Eine Reise zum Lachsfischen nach Russisch Fernost, 24.08.-07.09.2005

Auszüge aus meinem Reisetagebuch

von Michael Müller
Fotos: Michael Müller | Matthias Dämmrich
(Bilderindex am Ende des Berichts)

Schon als Kind habe ich sie geradezu verschlungen: Bücher, welche die abenteuerlichen bis tragischen Geschichten von Landvermessern, Jägern, Verschlagenen und Einheimischen erzählen, von den wilden Taiga-, Tundra- und Bergregionen im fernsten Osten Russlands – von Schauplätzen wie dem Stanowoi- und Dschugdur-Gebirge, der Amur-Region, der Halbinsel Kamtschatka, der ochotskischen Küstenregion und anderen... Damals schon war mir klar, dass mein Wunsch, diese Region irgendwann mal selbst zu bereisen, sicher nie erfüllt würde. 
Nun - die moderne Zeit macht es inzwischen möglich, nach Russland einzureisen und diese riesigen Entfernungen in rund anderthalb Tagen per Flugzeug zu bewältigen. Zudem fiel mir vor nicht allzu langer Zeit ein Prospekt, sowie Bild- und Filmmaterial von einer Firma namens Ekaterina aus Ochotsk in die Hände, die vor Ort ein "Sommerlachs-Camp" betreibt, und so kam was kommen musste - mit knapp 40 Lenzen sollte ich doch noch Russisch Fernost bereisen...

Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Im Gegensatz zu Artikeln in Printmedien habe ich hier im Fliegenfischer-Forum jede Menge Platz, um diesen nicht alltäglichen Bericht in großer Ausführlichkeit und mit vielen, vielen Fotos zu bringen. Wir haben zu zweit über 900 herrliche Bilder geschossen, da fällt mir die Auswahl einer begrenzten Anzahl für diesen Bericht schon etwas schwer. Trotzdem oder gerade deshalb sind nachfolgend noch 102 Fotos zu sehen, die hoffentlich schöne Eindrücke unserer phantastischen Fischerei vermitteln können. Einziger "Nachteil": Der ganze Bericht wird dadurch etwa 3,8 MB schwer, was die Ladezeit ein wenig strapaziert. Einen Mehrteiler wollte ich aus Aktualitäts- gründen jedoch auch nicht aus diesem Bericht machen. Alle ernsthaft interessierten Leser werden es mir hoffentlich danken. "Flüchtige" Leser, die nicht besonders interessiert sind an Drumherum, Anreise und Städte-Impressionen können ja bei Bedarf gleich zum Fischereiteil und den Fotos in der Mitte springen...

24.08.: Zwei Thüringer auf dem Weg nach Osten – oder doch nicht? Da unser Abflughafen Frankfurt/Main ist, geht es zunächst mit dem Auto von Thüringen rund 350 Kilometer nach Westen. Dort haben wir in einem Hotel Nähe Flughafen noch einen (letzten...) ruhigen Abend nebst Übernachtung und günstiger Parkmöglichkeit für 14 Tage gesichert (Komplettpreis 99,--€ => sehr empfehlenswert!), denn am nächsten Morgen geht unser erster Flieger nach Zürich bereits zeitig gegen 07:15 Uhr. Und wer möchte schon gern die halbe Nacht auf der Autobahn verbringen, um morgens zeitig am Flughafen zu sein... Zumal wir nicht absehen können, wann wir bei der auf uns zukommenden Vielfliegerei wieder mal ein Bett zu sehen bekommen. Da tut diese vorabendliche Anreise gut, zudem das Hotel mit einem Swimmingpool im 12 Stockwerk mit Blick auf die Frankfurter Skyline aufwarten kann und mit einem Restaurant, in welchem man ganz gepflegt u.a. amerikanische Edel-Burger verzehren kann. PS: Auch Matthias weiß nun sicher besser, welche Anforderungen ein 300 Gramm „Galaxy Burger“ an einen stellt J.

25.08.: Nach einer recht kurzen Nacht klingelt 04:30 Uhr der Wecker. Frühstück gibt es zum Mitnehmen in der Tüte und die Abholung mit dem Taxi zum Flughafen funktioniert tadellos (ist jedoch mit 22,50 € kein Schnäppchen). Während üblicher Tageszeiten zwischen 7 und 20 Uhr erledigt diesen Transfer ansonsten ein Hotel-Shuttle-Service kostenlos. Im Flughafen der übliche Durchleuchtungs- und Kontroll-Rummel, dann kann es losgehen. Unsere Fluglinie bis Moskau ist SWISS. Das Gepäck wurde gleich durchgehend eingecheckt, d.h. wir bekommen es nicht in Zürich, sondern erst in Moskauer Flughafen Domodiedowo wieder zu Gesicht = günstig gelöst. Der kleine „City-Hopper“ hebt pünktlich ab und in einer knappen Stunde setzen wir bereits in Zürich auf. Dort treffen wir auf drei weitere Mitglieder unserer Reisegruppe: Vladimir, Daniel und Marcel. Weiter geht es nach Moskau, ebenfalls mit SWISS. Der Flieger ist voll besetzt – Mulikulti sozusagen. Diese Flug-Etappe ist nach rund drei Stunden zu Ende, hier haben wir bereits zwei Stunden Zeitverschiebung nach vorne zu berücksichtigen. Unser Flughafen Moskau Domodiedowo liegt ungefähr eine Fahrstunde außerhalb der Stadt. Trotz über vier Stunden Aufenthalt ist somit eine kleine Stadtbesichtigung leider nicht drin, zudem müssen von uns noch einige Formalitäten erledigt werden. Moskau besitzt fünf oder sechs Flughäfen, die alle von verschiedenen Fluglinien angeflogen werden. Nun wird uns auch der zunächst etwas umständlich anmutende Umweg über Zürich klar: das war aus Gründen der Gesamtreise-Koordinierung nötig - unsere Anschluss-Fluglinie nach Khabarowsk „Dalavia“ geht nur von diesem Flughafen. Zudem gibt es über diesen Weg auf der Rückreise nach Deutschland keine störenden Fragen betreffs Einfuhr von Lachs...
Im Flughafen herrscht ein riesiger Menschenrummel und außen ist er eine Großbaustelle. Hier wird kräftig gebaut und erweitert. Zunächst erfolgt für uns der Einreise-Check: Passkontrolle, Visa-Prüfung, Einreisepapiere stempeln. Hierfür geht fast eine Stunde drauf. Amerika lässt grüßen... Der Einlass ins Land verläuft für alle reibungslos. Wichtig: Die Kontrolleure wollten nicht die mit dem Visa in den Pass gehefteten Ein- und Ausreisekarten sehen, sondern die im Flugzeug verteilten separaten Karten.
Anschließend gehen wir das Gepäck suchen. Wir finden es auf keinem Gepäckband, aber nach einer Weile fein säuberlich hinter einem solchen aufgereiht – da war schon jemand fleißig. Ebenfalls wichtig: das Gepäck gibt es nur gegen Vorzeigen des Gepäckabschnitts auf dem Ticket. Einige unserer Gruppe haben überlange Angelrutenrohre mit, die gibt’s dann an einem Extra-Schalter. Nun – mit solchen Tätigkeiten, sowie mit Geld wechseln (1 € = 33 bis 35 Rubel), herumstehen und wieder Einchecken vergingen die etwa vier Stunden Aufenthalt relativ rasch.
Die letzte Durchleuchtungsphase – und dazu auf den letzten Drücker – gestaltet sich diesmal, vorsichtig ausgedrückt, „etwas anders“. In einer ansonsten relativ leeren großen Halle voller Kinderbadewannen für die zu durchleuchtenden Kleinteile weiß besonders eine der vier anwesenden Damen ihren Job mit ganz besonderen Vergnügen zu erledigen: nachdem auch die Schuhe (und Sandaletten) ausgezogen werden mussten, erledigte diese Mitarbeiterin die anschließende kleine Leibes-Inspektion mit großer Hingabe und unwiderstehlich herrisch & befehlsgewohnt. Jedenfalls auffallend ausgiebig, besonders bei einigen Herren im besten Alter, das manche von unserer kleinen Gruppe ja unbestritten waren. Dazu gab es ständig kleine Scherzbemerkungen zu den Kolleginnen. Schon amüsant - das nenne ich „Liebe zur Arbeit“...
Nun, auch diese „Hürde“ wurde genommen. Die Einlasser zum Flieger nach Khabarowsk wollten gerade in Hektik verfallen, als wir fast im Galopp herantrabten. Ach ja – nach dem die bisherigen beiden Flüge von der SWISS in Europa-Standart bestens und komfortabel abgedeckt wurden, ging mir die Frage durch den Kopf, was für ein „Flugteil“ wohl den achtstündigen Dalavia- Inlandsflug über 8500 Kilometer von Moskau nach Khabarowsk abdecken sollte und wie das konkret aussehen würde. Recht unsicher, kamen mir die abenteuerlichsten Gedanken.
Am ehesten war m.E. wohl die Wahrscheinlichkeit eines Güter- und Menschentransporters mit Hühnerkäfigen, diversen Waren, Post und Paketen und dazwischen Sitze für einige Passagiere (Klappstühle J). 
Da lag ich aber vollständig daneben! Die Maschine war eine große TU 214 für über 200 Passagiere – sie war gut in Schuss und voll besetzt bis auf den letzten Platz, Leute jeden Alters und viele Kinder. Der Innenraum der Maschine machte optisch einen etwas zusammengewürfelten Eindruck: Seiten- und Deckenverkleidungen schienen relativ neu zu sein, das Sitz-Mobiliar jedoch machte den Eindruck, als stamme es aus den 70ern. Das Flugzeug war in drei Sitzklassen unterteilt. Der Service war eine weitere und sehr positive Überraschung. In kurzen Abständen war der Getränkeservice parat und das Abendessen viel fast üppig aus. Es gab Lachs oder Beef warm, dazu Aufschnittplatte mit Lachs, Geflügel, Käse, Wurst, Oliven etc. und ein dickes Stück massive russische Schokolade. So konnte man es sich schon gut gehen lassen, obwohl die Mahlzeit vieleicht besser auf zwei mal hätte serviert werden sollen. Zum Frühstück gab es dann noch ein Stückchen Kuchen.
26.08.: Insgesamt brachten wir auch diesen Reiseteil gut hinter uns und landeten müde, aber wohlbehalten in Khabarowsk, der 630 000-Menschen-Metropole am Amur an der russisch-chinesischen Grenze. Beim Landeanflug und beim Blick in die Karte wurden uns die riesigen Ausmaße des Amurs in einer ursprünglichen Landschaft deutlich bewusst. Der Fluss zieht ungehemmt in kilometerweiten Mäandern in einer weitläufigen Sumpf- und Buschlandschaft dahin. Zur Stadt Khabarowsk schreibe ich später noch mehr – wir haben hier auf der Rückreise einen halben Tag und eine Nacht Aufenthalt. Die Zeitverschiebung bis hierher betrug weitere 7 Stunden, nun also insgesamt 9 Stunden nach vorn.
Der Flughafen macht einen etwas herunter gekommenen Eindruck – ein krasser Gegensatz zu Moskau. Vor wenigen Jahren muss es noch wesentlich schlimmer gewesen sein, sagt man. Wir haben nicht viel Zeit und sind froh, als uns die Mitarbeiterin vor Ort, Nastia, empfängt, um uns rasch durch die Formalitäten zu schleusen. Es müssen das Gepäck abgeholt werden, für den Weiterflug an einem bestimmten Schalter gewogen werden, an einem weiteren Schalter das Übergewicht bezahlt werden, wieder am ersten Schalter gegen Vorlage der Quittung das Ticket geholt werden und schließlich mit dem ganzen Gepäck zum Weiterflug nach Ochotsk eingecheckt werden. Es muss klar gesagt werden, dass wir das ohne die Hilfe von Nastia nie in dieser knappen Zeit auf die Reihe bekommen hätten – wir hätten wohl ganz schön alt ausgesehen und schlimmstenfalls die Maschine verpasst. Deshalb: Großes Lob für die gute Organisation, die genau an der richtigen Stelle ansetzt!
Hier stoßen auch zwei weitere Mitglieder der Gruppe zu uns: Hannes und Gerhard. Sie waren bereits seit drei Tagen hier, um sich die Stadt anzuschauen.
Weiter ging’s zur kleinen AN24, einer 24-sitzigen Maschine mit 2 Propellern, die unsere letzte Flugetappe und die letzten 1500 Kilometer nach Ochotsk gewährleisten sollte. Trotz der Leitung eines wichtigen und wie „Fleischermeister Hacksteak“ angezogenen Obergepäckmeisters in bereits gesetztem Alter war unser tatkräftiges Mithelfen beim Verladen des Gepäcks gefordert, sonst wären unsere Koffer wohl in Khabarowsk geblieben... 
Auf dem Flug nach Norden erreichten wir bei bestem Wetter den Pazifik in der Nähe der Amurmündung. Der insgesamt 3:20 Stunden dauernde Flug verlief anschließend längere Zeit über den offenen Pazifik, schließlich erreichten wir wieder die Küstenlinie und flogen an den Ausläufern des Dschugdur-Gebirges nach Ochotsk. Aus der Luft erhielten wir schon erste Eindrücke der phantastischen Flusslandschaft. Der Fluss verläuft in einer weiten Schwemmebene, unverbaut, mit vielen Flussarmen, ursprünglich wie eh und je. Ansonsten viel Wald und im Hintergrund die Gebirgskette...
Nach guter Landung lauter neue Eindrücke: der Rollbahnuntergrund besteht aus gelochten Stahlplatten, die vermutlich täglich gewalzt werden. Ein altes Flughafengebäude dient als große Wartehalle. Lodge-Chefin Irina holt uns ab und wir fahren mit einem KAMAZ mit Kastenaufbau eine halbe Stunde über Schotterpisten zur Brücke am Kuchtui und Bootsanlegestelle. Dort warten bereits die Boote, welche die Leute und das Gepäck in ca. zehnminütiger Fahrt durch eine traumhafte Flusslandschaft zur Lodge bringen. Das Wetter meint es gut mit uns – die Sonne lacht nach wie vor vom Himmel. 
Nach Auskunft von Robert Wetzel in der Lodge erwartet uns eine erstklassige Fischerei. Es herrscht Niedrigwasser und der Fluss ist klar und voller Lachse. Die Buckellachse sind bereits durch aber es befinden sich viele Hundslachse (Ketalachse) im Fluss und der in diesem Jahr verspätete Haupt-Run der Silberlachse ist jetzt in vollem Gange. Am Fluss sind diese hervorragenden Tatsachen schwer zu übersehen: man kann Schwärme von Lachsen sehen, es klatscht, platscht und buckelt überall.
Die Lodge selbst besteht aus sechs ofenbeheizbaren Blockhäusern für je zwei Personen, einem Haupthaus mit Speiseraum und Küche, einem Waschhaus und Sauna, dem Wohnhaus der Campleitung und des Personals und zwei Toilettenhäuschen. Durch einen Generator ist Strom (220 V) vorhanden. Das Camp bietet nahezu alle erdenklichen Annehmlich- keiten, die in der Wildnis möglich sind (bis auf Fernsehen und Telefon). Drei Boote mit 30 PS Außenbordern stehen zur Verfügung. Die Mannschaft fürs Wohlergehen besteht aus Irina und Robert, Sepp, Galina, Rosa, Valerie und Sascha.
Der Abend kommt schnell, mit ihm nur wenige Mücken und es ist Zeit fürs Abendessen. Heute gibt es zunächst Räucherlachs, graved Lachs, Lachs-Kaviar und Remoulade, als Hauptgang gebratenen Lachs mit Kartoffelbrei. Alles sehr, sehr lecker. Dann kommt der obligatorische Begrüßungswodka und eine kurze Ansprache von Robert (der nach eigener Aussage nicht der Chef, sondern „nur“ der Ehemann der Chefin Irina ist...). Viel ist nicht zu sagen, das Camp-Leben läuft recht einfach ab: Essenzeiten Frühstück 8:00, Mittagessen 13:30, Abendessen 20:00, einige Ausführungen zur 
Fischerei, Einfachhaken, Catch & Release, Waschhaus und Sauna sind angeheizt ab 18:00 Uhr... Fast wie ein Kuraufenthalt. Der Abend vergeht schnell und eine bleierne Reisemüdigkeit lässt uns beizeiten in die Kojen fallen.
27.09.: Nach dem Frühstück sind alle heiß aufs Fischen, logisch. Sepp und Robert bringen alle Gäste mit den Booten zu den verschiedenen Angelplätzen. Die Strecke ist rund sechs Kilometer lang, der Fluss zwischen 50 und 200 Metern breit, es ist jede Menge Platz für ungestörtes Fischen vorhanden – so etwas wie „Rotationsprinzip“ ist
hier zum Glück noch ein Fremdwort und kommt bei Robert auch "nicht in die Tüte". Die Ufer bestehen aus relativ feinkörnigem Kies und teilweise aus Sand und sind problemlos zu Begehen und zu Bewaten. Alle Stellen bieten beste Möglichkeiten zum Fliegen- und Spinnfischen.
Matthias, Vladimir und ich versuchen es gleich gegenüber der Lodge auf der flachen Kiesbank. Die Lachse vor unseren Füßen sind nicht zu übersehen und zu überhören, ständig springen und buckeln Fische. Und wir fangen auf Anhieb: nicht einmal knietief einwaten, auswerfen, einige Stripps und Biss! 
Bei jedem Ausfischen eines Wurfes kommen mehrere Bisse oder Nachläufer, bei jedem 3., 4. oder 5. Wurf hängt ein Fisch, Wahnsinn !!! Von so etwas kann man sicher träumen – aber erlebt hatte ich es bislang nicht. Wir fingen in den ersten drei Stunden über 30 Lachse, hatten ebenso viele Drill-Aussteiger und unzählige Bisse. Es reichte völlig aus, wenn die Fliege das Mittelwasser erreichte und in kurzen Stripps herangezupft wurde. Die Lachse verfolgten die Fliege oftmals über etliche Meter und griffen dann erst zu, wenn diese kurz vor der Rutenspitze angelangt war – oder drehten dann mit einem kräftigen Schwall ab.
Meist waren es Silberlachse, dazwischen bissen oft sehr gute Ketalachse, die Gewichte gingen von über drei bis an die zehn Kilo, die Längen von 60 bis knapp an 100 cm. Vereinzelt bissen auch noch Buckellachse, deren Kollegen eigentlich bereits abgelaicht hatten und überall um uns herum tot oder am Verenden waren.

An dieser Stelle einige Tipps zur Fischerei: Fürs Fliegenfischen verwendeten wir Einhand-Ruten der Klassen 8-9 und um 9 Fuß Länge. Viergeteilte Reiseruten, die mit in den Koffer passen, sind von Vorteil, wenn man kein zusätzliches Rutenrohr mitschleppen möchte. 

Die beste Schnur ist eine Teeny TT 275 mit 6 Meter schnellsinkender Sinktip-Spitze (alternativ noch eine weitere auf 3 - 4 Meter eingekürzte Leine für die flacheren Bereiche...) oder etwas in dieser Art. Eine Fliegenrolle mit stabilem Bremssystem ist Pflicht, ca. 80 cm lange Vorfachspitzen aus 40er oder 45er Stroft GTM geben ausreichende Sicherheitsreserven. 150 Meter Backing mit 30 lb Tragkraft auf der Rolle sind ebenfalls empfehlenswert und nützlich. Zweihand- Fliegenruten sind zwar im Drill besser zu handhaben, aber weil viel eingestrippt werden muss, sind sie ansonsten m.E. eher hinderlich. An Fliegen fängt eigentlich alles, 
was bunt ist und glitzert. Schön spielendes Marabou oder Polarfuchs in dunklem Pink mit ein wenig Flash o.ä. waren besonders fängig. Die Fliegen sollten auf stabile Edelstahlhaken gebunden werden. Cirkel-Hooks verhindern allzu häufige Außenhakungen von Lachsen, erhöhen aber nach meinen Erfahrungen die Fehlbissquote bei den laichhakentragenden Lachsen. Wer Spinnfischen möchte, sollte Ruten um 3 Meter, 30er oder 35er Schnur und diverse Blinker, Spinner und Löffel mit sehr stabilen Einfachhaken mitbringen. Rote Farben sind klar im Vorteil. An allen Haken haben wir die Widerhaken angedrückt.
Nach dem gutem Mittagessen (paniertes Hähnchen- oder Hühnerfleisch mit Quellreis) ging es zu einer herrlich gelegenen Insel etwas flussabwärts. Linksseitig von dieser standen Schwärme von Silber- und Ketalachsen wie aufgereiht an der Strömungskante und weiter unten über die ganze Flussbreite verteilt. Auf der rechten Inselseite mündete oberhalb ein Flussarm ein und von weiter rechts mündete ein Seitenfluss ein, der den Ketalachsen als Laichfluss dient. Am Zusammenfluss befindet sich ein großer Pool, in welchem den ganzen Nachmittag im Sekundentakt Ketalachse buckelten, sprangen und sich
wälzten. Ein prächtiges Schauspiel und ein unbeschreiblicher Fischreichtum! Auch hier haben wir prächtig gefangen, besonders schöne und große Ketalachse. Teilweise wurden die Fliegen jedoch sehr vorsichtig genommen, streckenweise auch völlig ignoriert. Nur einige Meter weiter gab es dann wieder bei fast jedem Wurf einen Angriff oder Nachläufer. 
Beim `zigsten Lachsdrill hatte dann meine erste #8-9 Fliegenrute die Faxen dicke: obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nicht über die Maßen belastet wurde und mit einem fast ausgedrillten Lachs im Gespann, brach sie in Sektion 2 (von 4), einige cm unterhalb der obersten Steckverbindung sauber durch.
Und das am 1. Tag – Klasse! Wir tippten auf einen Materialfehler. Ab nun muss für heute die #7 Ersatzrute ran, es wird halt etwas vorsichtiger gedrillt.
Alles in allem ein Fischtag der Superlative, super Fische, super Wasser – Wetter – Landschaft – Wildnis, super Lodge und Verpflegung – was will man mehr?
Habe ich schon erwähnt, das ab 18:00 Uhr täglich Sauna und Waschhaus angeheizt werden – schöne Wärme, Heiß- und Kaltwasser plus eine kalte Außendusche und kleiner Pool lassen einen die Drill-Strapazen des 
Fischtages schnell vergessen... Abendessen heute: lecker mit Lachs gefüllte Teigtaschen, gefüllte Paprikaschoten und Reis – gezaubert wie immer hervorragend von den Küchenfeen Galina und Rosa.
28.08.: Robert bringt uns heute zunächst an einen Platz, der ein ganzes Stück stromabwärts liegt. Schließlich sollen wir die ganze Strecke kennen lernen. Für ihre Kuchtui-Strecke von ca. sechs Kilometern Länge besitzen Robert und Irina übrigens alle behördlichen Genehmigungen, um diese als ihre Privatstrecke, sogar mit eigener Fangquote, nutzen zu dürfen. 
Fische sind auch hier unten reichlich vorhanden, allerdings geht das Fangen bei Weitem nicht so flott vonstatten wie gestern. In einem einmündenden Seitenfluss stehen Schwärme von teils riesigen Ketalachsen über ihren Laichbänken – ein Schauspiel, das man gesehen haben muss. Bärenspuren und –kot können wir auch an diesem Platz ausmachen. Die Spuren dieser Tiere sind allgegenwärtig und oft ganz frisch aber die Bären sind scheu – wir haben noch keinen gesichtet.
Zum Mittag gibt es als Vorsuppe einen leckeren Borschtsch mit Majo und geschnittenem Knoblauch. 
Hauptspeise ist eine Art Leber-Gulasch mit Reis. Nach dem Essen zeigt uns Robert per Boot die Highlights der oberen Pachtstrecke bis hin zur oberen Grenze. Hier oben scheint der Fluss noch urwüchsiger zu sein. Die vielen Nebenarme und riesigen Schwemmholzansammlungen lassen durchblicken, mit welch uriger Gewalt sich der Fluss jedes Jahr erneut sein Bett umgestaltet. Ergiebige Pools aus einem Jahr können in der nächsten Saison völlig verschwunden sein und der Fluss hat neue Arme gebildet. Ebenso bilden sich wieder neue ergiebige Fischplätze. Aber die müssen eben Jahr für Jahr neu entdeckt werden.
Robert setzt uns am oberen Ende es langen Fischplatzes ab, von wo wir etwa zwei Kilometer flussabwärts fischen können. Gleich beim ersten Wurf hake ich einen gigantischen Silberlachs, der bereits rötlich angefärbt und mit einem besonders imposanten Laichhaken ausgestattet ist. Leider verabschiedet sich der Fisch nach einigen Sprüngen wieder. Schade – der wäre ein super Fotomodell gewesen. Übrigens hatte Robert auch noch eine #8-9 Fliegenrute der gleichen Marke als Testmodell, mit welcher ich ab heute fischen kann. Auf dem weiteren Verlauf der Strecke fangen wir auch einige Kundschas und Dollys (schöne Saiblingsarten) und später finden 
wir einen genialen Platz, an dem es wieder mal Schlag auf Schlag geht und wir eine große Anzahl herrlicher Silber- und Ketalachse fangen können. Oberklasse !!! Irgendwann gegen Abend lässt das Beißen nach und ich gehe etwas auf Erkundungstour. In einem fast abgeschnittenen Seitenarm stehen Mengen von Ketalachsen unter der Oberfläche, es sieht fast aus wie ein großer Döbelschwarm. Wir sehen übrigens oft Lachse, die in stehende Seitenarme gezogen sind und sich dort aufhalten. Weiter unterhalb liegen wieder große Mengen Schwemmholz und es finden sich Bärenspuren. Insgesamt ist es einfach herrlich urwüchsig hier... 
Kurz vor 19:00 Uhr erfolgt die Abholung zum Camp, Waschgang, Abendessen. Auf den allgemeinen Wunsch der Gruppe hin wird häufig Lachs serviert. Heute kommen Lachs-Buletten, Reis und Rote Beete auf den Tisch.

29.08.: Heute Vormittag werden blanke Silberlachse für die erste Bestückung des Räucherofens benötigt. Also fischen wir gegenüber der Lodge (momentan ergiebigste Stelle). Bis Mittag sind etwa 40 Fische im Kasten und können gemeinschaftlich verarbeitet werden. Da alle mit anpacken, ist die Arbeit: Lachse waschen, Filets 

schneiden, Filets entgräten, Bauchlappen und Rogen entnehmen, Filets waschen, Filets salzen und Überreste verwerten, in einer guten halben Stunde erledigt und wir setzen zum Mittagessen über den Fluss. Nach einem Gemüseeintopf gibt es Schnitzel mit Muschel-Nudeln. Anschließend beeilen wir uns, wieder zum Fischen zu kommen. Da sich „Bootsmann“ Sepp mit Grippesymptomen ins Bett gelegt hat, ist es heute nachmittag an Robert, die ganzen Ausfahrten zu erledigen. Wir lassen uns noch einmal an die obere Grenze bringen und genießen stundenlanges Fischen, Drillen, Bestaunen und Fotografieren herrlicher Silber- und Ketalachse, Kundschas und Dollys 
bei bestem Sommerwetter. Messungen einiger Fische ergeben über 90 cm Länge! Sind wir schon im Fischerhimmel? Gegen Abend lässt die Beißlaune dann rapide nach. Nach kurzem Waschgang gibt es heute Abend gebratenen Lachs mit Kartoffelbrei, dazu Brot, Butter, Lachskaviar, Remoulade. Bier, Rotwein und Wodka fließen reichlich und unser 71-jähriger Willi aus der Schweiz bringt ungeahnte unterhalterische Qualitäten zu Tage, die nach Eintreffen des hohen russischen Fischer-Gastes Anatoli ihren heiteren Höhepunkt erfahren. Nix verstehn – kein Problem... Willi hat aber noch viel mehr drauf, das beweist er uns in den folgenden Tagen...
30.08.: Nach dem herrlichen Wetter gestern hätte eigentlich niemand gedacht, dass es sich schnell ändern würde. Doch der Wetterwechsel kommt in der Nacht und bringt Regen. Zum Glück nicht sehr heftig aber dafür den ganzen folgenden Tag über anhaltend. Nachdem wir heute nach dem Frühstück den Räucherofen bestückt haben, in dem die Lachsseiten jetzt 2 Tage im Rauch hängen werden, fischen wir heute den ganzen restlichen Tag auf der „Insel“, etwas stromabwärts. Hier verweilen – wie oben schon beschrieben – in Haupt- und Nebenarmen des Flusses Hunderte bis Tausende von Silber- und Ketalachsen. 
Auch heute springen und buckeln ständig Lachse, es klatscht und platscht in einer Tour, es ist eine wahre Pracht! Während zahlreicher Drills mit zum Teil sehr großen und schön gefärbten Lachsen fällt uns der leichte Regen nicht weiter auf die Nerven – außer beim Fotografieren, weshalb nun auch des öfteren Tropfen auf der Linse die Fotos verunzieren. Mittags gibt es eine Fisch- (Lachs-) Vorsuppe und Gulasch mit Reis. Am Nachmittag sind wir wieder auf der „Insel“. Wir genießen erneut heftige „Ringkämpfe“ mit wunderbaren Ketalachsen bis an die 10 Kilo Marke.
Sehr beeindruckend sind die oft stark deformierten Vorderkiefer und die dolchartigen Vorderzähne der Hundslachse. Auch zwei Kundschas können wir wieder fangen, eine schöne, meerwandernde Saiblingsart, von denen manche bis 18 Kilogramm erreichen sollen. So etwas hätte ich gerne auch mal gesehen J
Der meist mit großem Erfolg spinnfischende und ansonsten auch sehr begeisterte Fliegenfischen-Starter Matthias fischt auch immer wieder zwischendurch mit einer 7er Fliegenrute und einer Großkernfliegenrolle eines an dieser Stelle fairerweise nicht namentlich genannten Herstellers. 
Bisher hat er mit dieser Fliegenkombi ca. 18 Lachse gefangen, als die Rollenbremse ihren Geist aufgibt und die Korkbremsscheibe aus dem Gehäuse bröselt. Manche, auch recht preisintensive Geräte, sehen zwar nett aus, sind dauerhafter Belastung in der Praxis aber wohl einfach wirklich nicht gewachsen. Ärgerlich. Aber wir haben zum Glück Ersatz mit, so werde ich Matthias morgen wohl die nächste Fliegenrolle fertig machen. 
Die von mir verwendete Henschel Antireverse zeigt bislang keinerlei Schwächen, die Antireverse mit der bei Schnurabzug feststehenden Rollenkurbel ist bei dieser Häufigkeit kräftiger Drills eine nützliche Erleichterung.
Mein Schupfen ist heute voll ausgereift und macht mir ordentlich zu schaffen - hoffentlich wird es in den nächsten Tagen damit besser. Nach „beantragter“ Hüttenheizung wird unsere Bude heute pudelwarm und die gestern von mir gewaschene Wäsche und die sonstigen nassen Klamotten werden endlich trocken. Der kleine Eisenofen macht ordentlich Betrieb. Heute Abend gibt es große Tortellinis mit Lachsfüllung und den üblichen lustigen Abend mit Free Willi’s Scherzen und Co. Ich verziehe mich heute beizeiten, um noch den Waschraum/Sauna aufzusuchen – außerdem geht’s mir schnupfenbedingt nicht so sonderlich gut.
31.08.: Wärme und früh schlafen gehen - das war eine richtige Entscheidung – fühle mich bereits wesentlich besser. Heute wird nochmals Fisch für den Räucherofen benötigt. Alle fischen was das Zeug hält, der Erfolg ist heute jedoch schleppend. Ich fange wieder mal fast nur Ketalachse, alles was besser und "Silver" ist, steigt mir im Drill wieder aus. Es ist wie verhext. Aus purer Verzweiflung mache ich ein paar Würfe mit Vladimirs Spinnrute und fange prompt einen großen, blanken Silberlachs-Milchner mit einem von Robert geschätzten Gewicht von 7 bis 8 Kilo! Na bitte – geht doch! Nach einem kleinen Wald-Irrlauf (im Bärenreich...uff...) meinerseits geht es zum Mittag. 
Es gibt Vorsuppe, Rinder- gulasch und Kartoffelbrei. Nach dem Essen entwickeln sich längere Ost-West- Gespräche, die meinem Mitthüringer Matthias immer wieder Spaß zu machen scheinen. Ich ziehe es jedoch vor, lieber Fischen zu gehen. Deshalb bin ich ja hier! Wetter heute: relativ warm, regnerisch, mit langen trockenen Abschnitten. Nachmittags fische ich um die obere „Insel“ herum und im „Österreicher-Loch“, gleich oberhalb des Camps. An manchen Stellen und besonders in besagtem Loch selbst geht es Schlag auf Schlag: ein Silberlachs nach dem anderen beißt an und es sind einige wirklich prächtige Kerle dabei. 
Auf der Insel selbst lagern unvorstellbare Mengen an Schwemmholz. Auf der Inselrückseite sehe ich frische Bärenspuren in verschiedenen Größen und (mutmaßlich) Wolfspuren. Das „Ö.-Loch“ ist wirklich der Hammer! Im fast stehenden Wasser auf der Inselrückseite sieht man Schwärme von Lachsen umherziehen und beim Fischen selbst hat man oft Nachläufer, die erst kurz vor den Füßen anbeißen (oder abdrehen...). Es ist ein bisschen wie Flat-Fischen. Später ist das Wetter nicht mehr berauschend. Es regnet oft etwas und am Spätnachmittag gesellt sich kräftiger Wind hinzu. Am Abend gibt es
gebratenen Lachs mit Kartoffeln und wir haben neues Bier in 1,5 Liter Plastikflaschen bekommen. Es ist mild, leicht bräunlich und schmeckt ganz lecker – viel besser als das Büchsenbier. Da der Zustand von Sepp sich nicht wesentlich verbessert, raten unsere beiden Mediziner Daniel und Vladimir ihm zur sofortigen Heimreise, was dann morgen auch umgesetzt werden soll. Nach dem Essen wird wie immer gefachsimpelt, Fliegen gebunden, Ruten repariert, Blinker lackiert (!), die Stimmung ist heute Abend jedoch etwas gedämpft.
01.09.: Nach dem Frühstück zeigt uns Robert den Fluss im unteren Teil, der von den Lachsen bei 
gutem Wasserstand rasch durchwandert wird, deshalb derzeit nicht unbedingt die besten Fangplätze bietet. Hier unten wird der Fluss auch schon ziemlich breit. Wieder einmal wird deutlich, dass Robert bei der Auswahl des Campstandorts und der dazugehörigen Fisch-Strecken mit viel Erfahrung eine sehr gute Wahl getroffen hat – die Angelplätze um das Camp herum sind alle innerhalb weniger Minuten per Boot zu erreichen, sie sind nicht zu groß, abwechslungsreich, überwiegend Treibholz- und Hängerfrei und deshalb bestens geeignet für’s Fliegen- und Spinnfischen. Hinzu kommen die einfach zu 
begehenden, feinen Kiesbänke und viel Platz für den Rückschwung beim Fliegenwerfen. Das macht die Strecke auch für Anfänger im Fliegenfischen sehr interessant. Hinzu kommt, dass auch Anfänger auf Anhieb jede Menge Fische fangen und korrekt drillen üben können bis zum Abwinken. Aber Vorsicht: Es besteht eine erhebliche Suchtgefahr! Wir beschließen, zum Vormittags- fischen wieder ganz nach Oben zu fahren, hier ist es einfach herrlich. Viele frische Bärenspuren sind hier zu sehen, etliche Silberlachsdrills und einige Ketalachse versüßen uns den Tag. Das Wetter ist nicht allzu angenehm, wolkenverhangen und kühl, jedoch bislang überwiegend trocken. 
Mittagessen: Kaninchen, Kartoffelbrei und deftiges Kraut nach Vorsuppe. Nach dem Essen bestücken einige den Räucherofen mit den Lachsseiten vom Vortag. 
Wir lassen uns anschließend übersetzen zum „Österreicher“- Pool und der Insel darüber. Über mangelndes Beißverhalten der Lachse können wir uns auch heute nicht beklagen: den ganzen Nachmittag verbringen wir mit zahlreichen Kämpfen mit den wilden und sprunggewaltigen Silberlachsen. Ich hake einen riesigen Hundslachs in der Nähe seiner Schwanzflosse - und der gibt Alles !!! Gut, das ich 200 Meter Backingschnur auf der Rolle habe... Nach langem Tauziehen
kommt mir endlich die Fliege entgegengeflogen. 
Niemand rechnet beim Verwesungsprozess um uns herum noch mit lebenden Buckellachsen, doch ich fange ein solches, quicklebendiges Weibchen, welches deshalb fehlbestimmt als Kundscha getarnt unters Messer kommt und in die Küche gelangt. Dies bringt uns das Gruppenmitleid und den Spitznamen „Buckelkundscha“ ein J
Am späteren Nachmittag wird das Wetter sehr viel besser und Mücken und winzige Beißfliegen sind wieder zu Stelle. Trotzdem ist es ein wunderbarer Nachmittag und uns wird immer wieder deutlich bewusst, in welch traumhaft 
schöner und wilder Natur wir sein und fischen dürfen – hier im fernen Osten Russlands!
Mein Schnupfen ist auch fast weg – das ging flott und muss wohl am hiesigen Kurklima liegen. Inzwischen hat es die nächste Fliegenrute hingeärmelt: Vladimier’s SAGE ist beim Schnur einfädeln gebrochen – und die war ganz neu und hatte somit noch nicht mal einen Fisch gesehen... Zum Abendessen gibt es mit Gemüse gefüllte Lachsbuletten und Kartoffelbrei. Ich beende den heutigen Tag mit einem Waschgang und gehe danach nicht allzu spät schlafen.
02.09.: Da der Mitnahme-Lachs noch nicht ausreicht, muss
heute ein 3. mal „Fleisch“ gemacht werden. So kommen bis zum Mittag noch mal vier Kisten Fisch zusammen. Matthias, Willi, Hannes und Gerhard sind vormittags nach Ochotsk gefahren, um sich den Ort anzuschauen – oder das, was davon noch übrig geblieben ist nach dem Wegfall der Westrussischen Förderung. Nach Aussagen von schon dort gewesenen muss der Ort eher trostlos, verfallen und zu drei Vierteln verlassen sein. Das deckt sich mit den späteren Erzählungen der Männer. Mittags gibt es Kaninchen, anschließend wird der gefangene Lachs in Teamarbeit verarbeitet.  Später fischen wir dann wieder im „Ö.-Loch“ und oberhalb davon. 
Das zunächst gute Wetter wechselt nun ständig und am Nachmittag kommen einige wirklich schwere Regengüsse herunter. Gefangen wird prima – sehr schöne Fische + schöne Fotos. Ein bereits gestrandeter Lachs macht plötzlich eine scharfe Wendung und saust an mir vorbei – zurück ins tiefere Wasser. Resultat: erneuter Rutenbruch und Bruch des 45er Vorfaches. Diesmal muss die Spitze von Roberts Reserve-Rute dran glauben. Glück im Unglück: Später stellt sich heraus, dass beide nun defekten Ruten zueinander passen und da sie in unterschiedlichen Sektionen gebrochen sind, kann ich aus zwei Ruten eine machen und damit weiterfischen. 
Ich kann deshalb nicht genug meine Empfehlung betonen, unbedingt genügend Reserve-Ruten mitzunehmen! Abendessen: Spaghetti Bolognese und einige Teller Räucherlachs, frisch aus dem Ofen. Die anschließende Nacht wird lang, mit Wodka und viel Bier. Wir binden Fliegen, essen Voralberger Hüttenkäse und Ochotsker Salzgurken. Richtig lustig wird es, als sich der Ehrengast der Lodge, der bisher spinnfischende Anatoli, zu uns gesellt und dank einiger Russischkenntnisse von Hannes und Matthias, sowie unserer Kombinationsgabe so etwas wie eine richtige Unterhaltung zustande kommt.
Anatoli zeigt sich sehr interessiert an Themen wie Fliegenbinden und Fliegenfischen, außerdem kennt er sich mit den Frauen bestens aus. Wie auch Willi übrigens... Der Abend gipfelt in einer Kopfleuchtenschau und (mir bisher unbekannten) Massage-Qualitäten von Matthias bei Anatoli... Die ganze Gruppe habe ich noch gar nicht vorgestellt? Nun denn: Da wären neben uns beiden Thüringern die Voralberger Hannes und Gerhard, der Niederländer Marcel, der irgendwie nie richtig Urlaub hatte J, der Belgier Daniel, die Stimmungskanone Willi aus der Schweiz, die beiden deutschen Günter und Vladimir. Zum Service-Team gehören Robert, 
Irina und der krankheitsbedingt heimgeschickte Sepp, sowie die Küchendamen Galina und Rosa und die beiden Jungs für Alles Valerie und Sascha. Nicht zu vergessen: Ehrengast Anatoli.
03.09.: Das Ende unserer Reise rückt unaufhaltsam näher. Wir fischen heute wieder einmal den ersten Beat unterhalb der Lodge. Mit dröhnt leicht der Schädel von einer halbdurchfeierten Nacht. Im rechten Flussarm befinden sich nach wie vor große Mengen von Ketalachsen, die ständig im großen Pool umherspringen. Ich tue mich zunächst etwas schwer, die meisten Fische hängen sich nach kurzem Drill wieder aus. Oftmals gibt es auch Außenhaker, die
ebenfalls schnell wieder frei kommen. Im Hauptfluss auf der Linken seit geht es sehr viel besser. Im vorderem Bereich an der Strömungskante haben sich viele Keta- und Silberlachse aufgereiht. Man kann sie an diesem warmen, sonnigen Vormittag sehr gut sehen und gezielt anfischen. Ich kann einige Fische direkt auf Sicht fangen, herrlich!!! Mittags gibt es eine Lachsklösschen- Vorsuppe und Schweinegulasch mit deftigen Kraut und Paprikagemüse. Anschließend heißt es wieder Filets waschen, trockenreiben, lochen, mit Haken versehen und den Räucherofen ein letztes mal bestücken. Wir fischen heute Nachmittag ein letztes mal am 
obersten Beat – bei herrlichem Wetter und ganz alleine. Die oberste Stelle in diesem Bereich ist heute nicht sonderlich ergiebig aber dafür der große Pool etwas weiter unten! Beim Drillen ungezählter, vorwiegend Silberlachse, vergeht die Zeit wie im Fluge. Heute bekommen wir auch bereits leicht angefärbte Silberlachse vor die Kameralinse. Insgesamt ist es ein Nachmittag der Superlative.
Abendessen: Lachs total: Kaviar, Remoulade, Räucherlachs, Lachstatar (von Vladimir köstlich zubereitet) – der übrigens absolut nicht nach Fisch schmeckt, sowie gebratenen Lachs mit 
Bratkartoffel-Schnitzeln. Marcel muss wieder mal gnadenlos seinen Friseur-Job erledigen und etliche Wodka-Flaschen werden niedergeknüppelt. Willi ist in absoluter (fast beängstigender) Höchstform und gebärdet sich in erheblicher Lautstärke. Später geben Irina und ihre Freundin stimmgewaltig russische Lieder zum Besten, nur noch übertroffen durch Willis brachiale Gesangseinlagen in einer Sprache, die keiner versteht... Als das nichts mehr hilft, wird der Kassettenrekorder aus der Küche gezaubert und das Tanzbein geschwungen. Na denn: Gute Nacht. Manch einer scheint sich dann in dieser Nacht das gute Essen nochmals durch den Kopf 
gehen zu lassen - und anschließend wurden ganze Wälder abgeholzt J
04.09.: Sehr zeitig Frühmorgens ertönt plötzlich eine tierische Busch- und Wecktrommeleinlage. Das kann doch nur DER Willi sein... der hat vermutlich die gelagerten, leeren Benzinfässer entdeckt... 
Letzter Fischtag. Strahlend blauer Himmel ohne die kleinste Wolke. Erleben heute Vormittag noch mal eine erstklassige Fischerei, etwas rechts unterhalb der ersten Beats stromabwärts – ein etwas abseits liegender Ort, an dem in diesem Jahr wohl noch niemand fischen war? Ich versuche, den einmündenden Keta-Laichfluss etwas stromaufwärts zu erkunden, der voller Lachse ist. Was tut man
nicht alles für gute Fotos. Dazu muss ich ein Stück durch den dichten Wald. Breche den Versuch aufgrund der unübersichtlichen Lage und der allgegenwärtigen Bärenspuren bald ab – man muss es ja nicht mit Gewalt herausfordern, oder? Mittagessen: Borschtsch, Bratklopse, lecker wie immer. Anschließend wieder an die gleiche Stelle zum Fischen, nur diesmal oberhalb links. Auch der Nachmittag vergeht mit Lachsen und Drills satt. Da man in der Sonne die Lachsschwärme gut ausmachen kann, lässt sich das Beißverhalten der Fische gut studieren. Die Ketalachse sind meist relativ ruhige Gesellen, einmal davon abgesehen, das ihre Kollegen auf der Rückseite der Insel permanent Luftsprünge 
fabrizieren und Flosse zeigen: es klatscht am laufenden Band da drüben. Kommt ihnen eine Fliege zu nahe, gehen sie oft nur blitzschnell mit dem Kopf zur Seite, um sie wegzubeißen. Nachläufer selbst sieht man nur selten. Im Drill setzen sie ihre Zugkraft und Masse effektiv ein, um es dem Angler schwer zu machen. Ganz anders die Silberlachse. Sie beißen entweder gleich oder verfolgen eine rasch eingestrippte Fliege oft über etliche Meter, um dann, oft erst unter der Rutenspitze, schnell zuzugreifen oder mit einem mächtigen Schwall abzudrehen. Im klaren Wasser des Flusses kann man das Verfolgen und Beißen gut wahrnehmen – eine sehr spannende Angelegenheit. Die
Silberlachse gehen also aktiver an die Fliege und anschließend liefern sie oft spektakuläre Drills! Luftsprünge, lange Fluchten und wildes Toben auf der Stelle sind normal und fordern dem Angler einiges ab. Gerne erwachen auch bereits ausgedrillte und im flachen Wasser gestrandete Fische blitzartig wieder zum Leben, schnellen herum und schießen, eine Fontäne von Spritzern aufwirbelnd, im flachen Wasser davon. Wer da nicht auf der Hut ist, wird geduscht und riskiert schlimmstenfalls einen Rutenbruch. Erst wenn man den Lachs sicher an der Schwanzwurzel im Griff hat, kann man die Rute kurz beiseite legen und den Haken lösen. 
Um Verletzungen durch die Zähne zu vermeiden, ist eine Lösezange empfehlenswert. Mit einem 45er Vorfach hat man Reserven und ist auf der sicheren Seite. Übrigens fangen wir so gut wie keinen Fisch, der nicht Meerneunaugen- Verletzungen aufweist, manche Lachse haben auch Seehund-Biss- oder Netz-Verletzungen. Die wenigen, noch nicht verblichenen Buckellachse wiederum schwimmen aktiv umher und nehmen die Fliegen vorbehaltlos. Für ihre relativ kleine Größe setzen sie sich kräftig zur Wehr. Wenn ein Kundscha anbeißt (meist zwischen 30 und 40 cm lang, wird aber auch bis 18 Kilogramm schwer...), geschieht dies mit einer solchen 
Energie, das man im ersten Augenblick von einem Lachsbiss ausgeht. Aber nur einen Augenblick. Große Exemplare müssen sehr ausdauernde Kämpfer sein. Nachmittags kommt kräftiger, kühler Wind auf, ansonsten bleibt es aber sonnig und wolkenlos. Und so geht er zu Ende, unser letzter Fischtag während dieses Aufenthalts an diesem herrlichen Fleck auf dieser Erde. Ich kann nicht direkt sagen, dass ich Drillmüde oder ähnliches bin, aber es war eine Angeltour der absoluten Spitzenklasse, die meine Erwartungen erfüllte und übertraf und nun reicht es erst mal – aber ich bin „satt“ und es wird Zeit, wieder einmal nach Hause zu
kommen und diese ganzen Erlebnisse zu verarbeiten... Wir haben zusammen mehrere Hundert Lachse gefangen und noch viel mehr Drillaussteiger und unzählige Bisse und Attacken gehabt, einfach phänomenal! 
Abendessen: Vorspeise Räucherlachs, Hauptspeise: Nudeln mit fein zerfasertem Fleisch. Danach werden die letzten Flüssig-Vorräte geleert, die Getränkekasse abgerechnet und ich schieße in der Küche noch ein Bild von den beiden Küchendamen Galina und Rosa. Nun noch ein Gang ins Waschhaus zur Komplettreinigung, Watklamotten aufhängen und ab in die Falle.
05.09.: Abreisetag. Schönes Wetter. Klasse Frühstück mit selbstgebackenen Hot-Dogs und Brötchen. Als Krönung wird eine (über 30-schichtige) Torte serviert, weil Robert heute 40. Geburtstag hat. Anschließend werden die vakuumverpackten Lachsseiten aufgeteilt, jeder kann rund 15 Seiten einpacken, was den Koffer um rund 10 Kilogramm schwerer macht, uff... Aber egal – der schmeckt lecker und wir möchten ja nicht mit leeren Händen heimkehren. 11:00 legen die Boote Richtung Ochotsk ab. Vorher Verabschiedung von allen, etliche Fotos und Gruppenfotos. Die Boote müssen mehrfach fahren, um Alle nebst Gepäck 
flussabwärts zur Brücke und Anlegestelle zu bringen. Der Fluss ist hier unten schon ziemlich breit, wir inspizieren die mächtige Holzbrücke. Sie hat starke Schutzpfeiler vorgeschaltet, um Schwemmgut und angetriebene Bäume von der Brücke fernzuhalten. Schließlich kommt unser Kamaz-Taxi wieder und wir laden unser überschweres Gepäck ein. Während der halbstündigen Fahrt nach Ochotsk ersticken wir fast in dem unbelüfteten Kasten. In Ochotsk steuern wir zunächst nicht direkt den Flughafen an, sondern machen in einem Teil der Siedlung einen Stopp, um etwas zu Essen und in einem Magazin zu Shoppen.
Bei dieser Gelegenheit kann ich mir in einem kleinen Rundgang selbst ein Bild vom Ort machen. Die Menschen wohnen in verstreuten größeren und kleineren Holzhäusern. Richtige Straßen gibt es nicht, nur Sandwege und –plätze. Der Müll wird oft einfach in die Botanik geworfen. Es sind erstaunlich viele Menschen unterwegs. Schließlich geht es weiter zum Flughafen. Der kleine Flieger wird gerammelt voll und das Check-in-Personal macht einen Heiden Aufstand. Wie üblich, muss erst alles Gepäck gewogen und alles, was über 20 kg ist, bezahlt werden – sonst gibt es keine Bordkarte. Kosten rund 2,--€ pro 
Kilo Übergewicht. Denn geht es durch die Kontrolle und hier muss tatsächlich jeder 2. von uns den Koffer öffnen. Vermutlich eine reine Herrschaftsvorführung, denn mehr als ein, zwei prüfende Blicke und ebenso viele, halbherzig durchgeführte Testgriffe werden nicht gemacht, dann dürfen wir den ganzen Kram wieder schließen. Anschließend sitzen alle in einem engen Warteraum, als die massive Gepäck- und Ticketdame nochmals hereinkommt und einen Aufstand macht, weil irgend jemand sein Übergepäck nicht bezahlt, bzw. ihr die Quittung nicht vorgelegt hatte. Getreu dem Motto – keiner verlässt den Raum, wenn er nicht ordnungsgemäß gelöhnt hat.
Zwischendurch erfolgt die Verabschiedung von Irina. Wie russisch üblich, herzlich, mit Küsschen und kräftigem Druck. Vladimir macht eine Bemerkung über das süße Häschen Mascha, die an der Übergewichtskasse saß. Prompt marschiert Irina los und kommt mit Mascha zurück – zur besonderen persönlichen Verabschiedung. Guter Service – dies hätten wir nur einige Tage früher wissen sollen J
Schließlich wuchten wir unser Gepäck übers wellblechplatten- belegte Flugfeld zur AN24. Ein alter Gepäcklastwagen stand zwar bereit, aber irgendwie traut dem wohl niemand so recht. Der Flieger 
hebt trotz erheblicher Beladung sauber ab und bringt uns bei herrlichem Wetter in 3 Stunden 20 Minuten wieder nach Khabarowsk am Amur zurück. Der uns bereits vom Hinflug bekannte „Obergepäckmaat“, der immer noch aussieht wie ein alter Fleischermeister in Uniform, übernimmt wieder das Regime. Irgendwie habe nicht nur ich den Eindruck, dass ihm ein bis zwei zuverlässige Gehilfen gut tun würden. Aber vielleicht kann und möchte niemand mit ihm arbeiten, wer weiß... In der Flughafenhalle empfängt uns Nastia (jung, hübsch und ein ausgesprochen nettes Wesen) wieder und wir fahren mit zwei Kleinbussen ins ca. 20 
Minuten entfernte Hotel im Zentrum von Khabarowsk. Auf dem Weg dahin haben wir Gelegenheit, einiges von der Stadt zu sehen. Die Hotelzimmer sind ordentlich, wir essen eine Kleinigkeit gegen 19:00 und begeben uns dann mit Nastia auf einen ausgedehnten abendlichen Stadtbummel. Für einen Montagabend ist es (für uns) erstaunlich, welch große Mengen junger Menschen in den Hauptflaniermeilen unterwegs sind. Die großen Straßen der etwa 630000 Einwohner zählenden Stadt ersticken in stinkendem Verkehrsstrom. Katalysatoren sind hier noch Mangelware. Alte und neuere Häuser ergänzen sich mit ausgedehnten 
Plattenbausiedlungen. Es gibt auch eine Anzahl historischer Gebäude, Museen, Kirchen und Moscheen, die eine Besichtigung wert sind. Außerdem schön angelegte und gepflegte, große, verkehrsfreie Plätze. Wir wandern zwei bis drei Kilometer durch die Stadt bis zum Amur, der schließlich groß und breit im Abendlicht vor uns liegt. Auf der anderen Uferseite rechts liegt bereits China. Das feuchtwarme Klima hier macht nicht nur mir zu Schaffen. Vom Amur bringt der laue Abendwind kleine Mücken mit, die sofort über uns herfallen. Insgesamt ist Khabarowsk ganz sicher ein bis drei Tage Aufenthalt wert, es gibt eine Menge anzuschauen. Auf dem Rückmarsch
nehmen wir ein (japanisches?) Bier in einem der Straßencafes ein. Nastia lernt gerade deutsch und kann englisch sprechen. So erfahren wir einiges über die Stadt, Land und Leute. Außerdem waren unsere Österreicher Hannes und Gerhard, wie eingangs erwähnt, bereits drei Tage hier und wissen einiges zu erzählen. Einige Dinge fallen uns besonders aus: Fast alle PKW haben das Steuer auf der rechten Seite, da die meisten Gebrauchtwagen aus Japan importiert werden. In Russland herrscht jedoch Rechtsverkehr – wie bei uns. Von zahlreichen Hausfassaden leuchten uns riesige Banner entgegen, die den Jahrestag zu 60 Jahre Sieg und Befreiung anpreisen (1945–2005). 
Das mutet in der heutigen Zeit und in einem Russisch Fernost, welches vom westlichen Umbruch bereits voll ergriffen ist, etwas eigenartig an. Wie oben schon beschrieben, sind die abendlichen Straßen von tausenden, überwiegend junger Menschen erfüllt. Auffallend ist hier, dass die Mehrheit mit alkoholischen Getränken in der Hand unterwegs ist. Es wird also weniger in den kaum vorhandenen Straßencafes gesellig getrunken, sondern beim Herumlaufen durch die Straßen. Für einen Montagabend ist es schon enorm, was hier los ist – bis hin zum Rockkonzert im Kultursaal. Zurück im Hotel gegen 23:30 Uhr begeben wir uns aufs Zimmer. Es ist immer noch warm und schwitzig. Es dauert keine 10 Minuten und das Telefon klingelt:
Uns werden Liebesdienste für 70 Dollar angeboten. Solche Serviceleistungen sind in russischen Hotels sicher völlig normal und (vermutlich) ein wichtiger Hinzuverdienst für die Etagen-Damen (Vermittlung). Jede Hotel-Etage besitzt eine solche Dame, als Ansprechpartner für Schlüssel etc. und mit einem kleinen Shop.
06.09.: Nach Klima- und Schnupfenbedingter unruhiger Nacht gibt es im Hotel ein kleines Frühstück (Auswahl aus 10 verschiedenen Varianten...). So richtig lecker kommt das allerdings 
nicht rüber – der Kaffee kommt schon übersüßt an den Tisch, das Brötchen ist alt und „üppig“ ist ein Fremdwort. Hinzu kommt eine Bedienung, die vor Freundlichkeit nicht gerade strotzt („Number???“ L). Nastia kommt uns abholen, alles steigt wieder in die Kleinbusse und auf geht’s im Vormittags- gewühl zum Flughafen. Hier geht das bekannte Theater wieder los: alles Gepäck wiegen und Übergewicht bezahlen. Anschließend begeben uns durch die Passkontrolle, Personen- , Schuhe und Handgepäck-Check und nochmals Pass- und Ticketkontrolle nach Verabschiedung von Nastia in die Abflughalle. 
Mit dem feuchtwarmen Klima komme ich heute schon besser zurecht. Trotzdem habe ich mir irgendeinen hartnäckigen Schnupfenkeim eingefangen. Matthias geht es noch schlechter – er hat sich offensichtlich recht stark erkältet.
Auffallend ist die Abstufung der einzelnen Abflughallen – im selben Flughafen. Nach Ochotsk war dies nur ein kleiner enger Raum mit einer völlig heruntergekommenen „Toilette“. Die heutige große Abflughalle sieht da ganze Klassen besser aus.
Der Abflug verspätet sich aus unerfindlichen Gründen um eine Stunde – das erste mal in diesem Urlaub - das ist aber kein Problem, da wir in Moskau wieder genug Aufenthalt haben. Der Flieger, eine TU 214, macht einen gepflegten und ordentlichen Eindruck, Service und Verpflegung, durchgeführt von blutjungen Stewardessen, sind wieder beispielgebend und gut. Neben diversen Getränkedurchgängen gibt es auf dem achtstündigen Flug nach Moskau Domodiedowo (8500 Kilometer) eine umfangreiche Mahlzeit: Fisch oder Chicken und Reis warm, 2 verschiedene Brötchen, Salat, Dressing, Aufschnittplatte, extrascharfer Senf, Butter, Kuchen, Konfekt u.a. 
In Moskau nach guter Landung dann das übliche Prozedere: Gepäckband, die Rutenrohre kommen erst eine halbe Stunde später an, Personen-Check, etwas Essen, Trinken, Einkaufen, Rubel zurück tauschen, Stempel am Ausreiseschalter holen, zwei mal Pass- und Ticketkontrolle, schließlich End-Check mit Schuhe aus u.s.w.
Vladimir hat dummerweise eine Fliegenrolle im Handgepäck, was den Angestellten gar nicht geheuer vorkommt, außerdem kommt ihm fast sein mit 1000 € bestückter Geldgürtel abhanden, da er ihn zur Durchleuchtung ablegen musste.
Die SWISS ist in Sachen Gepäckgewicht-Toleranz wirklich Klasse, das muss hier mal in aller Deutlichkeit lobend erwähnt werden – niemand von uns muss drauf zahlen. Schließlich sitzen wir alle im Airbus und begeben uns auf die etwa dreistündige Weiterreise nach Zürich. Der Service der durchweg älteren Stewardessen im SWISS Flieger ist typisch Schweizer Art mit nettem Dialekt und rührender Fürsorge, irgendwie amüsant („möchten Sie noch ein warmes Brötlie...“ J). In Zürich verabschieden wir uns dann endgültig voneinander. Ein Jeder muss nun weiter zu seinem Anschlussflug. Unsere kleine Maschine nach Frankfurt startet pünktlich und bringt uns in einer knappen Stunde die letzte Flug-Etappe nach Frankfurt/Main zurück. Hier nehmen wir uns ein Taxi zum Hotel und Parkplatz, laden um und düsen nach Thüringen zurück, Ankunft in Bad Berka ca. 1:30 Uhr...

Fazit: Einer der besten Angeltrips, die ich bisher unternommen habe. Strapazen durch lange Flugzeiten, klar – ein notwendiges Übel. Aber ansonsten: problemlose Reise, reibungslose Transfers, beste Organisation und Abwicklung, ein Camp, in dem es an nichts fehlt, ein Fluss voller Fische und das Einzige, um was man sich vor Ort zu kümmern hatte: Fischen, Fischen, Fischen... 
Gesamt-Prädikat: Sehr empfehlenswert !
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Ich hoffe, dieser Bericht im ausführlichen Tagebuchstil hat Ihnen gefallen und Sie haben sich nicht allzu sehr gelangweilt. Lassen Sie mich doch einfach 'mal wissen, oben Ihnen dieser Tagebuchstil gefällt oder ob Sie zukünftig lieber wieder kurze und prägnante Reiseberichte lesen möchen (Kontakt).
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Weitere Infos, Reisekosten und Buchung: www.tourist-ekaterina.de
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Bilderindex:
1-2: Lage und Anreise
3: TU 214 von Dalavia
4: Amurgebiet bei Khabarowsk
5: Anflug auf Ochotsk
6-8: Ochotsk und Kuchtui
9: Flughafen Ochotsk
10: Unser Taxi
11: Bootfahrt zur Lodge
12: Haupthaus der Lodge
13: Bootssteg an der Lodge
14: Kuchtui
15: blanker Ketalachs
16, 17: blanke Silberlachse
18: da geht was ab...
19: unsere komfortable Hütte
20: fängige Fliegen
21-22: Lachse, Lachse...
23, 24: riesiger Hundslachs
25: Bärentapsen
26: Meerläuse an vielen Fischen
27, 28: Lachse, Lachse...
29: beim Essen...
30: ein Kundscha
31: Holz über Holz...
32, 33: Verarbeiten des Fanges
34: Dolly...
35: dicker Nasenträger
36: Österreicher-Loch
37, 38, 39: Ketalachse
40: kapitaler Silver...
41: verendete Buckellachse überall
42: der rührt sich einfach nicht...
43: was für ein Gebiß
44: Hoz, Holz, Holz...
45: imposantes Ufer
46: Silver
47: Stillleben
48: quicklebendiger Buckellachs-Milchner
49: Robert bei der Arbeit
50: Matthias mit Silver
51: Valerie und Matthias
52: die ist krumm
53: schöne Stelle
54: Achtung Zugriff
55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62: Lachse satt
63: na denn: Prost
64: Lachs total
65-70: Lachse in allen Schattierungen
71: ein Hammer-Gebiß...
72-75: und noch mehr Lachse
76: gut bestückter Räucherofen
77-84: und wieder Lachse + Kuchtui
85: Valerie, Irina, Willi, Galina
86: Küchenfeen Galina und Rosa
87: die Gruppe
88: Brücke am Fluß
89-93: Ochotsk
93-99: Khabarowsk
101: beliebte Souveniers...
102: Nastia
Bericht: Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de
Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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