Kanada 21.05.-10.06.2022 - Unterwegs in Alberta
Ein Reisebericht von Sven Wolters
Bis jetzt gab es von mir nur Reiseberichte zu lesen, bei denen mehr oder weniger alles gut gelaufen ist. Jetzt mal ein etwas anderer Bericht, ein Urlaub, der ziemlich ins Wasser gefallen ist.

Michel, der Bruder meiner Freundin, wohnt in Kanada, genauer gesagt in Calgary. Wir hatten schon vor 2 Jahren geplant, ihn zu besuchen, leider mussten wir die Reise damals dank Corona canceln.

Unser Plan war, zunächst für eine Woche bei ihm in Calgary zu bleiben und die Stadt und das nähere Umland zu erkunden und dann mit dem Mietwagen einige Nationalparks abzuklappern.
Da es kein reiner Angelurlaub werden sollte, habe ich mich vorher auch nicht ganz so intensiv vorbereitet. Ich wusste, dass der bekannte Bow River direkt vor seiner Haustür liegt und befischt werden darf und auch, das es in den Nationalparks fischbare Gewässer gibt. Das reichte mir, alles Weitere wollte ich vor Ort abklären.

An Angelgerät habe ich eine 5er und eine 7er Rute eingepackt, dazu unterschiedliche Schnüre und Fliegen, um quasi alles von Forellen und Saiblingen über Walley bis Hecht abzudecken. Eine Wathose etc. war natürlich auch dabei. Außerdem noch jede Menge Wanderklamotten. Mehrtägige Touren waren diesmal zwar nicht geplant, dafür wollten wir uns in den Nationalparks Hotels suchen und vor dort Tagestouren machen.

Anreise

Am 21.Mai ging es los. Wir wohnen hier in Hamburg in der Nähe des Flughafens, von daher konnten wir uns zu Fuß auf den Weg machen. Unser Gepäck hatten wir schon am Vorabend eingecheckt. Um 6:00 Uhr waren wir am Flughafen, gegen 8:00 Uhr sollte der Flieger nach Frankfurt am Main gehen und von dort aus gegen 13:00 Uhr weiter direkt nach Calgary, wo wir gegen 18:00 Uhr Ortszeit ankommen sollten.

So war zumindest der Plan. Am Flughafen stand leider auf der Anzeigetafel, dass der Flug nach Frankfurt gecancelt war. Also kurz eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft gefragt, wo wir hin müssen und uns in der von ihr gezeigten Schlange angestellt. Nach 1 Stunde Warten wurde uns dann am Schalter mitgeteilt, das wir falsch stehen und die Bearbeitung des gecancelten Fluges an einem anderen Schalter abgewickelt wird. Da standen wir dann nochmals über 1 Stunde an und wurden dann auf den 10 Uhr Flug umgebucht.

Ist ja kein Problem, wir hatten ja genug Puffer in Frankfurt …
Der 10:00 Uhr Flug verspätete sich dann leider und verschob sich immer weiter nach hinten. Lufthansa entschuldigte sich mit einem 5€ Essensgutschein …
12:30 Uhr saßen wir dann endlich im Flieger. Die Hoffnung, den Flug nach Calgary noch zu schaffen, war eher gering. Tatsächlich gab es dann auch noch Probleme bei der Landung in Frankfurt, so dass wir erst 14:30 aus dem Flieger waren. 
Dann war erstmal wieder Anstehen am Lufthansa Schalter angesagt. Das Positive war, wir konnten für den Folgetag eine Verbindung nach Calgary bekommen. Das Schlechte, statt 9 Stunden Direktflug 14 Stunden mit Umsteigen in Toronto.

Na ja was soll's. Wir machen uns auf den Weg zur Shuttlebus Haltestelle. Da sollte laut der Lufthansa Mitarbeiterin demnächst ein Bus zu unserem Hotel kommen. Nach längerer Wartezeit fragen wir mal bei einem anderen Bus an und erfahren, das unser erst in 2 Stunden kommt… Also mit dem Taxi in das von Lufthansa gestellte Hotel… Wir unternehmen noch einen Spaziergang am Main und setzen uns in einen Biergarten, ist zwar alles etwas ärgerlich aber kann ja ab jetzt nur noch besser werden.

Am nächsten Tag sind wir überpünktlich am Flughafen in Frankfurt und werden mit einer Email begrüßt, das wir einen 10€ Essensgutschein bekommen haben. Mir schwant Schlimmes und ein schneller Check bestätigt es: der Flug nach Toronto hat 5 Stunden Verspätung! Damit ist schon mal klar, dass wir den Anschlussflug nach Calgary verpassen.

2 Stunden der Wartezeit verbringen wir in der Schlange des Lufthansa Serviceschalters. Die buchen uns schon mal einen Flug von Toronto nach Calgary für den nächsten Tag. Kurzfristigere Lösungen gibt es leider keine. Unterkunft in Toronto soll über den Lufthansa Schalter vor Ort geregelt werden. Außerdem erfahren wir am Schalter, dass unser Gepäck noch in Hamburg ist, es aber rechtzeitig ankommen soll.
Gegen 19 Uhr geht endlich der Flieger und spät abends landen wir in Toronto. Dort erfahren wir, das es unser Gepäck jetzt wohl zumindest bis Frankfurt geschafft hat und mit uns oder maximal einen Tag verspätet in Calgary ankommen sollte. Wir machen uns auf den Weg zum Lufthansa Schalter, um noch ein Hotel zu bekommen, haben aber Pech, der Schalter ist nicht mehr besetzt. Telefonisch braucht man es gar nicht erst versuchen, das haben wir die letzten Tage schon erfahren.
Wir suchen uns also selbst ein Hotel.

Am nächsten Morgen fliegen wir tatsächlich ohne weitere Schwierigkeiten nach Calgary.
Dort dann gleich zur Gepäckermittlung, die bestätigt, dass unser Gepäck weiterhin in Frankfurt ist, aber heute oder morgen nachgeliefert werden sollte.

Gepäck

Wir hatten zum Glück einiges an Kleidung und grundlegende Hygieneartikel im Handgepäck. Nach der 3-tägigen Anreise und der Aussicht, eventuell noch 1 oder 2 weitere Tage aufs Gepäck warten zu müssen, verbrachten wir den ersten Tag mit Einkaufen.
Zum Glück wohnten wir die ersten Tage bei Michel, hatten also auch eine Waschmaschine zur Verfügung.

Am 24. verbringen wir viel Zeit damit, Lufthansa und Air Canada bezüglich unseres Gepäcks zu kontaktieren, mit begrenztem Erfolg. Telefonisch ist nichts zu machen, und die entsprechenden Kontaktformulare sind auf den Websites gut versteckt. 

Am 25. morgens entscheiden wir uns, nochmals direkt zur Gepäckermittlung des Flughafens zu fahren. Nach der üblichen Wartezeit landen wir bei dem sehr hilfsbereiten Mitarbeiter, mit dem wir schon vor 2 Tagen zu tun hatten. Diesmal ist er leider nicht mehr so optimistisch, der Aufenthaltsort unseres Gepäcks ist nicht mehr Frankfurt sondern unbekannt. Er versucht selbst nochmals Lufthansa sowie die Gepäckermittlung in Frankfurt zu erreichen, hat aber auch keinen Erfolg und kann uns nur den Ratschlag geben, es nochmals über das online Portal zu versuchen und ansonsten alles was wir für den Urlaub brauchen nachzukaufen.

Jetzt ist der Zeitpunkt wo ich beginne mich mal anzulesen, wie das Gepäck überhaupt versichert ist. Zur Info, die Haftungsobergrenze ist 1500€ pro Person. Ich überfliege im Geiste, was ich so alles im Koffer hatte: 2 Fliegenruten von Scott, Rollen von Lamson und Hardy + Wechselspulen, eine Tenkara Rute, Wathose von Patagonia + Watschuhe von Simms, diverse sehr gut gefüllte Fliegenboxen jede Menge weiteres Zubehör und dann auch noch Wanderklamotten, die ebenfalls nicht günstig waren, sowie noch Alltagsklamotten, Rasierer usw… Sprich die 1500€ sind selbst wenn man den Zeitwert der Sachen nimmt deutlich überschritten.

Den restlichen Tag verbringen wir größtenteils in einer Mall, um uns erst mal mit Alltagsklamotten für die verbleibenden 2 Wochen einzudecken.
Am 26. geht es dann nochmals in eine weitere Mall. Wir machen einen Großeinkauf bei Decathlon, um eine Vollausstattung für unsere anstehenden Wanderungen zu erwerben und anschließend zu Basspro, um eine Basisausrüstung zum Fliegenfischen zusammenzustellen. Da ich nicht weiß, inwieweit diese Ersatzkäufe erstattet werden, will ich nicht unnötig Geld ausgeben. Ich entscheide mich für eine 5er Rute, das allernötigste Zubehör und eine Grundausstattung an Fliegen. Auf eine Wathose verzichte ich nach längerem Abwägen. Am Ende bin ich trotzdem bei fast 300€.

Um es schon mal vorweg zu nehmen: unser Gepäck wurde NICHT nachgeliefert und es blieb auch weiterhin unklar wo es sich befindet. Dementsprechend war der restliche Urlaub auch ein wenig getrübt durch die Aussicht, meine Ausrüstung, die mich schon auf so vielen Abenteuern begleitet hat, nicht mehr wieder zu sehen.

Hinzu kam noch der finanzielle Aspekt. Durch die vielen unerwarteten Ausgaben sowie weitere Überraschungen wie z.B. die Versicherung des von zu Hause gebuchten Mietwagens, die nicht im Preis inbegriffen war und vor Ort nachgebucht werden musste, waren unsere beiden Kreditkarten recht schnell am Limit. Zumindest die Karte von Jule konnten wir durch Überweisungen aufladen, das dauerte aber immer einige Tage und wurde im Konto auch immer erst verspätet angezeigt, so dass wir nie wussten ob die nächste Zahlung tatsächlich durchgeht… 
Auch das trübte die Urlaubsfreude leider enorm.


Calgary

Wie bereits geschrieben, ging leider der Großteil der Woche die wir in Calgary verbringen wollten für Einkäufe und Kommunikation mit Lufthansa und Air Canada drauf. Ein bisschen Zeit konnten wir dann aber doch noch in der Natur verbringen.
 
 
 

Spaziergang am Bow River, direkt in der Stadt kommen wir an einigen Biberburgen vorbei, bekommen allerdings keinen Biber zu Gesicht.
 
 
 

Dafür kann ich von einer Brücke schon die ersten Fische spotten, kann leider nicht sagen was genau es ist, ich tippe auf Saibling?
Wäre schön, wenn jetzt das Gepäck mit meinen Angeln da wäre…
 
 
 
 
 

Unten: Ein nahe gelegener See, laut Einheimischen mit sehr gutem Hechtbestand und einfach zu befischen. Hab leider noch keine Angel…




Ein Ausflug in die Wüste, nur etwas mehr als 1 Stunde Fahrzeit von Calgary entfernt, liegt Drumheller. Die Stadt ist bekannt für ihre Fossilienfunde. Wir besuchen das Royal Tyrrell Museum mit einer riesigen Menge an Dinosaurier Skeletten und weiteren Fossilien aus der urzeitlichen Tier und Pflanzenwelt. Anschließend machen wir bei über 30° einen Spaziergang durch die Badlands, so hatten wir uns Kanada im Frühling nicht vorgestellt.
 
 
 
 

Mit der erworbenen Ausrüstung geht es abends ans Wasser. Einen Fisch kann ich leider nicht überzeugen, habe aber zumindest 2 Nachläufer. Eine Wathose wäre toll, um auf die Kiesbänke zu kommen oder etwas mehr Rückraum zum werfen zu haben.

Wenigstens bekomme ich am Abend den Bewohner der Biberburg zu sehen ...


Banff

Am 27. Mai geht es weiter nach Banff. Bei der Anfahrt geht es zunächst noch eine Stunde durch plattes, fast waldloses Land und dann sind wir auf einmal mitten in den Bergen. Am Eingang zum Park müssen wir noch einen Maut Pass erwerben, dann beziehen wir das Hotel und erkunden ein wenig die Stadt Banff. In der Touristeninfo kann ich mir auch gleich die Angellizenz kaufen und mich etwas informieren. Leider haben hier die meisten Gewässer noch Schonzeit, fischen ist nur am Bow River und an einer Handvoll Seen möglich. Zumindest liegt der Bow nur 5 Gehminuten vom Hotel entfernt.

Am ersten Morgen hier stehe ich um 5:00 Uhr auf, um den Bow River im Bereich der Stadt zu befischen. Hier konnte ich am Vortag einige schöne Gumpen und tief unterspülte Ufer ausmachen wo eigentlich Fisch stehen müsste.

Direkt am ersten tiefen Gumpen an der Brücke kommt aber schon das nächste Problem, ich würde gerne mit Streamer tief runter: Leider sind die Streamer, die ich kaufen konnte, kaum beschwert. Ich habe zwar auch eine Dose Bleischrot erworben, aber Blei ist hier im Park leider verboten.
Auf den flach laufenden Streamer bekomme ich trotzdem einen Biss, der Fisch bleibt aber nicht hängen. Dann tauchen einige Rehe und Wapitis „Elks“ -nicht zu verwechseln mit Elchen die hier „Moose“ heißen- auf und nutzen die morgendliche Ruhe für ein Bad.



Ich hole mir sogar nasse Füße, um an eine Kiesbank zu kommen, hinter der ein großer tiefer Pool liegt. Hier hake ich dann endlich einen Fisch, scheinbar auch kein ganz kleiner, leider steigt dieser nach 2 Minuten aus, ohne dass ich ihn einmal zu Gesicht bekommen habe. Danach muss ich auch abbrechen, denn im kalten Flusswasser hält man es so leider nicht lange aus. Ich bereue es, mir keine Wathose gekauft zu haben. Im Ort gibt es zwar jede Menge Outdoor Geschäfte, leider keinen mit Angelgerät und auch Gummistiefel sind hier scheinbar nicht gefragt…

Das Frühstück war dann die nächste Enttäuschung. Wir hatten uns extra ein Hotel mit Frühstück gebucht, leider baute das Hotel gerade die Küche um, darum gab es nur spärliche Lunchpakete. Wir kauften uns im Supermarkt noch etwas mehr Proviant und entschlossen uns, den Hoodoos Trail entlang des Bow Rivers zu laufen.

Die Rute ist natürlich im Rucksack dabei. An einer Stelle spaltet sich der Fluss in mehrere Arme auf. Ich fische ja gerne in kleinen überschaubaren Gewässern, daher ist dieser kleine „Bach“ eigentlich genau meins. Leider ist hier keinerlei Fischaktivität.
Und auch am Zusammenfluss tut sich nichts, obwohl ich hier eine sehr vielversprechende Strömungskante abfische. Dafür ist die Landschaft wunderschön und wir bekommen regelmäßig Elks zu sehen.


Nach einer Verschnaufpause im Hotel machen wir nachmittags nochmals eine Runde um einen nahe gelegenen See, der leider noch Schonzeit hat. Hier kann ich natürlich einige Saiblinge spotten…
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz sehen wir noch einen grimmig dreinschauenden Elk Bullen.

Auf dem Rückweg halten wir kurz an einem kanalartigen Stausee, an dem ich ebenfalls ein paar Fische spotten kann. Ich weiß aber nicht genau, ob ich hier Fischen darf, also lasse ich es erstmal bleiben. Zurück im Hotel, eine kurze Recherche und es stellt sich heraus: der Kanal gehört zu einem See, der bereits offen ist.

29.05. 

Vormittags machen wir eine Wanderung zum Rockbound Lake, etwas nordöstlich von Banff. Leider müssen wir nach etwa 2/3 der Strecke abbrechen, da der Weg noch komplett mit Schnee bedeckt ist. Teilweise kann man auf dem Schnee laufen, aber öfters brechen wir ein und versinken bis zu den Oberschenkeln. Macht so leider keinen Sinn. Auf dem Rückweg kommen wir zumindest an einem Punkt mit spektakulärer Aussicht auf einen kleinen Wasserfall vorbei.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nachmittags fahre ich dann nochmals an den Stausee. Sicherlich nicht der schönste Spot in der Gegend, aber im glasklaren Wasser kann ich sofort einige Fische ausmachen. Diese sind recht schreckhaft und stehen ziemlich tief. Mit viel Ausdauer bekomme ich aber doch einige an den Haken.


Es handelt sich nicht wie zuerst vermutet um Saiblinge, sondern um eine Maränen-Art.
 
 
 
 
 

30.05. 

Wir sind wieder viel Wandern, unter anderem am Echo Creek bei Banff. Der Bach sieht spannend aus, ich kann allerdings keine Fische spotten. Angeln dürfte ich hier leider eh nicht, denn die Saison geht erst später im Jahr los.

Danach sind wir an den Vermillion Lakes, tolle Landschaft aber Fischmäßig ist auch hier nichts zu sehen. Ich könnte mir vorstellen, das es dort Hechte gibt, aber dann hätte man in Wathose durchs Schilf gemusst.



Am Zusammenfluss von Echo Creek und Bow River mache ich nochmals ein paar Würfe. Aber auch hier tut sich leider nichts und auf dem spiegelglatten Wasser ist auch keine Aktivität zu sehen.

31.05.
 



Es geht von Banff weiter nach Jasper. Unterwegs machen wir im Johnston Canyon halt für eine Wanderung in beeindruckender Natur, leider ebenfalls ohne die Möglichkeit zu fischen.

Auf der Fahrt sahen wir auch das erste mal Bären live, insgesamt 3 Schwarzbären waren entlang der Straße zu sehen.

Im Gegensatz zu ca. 20 anderen Leuten haben wir allerdings nicht illegaler Weise angehalten, um den Bär zu filmen, sondern sind vorbeigefahren, daher nur ein pixeliges Foto.
 
 
 
 

Jasper

01.06. morgens stehen wir gleich zur Öffnung an der Touristeninfo, um Angellizenz und Park Pass zu erwerben. In Jasper gibt es auch einen kleinen Angelshop, in dem ich mir noch ein paar Kleinigkeiten wie bleifreies Schrot kaufe und mir ein paar Tipps abhole.

Hier darf ich deutlich mehr Gewässer befischen. Der Verkäufer erwähnt unter anderem das Valley of Five Lake, wo es aber mit der Fliegenrute recht schwer sein soll.
Wir entscheiden uns trotzdem für eine Wanderung durch das Tal und um die 5 Seen, was sich als die beste Entscheidung des Urlaubs herausstellt.
Vorbei an einem kleinen Bach, den ich leider nicht befischen darf, geht es an den Fifth Lake. Das Wasser liegt spiegelglatt und glasklar vor mir.

Direkt am Weg ist aber keine Fischaktivität zu sehen, also schlagen wir uns nochmals ein paar 100m durchs Unterholz. Jule ist nicht begeistert...

Die Ufer des Sees sind leider sehr dicht bewachsen, so das es wirklich nicht viele Möglichkeiten zum Werfen gibt. Ich finde dann aber doch eine Lücke und kann gleich mehrere Fische vor mir an der Kante entlang ziehen sehen. Ich fische zuerst mit einer Hares Ear Nymphe und bekomme auch einige Bisse auf die langsam absinkende Fliege. Leider gelingt es mir nicht auf die Entfernung den richtigen Zeitpunkt für den Anhieb zu sehen und so versemmle ich 5 oder 6 Bisse. Erst ein Wechsel auf eine für mich besser sichtbare Fliege, einen San Juan Wurm bringt den Erfolg.

Ein Fisch zieht dicht am Ufer vorbei, ich lege die Fliege ca. 3m vor ihm ab, nach einigen Sekunden bemerkt er sie, schwimmt zielstrebig darauf zu und nimmt ohne zu zögern. Nach explosivem Drill kann ich endlich einen schönen Saibling landen.

Wenig später erwische ich noch einen zweiten etwas kleineren, danach kommt leider etwas Wind auf und ich kann die Fische nicht mehr erkennen. Wir laufen noch etwas weiter um den See, da ich die Hoffnung habe, im Windschatten einer Landzunge noch fischen zu können, aber dort halten sich leider keine Fische auf.


Weiter ging es zum deutlich kleineren aber ebenfalls spektakulär anzusehendem Fourth Lake. 

Hier konnte ich bereits direkt vom Wanderweg aus einige Fische spotten, also legte sich Jule für eine Weile in die Sonne, während ich noch einmal die Angel auspackte.

Hier waren die Fische deutlich aktiver und auch dichter am Ufer unterwegs und ich erlebe eine richtige Sternstunde.

5 oder 6 Saiblinge über 40cm kann ich landen, einige steigen noch im Drill aus und etliche Bisse versemmel ich leider auch.
 
 
 

Irgendwann müssen wir dann weiter, ich lasse die Rute auf dem Weg am Third Lake entlang noch aufgebaut. Der See fällt direkt am Ufer steil ab und scheint auch tiefer zu sein als die anderen.

Hier ist aber kein Fisch mehr zu sehen und so packe ich mein Gerät zusammen, da am Second und First Lake nicht gefischt werden darf.

Der Sekond Lake ist eh fast verlandet der First Lake, der größte in der Kette, wäre sicherlich auch spannend zu befischen, auch wenn ich hier nichts zu sehen bekomme.

02.06.

Am nächsten Tag ist eine Wanderung am Maligne River von der Mündung in den La Biche River durch den Maligne Canyon geplant.
An beiden Gewässern darf ich auch fischen, im Maligne allerdings z.Z. nur unterhalb des Canyons.

Bevor wir loslaufen, darf ich eine halbe Stunde fischen und ich entscheide mich für das kurze Stück vom Parkplatz bis zur Mündung.
 

Der La Biche ist leider von der Schneeschmelze stark eingetrübt und ich habe mal wieder das Problem, das meine schönen großen Streamer, die ich extra für diese Tour gebunden habe, mitsamt meinem Gepäck verschollen sind.

Am Maligne tut sich nichts, also laufen wir erstmal los und ich habe die Möglichkeit, mir zumindest schon mal ein paar schöne Spots anzusehen.
 


Der Canyon selbst war sehr spektakulär, aber nur schwer in Fotos festzuhalten. Das Wasser hat sich hier in einer engen Schlucht teilweise 50m tief in den Fels geschnitten. Unten kommt so wenig Sonnenlicht an, das dort teilweise noch große Schneeberge liegen.

Gegen späten Nachmittag setze ich Jule dann am Hotel ab und mache mich noch einmal alleine auf den Weg an den Fluss. Ich starte wieder an der Mündung in den La Biche, diesmal vom anderen Ufer des Maligne aus, da es hier eine schöne Kante zwischen trübem und klarem Wasser gibt, an der sich eigentlich Fische einstellen müssten.
 



Leider tut sich nichts, also wandere ich den Maligne hoch und befische einige Stellen die ebenfalls extrem fischig aussehen.
 

Aber auch hier tut sich nichts. Als die Sonne dann langsam hinter den Bäumen verschwindet, wird mir doch etwas mulmig. Ich bin hier mitten im Bärenland. Mittags hatten wir einige Kilometer entfernt Kratzspuren und Kot eines offensichtlich nicht grade kleinen Grizzlys gesehen. Ich habe zwar Bärenspray dabei, aber man macht sich doch etwas Gedanken…

So mache ich mich ohne Erfolg auf den Weg zurück zum Hotel.
 
 
 
 
 

03.06.

Geplant ist eine Wanderung am Maligne Lake. 

Auf dem Weg dorthin sehen wir 2x Schwarzbären am Straßenrand. 

Am See darf ich theoretisch fischen, leider ist er noch zugefroren. Unsere geplante Wanderroute müssen wir leider auch deutlich kürzen, da wir einen großen Teil der Strecke noch durch knietiefen Schnee stapfen.


Wir machen noch eine kurze Runde zum Auslauf des Maligne Rivers aus dem See. Und mir fallen fast die Augen aus. Im Bereich um die Brücke kann ich 30 – 40 Fische sehen, auf jeden Fall Salmoniden und vermutlich unterschiedliche Arten. Dazu kam noch die Größe der Fische, ich schätze im Durchschnitt 50cm, aber einige hatten eher 60 – 70cm.

In diesem Bereich darf ich aktuell natürlich NICHT angeln.
 

Danach ging es weiter zum 50km entfernten Talbot Lake. Als wir dort ankommen, kreuzt erstmal eine Herde wilder Dickhornschafe die Straße.
Zwischen den beiden Gewässern lagen Welten, wir kamen aus dem Winterland in eine trockene Wüstenlandschaft.
Der See selbst war nicht sonderlich tief und hatte kristallklares Wasser, welches warm genug war, dass ich ohne Probleme ohne Wathose ins Wasser waten konnte.
Fisch gab es auch reichlich, insgesamt konnte ich ca. 15 Hechte entdecken und ich bin sicher, über den Krautfeldern waren noch deutlich mehr. Leider waren meine größten Streamer nur ungefähr 5cm lang, die meisten Hechte zeigten an diesen Fliegen wenig Interesse. Zwei konnte ich zum Biss bringen, leider blieb keiner hängen.

04.06.

Wieder war eine Wanderung an einem See geplant, ich weiß gar nicht mehr, welcher es war. Auf jeden Fall wieder atemberaubende Landschaft, Angeln auch hier nicht erlaubt, hätte aber auch wenig Sinn gemacht, wobei in Ufernähe an einigen eisfreien Stellen tatsächlich handlange Saiblinge am Steigen waren.
 

05.06.+ 06.06.

Es geht wieder zurück nach Calgary, leider spielt das Wetter auch nicht mehr mit, so dass wir uns in der Stadt beschäftigen müssen.
Ich hatte eigentlich die Hoffnung, noch einmal im Bow River zu fischen, aber der ist deutlich angestiegen und stark getrübt, macht also leider keinen Sinn.

07.06.

Der vorletzte Tag in Kanada, das Wetter spielt wieder mit, also nochmals eine längere Wanderung. Leider wieder ohne Fischen, da der Bach noch geschont ist, aber auch hier kann ich wieder einige Fische spotten.

Aber auch hier entschädigen wieder die Landschaft und die Sichtung einiger Murmeltiere.

Auf der Tour haben wir dann auch noch unsere erste Bärenbegegnung, bei der wir nicht im Auto sitzen. 20m vor uns überquert eine Schwarzbärenmutter mit Kind den Weg, schaut uns kurz an und verschwindet zum Glück wieder im Unterholz, ohne uns weiter zu beachten.
Das Ganze ging recht schnell und ich habe in dem Moment lieber zum Bärenspray als zur Kamera gegriffen.
 



09.06.+10.06.

Es ging wieder zurück nach Hause. Michel lieh uns einen alten Koffer, um unsere um unsere neu erworbenen Sachen zu transportieren.
Der Rückflug verlief ereignislos, in Hamburg gab es dann aber noch einmal eine Überraschung.

Der Bereich bei der Gepäckabholung war voll mit Koffern. Während ich auf unseren Koffer aus Kanada wartete, ließ ich den Blick schweifen und da stand tatsächlich einer unserer Koffer und kurz danach konnte ich auch den zweiten entdecken!

In dem Moment schwankten die Emotionen stark zwischen Freude, doch alles zurück zu haben und Wut auf Lufthansa, dass sie 3 Wochen lang nicht in der Lage waren, etwas zum Verbleib unseres Gepäcks herauszufinden, während ich es innerhalb von wenigen Minuten wieder finde...
 



Infobox & Leserservice:

Allgemeines:
Kanada ist ein in zehn Provinzen und drei Territorien gegliederter Bundesstaat. Kanada ist gemessen an der Fläche nach Russland der zweitgrößte Staat der Erde, hat etwa 37 Millionen Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von nur vier Personen pro Quadratkilometer.

Alberta abspielen ist die westlichste der Prärieprovinzen Kanadas. Die Hauptstadt ist Edmonton, die größte Stadt Calgary. Benannt ist die Provinz nach Louise Caroline Alberta, Duchess of Argyll, der vierten Tochter von Königin Victoria.
Albertas Landschaft wird von der Prärie geprägt, die sich im Osten bis nach Saskatchewan ausdehnt. An der Westgrenze der Provinz dominieren hingegen die Ausläufer der Rocky Mountains. Alberta besitzt umfangreiche Ölvorkommen und ist die reichste Provinz Kanadas. Weitere Wirtschaftsfaktoren sind der Getreideanbau und die Rinderzucht.

(Quelle: wikipedia)
Kanada: https://de.wikipedia.org/wiki/Kanada
Alberta: https://de.wikipedia.org/wiki/Alberta
Karte rechts oben, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Provinzen_und_Territorien_Kanadas
Karte rechts oben, Quelle: https://greenwichmeantime.com/time-zone/north-america/canada/alberta/map/

Offizielle staatliche Alberta Homepage:
https://www.alberta.ca/index.aspx

Informationen über Sportfischen in Alberta, Fischarten und Bestimmungen, sowie Lizenzen
https://albertaregulations.ca/fishingregs/
https://www.alberta.ca/fish-wildlife.aspx
https://albertaregulations.ca/fishingregs/helpful-info.html 
https://mywildalberta.ca/
https://www.albertarelm.com/licensing.page
http://www.albertaoutdoorsmen.ca/

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Ein Bericht von Sven Wolters für www.fliegenfischer-forum.de - Juli 2023. Fotos/Copyright: Sven Wolters. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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