Gerätebesprechung - Fliegenrollen:
Lamson Konic 2 Reel II
Mit der 2008 aufgelegten KONIC, die jetzt (2014) in ihrer zweiten (II), verbesserten (und zweifarbigen) Auflage vorliegt, packte Waterworks-Lamson die aus den Rollenserien Litespeed und Velocity bewährte Technik in eine günstige Rolle, welche besonders preisbewusste Kunden ansprechen soll. Das Äußere der Konic II entspricht einem Hybrid aus den beiden genannten Modellen: das Innenleben und die Bremse sind identisch mit den hochpreisigen Rollen. Als Material für Spule und Gehäuse wurde jedoch ein Aluminium-Spritzguss verwendet, der nach der Formgebung noch in der CNC Fräse bearbeitet und zum Schluss mit einem Polyurethan Überzug versehen wurde. Im Endergebnis konnte hier eine gute Fliegenrolle im Preissegment unter 200 EUR angeboten werden, die kaum Wünsche offen lässt. 

Verfügbare Modelle: (Stand 01/2015)
Konic II 1.5 - für #3-4
Konic II 2 - für #5-6
Konic II 3.5 - für #7-8
Konic II 4 - für #9-10 und
(In unserem Test befand sich eine Lamson Konic 2).

Technische Daten: (eigene Messungen)
Farbe: Spule silbergrau, Gehäuse mattschwarz
Gewicht: Rolle komplett: 133 Gramm; Spule allein: 60 Gramm 
Rollendurchmesser: 86 mm
Rollenbreite (ohne/mit Kurbel): 38 (70) mm
Spuleninnenbreite: 28 mm
Spulenkern-Durchmesser: 48 mm
Max. Spulentiefe (nutzbar): 19 (17) mm
Schnuraufnahme bei einer ganzen Umdrehung mit voller Spule: 25 cm
Schnurfassung: WF6F + rd. 100m 20lbs Standard-Backing
Seriennummer: nein
Lieferumfang: Karton, Stoff-Beutel, Beipackzettel (englisch, mit Angeben zu Spulenwechsel, RH/LH Umbau, Rollenpflege), Garantie: 2 Jahre Garantie auf Herstellungs- und Verarbeitungsfehler.
Preise: (Stand: Ende 2014)
Rolle: 179,00 € | E-Spule: 79,00 €
Beschreibung und Praxistest
Gut aussehende Mittelkern-/Großkern Fliegenrolle aus ALDC12 Aluminium Spritzguss und nachträglicher CNC Bearbeitung. Harte, widerstandsfähige Oberfläche aus Polyurethan. Salzwasserfest. Die beidseitig mit zwei durchgehenden Lochreihen versehene Spule läuft im offenen Rollenrahmen, unter aktzeptabler Platzausnutzung. Der Spulenboden ist vollständig geschlossen. Gehäuserückseite und Spulenvorderfront sind bis auf sechs Stege im Stern-Design weitgehend offen. Am Rollenrahmen befinden sich hinten ein breiterer Steg für den zweifach von Innen geschraubten Rollenfuß und vorne ein schmalerer Steg für die Schnurführung. Beide Steg-Enden greifen sauber und präzise in die Nut auf der Spuleninnenseite hinein, um ein Durchrutschen von Vorfach oder Schnur wirkungsvoll zu minimieren. Der Rollenfuß wurde etwas versetzt in Richtung Rollenrückseite angebracht, für eine hundertprozentig korrekte Ausbalancierung der Rolle.
Auf der Spulenvorderseite befindet sich eine schmale Kurbel aus schwarzem Kunststoff, welche leichtgängig und ohne störendes Spiel arbeitet. Auf ein (von Außen sichtbares) Kontergewicht wurde verzichtet: die Lösung für die offensichtlich gute Ausbalancierung der Spule ist eine Kombination aus der gegenüber der Kurbel verbreiterten Spulenspeiche und einem im Spuleninneren beim Klickersystem verstecktem Gewicht. Im Praxisbetrieb zeigte unser Testmodell einen sehr präzisen und sehr gut ausgewuchteten Rundlauf, auch bei höheren Abzugsdrehzahlen, ohne störende Toleranzen. Die Rolle wurde tadellos verarbeitet - es gibt keine erkennbaren Mängel. Alle Kanten an relevanten Teilen wurden entschärft und abgerundet. Die Spule hat weder Spiel auf der Achse, noch kippelt sie. Alle Zwischenräume und Abstände wurden sehr gering gehalten, scharfe Ecken und Kanten sind an der ganzen Rolle nicht zu finden. Unser Testmodell arbeitet beim Einkurbeln bis auf den Klicker widerstandsfrei und mit einem mittleren Geräuschpegel. Beim Schnurabziehen ertönt das "Schnurren" ebenfalls und es wirken die Einstellungen der High-Tech-Bremse (siehe weiter unten). Wer eine völlig geräuschlose Fliegenrolle bevorzugt, kann den "Sound" auch abstellen, indem mit Hilfe eines kleinen Sechskant-Schlüssels (nicht mitgeliefert) ein kleines Ritzel "umgelegt" oder ganz herausgenommen wird - ohne weitere Auswirkungen auf die anderen Bremseinstellungen.
Die Spule lässt sich durch Druck von hinten schnell und einfach aus dem Gehäuse nehmen und ebenso schnell wieder einsetzen. Das Prinzip für diese Kupplung ist ein "Torrington Zero-Lash Roller Clutch", welcher ohne die für Ausfall, Verschmutzung und Abnutzung anfälligen "Stufen" oder "Zähne" auskommt (das gilt für alle Waterworks- und Lamson-Fliegenrollen). Ein Umbau von Links- zu Rechtshandbetrieb oder anders herum ist mit wenigen Handgriffen werkzeugfrei möglich - und auf dem Beipackzettel erklärt (inklusive Abbildungen). Die KONIC II besitzt eine leistungsstarke Bremse (die (bis auf die "Purist") in allen Waterworks-Lamson Fliegenrollenserien eingebaut ist), welche im fischereilichen Praxiseinsatz und in den Schnurklassen, für die diese Rolle vorgesehen ist, mit Sicherheit kaum auszuschöpfen ist. Diese US-patentierte Bremse besteht aus zwei kegelförmigen Elementen, welche durch Druck gegeneinander als Bremse wirken. Der Hersteller wandelte dazu die Fläche einer traditionellen Scheibenbremse in kegelförmige Elemente um, damit war er in der Lage, die Bremsmechanik wirkungsvoller gegen Feuchtigkeit, Schmutz und Salzwasser zu schützen. Da die Bremselemente im Außenteil der Achse untergebracht wurden, ist die Masse der Spulenrotation sehr niedrig und der durchschnittliche Radius der Kontaktflächen ebenfalls.
Im Ergebnis lässt sich die Bremse hauchfein einstellen und der Andrehmoment ist so gering, dass er kaum messbar ist. Im Fall unserer KONIC II mit ihrem griffigen Bremseinstellrad auf der Gehäuserückseite ließ sich das Bremssystem über einen Einstellweg von über dreieinhalb kompletten Umdrehungen von "völlig frei" bis fast "komplett fest" einstellen. Beim Bremskraft verstärken wird das Einstellrad nur ganz minimal im Gehäuse versenkt, was die Bedienung (besonders bei kräftigen Bremseinstellungen) erleichtert. Unser Bremsen-Testwert (maximales Abzugsgewicht in Kilogramm bei vollständig geschlossener Bremse und bei gefüllter Spule) ergibt einen Wert bis max. 3,8 Kilogramm. Damit ist die Bremse als "sehr kräftig" zu bezeichnen und bietet einen für diese Rollenart und Schnurklasse in der Praxis weit mehr als ausreichenden bzw. jemals benötigten Wert. Ein ruckfreies Anlaufen der Spule ist bei jeder Bremseinstellung gewährleistet, ebenso wie ein stets gleichmäßig anliegender Bremsdruck. Irgendwelche Schwächen des Systems konnten wir bei unseren Praxiseinätzen mit der KONIC II trocken und nass nicht feststellen. Da der Spulenrand großteils frei läuft, ist bei Bedarf auch eine "Handbremsung" möglich. Durch die breite Spule, die zwischen Mittel- und Großkern angesiedelt ist, besitzt die KONIC II 2.0 ein sehr gutes Schnur-Fassungsvermögen. Neben einer WF6F passten im Test auch noch knapp 100 Meter 20lb Standard-Backing auf die Spule. Größe und Gewicht der 2.0 passen gut zu Fliegenruten der Klassen #5-6.
Fazit: Ein Teil des Fazits haben wir bereits oben in der Einleitung vorweg genommen, dem ist nur noch wenig hinzuzufügen. Mit der vollstens praxistauglichen, zuverlässigen und präzise verarbeiteten KONIC II in cooler Optik und inkl. ihrer herausragenden Bremse dürfte (nicht nur) der preisbewusste Fliegenfischer genau richtig liegen und am Wasser viel Freude haben! Leider erfolgte mit der neuen Version II aber auch ein deftiger Preissprung von rd. 50 € nach oben...
Bezug: Im Fachhandel, z.B. bei www.foerg-flyfishing.de
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Testbericht und Fotos ©: www.fliegenfischer-forum.de - Januar 2015
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