Unterwegs im Balkan - Fliegenfischen an der herrlichen Krušnica Ein Reisebericht von Frank Müller |
Die
Krušnica vom Rande des Talkessels
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„Quick, come here. Nice brown trout.“ ruft mich Ani zu sich herüber. In der Mitte des Flusses liegt ein Felsbrocken mit ca. 3 Metern Durchmesser, etwa einen Meter unter der Wasseroberfläche. Vor dem Fels sehe ich einen grauen Schatten in der Strömung tänzeln. Der Fisch, eine ordentliche Bachforelle, nympht unaufgeregt vor sich hin. Während ich noch mit Ani diskutiere, wie ich den Fisch am besten anwerfe, sehe ich im Winkel meines Sehfeldes, wie ein zarter Ring vor dem Fels auszulaufen beginnt. Die ca. 55cm große Bachforelle fängt an zu steigen – perfekt! Das schreit nach meiner Duck’n’Buck Caddis, die mir während meines Aufenthaltes in Calgary am Bow River schon einige schöne Fische beschert hatte und seitdem ein treuer und fängiger Begleiter in meiner Fliegendose ist und war. Doch wie werfe ich den Fisch am besten an, um ihn nicht zu vergrämen. Hinter und seitlich von ihm sind auf dem hohen Ufer der Krušnica Bäume gewachsen. Also muss ich ihn wohl oder übel von vorne anfischen. Die Distanz beträgt ca. 20 Meter. Die Schnur sollte in losen Klängen auf dem Wasser landen, damit die Caddis nicht gleich zu dreggen beginnt. Ich positioniere mich entsprechend auf dem Hochufer und strippe die nötige Fliegenschnur von meiner Rolle. Dann werfe ich parallel zum Ufer, bis ich die Schnurmenge in der Luft halte. Beim letzten Vorschwung werfe ich einen Bogen in die Schnur und beginne mit der Wurfhand, kleine Kurven in die Schnur zu werfen. Der Wald hinter mir ist keine große Hilfe bei der Präsentation. Die Duck’n’Buck Caddis landet ca. drei Meter vor dem Fels sanft auf dem Wasser, beginnt aber sofort zu dreggen, da sich die Fliegenschnur am Ufer in den Wasserpflanzen verfängt. Die Forelle scheint davon nichts mitbekommen zu haben. Gott sei Dank. Ich strippe die lose Fliegenschnur wieder ein und bereite mich auf eine erneute Präsentation vor. Der nächste Wurf kommt ähnlich perfekt wie der erste Wurf, nur diesmal achte ich auf die Wasserpflanzen knapp zweieinhalb Meter unter mir. Die Caddis treibt auf den Fisch zu, die Forelle bemerkt die Fliege und beginnt zu steigen. Nur noch zwei bis drei Zentimeter unter der Fliege ist die Forelle und lässt sich mit der Fliege abtreiben. Langsam geht mir die Schnur aus, dann würde die Fliege unweigerlich zu dreggen beginnen und den stattlichen Fisch wahrscheinlich vergrämen. Doch genau kurz bevor die Fliege zu dreggen beginnt, wirkt der Zauber der Duck’n’Buck Caddis und die Bachforelle schlürft das Muster ganz ohne Argwohn ein. Ich warte einen kurzen Moment ab und schlage an. Kein Widerstand. Wieso? Was habe ich falsch gemacht? Das Vorfach war genau am Knoten gerissen. Schade. Doch die Forelle sollte keine Probleme mit der Fliege haben. Ich binde meine Duck’n’Buck Caddis ausschließlich auf nadelscharfe und vor allem widerhakenlose Haken der Marke Maruto aus Japan... |
Oben: Vielversprechender
Zug im Oberlauf der Krušnica – voll mit Äschen
Unten: Bilder 3 - 7: Unterwasserbilder von Ani’s Freund Michal Piskula |
Doch
wo befinde ich mich eigentlich? Ich befinde mich an der wunderschönen
Krušnica im Norden von Bosnien- Herzegowina, nahe der Stadt Bosanska Krupa.
Jetzt werden Sie sich wahrscheinlich fragen, wie um alles in der Welt kommt
man auf die Idee, in der ehemaligen Kriegsfront des Jugoslawienkrieges
Urlaub zu machen? Ganz einfach. Der Münchner Sportanglerverein „Die
Isarfischer e.V.“ unterhält eine Vereinspartnerschaft mit dem Verein
„U.S.R. Krušnica“. Der U.S.R. Krušnica bewirtschaftet aber nicht nur die
Krušnica, sondern auch einen idyllisch gelegenen Waldsee mit gigantischen
Karpfen (speziell Silber- und Marmorkarpfen) und die Una (einen ca. 100
Meter breiten, wunderschönen Fluss).
In
diesem Bericht beschränke ich mich jedoch auf die Krušnica, da dieses
Gewässer ideal ist, um verschiedenste Fliegenmuster zu testen. Das
Pro Team von Yangoo Flyfishing, dem ich angehöre, nutzte den Ausflug,
um verschiedene klassische Muster und Neuentwicklungen zu testen. Das glasklare
Wasser der Krušnica ist dazu wie geschaffen, um die Reaktionen der Fische
auf die Fliegen zu beobachten. Die Krušnica entspringt in einem Tal nahe
der Stadt Bosanska Krupa und mündet nach ca. 6,5 Kilometern in die
Una. Die Krušnica wird aus einem tiefen Quelltopf gespeist. Direkt am Quelltopf
werden der Krušnica ca. ¼ ihrer Wassermenge zur Stromerzeugung abgezapft
um dann anschließend ca. 150 Meter unterhalb, dem Fluss wieder zugeführt
zu werden.
Die ersten 150 Meter der Krušnica im August 2010 – die Wasserentnahme zur Stromgewinnung ist – selbst bei Niedrigwasser – nicht zu spüren => |
Dieses
Kraftwerk wurde um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts von Österreichern
gebaut. Damals, als noch keine Straße in das Tal führte, diente
es auch als Hotel; die Gäste wurden mit Booten dorthin transportiert.
Wie idyllisch und ruhig mag es wohl damals gewesen sein? Trinkwasserprobleme
hatten Sie ganz sicher nicht, denn das Wasser der Krušnica ist auch heute
immer noch sauberer als Trinkwasser. Analysen, die mein Freund Werner in
München in Auftrag gegeben hat, brachten erstaunliches zu Tage. Das
Wasser der Krušnica ist zehnmal sauberer als das Wasser, das in Deutschland
aus dem Wasserhahn fließen darf. Der Analytiker hatte noch nie solch
sauberes Wasser in den Händen. Demnach kann man bedenkenlos beim Angeln
das Wasser im Fluss trinken.
Diese hervorragende Wasserqualität ist meiner Meinung nach auch der Schlüssel zu dem gewaltigen Fischbestand der Krušnica. Überall sieht man kleine Forellen und Äschen und unter zwei von drei Steinen lebt eine Mühlkoppe. <= Eine der zahlreich vorkommenden Mühlkoppen der Krušnica |
Das Insektenleben ist ebenso mehr als erwähnenswert. Köcherfliegen bauen wahre Burgen von mehr als 100 Einzeltieren. Die Stein- und Eintagsfliegen sowie Bachflohkrebse vervollständigen die Diät der Fische im Fluss. Ani erzählt von jährlich im Juni – Juli (je nach Wetterlage) vorkommenden Schlüpfen von fingerlangen Steinfliegen. |
Oben: Kapitale
Bachforelle aus der Krušnica im Drill
Unten: Geschafft! Nach einer kurzen Fotografie wird der Fisch schonend in sein Element entlassen. |
Die
Krušnica wandelt ihr Bild von der Quelle bis zur Mündung stark. Die
Quelle der Krušnica liegt unterirdisch in einer Höhle. Mein Freund
Ani hat dort schon des Öfteren Tauchgänge unternommen und eine
nicht näher beschriebene Grottenolmart entdeckt. Von der Quelle stromab
fließt die Krušnica wie ein Mittelgebirgsbach über mehre natürliche
Schwellen und hat eine relativ hohe Strömung. Dieser Abschnitt ist
etwa 400 – 500 Meter lang. Anschließend schlängelt sie sich
wie ein englischer Kreidefluss der Mündung entgegen. Im Durchschnitt
ist die Krušnica etwa 10 – 15 Meter breit und hat einen hohen Unterwasserpflanzenbestand.
Das saubere, pflanzen- und nahrungsreiche Wasser der Krušnica fördert
geradezu das Wachstum der Forellen und Äschen. Es gibt übrigens
nur Bachforellen, Äschen und aus alten Besatzmaßnahmen einige
wenige Bachsaiblinge in der Krušnica. Die Forellen werden selbst in der
eigenen Fischzucht gezogen. Als Elterntiere kommen nur autochthone Bachforellen
aus der Krušnica in Frage. So bleibt eine Reinerhaltung des Bestandes gewährleistet.
Fänge von Bachforellen mit bis zu 20 Pfund sind in der Krušnica glaubhaft belegt und Tauchgänge meines Freundes Ani belegen dies und den Fischreichtum der Krušnica. So gibt es gigantische Äschenschulen und kapitale Bachforellen sowie vereinzelte Huchen, die aus der Una heraufziehen um in der Krušnica zu fressen. |
Oben: Eine
der zahlreichen Äschen der Krušnica
Unten: Eine der vielen 50+ Bachforellen an ihrem Einstand |
In
der Zeit, in der das Pro Team von Yangoo Flyfishing die Krušnica befischt
hat, waren die bereits erwähnte Duck’n’Buck Caddis, sowie kleine und
kleinste Trockenfliegen, sowie verschieden beschwerte, klassische Nymphen
in mittlerer und kleiner Größe erfolgreich.
Für nähere Informationen zur Fischerei können Sie mich gerne kontaktieren (über die FF-Forum-Redaktion) und finden weiterführende Informationen auf der Homepage von Ani (www.una-discovery.org) Nachfolgend finden Sie weitere Impressionen von der Krušnica: |
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Ein Report von Frank Müller für www.fliegenfischer-forum.de - Oktober 2010. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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