Schwedisch Lappland Tour 2021 - Teil 2/2
Ein Reisebericht von Niklas Nebel
(Fortsetzung von "Schwedisch Lappland Tour 2021 - Teil 1/2" =>)

Tag 8
In der Nacht fing es wieder an zu regnen, so dass Sven am Morgen tapfer im Regen unseren Frühstücks Bannock gebraten hat und wir im Zelt frühstücken mussten. Nach dem Frühstück riss die Wolkendecke etwas auf und wir konnten im Trockenen das Zelt abbauen. Es geht frisch gestärkt und mit Vorfreude auf die nächsten Tage los. Wir hatten uns vorgenommen, unsere erste Pause an der Mündung des Flusses, den wir am Vortag runtergekommen sind, einzulegen. Zuerst mussten wir über einen 1km langen See, der dann in den gemächlichen dahinfließenden Fluss mündete.

Bis zur Einmündung des Flusses vom Vortag mussten wir noch ein paarmal treideln, konnten aber auch einige kleinere Rauschen befahren.

Die Einmündung sah eigentlich sehr gut aus, aber bis auf drei kleine Hechte konnten wir nichts erwischen. Sven fing einen ca. 50er Hecht beim Nymphen mit einem Bachflohkrebs. Nach einer halben Stunde ging es dann weiter. Es waren einige Fische am Steigen, aber im Vergleich zu den ersten Tagen eher weniger. Somit fischten wir nur ab und zu mit der Tenkara vom Packraft aus, fingen ein paar Äschen und kamen zügig voran.



Nach ca. 8 Kilometern erreichten wir eine Stelle, an der sich der Fluss in fünf ca. 200m lange Abschnitte aufteilte. Hier fanden wir dann auch einen super Schlafplatz. Schnell wurde das Zelt aufgebaut und die nassen Sachen zum Trocknen aufgehängt. Wir machten ein kleines Feuer und kochten uns einen Kaffee zum Aufwärmen. Sven kam auf die geniale Idee, sein Handtuch am Feuer zu trocknen. Das Handtuch verbreitete dabei ein sehr starkes Aroma zwischen nassem Hund und Fußschweiß, so dass ich mich wunderte, dass wir noch Vögel in der Umgebung hören konnten. Nach dem Aufwärmen gingen wir nochmal kurz fischen. Sven konnte noch eine schöne 45er Äsche fangen, die wir dann am Abend zu einer Fischsuppe verarbeiteten. In den Teilabschnitten konnten wir leider nichts mehr fangen, was uns doch etwas wunderte. Wir sind von dem Fluss den wir den Rest der Tour befahren werden etwas enttäuscht. Obwohl er viele interessante Spots hat, ist unser Erfolg bis jetzt sehr überschaubar.




Tag 9
Die erste trockene Nacht seit fünf Tagen lag hinter uns und wir frühstückten Müsli in der Sonne am Fluss. Wir entschieden uns, unsere Sachen um die Rauschen herum zu tragen und danach wieder einzusteigen. Am Wasser fanden wir einen verlassenen Zeltplatz, der wohl öfters von anderen Paddlern oder Anglern benutzt wurde. Ich sah ein paar Fische am Steigen und musste dann doch nochmal schnell fischen. Sven machte es sich in der Sonne gemütlich, schoss ein paar Bilder und lachte mich aus, weil ich schon wieder Fische verlor. Am Ende blieben dennoch 3 schöne Äschen hängen. Irgendwie vermissten wir aber die Forellen. Die letzte Forelle die wir zu Gesicht bekommen hatten, war in dem anderem Gewässersystem an Tag 3!!

Wir machten uns in strahlendem Sonnenschein auf den Weg. An der nächsten Rausche sehen wir mehrere Fische am Steigen und Sven will hier „eben kurz“ seinen ersten Fische fangen. Also Rute schnell aufgebaut und schon hing die erste Äsche am Haken. Insgesamt fischten wir 30 Minuten und jeder von uns konnte mehrere Äschen fangen. Auf dem Foto sieht man den Biss und den Anhieb ...

Nach diesem tollen Start ging es weiter. Es war fast Mittag und wir hatten noch ca. acht Kilometer Flussstrecke vor uns. Wir paddelten durch ein paar Rauschen, die wir zum Glück befahren konnten. Nach einer großen Rausche entschieden wir uns, noch eben unsere Klamotten zu waschen und auf den Booten zum Trockenen zu hängen.

Schon bei der nächsten Rausche konnte ich nicht wiederstehen und warf einen steigenden Fisch oberhalb der Rausche aus dem Packraft aus an. Ich hatte eine Redtag angeknotet und nach einem kurzen Strip hatte ich sofort einen Fisch drauf. Leider erfasste mich die Strömung und ich musste mit der Angel im Mund erst einmal gegen diese anpaddeln. Ich fand einen Stein in noch ruhigem Gewässer und wollte dort mein Packraft landen. Währenddessen überprüfte ich immer, ob der Fisch noch am Haken hing. Das war der Fall! Auf einmal nahm der Fisch Schnur und mir war klar, dass es sich hier um einen richtig großen Fisch handeln musste. Ich landete auf dem Stein und Sven übernahm mein Boot. Nach langem hin und her konnten wir den Fisch endlich sehen und im Kescher landen. Es lag ein 65er Hecht im Kescher, der auf einmal eine handlange Äsche ausspucke. Im Mundwinkel der Äsche hing sogar noch meine Redtag. Das war echt unglaublich, da musste der Hecht im Drill einfach meine Äsche verspeist haben. Langsam stiegen immer mehr Fische und wir machten eine Pause zum Angeln. Die Entscheidung war genau richtig, der Bereich war vollgestopft mit Äschen. Jeder konnte mehrere kapitale Fische bis 50cm fangen.




Wir machten uns nach diesem tollen Spot weiter auf den Weg zu unserem nächsten Schlafplatz, denn wir hatten immer noch sechs Kilometer Luftlinie vor uns. Der weitere Flusslauf war ein ruhiger, langsam dahinfließender Bereich. Es startete ein Schlupf von Eintagsfliegen und Caddis. Die Luft war voll von Insekten und die Fische ließen auch nicht lange auf sich warten. Wir konnten uns ein paar Würfe zwischendurch nicht verkneifen, aber paddelten dennoch eisern weiter. Vorbei an einer Biberburg fuhren wir noch vier Stunden, bis sich endlich unser Zielort, ein großer See, vor uns auftat.


Am See konnten wir unseren Augen kaum glauben. Es wehte kein Wind, die Wasseroberfläche war spiegelglatt und voll von Bibios, es mussten Millionen sein. Was uns aber merkwürdig vorkam, es waren keine Fische am Steigen. Nicht ein einziger Ring war zu sehen. Also suchten wir uns erst einmal einen Zeltplatz, was sich als sehr schwer herausstellte. Das Gelände war entweder steinig, sumpfig oder voll mit kniehohen Birken. Nach langem Suchen und ca. 100m im Landesinneren fanden wir endlich einen halbwegs vernünftigen Platz, auf einem Hügel gelegen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, schauten wir nochmal aufs Wasser, aber kein Fisch war zu sehen. Wir vermuteten das die Fische bei diesem Nahrungsangebot einfach satt sein mussten. 
Unsere Seeseite lag im Schatten und es wurde schnell sehr kalt. Wir gingen zum Zelt zurück, packten uns warm ein und machten ein Feuer. Zum Abendbrot gab es Spaghetti Cabonara und Whiskey! In der Nacht fing mein rechter Ellenbogen an zu schmerzen, meine Finger wurden taub und ich konnte, trotz Ibuprofen, fast die ganze Nacht vor Schmerzen nicht schlafen. Das sollte ab jetzt in jeder Nacht so weiter gehen und die tauben Finger hatte ich auch oft tagsüber beim Paddeln. Heute weiß ich, dass es ein fortgeschrittenes Karpaltunnelsysndrom war.


Tag 10
Die Sonne schien auf unser Zelt und schnell war die Nacht vergessen. Im Schatten der Bäume lag Rauhreif auf den Sträuchern und unsere Watschuhe waren gefroren. Es gab warmen Bannock zum Frühstück und wir beobachteten, wie überall Bibios aus dem Boden kamen. Heute wollten wir mehr Paddeln und hatten ca. zehn Kilometer Luftlinie vor uns. Nach dem Zeltabbau paddelten wir bei Windstille über den See und machten auf der anderen Seite eine Pause zum Hechtfischen, aber ohne Erfolg. 

Der Wind frischte auf und kam jetzt genau auf uns zu. Wir kamen fast nicht mehr voran, aber schafften es dennoch mit ordentlich Kraftanstrengung bis zum Auslauf des Sees.


Am Auslauf des Sees fischten wir noch zweimal auf Hecht und jeder konnte ein paar Halbstarke erwischen. Das Wetter wurde immer schlechter, der Wind hatte zugenommen und es zogen dunkle Wolken auf. Wir paddelten fast ohne Pause mit viel Gegenwind weiter.

Gegen Abend suchten wir uns einen Zeltplatz, doch die Suche gestaltete sich noch schwieriger als am Vortag. Alle Plätze, die wir uns anhand von Satelliten- und Wanderkarten vorher herausgesucht hatten, erwiesen sich als sumpfig, mit Büschen zugewuchert oder zu uneben für ein Zelt. Am Fluss lag auf beiden Seiten ein ca. 20m breiter bewaldeter Streifen, den wir ungefähr einen Kilometer lang ohne Erfolg nach einem Zeltplatz absuchten. Hinter dem Streifen lag soweit das Auge reichte nur Sumpf. Sven fand auf unserer Wanderkarte noch eine Höhenlinie in zwei Kilometern Entfernung, die uns Hoffnung auf einen geeigneten Zeltplatz machte. Also paddelten wir mit großer Hoffnung los. Als wir endlich ankamen, fanden wir zum Glück recht schnell die Erhöhung und dort auch einen Zeltplatz. 
Dann fing es auch schon an zu Regnen. Im Regen gingen wir später nochmal los auf Hecht. Ich konnte einen schönen 85er Hecht fangen. Sven hatte zwei Hechte dran, konnte diese aber leider nicht landen. Auf dem Rückweg zum Zelt spielte ich am Ende einer großen Rausche in der Rückströmung mit meiner Hechtfliege rum. Auf einmal kam ein Riesenmaul, packte meine Fliege und der Tanz begann. Der Hecht hatte in der Strömung so viel Kraft, dass er zwei Mal ins Backing gegangen ist. Als er endlich müde wurde und kurz vor meinen Füßen war, rutschte ich aus, die Schnur war kurz nicht stramm und weg war der Riese. Meine „Pechsträhne“ mit den großen Fischen hielt an. Es gab Bannock und Salami zum Abendbrot.
Tag 11
In der Nacht hatte sich wieder der Regen eingestellt. Da unser Zeltplatz leider unter einem Baum stand, kamen noch zusätzlich dicke Tropfen aus der Kiefer, die uns das Schlafen schwer machten. 

Am Morgen hörte der Regen zum Glück auf und nach einem kurzen Müslifrühstück ging es an den Fluss, um den Hechten nachzustellen. Sven konnte schon in den ersten Würfen seinen ersten Hecht fangen. Dieser hatte alte und neue Otterspuren hinter der Rückenflosse. 

Durch den vielen Regen war der Fluss angeschwollen und gefühlt nur noch vier Grad warm. Den Hechten war das wohl auf den Magen geschlagen und Sven konnte zwei vorsichtige Anfasser nicht verwandeln. 

Also bauten wir das Zelt ab, verzurrten unsere Rucksäcke auf den Packrafts und machten uns wieder auf den Weg.


In der nächsten Rausche musste ich dann aber doch noch eben kurz auf Äschen fischen und konnte mich sehr schnell mit einer tollen 40er Äsche entschneidern. Dann ging es weiter und wir konnten noch vom Boot aus ein paar kleine Äschen fangen. In den nächsten Rauschen fischten wir immer mal wieder kurz, aber bis auf zwei 40+ Äschen und einen halbstarken Hecht bei Sven, war nichts zu weiter holen.

Da die Fischerei im Vergleich zu den letzten Tagen eher schleppend war, entschieden wir uns lieber etwas mehr Strecke zu machen. Es folgten ein paar schöne Rauschen, die uns beim Befahren richtig Spaß machten, uns aber auch zum Teil ordentlich Respekt einflößten.

Auf den letzten ca. sieben Kilometern unserer Tagesetappe war der Fluss ein langsam dahinfließendes Gewässer. Die Fahrt zog sich dahin und es kam uns vor, als ob wir auf einer Autobahn sind. Da das Flussufer ungefähr 60cm hoch war, konnten wir nichts anderes als den 20m breiten, bewaldeten Randstreifen sehen. Zum Glück kam die Sonne ab und zu heraus und wir hatten größtenteils Rückenwind. Unser Ziel war ein See, an dem wir auf einen guten Zeltplatz hofften.

An der Einmündung zum See sahen wir dann einen Hecht rauben. Schon bei dem ersten Wurf blieb dieser bei Sven hängen und lieferte einen spannenden Drill in den Wasserpflanzen. Wir fischten noch den gesamten Einlauf ab, aber ohne Erfolg. Weiter ging es zu dem Platz, an dem wir einen geeigneten Zeltplatz vermuteten. Wir kamen dort total durchgefroren an und zum Glück fanden wir sehr schnell einen richtig guten Platz mit vielen Pilzen und Blaubeeren. Wir entschiedene uns, dass der eine das Zelt aufbauen sollte und dass der andere in der Zwischenzeit Milchreis mit Blaubeeren zum Aufwärmen zubereitete. 
Nach dem Aufwärmen ging es los zum Hechtfischen. Ich hatte drei Fehlbisse, konnte leider keinen verwandeln und bei Sven wollte es auch nicht laufen. Also gingen wir zum Zelt zurück und machten uns Abendbrot. Es sollte Chiliconcane werden. Leider wurden die Bohnen nicht weich und es war eher eine Tomatensuppe mit Crunch. Es schmeckte genauso wie man sich gedörrte und nicht durchgegarte Bohnen vorstellt.

Tag 12
Am Morgen werden wir wieder durch die Sonne geweckt und kommen auch relativ zügig los. Die Tagesetappe bestand zuerst aus ein paar Seen mit ruhigen Flussabschnitten und endete dann in einer sehr langen Rausche, an deren Ende wir unser Camp aufschlagen wollten. Wir hatten uns entschieden, die Ruten aufgebaut zu lassen, um teilweise in den Seen auf Hecht zu fischen. Schon nach 50m machte Sven seine ersten Würfe und konnte einen halbstarken Hecht über einem Krautfeld erwischen. Im Anschluss befischten wir nochmal den Flusseinlauf vom Vortag. Leider ohne Erfolg. Daraufhin entscheiden wir uns, die Fliegen zu schleppen und Strecke zu machen. Bis auf einen Biss bei Sven blieb aber alles ruhig. 

Am Ende des vorletzten Sees sahen wir mehrere Fische steigen. Die Wasseroberfläche war wieder voll mit Bibios, aber leider entschied sich kein Fisch für unsere Trockenfliegen. Somit fuhren wir weiter, auch die ruhigen Flussabschnitte blieben ohne Fisch. Ich gab das Schleppen nicht auf und wurde am Ende des letzten Sees mit einem kampstarken Hecht, der meiner Fliege doch nicht wiederstehen konnte, belohnt. Nach einem kurzem Drill und Foto schwamm er auch wieder schnell davon.


Wir erreichten das Ende der Tagesetappe, die lange Rausche. Oberhalb hatten wir wieder eine gute Äschenfischerei und jeder fing einige gute Fische. Wir entschieden uns, zwei 40er Äschen für das Abendbrot mitzunehmen und fuhren und treidelten weiter. In einer Stromschnelle etwas unterhalb der ersten Stelle, zog ich die abgesoffene Trockenfliege durch das schnelle Wasser und bekam einen heftigen Einschlag. Eine 46er Äsche bescherte mir im Weißwasser einen richtig schönen Drill. Auch Sven konnte hier in den Mini-Pockets einige gute Fische fangen. Im nächsten Gumpen ging es weiter, fast jeder Wurf gab Fisch. Nachdem jeder mehrere Äschen gelandet hatte, suchten wir einen Zeltplatz, fanden aber zunächst nichts. Somit entschlossen wir uns, die gesamte Rausche herunter zu fahren und am Ende der Rausche weiter zu suchen, um endlich das Zelt aufzubauen. Zu unserer Freude fanden wir einen super Platz direkt am Fluss, mit tollem Ausblick auf den Fluss.



Nachdem das Zelt stand, fischten wir uns den Fluss wieder hoch. Es war einfach unglaublich, wie viele Äschen in diesem Abschnitt waren. Wir konnten noch mehrere Ende 40er Äschen fangen. Fast jeder Wurf gab Fisch. Wir schätzen, dass wir an diesem Tag jeder um die 60 Äschen fangen konnte. Am Abend suchten wir in der Umgebung noch nach Pilzen fürs Abendbrot, fanden aber nur ein zerlegtes Rentier. Zum Glück war kein Fleisch mehr an den Knochen und wir konnten auf unserem Zeltplatz bleiben und mussten keine Sorge vor ungebetenen Gästen haben. Am Abend gab es Kartoffelpüree mit Äsche und Speck. Mehr als Happy über so einen Ausnahmetag schliefen wir glücklich ein.



Tag 13
Wir wurden wieder angenehm von der Sonne geweckt und standen für unsere Verhältnisse früh auf. Die vergangene Nacht war kalt gewesen. Ich machte mich in der Rausche vor unserem Zelt auf die Jagd nach einem Hecht, der am Abend ganz schön Krach gemacht hatte. In einem kleinen Gumpen, an dem wir am Vortag auch Äschen gefangen hatten, fand ich den gut 70er Flusshecht. Schon beim ersten Wurf in den Gumpen vernaschte er meine Fliege. 
Nach diesem schönen Start in den Tag ging es glücklich zurück zum Camp und zum Frühstücken, es gab leckeres Müsli. Wir fischten später noch kurz den Bereich vor unserem Zelt erfolglos mit Trockenfliege ab. Ich zog dann den "Joker", einen schwarzen Wollybugger. Der lieferte auch sofort den ersten Fisch. Anscheinend wollten die Äschen noch keine Trockenfliegen. Jeder von uns fing mit Streamer ein paar +40er Äschen. Wir wollten schließlich weiter, aber direkt am Camp war eine ordentliche Rausche, die mir ohne Spritzschutz und Helm zu doll war. Also trug ich mein Packraft und Rucksack um die Rausche herrum. Sven wollte die Rausche befahren und hatte nur seinen Rucksack bis zum Ende der Rausche getragen. Ich muss gestehen, als Sven die Rausche gefahren ist, sah sie gar nicht mehr so schlimm aus und ich ärgerte mich etwas, dass ich nicht auch gefahren bin...


Wir fuhren weiter und schon nach fünf Minuten wurde der Fluss innerhalb eines ruhigen Bereiches sehr schmal. Hinter der Engstelle lag ein großer, tiefer Gumpen mit einer ordentlichen Rückströmung. Wir hielten an, um diesen Bereich auf Hecht abzufischen. Es schrie hier förmlich nach Hecht. Sven konnte auch gleich einen Hecht auf Sicht anwerfen, aber leider verlor er ihn im Drill. Ich versuchte mein Glück in der Rückströmung des tiefen Gumpens. Schon der erste Wurf in die Strömung brachte ein Riesenmaul zum Vorschein. Ich setzte den Anhieb, die Rute wurde richtig krumm und ein Flussmonster kam zum Vorschein. Der Hecht wälzte sich an der Oberfläche. Im nächsten Moment schoss mir meine Fliege um die Ohren und flog 3m über mir in einen Baum. Zitternd stand ich am Ufer und konnte einfach nicht glauben, dass ich schon wieder einen großen Hecht verloren hatte. Es sollte wohl nicht sein. Wir machten uns auf den Weg. Der Fluss floss hier in eine ca. 10km lange Schleife, in dem wir ein Großteil der Strecke nicht fischen durften. Darum entschieden wir uns für den Landweg. Dieser war nur 2-3 Kilometer breit, mit zwei kleinen Seen, die wir auch paddeln konnten. Also hieß es Rucksack auf den Rücken und Packraft in die Hand.


Am Ende des zweiten Sees fand Sven noch einen Hecht und konnte nicht wiederstehen, diesen mit der Tenkara und einer Chernobylant anzuwerfen. Zwei Zupfer und schon hing der Mitte 40er Hecht.
Am Ende des Landweges waren wir richtig kaputt. Die Sonne brannte und wir schätzten die Temperatur auf 16°C und gefühlte 25°C. Wir waren uns auch nicht mehr so sicher, ob das wirklich eine Abkürzung war. Weiter ging es wieder mit dem Packraft an einer Sami Siedlung vorbei und mit leichtem Gegenwind über einen fünf Kilometer langen See. Nach dem See erreichten wir wieder schnelleres Wasser und fanden bei einer Rausche auch einen sehr guten Zeltplatz.


Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, stellen wir fest, dass wir dort Handyempfang hatten. Wir riefen zuhause an und quatschten eine Runde mit unseren Freundinnen. Wir waren froh, das erste mal nach 11 Tagen wieder was von ihnen zu hören. Bis lang ging die Kommunikation nur via Sattelitentelefon in Form von unseren aktuellen Koordinaten. Nach dem Gespräch und einem leckeren Pudding mit frischen Blaubeeren, ging es nochmal los auf Äsche und Hecht. 
An einer großen Rausche war das Glück Sven nicht holt. Er verhaut mehrere Äschen, als dann doch endlich eine hängen bleibt, kommt sofort ein Hecht, schnappt sich die Äsche und beißt das Vorfach durch. Sven holt schnell seine Hechtrute und wir können es kaum glauben. Er kann den Hecht fangen und dieser hat komischerweise auch seinen Wollybugger im Maulwinkel. Leider ist Sven zu weit weg und es gibt kein Foto von dem tollen Fang. Kurz darauf kann auch ich einige größere Äschen fangen und in der Abenddämmerung beschließen wir, es noch mal in ruhigerem Gewässer auf Hecht zu versuchen. Sven bekommt mehrere Attacken auf seinen 15cm Hechtstreamer, kann aber leider keinen Biss verwandeln. Dann bleibt doch einer hängen und wir sehen mit Erstaunen, dass es sich um einen fetten 41er Barsch handelt. Danach ist der Bann gebrochen und wir fangen noch mehrere Barsche. Das kuriose war, dass die Barsche nicht auf Streamer, die kleiner als 10cm waren, gebissen hatten.


Wir wurden noch mit einem sehr schönen Sonnenuntergang belohnt und gingen mit Kopflampen zurück zum Zelt. Dort angekommen gab es Trekking Nahrung, Couscous mit Hühnchen. Als wir so am Essen waren, meinte Sven so: schau mal in Himmel, die Wolke sieht aber komisch aus! Als ich nach oben schaute konnte ich meinen Augen kaum glauben, die Wolke wurde grün und fing an sich zu bewegen... So aßen wir unser Abendbrot, während über uns die Polarlichter den Himmel verzauberten. Das war ein wunderschöner Abschluss eines tollen Angeltages.



Tag 14
Der Tag fing wieder mit Sonne an. Es gab Bannock und Kaffee zum Frühstück. Die Nacht über hatte ich die bis zu diesem Zeitpunkt schlimmsten schmerzen im Arm. Nach einer Weile ließen die Schmerzen weitestgehend nach und wir konnten weiter. Aufgrund meiner Schmerzen entschlossen wir uns, nochmal einen Landweg einzuschlagen, um somit das Handgelenk und den Arm zu entlasten. 
Wir mussten ca. einen Kilometer flussabwärts fahren, um dann dort das Boot zusammen zu packen und zu laufen. Auf diesem Stück sahen wir mehrere Fische rauben, konnten aber keinen fangen. Sven hatte im ca.2 m tiefen, glasklaren Wasser mehrere Barsche gesehen. Die wollten unsere Fliegen jedoch nicht. Ich nahm meine #5er Rute und suchte den Bereich nochmals ab. Als ich einfach so dahin trieb, sah ich einen großen Barsch unter meinem Bootschatten. Ich ließ den Wollybugger vorsichtig auf seine Tiefe und ließ die Fliege direkt vor dem Maul tanzen. Doch der Barsch regte sich nicht. Ich ließ dann genervt den Wolly auf seinen Kopf tippen und genau das hatte den Ausschlag gegeben. Der Barsch sog meine Fliege ein und war kaum zu halten. Glücklich hielt ich dann einen fetten 41er Barsch in Händen. Nach kurzer Rücksprache mit Sven, entschieden wir uns, dass es den Barsch zum Abendbrot geben sollte. Während wir so redeten, fingen überall Fische an zu steigen und Sven konnte schnell ein paar 45cm lange Renken fangen. Eine dürfte für das Abendbrot mitkommen. Sven konnte noch weitere kleinere Renken und einen ganzen Haufen Äschen fangen. Bei mir blieb wieder mal nichts hängen. Als ich dann nach dem gefühlt 15. Fehlbiss meine Fliege kontrollierte, sah ich schnell was das Problem war. Das Tippet hatte sich am Hakenbogen verknotet und jedes Mal, wenn ein Fisch die Fliege nahm, habe ich sie dem Fisch mit dem Hakenbogen zuerst aus dem Maul gezogen. Das war bzw. ist mir immer noch eine Lehre, öfter die Fliege zu kontrollieren!! Jetzt konnte ich auch ein paar Äschen fangen. Dann ging es an Land und ca. einen Kilometer quer Feldein.
Nach der kurzen Wanderung gab es in der Sonne ein kurzes Nickerchen. Sven war etwas hippelig und suchte das flache Wasser nach Fisch ab. Er fand auch schnell einen Hecht und baute die Tenkara Rute wieder auf. Mit der Chernobyl Ant fing er dann rasch seinen zweiten Tenkarahecht. Im 30cm tiefen Wasser sahen wir noch einen weiteren Hecht. Nach kurzem Zupfen mit der Chernobyl Ant biss auch dieser Halbstarke und ich konnte glücklich meinen ersten Tenkara Hecht in Händen halten.

Weiter ging es über den nächsten See, ein paar Fische waren auch hier am Steigen, aber ließen sich nicht überlisten. Am Ende des Sees im Auslauf, explodierte immer wieder das Wasser. Als wir näher kamen, sahen wir das dort ein ca. 40m großer Weißfischschwarm im Auslauf festsaß und von Barschen und Hechten attackiert wurde. Leider konnten wir bis auf einen Barsch und zwei kleinen Hechten nichts weiter erwischen. Die nun folgende Rausche war für uns zu groß und nicht befahrbar. Wir mussten teilweiße auch das Boot umtragen. Wir sparten uns die Fischerei in der Rausche und fuhren den Fluss weiter. Kurz bevor der Fluss in einen weiteren See mündete, lag noch ein großer tiefer Gumpen. Jeder konnte dort drei Hechte fangen. Beim letzten Wurf stieg wieder ein großer Hecht ein und nach einer starken Flucht durch den Gumpen und einem Spektakel an der Oberfläche, flog mir auch diese Fliege entgegen. Wir fischten noch einige weitere kleinere Rauschen auf Hecht und konnten noch ein paar kleinere fangen.


Nach weiteren nicht zu befahrenen Passagen entschieden wir uns, die Packrafts abzubauen und am Ufer weiter zu gehen. Laut den Satellitenaufnahmen kam jetzt ein 15 Kilometer langer Abschnitt, der nicht gut zu befahren sein soll. In einer Kurve fanden wir einen sehr guten Zeltplatz. Ich hatte Sven versprochen, wenn wir eine Renke fangen, baue ich uns einen Räucherofen und räuchere sie. Also filetierte ich die Fische und legte sie in Salzlake ein. Während dessen baute Sven das Zelt auf. Nachdem wir fertig waren, fingen wir an, uns einen Räucherofen zu bauen. Der Eine schleppte Steine und der Andere holte eine Menge Feuerholz. Zuerst machten wir so viel Feuer im Hobogrill, dass dieser komplett voll mit Glut war. Dann schütteten wir die Glut in ein Erdloch, welches mit Steinen umrahmt war und legten gewässerte Holundersträucher auf die Glut. Darüber kamen die Maränenfilets. Das Ganze wurde mit einem großen Stein zugedeckt und die Ritzen mit Moos zugestopft. Nach ca. 30 min war der Fisch fertig. Zum Abendbrot gab es geratenen Barsch, geräucherte Renke und Bannock. Was soll ich sagen, es war echt richtig lecker. Vollgestopft krochen wir ins Bett.
Tag 15
Am Morgen ist es wieder sonnig und warm. Nach dem das Camp abgebaut ist, gehen wir ca. drei Kilometer am Fluss entlang. Das Gelände könnte nicht besser sein. Wir machen eine Pause und ich konnte einen Hecht von Ende 70 fangen. Bei Sven tat sich leider nichts ...

Das Gelände wird nun wirklich besch*****. Wir müssen über große Steine klettern, die zum Teil mit Bäumen zugewuchert sind, mit Moos bewachsen sind und es stand zwischen den Steinen das Wasser. Wenn es mal keine Steine sind, dann ist es Moor, in dem wir Knöcheltief im Wasser stehen und Sorgen haben, bei jedem Schritt zu versinken. Der dritte Geländetyp ist ein Mix aus beidem. Genau da ist es dann auch soweit, dass wir beide in ein tiefes Loch treten und unsere Füße mit Wasser volllaufen. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir trockenes und ebenes Gelände. Da fällt mir auf, das mein Kescher weg ist. Wir lassen die Rucksäcke liegen und fangen an zu suchen. Nach kurzer Zeit finden wir unsere Spuren nicht mehr und da es zwei Stunden her ist, dass ich den Kescher zuletzt gesehen habe, musste ich ihn schweren Herzens aufgegeben. 
Wir gehen weiter und hören Hundegebell und Schüsse. Das sind die Anzeichen dafür, dass wir nur noch ca. 6 Kilometer von der Straße entfernt sind, uns also der Zivilisation und dem Ende unserer Tour nähern. Wir suchen uns einen Zeltplatz am Bach, um ein letztes mal im Zelt zu schlafen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, gehen wir nochmal fischen und ich konnte noch einen Mitte 70er Hecht landen. Wir beschließen dann, das Fischen einzustellen und uns nochmal zu Waschen und in die Sonne zu legen. Diese letzten zehn Kilometer haben alle Reserven aus uns rausgeholt und wir sind total erschöpft. Nach dem Baden gibt es Couscous mit Gemüse und einen erholsamen Schlaf.


Rückfahrt
Morgens bauten wir rasch das Zelt ab und liefen zur Straße, von wo unser Bus fahren sollte. Wir hatten noch etwas Zeit und ich fischte das Ende des Flusses in der Seemündung aus. Sven hatte keine Lust mehr und so blieben die zwei kleinen Hechte, die noch bissen, für mich. Wir gingen dann zur Bushaltestelle. Laut Google Maps mussten wir dazu eine kleine Seitenstraße runtergehen. Diese entpuppte sich aber als Einfahrt zu einem Wohnhaus. Nach kurzer Verständigung mit dem Besitzer, versuchte er uns auf Norwegisch zu erklären, dass es hier keine Bushaltestelle gibt, sondern nur sein Grundstück und die nächste Bushaltestelle sich ca.10 km weiter die Straße runter befindet.

Wir konnten das nicht glauben und riefen bei der Busgesellschaft an. Diese teilte uns mit, dass wir lediglich an der Straße sitzen müssten und den Bus aufhalten sollten. Gesagt getan und schon saßen wir nach 16 Tagen ohne Zivilisation mit FFP2 Maske im Bus. Welcome Back in der Zivilisation, das war sehr komisch. Mit dem Bus ging es in die nächstgrößere Stadt, in der wir uns einen Leihwagen gemietet hatten und fuhren dann nochmal 100 Kilometer zu unserem Auto zurück. Dort angekommen, luden wir unsere Sachen um. Umgehend ging es wieder zur Autovermietung zurück und anschließend 25 Stunden mit dem Auto zurück nach Deutschland. 

PS: Sven blieb diesen Urlaub wirklich ohne Forelle :D



Ein Bericht von Niklas Nebel für www.fliegenfischer-forum.de - Sommer 2022. Fotos/Copyright: Niklas Nebel, Sven Wolters. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
zurück zu Schweden, Norwegen... | zurück zur Übersicht Reise & Report zurück zur Startseite

Copyright © 2022 | www.fliegenfischer-forum.de  |  DAS Fliegenfischen Online Magazin |  Kontakt