Aus der Fischereiverwaltung.  Erschienen im Schleswig-Holstein-Forum 
Was Kormorane so alles fressen… 
von Michael Kuhr
03.03.2007 

Eutin – Da staunte Schleswig-Holsteins einzige Fischwirtschaftsmeisterin, Sabine Schwarten, aus Eutin nicht schlecht: Als sie die vier geschossenen Kormorane aufbrach, fielen ihr Barsche sowie zwei stattliche Zander und ein schöner Hecht aus den gefüllten Mägen entgegen. Das für sie bis dahin schier Unglaubliche: Hecht und Zander waren zwischen 40 und 42 Zentimeter groß. 

Die Kormorane schoss Sabine Schwarten, die auch Vorsitzende der Binnenfischer und Teichwirte in Schleswig-Holstein ist, zwischen Liebesinsel und Seescharwald über dem tiefen Wasser auf dem Großen Eutiner See (Kreis Ostholstein). „Die gefräßigen Fischjäger fallen mehrmals täglich in Trupps von zwischen 20 und 50 Tieren in den See ein“, schüttelte sie den Kopf. Die Kormorane, die nach ihren Worten bereits erheblich zur Reduzierung der Aalbestände in Schleswig-Holstein beigetragen haben, werden von Sabine Schwarten verscheucht aber auch geschossen: „Ich bin bis zu sechs Mal täglich insgesamt bis zu fünf Stunden auf dem See“, sagte sie. Der Abschuss zwischen August und Ende März ist durch eine Kormoranverordnung geregelt worden.

Der Kormoran ist den Binnenfischern und Teichwirten trotz Kormoranverordnung nach wie vor ein Dorn im Auge. „Nur wenige Zeit nach dem Verscheuchen oder dem Abschuss einzelner Vögel ist der Trupp wieder auf dem See“, berichtete Sabine Schwarten nach den Erfahrungen der ersten Abschusszeit. Die Kormorane stellten sich mittlerweile auf die Bejagung ein. Dass sie aber auch Zander von 42 Zentimeter Länge und einem Gewicht von 810 Gramm fressen, und dazu auch noch einen Barsch von 350 Gramm im Magen haben, ist der Fischwirtschaftsmeisterin neu. Schwarten: „Früher mussten wir die Kormorane nach dem Abschuss gleich zur Untersuchung abgeben. Jetzt dürfen wir sie selbst aufschneiden und sehen so erstmals, was so ein Kormoran alles frisst.“

Einer der vier aufgebrochenen Kormorane hatte einen schönen Hecht von 40 Zentimeter und 630 Gramm Gewicht im Magen, der sich offenbar ohne Darm vom Schlund bis zum Ausgang zieht. Ein anderer Kormoran hatte eine Güster, einen Weißfisch, von etwa 350 Gramm mit einer beachtlichen Rückenhöhe von 15 Zentimeter im Magen – dazu noch weitere Fische, die aufgrund der fortgeschrittenen Verdauung nicht mehr zu erkennen waren.

Für Sabine Schwarten ist damit bewiesen, dass Kormorane neben Aalen auch andere Edefischbestände dezimieren: „Und das ist besonders schlimm, weil Zander und Hechte gerade jetzt in die Laichphase kommen und für den wichtigen Nachwuchs in den Gewässern sorgen.“ Mit dem Abschuss der vier Kormorane und der Feststellung des Mageninhaltes sieht Sabine Schwarten Argumente der Naturschützer entkräftet, Kormorane fressen nur minderwertige Fische. „Die Aalbestände haben die Kormorane schon fast auf Null gefressen und jetzt geht es an die anderen Edelfischbestände“, schüttelte sie den Kopf.

Mit der Möglichkeit des Abschusses der Kormorane sei die Fischerei im Lande zwar schon ein gutes Stück vorangekommen. Sabine Schwarten: „Doch durch Abschuss ist der Kormoranbestand nicht mehr zu regulieren, geben auch namhafte Ornitologen zu.“ Effektiver noch wären Eingriffe in die Brutkolonien durch Auskühlen der Gelege oder das Besprühen der Eier mit Paraffien wie bei den Nachbarn in Dänemark. Doch nach Auffassung des Schleswig-Holsteinischen Umweltministeriums sei der Abschuss der Kormorane die maximale Möglichkeit der Bestandsregulierung.



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