Auf der Nordinsel Neuseelands
Ein Reisebericht von Björn Schneider
Vorwort: Im März 2010 habe ich wohl die Reise meines Lebens angetreten: Einmal herum! Ein langer Zwischenstop war im April in den Bergen Argentiniens (siehe Reisebericht Nr.348). Anschließend ging es weiter nach Neuseeland...
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Endlich da! Nach einem 15-stündigen Flug von Buenos Aires nach Sydney, von wo aus es nach vier Tagen weiter nach Auckland ging, um dann mit dem Bus nach Taupo ins Zentrum der Nordinsel zu fahren. Dort Vorräte und Angellizenz besorgt und Schläue eingeholt im Angelladen, noch ein paar Fliegen gekauft...
Der Mann aus dem Laden hat mir die Flüsse Hinemaiaia, Tauranga Taupo und natürlich den Tongariro empfohlen. Alle drei fließen südlich in den Lake Taupo, den mit 616km² flächenmäßig größten See Neuseelands. Der Tauranga Taupo ist mit einer Durchschnittsbreite von ca. 15 Metern größer als der Hinemaiaia mit ca. 10 Metern. Von ihrer Charakteristik sind die beiden Flüsse sehr unterschiedlich: Der Tauranga Taupo mäandert in weiten Kurven und hat große Sandbänke gebildet. Auch sind die Ufer meist frei von Bäumen und allenfalls mit Büschen bestanden. Das Wasser ist oft glasklar und es gibt viele langsam fließende Strecken und große, tiefe Pools. 
Als ich ankam, war der Wasserstand sehr niedrig, da es vier (!) Monate nicht geregnet hatte. Im allzu klaren Wasser konnte ich reihenweise Regenbogenforellen bis ca. 50 cm und mehr ausmachen, die mich leider genauso klar ausmachen konnten und allgemein wenig aktiv schienen.
Tauranga Taupo
Der Hinemaiaia hat einen völlig anderen Charakter: Wenn man im engen Tal am Ufer des Flusses steht, könnte man sich im Urwald hunderte Kilometer entfernt von jeglicher Zivilisation wähnen. Dichter Wald und Buschwerk oft bis ans Ufer tun das ihre dazu. Steile Felswände und der wild fließende Fluss ergeben eine spezielle Atmosphäre. Auch hier angelt man im Herbst auf Forellen, die vom See aufsteigen, um sich zum Laichen einzufinden. Es gibt also immer die Chance auf den Fang mehrerer Kilo schwerer Regenbogen- und Bachforellen. Der Hinemaiaia fließt eher schnell und hat viele Rauschen, aber auch einige tiefe Züge und auch ein paar ruhige, tiefe Pools, was ihn sehr abwechlungsreich macht. Da das Wasser ebenfalls ziemlich sichtig ist, ist es, wie im Tauranga Taupo auch, sehr empfehlenswert, stromaufwärts fischend zu gehen, um die scheuen Fische nicht zu verscheuchen.
Im Hinemaiaia
Zum Gerät: Am Tauranga Taupo sollte man sich auf etwas größere Wurfweiten einstellen, da das Wasser sehr klar und sichtig sein kann und die Pools oft ruhig sind und somit die Forellen eine gute Chance haben, einen zu sehen, bevor man sie sieht. Viele Leute angeln hier mit 7/8er Ruten, da sie es wahrscheinlich einfach gewohnt sind. Mit einer 6er Rute sollte man meiner Meinung nach aber zurecht kommen, da Wurfweiten über 15-20 Meter nicht notwendig sind und das Wasser meist frei von Hindernissen ist. Eine Schwimmschnur ist ebenfalls völlig ausreichend, da man in der Regel ein langes Vorfach mit zwei bis drei Nymphen verwendet, dazu aber später mehr. Am Hinemaiaia reicht vom werferischen Aspekt eine 5er oder 6er Rute, ebenfalls mit Schwimmschnur, aus. Es besteht allerdings allerdings die Chance, richtig große Fische zu haken und da gerade der Hinemaiaia voll mit Hindernissen ist, kann eine stärkere Rute angebracht sein.
Frisch aufgestiegene Regenbogenforelle aus dem Hinemaiaia
Der Tongariro
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Der Tongariro Fluss ist der Hauptzufluss des Tauposees und ziemlich bekannt für seine Forellen. Auch hier sind es vom See aufsteigende Fische, die den Reiz der Fischerei ausmachen. Dadurch sind im Herbst erstens ständig neue Fische im Fluss und zweitens gibt es sehr große Forellen. Der Fluss ist im unteren Abschnitt zwischen 30-70 Meter breit und besteht aus vielen Rauschen mit nachfolgenden, z.T. recht großen Pools. Er führt klares, leicht türkis gefärbtes Wasser und sieht ungefähr so aus, wie ein Fliegenfischer sich ein Traumgewässer vorstellt. Der Fluss ist an den großen, bekannten Pools gut zugänglich gemacht worden, z.T. durch gute Wege (plus Parkplätze) von der Hauptstraße (Nr. 1 in südlicher Richtung) aus, ansonsten durch gut unterhaltene Pfade. Unter normalen Bedingungen liegt die Wassermenge bei 26m³/sek, kann nach starkem Regen aber auch auf 250m³/sek anschwellen. Im Jahre 1998 hat eine Flut 800m³/sek errreicht und 2004 sogar ein Maximum von 1450m³/sek! Das Durchwaten des Tongariro ist aber auch unter normalen Bedingungen nur an sehr wenigen Stellen möglich. 
Die Lizenz bekommt man in allen Angelläden in Turangi oder auch in Taupo. Pro Woche zahlt man 36 NZ-Dollar (=18€),  für die Jahreslizenz sind es knapp über 100 NZ-Dollar (Stand Juni 2010). Dafür darf man den See und alle seine Zuflüsse befischen (Sonderregularien beachten). Ein gut sortierter Angelladen ist „Sporting Life“ in Turangi. Besitzer und Mitarbeiter sind selbst Fliegenfischer, die den Fluss (und weitere Gewässer rund um den Lake Taupo) sehr gut kennen.

Typische Stelle am Tongariro
Der Tongariro darf auf 20,5 Kilometer das ganze Jahr über befischt werden. Die nächsten zehn Kilometer dürfen vom 1. Dezember bis zum 31. Mai befischt werden, wobei diese Strecke zu Fuß schlecht zu erreichen ist. Es gibt aber die Möglichkeit, mit „Tongariro River Rafting“ eine Tour zu buchen und auch dort zu fischen. Der Tongariro ist von der Mündung bis zum „Poutu Intake“ (Kraftwerkseinlauf) nur für die Fliegenrute mit max. drei Fliegen zugelassen. Das Mindestmaß für alle Forellenartigen liegt bei 40cm und es ist jedem Fischer erlaubt, drei Forellen pro Tag mitzunehmen (Stand 2010). Das erscheint vielleicht viel, aber das „Department Of Conservation“, das für die Angelei und die Flüsse zuständig ist, betreibt einiges an Forschung, um gute Regelungen zu finden, um Fischerei und Naturschutz in Einklang zu bringen. Im Falle des Lake Taupo hat man Angst, dass die Forellenbestände verbutten könnten, weshalb man das Mindestmaß in den letzten Jahren verringert hat. 
Wer lieber mit der Trockenfliege auf Bachforellen fischt, ist am besten im Jan./Feb. vor Ort. Mai- und Köcherfliegen schlüpfen zwischen Oktober und Dezember. Eine etwas bessere Chance auf die Braunen besteht aber im Mai/ Juni, wenn diese zum Laichen aufsteigen, mit Nymphen. Der große „run“ an Regenbogenforellen ist zwischen August und November zu erwarten. Die Zahl der Forellen, die in den Tongariro aufsteigen, um zu laichen, kann schlecht geschätzt werden, da die Wetterbedingungen einen großen Einfluss haben. Man hat aber eine Auswertung mit Daten aus einem Nebenfluss, in dem man eine Anlage zur Fischzählung installiert hat. Dieser Nebenfluss ist ungefähr ein Viertel so groß wie der Tongariro und hat einen durchschnittlichen (Zehnjahresdurchschnitt) Aufstieg an Bachforellen von 300-500 Stück und Regenbogenforellen von 3000-4000 Stück pro Jahr. Wenn man also nach dem Volumenstrom der Gewässer geht und das auf den Tongariro umlegt, kann man mit ungefähr vier mal so vielen Fischen rechnen. Das ist natürlich nur als Schätzwert anzusehen, mag aber ein Bild abgeben.
Zum Gerät: Im Tongariro ist eine 7/8er Rute angebracht, da man i.d.R. schwere Montagen so weit wie möglich befördern können muss und der Fluss so groß ist. Bei Hochwasser und später im Herbst fischen viele Leute auch Sinkschnüre und Streamer. Die üblichste Montage für den Tongariro besteht aber aus einem ca. 3 bis 3,5 Meter langen Vorfach mit zwei leichten Nymphen und einer schweren, komplettiert mit einem Indikator. Eine der beiden kleinen Fliegen kommt ans Ende des Vorfachs, die schwere 50-70cm weiter in Richtung Fliegenschnur auf die Hauptschnur. Noch einmal 50 cm weiter wird ein nicht mehr als 10cm langer Springer angeknotet (am besten aus Fluorcarbon oder sonst einer ca. 0,25-0,30mm starken Nylonschnur, da diese ausreichend steif sind und sich nicht so schnell um die Hauptschnur wickelt). An den Springer kommt die zweite kleinere Nymphe.
Die mittlere, schwere Nymphe hat die Aufgabe, die Montage schnell auf Tiefe zu bringen. Die beiden kleineren schwimmen auf verschiedenen Tiefen und finden deshalb mehr Fische. Den Indikator natürlich ans Ende der Fliegenschnur.

Alle drei Fliegen sollten natürlich aussehen und beschwert sein, insbesondere die große, mittlere Fliege, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, die Montage schnell auf Tiefe zu bringen im meist schnellen Tongariro. Als fängige Fliegen haben sich Goldkopfnymphen in grau, schwarz und braun erwiesen, andere siehe Bild (s. rechts). 
Nach einem kräftigen Regenguss und eingetrübtem Wasser dürfen diese gerne mit einer „Sichthilfe“ in Form eines irisierenden Tinsels (s. Fliege links oben im Bild) versehen sein. Größen für die schwere Fliege: 8-10, für die kleinen 12-16. Es ist möglich, noch zusätzliches Gewicht in Form von Bleikügelchen anzubringen, was einige Leute auch tun. Die ganze Montage ist nicht ganz leicht zu „händeln“, ist aber die gängigste Methode im Tongariro. Die „Eifliege“ (zweite von rechts oben) wird empfohlen für frühmorgens zum Sonnenaufgang. Später, wenn es heller ist, soll man eher wieder auf natürlichere Muster umsteigen. 
Wer lieber „wetlining“ betreibt, sollte verschieden schnell sinkende Schnüre dabeihaben und sich mit Woolybuggern in Schwarz und Oliv ausstatten. Wie schon erwähnt, gibt es aber auch den gut sortierten Angelladen direkt in Turangi.

Foto unten. Der Mageninhalt einer 1,5kg schweren Forelle aus dem Tongariro!

Die Größe meiner gefangen Fische (im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni) lag zwischen 30cm und gut 50cm, mit einem starken Gewichtsunterschied: Die Fische, die schon längere Zeit im Fluss verbracht haben, sind oft schlanker. Diejenigen, die frisch vom See aufgestiegen sind, zeigen sich oft wesentlich kräftiger gebaut. Das Gros der Fische, die gefangen wurden, lag im Herbst in 2010 um 50cm! Bachforellen habe ich leider keine erwischt. Gesehen habe ich Fische, die sicherlich jenseits der zehn Pfund Marke lagen. Einen großen Fisch habe ich gehakt, hatte aber leider nur eine halbe Minute das Vergnügen, bevor er meine Fliege wieder ausgespuckt hat... 
Gebissen haben die meisten Forellen auf die kleine Nymphe am Ende der Montage, manche aber auch auf diejenige am Springer und die schwere in der Mitte.
Zur Taktik: Man fischt selbst im großen Tongariro meist stromauf (wirft und geht!), lässt die Nymphe ungestört absinken. Dabei sollte man die lose Schnur immer aufnehmen, da man sonst keinen Anhieb setzen kann. Wenn die Fliege an einem vorbeigetrieben ist, muss man die Schnur natürlich wieder verlängern, bis sie ganz ausgebracht ist und die Nymphe zur Oberfläche steigt. Ich will hier keine Besserwisserei betreiben, in dem ich Dinge erkläre, die auf der Hand liegen, aber man kann viele Fischer beobachten, die oft deswegen Fische nicht haken können, weil sie keinen Anhieb setzen können, da die Flugschnur in großen Bögen auf dem Wasser liegt. Um eine größere Fläche abzudecken, macht es Sinn, mehrere Würfe von einer Position aus zu machen. Den ersten fast parallel zur Strömung, so dass man eine gedachte Bahn abfischt, die nahe an einem selber vorbeigeht, den nächsten Wurf etwas weiter in die Strömung, den nächsten noch etwas weiter. Immer daran denken, dass die Nymphe tief fischen soll und das die Schnur kurz ist, damit man jederzeit einen Anhieb setzen kann.
Frisch aufgestiegene Madame...
Einen Versuch wert sind auch immer die Mündungen der kleineren Fließgewässer in den Lake Taupo. Hier wird meist ab der Dämmerung gefischt und es werden oft Streamer benutzt, in denen fluoreszierendes Material eingebunden ist. 
Es gibt neben den beschriebenen Flüssen auch noch viele weitere Fließgewässer und Bäche in der Region, die ich nicht befischt habe, die mit Sicherheit aber einen Besuch wert sind. Wer gerne in Seen fischt, findet außer dem Taupo noch einige kleinere Seen und Stauseen, die einen guten Bestand an Forellen haben und die sich ebenfalls gut mit der Fliegenrute befischen lassen.

Der Mohaka

Der Mohaka befindet sich südöstlich des Tongariro, entspringt in der Ahimanawa Range und mündet bei Mohaka in die „Hawke Bay“ ins Meer. Ihn von Turangi zu erreichen, geht am besten über Taupo am nordöstlichen Ende des Lake Taupo und von dort über den Highway Nr.5 nach Süden. Vor der Brücke über den Mohaka auf ungefähr halber Strecke geht rechts ein Weg ab, der zur Mountain Valley Lodge (Schild) führt, die man nach fünf weiteren Kilometern erreicht. Es gibt einen Campingplatz, aber auch Hütten zu mieten und der Fluss ist nur 100 Meter entfernt. Ich selbst habe nur einige Stunden im Mohaka selbst gefischt, da der Fluss schnell vom Regen beeinflusst wird, welchen es, als ich dort war, zur Genüge gab. Der Fluss ist aber ebenso schön wie der Tongariro, ungefähr gleich groß und ebenfalls sehr Fischreich.

Rechts: Der Mohaka, etwas eingetrübt nach schwerem Regen...bv | Unten: Unglaublich dicke, kampfstarke Mohakaforelle, gefangen auf eine 16er Pheasant tail.

Die oberen Strecken sind nicht so beeinflusst von der intensiven Landschaft wie die weiter unten liegenden Strecken und angeblich auch die besseren Fischgründe. Es gibt Möglichkeiten, dort mit einem Helikopter einzufliegen, aber es gibt auch Möglichkeiten, einen Teil dieser oberen Abschnitte per Auto und zu Fuß zu erreichen. Leider ging mir die Zeit aus, so dass ich der genauen Erforschung ein anderes mal nachgehen muss und hier keine genauen Angaben machen kann. Dennoch glaube ich, dass der Mohaka einen Besuch wert ist, denn ich habe viel Gutes gehört und gelesen.
Da, wie geschrieben, der Regen den Fluss hatte stark ansteigen lassen, habe ich in einem der Zuflüsse gefischt, welcher noch sauberes Wasser führte. Dieser, im Durchschnitt nur fünf bis acht Meter breite Bach fließt in einem kleinen Tal direkt hinter der Lodge und wird, laut den Worten eines Angestellten eigtlich nie befischt und das, obwohl Forellen in Hülle und Fülle anwesend waren, und zwar bis sechzig Zentimeter. Einige, die sich auch überhaupt nicht stören ließen, konnte ich beim Hochzeitsspiel bewundern...
Gefangen habe ich auch hier, und zwar eine Regenbogenforelle, die ich am ersten Tag gesehen und leider im gleichen Moment auch verscheucht hatte. Als ich am nächsten Morgen den Pool, mich von unten anschleichend, vorsichtig durchfischte, tat sich zunächst gar nichts. Ich konnte auch keinen Fisch sehen und war gerade dabei, mich damit abzufinden, dass ich sie nun eben doch nicht mehr fangen würde. Bei einem der letzten Würfe  (wirklich! :°)) blieb der Indikator mitten im nur drei Meter breiten Pool stehen...  Nach drei Minuten ergab sich der Milchner, schwamm nach ein paar Fotos aber wieder zurück in die Tiefen seines Pools. Was für ein schönes letztes Angelerlebnis in Neuseeland!

Rechts: Schönheit aus einem kleinen Nebenfluss des Mohaka...

Im Anschluss nun noch einige Foto- Impressionen, wenn Sie mögen....

Mündung Tauranga Taupo Shoei Island Pool

National trout center

Björn glücklich mit trout

Forelle unglücklich

Mohaka sunny rain another beautiful river

Mohaka in the sun

Mohaka valley in the rain

Mohaka from above dirty

Sonnenuntergang am lake Taupo Trout tail sw

Trouthead

Sunset over Lake Taupo
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Ein Beitrag von Björn Schneider für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2010
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