Sudan Trip Mai 2015 | Unterwegs auf den nubischen Flats
Flatfischen im Roten Meer vor Nord-Sudan
Ein XXL- Reisebericht von Michael Müller | Fotos: Autor, Tourette Fishing Guides, Benny und Steffen (adh)
Ein Traum in Türkis... Endlose, glasklare Flats unter weitem, blauem Himmel und vor einer Wüstenkulisse in allen Ockerfarben
In den Sudan? Zum Fliegenfischen? Jetzt drehst du wohl völlig durch...! Das waren noch die freundlichsten Reaktionen meiner heimischen Fliegenfischerkumpels, als ich von meinem Plan erzählte, den Sudan zu bereisen. Angefüttert durch einen kleinen Artikel in einer FF-Zeitschrift, in dem auch noch der Name eines alten Bekannten auftauchte, reifte in mir über Monate der Entschluss: da muss ich hin – und zwar so schnell wie es geht! Ein Anruf bei Lutz machte die Sache nicht besser: erstmals in der Geschichte sollte eine deutsche Gruppe mit sechs Fliegenfischern Mitte Mai 2015 diesen Trip machen – und ein Platz war noch frei. Die „familiäre Freigabe“ kam erstaunlich rasch, damit erledigten sich auch noch die letzten Bedenken und so war es besiegelt: ich fahre in den Sudan, auf die fantastischen „nubischen Flats“! Kernziel dieser von einem Mutterschiff im Roten Meer aus operierenden Tour war das anspruchsvolle und spannende Flat-Fliegenfischen auf tailende Titan- und Yellow Margin Triggerfish, ebenso scheue wie kampfstarke Gesellen. Die Spannung wurde beträchtlich dadurch erhöht, dass auf den Flats jederzeit Bluefin Trevally, Barracuda, Milkfish, Bonefish und meterlange GT auftauchen konnten, um einen sozusagen „den Tag zu versüßen“…
Auf der Fahrt in den sudanesischen Norden
Szenenwechsel.
Ein feiner Schleier aus Wüstensand steht wie eine dunstige Glocke über der staubtrockenen Ebene und sorgt für diffuses Licht. Seit über zwei Stunden sind wir auf der küstennahen Rumpelstraße unterwegs und der Nachmittag neigt sich langsam seinem Ende entgegen. Bei bulligen 38°C sind wir in Port Sudan aufgebrochen, um die 160 Kilometer nach Norden zum Liegeplatz unseres Mutterschiffes zu fahren, welches uns für die kommende Woche beherbergen soll. Unser Transportmittel dorthin ist ein arg in die Jahre gekommener Toyota Kleinbus, als Klimaanlage dienen offene Fenster und Gardinen.
Die Eindrücke während der Autofahrt sind schlichtweg beeindruckend. In diesem nördlichen Teil des islamischen Sudan treffen schwarzafrikanische und arabische Kulturen aufeinander. In den kleinen Ortschaften am Weg blüht ein vielfältiges Kleingeschäftsleben. Auf bunten Märkten und direkt vor der Haustür wird mit allem gehandelt, was sich irgendwie handeln lässt, Wasser, Benzin, Esswaren, Gewürze, Getränke, Haushalts- und Baukram, Kfz-Teile, Schrott… Überall stehen, sitzen und liegen die Sudanesen, teils in weiße Umhänge gehüllt, teils in weltlicher Bekleidung und bringen so den lieben langen Tag herum. Frauen und Kinder sehen wir jedoch nur selten.
Nicht besonders Vertrauenserweckend - aber fährt!




Neben Häusern aus Stein in den Städten und Dörfern, oft solide gebaut und von großen, mit Stacheldraht bewehrten Mauern umgeben, finden sich weiter außerhalb alle Arten von Lehm-, Blech- und Holzhütten, auch solche aus zusammengesammelten Plastikabfällen. Der Verkehr wuselt wie er will, LKW, Busse, Moped-Rikschas, jedoch nur wenige PKW und gar keine Fahrräder. Der Müll wird gleich neben den Behausungen und Siedlungen abgeladen, wir fahren mitunter durch eine komplett mit Plastik vermüllte Landschaft. Fotografieren in den Ortschaften wurde uns übrigens strikt untersagt, deshalb gibt es hier leider nur Bilder von Außerorts. Später auf der Fahrt hört die Besiedlung bis auf immer mal wieder auftauchende Einzelhütten der Ziegen- und Kamelhirten nahezu komplett auf und wir fahren durch eine spärlich mit niedrigen Sträuchern bestückte Wüstenlandschaft in hellen Ockerfarben, welche zunehmend bergiger wird. Die Sonne verschwindet am Abend in einem Dunstschleier am Horizont – und unser Ziel ist noch lange nicht in Sicht. Insgesamt drei Mal werden wir an Kontrollpunkten aufgehalten. Unsere Unterlagen werden von Nichtuniformierten (aber zumindest auch nicht offensichtlich bewaffneten) Männern penibel geprüft. Stets wird eine ganze Weile palavert, die Insassen gecheckt, die Papiere und Stempel geprüft und dann wechselt der eine oder andere Geldschein den Besitzer, bevor es weitergeht. Der Sinn dieses ganzen Prozedere erschließt sich uns als Ausländer nicht wirklich, aber egal, die Reise geht weiter...
Die Berge rücken immer näher. Laut Landkarte wird unsere Route im Westen von mehreren Bergen über 2200 Meter flankiert...
Die Sonne verschwindet am Abend in einem Dunstschleier am Horizont – und unser Ziel ist noch lange nicht in Sicht...
Es ist bereits völlig dunkel, als wir an der M/Y Scuba Libre ankommen. Unser Mutterschiff ist ein schon betagtes 18 Meter Katamaran-Boot aus den 60ern, aber gut in Schuss und erst 2013 renoviert. Das Boot war früher für Tauchtouren im Einsatz. Es besitzt ein Freideck hinten und ein weiteres oben, beide überdacht. Eine Reeling läuft komplett außen herum, das Vorderdeck ist als Sonnendeck nutzbar. Im Innenraum befinden sich links und rechts unten jeweils eine 2-Bett-Kabine, eine 1-Bett-Kabine und eine Nasszelle mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Alles für einen bootsungewohnten und hoch gewachsenen Menschen zunächst sehr eng und niedrig – aber schon nach ein paar Stunden (und einigen Kopfnüssen) hat man sich tatsächlich damit angefreundet. Dennoch stößt man sich täglich mindestens einmal den Kopf… Im mittleren Innenraum befindet sich der große Gemeinschaftsraum, mit allerlei Technik, Ladestrom und zwei großen Tischen für die Gäste und die Crew.
Die MS Scuba Libre => 
Im Zwischengang liegen ein weiteres Badezimmer, die Küche und die Unterkünfte für Guides und Crew an. Wie schon erwähnt, nach kurzer Zeit kommt man auf dem Boot gut klar, auch wenn man wie ich keine „Seeratte“ ist. Die Bootscrew besteht aus fünf Sudanesen (Kapitän, Koch, 2 Helfer, 2 Bootsführer) und den drei jungen Guides Marc, Fede und Stu aus Südafrika bzw. Italien. Ein gutes Abendessen und das Briefing für die kommenden Tage schließen den ersten Tag ab. In den Kabinen unten ist es trotz Ventilator und offenen Seitenluken recht stickig, die Mehrzahl der Männer richtet sich deshalb zum Schlafen auf dem Oberdeck ein.

Der Plan für die nächsten Tage ist genial und einfach: Innerhalb eines Seegebietes mit ausgedehnten Riffen, Untiefen und Inseln fahren wir mit den beiden Beibooten täglich in verschiedene Flat-Reviere und dann heißt es Fischen, Fischen, Fischen, was das Zeug hält!



Am ersten Fischtag geht es zu einer langen, der Küste vorgelagerten, gebirgigen Insel aus Vulkan- und Korallengestein. Dort teilen wir uns auf und befischen die wahrhaftig endlos wirkenden Flats auf der Westseite der Insel, die rund 12 Kilometer lang ist, nennen wir sie "Big Island". Hauptzielfische sind wie oben schon erwähnt tailende Titan- und Yellow Margin Triggerfish und die Fliegenfischerei auf diese sehr scheuen und skeptischen Kleinkrabbenfresser ist sehr speziell und spannend, auf jeden Fall aber auch herausfordernd!
 
 

Typische Kleinkrabben Fliegenmuster für Triggerfish ...

Unten: Gleich sind wir da: das erste Mal auf nubischen Flats ...




Man watet seeehr langsam und möglichst „geräuscharm“ vorsichtig an der Seite des Guides durch das meist knie- bis hüfttiefe Wasser und hält beständig Ausschau nach Triggerfish. Diese kann man idealer Weise beim Tailen (also wenn die Fische auf dem Boden nach Krabben wühlen) antreffen, dann leuchtet die breite Flanke auf oder noch viel besser: die Schwanzflosse ragt ("winkt") ein Stückchen dem Wasser. Andere Triggerfish ziehen langsam allein oder zu mehreren Exemplaren durchs Flat. Für einen Neuling dieser Fischerei sind ziehende Triggerfish bei Wind und Wellengang nur sehr schwer zu entdecken und alle diese Fische haben es gemein, bei der geringsten Störung sofort zu flüchten. Hat man (oder meist weit früher der Guide) einen Fisch ausgemacht, wird vorsichtig ein sauberer Wurf angesetzt und eine kleine widerhakenlose Krabbenfliege (GANZ WICHTIG: völlig ohne Flash und Orange!) ca. zwei Meter in Schwimmrichtung des Fisches abgelegt. Während die Fliege zu Boden sinkt, erkennt man meist sofort, ob der Fisch Interesse zeigt oder nicht. Falls ersteres zutrifft, schwimmt er auf die Fliege zu, der man nun mit kleinen Strips etwas Leben verleiht und sie zwischendurch aber immer wieder zu Boden sinken lässt. Ein interessierter Triggerfish wird sich auf die Seite drehen bzw. auf den Kopf stellen und die Fliege relativ vorsichtig mit seinem gut bezahnten Maul zu fassen bekommen. Spürt man diesen Zug, zählt man bis 3 und setzt dann einen kräftigen Strike mit der Zughand als Anschlag. Das klingt theoretisch vielleicht einfach, klappt aber in der Realität in den meisten Fällen nicht so leicht! Oft werden die Fische nicht oder nur schlecht gehakt oder sie flüchten bereits beim Anwerfen und gehen stiften. Gefällt dem Triggerfish das Fliegenmuster nicht (was öfter mal der Fall ist), schwimmt er nach kurzer Begutachtung davon oder er kaut einigemale auf der Fliege herum, um diese mit ein paar Bissen seines sehr kräftigen und gut bezahnten Gebisses zu zerstören (Tatsache, wahr und oft passiert, die Fliege ist danach nur noch Schrott!)

Gespannt fischen wir zum ersten Mal auf nubischen Flats
Gleich haben wir ihn...
Ein Guide ist bei dieser Fischerei in jedem Fall ausgesprochen hilfreich, denn er kann die verschiedenen Fische sicher ansprechen, weit früher, als man diese selbst entdeckt (wenn überhaupt…). Außerdem klammert er die ebenfalls über die Flats streunenden Koffer- und Puffer Fische gleich aus, ebenso wie „lebende“ Steine und Algenbüschel, die einen ständig zum Narren halten. Er steht bei Fragen und Problemen hilfreich zur Seite, ebenso wie beim Landen und Fotografieren der Fische und wechselt Fliegen und Vorfächer. Mein erster Titan Triggerfish ist gleich ein sehr gutes Exemplar, er steigt kräftig ein, nachdem er die Fliege mehrfach herzhaft attackiert – und sofort geht die Post ab, im ersten Run bis 30 Meter ins Backing… Triggerfish sind sehr starke Kämpfer, in der ersten Flucht an der leichten #8 oder #9 Rute kaum zu halten. Man muss sie zunächst kontrolliert gehen lassen, jedoch mit Nachdruck von der koralligen Riffkante fernhalten. Leider währt der Spaß nicht lange: wenn Vorfach oder Knoten in den Bereich der kräftigen Zähne gelangen, knipst er die Schnur einfach durch, egal wie dick sie ist. So leider auch in diesem Fall geschehen.
Kurze Zeit später kann ich den nächsten starken Titan Triggerfish haken. Selbst gespottet und sauber angeworfen – und wieder geht der Fisch entgegen aller Manier aggressiv auf die Fliege los, schon beim Einstrippen. Der Haken sitzt, der Drill geht gut und nach einer Weile kann ich den wunderschönen farbenprächtigen Fisch landen – und nach einigen Fotos vom Guide wieder releasen. Herrlich, vor der Kulisse des in allen Blautönen schimmernden Flats und der bizarren Insel mit ihren verschiedenen Ockertönen im Hintergrund. Auch die Kollegen machen an diesem Vormittag ihre ersten Trigger-Erfahrungen, mit negativen und positiven Resultaten.
Michael mit starken Titan Triggerfish - der wehrhafte Fisch hier noch einmal in Nahaufnahme
Der Lunch wird am Strand gereicht. Am späteren Nachmittag fahren wir um das südliche Inselende herum, um an der Riffkante zum tiefen Wasser große Räuber mit dem Teaser in den Wurfbereich der #12er Fliegenruten zu locken. Beim "Teasern" werden große, hakenlose Oberflächenköder am schweren Spinngerät 100 Meter weit "rausgedonnert" und dann in höllischem Tempo und mit viel Krawall wieder herangekurbelt. Geht der Plan auf, lockt der Lärm große, raubgierige Fische aus der Tiefe an, welche die Verfolgung des Köders aufnehmen und immer wieder aggressiv und spektakulär angreifen. Sobald das Spektakel in die Wurfweite der bereitstehenden Fliegenfischer kommt, heißt es den Großstreamer schnell ins Getümmel werfen und dann so schnell es geht einstrippen. Vor dem Lohn kommt auch hier viel Mühe aber wenn dann ein Fisch einsteigt, geht die Post ab! Es ist jedoch kein ungefährliches Unterfangen, auf und zwischen den zerklüfteten, scharfkantigen Korallenstöcken an der Riffkante umherzuwaten, um an die Blauwasserkante zu gelangen, sondern nur etwas für Leute, die einen wirklich sicheren Tritt haben und die eine gewisse Risikobereitschaft an den Tag legen… Meinen beiden sehr jungen Begleitern macht dies allerdings großen Spaß, besonders, als der erste große GT einsteigt. Es ist ganz großes Kino, als alle drei kurze Zeit später zwischen „Haien und anderen bösen Fischen“ komplett auf Tauchstation gehen, um am Fisch zu bleiben und die Fliegenschnur aus den Korallenstöcken zu befreien. Dennoch geht der bullenstarke Fisch später verloren, irgendwie logisch bei dieser Art von Unterwasserlandschaft. Am Abend gibt es wieder ein vorzügliches Essen an Bord.

Lunch am Strand und immer gute Laune: perfekt !
Benny mit einem sehr hübschen Yellow Margin Trigger
Am nächsten Morgen teilt sich die Gruppe wieder auf und wir befischen unterschiedliche Reviere. Nach dem obligatorischen Teasern an der Riffkante befischen wir heute die Flats an der Ostseite der langen Insel. Diese sind hier schmaler und tiefer. Der Vormittag bringt kaum Fische an die Fliegen. Es geht zum Lunch aufs Mutterschiff und anschließend fahren wir eine gute Stunde in ein neues Gebiet, welches sich als absolut traumhaft schön entpuppt. Kernpunkt ist ein kleines Eiland aus feinem Sand, welches nur rd. einen Meter über die Wasseroberfläche ragt, allerdings rundherum sehr ausgedehnte, kilometerlange Flats aufweist. Dies im Zusammenspiel mit den wunderbaren Blautönen des kristallklaren Wassers, außen umsäumt von bulligen Korallenformationen ist wohl eines der schönsten Flats, das ich bis heute sehen dürfte! Besonders Highlight ist bereits auf der Hinfahrt mit den Beibooten eine Schule Delfine, welche uns eine ganze Zeit lang verspielt direkt ums Boot herum begleitet. Intensiver kann man Natur nicht erleben… Und das Eiland selbst: Das Paradies! Ich bau mir eine Palmenhütte und bleib’ hier! So mein erster Eindruck.

Delfine begleiten uns eine Weile direkt am Boot und machen sich erst "vom Acker", als sich das zweite Beiboot nähert
Was für Farben!!!  Und dazwischen bewegen sich immer wieder Fische am Grund ...
Ankunft im Traumrevier "Flat Island"
Den Nachmittag pilgern wir über das endlose Flat und halten nach Triggerfish Ausschau. Auch hier sind zahlreiche Fische unterwegs, die ich jetzt immer besser ansprechen (sprich selbst erkennen) kann. Mehrfach folgen Fische der Fliege und knabbern daran aber meist wird der Fluchtreflex schon beim Anwurf schneller ausgelöst. Dennoch kann die Gruppe den einen oder anderen Triggerfish fangen. Gelegentlich kreuzt ein großer GT durchs Flat. Rasch erfolgt dann der Griff zur einsatzbereit an der Seite hängenden #12er Rute, aber die Fische verschwinden meist so schnell wie sie aufgetaucht sind.

Kurze Besprechung und auf gehts...
Unbewohnt ist das Mini-Eiland beileibe nicht...
Günter mit Yellow Margin Trigger
Lutz mit Titan Trigger
Das Riffkanten Teasern am Abend bringt wieder krumme Ruten, auch ich bekomme beim Blindcasting von Boot aus direkt am Abhang des Riffes einen schönen Bluefin Trevally. Es lohnt sich also durchaus, dies öfter zu probieren. Am Abend folgt wie üblich die Siesta, lecker Dinner und der Plan für den nächsten Tag. Dieser sollte der bislang beste der Tour werden, zumindest für die Gruppe der „Crazy-Riffkantenfischer“. Diese können über spannende Erlebnisse mit GT und Bluefins berichten, teilweise unter Lebensgefahr gefangen: Lutz trat in ein Korallenloch und riss sich dabei den Unterschenkel böse auf. Das Meer war jedoch gnädig und schenkte ihm als „Dankeschön“ kurz danach einen dicken GT! Alles wieder im Gleichgewicht?

Riffkanten-Teasern ist spannend und körperlich anspruchsvoll
Benny mit tollem Bluefin Trevally
Lutz mit blutig erkämpften GT (links) und Benny mit prachtvollem Bluefin Trevally (rechts). Und in der Mitte: Guide Fedde
Und ab mit Euch ...
Steffen mit GT
Ich verbringe den Vor- und Nachmittag auf meinem Lieblings-Flat und kann zahlreiche Triggerfish spotten, anwerfen und (meistens) verscheuchen. Ein paar mal wird die Krabbenfliege verfolgt und attackiert, ein erfolgreicher Anhieb kann jedoch nur selten realisiert werden. Aber die Chancen anhand der Anzahl umher streifender Fische stehen gut, deswegen ist ein verpatzter Fisch nicht so schlimm: der nächste kommt ja schon bald in Sicht. Gleich beim ersten "Spaß"-Wurf am Morgen fange ich einen kleinen Bluefin und später am Nachmittag noch einen Emperor, die hier in schöner Größe vorkommen. Ansonsten ist dieser „Lehrlingstag“ ganz den Trigger-Studien gewidmet!

Steffen hat einen Titan Trigger am Band ...
... aber der findet eine Korallenhöhle!  Kein Problem, wenn man aktionsbereite Guides wie Stu dabei hat!
Nach kurzem Höhlentauchgang: Und da isser schon wieder!
Nun nur noch kurz in die Kamera lächeln!
Höhepunkt des Tages ist ein ausgiebiger Schnorchelgang am schiffsnahen Riff bei ordentlich Wind und Wellen, welches uns eine fantastische, intakte Unterwasserwelt der Korallen und ihrer fischigen Bewohner offenbart. Noch niemals zuvor habe ich beim Schnorcheln so viele und so große Fische gesehen, wirklich fantastisch! Hunderte von kleinen und größeren kunterbunten Rifffischen werden flankiert von ganzen Trupps patrouillierender Bluefin Trevally, gewaltigen, am Riffabhang kreuzenden Groupers und etwas weiter draußen von GT und anderen Räubern. Hier scheinen Riffe und Fischbestand noch richtig in Ordnung zu sein! Der Rückweg ins Boot aus dem tiefen Wasser ist kein Kinderspiel, aber mit geeinten Kräften klappt auch das. Meine neue und angeblich bis acht Meter wasserdichte Lumix Kamera tut eine halbe Stunde und 100 Bilder lang ihren Job, dann läuft sie voll Salzwasser und ist im Eimer, so ein Mist! Am Abend werden die actionreichen Tageserlebnisse ausgewertet und nach dem wieder guten Dinner der Plan für den nächsten Tag besprochen.

Intakte Korallenriffe und Massen an Fischen aller Art ...

Dicker Bluefin direkt vor der Linse...  |  Mehr "Schnorchelbilder" finden Sie am Ende des Berichts...
Der verletzte Lutz muss heute „etwas kürzer treten“, er kommt deshalb mit Jörn und mir mit aufs große und "gehfreundliche" Sandflat, während die anderen wieder ans Riff zum Teasern fahren. Der Wind ist heute recht stark, was das Fischen natürlich nicht einfacher macht. Wir verlassen das Boot ganz am Westende des Flats, springen ins hüfttiefe Wasser und arbeiten uns mit dem Wind im Rücken in Richtung Eiland voran. Zunächst mit den #12 Ruten fürs tiefe Wasser und kreuzende GT aufgetakelt, kommt auch tatsächlich der eine oder andere dieser Burschen in Wurfweite. In einem Bereich zwischen flachen Korallen sehe ich Fischbewegung und werfe die große, schwarze GT-Fliege rüber. Beim dritten Versuch kommt es zur Attacke und die #12er hat zunächst reichlich zu tun. Kurze Zeit später kann ich einen wunderschön gezeichneten Bluefin Trevally in ansprechender Größe landen. Fantastisch! Davon bitte mehr!

Badewannenbild Michael mit Bluefin - einfach genial!
Im Anschluss beschäftigen wir uns wieder mit zahlreichen Triggerfish, die wir sichten und anwerfen, verscheuchen, aber nur selten wirklich drauf bekommen. Was mich bis Mittag enorm auf Trab hält, sind immer wieder übers Flat kreuzende kleine Trupps von über meterlangen Fischen, die ich als Bluefins mit größeren Fliegen anspreche, die jedoch alle meine Fangversuche hartnäckig ignorieren. Später erweist sich, dass es sich um Milkfish handelte, einen der begehrtesten Gegner auf dem Flat, weil unvergleichlich kampfstark und ausdauernd. Also auch diese Burschen sind hier mit hoher Rasanz unterwegs! Wir machen Mittag und sind uns einig: danach geht es wieder raus auf das gleiche Flat! Der Rest der Gruppe hatte heute nicht so durchschlagende Erfolge beim Teasern wie gestern, auch hier war der Wind einfach zu kräftig. Wir verteilen uns wieder auf dem weitläufigen Flat mit der Sonne im Rücken und fischen erneut mit dem kräftig von hinten kommenden Wind. Triggerfish und „Buffer“sind einige unterwegs und alle Fisherman bekommen ihre Kontakte und können Fische „verhaften“. Vor mir tauchen urplötzlich drei GT auf, ein Wurf und schon sind sie wieder weg. Wie in 90% solcher Fälle geht es einfach zu schnell…

Und der Trigger, der hat Zähne ... Jörn mit schönem Titan Trigger

Günter happy....
Gib mir 'nen Schmatzer, du!
Sie nannten ihn "Titan Benny"!
Günter und Stu mit soeben bezwungenem Trigger
Der Tag auf diesem Traum-Flat ist herrlich, abwechslungsreich und unbeschreiblich eindrucksvoll und von mir aus dürfte er niemals zu Ende gehen. Wir beschließen ihn am Abend noch mit einem Gruppenfoto am Strand. Das anschließende Abendessen ist wieder Klasse und während das Schiff im starken Wind schaukelt, machen wir den Plan für den nächsten Tag. Fede, einer der Guides, war früher auf der gegenüberliegenden Seite des Roten Meeres im Jemen unterwegs (als dies noch möglich war), auf Expedition zum Spinnfischen. Er berichtet mit Fotos und Film von einer geradezu unglaublich guten Offshore Fischerei auf GT mit hohen Stückzahlen und Gewichten von 30, 40, 50, ja bis 60 Kilogramm! Absolut beeindruckend - aber kein Fliegenfischer-Revier!
Tolle Truppe (v.l.n.r.): Michael, Lutz, Günter, Benny, Guide Fede, Guide Stu, Steffen und Jörn. Hinter der Kamera: Guide Marc
Am nächsten Morgen soll das Schiff umgesetzt werden und es geht ein gutes Stück zurück in Richtung Snake Island und der langen Insel vom Beginn der Tour. Wegen des immer noch kräftig wehenden Windes verwerfen wir diesen Plan zunächst und fischen einen weiteren Vormittag auf dem großen Flat der Sandinsel. Vom Beiboot abgesetzt im brusttiefen Wasser und mit deftigem Wind um die Ohren bietet das ein ganz spezielles Flair ;-). Die Trigger tun sich heute schwer, aber dafür ereignet sich ein Vorfall, der zu den Highlights der gesamten Tour zählt! Ich fische gemeinsam mit Lutz, Jörn und den Guides Mark und Stu die linke Seite des Flats, während sich Günter, Benny und Steffen mit Guide Fede weit weg auf der rechten Seite des Flats voranarbeiten. Wir fischen auf unserer Seite recht nahe beieinander, deshalb erleben wir das Folgende hautnah und sind live dabei, sozusagen in der ersten Reihe! Wie aus dem Nichts tauchen voraus drei große graue Schatten auf, die sich schnell nähern und als meterlange GT entpuppen. Sofort herrscht helle Aufregung unter den Guides, die #12er Ruten werden gegriffen und so schnell wie möglich auf die Fische angeworfen. „Cast, cast, caaaast!!!!!“ Der in der Mitte fischende Jörn trifft es – im wahrsten Sinne des Wortes – am besten: denn er kann seine Fliege im richtigen Augenblick perfekt präsentieren. Jetzt geht alles rasend schnell. Einer der GT stürzt sich auf die Fliege, die anderen gehen nach links und rechts stiften. Der Anschlag sitzt und ein Wahnsinnstanz geht los, der am Ende erfolgreich ausgeht. Ein großer GT auf dem Sand-Flat, gespottet, angeworfen und verhaftet sowie souverän ausgedrillt, ohne „böse Korallen“ drumherum – dass ist wohl mit das Geilste, was man als Fliegenfischer im tropischen Salzwasser erleben kann. Und hier wurde dieser Traum realisiert!
GT am Band: da ist Dampf dahinter...

Gleich haben wir ihn....
Jaaaaa !!! Geschafft !
Ein echter Wonnebrocken...
Wahrlich ein Grund zum Strahlen!  Jörn und Guide Stu mit einem Meter GT
Und nun rasch zurück in sein Element ...
Mittags sind wir zum Lunch auf dem Schiff, anschließend wird dieses versetzt zu einem neuen Ankerplatz zwischen Little- und Big Snake Island, zwei nur wenige Meter über die Wasseroberfläche herausragende, bizarre Koralleninseln in einem riesigen Flachwasser-Areal gelegen, welches in der Ferne von einem mächtigen Außenriff umgeben ist. Unsere 3er Gruppe geht nach Little Snake Island, welche eine einzigartige Fischerei bietet. Hier gibt es in Ufernähe zwei große, bodenlos tiefe, blaue Löcher, die natürlich befischt werden müssen und die in der Vergangenheit auch schon schöne Fische brachten. Auf Little Snake Island gestaltet sich die Fischerei vollkommen anderes, als vom üblichen Flatfischen gewohnt: Man steht und geht zwei bis drei Meter über dem Wasserspiegel und schaut nach unten, um Triggerfish zu spotten. Das klappt normalerweise auch perfekt, jedoch entschließen sich Stu und ich nach kurzer Zeit aufgrund des starken Windes, besser im Wasser watend weiter vorzugehen. Auch hier entpuppt sich der Bestand Triggerfish als ziemlich gut. Am Insel-Ende und ein Stück weiter draußen komme ich mit rasch durchziehenden Bluefin in Kontakt. Rasch die #12 Rute gegriffen und einige Würfe in die richtige Richtung, dann so schnell wie möglich eingestrippt und schon kommen mehrfache rasante Attacken von zwei, drei Bluefin bis wenige Meter vor die Rutenspitze. Äußerst spannend, das Herz rast… aber so schnell wie gekommen, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Kurze Zeit später sehen wir direkt vor der Inselspitze im tiefen Wasser einen kapitalen GT im Futterfischschwarm rauben. Jetzt gibt es kein Halten mehr, die #12er wird nicht mehr aus der Hand gelegt und wir laufen, ja rennen so schnell wie möglich zum Ort des Geschehens, in der Hoffnung auf diesen oder auf einen weiteren GT, der in die Futterfische stößt. Stu erklimmt für einen besseren Ausblick eine kleine Anhöhe auf der Insel. Einmal lässt sich der Fisch in der nächsten halben Stunde noch kurz blicken, aber er scheint "satt" zu sein. Das war’s leider. Wieder eine tolle Chance auf GT – wie mehrfach jeden Tag! Später gehen wir zurück zum Treffpunkt mit den anderen, die „blauen Löcher“ werden ein weiteres mal befischt und nach einigen Teaser-Versuchen vom Boot aus, die nur einen Hornhecht „Garfish“ bringen, beschließen wir den Abend wie immer.
Einfach nur traumhaft schön: Snake Island
Snake Island und ihr "Blue Hole"
Auch hier gibt es schöne Trigger Fish satt
Am nächsten Morgen wird das Schiff weiter in Richtung "Big Islandl“ versetzt und wir befischen heute alle sechs deren endlos riesige Flats. Vorher müssen wir eine gute Stunde mit den kleinen Beibooten gegen Wind und Wellen ankämpfen. Die leichte Regenjacke schützt vor den ständigen Seewasserduschen, ansonsten heißt es irgendwie festkrallen im Boot. Auch heute liegt das Flat wieder unter kräftigem Windeinfluss. Wir lassen ihn von Hinten kommen und fischen den ganzen Tag Schritt für Schritt voraus, ohne dass irgendwo ein Ende dieses Flats zu sehen wäre. Einfach gigantisch! Die erste Stunde passiert nicht viel – aber dann kommt Leben in die Sache. Für mich wird es der spannendste und actionreichste Tag der Woche auf Trigger und auch die anderen haben gut zu tun. Zunächst kann ich einen großen Yellow Margin Triggerfish erfolgreich verhaften. Dieser geht im ersten Run 20 Meter ins Backing und verabschiedet sich dann mit meiner Fliege an einer Koralle. Mist, warum habe ich auch das extradünne Vorfach von gestern draufgelassen, obwohl ich ein ganz neues in der Hemdtasche habe! Den nächsten Triggerfish habe ich ganze 5 Sekunden drauf, dann hängt er sich aus. Reflexartig mache ich immer noch oft den „Forellenanhieb“ indem ich die Rute anhebe, anstatt einfach und wie befohlen mit der rechten Hand einen kräftigen Strike zu setzen! So bleibt kein Triggerfish hängen! Die nächsten Stunden bringen mir zahlreiche Kontakte mit Triggerfish, jedoch lehnen diese nach kurzer Begutachtung einfach sämtliche Fliegenmuster ab oder der Anschlag dringt nicht durch. Oder sie flüchten schon beim Aufwassern der Fliege.
Gut vorbereitet auf die sonnigen Flats
"Big Island" im kräftigen Wind
Die entscheidende Wende ergibt sich gegen Mittag, als sich Guide Fede und ich uns nach etwas ratloser Begutachtung meines arg zusammengeschrumpften Fliegendoseninhaltes dazu entschließen, eine grellorange Krabbe (mit Flash!) anzubinden und auszuprobieren. Also ein Fliegenmuster völlig entgegen der Empfehlungen der Guides der ganzen Woche. Eine Verzweiflungstat als letzte Hoffnung… “The last Chance“! Aber dann ging die Post ab! Egal, wie schlecht der Wurf war und ob die Fliege nahe beim Fisch oder einige Meter weiter weg landete, sofort wurde diese aggressiv attackiert! So fehlten der Krabbe auch bald ein und dann noch ein Auge und ein paar der Gummibeinchen (die Triggerfish besitzen ein sehr kräftiges Gebiss, weshalb man auch niemals mit den Fingern in die Nähe des Mauls kommen sollte...), das beeinträchtigt aber nicht die Fängigkeit dieses Musters.
Der nächste Triggerfish der einsteigt, ist ein prächtiger Yellow Margin – und bei diesem mache ich alles richtig! Die Fliege korrekt anderthalb Meter neben dem Fisch in Zugrichtung ablegen, ein paar kleine Strips und seine Aufmerksamkeit ist geweckt. Er kommt der Fliege nach, wieder zwei, drei kleine Strips und kurz liegen lassen… dann sehe ich den Fisch nach der Fliege tailen und spüre kurze Zeit später den Zug an der Schnur. Nun bis 3 zählen (das erfordert echte Beherrschung…) und einen kräftigen Strike mit der Schnurhand setzen. Yeaaaahhhhh! Sitzt! Sofort ist die Rute krumm, der Fisch setzt zu einer kurzen Flucht nach links in Richtung Strand an, überlegt es sich dann anders, kommt sehr schnell zurück und auf mich zu, um anschließend in einer weiten Flucht 50 Meter nach rechts in Richtung Korallenkante davonzuflitzen. Dort kann ich ihn erstmals stoppen und nun Zug um Zug herandrillen. Alles geht diesmal gut und kurze Zeit später darf ich einen wunderschönen Yellow Margin Triggerfish in meinen Händen halten.
Michael mit einem hübschen und hart erarbeiteten Yellow Margin Trigger
Endlose Flats vor "Big Island", in der Ferne sieht man das sudanesische Festland
Kurzer Lunch im Boot. Mango mit der Schere aufgeschnitten: mal was anderes...
Steffen mit Titan Trigger ...
Und nochmal Steffen mit Yellow Margin Trigger ...
Die Fliege ist nun noch weiter zerstört, sie verliert ihre als Beschwerung dienenden Knochenaugen und die eine Seite des flauschigen Hauptkörpers fehlt. Dennoch kann ich damit noch ein paar weitere Triggerfish aus der Reserve locken, unglaublich! Highlights sind mehrfach Fische, die der Fliege mitunter bis unter meine Fliegenrutenspitze folgen und dabei immer wieder versuchen, sie zu packen. Nervenkitzel pur! Dabei hätte ich die Fliege besser einfach auf dem Grund liegenlassen sollen und auf den Zug gewartet, wenn sie genommen wurde. Aber das erfordert wie schon gesagt gute Beherrschung… Nobody is perfect! Egal, es ist ein großartiger Fischertag auf dem Flat heute, reich angefüllt mit spannenden Triggerfish Erlebnissen und neuen Erkenntnissen (Think Orange ;-)

Aufgrund der langen vor uns liegenden Rückfahrt gegen den harten Wind und der behördenbestimmten Rückkehrzeit des Schiffes am Festlandhafen müssen wir heute einige Stunden eher Schluss machen, schade… Die über einstündige Rückfahrt im kleinen Boot gegen Wind und hohe Wellen ist ein echt harter Ritt und wahrhaft kein Genuss für „Kreuzkranke“! Aber irgendwann kommt das Schiff in Sicht, gegen die auf uns einstürzende Gischt, zuerst als winziger Punkt, dann immer größer werdend. Erleichterung. Sobald auch das zweite Boot eingetroffen ist und angelegt hat, lichten wir Anker und schippern im Wind schaukelnd in Richtung Küste.
Zurück in den Hafen, im letzten Licht des Abends
Der letzte Abend an Bord wird gut wie immer, jeder packt schon sein Gerödel und Getackle zusammen und nach dem letzten gemeinsamen Abendessen wird noch das Abreise-Prozedere am nächsten Tag besprochen und die vergangene Woche in allen Details rückblickend ausgewertet. 

Alles in Allem war es eine ausgesprochen gute Woche, wir haben einige Menge unserer Zielfische, also Titan- und Yellow Margin Triggerfish, Bluefin und GT plus einige anderer Fischarten bekommen, wir konnten trotz kräftiger Winde jeden Tag fischen gehen, hatten in der recht harmonisch zusammen gestellten Gruppe eine schöne, entspannte Zeit und haben nicht zuletzt Dank der perfekt ausgestatteten und sehr einsatzbereiten Guides etliche gute Fotos im Kasten.

Ein einsamer Netzfischer am Stand
Kurz nach 6:00 Uhr geht es am nächsten Morgen aus den Federn. Das Meer präsentiert sich ohne Wind und spiegelblank. Sowas gibts hier auch? Es wird ein sehr langer Tag für uns werden. Rest zusammenpacken, Frühstücken, die Trinkgelder für Guides und Crew eingesammelt, Getränkeliste abgerechnet, Boarding Fee bezahlen und ein obligatorisches Trigger- oder GT T-Shirt kaufen. Schnell ist es acht Uhr und es geht ans Gepäck auf die Boote laden und zum Kleinbus auf das Festland übersetzen, während die Crew schon wieder Proviant und Wasser für die nächste Gruppe lädt. Der alte Toyota wartet schon und auf geht es die 160 Kilometer zurück nach Port Sudan. Wieder führt die Reise nach den ersten beiden Kontrollpunkten durch eine von Bergketten umsäumte trockene Ebene, nur gelegentlich besiedelt von einzelnen Hütten der Ziegen- und Kamelhirten. Immer wieder tauchen neben Ziegen auch Kamele auf, mit oder ohne Treiber. Später in Stadtnähe werden Besiedlung und Verkehr dichter, auch das wilde Müllaufkommen nimmt rapide zu. Hier wird ein fehlendes Naturverständnis und das Nichtbegreifen einer intakten Natur in Zusammenhang der allzu sorglosen Wegwerfmentalität und verbreiteter Armut einmal mehr zum großen Problem. Was die Sudanesen jedoch nicht im Geringsten zu stören scheint, denn sie werfen ihren Müll einfach direkt hinter ihre Hütten und Häuser und der Wind darf dann alles schön verteilen.
Und wieder auf der Piste nach Port Sudan
In der Innenstadt brodelt der Verkehr, klare Verkehrsregeln lassen sich für uns „Laien“ nicht erkennen. Vieles funktioniert mit gegenseitiger Gestik und ab und an mit Hilfe eines schick uniformierten Verkehrspolizisten. Die Fahrt geht heute viel schneller vonstatten, bereits nach zweieinhalb Stunden erreichen wir Port Sudan und machen Rast im unterkühlten Gastraum eines Hotels. Nach einer Stunde geht es wieder weiter ins Verkehrsgewühl. Am Hafen bekommen wir unsere vor einer Woche abgegebenen Pässe zurück und in einer weiteren halben Stunde erreichen wir den außerhalb gelegenen Port Sudan International Airport. Der ist entspannend mini, es gibt ganze sechs Check-In-Schalter, einen Wartebereich, das Büro der Flughafenpolizei, Toiletten und eine winzige Cafeteria hinter einer Glasscheibe. Aus nicht erfindlichen Gründen müssen wir nach den Ausreiseformalitäten über eine Stunde vorm Einlass des Handgepäckdurchleuchters am Eingang der finalen Wartehalle ausharren, in dieser Zeit geht absolut nichts vorwärts. Mit uns warten ein paar Duzend Tauchreisegäste. Aber schließlich geht es voran und die Maschine hebt ab in Richtung Dubai. Ich gönne mir in dem halbleeren Flieger ein Sitzupgrade und kann die Knochen ordentlich lang machen. Nach drei Stunden landen wir am Abend in Dubai, wechseln in einer 20minütigen Busfahrt das Terminal und haben nun rd. sechs Stunden Zeit zum Shoppen, Essen gehen, Abhängen etc.…. Was für ein gewaltiger Rummel auf diesem Flughafen mit seiner riesigen Shoppingmeile herrscht, ist immer wieder sehr beeindruckend… aber später auch sehr ermüdend! Morgens 03:55 Uhr geht der nächste Flug mit Emirates über gut sechs Stunden nach Frankfurt. Eine echte Herausforderung, mitten in der Tiefschlafphase wach zu bleiben – aber was tun man nicht alles für „ein paar Fische“...  ?
Durch eine weitere Stunde Uhr zurückdrehen sind wir kurz vor 09:00 Uhr morgens schließlich wieder gut in der Heimat gelandet, nehmen unser Gepäck in Empfang und unsere Wege trennen sich nach einer absolut gelungenen Reise! Auf eine Neues – und das hoffentlich bald!
***


Anhang (1): Geräte- und Reiseinfos:

Gerät: Im Grunde reichen zwei Rutenklassen völlig aus: a) eine #8er oder #9er in 9' Länge für die Fischerei auf Triggerfish und b) eine #12er in ebenfalls 9' Länge für GT, Bluefin & Co.. Salzwasserfeste Rollen mit passenden Schwimmschnüren und bei a) 150 m 30 lbs und b) 300 m 50 lbs (oder stärkeres) Backing. Auf gute Abstimmung der Schnüre zu den Ruten achten (der Power muss sofort anliegen, auch bei Wind!) und Reserveruten und Schnüre mit einpacken. Beide Ruten werden voll aufgetakelt auf dem Flat mitgeführt und so an der Seite angeklippt, dass bei Bedarf ein sofortiger Rutenwechsel möglich ist. Werkseitig vorhandene Schnurschlaufen wurden übrigens regelmäßig von den Guides abgeschnitten und durch neue haltbarere Schlaufenkonstruktionen ersetzt. Bei a) verwendeten wir 3,5 bis 4 m lange verjüngte Vorfächer, mit Fluorocarbon Vorfachspitzen nicht unter 0,30 mm, besser 0,35 oder 0,40 mm, bei b) einfach durchgehend 2,5 oder 3 m Suffix Zippy Leader mit mindestens 100 lbs Tragkraft. Eine wasserdichte Fliegendose mit diversen Krabbenfliegen (durchschnittliche Hakengröße #6) in überwiegend gedeckten - aber auch in Reizfarben - sollte stets am Mann sein (und ausreichend Reservefliegen nicht vergessen, die Fliegenverluste beim Triggerfischen können erheblich sein...). Außerdem eine wasserdichte Großstreamerbox mit starken Salzwasserstreamern für GT, Bluefin etc.. Hier waren weiße Fliegen für Bluefin und schwarze Fliegen für GT der Renner. Alle Fliegen werden widerhakenlos gefischt! Zur Ausrüstung gehören weiterhin eine starke, salzwasserfeste Zange, als Vorfachschneider, Knotenfestziehhilfe, Lösezange und Widerhakenandrücker, ein Hakenschärfer (!), immer dabei ist auch ein wasserdichter Rucksack, hier kommen Reserveschnur- und Vorfachspulen, Fliegen, Trinkwasser und die Fotoausrüstung unter.
Sehr stabile Watschuhe mit Neoprengamaschen, eine gute Polbrille, Kopfbedeckung, UV-beständige leichte Bekleidung, UV Buff, Handschuhe und wasserfeste Sonnencreme mit hohem Lichschutzfaktor komlettieren die Ausrüstung.

Das nebenstehende und die unten folgenden vier Fotos zeigen einige Krabbenfliegen und Großstreamer, erhältlich bei ADH Fishing, die wir im Sudan erfolgreich gefischt haben.

Als weitere brauchbare Fliegenmuster werden genannt: Spawning Shrimp #6, JC Sand Prawn #4, Rolling Bead Crab #4, Tan Merkin Tan #2 (small Lead eyes – 1/40 ounce), Tailler’s Delight Olive #4, Tailler’s Delight Tan #4, Velcro Crab Tan #2, Avalon Permit Shrimp #2, Milkie Dream #4, GT Brush Fly Black # 6/0, GT Brush Fly Tan # 6/0, Clousers Chartreuse and White #2, Mega Clousers Chartreuse and White # 6/0, Sempers Black and Purple #6/0, Poodle #6/0 und Popper NYAP #6/0.


Und hier noch ein sehr fängiges Muster aus dem Bindestock von Matthias Lünzmann (welches auch auf den Seychellen schon einige GT überlistet hat): 

Reise-Infos: Unsere Flüge gingen mit Emirates ab Frankfurt zunächst nach Dubai, dann nach einigen Stunden Aufenthalt weiter mit Dubai Air Richtung Westen über's Rote Meer nach Port Sudan im Nordsudan. Reine Flugzeit sind etwa 6 + 3 Stunden, die Flugkosten betrugen um 450 €. Der "International Airport Port Sudan" liegt etwas außerhalb der turbolenten Hafenstadt. Von hier geht es mit dem Kleinbus gut drei Stunden und 160 Kilometer in Richtung Norden, um bei Muhammad Qol (siehe "x" auf der Karte rechts) auf unser dort vor Anker liegendes Schiff MS Scuba Libre zu gelangen. Unser Reiseveranstalter war Aardvark McLeod, die komplette Organisation kann man nur als perfekt bezeichnen. Hier blieb auch im Vorfeld keine Frage offen!
Der Reisepreis für diesen Tripp liegt bei 2750 € plus Nebenkosten, er ist im Vergleich mit anderen vom Mutterschiff aus basierenden Touren z.B. im Indischen Ozean (z.B. Seychellen Outer Islands), den gebotenen Leistungen und den anzutreffenden Fischarten nebst Fischgrößen als verhältnismäßig günstig anzusehen. Daneben fallen noch Visakosten (65€), Boarding Fee (185€) und Trinkgelder für Guides und Crew an, außerdem die Nebenkosten für "verzehrte" alkoholische Getränke. Bei Reisen in den Sudan muss man ein gültiges Gelbfieber-Impfzertifikat vorweisen können und darf keinen israelischen Reisestempel im mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass haben. Die von uns bereiste Region in Norden des Sudan gilt als friedlich und gefahrlos bereisbar. Auf die Landeswährung kann man als Tourist gerne verzichten, denn Euro oder Dollar werden überall gerne genommen. 
Weiterführende Infos und Links:
- Aardvark McLeod
- fortlaufender Sudan Blog bei Aardvark McLeod
- Aardvark McLeod Kontakt für Deutschland: Lutz Schepers, Telefon: 0228/88640682, email: lutz@aardvarkmcleod.com
- Sudan bei Wikipedia
- Sudan-Infos beim auswärtigem Amt
- gute Sudankarte: www.welt-atlas.de/karte_von_sudan_2-836
Für 2017 planen wir einen erneuten Trip in den Sudan. Wer sich uns anschließen möchte, bitte gerne über die Redaktion melden. 

So etwas kann passieren, wenn man beim Triggerfish die Finger zum Hakenlösen benutzt, anstatt die Lösezange! =>



Anhang (2): Hier kommen weitere Bilder, wenn Sie mögen:

Die Optimalsituation und schon von Weitem zu sehen: beim Tailen ragen die Schwanzflossen der Triggerfish aus dem Wasser

Bluefin gefällig?
Dicker Titan mit Jörn

Lutz mit einem etwas blasser gefärbten Titan Trigger, doch dafür hat dieser ein hellblaues "Maulbändchen"...
Hast du nur den Kopf noch auf dem Teller... war der Hai mal wieder schneller...
Gestatten: eine "Lutz-Bluefin" ;-)
Auch dicke Grouper gibts hier, in allen Schattierungen & Größen
Unglaubliches Farbenspiel !
Da kommt wieder Freude auf: Lutz mit GT
Was schaust Du denn so ?
Zeig her den Titan!
Badespaß gehört einfach dazu!
Außer ab und an mal ein Tauchboot und kleinen 1-2 Mann Fischerbooten waren wir allein auf dem Meer
Dieser GT hat sich die Freiheit echt verdient. Die Pünktchen oben links im Bild sind übrigens Fliegenfischer...
Erfüllter Traum in Blue
Sehr interessanter "Strand"!
Beim Schnorcheln am Riff schwimmen einem diese Bluefins u.v.a. direkt vor der Nase herum




















Ein Reisebericht von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de - September 2015. Fotos: Autor, Tourette Fishing Guides, Benny und Steffen (adh). Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
zurück zu Russland, Asien, Afrika | zurück zur Übersicht Reise & Report zurück zur Startseite

Copyright © 2015 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt