Hier ist ein Bericht über Alexander Szameitat's Hausgewässer: die Lahn

"Die Sommerabende locken kleine Köcherfliegen und Eintagsfliegen an die Oberfläche und mit Ihnen schöne Äschen, Döbel und Bachforellen."
Hier ist nicht die Rede von irgendeiner Traun oder Ache, sondern von der Lahn bei Marburg.
Die Lahn bietet dem Fliegenfischer einen guten Ausgleich, wenn die Flüsse im bayerischen Alpenvorland und andere Kleinode nicht direkt vor der eigenen Haustür liegen. Denn seien wir mal ehrlich, was bringt es ständig dem letzten Angelurlaub hinterherzutrauern oder hoffnungsvoll auf den nächsten zu warten ? Die meiste Zeit sind wir gezwungen die Gewässer vor unserer Haustür zu befischen und hier das Beste zu geben, um den einen oder anderen Fisch zu fangen.

So gesehen habe ich es mit der Lahn gar nicht mal schlecht, denn hier hat der Fliegenfischer normalerweise immer die Möglichkeit, mit der Fliege einen Fisch zu fangen - manchmal sogar richtig gute. Das kann nicht jeder von sich behaupten, einige müssen durchaus mal hundert Kilometer oder mehr fahren, um eine Äsche oder Bachforelle zu fangen. Deshalb finde ich, sollte man sich ein wenig in Bescheidenheit üben und nicht ständig den Superlativen hinterherjagen. Im Grunde ist es doch schon in Ordnung, wenn man abends rausgeht um mit der Trockenfliege einen Fisch zu fangen und einem das in der Regel auch gelingt.
Die Lahn bei Marburg ist im Schnitt 10-15 m breit und läßt sich faßt überall gut bewaten. Eine Wathose ist im Grunde nirgends nötig. Die flacheren und engeren Stücke fließen zum Teil recht schnell, andere Strecken scheinen nahezu zu stehen.

Dem Gastangler steht die Lahn ab dem Lahn-Ohm Zusammenfluß bei Cölbe zur Verfügung sowie die Ohm ab dieser Stelle aufwärts, bis einige Kilometer unterhalb von Kirchhain. Dieser obere Teil von Lahn und Ohm ist für den Gastfliegenfischer gleichzeitig der interessanteste, obwohl ihm im eigentlich einige Kilometer, bis hin nach Niederwalgern, zur Verfügung stehen.
Im Stadtgebiet von Marburg eignen sich zum Fliegenfischen in erster Linie die Wehre in Wehrda (nähe Einkaufszentrum Wehrda), das "Afföller-Wehr" in der Nähe der Stadtautobahnausfahrt Nord sowie die Strecke ab der Stadtautobahnausfahrt "Gisselberger Str." bis Ortsausgang Marburg. Im Stadtgebiet sollte man sich jedoch darauf einstellen, daß man nie alleine ist. Radfahrer, Fußgänger, Inliner und sonnenanbetende Studenten finden sich eigentlich überall. Wen das nicht stört, der kann gerade am Afföller-Wehr sicherlich gute Fische fangen und sollte unbedingt die etwa einen Kilometer unterhalb einlaufende "Rennstrecke" besuchen. Diesen Einlauf erreicht man, wenn man vom Hauptbahnhof Marburg Richtung Stadtmitte fährt, direkt hinter der Elisabethkirche links abbiegt, an der nächsten Kreuzung wieder links und nach etwa hundert Metern rechts abbiegt. Die "Rennstrecke" ist ein flacher und schneller Flußabschnitt mit kleinen Betonhindernissen (ursprünglich für Kanufahrer), in dessen Rückläufen immer mit passablen Äschen gerechnet werden muß. Überhaupt würde ich die Äsche als den eigentlichen Salmonidenvertreter in der Lahn bezeichnen. Bachforellen fängt man zwar auch häufiger, doch handelt es sich hierbei meist um frisch eingesetzte um die 20 und 25 cm. Bachforellen sind bei den Spinn- und Wurmanglern zu beliebt, so daß sie selten Größen über 40 cm erreichen. Äschen sind in der Regel 25-35 cm groß, wobei auch Fische zwischen 40 und 45 cm und darüber möglich sind. Richtige Riesen kann der Döbelfreund mit etwas Glück landen, da dieser Fisch bei den heimischen Fischern gewöhnlich nicht auf der Speisekarte zu finden ist. Dazu gehört zwar ein wenig Glück, aber ich fange eigentlich jedes Jahr Fische zwischen 40 und 60 cm.

Als kleinen Geheimtip sehe ich das Stück Stadtautobahnausfahrt "Gisselberger Str." abwärts, bis zur nächsten Straßenbrücke. Hier verirrt sich nämlich so gut wie niemand hin, obwohl hier wirklich gute Äschen und Döbel stehen. An diesem Stück fing ich vor einigen Jahren meinen allerersten "Fliegenfisch" überhaupt - weiß ich noch wie heute.

Wer den Rummel nicht so mag und lieber seine Ruhe beim fischen hat, sollte sein Glück im Bereich Cölbe, angefangen beim Lahn-Ohm Zusammenfluß bis hinunter zur Straßenbrücke am Ortseingang von Cölbe, versuchen. Wer über das Wochenende bleiben möchte findet in Cölbe auch Pensionen zu vernünftigen Preisen. Außerdem ist es von dort nicht weit ans Wasser und Sie haben gleichzeitig am geographischen Mittelpunkt Europas genächtigt, das ist allerdings eine ganz andere Geschichte.
Die Cölber Strecke wechselt ständig mit flachen und tiefen Strecken, schnellen und fast stehenden. Breite Rauschen, vereinzelte Gumpen und Rückläufe beherbergen wirklich gute Fische und ermöglichen nahezu jedem einen guten Fang.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall so unauffällig wie möglich zu waten, gerade die besseren Fische sind so doch leichter zu fangen. In den flachen und schnellen Bereichen fangen Goldkopfnymphen ganz ordentlich, wenn sie quer stromab geworfen und zur Flußmitte auspendelnd gefischt werden. Fischen Sie ruhig mit 15-20 m Schnur im voraus. In den tieferen Bereichen nymphen Sie besser stromauf mit Bißanzeiger. Trockenfliegen sollte man auf jeden Fall benutzen, wenn Fische steigen, denn selbst größere Fische sind nicht steigfaul, sondern nehmen gerne die angebotenen Happen. Da die Lahn nicht gleichmäßig gut mit Fischen gefüllt ist, sollten Sie diese Steigphasen unbedingt nutzen, um die Standplätze der Fische auszumachen. Dies hilft ungemein, wenn trocken mal gar nichts geht. Sie können sowohl quer stromauf fischen oder, wenn Sie es etwas gemütlicher möchten, mit gestoppten Würfen stromab.
Am leichten Gerät wird hier jeder seine Freude haben. Ruten der Klassen 4 und 5 sind vollkommen ausreichend, Sie sollten Rutenlängen ab 2,70 m den Vorzug geben, da die Ufer zum Teil recht stark und hoch bewachsen sind.

Folgende Fliegen sollten Sie unbedingt dabei haben:
Bei Trockenfliegen fangen sowohl die Adams, Mosquito als auch die Orange Tag gleichermaßen gut. Sie sollten auch Parachute BWO's dabeihaben und einige CDC-Fliegen mit rauchbraunen oder grauen Schwingen und hellen oder olivfarbenen Körpern (ich bevorzuge Cavex-Duns nach Roman Moser). Döbelfischer sollten buschige schwarze Duns und einige Irresistibles oder Wulff-Fliegen einpacken. Abends gehen kleine 14er und 16er Buck Caddis.
Bei Nymphen sind die Goldkopfnymphen ganz klar Favoriten. Ich benutze am liebsten 16er und 14er mit Hasenohr und Goldrippung oder Nymphen mit Körpern aus Light&Bright (pfaufarben und gelb). Eine Arthofer fängt eigentlich auch immer und Bachflohkrebse oder Nymphen mit einem Latexstreifen gehen auch. Meine Fliegentips sollten Sie nicht als "Allheilmittel" sehen. Wenn Sie vier Fliegenfischer fragen, werden Sie vier verschiedene Meinungen hören und können stundenlange Diskussionen führen oder einfach diese Allroundmuster mitnehmen, den Rest selber ausprobieren und die Stunden zum fischen nutzen.
2-Tageskarten und anderen Fliegenfischerkrams gibts beim Angel-Shop-Hamm in Lahntal-Goßfelden für DM 25,--.
Wenn Sie ihren Lahnbesuch mit einem Grundkurs im Fliegenfischen verbinden möchten, können Sie dort einen solchen buchen.

Tight lines wünscht Alexander Szameitat !

Für weitere Tips, Erfahrungsaustausch oder Wegbeschreibungen können Sie mir einfach mailen unter (über die Redaktion).



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