Fliegenfischen in Mexiko | Frühling 2014 | Teil 2 - Holbox Ein Reisebericht von Sebastian Bremm |
Ankunft
auf der Insel des Silver Kings - HOLBOX
Inzwischen waren einige Tage seit meinen ersten Erfahrungen mit der Salzwasserfischerei auf Cozumel vergangen. Ausgehend von Playa Del Carmen, südlich von Cancun, reisten wir weiter auf die Insel Holbox. Ein einfaches Mittel um dorthin zu gelangen ist mit einem Privaten Transfer oder Taxi. Die Fahrt nach Chicilla, von wo aus die Fähre nach Holbox übersetzt, dauert ungefähr zwei Stunden. Die knapp 20 Minuten dauernde Überfahrt mit dem kleinen Fährboot vergeht wie im Fluge. Sogleich bekommt man einen ersten Eindruck der dortigen Begebenheiten. Mangroven gesäumte Ufergebiete prägen die Landschaft. Am Hafen angekommen, werden Neuankömmlinge von einer großen Anzahl an Wasservögel wie Pelikanen, Fregattvögel und auch Kormoranen begrüßt! |
Ankunft
auf Holbox, vor hier wird man mit seinem Gepäck zur Unterkunft gebracht
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Die allgegenwärtigen
Wasservögel
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Holbox
(Hol-bosch ausgesprochen) ist für Viele aus fischereilicher sowohl
aber auch aus touristischer Sicht NOCH ein Geheimtipp, es gibt kein Duzend
Hotels. Die Straßen sind nicht befestigt und die Autos, die darauf
verkehren, kann man an einer Hand abzählen. Als hauptsächliche
Fortbewegungsmittel dienen Fahrräder, Strandbuggies oder Golfcarts.
Die Insel wird hauptsächlich von Touristen, welchen der Trubel rund um Cancun zu viel ist, besucht. Aber auch „Aussteiger“ aus allen Herren Ländern haben die Insel als neue Heimat erkoren. In den Sommermonaten kommen zahlreiche Walhaie nach Holbox, um sich dort zu paaren. Eine weitere Attraktion der Insel! |
Riesiger
Jungfischschwarm rund um den Steg auf der Nordseite der Insel
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Meine Empfehlung für ein Hotel ist das „Casa Las Tortugas“ mit seinen sauberen, großen und außerordentlich komfortablen Zimmern. Das Essen ist vorzüglich, was sich auf die italienische Familie zurückführen lässt, die das Hotel führt. Die immer frisch zubereitete Pasta und das selbstgebackene Brot sind ausnahmslos köstlich. Schon einmal Sushi von einem frisch gefangenen Grouper (Zackenbarsch) probiert? Falls nicht, dann habt ihr etwas verpasst! Das Hotel bietet ein großes Wellnessangebot, falls die bessere Hälfte den Tag nicht mit Fischen verbringen möchte. Kitesurfing wird ebenfalls angeboten. |
Impressionen
aus Holbox
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Anlegestelle
auf der Nordseite der Insel
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Zum
Fischen auf Holbox kommt man natürlich wegen dem Tarpon. Während
der Migration in den Sommermonaten halten sich die adulten Tiere hier auf.
Das ganze Jahr über kann man in der großen Lagune auf der Nord-Ost
Seite der Insel juvenile Tarpon bis 1,20m, Snook und Barrakuda finden.
Nur selten, beziehungsweise zu bestimmten Zeiten, hat man die Chance, Bonefish
und Permit zu fangen.
Alejandro vom HOLBOX TARPON CLUB Wie auch für Cozumel zuvor, habe ich einen Fischertag mit dem bekannten „Holbox Tarpon Club“ vorab ausgemacht. Ich hatte regen Email Verkehr mit Alejandro Vega Cruz alias MR SANDFLEA geführt. Der Informationsaustausch und die Vereinbarung für das Guiding waren soweit völlig reibungslos verlaufen. Ich bin mir sicher, dass einige von euch den sympathischen Mexikaner aus Filmen kennen. Beim Rise Fly Fishing Film Festival war er einer der Protagonisten im Film „ALASKA-FRONTERA NORTE“. |
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In
weiser Voraussicht auf den bevorstehenden, anstrengenden Fischertag erholten
wir uns erst einmal auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Am Abend
traf ich mich dann mit Alejandro, um letzte Details zu besprechen. An dieser
Stelle möchte ich hervorheben, wie wichtig der „Holbox Tarpon Club“
seine Guidings und die Kundenzufriedenheit nimmt. Laut Wettervorhersage
sollte der ursprünglich geplante Tag sehr windig werden. Mit der Aussage
„we want to make sure that you enjoy fishing in Mexico!” brachte Alejandro
den Vorschlag ein, erst einen Tag später zu starten. Am folgenden
Tag sollte das Wetter um einiges besser sein! Ich war sehr erfreut über
die Flexibilität und Rücksichtnahme.
Tarpon Tarpon
Tarpon
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Holbox
der nördlichste Punkt Yukatans
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Der Pfeil
markiert den Standort der Lagune
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Frühmorgens
am ausgemachten Tag trafen wir uns mit unserem Guide Alberto. Alejandro
musste leider aus beruflichen Gründen persönlich nach Cancun.
Vorweg möchte ich sagen, dass der junge Alberto seine Sache ausgezeichnet macht und stets bemüht ist, einen an den Fisch zu bringen. Es war 06:00 Uhr als wir uns mit dem Boot in Richtung Osten auf zur Lagune für eine ca. einstündige Fahrt machten. Es war sehr ruhig an diesem Tag und abgesehen von zwei Fischerhäuschen haben wir niemanden, kein anderes Boot und gar keine Spur von Zivilisation gesehen. Plötzlich tauchten am Horizont Delphine auf. Alberto meinte, dass dies ein gutes Omen sei. Er sollte Recht behalten. Ein und Ausfahrt in die Lagune |
Ankunft
in der Lagune
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An
der Mündung der Lagune angekommen, war ich völlig vertieft in
die Faszination des außergewöhnlichen Ökosystems mit all
den Tieren und erschrak dementsprechend, als Alberto plötzlich „Tarpon“
schrie!
Zehn Meter vor unserem Boot „buckelte“ eine Schule juveniler Tarpons, welche schätzungsweise zwischen 1 bis 1,20m groß waren. Ich sprang sofort auf und nahm schnell die vorher bereits präparierte Fliegenrute zur Hand. Die ersten zwei Würfe gingen ins Leere, der dritte kam in die Nähe der Gruppe. Ich wollte schon erneut werfen aber Alberta beruhigte mich mit „Wait, wait, wait“. Denn gleich danach machte die Gruppe einen Bogen und schwamm direkt auf den Black-Death Streamer zu. Just im Moment als der erste Fisch den Köder passierte, kam das Kommando „Strip, strip, short and fast“! |
Die ersten
„Silver Kings“ werden angeworfen
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Ich
fing an zu strippen was das Zeug hielt. Auf einmal straffte sich die Schnur
und ein Ruck ging durch die Rute. „Set the hook!” hallte es vom Bootsende.
Ich tat wie mir befohlen und führte einen Strip Strike durch. Der
Haken hing und schon nahm der Fisch die ersten fünf Meter Schnur von
der Rolle. Was für ein Moment. Doch dann, ganz plötzlich erschlaffte
die Schnur wieder. Was war passiert? Hatte der Tarpon doch tatsächlich
das Vorfach samt Shock Tippet abgerissen...
Was für ein Start in den Tag. Mein Puls blieb noch eine Weile auf 160 und die Hände zittrig. Ich war überaus glücklich, das erste Mal die unglaubliche Kraft eines solchen Fisches gespürt zu haben. |
Black Death
Fliege in Action
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Wir
fuhren weiter ins Innere der Lagune, wo sich ein weitläufiger Salzwassersee
erstreckt. Nach kurzer Zeit konnten wir weitere Schulen an juvenilen Tarpon,
alle in Größen zwischen 0,5 bis 1,20m ausmachen. So verhielt
es sich den ganzen Tag. Es vergingen kaum 20 Minuten, bis wir weitere Fische
ausmachen könnten. Sich diesen Schulen dann unbemerkt zu näheren
und in Wurfdistanz zu gelangen, ist aber eine ganz andere Geschichte.
Weitere vier Male konnte ich einen Tarpon haken. Drei Mal davon schüttelte der Fisch beim ersten Sprung die Fliege ab. Das vierte Mal verlor ich abermals Fliege und Vorfach. Der Tag schritt schnell voran und auch die Kräfte begannen langsam zu schwinden. Wir bekamen von Alberto Sandwiches als Stärkung zu Mittag gereicht. Zusätzlich gab es Wasser und auch verschiedenste Limonaden waren zur Genüge vorhanden. Die Lebensmittel waren gut in einer großen Kühlbox gelagert, welche auch gleichzeitig für Alberto als Sitz und erhöhte Stehposition zum besseren „spotten“ der Fische diente. Gestärkt durch den Snack fuhren wir auf die andere Seite der Lagune, wo wir erneut eine Schule Tarpon durch das Wasser gleiten sahen. Die Rute in Schnurklasse #10 war schon zur Stelle. 20 Meter vor unserem Boot landete meine Fliege, ein schwarz roter Tarpon-Toad, im Wasser. Ich wartete kurz, um die Fliege in dem mehr als einen Meter tiefen Wasser etwas absinken zu lassen. Abermals ertönte hinter mir „Wait, wait!“. Die Sekunden des Wartens fühlten sich wie eine Ewigkeit an. „Strip, strip, strip“! Und wieder strippte ich so schnell es ging. Kurz darauf spannte sich die Leine und ich konnte den Haken mit dem zuvor bereits erfolgreichen Strip Strike setzen. Der Fisch sprang aus dem Wasser und ich erhielt zum ersten Mal einen vollen Blick auf den rund einen Meter großen silbernen Körper. |
Der erste
Tarpon...
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Es
folgte eine sofortige Flucht ins Backing, die mit weiteren Sprüngen
aus dem Wasser begleitet wurde. Der Haken hielt und brachte mich so nah
an meinen ersten Tarpon wie noch nicht zuvor! Nach kurzen aber äußerst
intensiven Drill hievte Alberto die Schönheit an Board. Ich war überglücklich
über meinen ersten „POON“ oder „Sabalo“, wie der Tarpon in Mexiko
genannt wird. Nach kurzem Fototermin wurde der Fisch wieder in die Freiheit
entlassen. Bitte beachtet, dass beim „Holbox Tarpon Club“ ausschließlich
„Catch and Release“ praktiziert wird!
Nach so einem Fang fällt der ganze Druck, den man sich selbst auferlegt, von einem ab. Eigentlich könnte man gleich nach Hause fahren, denn so ein Tag kann nicht besser werden… sollte man meinen! |
Der überglückliche
Autor mit seinem ersten Tarpon
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Im seichten
Wasser wird nach Baby Tarpon Ausschau gehalten...
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Ich
befischte einige weitere Stellen zwischen Mangroven- Wäldern. Da ist
die Chance, einen Snook zu fangen, am größten. Wir wateten auch
an einer Stelle, die von Stachelrochen in Beschlag geworden war.
Da die Rochen erst Reißaus nahmen, wenn Alberto stark auf den Boden stampfte, fühlte ich mich Barfuß nicht allzu wohl bei der Sache. Ein weiterer Fangerfolg sollte sich in der Lagune nicht einstellen. Es war inzwischen schon Nachmittag geworden und wir beschlossen, uns wieder auf den Rückweg Richtung Holbox zu machen. Die Rückfahrt wurde hauptsächlich genutzt, um meinen Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. In der Hektik der Fischerei hatte ich das völlig vergessen. Auf halben Weg der Strecke, wir fuhren gerade entlang einer weitläufigen Bucht, spotteten wir aus der Weite eine Schule Fische, welche an der Wasseroberfläche unterwegs waren. Ein größerer schwarzer Schatten und vereinzelt auch Flossen waren schon zu erkennen... |
Gefährliches
Barfuss waten
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Fauna in
der Lagune von Holbox
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Im Hintergrund
zu Erkennen: eine Gruppe von Fischen an der Oberfläche
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Alberto
rief nach vorne „Quires probar (magst du probieren)?“. Meine Antwort ließ
nicht lange auf sich warten: „Si claro!“. Alberto ließ den Motor
aufheulen und brachte uns in einem großen Kreis vor den Schwarm Fische.
Er bewies, nicht zum ersten Mal an diesen Tag, großes Geschick dabei,
das Boot in die richtige Stellung zu bringen. Besonders beeindruckt hat
mich seine Kunst, uns entsprechend mit dem Wind zu stellen, was einen immensen
Vorteil beim Werfen bedeutet.
Aus rund fünfzig Meter Entfernung kam der Schwarm rasch näher. Ich warf die Rute aus und die Fliege landete rund zwanzig Meter vor unserem Boot. Perfekten Abstand zwischen Boot und den Fischen! Wie immer ließ ich die Fliege etwas absinken und schon war der erste Fisch beinahe auf Höhe der Schnur angelangt. Ich begann erneut wie wild zu strippen. Kurz darauf straffte sich die Schnur! Dieses Mal war es aber so stark, dass es mich fast vom Boot gerissen hätte! Mit viel Kraft stemmte ich mich gegen die Schnur und setzte den Haken, so gut es ging. |
Die
nächsten zwei Minuten konnte ich nur noch die Rolle surren hören.
Die Flugschnur verschwand in den Wogen des mexikanischen Golfes und mittlerweile
spulte sich das Backing wie verrückt ab. Gute 150 Meter nahm der Fisch
davon, obwohl die Bremse hoch eingestellt war!
Alberto steuerte
dem Tier nach, bis dieses plötzlich wendete und in Richtung Küste
schwamm. Die ungebändigte Kraft ließ mich immer wieder Schnur
verlieren. Dass es sich dabei um meinen bis Dato größten Fang
handeln sollte, stand außer Frage. Dementsprechend beruhigte mich
dieses Wissen keineswegs in dieser Situation.
Nach gut 30 Minuten Drill sahen wir zum ersten Mal Farbe. Ein großer silberner Körper kam zum Vorschein. Einige Minuten später hatte ich es geschafft und den Fisch so nahe ans Boot herangebracht, dass wir endlich die genaue Art bestimmen konnten. Es war ein großer Jack Cravelle, auch Pferdemakrele genannt! Mensch und Material am Limit |
Im Drill
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Man sieht
Farbe, es ist ein Jack Cravelle
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Der Fisch
beim letzten Fluchtversuch
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Kurz darauf war es soweit und Alberto konnte den Fisch ins Boot hieven. Vor Überwältigung war ich völlig sprachlos. Der Fisch war über einen Meter lang und rund 15 Kilo schwer. Nach ein paar schnellen Erinnerungsfotos wurde auch dieser Fisch wieder in sein Element entlassen. |
Was für
ein Fisch, um einen Meter lang und 15 Kilo schwer
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Der Autor
sichtlich gezeichnet von dem langen Kampf
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Zurück am Festland wurde dieser erfolgreiche Tag mit Tequila und Mezcal gebührend gefeiert. Was für ein krönender Abschluss eines mehr als gelungenen Urlaubs! |
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Fazit
Für mich steht fest: ich werde sicherlich wieder in diesen Teil der Welt zurückkommen. Die Menschen, die Natur und das kulturelle Erbe sind einzigartig. Ich habe nicht nur viel Erfahrung von dieser Reise mitgenommen sondern auch neue Freunde gefunden. Ich kann jeden empfehlen, Holbox zu besuchen. Auch der dortige Tarpon Club bekommt bei mir 5+ Sterne. Zum Gerät:
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Weitere Infos und Links: Mexiko –
Yukatan - ist eine Halbinsel Mittelamerikas, die den Golf von Mexiko
vom Karibischen Meer trennt. Abseits der Fischerei hat Yukatan einiges
zu bieten: Maya Ruinen, tropische Regenwälder, Cenotes (Kalksteinlöcher,
die durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden und mit Süßwasser
gefüllt sind), großartige Tauchspots und natürlich malerische
Strände;
Weiterführende Links: Allgemeine
Informationen zu Holbox: https://de.wikipedia.org/wiki/Holbox
Allgemeine
Informationen zu Cozumel: https://de.wikipedia.org/wiki/Cozumel
Bei Kontaktwunsch
zum Autor bitte an die Redaktion Fliegenfischer-Forum wenden.
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© Ein Bericht und Fotos von Sebastian Bremm für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2015. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. zurück zur Übersicht USA, Mexiko... | zurück zur Übersicht Reise & Report | zurück zur Startseite |
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