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Nach
unserer Reise an den Lago Strobel im Februar 2023 stand für Manfred
und mich relativ schnell fest, dass wir 2024 das Thema Lachs ernsthaft
angehen wollten. Manfred hatte trotz verschiedener Versuche, unter anderem
an der Mörrum und am Moy, noch nie einen Atlantischen Lachs gefangen.
Meine letzten Lachsfänge datieren aus dem Jahr 2007, als ich eine
Woche am Kola River in Russland war und dort 24 Lachse bis zu 14 Pounds
gefangen hatte. Es wurde also auch bei mir mal wieder Zeit für einen
Lachs!
Ursprünglich hatte ich
für die zweite Julihälfte ja schon vor drei Jahren eine Woche
an der Varzina auf der Kola-Halbinsel gebucht, aber auf Grund der Umstände
(Stichwort: „Militärische Spezialoperation“) war bereits lange vorher
klar, dass das nichts werden würde.
Unser Favorit nach der EWF war eigentlich die Jökla im Nordosten von Island, die von Throstur Ellidason bewirtschaftet wird. Dieser Plan kam dann erstmals ins Wanken, als die Fischerei an der Jökla im Jahr 2023 bereits Anfang August abgebrochen werden musste, da das Reservoir, das das Gletscherwasser über den Sommer zurückhält, bereits zu dieser frühen Zeit übergelaufen ist. Dazu kam noch, dass die Preise für 2024 trotzdem relativ massiv erhöht wurden, sodass wir uns anderweitig umsahen. Ich nahm dann nach meinem Sommerurlaub mit der Familie Kontakt mit Carsten Dogs von pukka destinations auf, über den wir auch schon unsere vergangenen drei Angelreisen gebucht hatten. Nachdem wir uns auch einige andere Lachsflüsse angesehen hatten, entschieden wir uns schließlich für zwei Tage an der West Rangá. Die West Rangá ist seit gut 20 Jahren einer der produktivsten Lachsflüsse in Island, obwohl die Lachse dort nur in geringem Maße natürlich aufwachsen. Das liegt am feinen Lavasand des Flusses, der die Lachseier nur selten zur Reife kommen lässt. Man greift dem Lachsbestand deshalb künstlich unter die Arme, in dem man die größeren weiblichen Lachse abstreift, künstlich befruchtet und in einer Fischzucht ausbrütet, bis man die kleinen Lachse in Teiche am Ufer der Rangá aussetzt und diese bei Hochwasser in den Fluss entlässt. Danach entwickeln sich die kleinen Lachse, wie wenn sie natürlich aufgewachsen wären und kommen nach einem oder mehreren Jahren im Atlantik wieder in die West Rangá zurück. Wir haben letztendlich eine
geteilte Rute vom 12. bis 14.07.2024 gebucht. Dieser Termin lag kurz vor
dem Beginn der „Peak-Season“ und in den letzten Jahren wurden während
dieser Woche meist zwischen 100 und 200 Lachse - verteilt auf 16 Ruten
- gefangen. Rein rechnerisch konnte man also mit circa zwei bis vier
Lachsen pro Rute in zwei Tagen rechnen, in guten Jahren durchaus auch mit
mehr.
Die drei Tage an der Midfjardará sollten den Abschluss unseres Island-Urlaubs bilden. Zwischen der Fischerei an der West Rangá und der Midfjardará haben wir uns über Airbnb noch für fünf Tage ein kleines Cottage direkt am Thingvallavatn gebucht. Neben zwei fest geplanten Tagen am Villingavatn haben wir uns im Vorfeld die Veidikortid gekauft, mit der man für eine Gebühr von umgerechnet knapp EUR 70 die ganze Saison an 36 Seen, die über ganz Island verteilt sind, fischen darf. Wir wollten uns dabei an unseren zwei noch nicht verplanten Tagen am Úlfljótsvatn (Westufer) und am Thingvallavatn (Nordostufer) versuchen. Als wir die Bausteine unserer
Reise im Oktober letzten Jahres alle zusammenhatten, habe ich die Informationen
unserem Kumpel Tobi geschickt, der sich dann relativ spontan dazu entscheiden
hat, nach unseren Tagen an der West Rangá nachzukommen und zehn
Tage mit uns gemeinsam in Island zu verbringen.
11.07.2024 Ich bin um 12:20 Uhr von zu Hause aufgebrochen und habe zuerst meine Frau in der Arbeit abgeholt, vor wir zu Manfred gefahren sind. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Reisen brauchte der noch etwas, bis wir nach Erding zum Flughafen aufbrechen konnten. Wir erreichten den Flughafen kurz vor halb drei, ziemlich genau zweieinhalb Stunden vor unserem geplanten Abflug. Das Einchecken ging rekordverdächtig schnell, da nur zwei andere Familien vor uns am Schalter anstanden. Mit 22,9 Kilogramm hatte ich fast eine Punktlandung bei den erlaubten 23 Kilogramm Gepäck. Manfred lag noch knapp darunter, obwohl ich ihm vorher noch ein paar Kleinigkeiten von mir gegeben hatte. Der Abflug verzögerte sich um etwa 45 Minuten, bei der Landung lagen wir noch circa 15 Minuten hinter dem Zeitplan. Unser Gepäck bekamen wir beide auch wieder recht schnell. Um unsere Desinfektionszertifikate gab es dann noch kurze Verwirrung, da die Dame dachte, dass wir unsere Sachen erst noch desinfizieren lassen müssen und deshalb einen Kollegen mit einer mobilen Desinfektionsstation antanzen ließ. Als wir ihr daraufhin unsere Zertifikate zeigten, warf sie nur einen flüchtigen Blick auf die erste Seite und wir konnten Richtung Ausgang gehen. Da der Transport von unserem
Hotel in Reykjavik zur West Rangá Lodge und wieder zurück nach
Reykjavik im Preis der Fischerei inkludiert war, verzichteten wir die ersten
drei Tage auf einen Mietwagen und nahmen den „Flybus“, der kurz nach jeder
Landung einer Maschine vom Flughafen ins Zentrum von Reykjavik fährt.
Manfred besorgte am Schalter noch schnell die Tickets (pro Person gut EUR
35) bevor wir zum „Flybus“, der bereits vor dem Flughafengebäude wartete,
gingen. Die Fahrt zum Busbahnhof in Reykjavik dauerte ungefähr 50
Minuten. Dort stiegen wir dann in einen kleinen Shuttle-Bus um, der uns
direkt zu unserem Hotel fuhr. Das Ganze war super organisiert und man bekam
bereits am Flughafen ein farbiges Ticket mit dem man dann in den mit der
gleichen Farbe gekennzeichneten Shuttle-Bus einstieg, der einen direkt
zu seinem Hotel brachte. Der Fahrer unseres Shuttle-Busses wollte wohl
schnell Feierabend machen, da er uns in einem ziemlich haarsträubenden
Tempo zu unserem Hotel fuhr. Dort angekommen, wollten wir eigentlich noch
eine Kleinigkeit essen, aber beide umliegenden Restaurants hatten leider
einige Minuten vorher (um 21 Uhr) zugemacht. Da es im Hotel auch nichts
mehr zum Essen gab und uns eine Bestellung über einen Lieferdienst
zu umständlich war, gingen wir ohne Essen ins Bett.
12.07.2024 Nach einer eher unruhigen
Nacht standen wir bereits um kurz vor 7:00 Uhr auf und gingen um 7:15 Uhr
zum Frühstück. Ich hatte das Frühstück im „201 Hotel“,
wo wir auch vor zwei Jahren bereits übernachtet hatten, etwas besser
in Erinnerung, aber die Auswahl war doch eher überschaubar. Nach dem
Frühstück habe ich geduscht und anschließend haben wir
unsere Gerätschaften für das Lachsfischen an der West Rangá
vorbereitet. Als wir damit fertig waren, mussten wir noch etwa zwei Stunden
Zeit totschlagen, bis wir um kurz vor halb eins von Thor, einem Fahrer
der Lodge, abgeholt wurden. Nach der Fahrt über einen ziemlich nebeligen
Höhenzug erreichten wir kurz vor 14:00 Uhr die West Rangá Lodge.
Dort bezogen wir schnell unser Doppelzimmer, zogen uns um und machten uns
für die erste Session bereit. Um 14:30 Uhr stellte sich unser Guide
Sverrir vor und teile uns mit, dass wir im Beat 5, dem Homepool direkt
unter der Lodge, starten würden.
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Warten
aufs Christkind
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West
Rangá Lodge mit Fluss im Hintergrund
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Aufenthaltsraum
der West Rangá Lodge
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Homepool
von oben
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Die
West Rangá ist zu diesem Zeitpunkt der Saison in acht Beats aufgeteilt,
die man in einem Zwei-Tages-Shift alle je einmal befischt. Ein Guide betreut
dabei immer zwei Ruten, sodass insgesamt 16 Ruten dort fischen. Der jeweilige
„Startbeat“ wird unter den neu ankommenden Gästen ausgelost, danach
wechselt man alle drei Stunden zum übernächsten Beat nach unten.
Also für uns Start in Beat 5, danach die Beats 3 und 1 und dann weiter
mit Beat 8, 6 und so weiter. Der Saisonstart an der West Rangá war
ganz ordentlich. In der Woche vor unserer Ankunft wurden 125 Lachse gefangen,
was ungefähr im Schnitt der letzten Jahre lag. Leider war das Wetter
in den letzten Tagen ziemlich mies und auch die Vorhersage für unsere
beiden Tage war nicht wirklich vielversprechend. Durchschnittlich 40 bis
50 Stundenkilometer Wind, mit Böen bis 80 Stundenkilometer und immer
wieder Regen. Erst am letzten Vormittag sollte es etwas besser werden.
Zumindest war es mit 10 bis 12 Grad nicht sonderlich kalt. Allerdings hatte
das schlechte Wetter der letzten Tage dafür gesorgt, dass sich die
West Rangá abgekühlt hatte und die Wassertemperatur nur noch
bei 5 bis 6 Grad lag, was die Beissfreudigkeit der Lachse eher negativ
beeinträchtigte.
Der Homepool (Beat 5) ist eigentlich einer der besten Pools, hat aber in den Tagen vor unserer Ankunft nicht besonders gut gefischt. Wir verbrachten unsere zwei Tage an der West Rangá mit zwei netten, älteren Engländern aus London (Duncan und Colin), die sich den Guide mit uns teilten und bereits die letzten beiden Tage hier waren. Sie fingen in dieser Zeit wohl bereits drei Lachse, allerdings keinen davon im Homepool. Ich startete mit meiner Frödin Salar 2 in 14 Fuß und Klasse 9. Sverrir empfahl uns mit einem Floating- oder Intermediate-Schusskopf zu fischen und davor einen schnell sinkenden Polyleader (Sink 5) zu setzen. An das nur knapp einen Meter lange 35er Nylontippet kam zuerst eine „Bismo“ (Sunray-Shadow-Variante) in schwarz-blau mit einem 8er Doppelhaken. Um den heftigen Wind im Rücken
zu haben, sind wir durch den - oberhalb des Homepools relativ flachen -
Fluss gewatet und haben von der anderen Seite gefischt. Da Manfred bisher
noch nie einen Lachs gefangen hat, durfte er selbstverständlich beginnen.
Wir haben uns im Vorfeld darauf geeinigt, dass wir uns etwa alle 30 Minuten
mit dem Fischen abwechseln würden, beziehungsweise immer dann, wenn
einer einen Lachs gefangen hat. Der Homepool sieht zwar durchaus vielversprechend
aus, ist aber auf Grund der verschiedenen Strömungen nicht ganz einfach
zu befischen. Dazu kam noch der heftige Wind, der uns als ziemliche „Zweihand-Anfänger“
doch vor gewisse Probleme stellte. So endete unsere erste 3-Stunden-Schicht
an der West Rangá dann leider ohne Biss und auch ohne gesichteten
Lachs. Unseren beiden englischen Mitfischern erging es allerdings auch
nicht besser.
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Manfred
mit Guide Sverrir im Homepool
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Als
nächstes stand Beat 3 auf unserem Programm. Da dort in den letzten
Tagen - und auch in der Session vor uns - mehrere Lachse gefangen wurden,
brachen wir zeitnah vom Homepool auf, um pünktlich um 18:00 Uhr am
Beat bereitzustehen. Der Beat 3 beginnt unter dem Wasserfall Aegisdufoss.
Der Wasserfall selbst ist mittlerweile aber nicht mehr der Top-Spot des
Beats. Unser Guide platzierte unsere beiden englischen Mitfischer an einer
erfolgsversprechenden Stelle einen knappen Kilometer unterhalb des Wasserfalls
und lief mit uns noch ein Stück flussaufwärts. Dort gab es einen
schönen „Run“, den wir abfischen sollten. Es begann wieder Manfred,
der einige Meter in den Fluss hinauswatete und die Hauptströmung befischte.
Das Werfen an dieser Stelle war alles andere als einfach, da wir direkt
gegen den Wind anwerfen mussten. Manfred fischte – auf Empfehlung unseres
Guides Sverrir - mit einer locker eingestellten Bremse, um den Lachs ungehindert
die Fliege nehmen zu lassen und den „Forellenanhieb“ auszuschalten. Es
dauerte dann nicht mal eine Viertelstunde, bis ihm ein Lachs die Schnur
gleichmäßig von der Rolle zog und Manfred den ersten Lachs unserer
Reise und seines Lebens haken konnte. Der Lachs kämpfte gut, zog mehrfach
ordentlich Schnur von der Rolle und sprang auch ein paar Mal komplett aus
dem Wasser. Nach einigen Minuten kescherte Sverrir den Fisch für Manfred
und ein glücklicher - aber immer noch ziemlich angespannter - Lachsfischer
kam ans Ufer. Manfreds Premierenlachs hatte 65 cm, war richtig gut genährt
und dürfte gut 3 Kilo gewogen haben. Manfred setzte den Fisch, zur
leichten Verwunderung unseres Guides, nach ein paar Erinnerungsfotos vorsichtig
zurück. Gebissen hatte der Lachs auf eine blaue Sunray-Shadow-Variante
an der Schwimmschnur und einem schnell sinkenden Polyleader. Mission Lachs
erfüllt, zumindest für Manfred! Herzlichen Glückwunsch zum
ersten Lachs!
Unser Guide Sverrir |
Wasserfall
aus der Ferne
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Manfreds
erste Würfe im Beat 3
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10 Minuten
später – Manfred beim Drill
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Manfreds
Premierenlachs mit 65 Zentimetern
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Der
glückliche Fänger
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Nach
Manfreds Fang war ich an der Reihe. Ich fischte wieder mit einem Intermediate-Schusskopf,
Polyleader in S5 und der schwarz-blauen Bismo. Auch bei mir dauerte es
nur eine gute Viertelstunde, bis ich den ersten Take hatte. Der Lachs zog
mir ca. 50 Zentimeter meiner Schnurschlaufe aus den Händen, blieb
dabei aber leider nicht hängen.
Nach einer knappen Stunde
ohne weiteren Biss liefen wir hoch zum Wasserfall und versuchten dort unser
Glück. Auf Grund der Strömungsverhältnisse ist dieser eher
schwierig zu befischen und es werden dort wohl auch nicht mehr allzu viele
Lachse gefangen. Laut unserem Guide ist es aber auf jeden Fall empfehlenswert,
es dort zumindest kurz zu versuchen. Nach dem erfolglosen Versuch am Wasserfall
sind wir wieder zu unserem ursprünglichen Platz zurück und haben
dort beide noch einen Durchgang gefischt.
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Wasserfall
Aegisdufoss aus der Nähe
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Manfred
unterhalb des Wasserfalls | Foto unten: Gezeichnet vom schlechten Wetter,
aber glücklich
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Die
letzte halbe Stunde habe ich es dann noch am Platz unserer beiden Engländer
versucht, die wegen des heftigen Windes und des Regens bereits frühzeitig
aufgegeben hatten. Dort zeigten sich zwar noch mehrere Lachse an der Oberfläche,
einen weiteren Biss bekam ich aber leider nicht mehr. Gegen 21:00 Uhr beendeten
wir unseren ersten Angeltag und fuhren in die Lodge zurück.
Um 22:00 Uhr begann das 3-Gänge-Menü,
zu dessen Beginn Manfred die in Island übliche Zeremonie für
den ersten gefangenen Lachs („Mariulax“) über sich ergehen lassen
musste beziehungsweise durfte. Dabei beißt man die - vorher angeschnittene
– Fettflosse des Lachses ab und spült sie mit einem klaren Schnaps
hinunter. Im Anschluss bekam er sogar noch eine Medaille. Zum Start des
Menüs gab es Jakobsmuscheln, als Hauptgang ein (kleines) Rindersteak
und als Nachspeise unter anderem Mousse au Chocolat. Dazu gab es ein Salatbüffet
und sehr leckeres, selbstgebackenes Brot. Gegen 23:30 Uhr ging es dann
für uns ins Bett.
13.07.2024 Wir standen gegen 05:30 Uhr auf und gingen um 06:15 Uhr gemeinsam zum Frühstück. Beim Frühstück war überraschend wenig los, obwohl es ein reichhaltiges Angebot an Obst, Gemüse, Wurst, Müsli und Brotaufstrichen gab. Dazu Eier mit Speck, Porridge und eine gute Auswahl an Säften, Tee sowie Kaffee. Zehn Minuten vor sieben gingen wir zum „Wader-Room“ und zogen unsere Wathosen an. Unser Guide war bereits da und nachdem auch unsere beiden Mitfischer, die schon sichtlich gezeichnet von den anstrengenden Tagen zuvor waren, bereit waren, fuhren wir zu Beat 1. Dieser ist der unterste Beat in der Rotation der West Rangá Lodge. Dort ist der Fluss um die 200 Meter breit, aber größtenteils nicht besonders tief. Der Wind wehte immer noch ziemlich gnadenlos und es regnete die meiste Zeit während unserer dreistündigen "Schicht". Unser Guide zeigte sich auch nicht besonders optimistisch für den Beat. Da der Wind an unserem rechten Ufer direkt von vorne kam, wateten wir mit Sverrir etwas oberhalb des Pools in den Fluss hinein und befischten von dort das rechte Ufer, wo eine etwas tiefere Rinne verlief. |
Da der Pool eher flach war, empfahl uns Sverrir vom schnellsinkenden Polyleader auf einen Intermediate-Polyleader zu wechseln. Als ich meine erste halbstündige Schicht langsam beenden wollte und bei den letzten Würfen angekommen war, zieht es mir - bei einem Wurf fast direkt ans Ufer - die Schlaufe schön gleichmäßig aus der Hand. Fast gleichzeitig sehe ich einen Schwall direkt vor dem Ufer. Ich hebe die Rute an und der Fisch ist gehakt! Der Lachs kommt mehrfach zur Oberfläche und nimmt auch immer wieder Schnur, hat aber an der 9er Rute nicht wirklich eine Chance. Als ich ihn das erste Mal sehe, bin ich fast etwas enttäuscht über die Größe. Der Fisch ist nur etwas mehr als 50 cm groß und wiegt maximal drei Pfund. Dafür hat er sich im Drill auf jeden Fall ziemlich gut verkauft! Unser Guide kescherte mir den Fisch und wir liefen mit ihm zum Ufer. Bis Manfred meine Kamera bereit hatte, hatten wir den Fisch schon vom Haken gelöst und ihn freigelassen. Obwohl die Größe des Fisches recht überschaubar war, fiel auch von mir ein gewisser Druck ab und ich freute mich sehr über meinen ersten Lachs seit fast 17 Jahren! |
Beat
1 – Etwas unterhalb hat direkt am Ufer mein erster Lachs gebissen
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Bis zum Poolwechsel um 10:00 Uhr tat sich dann nichts mehr und wir fuhren nach einem kurzen Zwischenstopp in der Lodge weiter zu Beat 8. In der frühen Saison ist das der oberste Beat, der befischt wird. Dort ist die West Rangá wesentlich schmaler und überschaubarer, als an den weiter unten gelegenen Beats. Manfred begann und in seinen ersten 20 Minuten war es ausnahmsweise fast windstill. Der Beat sah auch gut aus, doch zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison sind wohl noch nicht allzu viele Lachse so weit aufgestiegen. Ich wechselte von der 9er auf die 7er Loop Cross ST in 12‘4 Fuß, was für die West Rangá an den meisten Stellen völlig ausreichend ist. Als ich an der Reihe war, frischte der Wind leider schon wieder kräftig auf, was an dieser Stelle aber wenig Probleme machte, da er schräg von hinten kam. Wir hatten allerdings beide keinen Biss und sahen bis zur Mittagspause auch keinen einzigen Lachs springen. Unsere beiden Engländer kamen mit einem Lachs von 65 Zentimetern zum Auto, den aber unser Guide Sverrir für sie gehakt hatte. |
Manfred
im Beat 8
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Nach dem Mittagessen
(Büffet mit Fisch und Fleisch) ging es um 15:00 Uhr weiter mit Beat
6. Dieser liegt mitten in der Stadt Hella, unterhalb der dortigen Brücke
über die West Rangá. Dieser Beat war im bisherigen Saisonverlauf
einer der schlechteren und bietet auch nur wenig Abwechslung. Wir wateten
quer durch den Fluss auf eine Insel und fischten eine Rinne am rechten
Ufer mehrfach ab. Auch hier hatten wir beide keinen Biss und sahen auch
keinen einzigen Fisch an der Oberfläche. Wir brachen deshalb wieder
früher auf, um Punkt 18:00 Uhr am Beat 4 zu sein, von dem sich unser
Guide wesentlich mehr versprach.
Er setzte unsere beiden Engländer an einer gut zugänglichen Stelle ab und fuhr dann mit uns zum Bereich oberhalb des Wasserfalls. Dort wurden in der vorherigen Schicht ein oder zwei Fische gefangen und der in die Fischtreppe eingebaute Zähler zeigte an, dass in der letzten Stunde einige Lachse aufgestiegen waren. Beat 4 unterscheidet sich deutlich von den anderen Beats der West Rangá. Hier ist der Fluss viel schmäler und bildet kleine, überschaubare Pools und Pockets aus. In diesem Beat wird deshalb auch überwiegend mit der Einhandrute gefischt, was Manfred und ich dann auch taten. Ich nahm dazu meine Orvis Helios 3 F in Klasse 7 mit der kurz vor der Reise noch gekauften Einarsson 7 Plus und einer Rio Gold Schwimmschnur in Klasse 7. Leider hatte ich nur zwei verschiedene Trout-Polyleader, einen in „Slow sink“ und einen in „Super fast sinking“, den ich zuerst anschlaufte. Damit war das Werfen zwar eher etwas unrund, aber
für die meist etwas tieferen Pools war das Set-Up vermutlich gar nicht
so schlecht. Wir fischten uns die Pools anfangs abwechselnd nach unten
und während einer von uns einen Pool noch fertig durchfischte, lief
Sverrir mit dem anderen schon zum nächsten Pool, um dort gleich weiterzufischen.
Wir fischten so mehrere Pools zügig ab und unseren Guide zog es recht
rasch zum Pool direkt über dem Wasserfall. Dort machen die Lachse
wohl die erste kurze Pause, nachdem sie den Wasserfall mit Hilfe der Fischtreppe
überwunden haben. Der Pool lag direkt unterhalb einer kleinen Rausche,
war nicht besonders lang und hatte maximal 10 Meter Breite. Unser Guide
lief mit Manfred voraus und bis ich dort ankam, stand Manfred schon mit
krummer Rute da. Ich kam gerade rechtzeitig zur Landung und konnte gleich
ein paar Bilder des Lachses schießen. Es handelte sich wieder um
einen gut genährten, nahezu blanken Grilse mit diesmal 63 Zentimetern.
Unser Guide meinte, dass die meisten Lachse in dieser Saison sehr gut im
Futter stehen würden und das ein gutes Zeichen für die Zukunft
sei. Gebissen hatte der Lachs auf eine kleine Red Frances Tube. Nachdem
Sverrir uns angeboten hatte, dass wir unsere Lachse in der Lodge im Verhältnis
vier zu eins gegen Räucherlachs tauschen könnten, entschied sich
Manfred dazu, den Fisch abzuschlagen und mitzunehmen.
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Lachs
im Kescher
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Nahaufnahme
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Manfred
mit 63er Lachs
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Anschließend
war ich wieder an der Reihe. Leider hat sich schnell gezeigt, dass mein
Polyleader für den nicht allzu tiefen Pool zu schwer war. Ich blieb
bei einem meiner ersten Würfe am großen Stein, der im Einlauf
des Pools lag, hängen und riss meine Fliege ab. Danach wechselte ich
auf den langsam sinkenden Polyleader und habe auch eine kleine Red Frances
Tube montiert. Mit dem leichteren Polyleader ließ sich die Montage
deutlich einfacher werfen und lief auch viel besser durch den Pool. Wir
sahen auch wiederholt Lachse springen und unser Guide war ganz aufgeregt,
da der Zähler in der Fischtreppe einige aufsteigende Lachse anzeigte.
Die meisten Lachse, die zur Oberfläche kamen, zeigten sich direkt
am Einlauf des Pools, ganz nah am anderen Ufer.
Ich hatte allerdings erst einen Biss, als ich schon
in der unteren Hälfte des Pools angekommen war. Ich spürte zuerst
nur einen leichten Zug, aber erst als die Fliege etwa einen Meter weiter
abgetrieben war, nahm der Lachs diese vehement und zog mir die Schlaufe
schulbuchmäßig aus den Fingern. Danach hob ich die Rute an und
der Fisch war gehakt! Der Lachs kämpfte sehr gut, nahm mir mehrmals
einige Meter Schnur von der Rolle und versuchte unter die größeren
Steine zu flüchten, von denen einige im Pool lagen. Ich konnte ihn
zum Glück davon abhalten und ihn nach kurzem, aber intensiven Drill
über den Kescher führen. Es handelte sich erneut um einen eher
kleineren Grilse mit vielleicht 55 cm und gut drei Pfund. Der blanke Fisch
hatte schon einige seiner recht losen Schuppen verloren, vermutlich hatte
er sich im Drill etwas in die Schnur eingedreht. Auch diesen Fisch schlugen
wir ab, um ihn gegen Räucherlachs einzutauschen.
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Mein
zweiter kleiner Grilse
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Silberblank
mit losen Schuppen
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Erfolgspool
– Wir sind entlang des Weißwassers gelaufen und im flachen Wasser
dahinter gestanden. Gefischt haben wir am linken Ufer.
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Danach wäre eigentlich
wieder Manfred an der Reihe gewesen, aber der war nach seinem zweiten Lachs
mit sich und der Lachswelt völlig im Reinen und ließ mich großzügiger
Weise weiterfischen. Ich war hochmotiviert und voller Zuversicht, an dieser
Stelle noch einen weiteren Lachs zu fangen, da sich auch weiterhin alle
paar Minuten Lachse an der Oberfläche zeigten. Leider hatte ich in
der verbleibenden Dreiviertelstunde aber keinen weiteren Biss mehr, obwohl
ich den Pool noch mehrmals durchfischte.
Um 21 Uhr beendeten wir die Fischerei und liefen
zum Jeep von Sverrir, den er direkt am Wasserfall geparkt hatte. Von oben
sahen wir sogar tatsächlich noch einen aufsteigenden Lachs, bevor
wir zufrieden zur Lodge zurückfuhren. An diesem Tag wurden laut Sverrir
insgesamt 26 oder 28 Lachse gefangen, sodass wir mit unseren zusammen drei
Lachsen ganz gut dabei waren.
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Aegisdufoss
von oben – Die Fischtreppe befindet sich auf der linken Seite
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Zum
Abendessen gab es als Vorspeise Tatar, als Hauptgericht isländisches
Lamm und zum Nachtisch Rhabarberkompott mit Eis. Zur Feier des Tages gab
Manfred ein Bier (für EUR 10) aus und wir stießen damit auf
unsere gefangenen Lachse an. Nach dem Essen nahm ich dann noch eine Dusche
und fiel gegen 24 Uhr ziemlich müde ins Bett.
14.07.2024 Eigentlich habe ich in der Nacht ganz gut geschlafen, aber als Manfred gegen 4:00 Uhr morgens duschte (warum auch immer…), bin ich aufgewacht und leider nicht mehr richtig eingeschlafen. Nach einem Frühstück mit Eiern und Speck ging es um kurz vor sieben wieder zum „Wader-Room“. In der ersten Session waren wir in Beat 2 eingeteilt. Unser Guide setzte zuerst unsere beiden Engländer ab und fuhr mit uns beiden dann weiter flussab. Der lange Pool, den wir zuerst befischten, hatte eine sehr schöne Struktur mit vielen großen und sehr großen Steinen beziehungsweise Felsen, die dort im Wasser lagen. Laut Sverrir ist der Pool
eher selten gut, aber wenn man zur richtigen Zeit dort ist, kann man dort
auch wirkliche Sternstunden erleben. Das Werfen gestaltete sich leider
wieder schwierig, da der immer noch ziemlich starke Wind fast direkt von
vorne kam. Sverrir fuhr immer wieder mit dem Auto zwischen uns und den
Engländern hin und her und diese konnten bereits nach wenigen Würfen
einen Grilse in den Sechzigern landen. Bei mir und Manfred gab es allerdings
keinerlei Action und wir wechselten deshalb nochmals den Platz. An der
neuen Stelle fischte Manfred noch einen erfolglosen Durchgang, bevor wir
wieder etwas früher aufbrachen, um pünktlich zum weiter flussauf
gelegenen Beat 7 zu gelangen.
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Lachsbox,
in der die größeren Weibchen gehältert werden
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Beat
2
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Allgegenwärtige
Lupinen
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Dort
angekommen, liefen wir noch einen knappen Kilometer flussaufwärts
und ich begann an einem sehr langen Pool mit nahezu perfekter Strömung.
Sverrir meinte, dass auf der ganzen Strecke von mehreren hundert Metern
Lachse stehen könnten und wir den Pool einfach komplett durchfischen
sollten. Ich begann am Einlauf des Pools zuerst mit kurzen Würfen,
die ich mit jedem weiteren Wurf um ein bis zwei Meter verlängerte.
Als ich die schwarz-blaue Bismo beim vielleicht siebten oder achten Wurf
das erste Mal knapp vor dem gegenüberliegenden Ufer platzierte, kam
der Take! Ich ließ den Lachs einen Meter der Leerschnur nehmen, bevor
ich die Rute anhob. Der Lachs war gehakt und stürmte den Pool gleich
einige Meter stromab. Ich ging aus dem Wasser und folgte dem Fisch am Ufer.
Diesmal wurde meine Hoffnung auf einen etwas besseren Fisch nicht enttäuscht.
Als Sverrir den Fisch nach einigen Minuten keschern konnte, lag ein silberblanker,
feister Grilse vor mir, der sogar noch ein paar Seeläuse hatte. Der
Lachs maß 62 Zentimeter und dürfte wohl an die 3 Kilogramm gehabt
haben. Ich schlug auch diesen Fisch ab, da wir schon im Vorfeld geplant
hatten, dass wir, falls wir am letzten Vormittag an der West Rangá
noch einen Lachs fangen sollten, diesen mitnehmen und abends in unserem
angemieteten Cottage am Thingvallavatn grillen wollten.
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Lachsdrill
im Beat 7
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Guide
Sverrir mit meinem dritten Lachs
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Silberblanker
62er Lachs
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Der
glückliche Fänger
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Während
ich noch ein paar Bilder von meinem Lachs schoss, stieg Manfred am Einlauf
des Pools ins Wasser und begann, sich nach unten zu fischen. Ich wartete
diesmal ziemlich ungeduldig darauf, dass er hoffentlich möglichst
schnell einen Fisch fängt, um selbst noch eine Chance auf einen weiteren
Lachs zu haben. Leider erfüllte sich die Hoffnung auf einen schnellen
Fang für Manfred nicht und ich konnte erst nach einer guten Stunde
wieder ins Wasser steigen. Auch meine Erwartung, noch einen zweiten Lachs
aus diesem Pool zu fangen, wurde enttäuscht. Und auch die letzte Viertelstunde
unserer Zeit an der West Rangá, in der sich Manfred nochmal versuchen
durfte, war leider nicht von Erfolg gekrönt.
Um kurz vor halb eins beendeten wir die Fischerei, liefen zum Auto und fuhren zur Lodge zurück. Uns blieb dann noch eine gute Stunde Zeit, um zu Mittag zu essen und unser Angelzeug in unseren Trolleys zu verstauen. Unser Guide Sverrir brachte uns kurz vor der Abfahrt noch meinen frischen Lachs vom Vormittag und fünf Pakete eingeschweißten Räucherlachs mit insgesamt etwa einem Kilo Gewicht, die wir gegen unsere beiden Lachse vom Vorabend eintauschen konnten. Mit Sverrir hatten wir großes Glück und einen sehr kundigen und auch sehr engagierten Guide, der uns einiges über die Lachsfischerei in der West Rangá beibrachte und stets bemüht war, uns an den Lachs zu bringen. Insgesamt waren wir mit unseren fünf Lachsen an zwei Angeltagen an der West Rangá recht zufrieden. In der Woche, in der wir dort waren, wurden von den 16 Ruten insgesamt 190 Lachse gefangen. Die „Mission Lachs“ konnten wir also beide erfolgreich abhaken und bei besseren äußeren Bedingungen wäre sicherlich noch der ein oder andere Lachs mehr möglich gewesen. Auch das Teilen der Rute, ohne das uns die zwei Tage an der West Rangá zu teuer gewesen wären, würde ich überwiegend positiv bewerten. Es gab eigentlich nur am letzten Vormittag die Situation, dass ich nach meinem Fang sehr gerne weitergefischt hätte. Ansonsten hat sich der halbstündige Wechsel aber gut bewährt und gerade bei widrigen Bedingungen an den schlechteren Beats war man manchmal durchaus ganz froh, eine Pause einlegen zu dürfen. Gegen 14 Uhr kam der Fahrer der Lodge, der uns zur Mietwagenstation in Reykjavik bringen sollte. Im Gegensatz zur Hinfahrt waren wir nicht alleine im Minivan, sondern es mussten noch drei unserer Mitfischer und deren Gepäck untergebracht werden. Das war gar nicht so einfach und es dauerte doch eine gute Viertelstunde, bis das ganze Gepäck verstaut war und wir losfahren konnten. Auf der Fahrt forderte der fehlende Schlaf der letzten Tage seinen Tribut und ich bin wohl sogar kurz eingeschlafen. Unser Fahrer fuhr Manfred und mich als Erste zu unserem Ziel, der Thrifty Autovermietung in Reykjavik, die wir um kurz nach halb vier erreichten. Die Übernahme unseres Autos, eines Ford Puma mit gut 60.000 Kilometern auf dem Tacho, klappte recht zügig und ohne Probleme. Der Mitarbeiter der Autovermietung machte uns dann noch den Vorschlag, dass wir den Wagen gegen einen Aufpreis von etwa EUR 50 auch kurz vor dem Flughafen in Keflavik wieder abgeben könnten und uns dadurch das Taxi oder den „Flybus“ zum Flughafen sparen würden. Nach der Übernahme des Mietwagens fuhren wir direkt weiter zum Flughafen nach Keflavik, um dort unseren Kumpel Tobi abzuholen. Wir hielten bereits den ganzen Tag über WhatsApp Kontakt mit ihm und er meldete sich kurz nach 16 Uhr, als er gelandet war. Manfred und ich erreichten den Flughafen gegen halb fünf und kurz danach kam Tobi auch schon aus dem Flughafenterminal. Nach der herzlichen Begrüßung und einem kurzen Austausch über unsere beiden Tage beim Lachsfischen sind wir direkt zum ersten Bonus-Markt auf dem Weg Richtung Reykjavik gefahren, um dort Proviant für die nächsten fünf Tage einzukaufen. Eine Stunde später und knapp EUR 170 leichter ging es dann weiter Richtung Thingvallavatn. Unser über Airbnb gebuchtes Cottage lag im Südosten des Thingvallavatn, nur einen Steinwurf vom See entfernt. Nach gewissen Schwierigkeiten das Cottage zu finden, was vor allem der Tatsache geschuldet war, dass ich mein Handy nicht rechtzeitig aufgeladen hatte, kamen wir gegen 19:45 Uhr dort an. Leider war unser „Cosy Cottage“, wie es auf Airbnb beworben wurde, doch ziemlich klein. Vor allem die beiden Schlafzimmer waren winzig und außer den Betten hatte dort quasi nichts mehr Platz. Eigentlich war geplant, dass ich als Schnarcher (wie böse Zungen behaupten) das Einzelbett bekomme und Manfred und Tobi sich das Doppelbett teilen. Da das Doppelbett aber an drei Seiten des Raumes an der Wand anstieß und vorne auch nur ein halber Meter Platz war, entschied sich Manfred dafür, lieber auf dem Sofa zu schlafen und überließ Tobi das Schlafzimmer. Unsere Trolleys hatten auch keinen Platz in den Schlafzimmern und standen deshalb die nächsten Tage einfach im Hauptraum herum. Zumindest mit Geschirr, Töpfen und Pfannen war das Cottage ganz gut ausgestattet und die Lage war natürlich nahezu ideal für uns. Wir ließen den Abend
dann gemütlich ausklingen, brieten uns eine Seite meines am Morgen
gefangenen Lachses in der Pfanne heraus und kochten dazu Kartoffeln ab.
Nach dem Essen bereiteten wir alle drei unser Equipment für den nächsten
Tag vor, an dem wir Lizenzen für den Villingavatn hatten. Nach ein
paar Bier und voller Vorfreude gingen wir gegen halb zwölf schlafen.
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„Catch
and Cook“ - Lachspfanne
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15.07.2024 Am nächsten Morgen sind wir um kurz nach 7:00 Uhr aufgestanden und nach dem Frühstück gegen 8:00 Uhr zum Villingavatn aufgebrochen. Am Villingavatn hatten Manfred und ich bei unserer ersten Islandreise im Jahr 2021 einen phantastischen Angeltag mit 15 überwiegend großen (um die 60 Zentimeter oder darüber) Brown Trout. Im Jahr darauf mussten wir dann aber bei mehreren Versuchen feststellen, dass der See, beziehungsweise seine goldgefärbten Bachforellen, echte Diven sind. Im Jahr 2022 konnten wir bei drei Besuchen am See jeder nur eine bessere Forelle fangen. Auch Tobi hat den Villingavatn vor zwei Jahren schon mal befischt und fing damals bereits nach einer halben Stunde eine Brown Trout mit 72 Zentimetern. Das war aber sein einziger Fisch dort. Als wir am See ankamen, herrschten
ziemlich optimale Bedingungen. Es hatte gute 10 Grad, war bewölkt
und es wehte etwas Wind, sodass die Oberfläche leicht bewegt war.
Wir starteten alle drei mit kleinen Streamern in oliv, die eine Damselfly
nachbilden sollten. Obwohl wir ziemlich schnell die ersten Fische dicht
am Ufer spotten konnten, hatten wir in den ersten beiden Stunden keinerlei
Bisse. Ich machte mich dann als erster auf den Weg zum gegenüberliegenden
Ufer, an dem Manfred und ich in den letzten Jahren fast alle Forellen gefangen
hatten.
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Erster
Blick auf den Villingavatn
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Tobi
der „Troutstalker“
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Neugierige
Zuschauer am Villingavatn
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Als
ich an unserem „Stammplatz“ angekommen war, zeigte sich dort zumindest
eine gewisse Aktivität im Wasser. Es schien so, als wenn sich die
Brown Trout zu kleineren Gruppen zusammengetan hatten, da man in einem
Umkreis von ein paar Metern immer wieder kleine Ringe oder eine bewegte
Oberfläche sah. Die meiste Zeit patrouillierten die Forellentrupps
zwar in einer Entfernung von über 30 Metern vom Ufer, aber ab und
an kamen sie auch etwas näher heran. Ich baute deshalb schnell meine
zweite Rute auf, um sie mit einer Trockenfliege zu bestücken. Ans
knapp vier Meter lange Vorfach mit 22er Spitze kam eine Sedge in Größe
12.
Als ich nach den ersten erfolglosen Würfen damit begann, die Sedge langsam heranzuzupfen, hatte ich bald den ersten Biss. Nach meinem Anschlag springt die Forelle sofort aus dem Wasser. Erste Einschätzung: Kleiner Fisch mit etwa 35 cm! Danach zieht mir der Fisch zuerst die ungefähr 10 Meter Leerschnur durch die Finger. Als die Schnur über die Rolle läuft, folgen zügig die nächsten 10 Meter, bis die Forelle im Backing ist! Ich stelle meine erste Größenschätzung in Frage und hoffe, dass der Fisch doch ein Stück größer ist. Dann springt die Forelle ein zweites Mal: Hat leider wirklich nur etwa 35 cm! Ich forciere den Drill etwas mehr und habe den Fisch dann auch zeitnah im Kescher! Für einen Fisch dieser Größe hat die Forelle aber wirklich phantastisch gekämpft! Kurz danach erschien dann
Manfred und wir hatten beide in der nächsten Stunde noch etwas Action.
Ich verschlug zunächst einen Biss auf die Trockenfliege und bekam
dann auf meine gezogene Sedge einen weiteren Biss, den ich allerdings gar
nicht sah, sondern nur spürte, da meine Trockenfliege mittlerweile
wohl abgesunken war. Danach bemerkte ich noch eine kleine Welle, die sich
hinter meiner gezogenen Fliege bildete. Leider drehte der Fisch ab und
packte nicht zu. Manfred konnte auf eine Balloon Caddis eine Brown Trout
mit etwa 40 cm fangen und hatte auch noch einen weiteren Biss. Bedauerlicherweise
wurde das Wetter dann immer besser und der Wind schlief fast völlig
ein, was die Aktivität der Forellen mehr und mehr abebben ließ.
Wir entschieden uns dann gegen 14 Uhr zu unserem Cottage zu fahren und
es abends erneut zu versuchen. Tobi versuchte es die meiste Zeit am West-
und Nordufer auf am Ufer entlangstreifende Forellen und konnte dabei eine
kleinere Forelle haken, die er aber im Drill verlor.
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Höchste
Konzentration
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Unsere
Abendsession am Villingavatn startete gegen 19:00 Uhr und Manfred und ich
liefen diesmal gleich zur Ostseite des Sees. Leider war das Wetter mit
Sonnenschein, fast wolkenlosem Himmel und Temperaturen von zwischenzeitlich
über 20 Grad, bei fast völliger Windstille, alles andere als
ideal für den Villingavatn, wie wir schon an einem ähnlichen
Abend vor zwei Jahren feststellen mussten. Es waren zwar immer mal wieder
kleine Forellentrupps an der Oberfläche aktiv, allerdings zogen diese
nur ganz selten näher als 40 bis 50 Meter ans Ufer. Einzig an Manfreds
Stelle kamen die Forellen ab und an auf Wurfweite heran, sodass er im Laufe
des Abends zumindest noch zwei Forellen im Bereich von 35 Zentimetern fing.
Die größeren Brown Trout zeigten uns aber mal wieder eine lange
Nase!
Wir blieben trotzdem bis
24:00 Uhr und konnten eine tolle Atmosphäre genießen, als die
Sonne gegen Mitternacht hinter den Berggipfeln verschwand! Als wir um etwa
1:00 Uhr in unserem Cottage zurück waren, gab es noch einen kleinen
Mitternachtssnack mit unserem Räucherlachs und etwas Whiskey-Cola,
bis wir uns kurz vor 2:00 Uhr morgens ablegten. Diesen Tagesausklang sollten
wir auch die nächsten Tage so beibehalten...
Abendstimmung
am Villingavatn
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Das
Trockenfliegengerät lag fast immer zum schnellen Wurf bereit
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Sonne,
Wolken und Windstille
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Sonnenuntergang
gegen 22:30 Uhr ...
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Kurz
vor Mitternacht
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16.07.2024 Am nächsten Morgen schliefen wir bis kurz nach 9:00 Uhr und frühstückten erstmal gemütlich mit Speck, Eiern, Räucherlachs und Obst, bis wir uns um 10:30 Uhr auf den Weg zum Úlfljótsvatn machten. Am Úlfljótsvatn hatten Manfred und ich vor drei Jahren schon mal einen Vormittag ohne Erfolg gefischt, allerdings auf der anderen Seeseite, im Efri-Bru-Beat. Tobi hatte vor zwei Jahren auch bereits die andere Seeseite befischt und dort zwei sehr schöne Arktische Saiblinge gefangen. Diesmal hatten wir uns ja im Vorfeld die Veidikortid besorgt, mit der man 36 Seen in ganz Island für knapp EUR 70 im Jahr befischen darf. Einer dieser Seen ist der Úlfljótsvatn, dessen Westufer größtenteils mit der Veidikortid befischt werden darf. Anfangs mussten wir uns erstmal orientieren und es hat etwas gedauert, bis wir einen Schotterweg gefunden haben, der Richtung Wasser führte. Allerdings hatte der Weg einige heftige Schlaglöcher, sodass wir unseren Ford Puma vor der schwierigsten Passage am Wegrand parkten und die letzten paar hundert Meter zum See liefen. Dort landeten wir zuerst in einer flachen Bucht und entschieden uns von dort zu einer Landspitze zu laufen, die uns aus der Entfernung gut gefiel. Dort angekommen, hatten wir wirklich einen sehr schönen Platz vor uns. Das Wasser fiel innerhalb weniger Meter auf etwa vier bis fünf Meter Tiefe ab und im glasklaren Wasser lagen viele große Steine und Felsblöcke. Nachteil war nur, dass das Ufer hinter uns recht steil nach oben ging, was das Werfen mit der Fliegenrute deutlich erschwerte. Ich versuchte es anfangs etwa 20 Meter rechts von der Landspitze und tat mich zunächst eher schwer. Ins Wasser zu waten war wegen des rutschigen Bodens ziemlich gefährlich, aber vom Ufer aus kam ich mit Rollwürfen nicht auf die gewünschte Wurfweite. Manfred startete direkt an der Spitze und konnte dort problemlos an die 20 Meter in beide Richtungen hinauswerfen. Tobi umging diese Probleme dadurch, dass er mit der Spinnrute begann, die wir ihm im Vorfeld unserer Reise partout nicht ausreden konnten. Er hatte dann auch ziemlich rasch den ersten Biss, der aber in einem kräftigen Fluch endete, da ihm die geflochtene Schnur beim Anhieb etwa dreißig Meter vor seinem Köder abriss! Auch Manfred hatte schnell
den ersten Biss und etwas später auch den ersten Fisch an der Leine.
Er fing auf eine Pheasant Tail einen Arctic Char mit ziemlich genau zwei
Pfund. Der Saibling hatte Glück, dass wir noch eine Seite Lachsfilet
im Kühlschrank hatten, ansonsten hätten wir ihn wohl zum Essen
„eingeladen“. So durfte er nach kurzem Erinnerungsfoto wieder in sein Element
zurück.
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Mit
Nymphe am Ùlfljótsvatn
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Manfreds
Arctic Char
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Danach
tat sich dann leider nichts mehr und wir beschlossen, es in der Bucht zu
versuchen, an der wir am See ankamen. Tobi ging voraus und bis ich und
Manfred dort ankamen, hatte er mit seinem Blinker schon drei Forellen gefangen.
Bis wir unsere Ruten mit Streamer dann aufgebaut hatten und ins Wasser
stiegen, stand Tobi bereits bei sechs Forellen. Davon waren zwei über
40 Zentimeter, wobei er die größere der beiden versehentlich
von außen gehakt hatte. Die restlichen Forellen waren um die 30 Zentimeter.
Bis Manfred und ich schließlich im Wasser standen und die ersten
Würfe machten, war der Spuk auch schon wieder vorbei und wir hatten
alle drei keine weiteren Bisse mehr! Tobi hatte einfach das Glück,
genau in dem Moment in der flachen Bucht anzukommen, als ein Schwarm Forellen
durchzog. Wir brachen unsere Vormittagssession bald darauf ab und wollten
es abends nochmal an der gleichen Stelle versuchen.
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Forellen
von Tobi (mit der Spinnrute gefangen) ...
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Manfred
und ich in der flachen Bucht beim Streamern
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Blick
über den Úlfljótsvatn – Links die Steilküste und
in der Mitte die Insel
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Islandflagge
auf unserer Terrasse – Im Hintergrund der Thingvallavatn
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Die
Terrasse unseres Cottages
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Tobi
beim Kochen – Im Hintergrund sieht man sein winziges Schlafzimmer
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Unsere
Essecke
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Als
wir am Abend wieder am Úlfljótsvatn ankamen, versuchten wir
es zunächst erneut in der flachen Bucht, leider ohne jeden Biss. Ich
wanderte dann an der Steilküste einen knappen Kilometer Richtung Seeeinlauf
entlang, bis auf die Höhe einer Insel. Zwischen dem Ufer und der Insel
liegt der frühere Flusslauf des River Sog, der den Úlfljótsvatn
speist. Die Stelle sah sehr gut aus, ist aber mit der Fliegenrute nicht
einfach zu befischen, da man quasi keinen Rückraum zum Werfen hat.
Dazu kam noch, dass der Wind ziemlich genau von vorne blies.
Ich habe es dann auch nur
relativ kurz mit dem Streamer versucht und bin danach den beschwerlichen
Weg entlang der Steilküste wieder zurückgeklettert. Manfred und
Tobi waren mittlerweile wieder zu dem Platz gewechselt, an dem Manfred
am Morgen den Saibling gefangen hatte. Ich lief zu den beiden und versuchte
es wie Manfred mit der Nymphe auf Arctic Char. Tobi fischte wieder mit
der Spinnrute. Es tat sich aber den ganzen Abend rein gar nichts und wir
waren schon etwas verwundert, dass wir selbst, als es nahezu völlig
windstill wurde, auf dem ganzen See keinerlei Ringe oder andere Oberflächenaktivität
sahen. Wir beendeten die Fischerei an diesem Abend dann auch bereits gegen
22:00 Uhr und fuhren zu unserem Cottage zurück. Dort gab es wie üblich
noch ein paar Toasts mit Räucherlachs, bevor wir ins Bett gingen.
17.07.2024 An diesem Tag stand wieder der Villingavatn auf unserem Programm. Nach einem schnellen Frühstück brachen wir gegen 8:00 Uhr auf und waren 20 Minuten später am See. Während Manfred und Tobi es anfangs wieder auf der Westseite versuchten, bin ich diesmal gleich zum gegenüberliegenden Ufer gewandert. Auch wenn der Villingavatn relativ überschaubar aussieht, dauert es doch immer gute 20 Minuten, bis man auf der anderen Uferseite angelangt, da man am Ufer entlang die meiste Zeit auf schmalen Schafspfaden oder durch sumpfiges Gebiet läuft. Wenn man dagegen den teilweise vorhandenen Wegen oder Fahrspuren folgt, ist das Laufen zwar deutlich angenehmer, aber die zu laufende Strecke dafür auch ein Stück länger. Als ich auf der anderen Seite
angekommen war, zeigten sich gleich wieder einige aktive Fische an der
Oberfläche. Man sah immer wieder kleine Wellen und steigende Fische.
An diesem Vormittag war es nahezu windstill, aber zum Glück auch stark
bewölkt. Ich verlängerte mein Vorfach von vor zwei Tagen mit
einem guten Meter 20er auf etwa fünf Meter Länge, da die Forellen
des Villingavatn bei Windstille erfahrungsgemäß ziemlich „spooky“
sind. Ans Vorfach kam eine Black Gnat mit weißer Sichthechel in Größe
14. Die Forellentrupps waren zwar die meiste Zeit außerhalb meiner
Wurfweite aktiv, aber gelegentlich kamen sie doch näher ans Ufer.
Nach etwa einer halben Stunde stieg eine Forelle etwa zwei Meter vor meiner
Fliege. So dachte ich zumindest! Als ich meine Black Gnat vorsichtig heranziehen
wollte, bemerkte ich sofort Widerstand! Vermutlich hatte die steigende
Brown Trout doch meine Fliege genommen und mein Heranziehen wirkte wie
ein Strip-Strike. Der Fisch sprang sofort aus dem Wasser und es zeigte
sich eine Forelle im Bereich von 60 Zentimetern. Endlich hatte ich einen
guten Fisch gehakt!
Die Kescherwaage zeigte 1,9
Kilogramm an und ein grobes Anlegen des Maßbandes im Kescher ergab
eine Länge von etwa 58 Zentimetern. Ich machte ein paar Aufnahmen
im Kescher, bis Manfred auftauchte und noch ein paar schnelle Bilder mit
mir und der Forelle schoss, bevor ich den Fisch zurücksetzte.
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Nahaufnahme
mit Black Gnat im Maulwinkel
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58er
Brown Trout
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Auch
danach waren die Fische an unserer Stelle weiterhin aktiv. Manfred fing
zügig eine weitere Forelle in der 35-cm-Klasse und hatte noch einen
schönen Biss auf seine Sedge, den er allerdings verschlug. Ungefähr
eine Stunde nach meinem ersten Fang näherte sich wieder einmal ein
Schwarm oberflächenaktiver Forellen dem Ufer. Mein Wurf setzt nahezu
perfekt am Rand des Schwarms auf und kurz darauf wird meine Fliege ganz
dezent von der Oberfläche genippt. Der Anhieb sitzt, die Bremse surrt
und in den nächsten Sekunden zieht der Fisch schnell schräg nach
draußen und zeigt sich auch kurz an der Oberfläche. Erneut habe
ich einen tollen Fisch gehakt, der wohl noch etwas größer ist,
als der erste!
Auch diesmal dauert es nicht
lange, bis er in vollem Tempo Richtung Ufer schwimmt und sich ins Krautbeet
flüchtet. In meinem Bericht von 2021 hatte ich noch geschrieben, dass
es uns sehr gewundert hat, dass die Forellen damals nie versuchten, ins
reichlich vorhandene Kraut zu ziehen. Mittlerweile haben sie wohl dazugelernt
und ihr Repertoire um diesen Trick erweitert… Die Brown Trout schaffte
es dann tatsächlich, das Vorfach im Kraut zu verhängen und ich
machte mir zwischenzeitlich schon ernsthafte Sorgen, den Fisch zu verlieren.
Mit gleichmäßigem Druck gelang es mir aber, dass sich die Krautstengel
nach und nach lösten und die Forelle wieder freikam. Im weiteren Verlauf
des Drills hing zwar einiges an Kraut an meinem Vorfach, aber ich gewann
auch Stück für Stück die Oberhand. Nach mehreren kurzen
Fluchten kurz vor dem Ufer, kescherte mir Manfred die Forelle schließlich
routiniert. Der gut genährte Fisch hatte die charakteristische Goldfärbung
der Villingavatn-Forellen, wog 2,7 Kilogramm und hatte eine Länge
von 64 Zentimetern!
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Im Kescher
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Goldene
Schönheit
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64er
Brown Trout auf Black Gnat
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Damit
war ich ziemlich happy und ließ es bis zu unserer Mittagspause deutlich
ruhiger angehen. Manfred fing in der nächsten Stunde erneut eine Brown-Trout
mit etwa 35 Zentimetern und war zwischenzeitlich - auf Grund der überschaubaren
Größe seiner Forellen - leicht angesäuert. Einen
weiteren Biss auf eine Black Pennell konnte er nicht verwerten.
Tobi fing an diesem Vormittag eine Brown-Trout mit ungefähr 40 Zentimetern und einen Mini-Fisch mit vielleicht 20 Zentimetern auf einen großen „Sex-Dungeon“-Streamer (gerne mal googeln: Aber Achtung, es kommen nicht nur Bindeanleitungen!). Nachdem am frühen Nachmittag die Aktivität der Fische deutlich abgenommen hatte, beendeten wir unsere Vormittagssession und ließen uns in unserer Unterkunft Lammkoteletts vom Grill schmecken. Nach einer kleinen Siesta ging es am frühen Abend erneut an den Villingavatn und wir waren ziemlich sicher, noch die eine oder andere gute Bachforelle zu fangen. Wir machten uns alle drei Richtung Ostufer auf und versuchten es von Anfang an mit der Trockenfliege. Leider waren an diesem Abend nur wenige Forellen an der Oberfläche aktiv und wenn, dann meistens auch nur weit vom Ufer entfernt. Ich hatte wenige Meter vom Ufer entfernt zwar schnell einen Biss, aber das schien eher ein kleiner Fisch gewesen zu sein. Ansonsten tat sich bei mir und Manfred nichts mehr und Tobi war der einzige von uns, an dessen Platz etwas Aktivität auszumachen war. Allerdings hielt sich der kleine Schwarm an seinem Platz größtenteils in einer Entfernung von 40 bis 50 Metern vom Ufer auf und kam nur sporadisch etwas näher. Die Fische nahmen scheinbar kleine und kleinste Auskriecher für die Hakengröße 20 oder eher noch kleiner angemessen gewesen wäre. Tobi versuchte es zwischenzeitlich mit CDC-Mustern in Größe 18 und konnte damit zwei Forellen hochlocken, die aber im letzten Moment die Fliege verweigerten. Als ich die letzte halbe
Stunde zu ihm an seinen Platz kam, nahm eine Forelle meine gezogene Sedge
kurz vor dem Ufer. Ich glaubte sogar ein paar Sekunden an einen guten Fisch,
bis die Rückstellkraft meiner Rute die erste Flucht des Fisches abrupt
stoppte. Die Forelle war leider doch nur etwa 30 Zentimeter lang, nach
kürzester Zeit ausgedrillt und wieder zurückgesetzt. Kurz vor
Mitternacht beendeten wir unseren zweiten Tag am Villingavatn und fuhren
zu unserem Cottage zurück. Die Forellen des Sees hatten ihrem Ruf
als Diven wieder alle Ehre gemacht, wobei zumindest ich mit meinen beiden
Fischen vom Vormittag doch sehr zufrieden war.
18.07.2024 Da wir erst wieder um kurz
vor 2:00 Uhr ins Bett gekommen waren, ließen wir es am nächsten
Vormittag wieder ruhig angehen und machten ein schönes Frühstück
mit Eiern und Speck. Am späten Vormittag fuhren wir zum Úlfljótsvatn,
wollten uns diesmal aber den unteren Teil Richtung Auslauf genauer anschauen.
Als wir den See erreichten, waren an einem steilen Felsufer schon mehrere
Fliegenfischer aktiv. Wir wollten etwas Smalltalk halten und als wir ankamen,
wurde gerade eine schöne Bachforelle mit etwa 55 Zentimetern gedrillt.
Der Fänger war Max, mit dem ich vor 17 Jahren zehn Tage am Rio Grande
gefischt hatte! Auch Tobi hatte einen aus der Gruppe bereits vor zwei Jahren
am Flughafen in Erding kennengelernt, als ihr Flug nach Keflavik ausgefallen
war. So klein ist die Welt!
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Hungriger
Gast auf unserer Terrasse
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Anschließend
fuhren wir zu einer Stelle etwas seeaufwärts und trafen dort den Rest
der Truppe aus Deutschland (größtenteils Bayern). Manfred und
ich versuchten es in einem „Channel“ zwischen dem Ufer und einer Insel
mit sehr ordentlicher Strömung mit Nymphe und Bissanzeiger, aber da
die Fische scheinbar nicht in Beißlaune waren, fachsimpelten wir
eine ganze Weile mit den Kollegen aus der Heimat. Diese waren teilweise
schon mehr als zehnmal in Island und schwärmten von der „guten, alten
Zeit“. Tobi war zwischenzeitlich mit der Spinnrute unterwegs, hatte aber
auch keinen Erfolg.
Später sind wir dann
wieder zum Felsufer gefahren, wo die erste Gruppe mittlerweile ihre Zelte
abgebrochen hatte. Dort versuchten wir es mehrere Stunden mit der Nymphe.
Obwohl das Ufer mit seiner steilen Abbruchkante und vielen großen
Steinen im Wasser über mehrere hundert Meter sehr gut aussah, bekamen
wir keinen einzigen Biss. Im Laufe des Nachmittags bewölkte sich der
anfangs sonnige Himmel immer mehr und als wir gegen 16:30 Uhr aufhörten
und zum Auto liefen, kamen bereits die ersten Regentropfen herunter. Innerhalb
kürzester Zeit befanden wir uns mitten in einem heftigen Gewitter
mit Blitz, Donner, Starkregen und teilweise sogar Hagel. Zum Glück
saßen wir da schon in unserem Auto!
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„Channel“
im Úlfljótsvatn
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Manfred
bei Sonnenschein an der „Steilküste“ etwa drei Meter über dem
Wasserspiegel
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Blick
entlang der „Steilküste“ am Úlfljótsvatn
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Langsam
verschwindet die Sonne
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Auf
dem Weg zum Auto zieht es sich weiter zu
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Hagelkörner
auf unserer Terrasse
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Nachdem
sich das Wetter auch am Abend mit viel Wind und einigem Regen nicht gerade
von seiner besten Seite zeigte, konnten wir uns nicht mehr aufraffen und
blieben in unserem Cottage. Es gab wie üblich das ein oder andere
Bier, Whiskey-Cola und Räucherlachs, bevor wir relativ früh schlafen
gingen.
19.07.2024 Unsere Zeit in unserem Cottage am Thingvallavatn war vorbei und wir mussten bis spätestens 11:00 Uhr ausgecheckt haben. Wir standen um 8:00 Uhr auf, frühstückten, packten unsere Sachen zusammen und brachten die Hütte einigermaßen auf Vordermann. Wie am Vorabend beschlossen, wollten wir noch für zwei bis drei Stunden ans Nordufer des Thingvallavatn um dort einen kurzen Versuch zu starten, bevor wir in Richtung der Midfjardará aufbrechen wollten. Wir fuhren auf einen der
von vielen Touristen besuchten Parkplätze und landeten in einer flachen
Bucht des Thingvallavatn, in die auch ein Fluss mündete. Tobi versuchte
es wieder mit der Spinnrute, Manfred und ich fischten mit der Nymphe. In
der Bucht konnte man hunderte Meter hinauslaufen, ohne auf wirklich tiefes
Wasser zu stoßen. Es gab auch einen schönen Schlupf von kleinen
Köcherfliegen, aber das interessierte nur die Vögel, die diese
von der Wasseroberfläche einsammelten. Fische zeigten sich leider
keine, sodass wir gegen 13:00 Uhr Richtung Midfjardará aufbrachen.
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Bucht
im Norden des Thingvallavatn mit Flusseinlauf
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Thingvallavatn
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Auf
dem Weg tankten wir noch und stockten unsere Lebensmittelvorräte für
die nächsten Tage auf. Nach gut zwei Stunden Fahrt kamen wir an der
Midfjardará an und versuchten uns erstmal einen Überblick zu
verschaffen.
Ungefähr in der Mitte des von uns für die nächsten drei Tage gebuchten Char/Trout-Beat überquerte die Ringstraße 1 die Midfjardará. Unsere Angelstrecke begann etwa eineinhalb Kilometer oberhalb der Brücke und erstreckte sich etwa zwei Kilometer unterhalb der Brücke bis zur Mündung in den Atlantik. Direkt bei der Brücke konnte man durch ein Gatter fahren und gut parken, was wir die nächsten Tage auch machten. Wir fuhren dann noch zur
Mündung runter und waren von der Größe des Flusses im Mündungsbereich
doch etwas überrascht. Die letzten paar hundert Meter vor der Mündung
hatte die Midfjardará bestimmt eine Breite von über 200 Metern!
Wir sahen uns dann noch das obere Ende der Strecke an und beschlossen,
am nächsten Morgen erstmal unterhalb der Brücke zu starten und
uns auf die beiden Seitenarme dort zu konzentrieren.
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Angekommen
an der Midfjardará
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Brücke
über die Midfjardará
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Midfjardará
im Mündungsbereich
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Midfjardará
kurz vor der Mündung in den Atlantik
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„School-Pool“
am oberen Ende des Trout/Char-Beat
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Danach
machten wir uns auf dem Weg zu unserer Hütte, die bei den Lizenzen
mit enthalten war. Die Hütte lag knapp zehn Kilometer oberhalb der
Brücke über die Ringstraße, direkt an der Vesturá,
einem Seitenarm der Midfjardará. Dort war der Fluss deutlich übersichtlicher
und wir sahen in den Folgetagen von unserer Hütte aus auch immer wieder
Fliegenfischer und Guides der Midfjardará-Lodge. Die Hütte
selbst hatte eine ordentliche Größe und jeder von uns bekam
auch sein eigenes Zimmer (mit Stockbett).
Nebenan lag eine Anlage zum
Scheren und Zählen von Schafen und vermutlich wurde die Hütte
ursprünglich deswegen gebaut. Jetzt wussten wir auch, dass die Hütte
nicht neben einem „Ufolandeplatz“ lag, wie Tobi das „runde Ding“, das auf
Google Earth neben unserer Hütte zu sehen war, spaßeshalber
bezeichnete.
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Manfred
vor unserer Hütte
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Innenansicht
unserer Hütte
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Eines
der drei Schlafzimmer
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Von
der Brücke über die Vesturá flussabwärts fotografiert
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Flussauf
der Vesturá-Brücke
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20.07.2024 An unserem ersten Angeltag an der Midfjardará sind wir um 6:00 Uhr aufgestanden und waren nach einem kurzen Frühstück mit unserem letzten Räucherlachs bereits gegen 7:00 Uhr am Wasser. Wie am Vorabend besprochen, versuchten wir es alle drei flussab der Brücke. Manfred und ich starteten im etwas größeren, flussabwärts linken Seitenarm, Tobi begann im rechten Seitenarm. Ich versuchte es zuerst mit der 7er-Rute und einer kleinen schwarz-blauen Bismo auf Lachs. Dabei begann ich direkt am „Bridge-Pool“ und fischte mich nach und nach flussabwärts. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichte ich einen sehr schönen Pool mit flachem Einlauf, dem ein ziemlich tiefer Gumpen folgte, bevor der insgesamt etwa 150 Meter lange Pool breiter und wieder flacher wurde. Ich stand am Übergang vom Einlauf in den tiefen Gumpen und versuchte es weiter auf Lachs. Nach einigen Minuten am Pool schlief der Wind fast völlig ein und es begann schlagartig ein reges Steigen. Nach dem dritten oder vierten Stieg begann ich sofort, meine zweite Rute zum Trockenfliegenfischen aufzubauen. Das dauerte leider einige Minuten, während der sich das Steigen weiter intensivierte. Zwischenzeitlich stiegen wohl um die zehn Fische gleichzeitig. Ich montierte ein 18er Vorfach und eine kleine Black Gnat in Größe 16 und begann zu werfen. Es brauchte aber ein paar Würfe, bis ich wegen der unregelmäßigen Strömung im Gumpen eine vernünftige Drift hinbekam. So schnell das Steigen begonnen hatte, so schnell war es leider auch schon wieder vorbei. Insgesamt dauerte die heiße Phase vielleicht zehn Minuten. In der halben Stunde danach gab es zwar noch vereinzelte Fische, die etwas von der Oberfläche nahmen, aber einen Biss bekam ich keinen. Danach kehrte im Pool wieder völlige Ruhe ein und ich versuchte es im mittleren und unteren Teil noch mit dem Streamer. Nach einiger Zeit rief ich Tobi an, der berichtete, dass er um die „High Tide“, die zwischen 9:00 und 10:00 Uhr lag, einige, wohl frisch aufgestiegene Arctic Char gesehen hat, die sich durch Wellen an der Wasseroberfläche verrieten. Er folgte einem der Schwärme und konnte mit dem Streamer einen Arktischen Saibling von 52 Zentimetern fangen. Er beschrieb mir kurz, wo er sich befand und ich machte mich auf den Weg zu ihm. Tobi war dann gar nicht so einfach zu finden, da die Midfjardará im Unterlauf nicht nur aus zwei Hauptarmen besteht, sondern es auch noch mehrere kleinere Seitenarme gibt. Ich fand ihn dann an einem schönen kleinen Pool, in dem er seinen Saibling gefangen hatte. Ich stand am hohen Ufer, Tobi befand sich auf der anderen Uferseite im flachen Wasser, warf seinen Streamer stromauf und ließ ihn durch den Gumpen treiben. Nach wenigen Würfen hatte er den nächsten Arktischen Saibling am Haken und konnte nach kurzem Drill einen noch ziemlich blanken, vermutlich frisch aufgestiegenen Fisch mit 49 Zentimetern landen. Ich durchquerte den Fluss
etwas unterhalb des Pools und machte ein paar Bilder von Tobi und den beiden
Saiblingen. Den ersten hatte Tobi zum Essen abgeschlagen, den zweiten setzte
er zurück. Danach überließ mir Tobi seinen Platz und ich
versuchte es zuerst auch mit einem Streamer, bevor ich auf einen Bachflohkrebs
wechselte, da beide Fische von Tobi ziemlich voll mit Bachflohkrebsen waren.
Ich hatte aber weder mit dem Streamer, noch mit dem - vermutlich zu großen
- Bachflohkrebs Erfolg.
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Tobi
mit seinem ersten Arctic Char aus der Midfjardará
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Arktischer
Saibling mit 52 Zentimeter
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Fangstelle
von Tobi
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Später
ging ich weiter flussabwärts und traf dort Manfred. Der hatte zwar
auch nichts gefangen, berichtete aber wie Tobi von einigen aufsteigenden
Fischen während der „High Tide“, die sich den Fluss hinaufschoben
und sich durch die dabei verursachten Wellen verrieten. Wir gingen dann
am hohen Ufer des größeren Seitenarms zurück Richtung Brücke
und konnten von dort auch einen Blick in den Pool werfen, an dem ich einige
Fische steigen sah. Der Gumpen des Pools war bestimmt drei bis vier Meter
tief und man konnte im klaren Wasser deutlich den Grund sehen. Erstaunlicherweise
sahen wir dort keinen einzigen Fisch! Möglicherweise hat es sich bei
den steigenden Fischen auch um frisch aufgestiegene Saiblinge gehandelt,
die zwischenzeitlich schon weitergezogen waren. Gegen 13:00 Uhr trafen
wir uns dann an der Brücke und fuhren zu unserer Selbstversorger-Lodge
zurück.
Nach einem kleinen Nickerchen
und Saiblingsfilet mit Kartoffeln zum Abendessen, fuhren wir gegen 19:00
Uhr wieder zur Brücke und stellten unser Auto wie gehabt dort ab.
Wir hatten vor, Richtung Mündung zu laufen und dort auf einer kleinen
Insel, die so etwa 500 Meter oberhalb der Mündung in den Atlantik
lag, die zur Flut aufsteigenden Fische „in Empfang zu nehmen“. Der Höhepunkt
der Flut war gegen halb zehn. Die Insel teilte die Midfjardará in
zwei Arme, von denen der linke Seitenarm etwa 50 Meter breit und nur am
Ufer bewatbar war. Der rechte Arm war nur etwa 30 Meter breit und gut bewatbar.
Man merkte dann auch recht deutlich den Einfluss der Gezeiten, denn das
Wasser stieg in den zwei Stunden vor der Flut um annähernd einen halben
Meter.
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Saiblingsfilets
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Warten
auf bei Flut aufsteigende Fische im Mündungsbereich der Midfjardará
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Manfred
hatte am Vormittag vor allem im tieferen linken Seitenarm einige Fische
aufsteigen sehen. Am Abend ließen sich die Fische aber ganz schön
bitten und wir vernahmen lange Zeit keinerlei Aktivität im Wasser.
Erst zum Höhepunkt der Flut sahen wir vereinzelt Wellen an der Oberfläche,
mit denen sich die frisch aufsteigenden Fische diesmal vor allem im flacheren
rechten Seitenarm der Midfjardará verrieten. Wir konnten die Fische
zwar vereinzelt anwerfen, allerdings waren diese sehr scheu und wechselten
schnell die Richtung, wenn die Würfe zu nah an sie herankamen. Manfred
und ich hatten beide je einen Nachläufer, bei denen sich kurzzeitig
eine Welle hinter unseren Streamern aufbaute, die Fische aber leider nicht
zugriffen. Bei mir schien der Fisch auch nicht besonders aggressiv zu sein,
sondern eher neugierig, da er dem Streamer nur einige Meter mit Sicherheitsabstand
folgte.
Gegen 23:00 Uhr gingen wir
dann zur Brücke zurück und waren überrascht, dass Tobi schon
am Auto auf uns wartete. Er berichtete uns, dass er auch nichts gefangen
hatte, sich im Pool unter der Brücke in den letzten Minuten aber wiederholt
Fische an der Oberfläche gezeigt hatten. Wir sahen dann zeitnah weitere
Fische springen und waren uns schnell einig, dass es sich wohl um Lachse
handelte. Ich baute daraufhin schnell die 7er Orvis Helios 3 F zum Lachsfischen
auf und versuchte es in der nächsten knappen Stunde mit einer Bismo,
hatte aber – wie Tobi auch - leider keinen Biss mehr, bis wir uns gegen
Mitternacht zu unserer Hütte aufmachten.
21.07.2024 Am nächsten Morgen haben wir wieder etwas länger geschlafen und zunächst ausgiebig gefrühstückt. Nach den Eindrücken der letzten Nacht wollten wir es alle drei zuerst auf Lachs versuchen. Wir waren dann ziemlich pünktlich zur „High-Tide“ zwischen 10:00 und 11:00 Uhr am Wasser und nahmen uns diesmal den Bereich oberhalb der Brücke vor. Ich versuchte es anfangs mit einer kleinen Hitchtube auf einem 14er Einzelhaken und startete im „Bridgepool“. Anschließend kam ich an einen sehr schönen Pool etwa 200 Meter oberhalb der Brücke. Der Pool war ungefähr 20 Meter breit und dürfte gute 100 Meter lang gewesen sein. Er hatte eine schöne, gleichmäßige Strömung und die Hitchtube zeichnete ein sehr schönes „V“ an der Oberfläche. Als ich den Pool fast komplett durchgefischt hatte, konnte ich im Auslauf einen Fisch auf meine Hitchtube hochlocken. Ich spürte einen leichten „Zupfer“ an der Schnur und sah auch ein leichtes Aufwallen unter meiner gehitchten Fliege, haken konnte ich den Fisch aber leider nicht. Daraufhin ließ ich die Stelle ein paar Minuten zur Ruhe kommen und versuchte es anschließend mit der kleinen Red Frances Tube, die mir schon an der West Rangá einen Lachs eingebracht hatte. Leider zeigte der Fisch (Lachs?) keine weitere Reaktion mehr. Danach ging ich Stück
für Stück weiter flussaufwärts und es kamen mehrere Pools,
bei denen man sich sehr gut vorstellen konnte, dass dort Lachse stehen
würden. Auf dem Weg zur oberen Grenze fischte ich weiterhin vorwiegend
mit der Hitchtube, konnte damit allerdings keinen weiteren Fisch mehr an
die Oberfläche locken. Der vorletzte Pool unserer Strecke lag wunderschön
an einer Lavawand und im Wasser befanden sich viele große Steine
und Steinplatten. Auch hier roch es geradezu nach Lachs. Ich wechselte
die Fliege und band eine kleine blaue Doppelhakenfliege in Größe
14 an, da die Lachse der Midfjardará angeblich auf kleine und kleinste
Fliegen stehen sollen. Mit dieser fischte ich noch einen weiteren Durchgang
an diesem optisch sehr schönen Pool, blieb aber auch damit erfolglos.
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Vorletzter
Pool an der oberen Grenze des Trout/Char Beat
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Blick
von der oberen Grenze flussabwärts Richtung Brücke
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Auf dem Rückweg zur Brücke versuchte ich es erneut an den gleichen Pools und wechselte dabei teilweise auch auf die andere Uferseite, da diese manchmal besser zum Fischen erschien. Als ich gegen kurz vor halb sechs wieder an der Brücke auftauchte, stand Manfred mit gebogener Rute direkt oberhalb der Brücke. Es war aber leider kein Lachs, der sich seine Ally’s Shrimp schnappte, sondern nur eine, vermutlich residente, Brown Trout mit 42 Zentimetern. Wir entschieden uns, den Fisch zur Bereicherung unseres morgigen Abendessens mitzunehmen. |
Manfred
beim Drill kurz oberhalb der Brücke
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Brown
Trout mit 42 Zentimetern
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Kurz
darauf beschlossen wir, zu unserer Hütte aufzubrechen. Das Wetter
hatte sich im Laufe des Nachmittags zunehmend verschlechtert und als wir
aufbrachen, regnete es wieder stärker und das Thermometer zeigte nur
noch sechs Grad an. Zum Abendessen gab es Lammburger in Toast und da sich
das Wetter danach weiterhin von seiner ungemütlichen Seite zeigte,
verzichteten wir an diesem Abend auf einen weiteren Versuch.
Im Gegensatz zu den Erfahrungen unserer ersten beiden Islandreisen, als wir die Abende meistens als die beste Zeit des Tages kennenlernten, hatten wir in diesem Jahr – außer beim Lachsfischen an der West Rangá – keinen einzigen erfolgreichen Abend! Sehr seltsam! 22.07.2024 Heute stand bereits der letzte Angeltag unseres diesjährigen Islandurlaubs an. Manfred und ich beschlossen, es nochmal oberhalb der Brücke auf Lachs zu versuchen. Tobi war etwas unentschlossen, ging aber von der Brücke flussabwärts und wollte sich den Pool ansehen, an dem ich am ersten Tag ein kurzes, aber intensives Steigen erlebt hatte. Mein Plan war, dass ich die vier Pools, die mir am besten gefielen, jeweils mit zwei verschiedenen Fliegen absuchen wollte. Ich startete auf dem Weg Richtung oberer Grenze wieder mit einer kleinen Hitchtube und wechselte auf dem Weg zurück auf die kleine Red Frances Tube. Erfolg hatte ich aber mit keiner der beiden. Manfred ging es nicht besser und wir sahen beide auch keinen einzigen Lachs springen. Tobi hatte dagegen einen
wesentlich besseren Tag! Nachdem er es zuerst erfolglos am linken Seitenarm
unterhalb der Brücke versucht hatte, begab er sich wieder an den schmäleren
rechten Seitenarm, wo er vor zwei Tagen bereits zwei Arktische Saiblinge
gefangen hatte. Er schickte gegen kurz nach halb zwei das erste Saiblingsbild
per WhatsApp und eine knappe Stunde später das nächste, mit dem
Angebot, dass wir zu ihm kommen könnten. Leider habe ich das zweite
Bild erst gesehen, als ich zur verabredeten Zeit wieder an unserem Treffpunkt
an der Brücke ankam. Tobi kam dann auch kurz darauf zum Auto und als
er von seinem Nachmittag berichtete, zeigte sich, dass Manfred und ich
an diesem Tag komplett auf die falsche Karte gesetzt hatten! Tobi entdeckte
in einer längeren Rinne an mehreren Stellen aktive Fische. Den ersten
Saibling mit 53 Zentimetern konnte er mit einem „Sex-Dungeon-Streamer“
fangen. Nachdem die Char danach aber weder auf seinen „Sex Dungeon“, noch
auf andere Streamer ansprachen, obwohl sie weiterhin am Fressen waren,
wechselte er auf Nymphe. Das war der Schlüssel zum Erfolg und er konnte
innerhalb von etwa zwei Stunden weitere sechs Arktische Saiblinge und eine
schöne Meerforelle fangen. Sein größter Saibling maß
56 Zentimeter, die weiteren hatten zwischen 45 und gut 50 Zentimeter. Die
Meerforelle lag bei 47 Zentimetern. Dazu verlor er noch weitere Fische
im Drill. Den Großteil der Fische fing er mit typisch isländischen
Mustern, wie der Krokurinn und der Mysla. Glückwunsch nochmals zu
diesem Supertag an Tobi!
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Tobis
erster Saibling auf Streamer
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Weitere
Arctic Char von Tobi ...
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47er
Meerforelle
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Leider
standen wir an unserem letzten Nachmittag an der Midfjardará schon
etwas unter Zeitdruck, so dass es keinen Sinn mehr machte, noch einen weiteren
Versuch zu starten, was für Manfred und mich schon etwas unbefriedigend
war. Aber wir hatten vor, bereits gegen 19:00 Uhr aufzubrechen, da wir
noch etwa eine Stunde bis zu unserem Quartier für die Nacht zu fahren
hatten. Vorher wollten wir aber noch kochen und essen und mussten die Hütte
auf Vordermann bringen, sowie unser Gepäck zusammenpacken. Zum Abendessen
gab es unsere restlichen Nudeln mit Tomatensoße, die noch mit Manfreds
Forelle vom Vortag aufgepeppt wurde.
Wie geplant brachen wir gegen
19:00 Uhr von der Midfjardará auf und erreichten nach etwa einer
Stunde Fahrzeit – vorwiegend über Schotterpisten – unsere Unterkunft
„The Castle“ in Búdardalur, einem Ort mit etwa 250 Einwohnern. Das
Guesthouse wird von einer Deutschen betrieben und liegt direkt an der Atlantikküste.
Manfred und ich nutzten – erstmals überhaupt in Island - die Gelegenheit,
in den hauseigenen Hot Tub zu steigen. Tobi stand der Sinn eher nach einem
Bier, weswegen er sich noch in den örtlichen Pub aufmachte. Kurz vor
22:00 Uhr trafen wir uns dann wieder in unserem Hotelzimmer und legten
uns auch zeitnah schlafen.
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Guesthouse
„The Castle“
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Unser
Zimmer
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Blick
auf den Atlantik direkt von unserem Guesthouse
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23.07.2024
Aufgestanden sind wir um kurz nach 8:00 Uhr und dann zeitnah zum am Vorabend noch gebuchten Frühstück gegangen. Das Frühstück war für isländische Verhältnisse ziemlich günstig und dafür echt gut. Vor allem das selbstgebackene Brot war sehr lecker! Gegen 11:00 Uhr haben wir
ausgecheckt und danach noch einen kleinen Spaziergang durch Búdardalur
gemacht, bevor wir um die Mittagszeit Richtung Keflavik aufgebrochen sind.
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Spaziergang
am aufgewühlten Atlantik
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Islandkarte
im Fenster eines Supermarktes
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Die
Thrifty Autovermietung lag in einem Gewerbegebiet etwa drei Kilometer vor
dem Flughafen und wurde von uns um etwa 14:30 Uhr erreicht. Die Rückgabe
unseres Fahrzeugs dauerte nur wenige Minuten und lief ohne Komplikationen
ab. Unmittelbar danach wurden wir mit dem kostenlosen Shuttlebus der Autovermietung
zum Flughafen gebracht und erreichten diesen bereits gegen 15:00 Uhr.
Dummerweise mussten wir noch neun Stunden am Flughafen verbringen, bis unser Flug abheben sollte. Beim „lustigen Wiegespiel“ an einer Kontrollwaage war ich mit über 27 Kilogramm der große Gewinner. Ich kann mir zwar nach wie vor nicht erklären, woher das Mehrgewicht im Vergleich zum Hinflug kam, da ich Dinge wie Duschgel und Körpercreme ja während des Urlaubs verbraucht hatte und nur etwas Schokolade und die mit Wasser vollgesaugten Watschuhe dazukamen. Ich warf also noch weitere, nicht mehr unbedingt benötigte Sachen weg, packte noch weiteres Gewand in meinen Rucksack und gab Tobi noch drei meiner Rollen, da dieser bei unter 20 Kilogramm lag. Als wir um 20:30 Uhr eincheckten, lag ich dann auch nur noch ganz knapp über den erlaubten 23 Kilogramm. Nach dem Einchecken kauften wir im Duty-Free noch letzte Mitbringsel wie ein Glas mit Lavasalz und Tobi und ich gönnten uns danach noch einen Cheeseburger beziehungsweise Fish & Chips. Unser Flug sollte eigentlich um 0:15 Uhr starten, aber da das Boarding innerhalb kürzester Zeit „completed“ war, hob unser Flugzeug bereits gegen Mitternacht ab. 24.07.2024 Die Landung in Erding war dann auch bereits eine gute halbe Stunde vor dem Zeitplan gegen 5:30 Uhr Ortszeit. Während wir auf unser Gepäck warteten, meldete sich bereits der Fahrer unseres Flughafentransfers, den wir dieses Mal gebucht hatten. Mein Trolley erschien als einer der ersten auf dem Gepäckband und auch Tobi und Manfred bekamen ihr Gepäck ziemlich schnell. Unser Fahrer traf wenige Minuten später ein und wir machten uns auf den Weg Richtung Augsburg. Der Fahrer brachte Tobi und mich zum Haus von Tobis Freundin, wo Tobi sein Auto geparkt hatte. Der Flughafentransfer fuhr anschließend Manfred nach Hause, während Tobi mich zur Arbeitsstätte meiner Frau brachte. Nach einer kurzen Begrüßung machte ich mich mit unserem Auto auf den Weg und war schließlich um etwa 8:00 Uhr zu Hause. Ich habe dann noch schnell die nassen Watsachen aus dem Trolley geräumt, bevor ich den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholte. Fazit:
Die West Rangá ist ein sehr schöner, abwechslungsreicher Fluss mit einem sehr guten Lachsaufstieg, den man in zwei vollen Angeltagen nur bruchstückhaft kennenlernen kann. Mit unseren fünf gefangenen Lachsen lagen wir am oberen Ende der realistischen Erwartungen zu dieser Zeit und waren damit ziemlich zufrieden. Unser Guide Sverrir war sehr erfahren und immer bemüht, uns an den Fisch zu bringen. Die ganze Fischerei und auch die Lodge sind hochprofessionell organisiert. Einziger Wermutstropfen ist hier wirklich der exorbitante Preis, selbst für eine geteilte Rute… Die beiden Tage am Villingavatn waren wie erwartet herausfordernd, wobei zumindest ich mit meinen beiden größeren Brown Trout zufrieden war. Die Tage am Úlfljótsvatn und die knapp drei Stunden am Thingvallavatn waren eher schwierig und bis auf 20 Minuten bei Tobi nicht wirklich erfolgreich. An den großen Seen kommt es einfach darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, was entweder mit Ortskenntnis, viel Ausdauer oder mit Glück zu tun hat. Ob wir es beim nächsten Besuch in dieser Ecke Islands wieder mit der Veidikortid versuchen oder etwas Anderes machen, werden wir dann sehen. Wobei man bei der Veidikortid wohl eher etwas mehr Zeit als zweieinhalb Tage mitbringen sollte. Während unserer drei Tage an der Midfjardará haben Manfred und ich mit der Konzentration auf die Lachsfischerei einfach auf das falsche Pferd gesetzt. Ich hätte eigentlich schon gedacht, dass man dort den ein oder anderen Lachs fangen kann, vor allem, da während unseres Aufenthalts in der Lachsstrecke direkt oberhalb sehr gut gefangen wurde. Aber vermutlich muss man auch hier genau zur richtigen Zeit am Wasser sein, da die Lachse scheinbar eher schnell durch den Trout/Char-Beat nach oben ziehen. Zumindest haben wir außer am ersten Abend im Pool unter der Brücke keine weiteren Lachse springen sehen. Zum Schluss nochmal ein herzlicher
Dank an Manfred und Tobi für die tolle Zeit, die wir miteinander verbracht
haben. Gerne bald wieder! Dazu geht auch wieder ein großes Dankeschön
an Carsten Dogs von pukka destinations, der den Großteil der Reise
mit uns geplant und für uns gebucht hat, sowie uns jederzeit mit Rat
und Tat zur Seite stand!
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Reiseinformationen: • Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: Pukka Destinations • Der Autor steht gerne für Reiseinformationen zur Verfügung (Anfragen gerne über die FF-Redaktion, wir leiten sie an den Autoren weiter.) Island Infos & nützliche Links: • Die 36-Seen-Angelkarte „Veiðikortið“: (Klick) • Fliegenmuster für die Thingvallavatn-Fischerei: (Klick) • Sehenswürdigkeiten im „Golden Circle“: (Klick) • Buch von Adrian Latimer (2012): (Klick) • Mehr Reiseberichte zum Thema "Island" im Fliegenfischer-Forum findest Du hier: (Klick) |
Ein Reisebericht und Fotos von Christian Mayr für www.fliegenfischer-forum.de - Dezember 2024. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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