"Die Sommerabende locken kleine Köcherfliegen
und Eintagsfliegen an die Oberfläche und mit Ihnen schöne Äschen,
Döbel und Bachforellen."
Hier ist nicht die Rede von irgendeiner Traun
oder Ache, sondern von der Lahn bei Marburg.
Die Lahn bietet dem Fliegenfischer einen guten
Ausgleich, wenn die Flüsse im bayerischen Alpenvorland und andere
Kleinode nicht direkt vor der eigenen Haustür liegen. Denn seien wir
mal ehrlich, was bringt es ständig dem letzten Angelurlaub hinterherzutrauern
oder hoffnungsvoll auf den nächsten zu warten ? Die meiste Zeit sind
wir gezwungen die Gewässer vor unserer Haustür zu befischen und
hier das Beste zu geben, um den einen oder anderen Fisch zu fangen.
So gesehen habe ich es mit der Lahn gar nicht
mal schlecht, denn hier hat der Fliegenfischer normalerweise immer die
Möglichkeit, mit der Fliege einen Fisch zu fangen - manchmal sogar
richtig gute. Das kann nicht jeder von sich behaupten, einige müssen
durchaus mal hundert Kilometer oder mehr fahren, um eine Äsche oder
Bachforelle zu fangen. Deshalb finde ich, sollte man sich ein wenig in
Bescheidenheit üben und nicht ständig den Superlativen hinterherjagen.
Im Grunde ist es doch schon in Ordnung, wenn man abends rausgeht um mit
der Trockenfliege einen Fisch zu fangen und einem das in der Regel auch
gelingt.
Die Lahn bei Marburg ist im Schnitt 10-15 m breit
und läßt sich faßt überall gut bewaten. Eine Wathose
ist im Grunde nirgends nötig. Die flacheren und engeren Stücke
fließen zum Teil recht schnell, andere Strecken scheinen nahezu zu
stehen.
Dem Gastangler steht die Lahn ab dem Lahn-Ohm
Zusammenfluß bei Cölbe zur Verfügung sowie die Ohm ab dieser
Stelle aufwärts, bis einige Kilometer unterhalb von Kirchhain. Dieser
obere Teil von Lahn und Ohm ist für den Gastfliegenfischer gleichzeitig
der interessanteste, obwohl ihm im eigentlich einige Kilometer, bis hin
nach Niederwalgern, zur Verfügung stehen.
Im Stadtgebiet von Marburg eignen sich zum Fliegenfischen
in erster Linie die Wehre in Wehrda (nähe Einkaufszentrum Wehrda),
das "Afföller-Wehr" in der Nähe der Stadtautobahnausfahrt Nord
sowie die Strecke ab der Stadtautobahnausfahrt "Gisselberger Str." bis
Ortsausgang Marburg. Im Stadtgebiet sollte man sich jedoch darauf einstellen,
daß man nie alleine ist. Radfahrer, Fußgänger, Inliner
und sonnenanbetende Studenten finden sich eigentlich überall. Wen
das nicht stört, der kann gerade am Afföller-Wehr sicherlich
gute Fische fangen und sollte unbedingt die etwa einen Kilometer unterhalb
einlaufende "Rennstrecke" besuchen. Diesen Einlauf erreicht man, wenn man
vom Hauptbahnhof Marburg Richtung Stadtmitte fährt, direkt hinter
der Elisabethkirche links abbiegt, an der nächsten Kreuzung wieder
links und nach etwa hundert Metern rechts abbiegt. Die "Rennstrecke" ist
ein flacher und schneller Flußabschnitt mit kleinen Betonhindernissen
(ursprünglich für Kanufahrer), in dessen Rückläufen
immer mit passablen Äschen gerechnet werden muß. Überhaupt
würde ich die Äsche als den eigentlichen Salmonidenvertreter
in der Lahn bezeichnen. Bachforellen fängt man zwar auch häufiger,
doch handelt es sich hierbei meist um frisch eingesetzte um die 20 und
25 cm. Bachforellen sind bei den Spinn- und Wurmanglern zu beliebt, so
daß sie selten Größen über 40 cm erreichen. Äschen
sind in der Regel 25-35 cm groß, wobei auch Fische zwischen 40 und
45 cm und darüber möglich sind. Richtige Riesen kann der Döbelfreund
mit etwas Glück landen, da dieser Fisch bei den heimischen Fischern
gewöhnlich nicht auf der Speisekarte zu finden ist. Dazu gehört
zwar ein wenig Glück, aber ich fange eigentlich jedes Jahr Fische
zwischen 40 und 60 cm.
Als kleinen Geheimtip sehe ich das Stück Stadtautobahnausfahrt "Gisselberger Str." abwärts, bis zur nächsten Straßenbrücke. Hier verirrt sich nämlich so gut wie niemand hin, obwohl hier wirklich gute Äschen und Döbel stehen. An diesem Stück fing ich vor einigen Jahren meinen allerersten "Fliegenfisch" überhaupt - weiß ich noch wie heute.
Wer den Rummel nicht so mag und lieber seine Ruhe
beim fischen hat, sollte sein Glück im Bereich Cölbe, angefangen
beim Lahn-Ohm Zusammenfluß bis hinunter zur Straßenbrücke
am Ortseingang von Cölbe, versuchen. Wer über das Wochenende
bleiben möchte findet in Cölbe auch Pensionen zu vernünftigen
Preisen. Außerdem ist es von dort nicht weit ans Wasser und Sie haben
gleichzeitig am geographischen Mittelpunkt Europas genächtigt, das
ist allerdings eine ganz andere Geschichte.
Die Cölber Strecke wechselt ständig
mit flachen und tiefen Strecken, schnellen und fast stehenden. Breite Rauschen,
vereinzelte Gumpen und Rückläufe beherbergen wirklich gute Fische
und ermöglichen nahezu jedem einen guten Fang.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall so unauffällig
wie möglich zu waten, gerade die besseren Fische sind so doch leichter
zu fangen. In den flachen und schnellen Bereichen fangen Goldkopfnymphen
ganz ordentlich, wenn sie quer stromab geworfen und zur Flußmitte
auspendelnd gefischt werden. Fischen Sie ruhig mit 15-20 m Schnur im voraus.
In den tieferen Bereichen nymphen Sie besser stromauf mit Bißanzeiger.
Trockenfliegen sollte man auf jeden Fall benutzen, wenn Fische steigen,
denn selbst größere Fische sind nicht steigfaul, sondern nehmen
gerne die angebotenen Happen. Da die Lahn nicht gleichmäßig
gut mit Fischen gefüllt ist, sollten Sie diese Steigphasen unbedingt
nutzen, um die Standplätze der Fische auszumachen. Dies hilft ungemein,
wenn trocken mal gar nichts geht. Sie können sowohl quer stromauf
fischen oder, wenn Sie es etwas gemütlicher möchten, mit gestoppten
Würfen stromab.
Am leichten Gerät wird hier jeder seine
Freude haben. Ruten der Klassen 4 und 5 sind vollkommen ausreichend, Sie
sollten Rutenlängen ab 2,70 m den Vorzug geben, da die Ufer zum Teil
recht stark und hoch bewachsen sind.
Folgende Fliegen sollten Sie unbedingt dabei haben:
Bei Trockenfliegen fangen sowohl die Adams, Mosquito
als auch die Orange Tag gleichermaßen gut. Sie sollten auch Parachute
BWO's dabeihaben und einige CDC-Fliegen mit rauchbraunen oder grauen Schwingen
und hellen oder olivfarbenen Körpern (ich bevorzuge Cavex-Duns nach
Roman Moser). Döbelfischer sollten buschige schwarze Duns und einige
Irresistibles oder Wulff-Fliegen einpacken. Abends gehen kleine 14er und
16er Buck Caddis.
Bei Nymphen sind die Goldkopfnymphen ganz klar
Favoriten. Ich benutze am liebsten 16er und 14er mit Hasenohr und Goldrippung
oder Nymphen mit Körpern aus Light&Bright (pfaufarben und gelb).
Eine Arthofer fängt eigentlich auch immer und Bachflohkrebse oder
Nymphen mit einem Latexstreifen gehen auch. Meine Fliegentips sollten Sie
nicht als "Allheilmittel" sehen. Wenn Sie vier Fliegenfischer fragen, werden
Sie vier verschiedene Meinungen hören und können stundenlange
Diskussionen führen oder einfach diese Allroundmuster mitnehmen, den
Rest selber ausprobieren und die Stunden zum fischen nutzen.
2-Tageskarten und anderen Fliegenfischerkrams
gibts beim Angel-Shop-Hamm in Lahntal-Goßfelden für DM 25,--.
Wenn Sie ihren Lahnbesuch mit einem Grundkurs
im Fliegenfischen verbinden möchten, können Sie dort einen solchen
buchen.
Tight lines wünscht Alexander Szameitat !
Für weitere Tips, Erfahrungsaustausch oder Wegbeschreibungen können Sie mir einfach mailen unter (über die Redaktion).