Für Flugangler, die die Herausforderung an einem Wald- und Wiesengewässer suchen 
Mit der Fliege auf der Pirsch an der Körsch
Von Gottfried Welz*
Obwohl die Körsch seit über 20 Jahren zu den Fischgewässern des Fischereivereins Esslingen gehört, ist sie vielen Petrijüngern nur wenig bekannt – und Fluganglern eigentlich gar nicht. Dabei stellt sich für Fliegenfischer, die die Herausforderung suchen, der naturnahe Wald- und Wiesenbach heute zwischen der Nellinger Talmühle bis praktisch zur Neckarmündung als ein prima Brevier in unserer Region dar. 
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Ein gewisses Gefühl von Wildromantik beschleicht mich: ein Stockentenpaar frönt dem kühlen Nass und schwimmt gemütlich von einem Ufer zum anderen; nur kurze Zeit später erspähe ich einen scheuen Eisvogel, der daher fliegt und Deckung in einer Schwarzerle sucht. Angesichts der für mich eindrucksvollen Naturbeobachtungen halte ich weiter inne und blicke ins Rund. Ich stehe mit Wathose und Watschuhen bewappnet in der Körsch, so etwa 100 Meter unterhalb der Forellenzucht Pöschel. Und meine Geduld wird wieder belohnt. Zuerst flattert gemächlich eine Märzbraune an mir vorbei. Danach eine cremefarbene Eintagesfliege, meinen Vermutungen nach eine Baetis Rhodani. Ich freue mich ob dem Gesehenen und wende mich wieder der Fischerei zu; hebe meine kurze 4er, 6 ½-Fuß-Orvis-Fliegenrute mit mittlerer Aktion wieder an. Ich  bringe sie in die Ein-Uhr-Stellung bis meine 5er WF-Flugschnur schön durchhängt und schwinge sie zügig-dynamisch, flussab und diagonal in Richtung rechtes Ufer nach vorn. Die Schnur rollt sich schön ab und mein selbst gebundener schwarz-weisser Clouser’s Minnow taucht 5, 6 Meter von mir entfernt ins recht klare, nicht ganz 50 Zentimeter tiefe Wasser ein. Und zwar genau dort, wo ich ihn hin haben wollte. Hier fließt die Körsch nach einer kleinen Steinrausche wieder etwas gemächlicher. 
Durch die Strömung streckt sich die Schnur und mein dahin treibender sowie zwischenzeitlich mehr und mehr abgesunkener, nicht ganz 5 Zentimeter langer Minnow nimmt Geschwindigkeit auf, driftet in die Death Zone – während ich gespannt-ruhig  auf einen möglichen Biss warte. Nix isses, keine Ruckler, die meine Gerte durchfahren, wie etwa an einem anderen Körsch-Abschnitt, den ich etwa eine Stunde zuvor befischt hatte (und den ich später beschreibe). Doch macht nichts, denke ich mir. Vielleicht klappt es ja noch. 
Foto rechts: Oberhalb der Forellenzucht Pöschel wurde gerade eine Montana- Nymphe eingeworfen.
Ich wate weiter. Wie auf der Pirsch mit  möglichst unauffälligen Schritten, was an der Körsch als mittelgroßer Wald- und Wiesenbach unabdingbar ist, um die Fische nicht zu verscheuchen. Dazwischen halte ich inne und mache an Stellen, wo Fische stehe könnten, Rollwürfe und überall dort, wo möglich, Überkopfwürfe. Und tatsächlich. Etwa 20 Meter weiter abwärts, in einer ausgespühlten Rinne konnte eine nicht ganz 40er Bachforelle meinem Minnow nicht widerstehen; drille sie freudig. 
Linkes Bild: Eine recht stattliche Bachforelle wurde in einem Pool an der Deizisauer Strecke mit einer Flohkrebsimitation überlistet.
Durchgängies Waten möglich
An diesem Körsch-Abschnitt kann man durchgängig waten – bis auf das Wehr an der Brücke bei Pöschels‘ Forellenzucht, das noch im Sommer 2002 das Zeitliche segnet, weil es dem Bagger zum Opfer fällt, abgerissen wird. Statt dessen gibt es dann eine rauhe Rampe, womit für praktisch eine Durchgängigkeit der gesamten Körsch gesorgt ist und die Fische ungehindert auf- und bis zur Neckarmündung bei Deizisau absteigen können. Bei der Forellenzucht parke ich auch mein Auto. Von dort aus unternehme ich meine Körsch-Streifzüge an diesem Abschnitt flußauf- und -abwärts.
Teils sind die Ufer an diesem Abschnitt steil, teils flach. Als Abschnitt bezeichne ich jene Stelle so rund 150 Meter hinter der Strassenbrücke Denkendorf in Richtung Köngen bis flussabwärts etwa zum Klärwerk Ortsende Denkendorf, dem Industriegebiet in Richtung Deizisau. Hier wurde die Körsch streckenweise begradigt, und zwar größtenteils mit Steinstickungen. Rauschen und kleinere beruhigte, etwas tiefere Zonen wechseln sich ab. Die Breite der Körsch variiert hier zwischen 2 und 4 Metern. Der Untergrund besteht aus größeren und kleineren Steinen aus Kalk und Sandstein. 

Ich finde diesen Abschnitt mit einer Gesamtlänge von über 1 Kilometer Länge aufgrund seiner Bewatbarkeit (auch nur mit hüfthohen Watstiefeln) als Fliegenfischerstrecke ganz prima. Auch habe ich die Natur dort immer genossen. Allerdings stellt dieser, wie an der Körsch überhaupt, an den Flugangler schon gewisse Herausforderungen dar. Mit den nicht gerade üppigen Abmessungen einerseits und die in das Gewässer hineinragenden Bäumen sowie Streuchern andererseits muss man zurecht kommen. Ich habe schon etliche Fliegen verloren, weil sie sich im Geäst verfangen haben. Vielleicht wollte ich aber auch einfach Zuviel; hätte doch lieber einen Rollwurf anstelle eines Überkopfwurfs anbringen sollen. Aber egal. Auf jeden Fall sollte man sich eine kurze Fliegenrute zulegen, so um die 2 Meter, also eine Gerte zwischen 6 und 7 Fuss, was ich auch gemacht habe. Noch letztes Jahr hatte ich mit einer 8 ½ Fuss-Rute gefischt. Dabei brach mir einmal die Spitze ab. Andererseits hatte ich bei dieser Rute immer das Gefühl, dass das Teil für die Fliegenfischerei an einem Wald- und Wiesenbach ganz einfach zu lang ist.
Bleiben wir noch kurz noch an diesem Körsch-Abschnitt, der es mir als Fliegenfischer persönlich sehr angetan hat, obwohl ich dort noch nie eine Bachforelle jenseits der 50er-Marke käschern konnten, wohl auch deshalb, weil es hier – anders als an anderen Streckenabschnitten – keine größeren, tieferen Gumpen gibt. Mein schwarz-weiser Clouser’s Minnow ist an dieser, ich nenne sie einfach einmal “Pöschel-Strecke”, meine Lieblingsfliege. Ein Grund ist: ich bin ein begeisterter Streamer-Fan. Ein anderer: der Clouser’s Minnow kommt durch die gewichtigen Kettenaugen in Zylinderform schnell auf Tiefe; trotzdem habe ich wenige Hänger, weil er durch seine asymmetrische Gewichtsverteilung Upside-Down fischt. Das heißt, im Wasser zeigt der Hakenbogen nach oben. Vor allem bei klarem Wasser ist der Clouser’s Minnow eine Wucht, aber auch bei leicht angetrübtem Wasser ist er immens fängig. Bei sichtlich trüberem Körsch-Wasser sowie bei den später noch beschriebenen Körsch-Gumpen, kommt meine zweite Streamer-Variante zum Zug – und zwar der schwarze Wooly Bugger beziehungsweise der Wooly Worm. 

Gleichwohl ich mich als Streamer-Fan bekenne, beginne ich nicht immer gleich mit dem Minnow oder mit dem Whooly zu fischen. Vielmehr knüpfe ich zumeist zuerst eine Nymphe (braune oder graue Hare Ears Goldkopf-Nymphe, eine 14er Pheasant Tail, einen Bachflohkrebs oder eine Montana) als Fliege an mein etwa rutenlanges Vorfach. Merke ich dass nichts geht, dann erst steige ich auf einen Streamer um. 

Nebenbei bemerkt benutze ich fast immer ein schwimmendes Airflow-Vorfach an dessen Ende ich einen super-kleinen Metallring knüpfe. An diesen kommt dann je nach Fliege ein Stück Monofil von Stroft (GTM) von ungefähr 50 bis 60 Zentimetern Länge. Streamere ich, dann verwende ich eine Monfil-Schnurstärke von mindestens 20 Millimeter. Bei den Nymphen, Bachflohkrebschen oder auch bei einer Trockenen nehme ich ein 16er Monofil gleicher Länge, jedoch immer meine 5er WF-Flugschnur.
Foto: Eine Bachforelle im Drill; gestreamert mit einem schwarzen Wooly-Worm. 
Tiefe Gumpen – viele Fische
Kommen wir nun zu den anderen Körsch-Streckenabschnitten, an denen ich mit der Fliege auf die Pirsch gehe. Sowohl die Fischerei als auch die Gewässerbegebenheiten sind an beiden Abschnitten ähnlich. Den erste bezeichne ich einfach mal als “Nellinger Strecke”. Dies reicht von der oberen Gewässergrenze der FVE-Pachtstrecke, der Nellinger Talmühle, bis zum Parkplatz des Denkendorfer Freibades und hat eine Länge von annähernd 1,5 Kilometer. Der zweite befindet sich zwischen Denkendorf und Deizisau; die Strecke, die ich dort befische ist rund 800 Meter lang. Diesen nenne ich mal “Deizisauer Strecke”. Die Gewässerbeschaffenheit variiert sehr schön, weil sie natürlich mäandriert ist. Nach Rauschen, in denen die Wassergeschwindigkeit größer ist, fließt die Körsch in ruhigere Zonen, oft in schön ausgespühlte, tiefe Gumpen beziehungsweise kleine “Pools” – einige davon haben eine Wassertiefe von 2 Metern und mehr und einen Durchmesser von 1 bis 5 Meter. 
Genau diese haben mir es angetan, weil darin gerne Fische stehen. Fast ausschließlich wird hier mittels dem Rollwurf gefischt. Meist am Pooleingang lasse ich eine Nymphe oder einen Streamer reinplumpsen, mende kurz und führe die Rutenspitze der abtreibenden Flugschnur nach oder gebe Schnur nach. Manchmal erfolgt gleich nach dem Einwurf ein Biss, manchmal erst, wenn der Kunstköder etwas abgetrieben und auf Tiefe gekommen ist. Bewährt hat sich auch das fächerartige Abfischen. Das heißt, dass ich zuerst die Flugschnur kurz halte, so 2 Meter. Danach gebe ich mehr Schnur; einen Meter noch einen 
Meter und so weiter. Bis ich mit meiner Schnur am Poolende angelangt bin. Habe ich einen Pool abgefischt, gehe ich zum nächsten. Die Nellinger Strecke weist etwa 5 bis 6 solcher Pools auf. Die Deizisauer Strecke ungefähr 4.

Salmoniden und mehr
Natürlich lässt sich nicht nur an der Pöschel-, der Nellinger- oder der Deizisauerstrecke mit der Fliege prima fischen. Es gibt noch genügend andere Stellen, wo die Fliege zum Einsatz kommen kann. 

Foto: Pöschelwehr

Immerhin beträgt die Körsch-Pachtstrecke des Fischereivereins Esslingen nicht weniger als 15 (!) Kilometer. Wer gerne die heimische Natur beobachten, wer aktiv einen Wald- und Wiesenbach mit der Fliege abfischen will, hat an der Körsch ausgiebig Gelegenheit dazu.

Noch ein paar Infos rund um die Körsch und das dortige Fischen: Die Wasserqualität der Körsch hat sich im Laufe der Jahre kontinuierlich verbessert. Heute erreicht sie eine Güteklasse II-III. Nährtiere gibt es in ausreichender Menge, was heißt, dass die Fische recht gut abwachsen. Jedes Jahr führt der Fischereiverein Esslingen an der Körsch Besatzmaßnahmen durch; zumeist werden im Frühjahr praktisch ausschließlich Bachforellen eingesetzt. Weitere Fischarten wie Döbel, Rotaugen, Barben, Stichlinge, Elritzen und andere Weißfische kommen ebenfalls in der Körsch vor.

Vorbehalten ist das Fischen in der Körsch ausschließlich Vereinsmitgliedern des Fischereivereins Esslingen. 
Vollkartenbesitzer erhalten in aller Regel pro Monat 2 Tageskarten, in Ausnahmen mehr,  wobei ein gesonderter Körsch- Befischungsplan eingehaltet werden muss. Entnommen werden dürfen 2 Salmoniden pro Fischtag. Wer mehr über das Fliegenfischen an der Körsch wissen will, schreibt einfach eine Mail an.

*Gottfried Welz ist FVE-Ausschußmitglied und passionierter Fliegenfischer