Kärntner Vielfalt ________________________________________________________von Florian Kaiser

Geduckt, möglichst mit der Umgebung verschmelzend, stehe ich hinter einem großen etwas Deckung gebenden Stein. Ich starre in den Strömungsspiegel ca. sechs Meter vor mir und versuche diesen wunderbaren wilden Fisch auszumachen, den ich weiter oben vom Weg-Steig erspäht habe. Drei Meter neben mir steigt die Felswand der Klamm senkrecht in die Höhe, bevor sie hoch oben den Blick auf den blauen Himmel frei gibt. Eingerahmt von den frühlingshaft hellgrünen Bäumen, die über den Rand der Schlucht hervorstehen und den Himmel in wunderschönem Kontrast einrahmen.

Bis zu den nackten Knien stehe ich im 10 Grad kalten Wasser und zittere mittlerweile beträchtlich - die 25°C Grad draußen, im weiten warmen Tal ließen mich dazu verleiten "Montana-Stile" zu waten. Der ausgemachte Fisch nympht deutlich sichtbar und scheint - was die Nahrung betrifft, offensichtlich recht opportunistisch zu sein, hier unten in der Klamm kann er auch nicht anders, hier wird gegessen, was der Bach auf den Tisch bringt. In der Hand eine 8'6" Klasse 5 mit leichter Rolle und 5er Schnur, am schwimmenden Vorfach mit nicht zu langem Vorfach eine 12er Haers Ear Goldkopf.


Ines in der wunderschönen Mauthnerklamm

Ines auf der Brücke in der Mauthnerklamm Der erste herantastende Wurf kommt aus Vorsicht noch etwas zu kurz, der Zweite dann auf den Punkt, der Fisch reagiert sofort: die Fliege taucht kaum im Wasser ab, da schießt er nach vorne. Sanfter Anhieb - drei vier kurze nachdrückliche Fluchten - dahinter steckt spürbar die Kraft eines echten Wildfisches - das starke Gerät im Verhältnis zur Größe der Fische lässt auch in diesem wilden Bach keine Zweifel aufkommen und nach kurzer Zeit ist die wunderbare gute 30 cm lange Regenbogenforelle an der Hand und mit einem gezielten Griff nach der widerhakenlosen Fliege schnell wieder befreit. Mit ihren mehr als 30 cm war sie schon mehr, als man hier in der kargen Klamm erwarten darf, sehr viel größer werden die Fische hier unten nicht. Zwei weitere kleinere Bachforellen lassen sich in diesem Gumpen noch überlisten, bevor alle Bewohner des Pools wissen, was hier gespielt wird.

Ich lasse es gut sein an diesem Abschnitt und mache mich klammaufwärts auf den Weg, um zu sehen, wie es meiner Freundin erging. Ich komme gerade recht und kann sehen wie sie just in diesem Augenblick eine schöne Bachforelle von der Fliege befreit. Auch Sie hatte ihr Glück mit einer Goldkopf probiert, allerdings dunkel und nicht grau wie die von mir Gewählte. Die Fliegenwahl ist hier in der Klamm nicht das Entscheidende, sondern eher das bedächtige und vorsichtige, jede mögliche Deckung nutzende Pirschen. In der wärmenden Sonne in der wir jetzt sitzen beginnen wir schon wieder von einem gut gekühlten hellen Bier zu träumen....


Wo erlebt man so etwas?
In der Mauthnerklamm des Valentinbachs bei Kötschach-Mauthen in Kärnten, Österreich. Seit über zehn Jahren begleiten mich diese ursprünglichen und gehegten Gewässer des Hotel Post in Kötschach-Mauthen. Viermal trieb es mich in diesen Jahren für jeweils eine Woche hin. Jedes Mal war ich mehr als erfüllt, war in großartiger Natur, hatte eine sehr schöne, abwechslungsreiche, vielseitige und auch manchmal fordernde Fischerei erlebt - und das jeweils in Kombination mit der erstklassigen Unterkunft mit ihren Annehmlichkeiten wie Sauna, Freibad, reichhaltiges Bio-Frühstück, der praktischen Lage und dem schön gestalteten Garten in den man sich mal zum Fliegenbinden zurückziehen kann. 

Eine uralte Bachforelle in der Klamm

Neben der Fischerei findet man wunderbare Möglichkeiten für Bergtouren, Canyoning, Mountainbiketouren, Ausflügen über den Plöckenpass ins nahe Italien oder man lässt einen fischreichen Tag entspannend in der Sauna und danach in der Bar mit ein paar erfrischenden Bieren ausklingen. Der einzige Wehrmutstropfen bei all meinen Besuchen war, dass eine Woche zu kurz ist, um alles, was man gerne machen würde auch realisieren zu können. Denn die Mauthnerklamm ist bei weitem nicht das einzige Gewässer des Hotels. Insgesamt verfügt es derzeit über ca. 35 km fließende Gewässer für Fliegenfischer, zwei größere Bergseen und einen kleinen Bergsee. Doch alles der Reihe nach:

Bleiben wir erst beim Valentinbach der im unteren Verlauf kurz vor seiner Mündung in den Hauptfluss des Tales, der Gail, zum sog. Mühlbach wird. Hier findet sich ein kurzes Stück wunderbarer Wiesenbach mit einem guten Bestand an überwiegend kleineren beißfreudigen Äschen. 

Bei einem Besuch vor Jahren gab es hier die unglaubliche Situation von sieben aufeinanderfolgenden Würfen und sieben Fischen. Alle auf eine Eigenkreation einer Grau-Grizzly-RedTag mit grauem Körper und zusätzlichem grauen Fieberschwänzchen, Größe 14. Aber auch Elkhair Sedge, Superpupa, GrifitsGnat, Parachute Adams, Mosquito, Olive-Dun usw. bewähren sich hier. Im Sommer sind die Brennnesseln etwas störend aber sie geben dafür gute Deckung. Waten ist hier nicht erforderlich da der Bach nur ca. 4 Meter breit ist. Für den Abendsprung oder mal zwischendurch, oder bei unsicherem Wetter kurz vor oder nach einem Sommergewitter eine optimale Option. 


Ein Feuersalamander in der Mauthnerklamm


Ines am Mittellauf des Valentinbaches
Der Valentinbach ist auch in seinem mittleren Verlauf zu erreichen Von der Plöckenpassstrasse erreicht man ihn auf einem kurzem Karrenweg oberhalb der Mauthnerklamm kurz hinter der Gaststädte "Ederwirt". Hier hat der Valentinbach ganz die Charakteristika eines Gebirgsbaches: steile Stufen, große Steine, tiefe Gumpen, klares, kaltes Wasser und fast an jedem möglichen Standplatz einen Fisch. Nur sieht man die Fische nicht, man muss schon das Gewässer lesen und dann an die entsprechenden Stellen die auffällige gut schwimmenden Trockene oder die Nymphe setzen. 

Weite Würfe sind nicht erforderlich - bei dem reißenden Wasser hat man eh schon Probleme nur das Vorfach und ein oder zwei Meter Schnur auf der Wasseroberfläche zu kontrollieren. Die Rute sollte nicht zu kurz sein, da man sicher dankbar ist, den einen schnellen Strömungsstrudel direkt vor einem bequem überbrücken zu können. Vorfachscheu sind die Fischlein auch nicht, ein 6lbs-Vorfach ist genau das Richtige. Diese Strecke erfordert etwas Trittsicherheit beim klettern am Ufer und durch den Wald.



Ungleich bequemer, aber etwas weniger ursprünglich, ist der weiter bachauf liegende Grünsee. Ein ca. 3ha großer, vor ca. zehn Jahren künstlich angelegter, aber sehr natürlich erscheinende Stausee auf ca. 1300 Meter über Null. Ihn erreicht man nach kurzem Fußmarsch von der Plöckenpasstrasse. Vom Boot lässt er sich angenehm befischen, gezupfte Fliege, Streamer, Nymphe über Grund (vergleichbar der Hegenenfischerei). Der Streamer oder die Trockene beim Abendsprung bescheren einem die ein oder andere schöne Bach-, Regen- oder gar Seeforelle. Der gute Bestand an ca. zwei bis drei jährigen Fischen und die berichteten Fänge von großen Seeforellen lassen auf das überaus gute zukünftige Potential dieses Sees schließen. 
 


Pirschend am Valentinbach


Florian mit der richtigen Fliege am Valentinbach
Man sollte sich ein paar Bier, was zum Grillen, ein paar Tomaten und etwas Brot mitnehmen - denn an dem See findet sich ein schöner Grillplatz. Wunderbar ist es, wenn man nach einem erfüllten Fischtag dort oben am Grünsee das bereitliegende Holz spaltet, wartet bis sich eine schöne Glut gebildet hat, währenddessen schon das erste Bier trinkt, schließlich das Mitgebrachte grillt und beobachtet wie sich die Sterne langsam am dämmernden Gebirgshimmel zeigen. Man genießt die Ruhe und lässt die Fische des Tages in Gedanken vorbeiziehen.


Noch ein Gebirgsbach mit zwei ganz unterschiedlichen Strecken ist der Assnitzbach. Im oberen zugänglichen Verlauf ist er wie eine kleinere Ausgabe des Valentinbaches: Grosse Steine, steile Stufen, Gumpen, klares Wasser. Diese Strecke wird nach oben hin durch einen eindrucksvollen Wasserfall begrenzt. Hier finden sich insbesondere Regenbogenforellen und auch mal der ein oder andere Bachsaibling. Vor drei Jahren haben wir hier Fische gefangen die man diesem Bach so gar nicht zutraut, dieses Jahr waren sie etwas kleiner aber nicht weniger wild und dabei wunderschön gezeichnet. Erfolgversprechend sind auch hier beschwerte Nymphen und auffällige Trockenfliegen an der kurzen Leine. Die Begehbarkeit ist um einiges bequemer, als die des Valentinbaches im Schluchtbereich.

Ines kurz vor der Mündung des Valentinbaches in die Gail


Äsche aus dem Unterlauf des Valentinbachs
Nahe der Parkmöglichkeit bei Weidenburg fängt man hier auch die ein oder andere aus der Gail aufgestiegene Äsche. Im unteren, seit kurzem zum Hotel gehörenden, Abschnitt des Assnitzbaches findet man ein wahres Kleinod: Zwischen breiten Kiesbänken verläuft der Bach die letzten Kilometer zur Gail. Eine wunderbare Strecke, in der sich insbesondere wenn der Hauptfluss Gail etwas getrübt ist eine unglaublich schöne Fischerei auf Äschen bietet. Gut zu erreichen aber dennoch ohne Sichtkontakt zur Zivilisation kann man hier leicht einen ganzen Tag verbringen und die Kiesbänke für ausgiebige Mittagsrasten nutzen.

Das Wasser fließt hier so klar wie schwedischer Wodka und das auch, wenn die Gail selbst bereits kräftig gefärbt ist, denn der Assnitzbach wird im Oberlauf überwiegend von Quellen gespeist. Fliegen: Red Tag, Grifits Gnat, Adams, Olives, Goldkopf, PheasentTail,.... nichts Außergewöhnliches, eine präzise Präsentation ist allerdings erfolgsfördernd. Auch hier ist eine 5er um 8-9 Fuß das optimale Gerät.

Äsche im klaren Unterlauf des Valentinbachs


Die Gail im Lessachtal

Kommen wir nun zum Hauptfluss, der Gail die, unschwer zu erkennen, dem Gailtal seinen Namen gibt. Auf mehr als 11 km kann sie von den Gästen des Hotels befischt werden. Auf dieser Strecke zeigt sie sich einem mit ganz unterschiedlichen Gesichtern. Im Unterlauf fließt sie als "zivilisierter" Fluss recht gerade mit einigen großen Steinen durch Kötschach-Mauthen und weiter nach Osten. Hier finden sich hauptsähclich wunderbar bläulich türkis gefärbte Äschen. Gezieltes Anfischen von identifizierten Standplätzen oder wenn nichts geht, suchendes schräg stromab und abtreiben/rüberschwingen lassen der Fliege führt hier, mit der tiefgeführten Nymphe, zum Erfolg. 

 


Wenn man zum richtigen Zeitpunkt da ist und einen Stieg erwischt, dann fischt man natürlich, wie auf Äschen häufig erfolgreich (Lappland lässt grüßen), an der kurzen Leine mit der Trockenen und präzisen Würfen vors Fischmaul.

Die schnelle Erreichbarkeit dieser Strecke prädestiniert sie für die letzten Würfe nach dem Abendessen oder einem schon angebrochenen und anders genutzten "Resttag". Ach ja - der Kormoran scheint hier oben (noch)kein Problem zu sein - toi, toi, toi - auf das es so bleibt!


Regenbogner


Das frühlingsgrüne Lessachtal 
Ich persönlich finde den oberen Teil der Gail, im sogenannten Lessachtal, mit Abstand interessanter - allerdings hat es dort keine Äschen mehr. Dafür wunderschöne Bach- und Regenbogenforellen. Die verschiedenen Zugänge zum Lessachtal bekommt man im im Hotel mit erklärt. Dafür sollte man dann jeweils einen ganzen Tag einplanen und entsprechend Proviant (Bier kann man im Fluß kühlen! Wasser nicht vergessen - es kann auch heiß werden) mitnehmen. 


Je nach Wasserstand kann man die Exkursionen unterschiedlich weit ausdehnen und weiter oder weniger weit in die Schlucht bzw. Klamm der Gail vordingen. Dabei sind an einigen Stellen Flussquerungen erforderlich die nach einer Watthose, absoluter Trittsicherheit in tieferem Wasser und nicht zu hohem Wasser verlangen. Zur Sicherheit sollte die Fotoausrüstung dabei entweder wasserdicht oder wasserdicht verpackt sein - das senkt die Anspannung ungemein wenn man bis zum Bauch in reißenden Wasser steht und versucht Halt zu finden. Hat man die Flussquerungen gemeistert, stehen einem Abschnitte offen, die den Eindruck der absoluten Abgeschiedenheit vermitteln. Wüsste man es nicht besser, könnte man glauben hier wäre noch nie ein Fischer gewesen.

 


Wunderschöne Regenbogenforelle aus dem Lessachtal


Ines erfolgreich im Lessachtal
An der Gail empfiehlt sich, eine etwas schwerere Rute als an den Bächen zu fischen. Eine 6er in 9 Fuß erscheint ideal, um auch für etwas größere Fische in stärkerer Strömung gerüstet zu sein. Fliegen, die bereits genannten, als weitere Muster beispielhaft Aufsteiger und CDC-Muster. Zu empfehlen ist noch ein schnellsinkendes Vorfach, um die Fliege auch an den tieferen Stellen mit starker Strömung irgendwie in Grund- und damit Fischnähe zu bekommen. 

 


Wie bei allen Berichten über Reiseziele sei hier der Hinweis erlaubt, dass sich die Qualität der Fischerei bzw. die persönliche Erfahrung in Abhängigkeit von Wetter, Jahreszeit und Frequentierung durch andere Fliegenfischer erheblich unterscheiden können. Der große Vorteil, den man hier allerdings hat, ist die absolute Vielseitigkeit der Gewässer und die Weitläufigkeit - geht an der Gail nichts, weil sie doch mal wegen Regen unbefischbar ist (übrigens hat sie keine Trübung durch Schmelzwasser!) geht man halt in die Klamm oder an den Assnitzbach oder an den Grünsee oder an den Zollnersee oder lässt es sich in der Sauna gut gehen.

Der Umfang des Fischwassers ermöglicht es einem, so zu fischen, dass man den ganzen Tag keinen anderen Fischer trifft. Ich selbst habe im Hotel noch nie mehr als ca. 5 Fischer erlebt - allerdings habe ich Feiertage wie z.B. Pfingsten bewusst gemieden. Unter der Woche ist man häufig alleine und fühlt sich wie der erste Fliegenfischer an diesen Gewässern. Wo hat man das sonst noch in Mitteleuropa? Ich freue mich immer wieder auf den nächsten Besuch in Kötschach!

 


Stilleben zur Mittagsrast


Gute Regenbogenforelle aus der Gail

 

In diesem Bericht fehlen noch einige Gewässer - ich habe sie während meiner vier Besuche noch nicht befischen können - das illustriert vielleicht die Reichhaltigkeit der gebotenen Alternativen. Nicht beschrieben ist insbesondere der Zollnersee, den ich bei meinem nächsten Besuch unbedingt befischen will. Ein Gebirgssee auf 1770 Meter Seehöhe , das ist sicher ein Erlebnis der besonderen Art. Auch sind mir noch weite Teile der Gailschlucht gänzlich unbekannt, sie warten nur darauf, entdeckt zu werden! 

Kurzum, wer ein Reiseziel mit optimaler Infrastruktur, nicht zu weit Weg in schöner Natur sucht, der wird hier fündig!

Wenn man noch Fragen hat wendet man sich einfach an den Fliegenfischer-Spezialisten des Hotels Karl Zankel, der einem gerne die Gewässer vor Ort zeigt und auch fachkundiges Guiding anbietet.


Anfahrt: Z.B. von München: landschaftlich am interessantesten über Kufstein, Kitzbühl, Mittersil, Felbertauern (10€ Maut), Gailbergsattel, Fahrzeit ca. 4 Std. 

Fischereikarten: Gewässerkarten bekommt man nur in Kombination mit der ausgezeichneten Unterkunft im Hotel. Verschiedenste Arrangements mit und ohne Fischerei. Preisbeispiele findet man auf der Homepage des Hotels. Angemekrt sein, dass insbesondere die Suiten (auch "Ferienwohnungen") mit ihrem umfangreichen Platz für längere Aufenthalte sehr geeignet sind, so kann man sich abends selbst kochen und ist nicht auf die Küchenzeiten der Restaurants angewiesen. Wobei es Gourmets gibt die extra wegen der Haubenköchin Sissi Sonnleitner in Mauthen nach Kötscha-Mauthen kommen.
Umfangreiche Informationen zum Hotel finden sich unter www.flyfish.at.

Andere Aktivitäten: Zahlreiche Natur-Ausflüge, Bergwandern, Mountainbiking, Canyoning, Rafting, Kajak, Ausflüge z.B. nach Italien, Sauna, Dampfbad, Freibad, Baden im Gebirgssee, Klettern, Reiten, ein gepflegtes Dinner bei der Haubenköchin Sissi Sonnleitner in Mauthen und vieles mehr.

 


Erfolgreiche Ines bei der abendlichen Äschenpirsch am Stadtwehr der Gail

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