Schwedisch Lappland Tour 2023: Von Allem viel ...
Ein Reisebericht von Niklas Nebel

 
Anfahrt

Dieses Jahr sollte es für Sven und mich in eines der abgelegensten Gebiete Schwedens gehen. Im Umkreis von 200 km gibt es dort nur einen Wanderweg, der durch das Gebiet führt und auch die Helikopterstartplätze, die wir gefunden hatten, waren ebenfalls über 200 Kilometer entfernt. Alles sprach für viel unberührte Natur. Doch es kam alles anders als gedacht. Später mehr dazu.

Los ging es an einem Mittwoch direkt nach meiner Arbeit. Wir fuhren wie gewohnt bis kurz nach Stockholm und schliefen aber nur 4 Stunden bei Nieselregen im Auto. Sven konnte nicht schlafen und wollte dann um 4 Uhr morgens schon weiterfahren. Die fehlenden Stunden schlaf holten wir auf dem Beifahrersitz nach. Gegen Nachmittag wurde klar, dass wir es doch schon in unser Zielgebiet schaffen würden. 

Das letzte Stück unserer Fahrt ging über 60 km Schotterpiste in nicht so guten Zustand. Am Ende der Straße schauten wir uns den Anfang unserer Strecke an und suchten einen Parkplatz für die nächsten 2 ½ Wochen. Um 22 Uhr entschieden wir, dass wir nicht mehr an diesem Tag loslaufen sollten, sondern an einem kleinen Fluss unser Nachtlager aufschlagen und erstmal richtig auszuschlafen sollten. 

An dem kleinen Bach ging es nach einem Bad auch noch einmal mit der Fliege los. Wir konnten unseren ersten Fisch, eine kleine Äsche, fangen. Leider war sonst weiter nichts zu machen. Mit vielen Mücken und Gnitzen ging es dann zu Bett.

Tag 1 

Um 6 Uhr sind wir aufgestanden und haben alles abmarschbereit gemacht. Nachdem wir das Auto abgestellt hatten, ging es um 7:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein los. 

Die erste Etappe verlief über eine Quadpiste ca. 10 km bis zu unserem Ziel-Fluss. Unterwegs wurden wir von einer Sami Familie mit Quad und Motorrad überholt. Sie hatten wohl die gleiche Richtung wie wir.
 

Unterwegs haben wir noch an zwei kleinen Seen unser Glück versucht, aber leider ohne Erfolg. Als wir nach 6 Stunden unser Ziel erreicht hatten, lag der Fluss malerisch vor uns. Nach kurzem Suchen haben wir auch schnell einen guten Zeltplatz gefunden und das Zelt aufgebaut.

Anschließend sind wir sofort mit der 5er Rute los. Es dauerte auch nicht lang und Sven hatte seine erste Äsche in den Händen. Ich konnte auch nach kurzer Zeit dann ebenfalls in einer Rausche eine schöne 40er Äsche im Kescher landen.

Es folgten noch diverse weitere Fische in ruhigen sowie in schnellen Bereichen. Eine kleine Forelle fand meinen kleinen Streamer unwiderstehlich und bei genauerer Betrachtung sah sie aber nicht nach einer typischen 10cm Forelle aus. Leider hatte ich kein Foto gemacht.

Durch die doch schon anstrengende erste Etappe und mit der Anreise noch in den Knochen, entschieden wir uns für einer Pause am Zelt. Ich erzählt Sven, dass ich eine untypische Forelle gefangen hatte doch er winkte nur ab. 

Nach dieser Pause und Stärkung hatten wir unsere 7er Ruten aufgebaut, um es dann auf große Forellen zu versuchen. Da sahen wir zwei Leute unterhalb unseres Zeltes am Wasser, genau in dem Bereich, den wir noch nicht befischt hatten und jetzt befischen wollten. Wir gehen runter und unterhalten uns. Die beiden Angler haben einen Tagesausflug zu diesem Spot gemacht. Sie fischen mit Blinker und Flyingkondomes, wie sie sagen auf Lachs. Des Weiteren erzählt uns der eine, dass in den Oberläufen dieses Flusses schon öfters von Lachsfängen berichtet wurde. Da wurde mir klar, dass es vorhin eventuell doch keine kleine Forelle gewesen war, sondern ein kleiner Lachs. Wir werden es nie erfahren! 

Wir fischten noch mit der 7er weiter, aber ohne Erfolg. Aus diesem Grund haben wir dann wieder auf die 5er und auf Äschen umgestellt. Nach mehreren Fischen gingen wir wieder zum Zelt zurück und genossen mit sehr vielen Mücken und Gnitzen einen traumhaften „Sonnenuntergang“.


Tag 2

Nach einer ruhigen Nacht wurde es uns um 6:30 Uhr zu warm im Zelt. Es gab in der Morgensonne leckere Bannock zum Frühstück. Unsere heutige Tagesettape ging bei strahlendem Sonnenschein am Fluss entlang. Nach ca. 2 km hielten wir wieder an und fischten einen sehr interessanten Bereich.
 

Ich konnte diverse kleine Äschen und Sven eine schöne 45er fangen. Die Suche nach großen Bachforellen blieb auch hier eher erfolglos. Somit liefen wir am Fluss weiter. Es ging ein Pfad, ob von Tieren oder Menschen war nicht festzustellen, am Ufer entlang.

Im Laufe des Tages mussten wir dann den Fluss queren. Die Querung ging erstaunlich einfach und am anderen Ufer ging ebenfalls ein Pfad entlang. Dieser war aber definitiv von Rentieren und ermöglichte ein rasches Vorwärtskommen.
 

Nach ca. 8 km fanden wir einen perfekten Zeltplatz an einem großen Gumpen, in den eine schöne, schnell fließende Rausche floss. Wir entschlossen uns zu Baden und im Anschluss einen Kaffee zu trinken. Während des Badens kamen schon die ersten Mücken, welche Sven regelrecht aufgefressen haben. 

Als wir so dasaßen und unseren Kaffee tranken, sah Sven auf einmal einen Fisch buckeln und meinte ein Lachs. Ich habe ihm natürlich erstmal nicht geglaubt, aber kurz darauf sprang er noch 3-mal und da war auch mir klar, dass da ist ein Lachs. Wir schätzten den Lachs auf ca. 70-80cm. Also schnell den Kaffee ausgetrunken und die Streamer fertig gemacht. Sven darf als erstes und bekommt beim 5ten Wurf einen Einschlag. „Leider“ war es nur eine Mitte 40er Äsche die den Streamer unwiderstehlich fand und für das Abendbrot entnommen wurde.

Nach mehreren Durchgängen und Fliegen, gaben wir das Projekt Lachs auf und gingen Fluss aufwärts, um in einigen schönen Rauschen unser Glück auf Äsche und Forelle zu versuchen. Ich querte den Fluss um in einer schnell fließenden Kurve mit Nymphe mein Glück zu versuchen.  Schon in der zweiten Drift wurde ich nach einem heftigen Drill mit einer 49er Äsche belohnt. Anschließend lieferte der Spot noch diverse kleinere Fische. Bei Sven blieb noch eine zweite Mitte 40er Äsche am Streamer hängen, die ebenfalls für das Abendbrot mitgenommen wurde. 

Ansonsten war es bei Sven eher ruhig und deswegen entschied er sich dem Lachs nochmals einen Besuch abzustatten. Ich hingegen baute die 7er auf, um in dem ruhigen mit Wasserpflanzen besetztem Bereich oberhalb unseres Zeltes den Hechten nachzustellen. Es fing etwas an zu tröpfeln und ich träumte vor mir hin, doch auf einmal war die Rute krumm und es drehte und wälzte sich ein Goldbarren immer wieder an der Oberfläche. Sven kam angelaufen und wir konnten beide unseren Augen nicht trauen. Da lag ein 50er Aland, der sich den Hechtstreamer einverleibt hatte im Kescher. Wir konnten es nicht glauben, hier oben Aland und dann noch auf einen 20cm Streamer!!

Am Abend gab es Linsensuppe mit Äschen unter dem Tarp. Während wir kochten, fing es auch ordentlich an zu regnen, so dass wir gemütlich im Trockenen unterm Tarp essen konnten. Schon jetzt machte sich diese Anschaffung mehr als bezahlt! Das Tarp hatte Sven extra für die Tour selbst genäht und war mit 300g zwar etwas mehr an Gewicht, aber wirklich jedes Gramm Wert! Auf den vergangenen Touren gab es immer wieder Situationen, in denen wir entweder im Zelt oder draußen im Regen kochen und essen mussten. Wer schon mal im Regen gekocht hat, weiß wie eklig und unangenehm das ist! Somit hatten wir es ab jetzt immer schön trocken zum Essen! Nachdem Abendessen ging Sven nochmals auf Lachs und ich auf Hecht. Bis auf eine Attacke bei mir blieb alles ruhig und so gingen wir um 23 Uhr ins Bett.
 

TAG 3

Wir werden morgens im Regen wach und entscheiden uns für einen Powerriegel zum Frühstück. Während wir so mampfen, hören wir Rentiergeräusche und sehen dann eine Gruppe von ca. 20 Tieren, wie sie durch den Bach am Lachspool schwimmen.

Somit hatte sich für uns die Stelle auch erstmal erledigt und wir brachen auf. Das Zelt bauten wir im Regen ab aber kaum nachdem wir fertig waren, hörte der Regen zum Glück auf. Nach nicht mal 500m kamen wir an eine kleine Rausche, die direkt unter unseren Füßen lang floss. 

Selbstverständlich werden die Rucksäcke abgelegt und die Tenkara, die wir für diese Zwecke mithatten, aufgebaut.

Sven konnte auch umgehend eine 40er Äsche auf Trockenfliege sicher landen. Nach kurzem spektakulärem Drill mit Sprüngen verlor ich meinen Fisch. Nach ein paar Fehlbissen ging es dann auch weiter.

Zuerst kamen wir sehr gut voran, doch dann mussten wir durch einen morastigen „Bach“. Hier hieß es Schuhe aus und Barfuss durch. Das war alles andere als lecker aber dafür Zeitsparend. Der weitere Weg führte uns über fast ausgetrocknetes Sumpfland, in dem wir bei jedem Schritt bis über den Geröllschutz versanken. Die Alternative zu diesem Untergrund waren kleine Hügel die bis zur Hüfte mit fast undurchdringbarem Gebüsch bewachsen waren.
Dazu kamen noch Unmengen an Gnitzen, die einem in alle Öffnungen krochen. Das Gelände forderte das Letzte von uns und nach 5 weiteren kleinen Bächen, die wir gerade so queren konnten, kamen wir an einen größeren Bach von 6-10m Breite. Ich war total kaputt und wollte erstmal schlafen, während Sven den Bach hoch und runter gelaufen war um eine Furt zu finden. Nach längerem Hin und Her hatten wir eine Stelle gefunden und hier mussten wir dann die Wathose anziehen. Nach der Querung gab es die zweite Pause des Tages. Kurz nach der Pause kamen wir am Ziel an. Wir hatten insgesamt 7 km in 7 Stunden (inkl. 1 Stunde Pause) in Rekordzeit zurückgelegt. Total erschöpft von der Wanderung bauten wir das Zelt oberhalb des Flusses auf einem sehr guten Zeltplatze auf.
Anschließend kochten wir einen sehr leckeren Kaffee und genehmigten uns einen Schluck Rum zur Stärkung. Also saßen wir so da und tranken den Kaffe, schauten gespannt vereinzelnd steigenden Fischen zu und suchten uns unsere nächsten Stellen zum Fischen aus. 

Nach dem Kaffee ging es zuerst an die Rausche vor unserem Zelt, hier konnten wir sofort große kampfstarke Äschen mit der Trockenfliege überlisten. Sven und ich konnten jeder vier 45er und eine 48 bzw. 49er Äsche im Kescher sicher landen.

Das Verrückte war, das alle meine Fische in einem Bereich von 4m² standen. Dann tat sich nichts mehr und wir entschlossen uns, dem Spot etwas Ruhe zu gönnen und gingen weiter flussabwärts in einen ruhigeren Bereich, in dem der Fluss auf das andere Ufer spülte. Dort verlief eine tiefe Rinne. Sven fing schnell wieder eine Mitte 40er und verlor noch eine Große während eines tollen Drills. Bei mir tat sich erstmal nichts, erst als ich meine Caddis in einem Swing ordentlich furchen ließ, kam eine Bugwelle hinter der Fliege hinterher und eine Äsche packte sich die Fliege.

Nach einem langen Drill mit vielen Sprüngen lag die erste +50cm Äsche im Kescher. Im nächsten Wurf hatte Sven ebenfalls einen großen Fisch auf eine Caddis bekommen und konnte erfolgreich ebenfalls eine 51er Äsche sicher in seinen Kescher legen. Danach verloren wir noch zwei, drei größere Fische und gingen anschließend zu einer Flussmündung.
 

Dies war der Fluss, den wir vorher gequert hatten. Hier versuchte es Sven auf Forelle, doch er verlor 2 Wollys an zwei Hechte. Ohne Stahlvorfach machte es hier keinen Sinn zu fischen und dazu kam noch, dass wir unsere 7er Ruten am Zelt hatten. Somit gingen wir zurück und aßen um 22 Uhr Trekking Nahrung zum Abendbrot. Dazu machten wir uns noch ein schönes Feuer. Es wurde merklich kälter und es zog ein herrlicher Nebel auf, der uns den Sonnenuntergang versüßte. Als wir da so saßen, konnten wir noch einem Biber zusehen wie der gemächlich den Fluss herunter schwamm. Bei angenehmen 8°C gingen wir dann zufrieden schlafen.

Tag 4

Zum Frühstück gab es bei herrlichem blauem Himmel wieder einen Powerriegel. Auf den ersten Metern kamen wir wieder ganz gut voran. Zuerst ging es ein Stück über den Strand am Fluss entlang, danach über ein ca. 2 km langes Sumpffeld, welches eher ausgetrocknet war. Danach machte der Fluss eine große Kurve und wir entschieden uns für den direkten Weg, der uns aber weg vom Fluss führte. Das Gelände wurde etwas schwieriger.
 

Wir mussten über Steinfelder, durch kleine Birkenwälder oder Gestrüpp aus unseren "Lieblings-Büschen". Trotzdem kamen wir schon nach 4 Stunden laufen am Zielort an. Total ausgedurstet, weil wir in der prallen Mittagshitze laufen mussten und es auf dem gesamten Weg nicht eine einzige Wasserstelle gab, tranken wir im eiskalten Fluss so viel Wasser bis uns ganz kalt wurde. 

Während wir einen Zeltplatz suchten, sprachen wir nochmals über unsere Sichtungen der letzten Stunden. Wir konnten es kaum glauben aber wir hatten 6 Helikopter am Horizont sehen können. Wir waren doch extra mind. 200 Kilometer von der nächste Helikopterstation entfernt, damit wir dem ganzen Helikopter-Tourismus entfliehen. Das war schon etwas ernüchternd für uns. Anscheinend ist man in ganz Schweden nirgends mehr vor dem Helikoptertourismus sicher.
 

Sehr schnell fanden wir einen bereits genutzten guten Zeltplatz. Dieser sah so aus als ob hier nicht das erste Mal jemand ein Zelt aufgebaut hat. Wir fanden zwei alte Lagerfeuerplätze, in denen noch halb verbrannter Müll und Bierdosen lagen. Nachdem unser Zelt stand, gingen wir erst einmal Baden und wuschen unsere Wäsche. 

Im Anschluss fischten wir direkt vor unserem Camp. Sven konnte eine Ende 40er und zwei bis drei 40er und jede Menge kleinere Äschen fangen. Ich hatte vier gute 40-45er im Kescher. Zwei Äschen haben wir dann fürs Abendbrot entnommen. Weiter flussaufwärts konnten wir noch jeder vier bis fünf 40+ Äschen fangen. Dann schlief der Wind ein und wir wurden so heftig von Gnitzen und Mücken überfallen, dass unser Antibrumm nicht mehr richtig geholfen hat. 

Zum Abschluss vor dem Abendbrot konnte ich noch eine WBÄ (Wooly Bugger Äsche) fangen. Zum Abendbrot gab es Kuskus mit Gemüse, Speck und Äsche. Nach einem kleinen Rum gingen wir flussabwärts. Hier sah es so fischig aus aber bis auf eine 48er und 4 Mitte 40er konnte ich keine Fische überzeugen. Sven ging weiter Fluss abwärts und fischte einen kurzen schnellen Auslauf aus einem Gumpen. Nach kurzer Zeit kam er zurück und sagte mir das es da perfekt aussah aber nur einen Biss auf Trockenfliege hatte.

Ich hatte mir für heute nochmals das Nymphen vorgenommen und so ging ich zu der besagten Stelle. Ich knotete mir einen schweren Bachflohkrebs an und fischte im Chech-Nymph Stil. Schon die zweite Drift bescherte mir den ersten Fisch. Nach dem ich bei vier Würfen vier Fische gefangen hatte, kam Sven dazu und staunte nicht schlecht, als ich auf 6m² elf 45-48cm und acht 30-40cm Äschen mit der Nymphe rausgeholt hatte. 

Danach hat Sven auch noch drei Fische auf der Stelle mit Nymphe und zwei auf Trockenfliege gefangen. Insgesamt hatten wir auf so einem kleinen Stück 24 gute Äschen gefangen. Das war sowas von verrückt, die mussten da einfach so gedrängt nebeneinander gestanden haben. Glücklich über so viele Fische gingen wir zurück und legten uns schlafen.
 


Tag 5

Nachdem wir zum Frühstück Musli gegessen hatten, gingen wir um 9:00 Uhr los. Sven machte noch schnell ein paar Würfe am Zeltplatz und entschneiderte sich mit einer tollen Äsche für den Tag.
 

Die Tagesetappe waren 6 Kilometer. Unser Weg führte uns wie am Vortag etwas weg vom Fluss. Anfänglich war das Gelände noch unwegsam doch dann wurde es wie ein Golfrasen und das Laufen war sehr leicht. Nach der Hälfte der Strecke konnten wir schon unseren Zielort sehen.  Leider mussten wir feststellen, dass dort bereits zwei Zelte stehen. Die Leute wurden wohl von einem der Helikopter, die wir am Vortag gesehen hatten, ausgesetzt. Tags zuvor hatten wir noch spaßeshalber gesagt, dass der eine Heli genau dort runtergegangen ist wo wir hinwollten. Also mussten wir den Plan ändern. Der ursprüngliche Plan war es, irgendwo auf der nächsten Strecke den Fluss zu queren.

Das Wetter wurde schlechter und unsere Laune auch. Also was hilft besser um seinen Frust abzubauen und den Kopf für neue Gedanken frei zu bekommen? Genau: Fischen! Also hieß es schnell zurück an den Fluss. Dazu mussten wir durch ein großes Sumpffeld, in dem wir mit unseren Wanderschuhen noch so gerade laufen konnten. Unten am Fluss fischten wir eine schöne Rausche. Es fing an zu regnen und trotzdem konnten wir 12 Fische zwischen 40-48cm fangen. Wieder hatte ich 5 Fische, die direkt nebeneinander standen.

Es schien wirklich so, als ob die Äschen hier auf kuscheln stehen. Auf dem Weg zum Rucksack rutscht Sven aus und fällt in den Fluss. Zum Glück kommt kein Wasser in seine Wathose und er bleibt einigermaßen trocken. Somit ging es dann mit Rucksack und Wathose wieder durch den Fluss. Wegen des Regens liefen wir die letzten ca. 1,5 km dann in Wathose weiter.
 

Auf halber Strecke fanden wir eine Quadstrecke, die so begehbar wie ein Wanderweg war und unser Fortkommen sehr erleichterte. Diesem Weg folgten wir entlang eines großen Sees bis zu unserem Ziel, einen kleinen Hügelkamm. Wir entschlossen uns, auf der Wind und Wetter zugewandten Seite des Hügelkammes unser Zelt aufzubauen. Hier hatten wir einen herrlichen Ausblick über eine riesige Ebene und konnten 50 m weiter unten den Fluss gemächlich im Tal fließen sehen. Außerdem pustet der Wind an solchen Stellen die Feuchtigkeit aus dem Zelt und das bilden von Kondenswasser wird vermieden. 

Während wir unser Zelt und unser Tarp aufbauten, sahen wir flussabwärts einen Angler. Da wir etwas durchgefroren waren, kochten wir uns unter dem Tarp einen Kaffee zum Aufwärmen und schauten dem FF zu. Dieser fischte wohl irgendwas im Swing. Leider konnte er auf der gesamten Strecke nicht einen Fisch landen. Die Gnitzen und Mücken kamen auch wieder in Scharen und krabbelten einem in Nase und Ohren. Somit beeilten wir uns mit dem Kaffee und es ging zügig für uns los. 

Der Fluss hatte hier einen hellen Kiesgrund und wir können jeder 5 Fische um die Mitte 40 auf Sicht mit Trockenfliege fangen. Auch der Squirmyworm fing seine Fische. Nach wirklich wieder vielen Fischen auf Trockenfliege und Nymphe gingen wir weiter flussaufwärts.
 

Als wir an einem Steilufer standen und in einen tiefen Bereich von ca. 3-4 m Tiefe nach Hechten schauten, schwamm auf einmal riesiger Schatten an uns vorbei. Wir brauchten ein paar Sekunden um zu erkennen dass es sich um einen Biber handelte, der hier direkt durch das tiefe Wasser langsam tauchte. Ich weiß nicht wer sich mehr erschrocken hat, der Biber oder wir. 

Weiter flussaufwärts kamen wir wieder an flacheres und schnell fließendes Wasser. In einem eher ruhigen Bereich sah ich mutmaßlich 6 Fische die am "Kuscheln" waren. Diese zeigten aber keinerlei Reaktion auf Caddis, Worm und Bachflohkrebs. Also ging ich hin um nachzuschauen. Sofort schossen 6 große Äschen davon. Das war verrückt, dass sich diese Fische für nichts Interessiert hatten.

Ein Stück weiter oben waren die Äschen aber wieder in Beißlaune und wir fingen jeder nochmals so um die 12 mitte 40 Äschen. Hier haben wir zwei fürs Abendbrot mitgenommen. Uns fiel aber auch auf, dass über die Hälfte der gefangenen Fische ein kaputtes Maul hatte, was doch auf einen hohen Angeldruck mit ungeübten FF oder Spinnfischern mit Drillingen hindeutete. 

Nach dem erfolgreichen Abschluss ging es zum Fische ausnehmen und Bannock backen. Zum Abendbrot gab es um 23 Uhr dann für jeden eine gebratene Äsche in Dillsoße mit Bannock. Um 1 Uhr ging es dann auch endlich zu Bett. P.S.: Auch an diesem Tag sahen wir 5 Mal einen Helikopter in der Ferne und fanden diverse Campfeuer, in denen noch der Müll ihrer Erbauer lag.
 


Tag 6

Da der aktuelle Fluss hier aus mehreren kleineren Zuflüssen „entspringt“, entschieden wir uns am Morgen für einen Tag Pause. Unser Plan war es alle Gewässerteile abzufischen, um endlich die großen Bachforellen zu finden. Also tranken wir erstmal gemütlich unseren Kaffee und starteten dort wo wir am Vortag aufgehört hatten. Es ging auch genauso mit den Äschen weiter wie es Tags zuvor aufgehört hatte. Sven konnte in kurzer Zeit 6 und ich 3  40+ Äschen fangen. 

Wir fischten uns den linken Fluss hoch und in jedem Pocket "saßen" 2-10 Äschen. Die Größe wurde aber mit der geringeren Wassertiefe auch kleiner. Als wir dann umdrehen wollten, sah Sven noch einen 45er Hecht in einem 2 m breitem und 20 cm tiefen „Gumpen“. Schon beim ersten Wurf hing dieser und wurde schnell wieder zurückgesetzt. Danach sind wir an den nächsten Bach und haben uns dort flussaufwärts gefischt.
 

Es fing etwas an zu Regnen und die Äschen wollten keine Trockenfliege mehr. In einer viel versprechenden Kurve versuchte ich es mit Nymphe, aber bis auf eine 40+ Äsche war nichts los. Also probierte ich einen schwarzen Woolybugger und konnte damit sofort die Äschen wieder zum Beißen animieren. Bei jedem Wurf hatte ich in dieser Kurve Fisch und schnell 5 in den 40ern im Kescher. 

Nachdem der Regen aufgehört hatte, funktionierte auch wieder die Trockenfliegenfischerei. Wir fischten uns weiter flussaufwärts. Wie in dem anderen Bach, saß in jedem Pocket mindestens ein Fisch. Auch hier nahm die Größe der Fische bei sinkendem Wasserstand ab. Dann passierte es in einem Gumpen. Ohne einen Fisch gesehen zu haben, warf ich in den Gumpen und sofort kam ein Fisch hoch und schlürfte genüsslich meine Caddis ein. Wir konnten es schon beim Beißen sehen, das es sich hier um eine Bachforelle handelte! Endlich mal wieder - aber leider nicht in der gewünschten Größe. Die Gute kam auf sagenhafte 28 cm... Nach den ganzen Äschen haben wir uns dennoch tierisch über diesen Fisch gefreut. Mit neuer Hoffnung, auf die Eltern dieser doch sehr schlanken und kleinen Bachforelle zu treffen, ging es weiter.
 

Nach vielen starken Rauschen kamen wir dann an einen großen Pool, der förmlich nach Bachforelle roch. Ich knotete mir einen dicken Streamer an. Der erste Wurf ging in die Rückströmung einer Rausche. Nach einem Stripp war meine Rute sofort krumm und ich sehe einen großen Schwall. 2 Sekunden später saust meine Fliege an mir vorbei. Ich stehe da und konnte es kaum glauben, der Fisch sah nach einem 50+ Fisch aus. Meine Fliege lag hinter mir im Wasser und als ich sie herausheben wollte, schoss ein Fisch mit der Fliege im Mund ab ins Tiefe. Nach heftigem Drill an der 5er Rute halte ich einen kleinen Mitte 40er aber äußerst kampfstarken Hecht in der Hand. Die Enttäuschung war groß, da wir niemals damit gerechnet hatten, dass die Hechte oberhalb der Baumgrenze und über die ganzen Rauschen und „Wasserfälle“ kommen. 

Ich knotete kurzerhand ein Stahlvorfach und einen kleineren Hechtstreamer an die Rute. Schnell konnte ich zwei weitere 50-60er Hechte fangen.  Sven versuchte sein Glück konnte aber nichts erwischen. Ich musste nochmals an die Stelle werfen, wo ich am Anfang den Biss hatte. Nach wieder einem Stripp hing ein ca. 70er Hecht an der 5er und ging in dem Pool mehrmals ins Backing. Genau beim Keschern passierte das was nicht passieren soll, mein neues Titanvorfach riss und der Hecht verabschiedete sich leider mit der Fliege im Maul in die Tiefen des Pools. 
P.S.: Alle Fliegen von uns sind ohne Widerhaken und der Fisch wird die Fliege schnell wieder verloren haben. 

Danach gingen wir zurück zum Zelt und aßen Kartoffelpüree mit Pilzen, Gemüse und Speck. Während wir kochten, fing es wieder an zu regnen. Der Regen hat uns unseren Plan, ein Feuer zu machen, leider zerstört. Das Holz wollte einfach nicht brennen und glimmte nur so vor sich hin. Dazu kamen noch so unglaublich viele Mücken und Gnitzen aus ihren Löchern, dass das Antibrumm nicht mehr geholfen hat. Leider bereute ich zum zweiten Mal zutiefst, mein Mückennetz für den Kopf im Auto gelassen zu haben. Wegen der Mücken ging es dann auch mal früh zu Bett.
 


Tag 7

Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet und wir frühstückten erst um 10 Uhr. Nach einem leckeren Müslifrühstück gingen wir bei Sonnenschein los. Schon nach kurzer Zeit trafen wir auf 2 Finninnen und 2 Finnen, die mit Spinnenruten bewaffnet durchs Unterholz stapften. Nach einem kurzen Gespräch erzählten sie uns, dass sie sich mit dem Helikopter vor drei Tagen rausfliegen lassen haben. Sie sind ja schließlich 1000 Kilometer mit dem Auto gefahren, da muss man dann nicht noch wandern, um in die Natur zu gelangen. Wir erfahren, dass sie die umliegenden Seen und ein paar Flüsse schon abgefischt haben. Auch dort haben sie keine Forellen, sondern ausschließlich Äschen gefangen.

Wir verabschiedeten uns und nach ca. 5 min laufen, liefen uns ein paar Rentiere über den Weg. Ein männliches Rentier war schneeweiß und hatte in drittes Geweih, welches direkt aus der Stirn gewachsen war. Wir sagen liebevoll, dass war der Gott der Rentiere. Weiter ging es mit gutem Untergrund und somit kamen wir auch gut voran. In weiter Ferne sahen wir dann Mitten im Nirgendwo ein rotes Zelt stehen. Weil kein Angelgewässer in der Nähe war, wunderten wir uns schon etwas, was die da machten und ob bei denen alles OK sei. Es gingen aber zwei Personen um das Zelt und es sah nicht so aus als ob sie Hilfe benötigten. Somit sind wir nicht nachschauen gegangen, ob alles in Ordnung war, sondern weiter zu unserem Ziel gelaufen.
 

Nach 9 Kilometern kamen wir dann endlich an unserem Ziel an und mussten feststellen, dass auch hier Helikoptertouristen ihre Zelte aufgebaut hatten. Also hieß es eine neue Stelle suchen. Meine Laune war extrem schlecht, ich schimpfte in einer Tour und ich war fix und fertig. Die Zeltplatzsuche gestaltet sich dazu auch etwas schwierig. Entweder war der Untergrund nass oder so uneben, dass wir dort kein Zelt aufbauen konnten. Also entschieden wir uns, einen Bach zu queren und schon einmal in Richtung der nächsten Tagesetappe weiter zu gehen. In der Mitte von einer Rausche im Bach lag eine erhobene Insel, die nach einem Zeltplatz aussah. Nachdem wir ein paar kleine Gewächse weggeräumt hatten konnten wir endlich unser Zelt aufbauen.

Schnell wuschen wir uns und ein paar Klamotten, um diese dann in der „Sonne“ trocknen zu lassen.  Danach ging es wieder los zum Fischen. Wir nahmen jeder zwei Ruten mit, eine für Hecht und eine für Äschen. Dann gingen wir den Fluss abwärts. Es war wie gehabt: in den ruhigen Bereichen hatten wir div. Hechte bis 60cm und in den Rauschen Äschen bis 45cm.

Kurz bevor wir an die Mündung in einen großen See ankamen, kamen zwei Angler den angrenzenden Hügel herunter. Diese stellten sich ernsthaft ohne zu Grüßen 30 m vor uns in den Mündungsbereich und fingen dort an zu fischen. Wir waren echt sprachlos und fischten dann aber direkt hinter den beiden im Fluss und fingen dort einige Äschen. Immer wenn wir einen Fisch hatten feierten wir uns ausgiebig und die beiden warfen uns immer wieder neidische/böse Blicke zu. Während wir so munter unsere Fische fingen, hatten die beiden nicht einen Anfasser. Das war schon etwas Genugtuung. Nach dem die beiden erfolglos wieder von dannen zogen, haben wir an der Mündung noch zwei Hechte gefangen.

Anschließend gingen wir oberhalb unseres Zeltes am Fluss aufwärts. Auch hier war es das gleiche Spiel, Hechte und Äschen im Überfluss. Um 23 Uhr kochten wir uns Trekkingnahrung und legten uns schlafen. (P.S.: Auch an diesem Tag fanden wir viele Feuerstellen, in denen noch Müll lag und wurden mehrfach von diversen Helikoptern genervt.
 


Tag 8

Wir wachten früh durch die Sonne auf. Nach einem Bannock Frühstück ging es zügig, nachdem Sven noch diverse 40+ Äschen vorm Zelt mit der Tenkara gefangen hatte, auf die nächste Etappe. Der Weg führte uns über einen „Bergpass“ mit 400 Höhenmetern dafür aber nur mit einer Länge von ca. 6 km. Es war einer der kürzeren Abschnitte auf unserer Wanderung. Als wir oben auf dem Berg ankamen, sahen wir auf einem kleinen See mehrere Ringe. Schnell bauten wir unsere Ruten, in der Hoffnung auf Forellen, auf. Doch nach kurzer Zeit schon entpuppten sich die Ringe als große schlüpfende Caddis oder aufsteigende Luftblasen. Das war vielleicht peinlich, mit Caddis auf Caddis zu werfen. Währenddessen flog mal wieder ein Helikopter an uns vorbei und es sah danach aus, dass er an dem See an, den wir wollten, runtergegangen ist. Wir machten uns auf den Weg und nach einem weiteren Abschnitt machten wir kurz vor dem Abstieg noch eine kleine Pause. 

Ich wollte die Pause für einen Toilettengang nutzen und hockte mich in ein Steinfeld. Dann hörte ich auf einmal Rotorblätter knattern und nicht mal 20 Sekunden später flog ein Helikopter in 50m Höhe direkt über mich hinweg. Nicht mal bei K***** hatte man hier vor den nervigen Helikoptern seine Ruhe! Bei Sven angekommen lacht dieser mich kräftig aus und sagt mir das wir hier Handy empfang hätten. Kurzerhand meldeten wir uns beide zu Hause bei unseren Freundinnen und machten uns danach auf den Abstieg. 

Mit einem herrlichen Ausblick auf den windstill daliegenden See schauten wir schon mal nach Zelten. Es sah aber so aus als ob wir endlich mal alleine waren. Vielleicht hatte der Helikopter die Leute auch abgeholt oder war woanders hingeflogen. Am See angekommen, sahen wir auch schon mehrere Fische am steigen. Wir entschlossen uns, die Gunst der Stunde zu nutzen und bauten die Trockenfliegenruten auf. Schnell fingen wir jeder mehrere Äschen, diese auch teilweise auf Sicht in 1m tiefem Wasser. Sven konnte sogar eine Maräne fangen und verlor mehrere. 

Nach einer Stunde ging es dann weiter zum Auslauf des Sees. Dort fanden wir einen guten Zeltplatz und nutzen die Sonne und die 20°C nochmals aus um Baden zu gehen. Anschließend ging Sven mit der 7er und Streamer auf Forelle los. Ich entschied mich mit der 5er und einem Nymph-Rig loszugehen. Nachdem ich auf einem Steinflat bis fast zur Mitte des Sees rausgewartet war, befischte ich dort die Abbruchkante. Nach mehreren Würfen erhielt ich einen schönen Biss. Der Anhieb saß und es hing auch bei mir eine schöne Maräne am Haken. Leider ist sie mir beim Foto machen aus der Hand gefallen. 

Sven hatte auf seinen Streamer noch diverse Äschen, aber leider wieder keine Forelle. Nachdem jeder ein paar Äschen hatte, gingen wir zum Zelt zurück. Auf dem Weg zum Zelt kamen auf einmal schwarze Wolken über die Bergkuppen gefegt und ein Sturm zog auf. Schnell suchten wir unter unserem Tarp Schutz. Es kam ein richtiger Sturzregen aus den Wolken und wir waren wieder mal sehr froh über das Tarp. Wir nutzen die Zwangspause und kochten schnell unser Abendbrot. 

Nach dem Regen ging hielt sich noch ein kräftiger Wind und somit ging es an den Auslauf des Sees. Dort fingen wir wieder jede Menge Äschen bis Ende 40. Sven fischte sogar bei 50km/h Wind sehr erfolgreich mit der Trockenfliege. Im Bach konnte auch Sven endlich seine erste Forelle fangen. Ich glaub er hat sich noch nie über eine so kleine Forelle von vielleicht 10 cm gefreut. Wer unseren vorletzten Bericht gelesen hat, der kann sich vielleicht noch daran erinnern, das Sven schon einmal eine Tour in Lappland ganz ohne Forelle beendet hatte. Bis zu diesem Tag wuchs seine Sorge um eine Wiederholung von Tag zu Tag. Um 22 Uhr gingen wir dann aber zufrieden zu Bett.
 


Tag 9

In dieser Nacht kam wieder ordentlich Wind auf und wir konnten wegen des Windes kaum schlafen. Am Morgen war es immer noch sehr Windig und wir entschlossen uns, hier keinen Pausetag zu machen. Wir folgten dem Fluss weiter bergab und ließen unsere Rücksäcke nach 2-3 km liegen, um in dem Fluss nochmals unser Glück auf Forellen zu versuchen.

Wir konnten wieder jeder mehrere Äschen fangen und ich sogar noch 2 kleine Bachforellen. Leider war nichts über 30cm dabei… Weiter Flussabwärts hatte der Fluss richtig Gefälle und auch hier fischen wir nochmals, dieses Mal mit der Tenakra. In den kleinsten Löchern standen auch hier die Äschen mit bis zu 45cm drin. Es ist kaum zu glauben, was diese Gewässer an Fischbestand haben. Auch mehrere kleine Forellen konnten wir noch fangen, aber die Großen blieben für uns einfach verschwunden.

Ab jetzt hatten wir erstmal kein fischbares Gewässer mehr auf dem Rest dieser Tagesetappe. Wir liefen an einer Hügelflanke entlang. Sven wollte die ganze Zeit ins Tal gehen, wo es sumpfig war, denn unser Kartenmaterial hatte dort einen Wanderweg eingezeichnet. Das Kuriose war, der Weg entsprang einfach so im Sumpf und endete 30-40 km weiter auf einem Berg. Ich wollte mich nicht auf so etwas verlassen, Sven aber hingegen schon. Auch war meine Laune nicht die beste, weil ich lieber an dem See geblieben wäre. 

Somit kam eins zum anderen und wir hatten unseren ersten kleinen Ehestreit, bei dem ich mich aber durchgesetzt hatte. Der Geisterweg, wie ich ihn taufte, wurde nicht angesteuert und es ging dann noch ca. 12 km querfeldein. Um 18 Uhr kamen wir an einem kleinen See an. Rundherum gab es nur Moorgebiet oder schräge Bergflanken. Leider hatten wir nicht mehr viel Trinkwasser und somit mussten wir an dem See bleiben. Nach langem Suchen fanden wir einen schiefen Zeltplatz auf einem Torfhügel. 

Am See filterten wir uns fürs Abendessen und zum Trinken das Seewasser. Beide hatten keine Lust mehr zu fischen, darum gingen wir dann erschöpft von dem langen und beschwerlichen Marsch früh zu Bett.
 


Tag 10

Diese Nacht war mit 4°C das erste Mal kalt. Leider fingen dann in der Nacht auch alle meine Mücken- und Gnitzenstiche an zu Jucken und ich hatte bis 7 Uhr keinen erholsamen Schlaf. Nach einem Powerriegel ging es um 8:30 Uhr in Rekordzeit wieder los.

Das folgende Gelände war sehr einfach und wir kamen sehr gut voran. Während der nächsten 4 Stunden sahen wir mal wieder 4 Helikopter in der Ferne und einen in der Nähe. Wir entschieden uns gegen unseren eigentlich geplanten Zeltplatz, weil wir der Meinung waren, dass dort ein Helikopter heruntergegangen war. Somit gingen wir weiter Fluss aufwärts und fanden einen perfekten Zeltplatz.

Der Platz wurde vermutlich von den Sami und einer Jurte auch schon mal benutzt. Es lagen in einem 4 Meter Durchmesser kreisförmig Steine um eine Feuerstelle herum. Leider auch hier in der Feuerstelle jede Menge angebranntes Plastik und Dosen. 

An unserem Zelt lief ein kleiner Quellbach entlang. Dieser hatte eine Wassertemperatur von 4°C. Falls ihr euch wundert warum wir die Temperaturen so genau wissen, ich hatte wieder ein kleines wasserdichtes Thermometer dabei. 

Da wieder mal die Sonne schien und es unglaubliche 20°C hatte, gingen wir in dem 4°C kaltem Wasser baden und wuschen uns und unsere Klamotten. Anschließend ging es mit beiden Ruten los. Wir konnten im ruhigen Bereich vor unserem Zelt im glasklaren Wasser bis auf 2m Tiefe ein paar Äschen sehen.

Sven warf einer großen langsam dahin patrouillierenden Äsche seine Caddis direkt vors Maul. Kaum landete die Fliege auf dem Wasser, schwamm die Äsche auch schon gemächlich drauf zu und schlürfte sie zaghaft ein. Somit lag dann auch die erste 45er des Tages im Kescher. Ich hatte dann noch einen 50er Hecht auf Sicht der im knöcheltiefen Wasser im Schilf stand. Danach hatten wir Sightfishing wie man es sich nicht besser vorstellen kann. Kein Wind, glasklares Wasser mit Sichtweite auf ca. 3-4 m Tiefe und jede Menge 40+ Äschen die am Patrouillieren waren.

Jeder fing seine 7-8   45er Äschen auf Sicht. Danach entschlossen wir uns den Abschnitt für abends aufzuheben, um uns dort unser Abendbrot zu fangen. Also ging es weiter flussaufwärts. Dort scheuchten wir noch 3 kleine Hechte auf und fingen jeder noch über 15  40+ Äschen auf Sicht. 
In einem ruhigen Abschnitt mit tiefem dunklem Wasser versuchte ich es auf Hecht. Schon nach kurzer Zeit hängt ein Fisch am 15 cm Streamer.  Eine 50er Äsche hatte sich ernsthaft den Hechtstreamer einverleibt. Leider blieben die Hechte in dem Abschnitt aus. 

Wir fanden an dem Stück wieder zwei verlassene Camps, wo wieder in den Feuerstellen der Müll zurückgelassen wurde. Ein Stück weiter flussaufwärts sahen wir dann noch einen Biber, wie er an seiner Burg baut. Weiter flussaufwärts sahen wir eine Rausche, die nur mit Wathose zu erreichen war. Hier wollten wir nochmals unser Glück versuchen. An der Rausche angekommen war jeder Wurf ein Fisch und wir hörten bei 20 Äschen auf zu fischen. Alle gefangenen Fische waren größer als 40cm und Svens größte hatte 50 und meine 49. Das unfassbare war, der Bereich in dem wir die Fische hatten war nur 4x3m groß und nur 20–50 cm tief. Das war nicht mehr normal, so viele kapitale Äschen auf einer Stelle. Das diese überhaupt genug zu Fressen gefunden haben ist schon unglaublich.
 


Wir ließen die Stelle in Ruhe und gingen doch noch etwas weiter Flussaufwärts. In einer bildschönen Kurve, mit schnellen und ruhigen Passagen können wir jeder noch 2-3  45+ Äschen auf Sicht fangen.
Danach ging es direkt zurück zum Zelt. Unsere Abendbrot-Äschen hatten wir schon dabei, weil zwei Fische geblutet hatten. Unterwegs fanden wir noch einen halbtoten Lemming und überhaupt sahen wir an den letzten Tagen jede Menge von den kleinen Nagern vor uns davon flitzen.

Am Zelt gab es dann eine leckere Fischsuppe. Während Sven kochte, baute ich in dem kleinen Bach am Zelt einen Staudamm und versuchte den Bach in ein ausgetrocknetes Bachbett umzuleiten. Ach macht sowas Spaß :-). 

Zum Abendsprung gingen wir dann wieder an die ruhige Stelle vorm Zelt. Bis auf mehrere kleine Äschen ließ sich nichts machen. Ich ging zu der Rausche, die wir für unsere Abendbrotfische ausgelassen hatten und konnte dort mit swingender Caddis und Ismopuppa nochmals 11  40+ Äschen landen. Sven erkämpfte sich auch nochmal 4 Stück. Als die Sonne unterging, fielen die Temperaturen wieder und wir gingen an einem absolutem Ausnahmetag mit vielen Ausnahmefischen und viele tollen Momenten um 22 Uhr bei 4°C Außentemperatur zu Bett.


Tag 11

Nach einer schönen, ruhigen und kühlen Nacht wachten wir recht früh auf und aßen gemütlich mit sehr viel Salami unseren Bannock. Das Wetter war durchwachsen, hier und da ließ sich die Sonne aber auch mal blicken. Nach dem tollen Frühstück bauten wir unser Zelt ab und querten den Fluss, da das Gelände laut Satellitenaufnahme auf der anderen Flussseite besser aussah und es sowieso der direktere Weg war. Schon nach 30 min konnten wir auf der anderen Flussseite ein Camp mit 4 Zelten sehen. Die Zelte standen genau an dem Platz, den wir am Vortag ansteuern wollten. Froh über unsere Entscheidung am Vortag kamen wir immer näher und sahen das es sich um 3 Zelte zum Schlafen und um ein Wohn- oder Kochzelt handelte. Die 3 Leute waren auch noch damit beschäftigt, ihr Camp aufzubauen und Bier zu trinken. 

Schnell gingen wir weiter unserem Ziel entgegen und hofften dieses Mal kein Helicamp vorzufinden. Nach der Hälfte der Etappe kamen wir wieder an den Fluss. Dieser war hier reißend und es ging hier über mehrere Pockets mit sehr großen Felsen ordentlich an Höhenmetern runter. An dieser Stelle holten wir unsere Tenkara Ruten raus und fischten 1-2 Stunden die Pockets mit Trockenfliege oder Nymphe ab. Jeder konnte mehrere 30-35cm Äschen fangen. 

Nach dem wir den kompletten schnellen Bereich abgefischt hatten, wollten wir den Fluss queren. Leider gab es ober- und unterhalb nur ruhige sehr tiefe Bereiche, die wir nicht durchwaten konnten. Also sind wir kurzerhand etwas riskant aber dennoch sicher durch die Schnellen gewatet. Auf der anderen Seite als wir gerade auf einem der vielen Steinfelder waren fing es dann leicht an, Nieselregen zu geben. Jeder der diese Steinfelder mit den Moosflechten kennt, weiß wie rutschig diese werden, sobald die Flechten nass sind. Das war kein schöner Abschnitt.

Während wir weiterliefen, fing es dann richtig an zu regnen, so dass wir in Regenklamotten laufen mussten. Zum Glück fanden wir nach weiteren 2 Stunden Fußmarsch einen geeigneten Zeltplatz. Auch hier waren wir nicht die ersten und wie 90% der anderen Feuerstellen war auch diese voll mit Müll!!!!
 

Wir bauten wegen des Regens erstmal nur das Tarp auf und setzten uns darunter. Es hörte einfach nicht auf zu regnen und langsam fingen wir an zu frieren. Also saßen wir da, mit klammen Klamotten, am frieren und warteten das der Regen endlich aufhörte. Nach mindestens 1 Stunde hörte es dann endlich kurz auf und wir nutzten die Gunst der Stunde und bauten das Zelt auf. Nach der kurzen Regenpause fing es wieder heftig an zu regnen und wir machen unser Abendrot unterm Tarp. 

Zum Abendbrot gab es dann Spaghetti Cabonara mit unseren letzten Speckvorräten. Beim Abendbrot beschlossen wir keine weiteren Pausetage einzulegen und unsere Wanderung frühzeitig zu beenden. Es hört sich komisch an, wenn ich das so schreibe, aber uns fehlte es einfach an Herausforderungen und Abwechslung. In anderen Situationen werden wir bestimmt noch an diese Entscheidung denken, dass wir abbrechen, weil es zu „langweilig“ wurde. Das kann man kaum Glauben. 

Unser Plan war es, mit dem Auto an ein anderes Gewässer, wo wir nochmals die Chance auf große Forellen haben sollten, zu fahren. Also hieß es ab jetzt in zwei Tagen 45 Kilometer, zum größten Teil querfeldein, zurückzulegen. Das war ein sehr ambitioniertes Ziel und sollte uns noch hart auf die Probe stellen. So gingen wir früh zu Bett und versuchten im Dauerregen ein Auge zuzubekommen.
 


Tag 12

Am Morgen wurden wir ohne Regen wach. Doch als wir das Zelt aufmachten konnten wir nicht weiter als 100 m schauen. Da waren wir sehr froh, dass wir unsere Handys mit Offlinekarten dabei hatten. In so einer Suppe mit Kompass und Karte zu navigieren wäre nicht einfach. Zum Frühstück gab es Powerriegel. Wir konnten es uns aber nicht nehmen lassen und fischten nochmals kurz vorm Zelt, aber bis auf 4 große Äschen war dort nichts zu machen.
 

Im Vergleich zu den anderen Tagen war das viel zu wenig Fisch für diese Top Stellen. Also packten wir ein und gingen los. Nach 200 m mussten wir einen kleinen Bach als einziges Hindernis des Tages überwinden. Als wir am Bach ankamen, konnten wir es kaum glauben. Der Bach war mindesten 2 m tief und nur 2 m breit. Es gab absolut kein Rüberkommen und somit gingen wir dann mit einer kleinen Irrfahrt im Nebel wieder zu unserem Zeltplatz zurück, um dort durch die Rausche auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. 400m weiter flussabwärts sind wir dann wieder durch eine Rausche auf die andere Flussseite zurück gekommen. 

Sven hatte sich an diesem Tag durchgesetzt und wir suchten im immer lichteren Nebel seinen Geisterweg. Wider Erwarten fanden wir diesen Weg exakt da wo unsere Karte den Geisterweg angezeigt hatte. UNGLAUBLICH!!!

Der Weg glich zwar eher einer Quadpiste, aber dennoch war er vorhanden! Somit ging es dann auch sehr schnell weiter und als die Sonne herauskam, entschlossen wir uns für eine Pause. Die klammen Schlafsäcke und Sachen wurden rasch zum Trocken aufgehängt und wir sind ein paar hundert Meter ohne Gepäck an einen See, der eigentlich ganz viel versprechend aussah, gelaufen. Leider wirkte der See eher wie ein Moorsee mit sehr dunklem, fast schwarzem Wasser. Trotz Windstille und vielen Insekten auf der Oberfläche konnten wir keine Fische steigen sehen. Somit beschlossen wir, doch einen Abstecher an den Fluss zu machen. Also ging es fix zum Rucksack und in die Wathosen, die Ruten wurden fertiggemacht und es ging an den Fluss. Es gab sehr viele malerisch schöne Rauschen und tiefe Gumpen aber keine Fische!! Sven konnte eine 40 er und ich zwei 45er Äschen fangen. Sonst tat sich auf 500m Strecke rein gar nichts.

Also packten wir zusammen und sahen zu das wir das Tagesziel noch schafften. 

Die Quadpiste wurde dann doch zu einem Wanderweg der eher ein Rentierpfad war. Andauernd trafen wir auf kleine Gruppen von Rentieren, die auch auf diesem Pfad unterwegs waren. 

Am Abend gelangten wir an die gleiche Stelle, an der wir an Tag 3 gecampt hatten. Also bauten wir schnell das Zelt auf und gingen bei herrlichem Sonnenschein baden. Zum Abendbrot gab es schnelle Trekking Mahlzeit und nach dem Abendbrot wollte ich unbedingt nochmals an der "50er" Stelle ein paar Äschen fangen.

Sven hatte keine Lust und machte es sich im Sonnenuntergang am Ufer gemütlich, schaute mir zu. Während ich einen nach dem andern Fisch verhaute gab er mir ganz tolle Ratschläge! Es dauerte etwas, doch dann hatte ich schnell 5 Fische von 47-51 cm im Kescher. Nach diesen tollen Fischen gingen wir zum Zelt zurück, machten uns noch ein kleines Lagerfeuer und tranken unsere Rum-Reste aus. Etwas angetrunken ging es dann ins Bett.


Tag 13

Wir wurden sehr früh von der Sonne geweckt und machten uns schon um ca. 6 Uhr nach einem sehr schnellen Frühstück auf den Weg. Heute hatten wir noch 28 km Weg vor uns. Zunächst mussten wir mit Wathose durch den Fluss, um auf der anderen Seite dem Geisterweg durch ein Moorgebiet zu folgen. Hier verloren wir jedoch schnell den Weg und kämpften uns erstmal 1 km ohne durch. Jedoch fanden wir den Weg nach dem Moor schnell wieder und waren froh, auf diesem so gut voranzukommen. Der Weg führte auf einen Berg und sollte da laut Wanderkarte auch Enden. Tja was soll ich sagen, es zweigten sich immer mehr kleinere Wege ab und dann hörte er auch einfach so auf dem kahlen Gipfel auf. Echt krass, dass die Wanderkarte dies so gut wiedergegeben hat! Wir machten unsere erste Pause oben auf dem Gipfel und beobachteten eine größere Rentierherde. Von dort oben hatten wir einen guten Ausblick über die nächste 6 km Passage.
 

Erst mussten wir ziemlich steil bergab, danach kam ein Moor mit kleinen Tümpeln, die durch einen Bach verbunden waren. Anschließend kam ein dichtes Dickicht links und rechte an einem Fluss und zu guter Letzt große Geröllfelder oder als Alternative eine Bergpassage. Rundum so alles an schwierigem Gelände, was man dort oben so finden kann. Das Ganze wurde dann auch sehr anstrengend. Zu erst der Abstieg, auf dem wir zum Teil auf 4-5 m großen Felsen hinabklettern mussten. Das war alles andere als ungefährlich, zumal es diverse Spalten gab, in die wir hätten fallen können. Danach kam der „leichte“ Teil durch den Sumpf. Es gab kleine Torfhügel, über die wir das Sumpfland queren wollten. Als wir näher an einen herankamen, sahen wir ein Rentier mit seinem Kalb auf dem Hügel am Schlafen. Als wir näher kamen, erwachte das Kalb, aber die Mutter blieb reglos liegen. Wir riefen laut aber die Mutter bewegte sich nicht. Wir hatten die Sorge, dass die Mutter tot war und das kleine nicht von ihrer Seite weichen wollte. Bei einer Entfernung von etwa 15 m erwachte die Mutter zum Leben und sprang auf einmal auf und lief mit dem Kalb davon. Unsere Gesichter hätte ich da gerne gesehen, so erschrocken habe ich mich lange nicht mehr!
Nach dem Moor mussten wir uns wirklich schwer durch ein sehr dichtes Unterholz kämpfen, in dem wir teilweise gar nicht mehr weiter kamen. Wir fanden endlich den Bach, um dann im Dickicht mit der Tenkara nochmals Fisch zu fangen. Aber schnell mussten das Unterfangen wieder aufgeben, da das Buschwerk viel zu dicht war. Nach der Bachquerung und einem weiteren Dickicht mussten wir uns entscheiden. Entweder den direkten Weg über die Steinfelder zu gehen oder so wie Sven wollte, einen Umweg von mindestens 3 km und über einen Berg, von dem wir nicht wussten, wie der Untergrund war. 

Ich hatte mich dann durchgesetzt und Sven war nach dem dritten anstrengenden Steinfeld sauer auf mich und es gab schlechte Luft. Nach seinen ständigen Vorwürfen über die falsche Wegwahl wurde auch ich stinkig und wir zickten uns richtig schön an. Dabei ist uns auch gar nicht aufgefallen, dass wir nach 4-5 Steinfeldern wieder Golfrasen mit Blaubeeren als Weg hatten. 

Wir machten schließlich eine Pause und nach ein paar Händen Blaubeeren hatte sich Svens Gemüt besänftigt und er konnte auch zugeben, dass der Weg doch okay war. Alles aber immer mit einem aber...  Von hier an ging es richtig gut voran und wir kamen nach weiteren 6 km auf eine Quadpiste. Wir folgen dieser und kamen an einen Bach, an dem wir zuerst überlegt hatten ggf. unser Zelt aufzuschlagen. Wir machten dann dort aber nur eine Pause. 

Währenddessen kamen auch zwei Angler mit vollem Wandergepäck den Weg entlang. Nach einem kurzen Plausch ging es für alle weiter. Die beiden wollten 3 Wochen in dem Gebiet unterwegs sein. Der Weg war jetzt noch 15 km lang, sollte aber auf der gut zu gehenden Quadstrecke bleiben. Das nächste Zeichen von Zivilisation waren dann zwei Sami die uns mit Ihren Quads überholten und wohl Reparaturarbeiten an ihren Zäunen durchgeführten hatten. 

Der Weg zog sich endlos und nach einer kleinen Pause an einem kleinen Bach mit einigen Äschen, gingen wir den Rest der Strecke ohne Anzuhalten weiter. Hätte ich hier angehalten, ich wäre nicht mehr aufgestanden. Meine Füße haben noch nie so geschmerzt. Nach 13 h Wanderzeit kamen wir endlich am Auto an. Sven hatte eine Waage dabei und ich konnte es nicht glauben, mein Rucksack hatte immer noch 18 kg. Ich muss definitiv noch was an meiner Ausrüstung tun. Am Auto gab es ein sehr leckeres kühles Bier und schnell machten wir uns fertig um los zu fahren. An diesem Tag ist Sven noch 6 h weiter Auto gefahren, während ich auf dem Beifahrersitz ein Bier nach dem anderen getrunken hatte. Auf einem Rastplatz räumten wir Rücksäcke im Auto nach vorne und legten uns erschöpft im Auto zum Schlafen.
 

Tag 14

In der Nacht fing es an zu Regnen und hielt am Morgen weiterhin an. Ein Blick auf den Wetterbericht brachte die totale Ernüchterung. Es sollte die nächsten zwei Tage Starkregen geben. Unser Zielfluss ist leider sehr Regenanfällig und mit der Aussicht auf weitere Regentage mit klammen Klamotten im Zelt entschlossen wir uns abzubrechen und es ggf. in den dänischen Auen noch einmal auf Meefo zu versuchen. 

Wir kamen dann auch sehr gut durch. In Südschweden wunderten wir uns, wie krass es hier doch geregnet hatte. Aus kleinen Flüssen waren große Seen geworden. Ein Glück waren wir davon verschont geblieben!!! 

Unsere Vorfreude auf Meefo war groß und am Abend kamen wir am Zielgebiet an. Wir fischten noch schnell einen Durchgang und dann kurz vor Ende geschah es. Mein Streamer hing fest und als er sich gelöst hatte schlug die Tungstenperle meinen Spitzenring in tausend Teile. Völlig schlecht gelaunt ging ich dann zurück zum Auto und versuchte mit meiner 5er noch ein paar Würfe. Aber nichts. Wir gingen zu Bett und wollten am Morgen einen anderen Fluss abschnitt befischen. Sven schlief im Zelt und ich im Auto. Ich musste endlich mal eine Nacht ohne schnarchen durchschlafen. 

Im Morgengrauen wurde ich von Autos und klappernden Türen geweckt, schlief dann aber wieder schnell ein. Am Morgen sah ich dann 3 Angler von genau dem Abschnitt den wir auch befischen wollten zurückkommen. Sie erzählten uns, dass sie den Abschnitt mit zwei verlorenen Meerforellen durchgefischt hatten. Meine Laune wurde nicht besser und als Sven mir auch noch erzählte, dass er eine von unseren letzten beiden 1,5l Flaschen Trinkwasser zum Waschen verwendet hatte, weil er sich nicht am Bach vor einem Camp von Paddlern waschen wollte. Da war alles für mich aus. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz, armer Sven in dieser Situation! Nach dem ich mich wieder abgeregt hatte, gingen wir mit der letzten Flasche Wasser 3 km flussaufwärts und fischten uns zurück. Ich hatte einen Meefo Nachläufer auf Streamer und auf Trockenfliege konnte ich noch eine kleine Bachforelle und eine Äsche fangen. Sven blieb leider erfolglos. Wieder am Auto machten wir uns dann auf den Heimweg.


Nachwort:

Leider waren auf der Tour, wie ich schon mehrfach erwähnt hatte, auch einige negative Erlebnisse zu verzeichnen. Was ich nicht verstehen kann ist, wie die Menschen, die sowieso mit dem Helikopter sich in die Natur fliegen lassen, es nicht schaffen, ihren Müll wieder mitzunehmen. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit, den ganzen Müll der Anderen mitzunehmen. Dafür war es einfach zu viel… Es ist sehr schade, dass die Menschen in der „unberührten“ Natur immer ihre Spuren hinterlassen müssen. Auch der Helikoptertourismus hat nach unserem Empfinden extrem zugenommen und ist mittlerweile sehr störend. In Schweden hat man an fast keinem Tag mehr seine Ruhe, sondern wird teils mehrfach von Motorgeräuschen belästigt. So geht es uns, wie es aber den sehr schreckhaften Tieren mit dieser Belästigung geht, mag ich mir gar nicht vorstellen. Die Entwicklung dieser Art des Tourismus finde ich sehr besorgniserregend und hoffe das die schwedische Regierung ähnlich wie in Norwegen die Helikopterflüge verbietet oder wenigstens stark beschränkt. Ich bedanke mich bei allen Lesern die bis zum Ende gekommen sind und hoffe das wir alle hier und da mal Müll mitnehmen (aller Plastik in the Basket!!), um allen die nach uns kommen ein tolles Erlebnis in der so wundervollen Natur Nord-Schwedens zu ermöglichen. Nun bleibt mir noch, euch Allen allzeit tight lines zu wünschen!
 


Anmerkung(en) der Redaktion:
- den Autor erreichst Du gerne auf Wunsch über die Redaktion Fliegenfischer-Forum
- Lust auf mehr Schweden & Nordland bekommen? Dann schau doch mal hier herein: 
- Fliegenfischen-Reiseberichte und Fotoreports aus Norwegen, Schweden und Finnland
- Fliegenfischen-Reiseberichte und Fotoreports aus Dänemark und Grönland
- Fliegenfischen-Reisebereichte aus aller Welt
*** 


Ein Bericht von Niklas Nebel für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2024. Fotos/Copyright: Niklas Nebel, Sven Wolters. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
zurück zu Schweden, Norwegen... | zurück zur Übersicht Reise & Report zurück zur Startseite

Copyright © 2024 | www.fliegenfischer-forum.de |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt