß ich folgendes vorweg nehmen: Wenn man sich nur auf der Durchreise befindet, hört sich das ganze unnütze Gerede aller Angelladenverkäufer der Welt immer gleich an und man fühlt sich nach ein paar Angeltagen ziemlich alleingelassen, aber die Geschichten dieses antiken Verkäufers waren nach vier Tagen Wirklichkeit geworden und man konnte es im Nachhinein immer noch nicht ganz glauben. 
Dieser alte Mann hat mich dem dortigen Angel-Guide vorgestellt, der mich dann auch wie selbstverständlich zwei Tage mitgenommen hat. Losgefahren sind wir immer kurz vor Sonnenuntergang und haben bis 1:00 Uhr nachts gefischt. Hier in Taupo waren viele Angler und die besten Stellen (die Mündungen der Flüsse in den "Lake Taupo") waren recht überlaufen.
Ich muß sagen, daß ich auch nach drei Abenden „Schneider“ blieb, aber das, was ich neben mir gesehen habe, war schon beeindruckend. 
Foto: Turangiro-River
Es wurden direkt neben mir große Brown-Trouts gefangen, von denen keine kleiner war als 70cm. Da ich wohl die falsche Einholtechnik benutzt habe oder nicht das richtige Muster in meinem Vorrat hatte, ging ich leer aus, aber als mir dann der Angel-Guide zum Abschied eine frischgeräucherte 50cm Brown-Trout schenkte, war ich sehr zufrieden.
Die letzte Station, an der ich geangelt habe, war dann Turangi. Hier wollte ich doch noch eine Forelle im Fluß fangen und obwohl die Einheimischen mich etwas belächelten, mußte ich diese wunderbaren Gumpen und Prallufer des Turangiro-Rivers ausprobieren. Am letzten  Tag dann klappte es! 5 Stunden bevor mein Bus weiterfuhr bin ich nochmal um 5:00 Uhr aufgestanden und bin zum Angeln gegangen. Es war superdunkel und das "Southern Cross" war gut zu erkennen.  Als es dann hell wurde habe ich einen heftigen Schlag in der Fliegenrute gespürt und nach etwa 15 Minuten lag dann die "River-Rainbow-Trout" von 58cm vor mir im Kies. "Six Pounds" wurden in Turangi im Angelladen gewogen und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, daß dieser Verkäufer etwas von mir wissen wollte über Technik, Ort und Muster - war schon ein gutes Gefühl!
Das war dann bis auf die Rotbarsche im Pazifik vor der Küste der kleinen und aufregenden Stadt Kaikoura das letzte Angelerlebnis in diesem wunderbaren Land.
Für alle, die den Film "Herr der Ringe"-Teil1 gesehen haben: "Dort sieht es wirklich so aus!!"
Geangelt habe ich mit einer 2,70m Fliegenrute der Klasse 8/9. In den Seen mit einer Floating-Line und im Fluss mit einer Sinking-Line. Die Fliegen waren wohl eher Streamer. Schwarze waren nachts am besten auf Bachforellen. Leuchtende fluoreszierende waren besser für Regenbogenforellen.
Den gesamten Bericht meiner Reise nach Australien und Neuseeland findet ihr auf meiner Homepage unter 
www.black-fly.de.
Wenn Jemand Interesse hat, dorthin zu fahren und sich das Fliegen-Angler-Paradies Neuseeland selber anschauen möchte, so stehe ich gerne für Fragen zu Verfügung.

Euer 
Michael Bruns

Streamer@tiscalinet.de